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1984/85

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Zu früh hast du erfahren, dass die Zeit unbarmherzig dahinfließt und dass die Menschen die Jahre zählen. Deine Mutter hat gesagt: »Vanja, heute ist der 31. Dezember, es ist Silvester, das Jahr ist um Mitternacht zu Ende und es beginnt ein neues. Das müssen wir feiern.« Sie hat »Kindern aus aller Welt alles Gute für 1985« in den Kassettenplayer geschoben und gelächelt, überheblich, wie es die Erwachsenen immer getan haben, wenn sie etwas erklären wollten. Bis zu diesem Augenblick hattest du geglaubt, dass du im Jahr 1984 lebst, so wie du in Banovo brdo und im Haus Žarka Pucara 15 lebst, mehr als das: Alles, was du gekannt hast, hat zu 1984 gehört. Dein Spielplatz und die anderen Kinder im Park, dein Bruder, dein Fahrrad mit Stützrädern, deine Wohnung im 12. Stock.

»Wer werden 1985 meine Eltern sein, wo werden wir wohnen? Was ist, wenn das neue Jahr ganz schlimm ist, wie Kindergarten? O Scheiße, alles in den Schwanz!«

Die Verzweiflung hat dich gepackt, du hast begonnen zu weinen und dich vor Angst unterm Bett versteckt. Es gibt einfach Menschen, für die nichts selbstverständlich ist, weder Freunde noch Zeit noch diverse Weltordnungen noch Schuhe Zusammenbinden. Du kannst nichts, du vertraust niemandem. Du bist auserwählt.

Die verschissene Zeit

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