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Kurzgeschichten: Politische Moral? Du hast die Wahl

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„Als Vater erkläre ich Dir nun einmal die Politik damit du weißt, was es alles so für Möglichkeiten gibt.“ Der Fünfzehnjährige hört dem achtundsechziger Vater dümmlich grinsend zu. „Besser als n Arschvoll“, meint er, ohne es offen auszusprechen.

„Neoliberalismus ist es, wenn Aktionäre Konzernen Geld leihen, damit diese die Arbeitenden um ihren gerechten Lohn betrügen und die Aktionäre ausreichende Tantiemen bekommen.

Sozialismus ist es, wenn es keine Konzerne gibt, die wissen wie man die Arbeitenden am besten ausbeuten kann, und wenn die Ausbeutung schlecht funktioniert. Die wenigen Tantiemen bekommen dann die Seilschaften.

„Oligarchismus“ ist eine frühe Form von Demokratie, wie sie die alten griechischen Stadtstaaten pflegten. Sklaven und Frauen durften nicht wählen. Es war die Herrschaft der wenigen, auserwählten Seilschaften. Obwohl es wohl keine offiziellen Sklaven mehr gibt und Frauen wählen dürfen und wohl nicht mehr so benachteiligt sind, wird dieses System heute von einigen Staaten als Demokratie angesehen. Richtige Demokratie gibt es sowieso nicht, wenn man nur alle paar Jahre zwischen mehreren negativen Möglichkeiten wählen kann. Einem zum Tode Verurteilten ist es wohl auch egal, ob er gehängt oder vergiftet wird.

Eine Basisdemokratie könnte es jetzt mit PC geben. Funktioniert aber nicht, weil jeder seine eigene Meinung hat und bei der Masse der saudummen Leute auch dann meistens etwas Saudummes dabei rauskommt. Freibier für alle. Ein ständiges Referendum, eine ständige Volksbefragung würde dazu führen, dass alle Gelder haben wollen, ohne sich einzuschränken. Nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.

Faschismus ist es, wenn dem Volk „Ehre“ vorgegaukelt wird, um es zu bewegen, bis zur Selbstaufgabe fragwürdige Leistungen zu erbringen, fragwürdigen Idealen nachzujagen und sich gern betrügen zu lassen. Reichliche Tantiemen bekommen systemkonforme Hetzer, Oligarchen und Kriegstreiber.

Kommunismus ist es, wenn blauäugig an das „Gute“ im Menschen appelliert wird, sodass Menschen gern das Wenige geben, was sie selbst besitzen, und auch selbst besser verwenden könnten. Funktioniert nicht, ist auch mit Glauben nicht durchsetzbar. Eventuell mit Gentechnik am Menschen? Weiß ich nicht.

Ein „Glaubismus“ wäre genauso geartet, da der Kommunismus ihm dasselbe z.B. das christliche Menschenbild abgeschaut, entwendet und missbraucht hat. Die Menschen geben gern für Arme und die Kirchen bauen sich davon goldene Tempel. Selbst Säkularität hilft da nur wenig. Das funktioniert auch nicht auf Dauer.

Ein Glaubensstaat wird es, wenn die goldenen Tempel eingerissen, die Kultur zerstört und andersgläubige Menschen gequält, vergewaltigt und geköpft werden. Ohne angelernte Moral und Respekt ist auch dieses im Menschen angelegt. Nach zuwenig oder zuviel Moral ist dieses wohl die scheußlichste Form der Perversion.

Ohne jegliche Moral und gegenseitigen Respekt vor den Mitmenschen ist ein gedeihliches Zusammenleben nicht vorstellbar. Dann wäre es auch besser, wenn die Menschheit nicht mehr allzu lange existiert. Der Sinn unserer Spezies scheint sowieso erfüllt zu sein, wenn sie ausschließlich dazu sinnvoll war, den angehäuften Müll den Millionen Zeitalter hinterlassen haben, wieder umzusetzen und in die Luft zu blasen. Dann wären wir nicht sinnvoller als jeder andere Stoffwechsler, nur effektiver. Ich weigere mich aber, zu glauben, dass wir etwas mit Scheißhausbrummern oder Ameisen gemein haben, oder? Eventuell hilft schon ein wenig mehr Moral, Demut und Respekt, auch in der Politik.“

„Was wolltest Du mir nun damit sagen?“fragt der Sohn kleinlaut, aber reichlich genervt.

„Geh gefälligst zur Wahl, wenn du endlich sechzehn bist!“

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