Читать книгу 313 kurzgefasste Vorschriften - Basilius der Große - Страница 10
Оглавление20. Frage.
Soll ein Sünder die Gesellschaft Andersgläubiger sowohl als auch derer, die einen schlechten Lebenswandel führen, vermeiden?
Antwort. Da der Apostel sagt: Entziehet euch jedem Bruder, der unredlich wandelt und nicht nach der Überlieferung, die ihr von uns empfangen habt;“70 so ist überhaupt für Jeden jede Theilnahme an jeder verbotenen Sache, in Gedanken, Worten und Werken schädlich und gefährlich. Die in Sünden sich Befindenden müssen aber um so mehr auf ihrer Hut sein, erstens, weil die an die Sünde gewöhnte Seele meistens mehr dazu geneigt ist, dann, weil, gleichwie die Leiber der Kranken einer sorgfältigeren Pflege bedürfen, so daß oft Das, was für die Gesunden heilsam ist, versagt wird, ebenso auch die an der Seele Kranken eine weit größere Wachsamkeit und Sorgfalt nöthig haben. Wie groß aber der Schaden ist, der aus dem Umgange mit Sündern entsteht, zeigt der Apostel in folgendem Satze, in dem er sagt: „Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.“71 Wenn aber Diejenigen, welche in dem Sittlichen fehlen, so sehr schädlich sind, was soll man erst von Jenen sagen, die über Gott verkehrt denken, und die diese verkehrte Ansicht auch in dem Übrigen nicht gesund sein läßt, da sie sich in Folge dessen einmal den schädlichen Lastern hingegeben haben, wie an vielen Stellen gezeigt wird, besonders aber in Dem, was im Briefe an die Römer über Einige in folgender Weise gesagt ist: „Und wie sie es nicht werth achteten, Gott zu haben in der Erkenntniß, überließ sie Gott dem verwerflichen Sinne, zu thun, was sich nicht ziemt; sie wurden erfüllt mit jeder Ungerechtigkeit, mit Hurerei, Bosheit, Habsucht, Schlechtigkeit; voll Neid, Mord, Zank, Arglist, Bösartigkeit; sie wurden Ohrenbläser, Verleumder, Gott verhaßt, übermüthig, stolz, prahlerisch, erfinderisch im Bösen, ungehorsam den Eltern, vernunftlos, unbändig, lieblos, treulos, unbarmherzig; sie, welche, nachdem sie die Gerechtigkeit Gottes erkannt hatten, nicht einsahen, daß die, welche Solches thun, den Tod verdienen, und nicht allein Die, welche Solches thun, sondern auch Die, welche Denen beistimmen, die es thun.“72
21. Frage.
Woher die Zerstreuung und die eitlen Gedanken entstehen, und wie ihnen zu begegnen.
Antwort. Die Zerstreuung entsteht, wenn der Geist in Unthätigkeit ist und sich nicht mit dem Nothwendigen beschäftigt. Der Geist wird aber unthätig und sorglos, wenn er nicht an Gottes Gegenwart glaubt, der Herzen und Nieren erforscht. Denn glaubte er daran, so würde er auch gewiß Das thun, was gesagt ist: „Ich sah den Herrn immer vor meinen Augen, denn er ist mir zur Rechten, damit ich nicht wanke.“73 Wer aber Dieses und Ähnliches thut, der wird weder jemals wagen noch Muße haben, Etwas zu denken, was nicht zur Erbauung des Glaubens dient, selbst wenn es gut zu sein scheint, geschweige denn etwas Verbotenes und Gott nicht Wohlgefälliges.
22. Frage.
Woher die unreinen Träume in der Nacht.
Antwort. Sie entstehen aus den unordentlichen Regungen der Seele am Tage. Hält sich aber die Seele von jenen Regungen rein, indem sie die Gerichte Gottes betrachtet und sich beständig mit schönen und Gott wohlgefälligen Dingen beschäftigt, so wird sie auch Diesem entsprechende Träume haben.
23. Frage.
Welche Reden als unnütz verurtheilt werden.
Antwort. Überhaupt ist jedes Wort, das nicht dem ihm von Gott bestimmten Zwecke entspricht, unnütz. Und die Gefahr eines solchen Wortes ist so groß, daß, selbst wenn das Gesagte gut ist, aber nicht zur Erbauung des Glaubens beiträgt, der Redende wegen der Güte des Wortes nicht der Gefahr entrinnt, sondern dadurch, daß das Gesagte nicht zur Erbauung diente, den heiligen Geist Gottes betrübt. Denn Dieses hat der Apostel ausdrücklich gelehrt, indem er sagt: „Kein häßliches Wort gehe aus eurem Munde, sondern was gut ist zur Erbauung im Glauben, damit es Gnade verleihe den Hörenden,“ und hinzufügt: „Und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, in welchem ihr besiegelt seid!“74
24. Frage.
Was ist Lästerung?
Antwort. Jedes Wort, das in der Absicht ausgesprochen wird, zu entehren, ist Lästerung, auch wenn das Wort selbst nicht schmachvoll zu sein scheint. Und Dieß erhellt aus Dem, was das Evangelium von den Juden sagt: Da lästerten sie ihn und sagten zu ihm: „Sei du sein Jünger!“75
25. Frage.
Was ist Verleumdung?
Antwort. Zwei Verhältnisse gibt es meines Erachtens, in denen es gestattet ist, über Jemanden etwas Böses zu sagen: wenn Jemand genöthigt ist, sich mit anderen hiefür Bestimmten zu berathen, wie Der, welcher gesündigt hat, zu bessern ist, und wenn es ferner nothwendig ist, Einige zu warnen, die sich aus Unwissenheit an einen Bösen anschließen möchten, weil sie ihn für gut halten, da der Apostel gebietet, mit Solchen nicht umzugehen, damit seine Seele nicht in Fallstricke gerathe.76 Dasselbe hat, wie wir finden, der Apostel gethan, indem er an Timotheus schreibt: „Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses erzeigt, vor ihm hüte auch du dich, denn er hat sich unsern Reden sehr widersetzt.“77 Wer aber ohne eine solche Dringlichkeit wider Jemanden Etwas sagt, um ihn dadurch zu verkleinern oder durchzuziehen, der ist ein Verleumder, auch wenn Das, was er sagt, wahr ist.
26. Frage.
Was verdient, wer einen Bruder verleumdet oder den Verleumder anhört?
Antwort. Beide verdienen ausgeschlossen zu werden; „denn wer heimlich seinen Nächsten verkleinert, den verfolge ich.“78 Und anderswo heißt es: „Einen Verleumder höre nicht gerne an, damit du nicht verdorben werdest.“79
27. Frage.
Wie sollen wir uns zu Dem stellen, der den Vorgesetzten verleumdet?
Antwort. Das Gericht hierüber zeigt sich im Zorne Gottes gegen Maria, weil sie Moses verleumdet hatte, deren Sünde, obgleich Moses für sie bat, Gott nicht ungestraft ließ.80
28. Frage.
Wenn Jemand, der kühn und ausgelassen antwortet und, darüber zur Rede gestellt, sagt, er habe nichts Böses im Herzen; ob Dem zu glauben.
Antwort. Nicht alle Fehler der Seele sind Allen offenbar, nicht einmal selbst Demjenigen, der damit behaftet ist, ebenso wenig wie die Gebrechen des Leibes. Wie nun die Kundigen ein dem Leibe gewisse Zeichen von den verborgenen Krankheiten haben, die selbst der Kenntniß der Kranken entgehen; so muß man auch bei der Seele, auch wenn der Sünder seine Krankheit nicht kennt, dem Herrn glauben, der ihm sowohl als denen, die mit ihm umgehen, versichert, daß der böse Mensch aus dem bösen Schatze seines Herzens das Böse hervorbringt. Wohl heuchelt der Böse oft ein gutes Wort oder eine gute Handlung; dagegen ist es unmöglich, daß der Gute etwas Böses heuchle. „Befleissiget euch des Guten,“ heißt es, „nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen.“81
29. Frage.
Wie man sich des Zornes enthalten kann.
Antwort. Wenn man glaubt, daß man von dem Alles sehenden und dem gegenwärtigen Herrn immer gesehen wird. Denn welcher Unterthan wagt jemals Etwas vor den Augen seines Fürsten, was diesem nicht gefällt? Erwartet er auch von Anderen keinen Gehorsam, so soll er doch zum Gehorsame bereit sein, indem er Alle für höher hält als sich selbst. Denn fordert er den Gehorsam seines eigenen Nutzens wegen, so soll er wissen, daß das Wort des Herrn lehrt, Jeder solle den Anderen dienen; straft er aber die Übertretung des Gebotes des Herrn, so bedarf es nicht des Zornes, sondern des Mitleids und der Barmherzigkeit nach dem Vorbilde dessen, der da sagt: „Wer wird schwach, und ich werde nicht schwach?“82