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Vorwort

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Dies ist ein Teil meiner Lebensgeschichte. Meine Geschichte, von der ich immer glaubte, sie sei so banal. Eine Lebensgeschichte wie die von Millionen anderen Menschen auch. Immer dachte ich, ich sei nichts Besonderes. Ich könne nicht mithalten. Mit den Weltenbummlern. Mit den interessanten Berufen. Mit den Künstlern, mit Menschen, die etwas auf die Beine stellten. Mit dem Ziel, neues zu kreieren. Mit denen, die neue Wege beschritten, um ihren Mitmenschen eine andere Perspektive aufzuzeigen. Oder mit Jenen die die Welt ein Stück besser machen. Heute weiß ich, dass ich von Anfang an gesegnet war mit diesen Gaben, die all dies ermöglichen. Dass ich geboren wurde als hochsensitiver Mensch. Das empfand ich die meiste Zeit meines Lebens mehr als Belastung, denn als Bereicherung. Weil ich mich dadurch wie ein Außerirdischer fühlte. Mit meinem Mitgefühl, meinem Wunsch, helfen zu wollen. Und dem Gefühl der Ohnmacht, weil ich mir paradoxerweise ja selbst nicht helfen konnte. In diesem Labyrinth an intensiven Emotionen. Indem ich so oft den Ausgang nicht sah.

Als Kind der Babyboomergeneration verbrachte ich eine relativ unbeschwerte Kindheit, doch keineswegs eine schmerzfreie. Aufgezogen von Eltern, die ihr Allerbestes gaben und die selbst ihre schwere Geschichte mit sich herumschleppten. Als hochsensibles Kind übernahm ich unbewusst, aber äußerst bereitwillig einen Teil der Last. In meinen Jugendjahren kam ich meinem wahren Selbst schon etwas näher. Rebellion war kein Fremdwort für mich und um meine Grenzen zu erfahren, trieb ich die Dinge gern und oft auf die Spitze. Doch immer wieder landete ich am Boden von dem, was mein Umfeld mir als Realität vermittelte. Bald glaubte ich, mein Heil nur in einem finden zu können: in der Anpassung an die Gesellschaft. Ich hatte einen soliden „nine to five“ Job und bemühte mich verzweifelt, so zu denken und zu fühlen wie die meisten meiner Mitmenschen auch. Zumindest wie ich vermutete, dass sie es taten. Nicht selten schätzte ich den Rat Anderer höher ein als mein eigenes Bauchgefühl. Erst als ich immer unglücklicher wurde, beachtete ich meine Intuition. Sie zeigte mir, dass es mehr gab als das materielle Leben. Endlich erfuhr ich in meinem Leben die spirituelle Ebene, von der ich schon als Kind wusste, dass es sie gab. Meine Hochsensitivität ermöglichte mir Zugang zu den verschiedensten Dimensionen der Feinstofflichkeit. Energiearbeit, Körperarbeit.

Doch jedes Ding hat zwei Seiten. Das Dilemma vieler hochsensibler Menschen ist, dass sie selten ausgestattet sind mit Standfestigkeit und Beharrlichkeit. So war auch ich nicht genug geerdet, um ins Vertrauen gehen zu können und all das auch voll und ganz zu leben. Doch das Leben geht oft verwinkelte Wege, um uns mit unserem wahren Sein zu vereinen. Meine Seele, mein hohes Selbst befand es für notwendig, mich mit dramatischen und lebensbedrohlichen Erfahrungen zu konfrontieren. Um mich gänzlich aufzuwecken, um letztendlich mein ganzes Potential zutage zu fördern. Oft muss das Pendel stark in die eine, dann in die andere Richtung ausschlagen um uns in unsere Mitte, unsere Wahrheit zu bringen. Heute weiß ich, kein Leben ist bedeutungslos und banal, jedes Leben will gelebt werden. Jedes Talent, jede Bestimmung sich entfalten. Kein Weg ist umsonst. Es gibt keine Sackgasse, keinen Irrweg, der nicht seinen Zweck erfüllt. Manchmal müssen wir hinabsteigen in unsere eigenen Untiefen, um alsdann gestärkt und erneuert wieder hochgespült zu werden. Letztendlich müssen wir zu unserer Wahrheit stehen und sie auch vor uns selbst und der Welt vertreten. Doch hinter jeder Wirklichkeit, gibt es eine noch größere Wirklichkeit. Einen großen, göttlichen Plan, von dem wir hier auf Erden nur einen Teil erfassen können.

So sah sieht sie also aus. Meine offenbar letzte Nacht auf dieser Erde. „Warum gebt ihr mir eigentlich seit Tagen keine Antwort?“, rief ich innerlich in Richtung Himmel. Doch ich erreichte die Engel seit längerer Zeit nicht mehr. Zumindest nicht auf die Art und Weise wie ich es mir vorstellte und gewohnt war. Als direkte Antwort, die sich in meinem Kopf abzeichnete. „Wenigstens habe ich noch mein Traumland gesehen“, dachte ich. Aber ob es wirklich auch hier zu Ende sein sollte? Ich war auf meiner lange ersehnten Australienreise im Krankenhaus gelandet. Ich klingelte nach der Nachtschwester. „What can I do for you, Sweetie?“ Nach zwei Minuten stand sie mit dieser für Aussies typisch offenen Herzlichkeit im Raum. Ich fragte sie, ob ich ein Telefon haben könnte und rief meine Freundin Susan an. Es war elf Uhr abends und ich kam auf Susan’s Mailbox. „Hi Susan“, stammelte ich. „Bitte kannst du versuchen, mit den Engeln zu sprechen. Ich glaube, für mich gibt es in diesem Körper keine Heilung mehr. Und mir geben sie keine Antwort.“

Dann fielen mir die Augen zu. Doch ich fand keinen Schlaf. Vielmehr fiel ich in eine Art Fieberwahn. Die Gedanken purzelten in meinem Kopf wild durcheinander. Irgendetwas drängte mich, über mein bisheriges Leben nachzudenken …

Weißer Kakadu auf meinem Fenster

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