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Die schnell abrufbaren Inhalte
ОглавлениеBequemlichkeit und Denkfaulheit, wo führen sie hin? Immer wieder suchst du nach den schnell abrufbaren Inhalten. Du willst die schnellen Lösungen, Patentrezepte und immer wieder irgendwelche Richtlinien. Am liebsten hast du es, wenn Autoritäten dir dein Leben in sicheren Bahnen und Anleitungen vorkauen. Gleichzeitig wehrst du dich, wenn andere über dich das Sagen haben wollen. Du lebst in Widersprüchen. Deine Bequemlichkeit führte zur Denkfaulheit. Deine Autoritätshörigkeit beförderte dich geradewegs in die Unfreiheit. Nichts davon ist dir wirklich bewusst, denn den unbequemen Gedanken weichst du wieder aus. Du lebst in vielen Widersprüchen, du läufst in Schlangenlinien. Ein freier, mündiger Geist ist nicht zu erkennen. Du bist ängstlich und du willst immer wieder die Absolution irgendwelcher Autoritäten. Wo soll das hinführen? Je älter du wirst, umso widersprüchlicher entscheidest du. Man kann weder ein Konzept, noch eine Ethik, noch tieferliegende, logische Strukturen erkennen. Du lässt dich treiben, obwohl du krampfhaft den Vorteil suchst. Du lässt dich treiben, weil du den Vorteil suchst. Das fällt nicht sofort auf, da die Gier vieler den Alltag bestimmt. Dein Selbst ist dir zu anstrengend geworden, da es Wege anmahnt, die dir immer wieder zu mühsam erscheinen. Das Kümmern um Nachhaltigkeit und Werte erscheint dir oft sinnlos, zu unbequem, denn du willst vorwärtskommen in einer Welt, in der die schnellen Vorteile zählen. Dein Sicherheitsdenken lässt dich ins Schleudern geraten, da du keine eigenen Wertmaßstäbe entwickelt hast. Du willst die schnell abrufbaren Inhalte, und Menschen gehen dir gegen den Strich, die mal länger reden oder analysieren wollen. All diejenigen, die die schnellen, bequemen Lösungen parat haben, sind gern gesehene Kaffeekränzchengäste. Wenn alle nicken und freundlich zustimmend lächeln, ist dein Tag in Ordnung. Du rufst gerne diejenigen an, die dir die schnellen Lösungen anbieten. Manchmal wird dir bei deinem Lebenstempo schon schwindelig. Du rast durch dein Leben und die kurzen, einfachen Raster sollen dir helfen. Immer wieder suchst du nach Trampelpfaden und ausgetretenen Wegen, die dir als sicher und bequem erscheinen. Du willst ans Ziel, du kennst keine Geduld und keinen Tiefgang. Du glaubst, dass du planst, und willst dein Glück erzwingen. Menschen, die dir den Ball des Lebens zurückwerfen, die dir die Verantwortung an dich selbst zurückgeben wollen, stören dich. Tipps und leicht eingängige Kost sollen dein Leben versüßen, leichter gestalten. Es muss doch für alles die schnelle Lösung geben. Es muss doch den rechten Weg geben und es müssen die passenden Formeln, die rechten Gebete und Absicherungen irgendwo zu finden sein. »Doch wo bleibt das Verstehen? Wo bleiben die eigene Erfahrung und das gewachsene Betrachten der Wirklichkeit? Wo und wann kann die eigene Urteilsfähigkeit heranreifen? Kannst du zu dir selbst finden und dir einen eigenen Standpunkt erarbeiten, wenn du nach schnellen Lösungen gierst und die Mantras der anderen nachplapperst? Ist dir dein eigenes Selbst zu anstrengend geworden, da sein Wachstum nach Arbeit ruft? Kannst du deine eigene Stimme noch wahrnehmen in deiner Umgebung der oberflächlichen Tipps und Termine?« Du bist zum Lebensflüchtling geworden. Flüchtige Eindrücke, überflüssige Kontakte, schnelle Ratschläge und ein voller Terminkalender. Du suchst nach Vorkostern für dein Leben, denn du willst nicht reinfallen, dich nicht verletzen, nichts wirklich wagen. Andere sollen deine Lebensroute ausleuchten. Du wirst immer schwächer, abhängiger und fehlgeleiteter. Die unbequemen Denker hast du verraten und verscheucht, während du die Menschen der flotten Sprüche anhimmelst. »Wo sind deine Lebensantennen geblieben?«