Читать книгу Zwischen Sommer, Heu und Weihnachten - Beatrice Dosch - Страница 8
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Sommer, Sonne, Strand und Meer
Endlich, die Sommerferien waren da und wir genossen den Urlaub an der Ostsee. Das Wetter war seit Tagen super und der Strand der schönste Platz der Welt.
Gleich nach dem Frühstück ging es ans Meer, und wenn ich mal nicht im Wasser war, spielte ich Volleyball oder Boccia mit meinen Geschwistern. Manchmal las ich sogar ein Buch, was bei mir wirklich selten vorkommt. Doch unter Mittag war es auch mir manchmal zu warm und ich legte mich in den Schatten unseres Sonnenschirms.
„Hey, kommst du mit ins Wasser?“, fragte Finn, mein jüngeren Bruder.
„Na klar“, antwortete ich und sprang auf. Ich hatte mir extra vor dem Urlaub einen neuen Bikini gekauft, den ich jetzt das erste Mal trug.
Ich jagte meinen kleinen Bruder ins Wasser und sprang hinter ihm in die Wellen. Das Meer war angenehm kühl. Ich tauchte durch eine Welle hindurch und mein kleiner Bruder fing an zu lachen, als ich mit einer Alge auf dem Kopf wieder auftauchte.
„Igitt“, angewidert nahm ich die Pflanze von meinem Kopf und schmiss sie zurück ins Meer. „Das ist gar nicht lustig“, sagte ich zu meinem Bruder, der immer noch lachte. Als er nicht aufhören wollte, spritzte ich ihn nass, woraufhin er die Flucht ergriff. Ich jagte ihm nach und er jauchzte und schrie vor Spaß. Irgendwann wurde es mir zu anstrengend und ich gab auf.
„Fang mich doch“, rief mir Finn zu und versuchte, mich zum Weitermachen zu animieren.
„Ich brauch mal eine Pause“, rief ich zurück und suchte mir eine Sandbank, wo mir das Wasser nicht mehr bis zum Kinn stand.
„Wollen wir Ball spielen“, fragte meine jüngere Schwester Karla.
„Gerne“, antwortete ich und Finn rief ich zu: „Spielst du mit?“ Finn ließ sich das nicht zweimal sagen und kam zu uns.
Eine Weile spielten wir Ball, bis unsere Eltern uns wieder aus dem Wasser scheuchten, damit wir eine Pause einlegten.
Es war halb eins und meine Mutter fragte: „Wer hat alles Hunger auf ein Fischbrötchen?“
Das ließ sich niemand entgehen und alle riefen begeistert: „Ich“ oder „Ja.“
„Soll ich gehen?“, bot ich mich an. „Ich muss eh mal zur Toilette.“
„Das wäre nett.“ Meine Mutter drückte mir einen Zehner in die Hand und ich machte mich auf den Weg zum Hafen. Dieser lag nicht weit entfernt und besaß einen kleinen Kutter, von dem aus Fisch verkauft wurde. Im Hafen angekommen, verdrückte ich mich erst schnell auf Toilette und stellte mich dann hinten in die Schlange für die Fischbrötchen.
Heute war sie besonders lang und es dauerte eine Viertelstunde, ehe ich die fünf Fischbrötchen für meine Familie in der Hand hielt. Ich beeilte mich, zurück zum Strand zu kommen, wobei ich mit jemanden zusammenstieß.
„Kannst du nicht aufpassen“, murrte ich, denn die Tüte mit den Fischbrötchen war im Sand gelandet.
„Tschuldige“, war die genuschelte Antwort.
Ich blickte auf und sah direkt in das Gesicht eines blonden Jungen mit Sommersprossen. Er wurde rot, als er mich ansah, und auch ich spürte ein Glühen in meinen Wangen.
„Sorry, ich hätte auch besser aufpassen können“, sagte ich, griff mir die Tüte mit den Fischbrötchen und verschwand Richtung Strand.
„Das hat aber lange gedauert“, beschwerte sich mein kleiner Bruder Finn, als ich bei meiner Familie angekommen war.
„Tut mir leid, aber die Schlange war heute echt lang“, entschuldigte ich mich und reichte meiner Mutter die Tüte. Sie verteilte die Brötchen und nahm das Restgeld entgegen.
Ich legte mich nach dem Essen entspannt auf mein Handtuch und sonnte mich ein wenig. Doch die Ruhe hielt nicht lange an.
„Spielst du mit uns Volleyball?“, fragte Karla hoffnungsvoll.
„Na gut.“ Ich wusste, dass sie solange quengeln würde, bis ich nachgab. Also stand ich auf und griff mir den Ball.
Eine Weile spielten wir immer im Dreieck. Meine Geschwister konnten, trotz dass sie erst acht und zehn Jahre alt waren, erstaunlich gut Volleyball spielen. Unser Vater hatte es uns von klein auf am Strand beigebracht und es gehörte einfach zu unseren Familienurlauben dazu.
Finn nahm den Ball gerade von unten, doch er sprang ihm weg, sodass ich keine Chance hatte, noch ranzukommen.
„Ich geh schon“, sagte ich und stapfte davon. Ich bückte mich, doch als ich aufstehen wollte, stieß ich mit jemanden zusammen. „Aua“, stieß ich hervor und blickte auf.
Es war derselbe Junge wie vorhin am Kutter. „Du?“, brachte ich hervor.
Er zuckte nur mit den Schultern und stammelte eine Entschuldigung zusammen. „Schon okay.“ Wir sahen uns an. Seine blauen Augen hatten viele dunkle Einsprenkelungen, die im Licht glitzerten. „Äh, magst du mitspielen?“, fragte ich. Oh Gott, wie bescheuert war das denn jetzt?
„Klar, gerne.“ Der Junge wurde schon wieder rot.
„Ich bin übrigens Mia“, stellte ich mich vor. Der blonde Junge antwortete nicht. Ich sah in erwartungsvoll an, doch seinen Namen nannte er nicht. Ich hakte nach: „Und wie heißt du?“ „Äh, ach so, ja. Ich … äh, bin Paul“, stammelte er.
„Kommst du endlich, ich will weiterspielen“, rief Finn ungeduldig.
„Na komm. Das sind meine Geschwister Finn und Karla“, stellte ich die zwei Nervensägen vor und Paul folgte mir.
Wir spielten eine Weile zu viert, doch Finn und Karla wurde es bald zu blöd, weil Paul den Ball häufig fallen ließ und nicht weiterspielte. Darum schlug ich vor, dass die beiden alleine spielen sollten, und setzte mich mit Paul in den Sand. Wir schwiegen eine Weile.
„Magst du ein Eis essen?“, fragte Paul unvermittelt.
„Gerne, ich sag nur kurz meinen Eltern Bescheid.“
Er nickte und wurde schon wieder ein wenig rot. Schnell gab ich meinen Eltern Bescheid, die nichts dagegen hatten, und zusammen liefen wir zur Eisdiele hinter der Düne.
Paul nahm eine Kugel Vanille und eine Kugel Erdbeere. Ich blieb bei meinem heiß geliebten Schokoladeneis. Wir setzten uns an einen der Tische. Unauffällig versuchte ich, Paul zu beobachten. Eine Strähne seiner blonden Haare fiel ihm immer wieder ins Gesicht und er musste sie hinters Ohr streichen.
Er bemerkte, wie ich diese Geste fasziniert beobachtete, und fragte: „Was ist?“
Jetzt wusste ich nicht, was ich sagen sollte, und fing an zu stottern: „Ähh ... nichts.“ Ich bemerkte, wie meine Wangen zu glühen begannen und lächelte unsicher. Still aßen wir weiter. Als wir beide fertig waren, machten wir uns langsam auf den Rückweg. Unsere Arme berührten sich aus Versehen und ein angenehmes Kribbeln ging durch meinen Körper.
Kurz vor der Düne griff Paul nach meiner Hand. Sie war warm und angenehm. Ich sah ihn von der Seite an und überlegte, was er wohl gerade dachte. Als wir den Strand erreichten, ließ er meine Hand los und Enttäuschung machte sich in mir breit. Ich hätte ewig so weiterlaufen können. Warum war der Weg zum Strand nur so kurz? Früher war mir das nie aufgefallen.
„Äh … wollen wir vielleicht heute Abend dem Sonnenuntergang zusehen?“, fragte er und ich merkte, dass ihn das große Überwindung gekostet hatte.
„Ja, gerne. Um neun hier?“, antwortete ich und mein Herz machte einen Aussetzer, als er nickte. Wir standen uns ein paar Sekunden wortlos gegenüber.
„Also dann, bis heute Abend“, verabschiedete ich mich.
„Ja, bis heute Abend“, antwortete Paul und wir gingen zurück zu unseren Familien.
„Wie heißt er denn?“, fragte meine Mutter, als ich bei ihr ankam.
„Paul“, antwortete ich.
Meine Mutter grinste.
„Was ist denn?“, fragte ich genervt.
„Nichts“, sagte sie.
„Ich treffe mich mit ihm heute Abend noch mal am Strand. Ist okay, oder?“, fragte ich trotzig.
„Ich glaube, unsere Tochter hat ein Date“, flüsterte mein Vater.
„Gar nicht“, sagte ich pampig.
„Mia ist verliebt, Mia ist verliebt“, sang Finn und meine Mutter musste lachen.
„Na warte“, rief ich und jagte Finn ins Wasser.
Der konnte was erleben, auch wenn er sicherlich nicht ganz unrecht hatte.