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Einführung

Kultur er-fahren – in der Natur

Wo kann man von der Römerzeit direkt ins Zeitalter der Dampfschiffe fahren? Von den Tagen der Eiszeitgletscher zu den Hütten der Pfahlbautenbewohner? Im Schatten von Vulkanbergen in den Hof eines Barockschlosses? Vom gotischen Münster zur Luftschiffwerkstatt? Und dies alles in steter Begleitung einer einmaligen Seelandschaft – in gleich drei verschiedenen Ländern? Nun, der Bodensee macht's möglich. Eine uralte Kulturlandschaft, geprägt und geformt von der Eiszeit und den Vulkanen des Hegaus, besiedelt seit über 6000 Jahren von Steinzeitmenschen, die sich in Pfahlbauten um den See niederließen, von Kelten, die erste größere Siedlungen errichteten, von Römern, die eine erste höhere Zivilisation brachten mit Städten und Kastellen, von christlichen Missionaren, die im frühen Mittelalter wichtige Klöster gründeten wie St. Gallen und die Reichenau, von den Reichsstädten des Mittelalters wie Überlingen, Ravensburg und Lindau, von Barockbaumeistern, die sich in der Birnau, dem Schloss auf der Mainau oder der St. Gallener Kathedrale verewigten, von Künstlerinnen und Künstlern aller Art, Malern, Dichtern, Bildhauern und auch von Erfindern wie dem Grafen Zeppelin. Naturschutzgebiete von europäischem Rang befinden sich in direkter Nachbarschaft zu UNESCO-Weltkulturgütern. Und die Kultur steht nicht nur stumm in der Landschaft oder liegt hinter Museumsmauern verborgen, sondern ist weiterhin lebendig, zum Beispiel in den Bregenzer Festspielen, der Fasnacht, Wasserprozessionen und Blutritten. Unsere Touren sind dazu da, Sie mit alldem vertraut zu machen, auf Entdeckungsreise zu gehen, um ihre Er-Fahrungen zu bereichern.


Zentrum des gleichnamigen Kantons: Sankt Gallen (Tour 20)

Grenzenlos um den See

Und das Schöne daran: Man ist immer international unterwegs. Über die Ländergrenzen hinweg, die bestenfalls noch durch ihre Wappenschilder auffallen, und auch innerhalb der Staaten ist man schnell beim Nachbarn, von Baden nach Schwaben, von Schwaben nach Bayern, von Vorarlberg nach Liechtenstein, vom Thurgau in den Kanton Schaffhausen. Man kann die kleinen Unterschiede und die vielen Gemeinsamkeiten er-fahren. Die Region um das mit gut 540 Quadratmeter Fläche und 273 Kilometer Uferlinie zu den größten Seen Mitteleuropas zählende Gewässer bietet auf kleinem Raum große Vielfalt – und dies nicht nur sprachlicher Natur (zu den einheimischen Dialekten kommen noch die Sprachen der vielen Touristen).


Bewacht die Schweizer Grenze: Burgruine Rheineck (Touren 18 und 19)

Wer's genau nimmt, müsste eigentlich von den Bodenseen sprechen, denn dieser besteht aus drei Teilen: dem großen Obersee zwischen Konstanz und Bregenz, dem südwestlichen Untersee zwischen Kreuzlingen und Stein am Rhein und dem nördlichen Überlinger See zwischen Meersburg und Ludwigshafen. Politisch kommen die angrenzenden Länder hinzu: Deutschland, die Schweiz und Österreich sowie das sehr nahe gelegene Liechtenstein. Warum der Bodensee »Schwäbisches Meer« genannt wird, erschließt sich daraus nicht unbedingt: Die schwäbische »Küstenlinie« ist nach der österreichischen, auch unter Hinzuziehung des bayerischen Teils um Lindau, die kürzeste. Badisches oder Thurgauer Meer wäre zutreffender, aber da die Schweizer ihre nördlichen Nachbarn in früheren Tagen summarisch als »Schwaben« bezeichneten, ergibt der Name wiederum durchaus Sinn. Die drei Länder teilen sich übrigens den See als internationales Kondominium – eine eigentliche Grenze gibt es auf dem Obersee nicht. Auch die prägenden Landschaften um den See lassen sich grob in drei geografische Regionen unterteilen: im Norden der Linzgau mit dem südlichen Oberschwaben von Überlingen bis Lindau, eine durch die Eiszeit mit ihren Moränenhügeln geprägte Gegend – die Periode der Erdgeschichte, der wir auch den Bodensee verdanken. Eine Besonderheit ist der Hegau im Westen um Singen und Engen, eine Vulkanregion, in der auch der Laie die einstigen Vulkanschlote mit bloßem Auge erkennen kann. Und schließlich das Voralpenland im Osten und Süden, von Bregenz bis Schaffhausen, Vorposten in den beiden alpinen Ländern Österreich und Schweiz.

Radeln um den Bodensee

Was bedeutet diese Landschaft für unsere Touren? Sehr grob gesprochen den Unterschied zwischen einem hügeligen Hinterland und einem sehr flachen Ufergebiet. Der See selbst erstreckt sich auf ziemlich genau 400 Meter über NN (etwas knapp darunter), seine unmittelbare Umgebung geht teils sehr schnell hinauf auf bis zu 1000 Meter. Für uns ergeben sich daraus zumeist sehr angenehme, so gut wie steigungslose Kurse entlang des Ufers und kleinere Auf- und Abstiege im Umland, da wir nicht in die großen Höhen der Voralpen vorstoßen. Unser Augenmerk liegt ja auf der Umgebung, den kulturellen und naturgeschichtlichen Besonderheiten, wir wollen weder Geschwindigkeits- noch Höhen- oder Längenrekorde aufstellen, sondern den Bodensee mit seinen verschiedenen Facetten gemütlich und umweltschonend kennenlernen.

Die Strecken haben sehr unterschiedliche Längen von kaum zehn bis 50 Kilometer, sind also so angelegt, dass genügend Zeit bleibt, um die vorgestellten Städte, Klöster, Museen und auch Bäder, Naturparks oder Spielplätze ausgiebig zu erkunden. Aufgrund dessen sind insbesondere die Stadtkurse an Kilometern kurz, damit Ihnen viel Zeit bleibt, um Erkundungen in den Orten vorzunehmen und öfter mal abzusteigen. Wem umgekehrt manche Strecke dann doch zu wenige Kilometer hat, der kann sie gerne – siehe Tipps im Kästchen – zu anderen Orten oder mit weiteren beschriebenen Touren verlängern. Zudem ist angegeben, ob die Tour familientauglich ist, als Ausschlusskriterium hierfür dient vor allem das Befahren von verkehrsreichen Straßen. Die angegebene Einstufung von »leicht« über »mittel« bis »schwer« ist selbstverständlich immer auch subjektiv. Die Touren nah am Ufer wird sicher kaum jemand als besonders anstrengend empfinden, anders vielleicht beim Anstieg auf der ein oder anderen Steiluferstrecke oder dem Auf und Ab im Hinterland. Wenn sich eine Tour schwieriger gestaltet, ist dies im Text und bei der Kurzcharakteristik gesondert vermerkt. Tatsächlich schwer ist für einigermaßen geübte und erfahrene Radfahrer keine der Touren, da wir uns, wie erwähnt, Ausritte ins Hochgebirge verkneifen.


Idyll in Steinach am Bodensee (Tour 19)


Blick vom Schweizer Ufer auf die Reichenau (Tour 2)

Einige Tipps vor dem Start

Unser Startpunkt ist fast immer ein Bahnhof, sofern vorhanden. Das dichte ÖPNV-Netz aller drei Länder ist überwiegend gut aufeinander abgestimmt. Aber nicht vergessen: Wir sind in einer Grenzregion. Obwohl alle Staaten dem europäischen Schengener Abkommen beigetreten sind – auch die Schweiz –, müssen Sie sich trotz verwaister Zollhäuschen natürlich ausweisen können, den Personalausweis oder Reisepass also bei sich haben. Ob eine Tour über eine Ländergrenze führt, finden Sie unter »Tourencharakter« jeweils extra noch einmal vermerkt. In Österreich und der Schweiz sind die Autobahnen mautpflichtig. Und als Nichtschweizer brauchen Sie naturgemäß den ein oder anderen Franken – in den größeren Grenzstädten am Nordufer gibt es diese oftmals bequem am Bankautomaten. Wichtig: In Österreich gilt Helmpflicht für Kinder unter 12 Jahren – auch wenn diese nur hinten im Anhänger sitzen!

Eine Empfehlung für alle Bodenseebesucher ist das Bodenseeticket für den gesamten Nahverkehr der drei Länder, großzügig ausgedehnt bis ins Hinterland. Gültig für die Busse und Bahnen sowie die Fähren, als Bonus mit 25 Prozent Rabatt auf die Schiffe der Weißen Flotte. Die Karte gibt es sehr preisgünstig in verschiedensten Varianten als Tageskarte Einzel und für Gruppen, für drei Zonen oder den Gesamtbereich, für einen Tag oder als Dreitagespass und – für uns besonders wichtig – auch als Fahrradkombi. Mehr Infos unter: www.bodensee-ticket.com.

Markierungen und Karten

Die Bodenseeregion ist buchstäblich ausgezeichnet für Radfahrer. Die Wege sind bestens in Schuss gehalten, überwiegend hervorragend ausgeschildert und oft auch in das internationale Radwegenetz eingebunden. International sind natürlich auch die Beschilderungen: In Deutschland sind die Radwege mit blassgrüner Schrift auf weißem Grund gekennzeichnet, in Vorarlberg ist es eine weiße Schrift auf einem kräftigen Dunkelgrün. In der Schweiz weisen weinrote Schilder mit weißer Schrift Radfahrern verlässlich den Weg. In grenznahen Regionen kann es schon mal sein, dass dort die Markierungen des Nachbarlands vorherrschen. Insgesamt aber, unterstützt durch gutes Kartenmaterial, ist die Orientierung eine problemlos zu bewältigende Kunst, auch wenn wir uns nicht immer an die durch Markierungen vorgegebene Routen halten, sondern hier und da die Schilder Schilder sein lassen, um die ein oder andere Abkürzung zu nehmen oder einen Abstecher zu einer Sehenswürdigkeit zu absolvieren.


Der alte Ortskern von Sulgen (Tour 24)


Arbon von Steinach aus gesehen (Tour 19)

Kartenmaterial für die Region gibt es reichlich. Detailreich, exakt und informativ sind die Karten des baden-württembergischen Landesamts für Geoformation und Landesentwicklung (LGL), die Ausgaben F 529 (Östlicher Bodensee) und F 511 (Westlicher Bodensee) umfassen das gesamte internationale Bodenseeufer und großzügig das deutsche Hinterland (Höri, Hegau, Linzgau) im Maßstab 1:50 000 mit Rad- und Wanderwegen. Vom LGL gibt es auch eine Gesamtkarte für Radfahrer im gröberen Maßstab 1:75 000. Den Gesamtraum umfassen auch die Euregio Bodensee (1:75 000), die Schweizer Bodensee-Karte von Kümmerli+Frey (2, 1:60 000 – mit fast komplettem Thurgau) und die zweiteilige von Kompass (11, 1:35 000), vom gleichen Verlag ist die ebenfalls zweiteilige Ausgabe Vorarlberg für unsere Touren im Westen des Bundeslands hilfreich (292, 1:50 000). Es gibt aber in den örtlichen Buchhandlungen und Tourismusbüros zahlreiche weitere sehr gute Radwegekarten – einfach umschauen und nachfragen!

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