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Die Bielefeldverschwörung

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Waren Sie schon einmal in Bielefeld? Oder kennen Sie jemanden, der schon mal dort war? Wenn nicht, vielleicht kennen Sie jemanden, der aus Bielefeld stammt? Auch nicht! Das ist auch nicht verwunderlich, denn wenn man den Erfindern der Bielefeld-Verschwörung glauben kann, gibt es Bielefeld gar nicht.

Die Anzahl von Indizien, die für diese These angeführt werden, ist groß.

Aber:

Die Bielefeldverschwörung ist natürliche nur eine Satire. Eine Idee, die die Existenz der Stadt Bielefeld anzweifelt, um die in sich geschlossene unangreifbare Argumentationsstruktur von Verschwörungstheorien auf humorvolle Weise herauszustellen.

Wir haben das Beispiel der Bielefeld-Verschwörung hier aufgegriffen, um uns mit der Materie möglicher Verschwörungstheorien und deren komplizierter Argumentationsstruktur spielerisch vertraut zu machen.

Inhalt und Kult

Die Bielefeldverschwörung wurde erstmals 1994 im deutschsprachigen Internet veröffentlicht, kursiert seither als running gag und wurde so Teil der Internet-Folklore.

Die Anhänger und Vertreter dieser Verschwörungstheorie stellen die Existenz der Stadt Bielefeld grundsätzlich in Frage.

Sie glauben, dass alle Hinweise auf diese Stadt künstliche Teile einer groß angelegten Verschwörung sind, der Bielefeldverschwörung. Diese Verschwörung soll die gesamte Menschheit von dem Dasein einer westdeutschen Stadt namens Bielefeld überzeugen.

Schon die Tatsache, dass es in der Abgelegenheit der Region eine Metropole mit über 100.000 Einwohnern geben soll, scheint Indiz genug für Absurdität einer solchen Existenz.

Die heutigen Anhänger dieser Verschwörungstheorie sprechen in Bezug auf die Urheber der Verschwörung grundsätzlich nur von IHNEN oder SIE. Einige vermuten als Urheber der Bielefeldverschwörung die CIA, den Mossad oder Außerirdische unter Führung von Ashtar Sheran, die ihr Raumschiff als Universität getarnt haben, also „übliche Verdächtige“ bei Verschwörungstheorien.

Eine andere Version dieser Verschwörung argwöhnt, dass sich in Bielefeld der Eingang zu Atlantis befindet. Um SIE nicht aufmerksam zu machen, werden statt Bielefeld oft die Termini B*e*e*e*d, B**l*f*ld, Blfd oder Bielefake verwendet, oder es wird schlicht von dem B-Wort gesprochen. Auch Lachen bei Berichten in Nachrichtensendungen über Ereignisse in Bielefeld gehört zum dokumentierten Verhaltens-Repertoire der Anhänger der Theorie.

Neue Nahrung erhielt die Bielefeldverschwörung durch einen Kartenfehler in der Darstellung von Google Earth. Dort, wo gemäß Karte und Suchfunktion die Innenstadt von Bielefeld liegen sollte, waren im Satellitenbild nur Wald und locker besiedelte Flächen zu erkennen. Dieser Fehler wurde erst im Oktober 2006 korrigiert und galt bis dahin vielen als gerne geglaubtes Indiz für die Nicht-Existenz von Bielefeld.

Unter Anhängern der Bielefeld-Theorie gilt das Nummernschild „BI“ an deutschen Kraftfahrzeugen nach wie vor als Fälschung, da es ein solches Nummernschild natürlich nicht geben kann. Das beweise auch, wie weit die Verstrickung in die Bielefeld-Verschwörung bis in höchste politische und wirtschaftliche Zweige gehe – schließlich sitz ja angeblich auch ein bekannter deutscher Pudding-Produzent in Bielefeld. Was da wohl produziert wird?

Ursprung

Die erste bekannte öffentliche Erwähnung der Bielefeldverschwörung stammt von dem deutschen Informatiker Achim Held und wurde am 15. Mai 1994 im Internet in einer newsgroup veröffentlicht.

Im Gegensatz zur Verschwörungstheorie um eine erfundene Stadt Namens Bielefeld selbst hat sich jedoch die Geschichte ihrer Entstehung nicht sehr stark verbreitet, und so sind im Internet viele, zum Teil gegensätzliche, Gerüchte umgegangen, wie die Bielefeldverschwörung entstanden sei.

Das ZDF hat zum zehnjährigen Geburtstag der Verschwörungstheorie ein Interview mit Achim Held geführt. Der war seinerzeit Informatik-Student in Kiel. In dem Interview gibt er an, dass die ganze Geschichte auf einer Studenten-Party entstanden sei. Und zwar von einem Bekannten von Held, der viele Esoterik-Magazine gelesen habe, und einem weiteren Gast, der eingeworfen habe: „Bielefeld gibt es gar nicht“.

Die Bielefeldverschwörung heute

Auch nach über 18 Jahren halten sich das Gerücht der Bielefeldverschwörung hartnäckig, und das nicht nur im deutschsprachigen Raum.

Inzwischen gibt es sogar ein Theaterstück zum Thema Bielefeld-Verschwörung, in dem ein Zug auf dem Weg nach Bielefeld unter mysteriösen Umständen liegen bleibt, wie soll er auch in einer Stadt ankommen, die es nicht gibt? Auch einer der bekannten Münster-Krimis um den Detektiv Wilsberg spielt auf die Bielefeld-Verschwörung an, weil zum Beispiel Zufahrtstrassen nach Bielefeld im Kreis verlaufen oder im Nirgendwo enden. „Nachtfahrt“ wurde von einer Theater-Jugendgruppe selbst geschrieben und erstmals im Frühsommer 2005 in Coburg aufgeführt.

Bei Einladungsaktionen und Werbefilmen für die Studikon, die Studentenkonferenz der Studentenmission in Deutschland, die Ostern 2005 mit fast 1.000 Teilnehmern in Bielefeld stattfand, wurde mehrmals auf die Bielefeldverschwörung angespielt. Die Konferenz fand übrigens unbeirrt von einer möglichen Verschwörung tatsächlich in Bielefeld statt.

Die Stadtverwaltung in Bielefeld ist sich zwar sicher, dass es die Stadt tatsächlich gibt, aber was soll sie auch sonst sagen. Mails, in denen sie mit der Behauptung konfrontiert werden, gar nicht zu existieren, erreichen sie jedenfalls immer noch.

Die unglaublichsten Verschwörungstheorien

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