Deutschland im Mittelalter
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Bernd Fuhrmann. Deutschland im Mittelalter
Deutschland im Mittelalter
Impressum
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Inhalt
Einleitung
Klimaeinflüsse
Bevölkerungsentwicklung
Oberflächenstruktur
Geldwesen
Frühmittelalter. Agrarsektor1
Handwerk
Handel
Städtewesen
Soziale Strukturen und Bildung des Adels
Hochmittelalter. Agrarsektor
Handwerk
Handel
Städtewesen
Köln – ein Sonderweg
Wohnverhältnisse
Verkehrswesen
Adel
Spätmittelalter. Agrarsektor
Wald- und Forstwirtschaft
Holz als wichtige Ressource
Waldnutzung
Glashütten
Das Beispiel Nürnberg
Maßnahmen zum Schutz der Wälder
Wald- und Forstordnungen
Städtewesen
Innere Urbanisierung
Wasserversorgung
Abfallbeseitigung und Tierhaltung
Straßenpflasterung
Lebensmittelkontrolle
Raumplanerische Aspekte
Bauen und Wohnen
Handwerk und Produktion
Zünfte
Mühlen
Handel
Augsburg und Nürnberg
Messen
Güter und Waren
Getränke
Die Hanse
Verlagswesen
Aspekte der Sozialstruktur
Soziale Schichtung
Armut und Bettelei
Stiftungen
Reichtum und Führungsschichten
Burkard Zink – ein Aufsteiger
Jüdisches Leben und Wirtschaften
Bergbau und Montansektor
Edelmetallbergbau und -verarbeitung
Salinen
Kohle
Der Schwarze Tod und andere Seuchen
Öffentliche Finanzen und Kreditwirtschaft
Städte
Territorien
Das Reich
Ernährung
Rückblick
Literatur
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Отрывок из книги
Bernd Fuhrmann
Wirtschaft – Gesellschaft – Umwelt
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Venedig nahm seine Goldprägung (Dukaten) 1285 mit ungarischem Gold auf, Ungarn wiederum prägte seit 1325 Guldenmünzen, die als wertstabile Münzen weit umliefen, so in größerer Anzahl beispielsweise in Franken mit Nürnberg als dem dortigen Handels- und Produktionszentrum. Erste Versuche in England und Frankreich mussten hingegen wegen fehlender regelmäßiger Goldeinkünfte zunächst wieder aufgegeben werden. Ab 1337 ließ dann die französische Krone den Ecu à la chaise bzw. den Ecu d’or prägen (ca. 4,18 Gramm). Unter der Herrschaft Eduards III. begann in England in den 1350er-Jahren die Prägung des Nobel, einer mit 8,97 Gramm ausgesprochen schweren Münze. Ein nicht unerheblicher Teil des für die Prägung benötigten Goldes entstammte dem Lösegeld, das für den 1356 in der Schlacht bei Maupertuis gefangenen französischen König Johann II. gezahlt wurde. Im Reichsgebiet ließen die rheinischen Kurfürsten ab 1348 nach florentinischem Vorbild Goldmünzen schlagen. 1386 begannen sie die gemeinschaftliche Prägung der rheinischen Gulden (florenus rhenensis, fl. rh.), welche bis in das frühe 16. Jahrhundert hinein den Fernhandel zumindest im Rheingebiet und in Oberdeutschland dominierten und als eine Art Leitwährung fungierten. Die Versuche der Herrscher, eine eigene Reichsguldenproduktion – die sogenannten Apfelgulden – gegen die Interessen der rheinischen Kurfürsten aufzubauen, verliefen hingegen weitgehend im Sande.31 Für den Norden und Nordosten übernahm die lübische (Silber-)Währung eine Leitfunktion. Das Recht zur Goldprägung gestand die Goldene Bulle von 1356 ausschließlich den Kurfürsten zu; außer ihnen verfügte nur noch Lübeck über dieses Privileg (1340), nutzte es aber nur vorübergehend. Um auch einmal konkrete Zahlen zu nennen: Der flandrische Graf Ludwig von Male, nicht dem Reich zugehörig, ließ während seiner knapp 40-jährigen Herrschaft (1346–1384) etwa 15 Millionen Gold- sowie ungefähr 135 Millionen Silbermünzen prägen.
Einen tief greifenden Wandel im Münzwesen brachte dann erst wieder das 16. Jahrhundert, denn das Aufkommen höherwertiger Silbermünzen neben den groschenartigen Silbermünzen führte dazu, dass die Talerprägungen selbst in Oberdeutschland nach 1536 die Guldenmünzen aus ihrer Leitwährungsfunktion verdrängten. Die Bezeichnung Taler fungierte allerdings als Oberbegriff für zahlreiche Großsilbermünzen, deren Wert bei ihrer ersten Prägung dem eines Goldguldens entsprach, was zu einem hohen Gewicht der Münzen führte. Allgemein bezeichnet Michael North die durch die gesteigerte Silberförderung begünstigte Produktion von Großsilbermünzen als Einleitung der geldgeschichtlichen Neuzeit.32 Die seit ca. 1540 ins Spiel kommenden Silbervorkommen der Neuen Welt sollten aber erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das europäische Münzwesen beeinflussen, wobei ihre Auswirkungen auf das Reichsgebiet in der Forschung äußerst umstritten sind. Allerdings drangen seit den 1560er-Jahren über die südlichen Niederlande spanische Philippstaler ins Reichsgebiet vor. Bereits die letzten Jahre des 16. Jahrhunderts kennzeichnete dann eine teils drastische Kleingeldverschlechterung, da den Scheidemünzen steigende Mengen an Kupfer zugefügt wurden. Ihren Gipfel erreichte diese Münzpolitik in der Kipper- und Wipperkrise zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, bevor sich die Währungsverhältnisse ab 1623 wieder stabilisierten.
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