Читать книгу Die Kuh gräbt nicht nach Gold - Bernd Gunthers - Страница 6
Kapitel 3 – Montag
ОглавлениеDie Nacht war kurz geworden. Michael Deiniger war gegangen, schließlich auch Sebastian Wild. Und endlich auch Paul – als Milka bereits die Augen zufielen.
Milka beeilte sich mit dem Frühstück, verdrängte die gestrige ausufernde Diskussion mit ihren abrupten Richtungswechseln, den hakenschlagenden Spekulationen zu Motiven und irrwitzigen Mutmaßungen zu potenziellen Tätern. Die gipfelten in der weinseligen Vermutung, militante Fischschützer könnten die grausige Tat in einer Art kollektiven Wahn begangen haben. Besser sollten sie die zweite Flasche Katzenbeißer nicht entkorken, meinte auch Paul schon gestern. Der hielt sich zurück, nahm nur zwei winzige Schlucke aus Milkas Glas. Aus seiner Zeit in Offenburg – nach Hamburg – brachte er eine Vorliebe für Badische Grauburgunder mit. Wenn es denn ein Wein sein sollte.
Milka schnappte sich einen frischen Kaffee, entzog sich wortlos, was an sich nicht ihre Art war, den gemurmelten Fragen ihres Vaters und verschwand in ihrem Büro. Rechnungen, Überweisungen, Statistiken. Vorschriften. Das Quartalsergebnis wollte vorbereitet sein. Und sie musste von den Holls und vom Hof Feldmann, ihrem anderen Kooperationspartner, die Daten anfordern. Dann standen das Gespräch mit ihrem Tierwirt an und eine Unterhaltung mit Beate Balzer im Hofladen, der um die Mittagszeit wenig frequentiert war. Beate hatte ein kleines Vesper vorbereitet. Es dauerte, bis sie die Organisation des geplanten Bio-Lieferservices von allen Seiten beleuchtet hatten, bis Beate zur zentralen Frage kam – wer denn bitte die Organisation übernehmen und steuern sollte. Die Frage allein machte deutlich, dass sie selbst nicht in Frage kam. Was Milka verstand. Ihr kam eine Idee. Nein, verraten wollte sie nichts. Jetzt nicht.
Bettina und Laura, sichtlich ungeduldig, warteten vor Milkas Skoda, bereit zur Abfahrt nach Obersontheim. Über einen Aushang am Schwarzen Brett des Reitstalls hatte Laura passende Stiefel gefunden, für den Anfang musste ein Fahrradhelm genügen. Ihre blauen Jeans waren eng genug. Enger ging nicht. Während der Fahrt berichtete Laura aufgeregt von ihrer ersten Stunde. Ihre anfängliche Enttäuschung, nicht sofort aufs Pferd zu dürfen, war schnell verflogen. »Britta hat mir erst mal alles über Pferde erzählt. Aber das Meiste hatte ich schon gelesen. Ich geh da doch nicht so unbedarft hin. Ist aber dann doch ganz anders, wenn man neben dem Pferd steht.«
Milka warf einen verständnisvoll lächelnden Blick zu Bettina auf dem Beifahrersitz. »Hast du dein Pferd schon gesehen?«
»Na klar. Ein brauner englischer Vollblutwallach, elfjährig und ein Meter 60 groß. Also das Stockmaß. Den hab ich aber nicht allein. Und er hat eine schöne kleine Blesse am Kopf. Aber heute darf ich endlich aufs Pferd. An der Longe.« Die Vorfreude schwang in Lauras Stimme und Tonfall mit.
Milka wandte sich an ihre Schwägerin. »Kennst du diese Paludis näher? Denen gehört wohl der Reitstall.«
»Ich war ein einziges Mal in deren Haus. Eine imposante Villa, so im italienischen Stil. Beinahe ein Anwesen.«
»In Schwäbisch Hall?«
»Ja, am Rand von Steinbach mit Blick auf die Großcomburg. Ich hab mal Laura begleitet, als eine Mitschülerin von ihr eine Vorführung hatte.«
»Was für eine Vorführung?«
»Die geben sich so als Mäzene. Kunstmäzene.« Bettinas Tonfall nahm eine merkwürdige Klangfärbung an. Bewunderung schwang mit. Und irgendwie auch Staunen, aber auch ein klein wenig Neid. »Die veranstalten zwei- oder dreimal im Jahr Konzerte für handverlesene Gäste. Und dann gibt es einen Förderpreis für Musikschüler, die viermal im Jahr ihr Können unter Beweis stellen dürfen.«
Milka bremste ab, bog in den Weg zum Reitstall ein, hielt auf dem großzügig dimensionierten Parkplatz, der von einer kleinen Baumreihe beschattet wurde. »Paludi. Klingt italienisch.«
Bettina zuckte mit den Schultern. Laura riss die Tür auf und stürmte zum Stall, zu den Pferden.
Ein Bild wie gemalt – als Milka und Bettina am eingezäunten Longierplatz ankamen. Laura, gerade und aufrecht auf dem von Britta an der Trense gehaltenen Wallach sitzend, hatte ein fast überirdisches Strahlen auf ihr Gesicht gezaubert und bemühte sich, auf Brittas Erklärungen zu Sitz, Haltung und mitgehender Bewegung zu achten. Milka holte ihr stumm geschaltetes Handy hervor, es zeigte zwei Anrufe, die sie ignorierte. Vier Fotos gelangen, bevor die Reitlehrerin das Pferd an der Nylonlonge führend bewegte, Laura ab und an erste Anweisungen zu Sitz und Gleichgewicht zurief. Milka ignorierte einen weiteren Anruf und schaltete um auf Video.
»Könnten wir auf dem Hofgut nicht auch ein Pferd halten?« Bettinas Frage sollte eher beiläufig klingen, hörte sich aber beinahe wie eine Forderung an. Milka nahm es positiv auf. »Das Reitabzeichen 10 sollte Laura vorher haben. Wenigstens. Und dann lass uns wieder drüber reden, ja?« Eingedenk ihrer bislang unausgesprochenen Idee, Bettina in den Hofladen einzubinden, verstärkte sie ihre Antwort. »Wir könnten uns mal überlegen, wie und wo wir ein Pferd unterbringen. Einen Stall braucht es schließlich. Und eine Weide.« Und eigentlich zumindest ein weiteres Hottehü für eine Sozialgemeinschaft, überlegte Milka für sich. Das könnten auch Pensionspferde sein. »Sprich doch mit Christoph darüber.«
Kriminalhauptkommissar Eichert sah nach seinem Tagewerk leicht verschwitzt aus, als er am frühen Abend auf dem Mayr’schen Hof nach Milka suchte. Schließlich traf er sie in der Maschinenhalle. Verschwitzt. Mehr als leicht.
20 Minuten waren eine gute Zeit, fand Milka, als sie in schmal geschnittenen Jeans und einem dezent roséfarbenen Polohemd im Kaminzimmer eintraf. Sie riecht nach Orangenblüten, fand Paul, als er einen Kuss und den gekühlten Ingwer-Limetten-Drink entgegennahm. Er ließ sich in einen schweren Sessel fallen, der in der Ecke neben der Bank des Kachelofens stand und spätabendlicher Stammplatz von Milkas Vater war. Der Ofen befand sich im sommerlichen Tiefschlaf. Holzfrei, auch im schwarzen Schlund hinter der Kamintür. »Du warst in Langenburg? Bei Thaler?«
Paul nickte, nahm einen tiefen Schluck. »In seiner Firma. Thaler Packaging Systems. Kommissar Karle und ich.«
»Er für den Fundort, du für den Toten, für seinen Wohnort, ja?«
»Wagner war unter der Privatadresse von Thaler gemeldet. Eine kleine Einliegerwohnung mit zwei Zimmern. Der Thaler ist schon eine Type.« Paul griff nach seinem Glas.
»Da kann ich mir jetzt alles und nichts darunter vorstellen. Jedenfalls kein Normalo, oder?«
»Bestimmt nicht. Seine Sekretärin holte uns am Empfang ab, Wartezeit gefühlte zehn Minuten, trotz Anmeldung. 52 Jahre, hatte ich zuvor gegoogelt, groß, schlank, eine hohe Stirn, graue Haare, eine Art Mecki-Frisur. Ein klein wenig der Cary Grant-Typ, nur nicht ganz so britisch. Macht den Eindruck eines grundsoliden Unternehmers. Gab sich sehr jovial. Zugleich vermittelte sein Auftreten aber das Gefühl, als gewähre er uns eine Audienz. Formulierte Karle eine Frage, nur um nachzuhaken, mit etwas anderen Worten, wurde er unvermittelt biestig. ›Konnten Sie sich meine Antwort nicht merken, Herr Karle?‹, so etwa.«
»Und mit so einem Typen geht Sebastian auf die Jagd.«
»Nur selten, wie er gestern erzählt hat. Der Thaler hat eine Jagd gepachtet. Und ab und an will er eben Gesellschaft. Aber nun zu Wagner. Der war früher in seiner Firma, in der Produktion. Hatte dann einen Unfall – die unwichtigen Details lass ich mal weg. Zuständig war er für die Technik in Thalers Villa, für den Bürotrakt der Firma und, nicht zu vergessen, für Thalers drei Oldtimer.«
»Also auch für seinen Austin-Healey 3000 Mk III«, sagte Milka und schenkte Limonade nach. »Mit dem will er bei der Langenburg Historic antreten. Ist jedenfalls angemeldet, wie Deiniger sagte. Hat Thaler seinen Haus- und Hofmeister nicht vermisst? Oder jemand anders? Frau, Freunde, Haushälterin? Nun lass dir nicht alle Würmer …«
»Immer langsam. Simultandenken – berichten und gleichzeitig überlegen, die Aussagen durchdenken – das geht nicht so schnell«, meinte Paul lapidar.
»Quatsch. Es gibt Multi-Tasking, das kann meine Mutter prima beim Kochen, aber nicht Multi-Thinking«, widersprach Milka. »Zwei Gedanken auf einmal denken. Wer kann denn so was?«
»Ich«, meinte Paul mit einem Schmunzeln, das auf Milka nur zu einem Teil ironisch wirkte. »Das vertiefen wir ein andermal«, sagte Milka. »Jedenfalls hatte Wagner, nach Deinigers Worten Junggeselle, Urlaub. Eine Woche zum Angeln. Und wurde nicht vermisst? Klingt irgendwie höchst merkwürdig, meinst du nicht?«
Paul runzelte seine Stirn, machte eine Handbewegung, die nach »ja, und« aussah, und schob sein Glas zur Seite.
Milka diagnostizierte bei ihrem mundfaulen Paul eine gewisse Artikulationsmüdigkeit, wollte aber den wichtigsten Ermittlungsaspekt nicht auslassen. »Und zu einem möglichen Motiv sagte Thaler nichts? Wer Wagner möglicherweise warum an die Gurgel wollte? Feinde, Drohungen, Anfeindungen?«
»Milka!«
»Ich höre.«
Paul stand auf, ging zum Fenster und blickte auf den Hof. Milkas Bruder fuhr mit einem Trecker vor. »Er wusste nichts. Falsch. Er sagte, er wisse von nichts. Kein Motiv weit und breit.«
»Und dann?«
»Sind wir zu seiner Villa gefahren, um mit seiner Frau zu sprechen. Ein echter zweigeschossiger Luxusbau am Stadtrand von Langenburg. Mit Auffahrt und kurzer zweiläufiger Treppe zum Eingang. Alles penibel gepflegt und irgendwie darauf aus, Status zu zeigen.«
»Und wie ist seine Frau?«
»Weg. War nicht da. Wir haben mit der Haushälterin gesprochen. Eine Stefanie Koch, 55 Jahre, eher klein, dunkle nach hinten gekämmte und zusammengebundene Haare – vielleicht kam sie vom Staubsaugen – schmallippig, kein Lächeln. Nicht einmal bei der Begrüßung. Danach schon gar nicht.« Paul drehte sich um, setzte sich neben Milka auf die Bank. »Sie war bestürzt. Und das war bestimmt nicht gespielt. Zumindest erhielten wir einige brauchbare Informationen zu Wagner, nach dem ersten Schock.«
»Zu seiner Person, oder auch …« Milka hielt inne, als sie ein vom Hof kommendes knirschendes Geräusch hörte.
»Zu seiner Person. Nach seinem Unfall wurde er wohl zunehmend verschlossen. Extrem pflichtbewusst. Kümmerte sich um alle seine Aufgaben mit einer, wie sie sich ausdrückte, pingeligen Verbissenheit. Sie kamen gut miteinander aus, sagte sie. Solange sie ihm nicht zu nahe kam. Nicht, dass sie etwas mit ihm anfangen wollte. Glaube ich nicht. Er ließ nur nichts an sich ran. Sie durfte sich nicht um ihn kümmern. Wobei – so zurückhaltend, wie sie sich uns gegenüber gab, dürfte ihr das nicht schwergefallen sein.«
»Und das war’s dann schon?«
Paul stand wieder auf, als ein leises Geräusch vom Flur aus zu hören war. »Ja. Sie wusste um seinen Urlaub. Wusste, dass er gern angelte. Und wusste auch: keine Fragen zum wie-geht-es, oder was-haben-Sie-heute-gemacht. Das passte ihm nicht.«
»Und sie wusste nichts über Probleme, Anfeindungen …« Milka brach ab, als sie Pauls Gesichtsausdruck sah. »Jaja, weiß schon. Keine Freunde, die ihn besuchten?« Das Geräusch im Flur wurde lauter. Ihr Bruder Christoph öffnete die Tür, nickte Paul mit einem angedeuteten Lächeln zu. »Milka, kommst du mal? Jetzt!«
Milka folgte mit einem Achselzucken. Hielt im Flur abrupt inne. Ein derangierter Professor Lothar Ebert stand unsicher und zitternd an die Flurwand gelehnt, gestützt von Milkas Mutter Karin, die ein leeres Wasserglas in der Hand hielt. Milka packte den Professor fest am Arm und leitete ihn fürsorglich ins Kaminzimmer. Paul half, bis Lothar Ebert aufatmend sicher im Lehnstuhl saß.
Für Milka war der emeritierte Kunstgeschichtsprofessor aus Kirchberg an der Jagst ein guter Freund. Zweimal hatte er Paul und ihr mit seinem Wissen und seinen analytischen Fähigkeiten geholfen. Im Moment sah es so aus, als bedürfe er selbst der Hilfe. Dringend. Das längliche Gesicht tief gebräunt, bildeten seine langen weiß-grauen Haare, an den Ohren vorbei nach hinten gekämmt, einen harten Kontrast. Buschige, erstaunlich dunkle Augenbrauen und ein kurz gestutzter grauer Schnurrbart verliehen ihm ein distinguiertes Aussehen. Nur jetzt nicht. Die helle Cordhose verrutscht, das weiße Hemd nass unter den Achseln und die Haare zerzaust. So ziemlich alles schien durcheinander zu sein. Auch der Kopf. Allmählich wich das Zittern. Er blickte hoch, hielt kurz Milkas Blick fest. »Ich habe angerufen. Ein paar Mal.«
Milka unterdrückte einen Fluch. Ihr Smartphone und die Anrufversuche hatte sie total vergessen, als Christoph und ihr Vater sie nach ihrer Rückkehr in Beschlag genommen hatten. Das Handy lag oben in ihrem Zimmer. Sie eilte in die Küche, kam mit einem gut eingeschenkten Obstler zurück und drückte Herrn Ebert das Glas in die Hand. »Hier Lothar, zur Stärkung.«
Der Professor richtete sich auf, strich mit dem Zeigefinger über seine Schnurrbarthaare. »Hab seit heute Morgen nichts mehr gegessen. Und dann bin ich die ganze Strecke von Herbertingen hierher gefahren.« Seine Hand zitterte ein wenig.
Milka nahm ihm das Glas wieder weg. »Mit dem Schnaps warten Sie dann ein wenig, Lothar. Ich bringe Ihnen lieber einen Apfelsaft.«
Nach dem zweiten Glas erholte sich der Professor sichtlich.
»Was machen Sie denn dort, in Herbertingen?«, fragte Paul Eichert, wohl wissend, dass er mit solchen Fragen manchmal – er setzte das Manchmal gedanklich in Klammern – recht ausschweifende und in doppeltem Wortsinn erschöpfende Ausführungen erwarten durfte.
»Die Kelten«, sagte Herr Ebert und führte sein Glas zum Mund.
»Sie sind Kunsthistoriker und, wie wir wissen, Hobbygenealoge. Aber auch Kelten? Asterix und Obelix?«
Milka runzelte missbilligend ihre Stirn. Paul sollte das jetzt nicht ins Lächerliche ziehen.
»Als ich zehn war, hat mir ein Freund den ersten Band des Comics in die Hand gedrückt.«
Paul rechnete blitzschnell. »Die französische Ausgabe, 1961. Die deutsche kam erst sieben Jahre später.«
Lothar Ebert zeigte versuchsweise ein erstes Lächeln. »Sie kennen sich aber sehr gut aus. Haben Sie den ersten Band?«
Paul grinste. »Ich wollte, ich hätte.«
»Ich auch. Jedenfalls hat das damals mein Interesse geweckt. An den Kelten, meine ich. Und später: Auch in Comics steckt Kunst. Comics sind quasi ein Versuch, mit Zeichenkunst Geschichten in Bildern zu erzählen. Allerdings haben sie nie einen richtigen Platz gefunden. Für die Literatur nicht komplex genug, für die bildende Kunst nicht genial genug, hat mal jemand gesagt. Etwas anders sieht das in Amerika aus. Ich erinnere nur an Andy Warhol oder Roy Lichtenstein und ihre …«
Der Professor wurde unterbrochen. Karin Mayr stieß die Tür mit dem Fuß auf und brachte ein großes schwäbisches Vesper herein. Auf einer überdimensionierten Holzplatte fanden sich, liebevoll angerichtet, verschiedene Wurstsorten. Schinkenwurst lag neben Schwartenmagen, Presskopf an Schwarzwälder Räucherschinken, grobe Leberwurstscheiben neben geräuchertem Schinken vom Hällischen Landschwein. Und Tellersülze. Auch die Käseauswahl konnte sich sehen lassen: Romadur – ein Rotschmierkäse aus Kuhmilch, Emmentaler und Luckeleskäs. Dazwischen kleine Gewürzgurken. »Ein schwäbisches Vesper!« Karin Mayr sprach es »Veschbr« aus.
Paul, mit hungrigem Blick auf das überbordende kulinarische Angebot, stieß ein vernehmliches »Hm« aus. »So, nu wüllt wi mol Foffteihn moken.«
Nicht nur Milka schaute erstaunt drein. »Foffteihn? 15, du Hamburger?«
»Richtig, nach Veerteihn kommt Foffteihn. Bedeutet im Norddeutschen so viel wie Brotzeit im Bayrischen. Und die Fünfzehn, die kommt aus der 15-Minuten-Pause für die Brotzeit der Arbeiter. Früher. Wenn ich das Angebot richtig sehe, schaffen wir das nicht in einer Viertelstunde.«
Milkas Mutter brachte frisches Holzofenbrot, Butter, Griebenschmalz und, sozusagen als kleinen vitaminhaltigen Ausgleich, »äbbas G’sonds««: Tomatenschnitze, Paprikastreifen, Zucchinischeiben und Radieschen. »Lassed’s euch schmecka!«
Milka holte Nachschub an naturtrübem Apfelsaft aus der Küche für alle. Als sie zurückkam, kreiste Lothar Eberts Gabel über dem Vesperbrett, um eine erste Auswahl zu treffen. »Vellberg«, sagte der Professor gerade, »da wurde vor Jahren mein Interesse an den Kelten wirklich geweckt. Die Stöckenburg, direkt gegenüber vom Städtchen Vellberg auf einem Bergvorsprung gelegen, ist der älteste besiedelte Bereich der ganzen Region. Schon vor Christi Geburt und in der Merowingerzeit haben sich dort die Kelten herumgetrieben. Und sie haben eine Fliehburg errichtet.«
Milka nutzte den günstigen Zeitpunkt, da Herrn Eberts Gabel erneut in eine Umlaufbahn eintrat, die seine volle Konzentration verlangte. »Das war dann eine Art Schutzburg, Lothar?«
Herrn Eberts Gabel verharrte unmittelbar über den Leberwurstscheiben, sein Blick rutschte ab, glitt zu seinem nebenstehenden Obstler, entschied aber bedauernd, dafür sei es zu früh. »Das darf man sich nicht als klassische Burg mit Gebäuden vorstellen. Eine Art ringförmige Befestigung, in der die Leute Schutz bei Angriffen suchten. Eine richtige Burg an dieser Stelle entstand erst im neunten Jahrhundert, sie schützte dabei eine Kirche.« Der Professor griff nach dem Obstler und nahm einen ersten kleinen Schluck. Sein Gesicht belebte sich zusehends. Paul fragte sich, auf was wohl sein eigenartiger Zustand bei der Ankunft zurückzuführen gewesen war. Nur ein Schwächeanfall? Es war merkwürdig. Der Gefahr eines längeren Vortrags ins Auge sehend und bei anhaltendem Appetit, wagte er eine Frage. »Wann und wo traten denn die Kelten überhaupt auf?«
Herr Ebert kaute und schluckte. »Also, sozusagen erstmals, jedenfalls als eigenständige Kultur – da müssen wir unseren Blick auf ihren Kernraum werfen. So etwa 1800 bis 1600 vor Christus entstehen die ersten keltischen Siedlungen in Südwestdeutschland. Ein reiselustiges Völkchen, das sich – wir sind gerade 900 vor Christus – auf Goidelisch unterhält. Eine Sprache, aus der das Gälisch hervorgeht. Und ein Volk, das sich ausbreitet. Nach Frankreich, nach Spanien, nach England. Sogar Marseille gründen sie. Und so um 800 vor Christus treffen wir auf Kelten am Oberrhein und an der Oberdonau. Da beginnt die Hallstattzeit. Hat aber nun nichts mit Schwäbisch Hall zu tun, sondern mit einem Ort in Oberösterreich.« Der Professor gestattete sich ein winziges Schmunzeln, holte genüsslich den letzten Tropfen des Obstlers aus dem Glas und leckte sich über die Lippen. Er bemerkte Bettina Mayr, die seit zwei Minuten an der Tür stand, eigentlich, um abzudecken, dann aber gebannt lauschte. »Und so ab 450 vor Christus beginnt die Latènezeit, eine Epoche der vorrömischen Eisenzeit.« Bettina schmunzelte.
Herr Ebert blickte hoch. »Bei Teutates und Belenus, Sie sind aber gut informiert, Frau Mayr.« Man kannte sich, allerdings nur von kurzen Begrüßungen zwischen Tür und Angel. »Woher wissen Sie denn das?«
»Mit Schulkindern lernt man das, abhängig vom Lehrkörper allerdings. Manches bleibt dann hängen. Außerdem war ich mit meinen beiden im Frühjahr auf der Stöckenburg und habe das aufgefrischt.«
»So setzen Sie sich doch zu uns, das können wir nachher zusammen raustragen.« Milka nickte lächelnd in Bettinas Richtung, stand auf und rückte einen Stuhl für Bettina zurecht. Und trug dann doch die nahezu leergeräumte Platte weg. Noch an der Tür hörte sie, dass Lothar bereits wieder in die Historie eintauchte.
Milka kam mit Gläsern und einer Flasche Weißburgunder aus dem Badischen zurück. Sie dachte an Paul. Der Professor befand sich bereits im ersten Jahrhundert vor Christus, als die Römer in Gallien auf die Kelten trafen, und der lange Gallische Krieg seinen Anfang nahm. »Cäsar selbst hat in seinem Werk De bello Gallico umfänglich darüber berichtet. Übrigens unsere wichtigste Informationsquelle zur späten Latènezeit.« Herr Ebert hob sein Glas.
»Kennen Sie denn die Heuneburg, Herr Professor?« Bettina streute die Frage ein.
Herr Ebert setzte abrupt sein Glas ab. Einige Tropfen schwappten über. Milka hatte ihn nie zuvor stottern hören. »Das ist – ich rief, das ist doch der …«, seine Stimme stockte. Bettina biss sich entsetzt auf die Unterlippe, unsicher, ob ihre Bemerkung auslösendes Moment für seine plötzlichen Emotionen sein konnte. Milka stand auf, legte sanft ihre Hand auf seine Schulter. »Lothar, ganz ruhig, ganz ruhig. Heuneburg bei Herbertingen – ist das der Grund, warum Sie …« Milka sprach es nicht aus, ließ ihm Zeit.
Er schien sich langsam zu fassen. »Die Heuneburg – ja. Ich bin dort seit mehreren Monaten tätig. Zumindest sporadisch. Und heute …« Er griff mit beiden Händen nach dem Glas, nahm einen kleinen Schluck, stellte es vorsichtig zurück. »Die Polizei hat mich heute Morgen verhaftet und verhört.« Lothar Ebert atmete tief ein. »Es war schrecklich. Einfach schrecklich.«
Paul schüttelte innerlich den Kopf. Nur eine emotionale Überreaktion konnte den Professor zu dieser Aussage führen. Ansonsten würde er ganz bestimmt hier nicht sitzen. Er fing Milkas Blick auf, hilfesuchend und zugleich auffordernd. Warum Lothars kurze Mitteilung ein erkennbar skeptisches Stirnrunzeln bei Paul auslöste, verstand sie nicht.
Der Kriminalhauptkommissar packte es vorsichtig an, wollte den Professor erst beruhigen, ihn in ruhiges, unkritisches Fahrwasser bringen. »Die Heuneburg ist, glaube ich, von beinahe weltgeschichtlicher Bedeutung. Wie kommt sie denn zu dieser Auszeichnung?«
Der Professor schluckte den Köder wie ein ausgehungerter Fisch. »Eigentlich reicht schon, dass es die erste Stadt nördlich der Alpen ist. Die handelsstrategische Lage oberhalb der Donau, die für den Lastentransport mit Booten geeignet war, war entscheidend. Schon in der Bronzezeit wurde die Höhensiedlung wehrhaft ausgebaut.« Herrn Eberts Gesichtszüge entspannten sich. Über sein gebräuntes Gesicht legte sich ein Hauch rötlicher Tönung, vom Weißburgunder oder der archäologischen Begeisterung oder von beidem, war nicht erkennbar. »Die Blütezeit allerdings erlebte die Heuneburg zwischen 620 und 460 vor Christus als großes Siedlungszentrum der Kelten. Mit Fürstensitz.«
»Sie sagten Stadt, Herr Professor. Wie viele Menschen wohnten denn da?«, fragte Bettina, jetzt wieder beruhigt.
»Nach aktuellen, fundierten Schätzungen etwa 5.000. Und bereits der griechische Schriftsteller Herodot erwähnte …«
Paul Eichert erkannte die latente Gefahr eines längeren geschichtlichen Ausflugs und versuchte, Herrn Ebert vorsichtig in eine andere Richtung zu lenken. »Sie sind dort tätig, sagten Sie. Ist da denn nicht alles längst erforscht?«
»Aber nicht im Geringsten.« Ebert lächelte wissend. »Obwohl inzwischen tatsächlich in der fünften Generation von Archäologen gegraben wird. Gerade eben sind wir wieder auf sensationelle Funde gestoßen.«
»Und Ihre Aufgabe? Oder ist das nur ein Hobby?« Paul empfing Milkas missbilligenden Blick ob seiner beinahe despektierlichen Unterstellung. Hobby – pah.
»Nun«, hob Herr Ebert an, »ich bin nicht an den Grabungen beteiligt. Mir geht es allein um wissenschaftliche Erkenntnisse. Und da ist das Team von Doktor Weigel von der Eberhard Karls Universität Tübingen für mich wichtig.«
»Nur dieses Team, und Sie sozusagen begleitend?«
Der Professor schüttelte den Kopf. »Wir haben momentan drei rechteckige Flächen abgesteckt. Das Sediment ist soweit abgetragen, und in Quadranten eingeteilt. Das zweite Team kommt von Arch.Search und ist auf ein Jahr Subunternehmer zum Uniteam. Dahinter steht wohl ein finanziell gut ausgestatteter Sponsor. Ich selbst – nun …« Der Professor deutete mit einer leichten Handbewegung und dem Anheben seiner Schultern an, dass er bestenfalls eine unwichtige Nebenrolle spiele. »Mich interessiert primär die Schnittstelle der Hallstattzeit zur Latènezeit und, in Bezug auf die Heuneburg, die Positionierung der Funde auf dem Plateau. Und im Umfeld. Daher gehe ich diesem Thema …«
Der Kriminalhauptkommissar musste erkennen, dass sein Lenkungsversuch missglückt war. Er kam direkt auf den Punkt. »Und bei diesen, hm, Ausgrabungen, kam es zu einem Kontakt mit der dortigen Polizei?«
Lothar Ebert griff nach seinem beinahe leeren Glas, hielt es in der Hand. Bereit sozusagen. Zeigte sich jetzt aber gefasst. »Ein wertvolles Fundstück war, völlig unerklärlich, plötzlich verschwunden. Drei Ringe, ein fein gearbeiteter Goldschmuck aus einem Mädchengrab. Weg. Einfach weg. Doktor Weigel rief die Polizei. Die kam gestern. Und heute … und heute nahmen die mich mit aufs Revier. Und verhörten mich!« Herrn Eberts ganze Person war eine einzige personifizierte Entrüstung.
»Hat man Ihnen einen Haftbefehl gezeigt und Sie dann belehrt?« Paul Eichert versuchte, so ernst wie möglich zu bleiben, unterdrückte seine aufkeimende Belustigung.
»Mich belehrt? Mich? Worüber denn?« Sein wissenschaftliches Selbstverständnis schien unberührt.
»Na, über Ihre Rechte! Dass Sie nicht aussagen müssen, und dass Sie das Recht auf juristischen …«
Herr Ebert unterbrach. »Aber nein. Die befragten mich doch nur. Irgendwer, das entnahm ich einigen Fragen, muss mich wohl beschuldigt haben. Aber ich bin doch kein Raubgräber wie Indiana Jones oder Lara Croft. Denen ging es ja allein ums Geld. Um den Wert der Sache. Und dann behauptet dieser Doktor Henry Walton Jones im dritten Teil tatsächlich ›We are not searching for things, we are searching for facts.‹ Lügenbold. Hält sich nicht an das, was er sagt. Dabei wird angehenden Archäologen bereits im Studium das Prinzip der guten wissenschaftlichen Praxis eingeimpft. Da kann ich mein Wissen doch nie in die Dienste unseriöser Sammler stellen.« Herr Ebert blickte bestätigungsheischend reihum – sah in drei lächelnde Gesichter und musste schließlich selbst lachen. Er leerte sein Glas.
»Hat sich das dann geklärt – zumindest, was Sie anbelangt, Lothar?« Milka war sich nicht wirklich sicher, ob das bereits das glückliche Ende der Geschichte war.
»Nein, keineswegs. Sie haben angekündigt, mich erneut sprechen zu wollen. Ich müsse erreichbar bleiben. Ich bin dennoch hierher gefahren.« Es klang trotzig.
Paul Eichert unterstellte, dass einem Master der Kunstgeschichte vergleichbare Ethik-Grundsätze der guten wissenschaftlichen Praxis abverlangt wurden. Er wagte sich mit einer Frage vor. »Ihre Nachforschungen zur Hallstatt- und dieser hm, Latènezeit, – werden Sie da irgendwie finanziell unterstützt?« Milka gab Paul einen warnenden Tritt unterm Tisch.
Der Professor räusperte sich. »Nun ja, nicht direkt. Aber gewissermaßen doch. Also, ich kenne einen Fabrikanten aus Langenburg. Der ist Antiquitätensammler. Mit Schwerpunkt Römer, und ja, Kelten. Und wenn es Fragen gibt, berate ich ihn. Beispielsweise, wenn es um die Herstellung von Replikaten geht oder wenn ihm Stücke angeboten werden.« Er holte tief Luft, sein Ausdruck änderte sich urplötzlich. »Sie glauben doch wohl nicht wirklich, dass ich …«
Der Kommissar ging dazwischen, entschieden und überzeugend. »Herr Professor, wir glauben gar nichts! Ihre Integrität steht doch völlig außer Frage. Nur so interessehalber: Hat Ihr Fabrikant auch einen Namen?«
Herr Ebert hatte sich wieder gefasst. »Sicher. Es ist Claus Peter Thaler in Langenburg. Hat übrigens eine sehr nette Frau. Ach ja, Milka, er hat auch ein Faible für Oldtimer. Drei Stück besitzt er. Warum fragen Sie?«
Milkas und Pauls Blicke trafen sich. Paul hob seinen Kopf mit einer kaum wahrnehmbaren auffordernden Bewegung.
»Sie kennen doch Paul. Er geht schon von Berufs wegen den Dingen immer auf den Grund. Ich kenne zwar Thaler nicht – noch nicht, könnte ich sagen – werde ihn aber am Wochenende treffen. Wir nehmen beide an der Langenburg Historic teil.«
Bettina verabschiedete sich mit einem kurzen Hinweis auf ihre Kinder. »Es hat Sie hoffentlich nicht gelangweilt, Frau Mayr«, sagte der Professor und stand auf, um ihr zum Abschied die Hand zu geben.
»Ich horche ihn ein wenig aus«, flüsterte Paul und erhielt ein bejahendes Augenzwinkern von Milka.
»Zunächst einmal, Herr Professor, können Sie selbstredend auf uns zählen. Wenn es Probleme mit der örtlichen Polizei gibt, sagen Sie mir Bescheid.«
Herrn Eberts Blick hing noch an der Tür, die Bettina schloss. Er nahm seinen Platz wieder ein. »Ich hatte gehofft, dass Sie mich unterstützen, und weiß das sehr zu schätzen. Ich bin momentan …«
Paul nickte nur verständnisvoll. »Ein Thema beschäftigt mich in diesem Zusammenhang. Soweit mir bekannt, bleiben Fundstücke aus legalen Grabungen grundsätzlich in hoheitlichem Besitz, werden entweder in Museen oder Fundarchiven verwahrt.«
Professor Ebert rückte seinen Stuhl zurecht, warf einen kurzen prüfenden Blick auf die Weinflasche. Milka entging der Blick nicht. »Das ist absolut richtig. Handelt es sich, wie bei der Heuneburg, um ein Projekt des Landesamts für Denkmalpflege, dann ist das so. Wird Ihnen so etwas angeboten, ist es gefälscht oder es wurde geraubt. Allerdings kommen immer wieder auch echte Fundstücke aus illegalen Ausgrabungen in den Handel. Auf der ganzen Welt übrigens.«
»Wobei beraten Sie diesen Herrn Thaler dann? Wenn doch keine echten Fundstücke zu erwerben sind?«
Herr Ebert strich sich übers Kinn, das am heutigen Morgen wohl keine Rasur erfahren hatte. »So pauschal kann man das nicht sagen. Es werden immer mal auch echte Stücke aus legalen Sammlungen angeboten. Nur – da muss ich aufpassen wie ein Luchs. Kommt mir jemand mit Geschichten vom Urgroßvater und dem Dachboden, beginnen bei mir alle Alarmglocken zu läuten.«
»Und die Stücke prüfen Sie dann und raten Herrn Thaler dann zum Kauf oder auch nicht?«
»Ich lasse mir vom Anbieter alle Nachweise zeigen. Herkunft, Exportbestätigung, Ausfuhrgenehmigung. Aber: Es gibt selbstverständlich auch Funde privat in Auftrag gegebener Nachforschungen, die beim Amt für Bodendenkmalpflege angemeldet wurden. Da wird dann die Schürftiefe festgelegt, man muss das Betretungsrecht einholen und …«
»Und was dann gefunden wird, darf man behalten?«
Der Professor griff nach seinem Glas, das Milka zwischenzeitlich mit höchstens einem Achtele gefüllt hatte. »Darüber befindet dann das Amt. Funde von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung gehen in das Eigentum des Landes über.«
Es entstand eine kurze verbale Erschöpfungspause, bevor Herr Ebert sein leeres Glas absetzte und mit hörbarem Bedauern seine Heimfahrt zum Kirchberger Wohnort ankündigte. Milka protestierte, noch bevor Paul mit kurzem Überschlag des Promillepegels sein berufsbedingtes Veto einlegen konnte. »Sie bleiben hier, Lothar. So fahren Sie nicht zurück. Wir haben ein Gästezimmer. Ich bringe Sie jetzt nach oben.« Der Professor zierte sich zwar kurz, leistete dann aber keinen Widerstand.
»Du siehst auch nicht gerade munter aus«, meinte Milka, als sie zurückkam und Paul am Tisch sitzen sah, den Kopf auf die Hände gestützt.
»Wie? Ach so, ja. Der Tag war lang. Und mir gehen immer wieder die Gespräche mit Thaler und dieser Frau Koch durch den Kopf. Merkwürdig genug, dass Thaler auf Wagners Tod so sachlich und unterkühlt reagierte. So, als erhalte er die Mitteilung, der Springbrunnen in seinem Vorgarten funktioniere nicht. Und wenn ich es bei ihm schon irgendwie verstehen kann, so ist mir die Verschlossenheit der Haushälterin ein Rätsel. Auf jeden Fall bringe ich die Art und Weise, wie Wagner umgekommen ist, nicht mit seinem Umfeld in Einklang. Und Karle versteht das auch nicht.«
»Und was ist mit Lothar? Er ist doch nicht wirklich verhaftet worden, oder?«
Paul stand auf, es sah nicht gerade dynamisch aus. »Unsinn. Die Kripo von Sigmaringen, ich nehme an sie war es, hat ihn befragt und wollten das nicht im Umfeld der Ausgrabung machen. Jedenfalls musst du dir über diese polizeiliche Maßnahme dein hübsches Köpfchen nicht zerbrechen.«
»Soll das heißen, es ist nicht genug drin? Grips, meine ich? Oder ich soll mich aus allem raushalten? Ein Hinweis mit dem Gummiknüppel.«
»Wir knüppeln nicht.«
»Ich hatte meine Fragezeichen woanders gesetzt.«
Paul brummte nur etwas Unverständliches.
»Ich halte hier keinen kabarettistischen Monolog. Besser, du fährst jetzt nach Hause, Paul.«
Paul folgte, während Milka, bereits auf dem Weg zur Haustür, leise murmelte: »Mein Kopf gehört mir.«