Читать книгу 101 deutsche Orte, die man gesehen haben muss - Bernd Imgrund - Страница 9
01 DER AACHENER DOM
ОглавлениеDie Könige der Printenstadt
Den schönsten Blick auf diese historisch bedeutende Kathedrale genießt man vom Treppenaufgang des Rathauses aus. Durch dessen große Panoramafenster erschließt sich zugleich auch, dass beide Bauten ursprünglich zu einem architektonischen Ensemble gehörten. Denn vom Dom bis zum rückwärtigen Rathaus erstreckte sich jener Komplex, den Karl der Große (747–814) als kaiserliche Pfalz hatte errichten lassen.
Heutzutage ist seine Kathedrale wie kaum eine andere in das Stadtbild integriert. Keine fünf Schritte von den steinalten Mauern entfernt beginnen die ersten Häuserzeilen, ein Umstand, der den Aachener Dom auf sympathische Weise erdet. Im Innern besticht zunächst einmal die überaus prächtige Ausstattung: Allein die Schmuckstücke der Heinrich II.-Kanzel (1012) – darunter so Seltsames wie orientalische Schachfiguren, halbnackte Tänzerinnen und eine achatene Untertasse – sind ein Vermögen wert. Direkt dahinter, im „Glashaus“ genannten Chor, findet sich auf hohem Podest der goldene Karlsschrein. Die dort lagernden Gebeine gehörten zu einem Mann, der für seine Zeit außergewöhnlich alt geworden und groß gewachsen war (geschätzte 2,04 m) – zwei starke Indizien für die Echtheit der Knochen.
Ganz in Karls Zeichen steht auch das nur im Rahmen von Führungen zu besichtigende Obergeschoss. Dort nämlich findet sich der Thron des Kaisers, ein ob seiner Schlichtheit außerordentlich beeindruckendes Möbel. Vier marmorne Platten wurden dafür mittels eiserner Bänder zu Lehnen und Sitz zusammengeführt, ohne auch nur eine einzige Verzierung, einen einzigen Schnörkel zuzulassen. Warum? Weil dieses Krönungsgeschenk des Papstes einst in Jerusalem im Einsatz und deshalb in seiner Heiligkeit unantastbar war.
Es war Otto I., der sich im Jahr 936 als erster Thronfolger in Aachen zum deutschen König krönen ließ. Das Ritual in der Printenstadt überstand fast 600 Jahre und war stets das Gleiche: Nach dem Zeremoniell zog man vom Dom in den Krönungssaal des heutigen Rathauses. Und dort wurde dann auf den neuen Regenten zünftig angestoßen.