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Kapitel 1: Arnsberg – die Perle des Sauerlandes

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Von Arnsberg bis nach Sundern


Das Sauerland ist im Herbst besonders schön, vor allem für Pilger und Wanderer. Entdecken kann man nicht nur die einzigartige Natur in den Bergen und Wäldern des Sauerlandes, auch seine historische Geschichte ist faszinierend. Noch einmal ging ich auf Spurensuche und besuchte die Stadt Arnsberg. Die idyllische Stadt, gelegen in und an einer Ruhrschleife, ist eine von fünf Regierungsbezirken in NRW und war einst die Hauptstadt des Herzogtums Westfalen.

Grafen, Kurfürsten, Hessen und Preußen prägten einst die Stadt und ihre Umgebung. Ziel meines Tagesausflugs war, den Stadtteil Alt-Arnsberg mit seiner umfangreichen Geschichte zu besichtigen, anschließend eine schöne Waldroute zu finden, die mich weiter nach Sundern führt. Bei herbstlicher Stimmung und mittelalterlichen Impressionen, eine besonders schöne Tagestour. Der Ehmsenweg (X8), benannt nach einem Gründer des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV), schien mir der geeignete Wanderweg zu sein.

Die Anreise mit der Bahn von Herne aus und über Dortmund, ging zügig, in nur zwei Stunden Fahrzeit erreicht man mit dem Sauerland-Express (RE 57) die Stadt Arnsberg. Der als Bürgerzentrum umgestaltete schöne Bahnhof von Arnsberg ist sehr vorbildhaft umgebaut worden, anders wie so manche triste Bahnhöfe, die kurz vor dem Verfall stehen. Nach kurzem Fußweg entlang der Clemens-August-Straße erreicht man in wenigen Minuten über die Ruhrbrücke die Altstadt. Der alte historische Stadtteil „Alt-Arnsberg“ ist eingebettet in einer idyllischen Flussschleife der Ruhr. Östlich und auf der anderen Seite der Ruhr befindet sich die Neustadt mit der Bezirksregierung.

Die Stadt Arnsberg, bekannt als Regierungsbezirk und ehemalige Hauptstadt des Herzogtums Westfalen, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Hier wurde nicht nur Geschichte erlebt, sondern auch als eine von fünf Regierungsstädten in Nordrhein-Westfalen entscheidend geprägt und mitentwickelt.


Als ich den Alten Markt mit Glockenturm und Maximilianbrunnen erreicht hatte, war ich plötzlich mittendrin, hier befindet sich das historische Herz von Arnsberg. Auf Schritt und Tritt kann man als Besucher den alten Ortskern „Alt-Arnsberg“ und seine Geschichte nachvollziehen und erkunden. Am Alten Markt befinden sich einige gut erhaltene Patrizier- und Fachwerkhäuser, hier an zentraler Stelle pulsierte einst das Leben der Stadt. Auch heute noch kann man in den Cafés am Markt das geschichtsträchtige Ambiente genießen.

Das Alte Rathaus (1710) erinnert an die Zeit, als hier noch der Landtag des Herzogtums Westfalen tagte. Mehrfach wurde das Gebäude durch verheerende Stadtbrände wie die große Feuerbrunst im Jahre 1600 und 1709 vollkommen zerstört und wieder aufgebaut. Die Stadtmadonna um 1500, die sich in einer Nische an der Außenfassade befindet, hat diese Brände überlebt. Auch ein altes Wappen des Kurfürstentums Köln befindet sich am alten Rathaus, es symbolisiert die lange Kölner Herrschaft von 1369 bis 1802.

Weitere Sehenswürdigkeiten am Alten Markt: Der Maximilianbrunnen mit Brunnensäule ist ein Geschenk vom Kurfürsten Maximilian Friedrich (1761-1784), er befindet sich an gleicher Stelle einer alten Brunnenanlage, die die Bürger mit Wasser aus der Ruhr versorgte. Gegenüber befindet sich das Haus „Zur Krim“, lange Zeit wohnte hier der Hexenrichter Dr. Schultheiß (gest. 1646). Er war berüchtigt für seine erbarmungslosen Hexenverfolgungen, die um 1630 stattfanden.

Der Glockenturm, das Wahrzeichen der Stadt, steht genau an der Grenze zur Oberstadt, die zum Schlossberg hinauf führt. Der frühgotische 44,2m hohe Glockenturm (Wehrturm), der einst zur Stadtbefestigung gehörte, stammt aus dem 12./13. Jahrhundert und gehört zu den ältesten Bauwerken in Arnsberg. Seine Funktion als Glockenturm zu dienen, entstand, da die Filialkirche St. Georg (Stadtkapelle), gleich nebenan, keinen eigenen Kirchturm besaß. Seine bauchig-barocke Doppelzwiebelhaube bekam der Turm nach einem Stadtbrand im 18. Jahrhundert. 1945 ist er erneut abgebrannt und drei Jahre später wieder aufgebaut worden. Durch den Glockenturm (Stadttorturm) hindurch gelangt man in die Oberstadt, hier befindet sich die katholische Stadtkapelle St. Georg, lange Zeit diente sie als Filialkirche, jedoch ohne eigene Pfarrrechte. Die frühgotische Hallenkirche wurde 1323 erbaut und unterstand dem Kloster Wedinghausen.

Im Anschluss der Besichtigung geht es nun auf den ehemaligen Adlerberg, den heutigen Schlossberg (256m), hier befindet sich die Burgruine bzw. Schlossruine der Grafen von Arnsberg und Kurfürsten zu Köln. Durch ein altes Burgtor und am Rittersaal vorbei geht es hinauf auf das Burgplateau. Hier oben hat man eine grandiose Aussicht auf das alte und neue Arnsberg und seine Umgebung. Man kann sich gut vorstellen, wie sich einst die Grafen und Kurfürsten gefühlt haben, die hier lange Zeit regiert und residiert haben. Der Dichter und Pfarrer August Disselhoff, der einige Jahre in Arnsberg lebte, dichtete hier auf dem Schlossberg das bekannte Volkslied „Nun ade, du mein lieb Heimatland“.


Die fast 800-jährige Geschichte Arnsbergs ist so umfangreich, dass sie hier nur kurz wiedergegeben werden kann. Die erste schriftliche Erwähnung Arnsbergs, aus den Urbaren des Klosters Werden, stammt aus dem späten 8. Jahrhundert. Im 11. Jahrhundert beginnt mit Graf Bernhard II. von Werl (1010-1070), der die erste Burg, die sogenannte „Alte Burg“ (Rüdenburg) um 1060 auf den Rüdenberg baute, die Herrschaft der Grafen in Arnsberg. Es folgte Graf Konrad von Werl-Arnsberg (1040 -1092), er baute um 1077 auf dem gegenüberliegenden Adlerberg (Aarberg) die zweite Burg. Sein Sohn Graf Friedrich (1072–1124), genannt Friedrich der Streitbare, setzte die Wehrhaftigkeit der Burg fort. 9 Generationen und 3 Jahrhunderte lang regierten hier die Arnsberger Grafen, bis die kurkölnische Zeit hereinbrach. Der letzte Arnsberger Graf, Graf Gottfried der IV, hatte keine Nachkommen und vermachte seine Grafschaft und Vermögen im Jahre 1368 dem Kölner Erzstift. Als einziger weltlicher Fürst bekam er im Kölner Dom eine Grabstätte. Von nun an war Arnsberg die Hauptstadt des kurkölnischen Herzogtums Westfalen, seine Regenten waren Kölner Kurfürsten und Erzbischöfe.

Die Burg und das Schloss Arnsberg hatten viele Bauphasen erlebt, darunter die von den Erzbischöfen und Kurfürsten Salentin von Isenburg, Maximilian Heinrich von Bayern und Clemens August von Bayern. Das prächtige Arnsberger Jagd- und Residenzschloss erlebte eine prunkvolle Zeit des Barock, Glanz und Gloria. Doch zum Ende des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) wurde das Schloss Arnsberg von preußischen Truppen völlig zerstört und nicht mehr aufgebaut. Auch die Stadt Arnsberg wurde von den Kanonen schwer getroffen und Feuer und Flammen ließen die Stadt brennen. Die alte Kurfürstenresidenz fiel 1803 an Hessen-Darmstadt und im Jahre 1816 fing die Preußische Zeit an. Ab 1817 wird Arnsberg Kreisstadt und Regierungsbezirk in der preußischen Provinz Westfalen. Noch heute lassen sich Spuren dieser doch einzigartigen großen Geschichte, für eine Kleinstadt doch eher selten, an vielen Punkten und Sehenswürdigkeiten nachvollziehen.

Nachdem ich bei meinem Rundgang auf dem Schlossplateau die herrliche Aussicht genossen hatte, setzte ich meine Arnsberger Besichtigungstour fort. Unterhalb der Ringmauer und Festungsmauer führt ein kleiner Weg zum historischen Weinberg, der sich an der Schlossstraße befindet. Geht man diesen Weg weiter, kommt man hinunter zu einer alten Zollstation, hier verlief damals ein alter Handelsweg, der nach Soest führte. Eine kleine Wegkapelle, das „Tollpöstken“ (Zollpöstchen), befindet sich an gleicher Stelle.

Am Westhang des Schlossberges geht es zurück zum Marktplatz. Durch ein kleines Gässchen, ein paar Meter hinab und etwas unscheinbar in einem Baumgarten in einer Mulde gelegen, erreichte ich den Oberfreistuhl, das ehemalige Femegericht von Arnsberg. Ein mittelalterlicher Richtplatz mit einer rekonstruierten kreisförmigen Sitzgruppe aus Sandsteinblöcken. Hier am originalen Schauplatz wurde im frühen 15. Jahrhundert unter freiem Himmel Recht gesprochen und sogleich auch verurteilt. Der Eigentümer des Gerichts war der Stuhlherr (Gerichtsherr), ein Vertreter des Königs. Die Freigrafen (Richter) waren die Vorsitzenden, sie wurden vom Stuhlherrn gewählt. Weiter waren anwesend 7 Freischöffen und ein Femehelfer, sie waren alle Mitglieder des westfälischen Femegerichts. Die Verurteilten kamen aus allen Schichten der mittelalterlichen Gesellschaft. Darunter befanden sich Mörder, Diebe, Kirchenschänder, Straßenräuber und Brandstifter, um nur einige zu nennen.

Oft verliefen die Prozesse im Geheimen, alle anwesenden Freischöffen erkannten sich untereinander durch verschiedene geheime Grußformen, wie z.B. das Notwort „Reinir dor Feweri"(Reiner durch Feuer). Oder die Losungsformel lautete: Strick, Stein, Gras und Grein (S:S:G:G).

Das Ritual der Anfangsbegrüßung lief folgendermaßen ab, der ankommende Schöffe legt seine rechte Hand auf die linke Schulter des zuerst da Gewesenen und spricht die Worte: Eck grüt ju, lewe man; Wat fange ji hi an? – daraufhin legt der zuerst gekommene Schöffe seine rechte Hand auf die linke Schulter des anderen und erwidert mit folgenden Worten: Allet Glucke kehre in, Wo de Frienscheppen sin! Auch der Schwur der Verschwiegenheit verlief nach strengen Regeln, die auserwählten Mitglieder legten ihre linke Hand auf zwei gekreuzte Schwerter, die auf einem steinernen Tisch lagen, legten sich jeweils den Strick des Freigrafen um den Hals und beendeten den Schwur mit den Worten: ich schwöre „vor Weib und Kind, Sand und Wind“. Der Freigraf spricht am Ende des Prozesses das Urteil, war es eine Verfemung, folgte unmittelbar die Hinrichtung. Weitere Informationen zur Stadtgeschichte unter http://www.arnsberg-info.de.

So war das wohl damals, mir wird’s etwas schaurig und ich verlasse den Ort, der mir nicht so behagt. Es geht weiter durch eine geschichtsträchtige Ortschaft, die ihres gleichen sucht. Auf Schritt und Tritt stößt man auf historische Ereignisse, die sich hier zugetragen haben. Ich bin überwältigt von der Hülle und Fülle der Arnsberger Geschichte. Sie, liebe Leser, könnten sich nun fragen, was hat das alles mit dem hl. Jakobus zu tun? Berechtigte Frage, ich versuche sie mal zu beantworten. Als Jakobspilger, der sich wie ich auf Spurensuche begibt, der stößt immer wieder auf geschichtliche Hintergründe, und ich muss zugeben, mir persönlich gefällt das. Für mich bedeutet das Pilgern, nicht nur durch eine fantastische Natur zu laufen, um sich möglichst selbst zu finden, auch die Geschichte der Ortschaften, die man durchquert und besichtigt, ist für mich interessant. Auch wie die Menschen im Mittelalter gelebt haben, ist für mich wichtig. Es ist ein Stück Heimatkunde und Forschung zugleich, wie passend ist doch da das Mittelalter mit seinem Fundus an Informationen und Wissen. Es sind so einfache Fragen, wie z.B. wann wurde die Kirche erbaut? oder wie heißt der Kirchenpatron? - gibt es einen Hinweis auf eine Jakobusverehrung? - und welche Wege nutzten die Pilger?


Nachdem ich den Grünen Turm und den Limps- oder Mäuseturm, Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung, passiert habe, ging es durch die Gassen noch einmal zum Marktplatz zurück. Hier beginnt auch der Ehmsenweg, einer von vielen Wanderwegen, die durch Arnsberg führen. Ich habe mir bewusst diesen Weg ausgesucht, da er nach Sundern führt und zum anderen, weil er zu Ehren des Gründers des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV), ausgeschildert wurde. So konnte ich etwas mehr über den Forstmeister Ernst Ehmsen und seinen Mitstreiter Karl Féaux de Lacroix erfahren, beide waren ausgezeichnete Kenner und Heimatforscher des Sauerlandes, sie gründeten 1891 den Verein.

Mittlerweile sind zwei Stunden vergangen und meine Besichtigungstour in Arnsberg ist noch nicht beendet. Der Ehmsenweg (X8), ist ein Hauptwanderweg des Sauerländischen Gebirgsvereins, er führt auf seinen 74 km von Arnsberg bis nach Olpe. Ich folgte dem Ehmsenweg hinunter zum neuen Markt. Vorbei am ehemaligen Landsberger Hof, heute befindet sich in den alten Gebäuden das Sauerlandmuseum. Damals zur Zeit des Kurfürsten Ernst von Bayern (1605), der das Stadtpalais für seine Mätresse Gertrud von Plettenberg bauen ließ, soll es hier einen geheimen Verbindungsgang gegeben haben, der das Stadtpalais mit dem Schloss Arnsberg verband. Lange diente es auch den Kölner Erzbischöfen als Residenz. Das Sauerlandmuseum zeigt neben den Sonderausstellungen die umfangreiche Geschichte des kurkölnischen Sauerlandes. Weitere Informationen unter http://www.sauerland-museum.de.

Nach wenigen Metern erreichte ich das ehemalige preußische Regierungsviertel am Neumarkt, es wird auch Klassizismusviertel genannt. Mit seinen schönen schlichten Gebäuden, erbaut 1817 unter Aufsicht des Berliner Baumeisters Karl Friedrich Schinkel, ein Glanzstück preußischer Kultur. Hier befinden sich die evangelische Auferstehungskirche, die ehemaligen Gebäuden der Post, das Casino und das Hotel „ Zum König von Preußen“.

Ganz in der Nähe steht die Propsteikirche St. Laurentius, die ehemalige Klosterkirche des Klosters Wedinghausen. Die Kirche, die im Inneren wahre Kunstschätze verbirgt, zeigt mit dem Hauptaltar aus Alabaster das ursprüngliche Grabmal des Caspar von Fürstenberg. Auch andere Angehörige aus dem Hause Fürstenberg wurden hier beigesetzt. 1124 wurde Graf Friedrich der Streitbare von Arnsberg hier bestattet. Sehenswert die Glasmalereien der Kirchenfenster im Chorbereich, sie stammen aus der Mitte des 13. Jahrhundert.

Der mit Holzreliefs verzierte Marienaltar, ein Geschenk des Kölner Domkapitels, erinnert daran, dass in den Wirren der napoleonischen Zeiten die heiligen Reliquien des Dreikönigsschreins hier im Kloster aufbewahrt wurden. Stiftsgründer des Klosters war der in Ungnade gefallene Graf Heinrich I. von Arnsberg (1128-1200), der als Brudermörder in die Arnsberger Geschichte einging. Er ließ seinen gleichnamigen Bruder, der Erbansprüche stellte, 1165 einkerkern. Im Jahre 1170 gründete er zur Sühne das Kloster Wedinghausen. Das von den Prämonstratenser-Chorherren (Norbertiner) geführte Kloster lebt nach der Ordenslehre des hl. Norbert von Xanten. Er selbst ging im hohen Alter als Laienbruder in sein gestiftetes Kloster und verstarb dort am 4. Juni 1200. Weitere Informationen über die umfangreiche Geschichte des Klosters finden Sie unter http://www.kloster-wedinghausen.de.


Nach der Besichtigung der Propsteikirche und des Klosters ging es weiter zum Ehmsen-Denkmal, das auch als „Flüsterhäuschen“ bekannt ist. Dieser schöne pavillonähnliche Kuppelbau, erbaut 1897 zu Ehren des Gründers Ernst Ehmsen (1833-1893), der zusammen mit Karl Féaux de Lacroix, den Sauerländischen Gebirgsverein gründete, befindet sich im angrenzenden „Eichholz“, ehemals Wedinghauser-Klosterwald. Auf einem Felsvorsprung des „Witten Stein“ gelegen bietet das offene Flüsterhäuschen eine fantastische Sicht auf Alt-Arnsberg und das idyllische Ruhrtal.

Hier mache ich ein wenig Rast, lauschte ein wenig dem Rauschen des Waldes und genoss die Aussicht. Weiter geht’s durch den Hochwald Richtung Nackenkopf, Buchen- und Eichenbestände säumen die Waldpfade. Der Hauptwanderweg X8 markiert den Ehmsenweg. Viele Altstraßen verliefen im Sauerland über Höhen und Berge, denn witterungsbedingt waren sie gegenüber den Flussläufen, die damals noch sumpfig und morastig waren, sicherer. Die dichten Wälder in den Tälern waren lange Zeit, auch im Mittelalter, nicht begehbar, nur über gewisse Furten wurden damals Flüsse passiert. Die alten Straßen und Wege über die Höhen (Höhenwege) nannte man auch „Hohe Straßen“. Aus dem Lateinischen „Strata Alta“ bedeutet das schlicht übersetzt: Altstraße.

Nun ist der Ehmsenweg wahrscheinlich keine historische Altstraße wie die Heerstraßen oder Handelswege, aber ein Höhenweg ist er allemal. Südwestlich vom Arnsberger Eichholz geht es ins Ruhrtal und über die Ruhrbrücke hinauf zum Hohen Nacken. Waldpfade führen mich durch die Nonnenkuhle und weiter zur Ehmsenhütte, früher im Dreißigjährigen Krieg versteckten sich hier im dichten Wald Nonnen aus dem Kloster Rumbeck vor den französischen Truppen. Auch die sauerländische Waldroute, die von Iserlohn nach Marsberg führt, kreuzt hier den Ehmsenweg. Durch die dichten Wälder geht es weiter hinauf auf den Ochsenkopf (403,7m). Hier befindet sich zu Ehren des hl. Antonius von Padua ein Bildstock.

Nach wenigen Kilometern bergab, weiterhin durch die Sunderner Wälder, erreichte ich das Städtchen Sundern. Schutzpatron der Stadt ist der Evangelist Johannes. Hier besuchte ich die Katholische Pfarrkirche St. Johannes. An der Kirche, zu Ehren der 700 Jahrfeier Sunderns, befinden sich zwei Kunstobjekte (Grobblechschneidarbeiten) von Friedel Schültke, die den Apostel Johannes und Jakobus d. Ä. darstellen. Auch im Inneren der Kirche fand ich eine schöne Jakobusfigur mit zwei Jakobsmuscheln um den Hals. Die Muscheln tragen auf der Rückseite die Namen der Fuß- bzw. Fahrradpilger aus Sundern, die Santiago de Compostela erreicht hatten. Graf Ludwig von Arnsberg gründete die Freiheit Sundern und die Kirche im frühen 14. Jahrhundert. Die zwei Flüsse Röhr und Linnepe durchfließen den Ortskern.

Der Ehmsenweg führt nun zum Dorf und Sunderner Stadtteil Recklinghausen mit einer Jakobuskapelle, dabei verläuft der Wanderweg zunächst am Südhang des Hohen Hagen (356m) entlang bis in den Stadtteil Selschede. Diese Gegend nennt man auch das „Alte Testament des Sauerlandes“. Von Sundern-Recklinghausen führt der Weg weiter über Endorf und Fretter nach Elspe, hier trifft der Wanderweg (X8) auf die Heidenstraße. Interessant für Jakobspilger, die nach Köln pilgern wollen. Aber auch der Ehmsenweg, der weiter nach Olpe führt, ist für Jakobspilger nicht weniger interessant, denn von hier führt ein Fernwanderweg weiter über Siegburg nach Bonn.

Sundern war für mich der Endpunkt meiner heutigen Spurensuche, ich hatte viel gesehen und erfahren und war froh, das vorgenommene Tagesziel erreicht zu haben. Die Rückfahrt ins Ruhrgebiet ging zunächst mit dem Bus von Sundern nach Neheim-Hüsten und weiter mit der Bahn über Dortmund nach Herne. Fazit dieser doch großartigen und geschichtsträchtigen Tour ist, mit der Ortschaft Arnsberg eine außergewöhnliche Stadt des Sauerlandes besucht zu haben. Zu Recht kann man die Stadt an der Ruhr als die Perle des Sauerlandes bezeichnen. Und zum guten Schluss der Tagestour wurde ich noch mit einer Jakobusfigur belohnt.

Jakobusspuren im Sauerland

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