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Der Anfang

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Geboren wurde ich 1957 in Benroth, einem kleinen 300-Seelen-Dorf in der Gemeinde Nümbrecht im südlichen Oberbergischen Kreis. Meine beiden Schwestern waren bereits geboren: Elke ist zwei Jahre und Heide ein Jahr älter als ich. Mein Bruder Falk kam zwei Jahre nach mir auf die Welt. Dann dauerte es ein weiteres Jahrzehnt, bis mein jüngster Bruder Klaus geboren wurde.

Mein Vater Friedhelm, Jahrgang 1927 und gelernter Maurer, hatte es trotz der sehr einfachen Verhältnisse, aus denen er kam, geschafft zu studieren und war seit 1955 selbstständig als Architekt und Bauingenieur tätig. Meine Mutter Elsbeth, 1929 geboren, hatte Näherin gelernt und wurde dann Hausfrau, Mutter und Managerin unserer Großfamilie. Möglicherweise hatte sie sich ein Kunststudium vorgestellt, aber für uns als Familie war es ein großer Segen, dass sie ihr Talent und ihre Energie für unsere Entwicklung einsetzte.

Von beiden Eltern habe ich meine Umsetzungsstärke und eine tiefe Erdverbundenheit. Glücklicherweise war mein Vater die treibende Kraft, als es darum ging, den kleinen Landbesitz seiner Eltern und Schwiegereltern zu übernehmen, da sonst niemand Interesse daran hatte. Dieses Land sollten meine Frau Jutta und ich später wiederum von meinen Eltern kaufen und es bildet bis heute den Grundstock unseres kleinen Pferdehofes.

Als ich drei oder vier Jahre alt war, kaufte mein Vater das erste Pferd, ein Fjordpferd namens Lona. Gerne erinnere ich mich an Opa Wilhelm, den Vater meiner Mutter, der bei seinem Vater Fuhrmann gelernt hatte. Diese Tradition flackerte wohl wieder auf, denn Lona musste alsbald einen Wagen ziehen, half ein wenig in Feld und Wald und mein Vater kaufte zusätzlich eine Kutsche für die Freizeit. In dieser Zeit beginnt meine intensive, bewusste Erinnerung an Pferde.

Opa Wilhelm ging regelmäßig mit dem Pferd zu Fuß in die circa drei Kilometer entfernte Dorfschmiede, um es neu beschlagen zu lassen. Ich war derjenige seiner Enkel, der immer gerne mit ihm unterwegs war. Also saß ich als etwa vierjähriger Bursche auf dem ungesattelten Pferd, wenn es zur Schmiede ging. Mir ist, als könnte ich die nackten Beine auf dem rutschigen Fell, die Wärme und den leichten Schweiß im Fell heute noch fühlen. Das rot glühende Eisen, das Geräusch des Schmiedens, der Geruch beim Aufbrennen, das Nageln im Horn – das sind alles Sinneswahrnehmungen, die ich intensiv in mir aufgenommen habe. Das Wesentliche aber war, dass mein Großvater auf dem Heimweg nicht an der Dorfkneipe vorbeigehen konnte, ohne dort einen Zwischenstopp einzulegen. So hielten wir regelmäßig auf dem Hinterhof, wo ich vom Pferd gehoben wurde und das für mich damals große Tier festhalten durfte. Mein Opa ging währenddessen durch den Hintereingang in die Gaststube und bestellte die Getränke. Kurz darauf kam die Wirtin mit einem Bier, einem Korn und einem Apfelsaft und fragte jedes Mal voller Bewunderung: »Oh, kannst du kleiner Bursche schon ganz alleine dieses große Pferd bändigen?«

Stolz und voller Überzeugung antwortete ich mit einem unmissverständlichen Ja und legte zu dieser Zeit – so glaube ich – den Grundstein für meine besondere Beziehung zu Pferden. Diese Überzeugung wird wohl auch bestehen bleiben, unabhängig davon, wie alt ich werde. Natürlich konnte ich damals nicht ahnen, wie sehr mich diese Erlebnisse prägen und welch ungewöhnlichen Einfluss sie auf mein Leben nehmen würden.

Meine Kindheit auf dem Dorf mit den Pferden, die immer mehr wurden, war einfach toll. Mein Leben spielte sich draußen ab und mein Bewegungsradius in den Wäldern rund um unseren Ort erweiterte sich zusehends. Ein Drama hingegen war meine Schulzeit. Still zu sein und zu lernen war nicht meine Welt. Schließlich blieb ich sitzen. Meine Eltern nahmen mich vom Gymnasium und erst mit 14 Jahren auf der Hauptschule begann ich, Verantwortung für meine Bildung zu übernehmen. Ich konnte eine Klasse überspringen und aufholen, absolvierte die mittlere Reife, machte Fachabitur, studierte Konstruktiven Ingenieurbau bis zum Diplom und schloss noch ein Wirtschafts-Aufbaustudium mit Diplom an. Erst viel später wurde mir klar, dass es mir als ältestem Sohn in einem kleinen Dorf quasi in die Wiege gelegt war, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten und sein kleines Ingenieurbüro zu übernehmen. Mit 25 Jahren kaufte ich ihm, der damals 55 Jahre alt war, sein Büro mit den noch vier Beschäftigten ab und begann am 1. Januar 1983 mein Unternehmerdasein.

Der größte Segen in meinem Leben sind meine Frau Jutta, die ich 1980 geheiratet habe, und unsere beiden Töchter Anne und Maike, geboren 1980 bzw. 1982. Sie teilen meine Faszination für die Pferde bis heute und haben den Weg zur kleinen Ingenieurgesellschaft und dem ständig wachsenden kleinen Pferdehof fleißig mitgestaltet. Dieser Familiensegen fand Jahre später seine Fortsetzung, als unsere Enkel Max, Ben, Nils und Oskar geboren wurden.

Ich glaube, als kleiner Unternehmer, als Ehemann und als Vater habe ich die meisten Krisen durchlebt und Fehler gemacht, die einem im Leben begegnen können. Dennoch haben andere Menschen mich auch immer wieder um Rat gefragt, als hätten sie den Eindruck gehabt, dass ich vieles richtig mache. Immer haben die Pferde mein Leben begleitet und wann immer Zeit oder Geld übrig war, habe ich sie bzw. es in die Pferde investiert. Und so suchen auch die Pferdemenschen bis heute immer wieder meine Unterstützung.

Richtig spannend wurde es in meinem Leben erst in der zweiten Hälfte der 90er Jahre, als ich zunehmend gefragt wurde, warum meine kleine Ingenieurfirma so erfolgreich sei. An diesem Punkt begann ich darüber nachzudenken, was den Erfolg meines Teams eigentlich ausmachte. Erst da habe ich verstanden, wie sehr die Pferde mein Bewusstsein für mein Gegenüber geschärft haben. Durch sie habe ich gelernt, mich selbst zu erkennen und mit Veränderungen zuerst bei mir zu beginnen. Unbewusst bekam ich Impulse von den Pferden, die ich für die Führung meiner Mitarbeiter und den Umgang mit unseren Kunden übersetzt und weiterentwickelt habe.

Als ich begann, anderen von meinen Erfahrungen zu berichten und die Highlights meiner Erkenntnisse weiterzugeben, entwickelte sich der Ingenieur und Pferdemann zum Geschichtenerzähler und Unternehmensbegleiter Bernd Osterhammel mit seiner neuen Firma Bernd Osterhammel – Bewusst-Sein.

Ende 2004 habe ich das von meinem Vater gegründete Unternehmen schweren Herzens und gut vorbereitet an meinen besten Ingenieur abgegeben. Stefan Hahmann hat das Talent und das Wissen, diese Firma leichter und noch erfolgreicher zu führen als ich. Ich musste meiner inneren Stimme und meiner Berufung folgen. Es wurde höchste Zeit, mein ureigenes Wesen zu identifizieren, in Gänze anzunehmen, ihm Ausdruck zu verleihen und es zu leben.

An dieser Stelle gilt es für dich, kurz innezuhalten und dich zu fragen: »Wer bin ich wirklich?« Und dann Ja zu sagen zu dir und deinem Leben.

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