Читать книгу Der Imperator von Thamur: Die Raumflotte von Axarabor - Band 208 - Bernd Teuber - Страница 6
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ОглавлениеCaptain Simon Hackett erwachte in seiner Kabine aus leichtem Schlaf, setzte sich auf und blickte zu dem Kommunikationsgerät an der gegenüberliegenden Wand hinüber. Die rote Lampe blinkte. Gleichzeitig ertönte ein durchdringendes Piepen. Hackett stieg aus dem Bett und betätigte eine Taste. Das Gesicht von Commander Gavin Overdic erschien auf dem Bildschirm.
„ Was gibt es?“, erkundigte sich der Captain.
„ Wir haben einen Notruf aufgefangen“, informierte ihn Overdic.
„ Ich komme.“
Hackett schlüpfte in die bereitliegende Kombination, legte den Waffengurt um und verließ seine Kabine. In den Gängen herrschte wenig Betriebsamkeit, doch wo immer man dem Captain begegnete, machte man ihm bereitwillig Platz. Der Lift trug ihn empor zu jener Etage, von der aus er direkten Zugang zur Kommandozentrale des Schiffes hatte. Hackett überflog die Daten, die der kleine Bildschirm in grünen Buchstaben und Zahlen anzeigte.
Der Notruf war von einem Außenposten im Barojo-Sektor gekommen und so kurz gewesen, dass sich nichts über die Art der eingetretenen Schwierigkeiten sagen ließ. Wenn die Koordinaten, die der Bordcomputer errechnet hatte, stimmten, dann befand er sich nur wenige Lichtmonate von der STARFIRE entfernt.
„ Unsere speziellen Freunde?“, fragte Hackett.
Commander Overdic zuckte mit den Schultern. „Anzunehmen.“
Er wusste, wen Hackett mit „unsere speziellen Freunde“ meinte. Eine kriminelle Bande, die sich „Yugger“ nannte, machte seit einiger Zeit diesen Raumsektor unsicher. Sie hatten es in erster Linie auf Waffen abgesehen, die sie gewinnbringend weiterverkauften. Bisher waren sie bei ihren Operationen sehr geschickt vorgegangen. Trotz aller Bemühungen hatten es die Raumflotte von Axarabor nicht geschafft, den Standort ihrer Basis auszumachen.
Zudem waren die Informationen, die der Geheimdienst zusammengetragen hatte, nur sehr spärlich. Man wusste, dass es sich bei den Yuggern um Schmuggler, Söldner und ehemalige Angehörige der Streitkräfte von Axarabor handelte. Letztere waren unehrenhaft entlassen worden und hatten bei den Yuggern ein neues Betätigungsfeld gefunden. Außerdem kannten sie die Vorgehensweise der Streitkräfte und konnten dementsprechend reagieren. Dadurch war es extrem schwierig, ihnen auf die Spur zu kommen und eine wirksame Verteidigungsstrategie zu entwickeln.
Begonnen hatten die Überfälle der Yugger im Quadranten vor etwa drei Jahren. Damals verschwand ein kommerzieller Nahrungsmitteltransporter auf unerklärliche Weise im Barojo-Sektor. Kurze Zeit später meldete ein aus drei Einheiten bestehender Frachterkonvoi, dass er von unbekannten Raumschiffen angegriffen wurde. Die Militärs von Axarabor setzte zwei Schiffe in Marsch, um das fragliche Gebiet zu erkunden, fand jedoch nichts, das zur Lösung des Falles beigetragen hätte.
Etwa zwei Monate später erwartete man auf dem Siedlerplaneten Cyrajos die Ankunft eines Händlerschiffes, das unterwegs war, um die Menschen mit Waren und Luxusgütern zu versorgen. Auch dieses Schiff erreichte nie sein Ziel. Die Patrouillenschiffe der Raumflotte fanden auch diesmal keine Spur. Alles, was sie wussten, war, dass sich die verschwundenen Schiffe auf einer stark befahrenen Handelsroute befunden hatten.
Als einige Monate später erneut zwei Schiffe verschwanden, war man endlich davon überzeugt, dass etwas unternommen werden musste, um der weiteren Verunsicherung dieses wichtigen Sektors Einhalt zu gebieten. Zwei als unbewaffnete Frachter getarnte Schiffe der Raumflotte gesellten sich zu einem kleinen Konvoi, der zu den Randwelten unterwegs war. Der Kurs, den die Schiffe nahmen, führte sie innerhalb von zwei Lichtjahren an Cyrajos vorbei. Bei der Annäherung an den bekannten gelben Stern fingen die Massedetektoren der Einheiten die Signale von Objekten auf, die gerade aus dem Hyperraum materialisierten.
Wenige Sekunden später tauchten fünf schnell aufschließende, unidentifizierbare Raumschiffe auf und ein heller, gebündelter Energiestrahl zerschnitt den Bug des Frachters, der sich an der Spitze des Konvois bewegte. Die Einheiten gingen sofort zum Angriff über. Es gelang ihnen, einen der Gegner zu treffen und einen Zweiten fluguntauglich zu schießen, worauf sich die drei übrigen zurückzogen und wieder im Hyperraum verschwanden.
Gespannt darauf, die Identität der Angreifer aufzudecken, manövrierte einer der Kommandanten sein Schiff an den angeschossenen Fremden heran. Er war noch nicht ganz längsseits gegangen, als plötzlich ein leuchtend heller Blitz aufzuckte und die Trümmer beider Schiffe weit in die Dunkelheit hinauswirbelte. Wer immer die fremden Räuber auch sein mochten, sie waren offensichtlich dazu entschlossen, ihre Identität geheim zu halten. Das Rätsel ihrer Herkunft vertiefte sich noch, nachdem man die einzelnen Wrackteile ihres explodierten Schiffes untersucht hatte. Die meisten waren handelsübliche Standartmodelle. Manche trugen sogar die Seriennummer der Raumflotte von Axarabor. Auf alle Fälle waren die Angreifer mit Hypertriebwerken ausgerüstet gewesen, was bedeutete, dass sie aus fast jedem benachbarten Sektor stammen konnten.
Wollte man die Handelsrouten freihalten, musste man jeder Spur nachgehen. Bald stießen die Agenten des Geheimdienstes auf Informationen über eine Bruderschaft, die sich „Yugger“ nannte. Sie lebten nach einem strengen Ehrenkodex und fürchteten nicht den Tod. Aber den Agenten gelang es nicht, den Ort ausfindig zu machen, von dem aus dem die Yugger operierten. Inzwischen verschwanden weitere Frachter im gleichen Sektor. Die Schiffe der Raumflotte waren pausenlos im Einsatz. Trotz ihrer Gegenwart und der Tatsache, dass viele der Frachter, die diese Route regelmäßig benutzten, mit Verteidigungswaffen ausgestattet wurden, blieben kleinere Konvois und Einzelschiffe – wenn auch unregelmäßiger als zuvor – stetige Angriffsziele von Blitzüberfällen.
Doch nun bot sich die einmalige Gelegenheit, die Basis der Yugger ausfindig zu machen, und Hackett wollte diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen. Aber er wusste auch, dass er vorsichtig vorgehen musste. Der kleinste Fehler konnte alles zunichtemachen.
Hackett wandte sich an den Navigator: „Bringen Sie uns zu den angegebenen Koordinaten.“
„ Ja, Captain.“
Der Offizier betätigte in schneller Reihenfolge mehrere Tasten auf der Steuerkonsole. Im selben Augenblick lief ein leichtes Beben durch das Schiff. Die STARFIRE beschleunigte und tauchte in den Hyperraum ein. Während sie die Lichtbarriere durchbrach, ächzte die Hülle unter der enormen Belastung. Sekunden später tauchten Konsolen, Sessel, Monitore und Schalttafeln aus der Konturlosigkeit der Transition zurück und gewannen ihre vertrauten Formen wieder. Auf dem Bildschirm erschien die Schwärze des Weltraums mit den zahllosen Sternen.
In der Mitte schwebte die Raumstation NTX-7. Sie wurde von zwei diskusförmigen Schiffen attackiert. Ein Energiestrahl traf die untere Sektion, bohrte sich gleißend in schmelzendes Metall. Gleich darauf erfolgte eine Explosion. Flammen schossen aus der Öffnung. Die Diskusschiffe umkreisten die Station. Noch schienen sie die Ankunft der STARFIRE nicht registriert zu haben.
„ Schutzschirm?“, fragte Hackett.
„ Aktiviert“, antwortete der Feuerleitoffizier.
„ Phaserenergie?“
„ Hundert Prozent.“
„ Irgendwelche Abweichungen?“
„ Negativ.“
„ In Ordnung. Vollschub!“
Während der Navigator die STARFIRE näher an die Kampfszene heranbrachte, schaltete der Feuerleitoffizier seinen Monitor auf Zielfunkion um. Noch immer schienen die Yugger das Schiff nicht bemerkt zu haben. Sie waren mit einer ganzen Flotte aufgekreuzt. Außer den beiden an den Kampfhandlungen beteiligten Schiffen, erschienen noch acht weitere auf dem Ortungsbildschirm. Sie hielten sich in einiger Entfernung auf. Vermutlich hatten sie die Absicht, die Waffen der Station zu übernehmen.
Der Feuerleitoffizier wollte eben einen ersten gezielten Schuss abfeuern, als er bemerkte, dass Bewegung in die Yugger kam.
„ Sie ziehen sich zurück“, murmelte Overdic.
Hackett nickte. „Was bleibt ihnen anderes übrig? Ihre Waffen sind zu schwach für unseren Schutzschirm. Sie haben uns nichts entgegenzusetzen.“
Hackett zögerte. War das die Chance, auf die sie schon so lange gewartet hatten? Wenn es ihnen gelang, die Yugger-Schiffe bis zu ihrer Basis zu verfolgen …
„ Versuchen Sie Kontakt mit der Station aufzunehmen“, befahl Hackett dem Kommunikationsoffizier.
Nach wenigen Sekunden drang eine weibliche Stimme aus den Lautsprechern. „Danke für Ihre Hilfe.“
„ Kein Problem“, erwiderte Hackett. „Wir waren gerade in der Nähe und haben den Notruf empfangen. Gibt es bei Ihnen Verletzte?“
„ Nein, aber die Station ist stark beschädigt. Die lebenserhaltenden Systeme werden höchstens noch ein oder zwei Tage funktionieren.“
„ Verstanden“, sagte Hackett. „Wir informieren das Hauptquartier. In spätestens drei Stunden wird man Sie evakuieren. Können Sie solange durchhalten?“
„ Ja.“
„ Gut, denn wir müssen uns jetzt verabschieden. Ende!“ Hackett wandte sich an den Navigator. „Wir lassen den Yugger ein wenig Vorsprung, damit sie glauben, sie wären uns losgeworden.“
Overdic musterte ihn skeptisch. „Sie wollen sie wirklich verfolgen?“
„ Natürlich.“
„ Wir wissen nicht, was uns in ihrem Hauptquartier erwartet. Ein Schiff gegen eine ganze Armee ...“
„ Bis Verstärkung eintrifft, sind die Yugger schon längst verschwunden. Wir haben keine andere Wahl. So eine Gelegenheit ergibt sich nicht so schnell wieder. Wir werden auf ihrer Fährte bleiben, und bis sie merken, wen sie da im Schlepptau in ihr Versteck gebracht haben, ist es für sie bereits zu spät.“
„ Ich möchte Ihren Optimismus nicht dämpfen, aber wir könnten auch mitten in eine Falle fliegen.“
„ Ich bin mir des Risikos durchaus bewusst. Aber wie gesagt, eine solche Gelegenheit bekommen wir so schnell nicht wieder. Wir müssen sie nutzen. Die Yugger treiben schon viel zu lange ihr Unwesen. Es wird endlich Zeit, ihnen Einhalt zu gebieten.“
Die STARFIRE beschleunigte und tauchte in den Hyperraum. Als sie ihn einige Sekunden später wieder verließ, befand sie sich in der Nähe eines kleinen roten Planeten, der mit vier anderen um eine gelbe Sonne kreiste. Hackett hätte seine genauen Koordinaten mit Leichtigkeit vom Bordcomputer errechnen lassen können, doch er verzichtete darauf. Es spielte keine Rolle, wo sie sich befanden. Sie waren auf sich allein gestellt. So oder so.
Während der Navigator die Geschwindigkeit verringerte, tasteten die empfindlichen Sensoren das Gebiet ab und lieferten die Ergebnisse an den Bordcomputer. Der Schutzschirm war eingeschaltet. Hackett wollte nicht das Risiko einzugehen, unter Umständen von einigen schweren Waffen abgeschossen zu werden. Schon eine mittelschwere Abwehrkanone hätte der STARFIRE ohne Schutzschirm gefährlich werden können. In der Kommandozentrale wurde kaum gesprochen. Die Geschütze waren feuerbereit. Hackett wollte bei etwaigen Überraschungen sofort schießen. Die Existenz des Schiffes durfte unter keinen Umständen gefährdet werden.
Nach einiger Zeit kristallisierte sich aus der Dunkelheit ein heller Punkt hervor, den die Schiffe anflogen. Overdic pfiff leise durch die Zähne und deutete auf den Panoramabildschirm. Das war also das Hauptquartier der Yugger: eine ringförmige Station mit einem Durchmesser von über zwölfhundert Metern. Es gab mehrere breite Metalltore. Einige standen offen, andere waren geschlossen.
„ Ein ganz schöner Brocken“, sagte der Commander. „In Handarbeit haben sie das Ding bestimmt nicht gebastelt. Hinter dieser Organisation muss ziemlich viel Kapital stecken.“
„ Ja“, stimmte Hackett ihm zu. „Und die Regierung des gewählten Hochadmirals von Axarbor wäre froh, wenn sie die Hintermänner kennen würde. Aber mit diesen Feinheiten können wir uns nicht aufhalten. Wir werden ihre Station zerstören, und ...“
„ Halten Sie das wirklich für eine gute Idee?“, unterbrach ihn Overdic. „Das Ding ist bestimmt doppelt so stark bewaffnet wie unser Schiff. Wozu sollen wir uns unkontrollierbaren Gefahren aussetzen? Wir haben die Koordinaten ihre Hauptquartiers. Das ist genug. Warten wir lieber auf Verstärkung.“
„ Dann könnte es vielleicht schon zu spät sein. Es gibt einen Weg, die Station zu knacken: T-Bomben!“
„ Sie wollen …?“
Hackett nickte. „Ein paar von den Dingern an den richtigen Stellen platziert, und die Yugger haben ein Hauptquartier gehabt.“
„ Aber wie …?“
Overdic verstummte und blickte auf den Ortungsbildschirm. Ein Schiff näherte sich. Sobald es auf Sichtweite heran war, würde es die STARFIRE entdecken.
„ Deflektorschirm einschalten und ausdehnen!“, befahl Hackett. „Wenn wir ihn erledigen, darf es keine Emission geben!“
Sofort befolgte der Waffenleitoffizier seine Anordnung. Als der Schirm das fremde Schiff umschloss, gab Hackett den Feuerbefehl. Schon der erste Versuch war ein Volltreffer. Das Schiff verglühte in einen Feuerball. Schweigend wartete Hackett ab. Er rechnete jederzeit damit, dass die Geschütze der Station das Feuer eröffnen würden. Nach fünf Minuten atmete er erleichtert auf. Rund um die Station tat sich nichts. Der Zwischenfall war unbemerkt geblieben.
„ Das war knapp“, bemerkte Overdic. „Beim nächsten Mal haben wir vielleicht nicht so viel Glück.“
„ Ja, wir sollten uns beeilen“, gab Hackett zurück. Er wandte sich an den Feuerleitoffizier. „Lassen Sie fünf Mini-Drohnen startbereit machen und mit T-Bomben bestücken.“
„ Verstanden“, erwiderte der Mann.
Hackett blickte wieder auf den Panoramabildschirm. Er wusste, dass die nächsten Minuten entscheidend waren. Es würde einige Zeit dauern, die Drohnen in Position zu bringen. Bis dahin mussten sie alles dafür tun, um nicht entdeckt zu werden. Während Hackett darauf wartete, dass die Drohnen einsatzbereit waren, schien es ihm, als würde die Zeit stillstehen. Ständig rechnete er damit, entdeckt zu werden. Endlich kam die Meldung aus dem Hangar. Die Drohnen waren startbereit.
„ Ausschleusen!“, befahl Hackett.
Sein Blick war immer noch auf den Panoramabildschirm gerichtet. Er sah, wie die Drohnen in den Weltraum hinausflogen und Kurs auf die Station nahmen. Sie waren so klein, dass man sie mit bloßem Auge kaum sehen konnte.
„ Und nun?“, fragte Overdic.
„ Wir geben ihnen fünf Minuten Zeit, sich in ihre Raumanzüge zu werfen“, antwortete Hackett. „Sie können sich dann von ihren Schiffen an Bord nehmen lassen.“
„ Und ihr schmutziges Geschäft weiterhin betreiben ...“
Hackett schüttelte den Kopf. „Ohne ihre Basis sind sie machtlos. Ihre Schiffe müssen gewartet und mit Proviant versorgt werden. Keine drei Monaten, und sie werden ...“
„ Captain!“, rief der Ortungsoffizier. „Zwei Schiffe nähern sich. Beide sind in Sichtweite. Und es kommen noch mehr. Die beiden müssen Verstärkung angefordert haben.“
Overdic warf einen Blick auf den Ortungsbildschirm. „Verdammt, die scheinen eine ganze Flotte gegen uns aufbieten zu wollen!“
Hackett erkannte, dass der Commander mit seiner Vermutung recht hatte. Mehr als drei Dutzend Diskusschiffe lösten sich von der Station oder tauchten aus dem Planetenschatten auf. Trotz der starken Bewaffnung der STARFIRE war die Übermacht zu groß. Wenn sie von zehn oder zwanzig Gegnern gleichzeitig unter Beschuss genommen wurden, konnte der Schutzschirm dem konzentrierten Abgriff nicht lange standhalten.
„ Mit den versprochenen fünf Minuten wird es wohl nichts“, meinte Hackett. Er wandte sich an den Kommunikationsoffizier. „Stellen Sie eine Verbindung zur Station her. Öffnen Sie sämtliche Kanäle.“
Der Offizier ließ seine Finger über die Tastatur gleiten. „Kanäle offen, Captain.
Hackett nickte. „Achtung, dies ist eine Warnung, die nicht wiederholt w ird! Die Station ist von Drohnen mit T-Bomben umzingelt, die in exakt drei Minuten explodieren. Die Wirkung dürfte euch ja bekannt sein. Ich empfehle das Anlegen von Raumanzügen. Das ist alles, was wir noch für euch tun können. Ende!“
Hackett hatte den Satz kaum beendet, als die zwei Schiffe, die der STARFIRE am nächsten waren, plötzlich das Feuer eröffneten. Gleißende Energiestrahlen trafen den Schutzschild und ließen ihn rot aufleuchten.
„ Feuer erwidern!“, befahl der Captain.
Sofort traten die schweren Kanonen der STARFIRE in Aktion. Gigantische Feuerbälle dehnten sich aus, aber die Schiffe blieben unbeschädigt. Sie waren enorm hochwertig und leisteten den Geschützen der STARFIRE einen unverhofft harten Widerstand. Ihre Schutzschirme waren erstklassig, das musste Hackett neidlos anerkennen. Man konnte sie nur dann neutralisieren, wenn man mit engster Strahlbündelung einen haargenauen Punktbeschuss einleitete. Dann kam es zu einer Strukturschwäche an anderen Stellen, die leicht durchschlagen werden konnte.
Der Feuerleitoffizier der STARFIRE war ein erfahrener Mann. Er hatte blitzschnell erfasst, wie man dem Feind entgegentreten musste. Gleich darauf tat sich im Rumpf des einen Schiffes ein rotglühender Riss auf. Es wurde von einer Explosion erschüttert. Dann folgte noch eine. Das Schiff zerbarst in einem glühenden Feuerball. Aber die Gefahr war noch nicht gebannt. Immer mehr Diskusschiffe umgaben die STARFIRE. Noch war ihr Beschuss unkontrolliert, doch wenn sie erst einmal anfingen, ihr Feuer zu koordinieren, würden sie innerhalb weniger Sekunden den Sieg davontragen.
Overdic warf einen Blick auf den Moni tor. „Die T-Bomben explodieren in sechzig Sekunden“, meldete er. „Und jetzt … fünfzig.“
Mehrere Treffer ließen den Schutzschirm aufleuchten. Eine leichte Erschütterung lief durch das Schiff. Der Navigator gab Gegenschub. Die STARFIRE entfernte sich von der Station. Gleichzeitig tauchten immer mehr Schiffe auf und eröffneten das Feuer. Der Schutzschirm flackerte und wurde an einigen Stellen instabil. Ein ständiges Vibrieren ging durch das Schiff. Niemand konnte mehr feststellen, wo die Energieschüsse der STARFIRE einschlugen. Flammen loderten im Schutzschirm.
„ Lange halten wir das nicht mehr aus“, rief Overdic. „Wir sollten die Bomben hochgehen lassen und verschwinden.“
„ Versprochen ist versprochen“, erwiderte Hackett. „Es sind nur noch dreißig Sekunden.“
„ Die können für uns zur Ewigkeit werden!“
„ Sie sind der geborene Pessimist. Noch zwanzig Sekunden.“
„ Vielleicht wollen sie sich gar nicht in Sicherheit bringen“, meinte Overdic. „Die Yugger sind zur Selbstaufopferung bereit.“
„ Schutzschirme überlastet!“, warnte der Waffenleitoffizier.
„ Reserven aktivieren!“, befahl Hackett.
„ Negativ. Schutzschirm befindet sich im roten Bereich.“
„ Noch zehn Sekunden“, sagte Overdic.
Der Schutzschirm flackerte nur noch einmal auf und brach dann zusammen. Die ersten Treffer bohrten sich in den Rumpf der STARFIRE.
„ T-Bomben zünden!“, rief Hackett.
Rings um die Station breiteten sich rötliche Explosionen aus. Unnachgiebig fraßen sich die T-Bomben durch die Wandungen, zerstörten und ließen Sauerstoff ausströmen. Wer im Hauptquartier der Yugger keinen Raumanzug angelegt hatte, für den gab es keine Rettung mehr. Die Hülle der Station wölbte sich nach außen, zerplatzte unter den Druckwellen der Explosionen und wurde nach allen Seiten davon geschleudert. Die Basis der Yugger existierte nicht mehr.
Mit hoher Geschwindigkeit wich der Navigator der Druckwelle aus. Aber es gelang ihm nicht, das Schiff vor den scharfen Metallteilen in Sicherheit zu bringen, die überall herumflogen. Da der Schutzschirm sich noch nicht wieder aufgebaut hatte, bohrten sich einige in die Außenhülle der STARFIRE.
„ Zu stark“, murmelte Hackett, während er sich im Polster seines Sessels zurücklehnte. „Viel zu stark. Wir hätten einige T-Bomben weniger nehmen sollen.“
„ Es gab keine andere Möglichkeit. Gegen diese Übermacht hätten wir uns auf Dauer nicht verteidigen können“, warf Overdic ein.
Bevor Hackett etwas erwidern konnte, trafen die Berichte der verschiedenen Abteilungen ein. Die STARFIRE wies nur einige unbedeutende Schäden auf. Aber Hackett wollte kein Risiko eingehen. Er musste die Reparaturen so schnell wie möglich durchführen lassen. Ein beschädigtes Schiff war nicht kampftauglich.