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Erste Schritte

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Können alltägliche Verrichtungen wie waschen und anziehen nicht mehr alleine bewältigt werden, ist ein Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung auszufüllen. Hierbei sind Pflegeberatungsstellen oder Pflegestützpunkte gerne behilflich. Die Pflegekasse hat meist die gleichen Kontaktdaten wie die Krankenkasse, auf jeden Fall kann man Sie dort weiter leiten. Nach einigen Wochen erfolgt dann ein angekündigter Besuch des medizinischen Dienstes der Krankenkasse (MDK). Der MDK-Gutachter legt gegebenenfalls einen Pflegegrad fest. Sobald eine Pflegebedürftigkeit vorliegt, haben Sie einen gesetzlichen Anspruch auf Pflegeberatung durch Ihre Pflegekasse. Die Palette der Beratung reicht vom unverständlichen Schreiben im Briefkasten bis zum ausführlichen Beratungsbesuch bei Ihnen zu Hause. Zu dem Beratungsnetz der Pflegekassen gehören auch die sogenannten „Pflegestützpunkte“. In vielen Städten und Gemeinden gibt es diese bereits. Unter www.pflegestuetzpunkte-online.de finden Sie die Kontaktdaten. Das Bundesministerium für Gesundheit schreibt hierzu auf seiner Internetseite:

Pflegestützpunkte werden von den Kranken- und Pflegekassen auf Initiative eines Bundeslandes eingerichtet und bieten Hilfesuchenden Beratung und Unterstützung. Wenn Sie selbst pflegebedürftig sind oder pflegebedürftige Angehörige haben, erhalten Sie im Pflegestützpunkt alle wichtigen Informationen, Antragsformulare und konkrete Hilfestellungen. In den Pflegestützpunkten finden Sie auch die Pflegeberaterinnen und -berater der Pflegekassen.“

In vielen Pflegestützpunkten erhalten Sie professionelle und kompetente Beratung. Vorsicht, manche Pflegestützpunkte sind in Räumlichkeiten von Pflegeanbietern und die Berater sind mitunter ehemalige oder noch aktive Mitarbeiter eben dieser Anbieter. Wie unabhängig und neutral diese Beratungen dann sind, ist fraglich.

Hier können Sie zunächst grundsätzlich klären, ob der Einzug in ein Pflegeheim angebracht oder ob eine ambulante Hilfe möglich ist. Der Gesetzgeber vertritt die Formel „ambulant vor stationär“, was gut und richtig ist. Kann ein pflegebedürftiger Mensch in der eigenen Wohnung versorgt werden, so ist dies für die überwiegende Mehrheit die bessere Alternative zum Pflegeheim. Die meisten ambulanten Pflegedienste kommen auf Anfrage gerne zu Ihnen nach Hause und beraten sie zu allen Fragen der häuslichen Pflege. Ein seriöser Pflegedienst wird Ihnen auch mitteilen, ob ein Einzug ins Pflegeheim unumgänglich ist. Gibt es in ihrer Nähe keinen Pflegestützpunkt, ist ein ambulanter Pflegedienst eine gute Alternative für die Beratung.

Wenn die ambulante Versorgung nicht möglich ist, müssen sie sich für ein Pflegeheim entscheiden. Bei dieser Entscheidung können viele Aspekte eine Rolle spielen. Gibt man dem Heim den Vorzug, das im Dorf oder im Stadtteil der pflegebedürftigen Person ist oder wählt man ein Haus am Wohnort der Kinder, die dann häufiger zu Besuch kommen können? Mein Rat hierzu ist eindeutig: Je näher die Pflegeeinrichtung am bisherigen Wohnort des Pflegebedürftigen ist, umso besser. Wenn die Umgebung vertraut ist und bestenfalls noch die Möglichkeit besteht, dass man im Pflegeheim auf alte Bekannte trifft, ist die Wahrscheinlichkeit des Wohlfühlens deutlich höher. Die politische, religiöse oder wirtschaftliche Ausrichtung der Pflegeanbieter sollte bedacht werden, spielt im Pflegealltag jedoch keine große Rolle und sagt nach meiner Erfahrung nichts über die Qualität aus. Wenn mehrere Einrichtungen auf engem Raum sind oder sich in etwa gleicher Entfernung zum Wohnort befinden, sollte man die Vergleichsmöglichkeit natürlich nutzen. In den folgenden Abschnitten werden Sie erfahren, worauf Sie hierbei achten sollten. Wenn Sie die Wahl haben, ist auch der Aspekt wie gut man selbst zu den handelnden Personen passt nicht zu unterschätzen. Sie sollten auf jeden Fall das Gefühl haben, dass Sie Ihren Ansprechpartnern vertrauen können. Die Chemie muss stimmen. Wenn irgend möglich müssen die Betroffenen an der Auswahl beteiligt sein, denn deren Wunsch ist das wichtigste Kriterium für die Entscheidung.

Unter www.pflegelotse.de findet man die Benotung der Pflegeeinrichtungen vom medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK). Wie aussagekräftig diese sind, ist umstritten. Mittlerweile wird die Glaubwürdigkeit der Noten auch von führenden Politikern angezweifelt. Es gibt bereits konkrete Pläne diese Darstellung wieder abzuschaffen. Sicher ist, allein auf diese Benotung kann man sich nicht verlassen und sie ersetzt keinesfalls den persönlichen Eindruck. Es gibt daneben auch noch weitere Internetportale, zum Beispiel www.wohin-im-alter.de, welches ich gemeinsam mit einem Freund betreibe.

Haben Sie sich für eine gute Einrichtung entschieden, erhalten Sie dort Hilfe und Tipps zu vielen Behördenangelegenheiten. Alles können und dürfen die Heime jedoch nicht für Sie erledigen. So werden Ihnen Ihre Gesprächspartner sicher mitteilen, ob Sie einen Antrag auf Sozialhilfe stellen sollen, dies müssen Sie jedoch selbst erledigen. Ebenso verhält es sich beim Antrag auf einen Pflegegrad. Auch hier muss immer der Versicherte selbst den Antrag bei seiner Pflegeversicherung stellen. Fragen hierzu werden Ihnen die Ansprechpartner der Heime gerne beantworten. Melden Sie sich vor ihrem ersten Besuch im Pflegeheim immer telefonisch an. So ist gewährleistet, dass Ihr Ansprechpartner Zeit für sie hat. In den meisten Fällen werden sie von der Einrichtungsleitung oder Pflegedienstleitung beraten. Eine Liste mit Fragen, die Sie beim ersten Gespräch stellen können und wie die Antworten zu bewerten sind, finden Sie am Ende dieses Ratgebers.

Vielen Betroffenen fällt es schwer ihre Angehörigen in einem Pflegeheim „abzuschieben“. Der gesellschaftliche Druck und das eigene schlechte Gewissen sind enorm. Die pflegebedürftigen selbst sehen dies häufig anders.In meiner beruflichen Praxis habe ich schon oft den Satz gehört: „Wenn ich gewusst hätte, wie es im Heim ist, wäre ich schon viel früher gekommen“. Sicher fühlt sich nicht jeder in einer Pflegeeinrichtung wohl und sicherlich ist dies auch abhängig von der Qualität der Pflegeeinrichtung. Aber es sind auch viele alte Menschen froh über die Sicherheit einer Vollzeitbetreuung und die sozialen Kontakte die in der eigenen Wohnung im Alter oft stark abnehmen.

Es ist gut, dass die Medien Pflegeskandale aufdecken. Es ist schade, dass sie so selten über gute Pflege berichten.

Pflegeheim-Check

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