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1. Goethe, bis heute bedeutendster Vertreter deutscher Dichtkunst

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Im deutschen Sprachraum ist kein Dichter, Autor oder Gelehrter so weitläufig bekannt wie Johann Wolfgang von Goethe. Er gilt als Inbegriff des deutschen Kanons und hat ein umfangreiches Œuvre aufzuweisen, das von Lyrik über Prosa und Dramen bis hin zu wissenschaftlichen Abhandlungen und Naturbeobachtungen alles abdeckt. Darüber hinaus produzierte der rege Austausch mit seinen Zeitgenossen, wie zum Beispiel den Gebrüdern Humboldt oder Friedrich Schiller, über 15.000 Briefe, denen eine Vielzahl von seinen über 3.000 Gedichten enthalten waren.

Goethe wurde bereits zu Lebzeiten ein immenses Ansehen zugleich. Mit dem 1773 veröffentlichten Drama „Götz von Berlichingen“ begründete Goethe im zarten Alter von 24 Jahren den Sturm und Drang und beeinflusste zum Beispiel Schiller dazu, sein Werk „Die Räuber“ zu schreiben. Im Folgejahr wurde sein Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ zum europaweiten Erfolg. Goethe stieg damit in bisher ungekannte Höhen der Berühmtheit auf, die über sein gesamtes Leben anhielt und ihn bis zur Audienz vor Napoleon Bonaparte im Jahr 1808 brachte.

Zuerst aber wurde Goethe der Patron Weimars, nachdem er 1775 einer zuerst formlosen Einladung des Herzogs Karl August folgte. Schnell wurde er zum engen Freund, Begleiter und zum höchsten Beamten des Herzogtums. Er reformierte in seinen Zwanzigern den Weimarer Staat, erließ Brandschutzgesetze und führte diplomatische Verhandlungen. Als Naturforscher entdeckte er 1784 den Zwischenkieferknochen, entwarf später eine Theorie der Metamorphose und eine Farblehre.

Die stete Bewegung und der Wandel im Leben des Dichters glich einem seelischen Credo. Es überrascht wenig, dass die ab 1786 geführte zweijährige Italienreise wieder einen neuen Goethe hervorbrachte. Der Begründer des Sturm und Drang war nun gemäßigt, beruhigt, der Antike verbunden und einer Ethik des Reinen ergeben. Sechs Jahre später fußte auf dieser ästhetischen Haltung die mit Schiller zusammen begründete Weimarer Klassik.

Die einzigartige Freundschaft und Kollaboration zweier Genies brachte auf beiden Seiten ungeheuer erfolgreiche Werke hervor und verortete die deutsche Literaturszene kurzerhand im Alleingang zurück in die Klassik, wohlgemerkt nicht aus Berlin, oder München, sondern aus Weimar. Schiller war es auch, der Goethe bedrängte, die Arbeit an der „Faust“-Tragödie wieder aufzunehmen.

„Faust“ beschäftigte Goethe sein Leben lang, schon als Kind kam er mit dem historischen Fauststoff in Verbindung. Erst durch Schiller fand er die Kraft und Muse, das Fragment fertigzustellen und es 1790 zu veröffentlichen. Erleben konnte der Freund die Veröffentlichung des ersten Teils 1808 nicht mehr, und auch Goethe würde von seinem Opus überdauert werden. Der zweite Teil erschien einige Monate nach Goethes Tod 1832.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Dichter ein langes, erfülltes und bewegtes Leben gelebt. Spätestens seit der Weimarer Klassik stand sein Schaffen im Zeichen der Wirkung. Ihm war die Bedeutung seiner Werke zu Lebzeiten bereits bewusst und er schuf auch einen neuen deutschen Kanon. Die Gründung zweier Epochen und das Lebenswerk „Faust“ allein würden für dieses Ziel wohl reichen, aber Goethe war eben noch viel mehr.

Natürlich wurde sein Leben, wie auch das von Schiller, über die turbulente Geschichte Deutschlands hochstilisiert und mythisiert, doch seine Wirkung bis in die heutige Zeit kann selbst unter Anbetracht dieser historischen Realität nicht dementiert werden. Das Goethe und Schiller Archiv sowie das zugehörige Museum belegen die einzigartige Produktivität und verdeutlichen, warum es zum Beispiel Einrichtungen wie das Goethe-Institut gibt, die global agieren und das Ethos des Universalgenies berechtigterweise weltweit vertreten. In dem Sinne lohnt sich ein Blick auf das Leben des Dichters, allein schon um zu verstehen, in welchem Kontext sein Schaffen stand. Nebst den vermeintlich trockenen Fakten lebte Goethe aber eben auch im Zeichen der Selbstbestimmung und Freizügigkeit, wodurch seine Biografie ebenso zur süffisanten Unterhaltung taugt.

Johann Wolfgang von Goethe – Basiswissen #01

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