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Herzchen und der liebe Gott
ОглавлениеAuf einer daunenweichen Wolke schlummerte ein kleines Herzkind tief und fest. Oh, was hatte es für einen wunderschönen Traum. Deshalb bemerkte es nicht, wie der Mond müde gähnte und den Sternchen langsam die Augen zufielen. Die Sonne hingegen streckte sich weit hinauf und blinzelte hinter einem hohen Berg hervor. Ihre warmen Strahlen weckten die Vögel, die lustig zwitscherten. Bienen und Hummeln summten durch das Universum und bunte Schmetterlinge flogen über die Planetenwiese. Und da die Sonne heute besonders fröhlich war, kitzelte sie das Herzkind - das alle nur Herzchen nannten - an den Wangen.
„Hi, hi, hi“, kicherte Herzchen und drehte sich zur Seite. Bums, fast wäre es von der Wolke gefallen. Aber gut, dass der liebe Gott auf alle aufpasste. Im letzten Moment erwischte er Herzchen am blau-rosa Pyjama. Traumgoldstaub wirbelte in die Höhe. Den hatte das Traummännlein dagelassen, um Herzchen einen besonders schönen Traum zu schenken. Glitzer-glatzer, Herzchens Schlafanzug funkelte wie ein Eimer voll bunter Glitzerpünktchen.
„Du musst vorsichtiger sein, kleiner Tollpatsch“, meinte der liebe Gott und nahm Herzchen in die Arme.
„Mir passiert schon nichts“, stellte Herzchen fest, „du bist ja bei mir, lieber Gott.“ Noch ganz verschlafen rieb es sich das Traumgold aus den Augen und streckte sich genauso wie die Sonne. Hach, hatte Herzchen gut geschlafen und so toll geträumt. Zuerst war es ein Feuerwehrmann gewesen, dann eine Prinzessin in einem verwunschenen Schloss. Mutig ist es auf dem Rücken eines riesigen Elefanten geritten und hatte in einem Zirkus viele Tiere besucht. Ja, so machte schlafen richtig Spaß.
„Und Schlaf ist wichtig“, sagte der liebe Gott, „um groß und stark zu werden.“
Daran hielt sich Herzchen und weil es immer brav ins Bett ging, war es in der Früh stets putzmunter und lustig. Darum spielte es mit einigen Regentropfen, die kichernd auf der Strickjacke vom lieben Gott um die Wette rutschten. Auf seinen Schultern war der Start, dann sausten sie jubelnd die Ärmel hinunter und landeten auf der Wolke.
„Nochmal, nochmal“, bettelten sie und hüpften in die Höhe. Es platschte und plätscherte wie in der Badewanne. Alle mussten lachen.
„Eins, zwei, drei und los“, zählte der liebe Gott und das Wettrennen begann von vorn. Was für ein lustiger Schabernack! Eine ganze Weile spielten der liebe Gott und Herzchen mit ihnen, aber dann mussten die Regentropfen fort. Die Wolke flog nämlich gerade über ein Land, das so trocken war wie eine Wüste. Die Menschen auf der Erde, mitsamt den Tieren und Blumen, hatten mächtigen Durst. Deswegen strengte sich die Wolke ganz fest an, bis sie grau wurde. Die Regentropfen winkten dem lieben Gott und Herzchen zu, sprangen in die Wolke und tropften mit ihren ganzen Freunden auf die Erde hinunter.
Platsch, platsch, platsch.