Читать книгу Lass' endlich wieder Farbe in dein Leben, Schätzchen - Bianka Riedl-Weiss - Страница 7

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Kapitel 1

Ich versteh‘den Sinn des

Lebens nicht

Aufgewachsen auf einem ländlichen Dorf zwischen zwei Brüdern war ich sozusagen ein Sandwichkind. Meine Oma lebte mit im Haus und es lief alles „normal“ ab. Mein Vater war der Hauptverdiener und meine Mutter war zuhause und machte Heimarbeit.

Es gab immer wieder Streit wegen der Oma, vor allem wenn die Geschwister meines Vaters kamen und sich „einmischten“ – mittlerweile weiß ich, dass es fast überall so ist – damals glaube ich, hat mich das unglaublich genervt und mir auch Angst gemacht.

Ich habe nicht viele Erinnerungen an damals – an was ich mich sehr gut erinnere ist, dass ich immer wieder das, was ich so wahrnahm als 5-6jährige schonungslos auf den Tisch packte und dass ich mir damit regelmäßig Ärger einhandelte.

Das führte wohl im Laufe meines Lebens soweit, dass ich irgendwann mehr und mehr die Klappe hielt und mich in Frage stellte, und zwar so richtig.

Ich hatte permanent das Gefühl, nicht in Ordnung zu sein – mir wurde ja auch mitunter „Falschheit“ unterstellt und dass ich eine miese Lügnerin sei – die gingen mit mir nicht sonderlich zimperlich um, vor allem wenn man davon ausgeht, dass ich noch nicht mal zur Schule ging.

Ich hatte wohl voll ins Schwarze getroffen und das ist natürlich nicht schön, seine eigenen Schattenseiten serviert zu bekommen. Ich glaube, zu der Zeit, das ist jetzt ca. 45 Jahre her, war die Selbstreflexion noch nicht so „salonfähig“. Es war das Schuldthema noch sehr viel stärker ausgeprägt als heute, wobei es auch heute noch sehr präsent ist, unbewusst, aber sehr präsent.

Wusstest du eigentlich, dass nur maximal 5 % des Bewusstseins Auswirkungen auf unser Leben hat und 95 % unbewusst abläuft? D. h. übersetzt, du kannst tun und machen wie blöde und es wird dich nicht dahin bringen, wo du hinmöchtest, wenn dein Unterbewusstsein (deine Glaubensmuster, Überzeugungen) dagegen arbeitet.

Aber dazu später mehr…

Nun – meine Eltern haben in einem anderen Dorf Haus gebaut und wir bezogen dieses schöne Eigenheim in einer ruhigen Siedlung kurz bevor ich zur Schule kam. Jeder hatte sein eigenes Zimmer, Oma hatte eine Einliegerwohnung im Haus. Wie es sich so gehört – wie geplant.

Wie gesagt, an diese Zeit habe ich nicht sehr viel Erinnerung. Ich weiß, dass ich wohl so gut war in der Schule, dass die Lehrer mir geraten haben, aufs Gymnasium zu gehen.

Na gut, hab ich dann auch gemacht – humanistisches Gymnasium – Latein war nicht mein Ding - war mir eine zu tote Sprache – ich sah den Sinn darin nicht und so entschied ich mich, nach der 6. Klasse auf die Realschule zu wechseln.

Witzigerweise war ich auf dem Gymnasium von vielen Pfarrern umgeben, weil es ein Kloster war und die Realschule war Maria Ward, überwiegend Klosterschwestern.

Damals habe ich auch diese teilweise Bigottheit der katholischen Kirche erlebt, auch diese psychischen Züchtigungen, diese Doppelmoral, das Unechte, dieses Manipulative – dagegen habe ich mich schon damals innerlich aufgelehnt – ich war sehr rebellisch.

Es war gut, dass meine Eltern sich um uns in schulischer Hinsicht nicht so um uns gekümmert haben, es lief halbwegs gut, kein Grund zur Besorgnis.

Mein Vater hatte sich zwischenzeitlich selbständig gemacht und meine Mutter hatte auch einen Halbtagsjob, so kümmerte sich unsere Oma um uns,

kochte und empfing uns nach der Schule. Wie gesagt, unsere Oma war nicht zimperlich, vor allem nicht mit mir.

Wie es mit meinen Brüdern so lief, weiß ich nicht, aber ich war immer bemüht, ihr zu gefallen, ging für sie einkaufen, durfte mir auch immer für ein paar Pfennig Süßigkeiten kaufen und wurde dann, wenn meine Tanten zu Besuch waren, gemaßregelt, ich solle doch mehr auf die Oma aufpassen, mehr mithelfen, ich wurde krass beschimpft, heute würde ich sagen psychisch „misshandelt“ und ich verstand die Welt nicht mehr – ich tat doch eh alles!

Ich kannte es allerdings von Seiten meiner Mutter her auch nicht anders – da machte ich auch immer wieder die Erfahrung, dass es nicht recht war, wie ich es machte. Sie hat mich oft kritisiert, die Nachbarstöchter waren immer viel schöner, gescheiter und besser.

Irgendwann wurde ich auch dahingehend rebellisch – ich verweigerte von da an, meiner Mutter zu helfen, da ich ja sowieso nichts richtig machen konnte.

Aber es tat schon unheimlich weh.

So habe ich wohl für mich die Glaubenssätze angenommen, dass ich so, wie ich bin, nicht richtig bin; nicht in Ordnung; dass ich falsch bin, wie ich bin und dass

ich es nicht verdiene, ein traumhaftes erfülltes Leben nach meinen Wünschen zu leben.

Und da das Universum uns immer das schickt, wonach wir bitten – es heißt ja auch schon in der Bibel – „Bittet und euch wird gegeben“ – haben sich diese Überzeugungen in meinem Leben auch gezeigt.

Ich fühlte mich hässlich, nicht liebenswert – ich war zu dick – aß zu viel Süßes aus Frust, um mir ein gewisses Gefühl der Wärme, Geborgenheit zu geben und wurde deshalb ständig geschimpft und gemaßregelt von meiner Mutter, von meinen Tanten…

Es hat sich offensichtlich niemand die Mühe gemacht, zu hinterfragen, was denn los sein könnte mit mir.

Kurioserweise hat es meine Mutter bei anderen Leuten sehr schnell wahrgenommen und hat sich mitunter drüber aufgeregt – aber bei mir wollte sie nicht hinsehen.

Vielleicht war ihr eigener Schmerz zu groß.

Ich glaube heute, sie hatte unbewusst keinen wirklichen Spaß am Leben als Frau. Sie hatte keinen Spaß an Sexualität, das gehörte halt dazu – war jedoch mehr Pflichtprogramm. Sie hat sich aber auch nie wirklich darüber Gedanken gemacht. Das war halt so, von jeher.

Nachdem mein Vater gestorben war, sagte sie, sie suche sich keinen neuen Partner mehr. Sie sei froh, dass sie sinngemäß im Bett Ruhe habe.

In dieser Energie wuchs ich auf, als Frau zählst du nicht viel, Mädchen müssen, dürfen nicht.

„Nimm dich nicht so wichtig“

„Was glaubst du denn, wer du bist“

…usw..

Ich könnte mir vorstellen, dass dir, da du das hier liest, sehr bekannt vorkommt.

Ich verliebte mich immer in Männer, die gebunden waren, ich stand immer dazwischen. Das war auch häufig zuhause der Fall – zwischen meinen Brüdern, zwischen meinen Eltern, zwischen meiner Oma und meinen Tanten – das zog sich wie ein roter Faden durch mein Leben…

Lass' endlich wieder Farbe in dein Leben, Schätzchen

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