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Fünfzig Tage und fünfzig Nächte im Kongo. Ich habe alles gesehen: die Mitglieder einer High-Life-Band zeigten mir eine Kobra in einem offenen Abwasserkanal im Stadtteil Zone Lemba; ein Taxifahrer zeigte mir das Pygmäen-Haus; ein Mann brachte mir die sechs Meter lange Haut einer Python, die er neulich gekillt hatte, und war wirklich enttäuscht, als ich sie nicht kaufen wollte. Sie zeigten mir Sachen und gaben mir Sachen und nahmen mich zu bestimmten Orten mit. Die Menschen aus dem Volk machten das. Sie nahmen mich mit zu sich nach Hause. Auf der anderen Seite war es die Regierung, die mir Sachen wegnahm. Ein Regierungsbeamter hielt mich eines Tages ziemlich unfreundlich auf, als ich an seinem Tisch im Intercontinental vorbeiging, und sagte: »Sie sind hier, um über einen Boxkampf zu schreiben, und nicht über ein Volk!« Die Regierung nahm mir meinen Pass weg und gab ihn mir nie zurück. Und die Regierung nahm mir mein Rückflug-Ticket weg, das von der New Times im Voraus bezahlt worden war und achthundert Dollar gekostet hatte. Co-Promoter John Daly brachte mich am Tag nach dem Kampf auf seine eigenen Kosten raus. Den Vater von John Daly hielten sie am Flughafen auf. George Foreman hielten sie am Flughafen auf, vielleicht weil er den Kampf verloren hatte. Sie hielten auch die Muhammad-Ali-T-Shirts auf, die Bundini verkaufen wollte, weil in Zaire nur für einen Führer Platz ist: Mobutu, unterstützt vom CIA. Ich bin davon überzeugt, dass mir der örtliche CIA-Chef, in der Tarnung eines AID-Offiziellen1, bei einem Abendessen einen mit Drogen versetzten Cocktail untergeschoben hat. Wahrlich, das glaube ich.

Ich kann mich erinnern, wie Budd Schulberg hektisch mit der Botschaft telefoniert, und wie dann der für politische Fragen zuständige Diplomat ankommt, um Budd und Harold Conrad vom Memling Hotel zum Flughafen zu eskortieren. Ich stehe in dem Moment im Hoteleingang, und Budd und Harold schreien zu mir rüber, ich solle mit ihnen abhauen. Wie aus dem Nichts taucht ein gut gekleideter Europäer neben mir auf, stößt mich am Ellbogen und lenkt mich ab. Ah ja! Das hatte ich ganz vergessen! Ein in Kinshasa geborener portugiesischer Geschäftsmann, der mich für diesen Abend zum Essen in sein Haus eingeladen hat. Ich gehe mit ihm. Die Botschafts-Karosse stößt raus und reiht sich in den Verkehr ein, und Schulberg und Conrad starren mich mit offenem Mund an.

Wir spielen Blackjack in der Präsidentenvilla, die man Angelo Dundee zur Verfügung gestellt hat. Ich stoße meinen Kelch um, der mit dem St. Émilion des Präsidenten gefüllt ist. Ein Butler wechselt das Leintuch. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht mehr als einen Drink umgestoßen. Aber in dieser Nacht habe ich dreimal diesen Rotwein verschüttet. Dreimal wechselte der Butler das Tischtuch. Meine Mitspieler meinten, ich wäre stoned vom Kongo-Gras. Nein, sagte ich zu ihnen, das ist Voodoo. In diesen Tagen verschütte ich ständig Drinks, und einmal die Woche setze ich, wenn’s passiert, ein Grinsen dazu auf und erkläre: »Voodoo.« Die Leute scheinen das zu verstehen. Die immerwährende Macht des Voodoo.

Dann, wie ein Wunder, der Abflug. Der eher wie eine Flucht abläuft. Am Tag danach Mittagessen in New York mit Jon Larsen, dem Chefredakteur der New Times. Wie hättest du’s denn gerne von mir geschrieben, Jon? Mach’s genau so, wie du willst, Bill. Okay. Schließlich entschied ich mich, dass die beste Art, diese Story zu erzählen, die wäre, sie müde zu erzählen. Ja, das wäre die perfekte Erzählerstimme: müde. Müde wie ein ausgebrannter Kampfpilot bei der Einsatzbesprechung am Air Force-Stützpunkt Clark, nachdem sie ihn in letzter Sekunde aus dem Hanoi Hilton rausgeholt haben.2

Ich nahm mir ein Zimmer im Chelsea Hotel, und als ich mich hinsetzte, um mit dem Schreiben anzufangen, passierte etwas Merkwürdiges: Ein Zahn fiel aus meinem Kopf. Als ich den Artikel ablieferte, machte ihn Larsen als blödes Geschwafel nieder. Ich stritt mich herum, aber ich kam damit nicht durch. Novak und seine afrikanische Frau holten mich ab. In ihrem Haus auf dem Land in Connecticut wollte ich versuchen, eine gängigere Fassung zu schreiben. 3 In Greenwich legten wir einen Stopp ein, um in einem Steakhaus zu abend zu essen. Ich erzählte ihnen von dem Zahn. »Nein, Cardooze«, versuchte mich Victoria zu beruhigen. »Kein Voodoo. Kein Voodoo.« Sie schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. Hör nicht auf sie, sagte später Novak ganz im Vertrauen zu mir. Von ihrem Cousin haben sie acht Zähne genommen. Ich weiß es, weil sie es mir erzählt hat.

Rummel im Dschungel

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