Читать книгу Die Zuchtstute eingeritten - Billy Goudin - Страница 4
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ОглавлениеDas dort drüben war er doch, oder? Dieses plötzliche Kribbeln setzte sich fort. Jenes, das Daniela vor einer Woche bei einer flüchtigen Unterhaltung mit ihm draußen auf dem Gehsteig verspürt hatte. Es war schon seltsam, dass er ganz in der Nähe wohnte und sie ihn kaum kannte. Oder er wollte diesmal vielleicht so tun, als hätte er sie nicht bemerkt. Hatte er vielleicht auch nicht. Sie sollte … ihn ansprechen! Nur so und schnell, bevor er weg war.
Sie spürte dieses Kribbeln noch mehr, je weiter er sich dort drüben auf der anderen Straßenseite entfernte. Ganz genau so war es bei dieser knappen Unterhaltung gewesen und setzte sich nun direkt fort. Sie hatte angenommen, dass sein Umzug wahrscheinlich ein wenig stressig verlaufen war. Ihn nicht zu sehr ausfragen wollen. Wohnte er wirklich allein dort? Aber nun sollte sie ihn vielleicht ganz unverschämt fragen, ob er einen Kaffee oder so mit ihr trinken wollte.
Ja, ganz sicher war sie sich nicht, ob er sich für Frauen interessierte. Aber sie würde es herausfinden und ihn dann eben in Ruhe lassen, wenn dem nicht so war. Wenn doch, dann … womöglich, was er so konnte. Da war sie nicht schüchtern, wenn ihr ein Mann wirklich gefiel. Wenn der auch wusste, was er wollte … sehr gut. Ja, er war jung, konnte gerade erst an die 20 sein und wohnte dort wohl allein. Aber so wie der aussah, wurde ihr schon wieder ein wenig heiß.
Er bog um die Ecke und verschwand. Sie stellt sich vor, wie er nach Hause kam, erst einmal alles abstellte, und sich gemütlich zurücklehnte. Wahrscheinlich konnte er etwas mit ihr anfangen, wenn sie das eben mehr zeigen würde. Wenn er ein geiler Hengst war, was war sie dann? Was er wohl den ganzen Tag so machte, ganz allein? Schon wieder kam auf einmal dieser Gedanke in ihr auf. Sie atmete einmal tief durch und machte sich weiter daran, ihre Einkäufe nach Hause zu tragen. Hatte sie nicht sogar einmal seine Telefonnummer herausgefunden? Sie konnte ihn doch nicht einfach so anrufen – aber wie war das genau gewesen?
*
An diesem Tag war es für Thomas wirklich dringend notwendig. Diese Frau, die sich mit ihm treffen hatte wollen, war nicht aufgetaucht. Sie hatte auch auf nichts mehr reagiert. Dabei hatte sie anklingen lassen, dass es bei ihr recht bald zur Sache gehen konnte. Wahrscheinlich doch nur in seiner Fantasie. Es half alles nichts, es war dringend – also musste er eben selbst für Abhilfe sorgen. Genau, oder vielleicht alles so ablaufen lassen, als wäre sie hier. Oder doch ganz einfach ein Filmchen für Erwachsene suchen und es hinter sich bringen? Dieses Ziehen in ihm war kaum mehr zu ertragen.
Oder es doch an diesem Abend noch einmal probieren? Aber ewig konnte er diese Nummer auf der Tanzfläche nicht abziehen. Auch sehnte er sich nach einer Frau, die sich in seinem Bett räkelte und nicht schon auf dem Klo durchnehmen ließ. Aber bei der … ach, war doch momentan egal.
Ob sie nackt genauso ausgesehen hätte wie in diesem Filmchen, das er gerade gefunden hatte? Konnte hinkommen, und am besten, er drehte das wieder ab. Wozu brauchte er das, wenn seine Fantasie in diesem Moment völlig reichte? Ach, einfach locker werden, und am Abend konnte er ja weitersehen. Also griff er bei sich selbst zu und legte er los.
Gleich war es soweit, aber er wollte es noch hinauszögern. Schließlich war er ein Genießer. Er sah sich um und dachte wieder einmal daran, dass er die Möbel hier anderes aufstellen sollte. Nein, er sollte … nach seinem Telefon sehen, das gerade auf dem Tisch vibrierte.
„Hallo“, hauchte ihm auf einmal eine Frau entgegen, noch bevor er etwas sagen konnte. War das nicht …? Was wollte die von ihm?
„Oh, guten Tag, und …?“
„Tut mir leid, wenn ich zu aufdringlich bin, aber …“
„Ja, was denn?“
Ja, die Stimme kam ihm bekannt vor. Das war ganz sicher diese Frau, die in seiner Nachbarschaft wohnte. Er hatte sie einige Male zufällig auf der Straße getroffen. Der Tonfall war bei ein, zwei kurzen Unterhaltungen sogar recht locker geworden. Gerade vorhin war ihre Stimme immer mehr … in eine hauchende Richtung gegangen. Es war, als konnte sie ihn sehen, obwohl das sicher nur eine Sprach- und keine Video-Verbindung war. Seine männliche Ausstattung begann sich wieder aufzurichten.
„Ich habe mir nur gedacht …“, hauchte sie weiter, „… darf ich einmal … zu dir kommen?“
Sofort erfasste ihn dieses Gefühl, wenn er kurz vor einem Erfolg stand. Klar, sie wollte zu ihm kommen. Hatte sie das gerade ernst gemeint? Woher hatte sie schnell noch einmal seine Nummer? Glaubte sie wirklich, sie hätte leichtes Spiel mit ihm? Dachte vielleicht, er hätte nicht viel Erfahrung mit Frauen. Ja, vielleicht sah er für manche Leute so aus – aber da hatte sie gründlich falsch gedacht!
„Ja, kann ich?“, fragte sie nach und beendete das Abschweifen seiner Gedanken.
„Äh, ja, gerne, aber …?“, entgegnete er.
„Ist es jetzt nicht so … günstig bei dir?“
„Doch, doch.“
Es fühlte sich immer noch so an, als stünde sie direkt vor ihm. Ihr Blick schien wieder auf seine halb aufgerichtete Blöße gerichtet zu sein. Also … wenn sie etwas von ihm wollte, dann würde sie es bekommen. Tief in ihr drin! Am besten, diese nicht aufgetauchte Frau würde auch mitbekommen, was sie versäumt hatte.
„Bis gleich“, hauchte sie wieder, ohne irgendeine Antwort abzuwarten, und legte auf.
Thomas schlug sich einmal dieses Badetuch um und ging zum Eingang. Sie hatte doch gemeint, jetzt gleich zu ihm zu kommen, oder? Das konnte höchstens ein paar Minuten dauern. Ob sie einen Kaffee wollte, oder gleich ein Glas Wein? Egal was sie wollte und wie schnell es ging, das hielt er zuerst schon für angemessen. Er war doch ein Mann mit Stil – und sie sollte ihre Manieren zuerst verlieren.
Aber wo blieb sie? Musste wohl noch ein paar Sachen zusammensuchen. Bevor er nachfragte, wartete er halt noch ein wenig. Oder sollte er sie gleich hinter der Tür komplett nackt empfangen? Bitte, so sehr konnte er seine Fantasien schon noch zähmen. In diesem Badetuch natürlich. Nein, das sollte er nicht. Andererseits, die Art, wie sie beim letzten Mal gelächelt hatte?
Noch besser, er bereitete eine Flasche Sekt vor. Genau, da war doch die ganze Zeit eine im Kühlschrank, die er irgendwann hatte öffnen wollen. Bei ihm war eben alles im Griff und auch für solche Fälle vorgesorgt. Sollte er sie gleich öffnen? Wo waren die Gläser? Das kleine Kamerabild erwies sich auch als nützlich – denn nun sah er, wie sie sich seiner Tür näherte.
Was trug sie da bitte? Ja, es war an diesem Tag ein wenig kühl. Aber deswegen gleich ein langer Mantel? Es war anscheinend sie, die hier nervös war. Aufmerksam blickte sie in alle Richtungen. Hatte sie Angst, dass sie jemand bei ihm sehen konnte? War bei ihr womöglich auch jemand nicht aufgetaucht? Thomas bekam eindeutig zu wenig Getratsche aus der Nachbarschaft mit.
Er atmete tief ein und öffnete die Tür, bevor sie es machen konnte. Wieder merkte er dieses Lächeln, mit dem sie vielleicht ihre Unruhe zu überspielen versuchte.
„Oh, hallo noch einmal!“, begrüßte sie ihn. „Darf ich hinein?“
„Sicher!“, entgegnete er, und sie huschte hinein. Schnell schloss er die Tür hinter ihr.