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Himmlische Begegnung

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Von Majana Lausen

Als ich im Frühjahr 2006 wie jede Nacht schlafen ging, wusste ich noch nicht was sich in meinem Leben alles ändern würde. In dieser Nacht hatte ich einen seltsamen Traum, der kein Traum war. Ich war wirklich dort. Mein Körper schlief und meine Seele war an diesem Ort, ein Ort in Mecklenburg, an dem ich immer vorbeifuhr, schon als Kind, wenn wir meine Oma, meinen Onkel, meine Tante, Cousinen und Cousins besuchen wollten. Genau an dieser Stelle war ich nun und saß in meinem Auto, so plötzlich und ich wusste nicht warum. Ich begriff aber sofort, dass es kein Traum wie immer war, sondern dass ich wirklich da bin. Irgendetwas sagte mir, dass ich aussteigen soll und ich tat es auch. Da sah ich ihn liegen, meinen Onkel. Er lag auf dem Boden und war tot.

Ich erwachte und fühlte alles noch ganz genau. Ich wusste, es war kein Traum, sondern, dass sich unsere Seelen getroffen haben und ich wusste auch, dass dies ein Abschied für immer war. Mich quälte dies unheimlich. Ich erzählte meiner Mutter davon. Sie war so schockiert über meine Worte, dass sie sofort ein anderes Thema anschnitt.

Ich hatte das Ganze irgendwann verdrängt, bis zu dem Tage, als meine Mutter mich ungefähr 2 bis 3 Monate nach diesem Traum anrief. Sie sagte, dass mein Onkel gestorben sei, im Schlaf an einem Herzinfarkt.

Ich hatte sofort wieder den Traum vor Augen und ich verlor für eine Weile die Füße unterm Boden. Ich gab mir die Schuld an seinem Tod. Ich dachte, wenn ich vielleicht etwas gesagt hätte, wäre es gar nicht so weit gekommen. Wenn ich meinem Onkel doch bloß davon erzählt hätte, vielleicht hätte er dann mehr auf sich geachtet. Ich fühlte mich einfach nur schrecklich und schuldig. So lief ich ein paar Jahre nun durch die Welt, immer mit dem Gefühl, ich wäre schuld.

Bis ich im Jahre 2011 vor einem Burnout stand. Nun musste ich mich meinem Leben stellen, meinen Schwächen und Ängsten und alles aufarbeiten was zuvor nicht richtig gelaufen war.

Zu dieser Zeit spürte plötzlich die liebevolle Gegenwart meines Onkels. Ich wusste sofort, dass er es ist. Ich fühlte mich so geliebt und geborgen und spürte, dass er aus Liebe gekommen war. Ich hatte das Gefühl, dass er mehr als einfach nur hallo sagen wollte. Gleichzeitig hatte ich aber auch Angst und wusste eigentlich nicht was ich tun sollte, was ich für ihn tun konnte und vor allem mit wem ich darüber reden könnte. Schließlich glauben immer noch nicht so viele Menschen daran und ich wusste auch in meinem Umfeld nicht sofort, mit wem ich vielleicht darüber sprechen kann.

Dass mein Onkel immer wieder bei mir war, ging über zwei Jahre. Wir begegneten uns immer wieder im Traum. Er strich mir liebevoll über den Rücken, er saß beschützend neben mir auf dem Beifahrersitz, wenn ich nachts allein mit dem Auto unterwegs war, er machte sich bemerkbar durch starken Zigarettengeruch, über Botschaften sämtlicher Geräte, über ein immer wiederkehrendes Lied im Radio und ließ Lampen ständig an- und ausgehen.

Ich spürte ihn einfach sehr oft bei mir. Ich wollte so gern herausfinden was sein Wunsch war, denn ich hatte immer das Gefühl, dass ich ihm bei irgendetwas helfen soll und gleichzeitig wollte er mir helfen. Ich sollte einfach keine Schuldgefühle mehr haben, schließlich wählt jeder frei seinen Tod. Ich verdrängte ihn aber auch gleichzeitig immer wieder, weil ich mich eigentlich gar nicht so richtig damit beschäftigen wollte und Angst hatte.

Wegen meines Burnouts suchte ich eine Therapeutin auf, die, wie ich einige Wochen später herausfand, sehr spirituell war. Ich fragte sie, ob es normal sei, dass Verstorbene immer wieder über Jahre kommen und sich bemerkbar machen. Sie sagte mir, wie ich mit ihm kommunizieren könne, wie es klappen könnte, dass ich verstehe, was er möchte. Ich solle in Gedanken und vor allem aus Liebe zu ihm sprechen. Und dies habe ich getan. Und in dem Moment funktionierte es.

Von dem Moment an konnte ich ihn verstehen und alles ging sehr schnell. Er war immer noch oft bei mir und eines Morgens machte ich mich um fünf Uhr fertig für die Arbeit, als ich einen Satz in meinem Kopf hörte: „Das mit dem Schmuckkästchen ist in Ordnung, sag ihr das, und dass ich sie liebe“.

Dieser Satz war mit Liebe, aber auch mit Bestimmtheit gesprochen worden. Natürlich wusste ich für wen diese Botschaft bestimmt war — für meine Tante. Ich bekam aber sofort Panik und habe laut gesagt: „Nein, ich mache alles, aber nicht das. Das kannst du nicht von mir verlangen, nein, nein, nein.“ Ich hatte noch nie mit meiner Tante darüber gesprochen, auch nicht, dass ich vorher geträumt hatte, dass er die Erde verlassen wird. Ich konnte mir nicht vorstellen nun zu ihr zu gehen und zu sagen: „Du hör mal, Onkelchen ist schon ewig da und ich soll dir etwas ausrichten ...“

Ich habe versucht, dies einige Monate zu verdrängen, es ging aber nicht. Schließlich wollte ich meinem Onkel den Wunsch erfüllen. Ich war unendlich dankbar, dass er oft bei mir war, mich mit Liebe und Geborgenheit überschüttet hat. Es waren immer einzigartige Momente und man kann solche Begegnungen mit dem normalen Leben nicht vergleichen, es gibt kein schöneres Gefühl.

Im Februar 2013 entschloss ich mich, seinen Wunsch zu erfüllen, schließlich wollte er meine Tante trösten. Sie war nun mal von heute auf morgen allein mit dem Haus und drei Kindern. Außerdem war er ihre große Liebe. Er wollte ihr einfach zeigen, dass er nicht weg ist, sondern immer noch da ist und sie sich eines Tages wiedersehen.

Ich bat meinen Onkel, mir zu helfen, alles für mich einzurichten, dass wir uns beide treffen konnten und vor allem, dass wir allein waren. Ich wusste auch nicht, wie ich es nun anstellen sollte, wie ich überhaupt ein Treffen zustande bekommen sollte, wir hatten seit seinem Tod wenig Kontakt.

Am 24. Februar, meinem Geburtstag, rief mich meine Tante auf dem Handy an und gratulierte mir. Ich möchte hierbei erwähnen, dass mich meine Tante noch nie zuvor auf meinem Handy angerufen hat und mir schon gar nicht jemals telefonisch zum Geburtstag gratulierte. Mir war klar, dass mein Onkel die Finger im Spiel hatte und ich nutzte die Gelegenheit und bat um ein Treffen. Ich sagte ihr, dass ich dringend mit ihr über etwas sprechen möchte.

Wir machten gemeinsam einen Termin für März 2013 aus und bis dahin war ich völlig fertig. Ich malte mir Situationen aus, wie sie mich rausschmeißt oder einfach nur sagt, dass ich nicht richtig ticke.

Ich bat meinen Onkel immer wieder um Hilfe, dass er doch bitte dafür sorgt, dass wir allein sind und vor allem bat ich ihn darum, unbedingt dabei zu sein und dass er doch bitte irgendetwas macht, damit meine Tante weiß, dass er da ist.

Nun war der Tag gekommen, der Tag im März, an dem ich nun zu meiner Tante fuhr und an dem ich auch gleichzeitig gerne wieder umgekehrt wäre. Ich hatte einfach nur Angst - Angst, dass sie mir nicht glaubt. Nun saß ich vor ihr und wusste nicht was ich sagen sollte. Ich stotterte so vor mich hin und fragte sie, ob sie an einem Leben nach dem Tod glaubt. Schließlich wollte ich behutsam anfangen. Sie sagte: „Nein, daran glaube ich nicht! Tot ist tot, danach kommt nichts mehr.“ Super dachte ich, toll, warum sitze ich hier eigentlich. Und sie wunderte sich, dass ich sie das überhaupt fragte. Sie spürte meine Unsicherheit und sagte herzlich: „Egal was es ist, du kannst mir alles sagen!“ Und das tat ich. Ich erzählte ihr alles was ich in den letzten Jahre mit meinem Onkel erlebt habe, dass er da ist, auch davon, dass ich vorher von seinem Tod geträumt habe und natürlich auch diesen einen Satz: „Das mit dem Schmuckkästchen ist in Ordnung, sag ihr das und dass ich sie liebe“.

Sie war vollkommen schockiert und brauchte erst einmal ein paar Minuten, bis sie wieder reden konnte. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass ich deshalb da war und dass ich auf Wunsch meines Onkels gekommen war. Mir war wichtig, dass sie mir glaubt. Das tat sie auch. Sie sagte: „Ich weiß, dass du mich niemals anlügen würdest, ich glaube dir.“

Gleichzeitig aber sagte sie, dass sie einfach zu traurig ist, ihn verloren zu haben und sie könne es sich nicht vorstellen, auf diese Weise mit ihm in Kontakt zu treten. Sie möchte ihn zum Anfassen haben, etwas anderes kommt für sie nicht in Frage. Ich fragte sie nun, was es mit dem Schmuckkästchen auf sich hatte, dass mein Onkel im Satz erwähnte. Ihre Antwort war: „Nun, ich habe meinen Schmuck immer im Kleiderschrank herumliegen gehabt und es hat mich einfach genervt, nun habe ich mir ein Schmuckkästchen gekauft.“ Plötzlich fiel ihre Kette vom Hals, sie öffnete sich und fiel ihr direkt in den Schoß. Sie rief laut aus: „Bist du es etwa“? Sie hielt kurz inne und meinte aber, dass das nicht sein kann. Ich wusste aber in dem Moment, dass mein Onkel es gerade war, der ihr die Kette öffnete. Immerhin hatte ich ihn darum gebeten, irgendwas zu tun, ich bedankte mich dafür.

Meine Tante war sehr dankbar für meine Offenheit und sie fragte mich noch, ob ich keine Angst hätte, wenn er immer mal da ist. Ich sagte: „Manchmal schon, aber es ist einfach nur wunderschön.“

Erleichtert, alles losgeworden zu sein, fuhr ich nach Hause. Wirklich super fühlte ich mich aber nicht. Ich hatte das Gefühl, dass ihr das nicht wirklich ein Trost war. Ich glaubte, dass ich nicht genug getan hätte um sie zu trösten. Die nächsten Tage und Wochen waren daher sehr schwierig für mich. Ich hatte einfach ein schlechtes Gewissen meinem Onkel gegenüber. Er wollte sie doch so gern trösten. Er wollte, dass sie weiß, dass er da ist und sie sich irgendwann wiedersehen.

Eine gute Freundin bat mich, zu einem Medium zu gehen und sie hatte auch einen wunderbaren Tipp für mich. Ich machte sofort einen Termin bei ihr. Ich war kurz vor dem Termin sehr aufgeregt und merkte, dass mein Onkel bei mir war. Sie machte die Tür auf, begrüßte mich, sah mich aber nicht an. Ich fand das sehr merkwürdig und gleichzeitig unhöflich. Ich fragte mich in dem Moment, ob es wirklich richtig wäre, hier zu sitzen. Sie bat mich, mich vor ihr auf das Sofa zu setzen. Sie sagte, ich solle meine erste Frage stellen. Ich fing an über meine Erlebnisse zu sprechen.

Daraufhin unterbrach sie mich und sagte: „Es tut mir leid wenn ich dich an dieser Stelle unterbreche, aber du bist nicht allein gekommen, es ist jemand mit dir hierhergekommen.“ Sie entschuldigte sich, dass sie beim Hereinkommen nicht mich angeguckt hätte und dass dies vielleicht unfreundlich gewirkt hat, aber sie war in dem Moment mit meiner Begleitung beschäftigt. Ich war einfach nur überwältig, dass mein Onkel tatsächlich mitgekommen war. Nun fand eine Unterhaltung statt. Mein Onkel sagte, dass sein Herz zu schwach war um weiterzuleben, dass es ihm gut geht und es sehr schön ist, da wo er jetzt ist. Ich fühlte auf einmal tiefe Liebe, ich konnte es so körperlich fühlen, dass ich fast zu weinen anfing.

Das Medium sagte, dass mein Onkel ein Kind dabei hätte und sie fragte mich, ob ich weiß, wer das sein könnte. Sie sagte, das Kind freut sich, mich zu sehen und begrüßt mich gerade. Das war wohl das irre Gefühl, dass ich in dem Moment verspürte. Ich sagte: „Ja, das ist der Bruder meines Onkels, der bei der Geburt verstorben war. Mein Onkel begann weiter zu erzählen, dass meine Tante ein schlechtes Gewissen hat, weil er vor seinem Tod noch einmal wach war, es ihm schlecht ging, er geschwitzt hat und sich ein Handtuch aus dem Bad holte, sie aber nicht aufwachte. Er sprach weiter, dass er oft versucht hat, ihr nahe zu sein, zum Beispiel im Traum.

Es gelingt ihm aber nicht, weil sie ihn nicht loslassen kann. Mein Onkel sagte weiter, dass sie so gerne glauben möchte, dass er noch da ist, es sich aber nicht vorstellen kann. Sie möchte ihn nur zum Anfassen und sonst nichts. Nun bat er mich und das waren mir die wichtigsten Zeilen, ich solle nun loslassen, kein schlechtes Gewissen mehr haben, denn ich habe mein Bestes getan und dafür war er mir sehr dankbar. Er sagte: „Danke, dass du an mich denkst. Ich liebe dich.“

Nun konnte ich loslassen und habe in diesem Moment Frieden gefunden. Mein Onkel war ab dem Zeitpunkt nicht mehr so häufig da, eher selten, aber ab und zu ein Gruß, das ist schon noch drin.

Himmlische Erlebnisse

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