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Teil 1 - WISSENSWERTES RUND UM DAS THEMA STRESS
ОглавлениеDaten und Fakten
Die Auswirkungen von Stress werden noch immer unterschätzt. Er schadet nicht nur den Unternehmen und der Wirtschaft, er wird auch als größte Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts genannt. Zudem ist Stress die Hauptursache bei circa 70 % aller Krankheiten (Quelle WHO). Aufgrund dieser Tatsache ist es besonders wichtig, Stress als Ursache zu begreifen. Die eigenen Stressoren zu erkennen und einen bewussteren Umgang mit belastenden Situationen im Alltag zu erlernen, ist Voraussetzung für mehr Gelassenheit.
Die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen, aber auch die der Muskel- und Skeletterkrankungen steigen seit Jahrzehnten stetig an. Muskel-Skelett-Erkrankungen sind die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland. In Statistiken rangieren sie seit Jahren an erster Stelle. Beide Krankheitsarten sind unter anderem auf zu viel Stress zurückzuführen.
Neben den Belastungen im privaten Bereich besteht ein wesentlicher Auslöser darin, dass wir im Joballtag immer mehr Stress ausgesetzt sind. Bekanntermaßen entstehen demzufolge nachweislich eher Fehler und wir sind weniger produktiv. Aber auch die Gesundheit leidet, es folgen gesundheitliche Beeinträchtigungen und Erkrankungen. Über kurz oder lang werden wir mit uns und unserer Umwelt unzufrieden – bewusst oder auch unbewusst.
Lassen Sie es erst gar nicht so weit kommen und ziehen Sie jetzt die Reißleine. Betrachten Sie Stressbewältigung als einen Teil Ihrer Gesundheit und beginnen Sie Ihr individuelles Lebenskonzept zu gestalten.
Genau das ist für mich Gesundheit – ein individuelles Lebenskonzept, in welchem aktive Stressbewältigung ein fester Bestandteil ist. Nutzen Sie Ihr Potenzial und freuen Sie sich wieder auf ein stressfreies Leben – auf IHR Leben.
Warum Stressbewältigung oft scheitert - die häufigsten Fehler
Wohin wir schauen, Stress begleitet jeden von uns überall. Er steht an erster Stelle der fünf häufigsten Gesundheitsbeschwerden der Deutschen, dicht gefolgt von Beschwerden wie Ermüdungserscheinungen, Übergewicht, Schlafstörung und hohem Blutdruck. All jene Faktoren sind ebenfalls die Folge von negativem Stress.
Das Thema Stress hat sich in den letzten Jahren zu einem immer größer werdenden gesellschaftlichen Problem entwickelt. Doch warum scheint es kein Entrinnen aus diesem Teufelskreis zu geben? Zumindest lassen das die Zahlen vermuten. Worin liegen die großen Diskrepanzen zwischen den Möglichkeiten der Stressbewältigung und den Werten der Krankenstatistiken?
Aus meiner Erfahrung und dem Austausch mit Seminarteilnehmern stelle ich immer wieder fest, dass oftmals ein Patentrezept zur Stressbewältigung erwartet wird. Da heißt es nicht selten: „… bei Herrn Soundso hat die Strategie doch aber funktioniert, warum klappt es bei mir nicht?" Genauso verhält es sich in vielen einschlägigen Büchern. Diese suggerieren oft, dass Sie mit kurzfristigen Möglichkeiten ab sofort keinen Stress mehr verspüren oder dass es genügt, sich mit verschiedenen Entspannungsvarianten auseinanderzusetzen. Aber so einfach ist das nicht. Damit Sie erfolgreich und langfristig Ihre Ressourcen stärken und Stress vermeiden können, müssen Sie die Ursachen für die Stressentstehung kennen.
Bei der Stressbewältigung geht es nicht nur um das Erlernen von Entspannungsmethoden, gesunder Ernährung und Bewegung. Hier geht es vor allem darum, die eigenen Verhaltensweisen wirklich ehrlich zu analysieren, Gedanken zu steuern, Achtsamkeit zu leben und seine eigenen wahren inneren Bedürfnisse zu erkennen. Erst wenn Sie all diese Faktoren berücksichtigen und Stressbewältigung als ein individuelles Lebenskonzept betrachten, erzielen Sie langfristigen Erfolg bei der Stressprävention.
Stress ist komplex. Er umfasst alle Lebensbereiche, sodass kein Bereich ausgenommen werden darf. Stress ist individuell – Sie sind individuell – somit ist Stressbewältigung individuell.
Erfolgreiches Stressmanagement basiert auf einem maßgeschneiderten Konzept, bei welchem alle Möglichkeiten eingebunden werden. Es ist ein Lebenskonzept, das immer und immer wieder den aktuellen Situationen angepasst werden muss. Was heute für Sie Stress bedeutet, kann morgen schon eine stressmindernde Ressource sein.
Akzeptiere Dich und das, was ist, und lerne loszulassen.
Mit dieser Einstellung gehen Sie einen entscheidenden Schritt in Richtung Stressbewältigung.
Stress - was ist das?
Was ist Stress? Wir alle reden darüber, doch was bedeutet „Stress" und wie wirkt er sich auf unseren Organismus aus?
Stress bedeutet zunächst einmal für jeden etwas anderes, denn, wie schon erwähnt, ist Stress individuell. Er ist zudem ein lebensnotwendiger Vorgang, der uns in Notsituationen das Leben retten soll. Stress kann uns auch beflügeln, uns zu Höchstleistungen bringen, so dass wir Herausforderungen überhaupt erst meistern können. Hierbei sprechen wir von positivem Stress. Allerdings, und hier besteht die eigentliche Gefahr, kann solch eine Situation sehr schnell ins Gegenteil kippen. Positiver Stress schlägt dann in negativen Stress um, sobald zahlreiche Stressfaktoren über einen langen Zeitraum in Folge auftreten. Der Begriff „Stress" kommt ursprünglich aus dem Englischen und bedeutet Druck oder Anspannung. Anfangs bezog sich Stress auf eine rein körperliche Belastung und ist ein uraltes Programm unserer Gene. Es ist eine Kampf-Flucht-Reaktion auf bedrohende Stressauslöser. Innerhalb kürzester Zeit ist unser Organismus kampf- und fluchtbereit. Er wird in Alarmbereitschaft gesetzt, um zu reagieren. Ist die Gefahr vorüber, entspannt sich der Organismus wieder. Wenn wir aber nun in dauernder Anspannung verharren, wirkt sich Stress negativ aus. Wir werden langfristig gesehen krank. Früher ging es um das eigene Leben. Heute empfinden wir Stress eher, sobald wir uns in unserem Selbstwertgefühl bedroht und uns überfordert fühlen und nicht in der Lage sind, die stressigen Situationen zu kontrollieren, sie mit eigenen Mitteln und Ressourcen abwenden zu können. Wie lautet Ihre spontane Antwort auf die Frage, was Sie am meisten belastet?
In der folgenden Statistik ist deutlich zu sehen, was Berufstätige überwiegend belastet. Diese Antworten decken sich mit denen, die auch meine Seminarteilnehmer(innen) immer wieder angeben.
Stress entsteht aus dem Verlust der Kontrolle, aus dem Gefühl, einer Situation scheinbar ausgeliefert zu sein, welche man selbst nicht beeinflussen kann.
Ob Sie negativen (Disstress) oder positiven (Eustress) Stress empfinden, hängt sowohl von Ihnen selbst als auch von Ihrer persönlichen Stresstoleranzgrenze ab, welche aufgrund Ihrer bisher gewonnenen Lebenserfahrungen und Ihren Persönlichkeitsmerkmalen entstand. Diese ist ausschlaggebend dafür, welchen Belastungen Sie standhalten können.
Die Stresstoleranzgrenze ist eine flexible Grenze, die abhängig von Ihrer jeweiligen Tagesform und den gegebenen Umwelteinflüssen ist. Ob und welche Art von Stress Sie empfinden, ist abhängig von Ihrer momentanen Lebenssituation, Ihrer Verfassung, Ihren Lebenserfahrungen, Persönlichkeitsmerkmalen, den Umwelteinflüssen und der aktuellen Situation.
Wir haben es nicht mit einmaligen Stresssituationen zu tun. Es ist bereits der ganz normale Alltag, der uns krank macht. Wir können uns dem nicht entziehen und genauso wenig darauf hoffen, dass sich das „“Außen" zum Positiven ändert. Uns bleibt nichts anderes übrig als zu lernen, damit umzugehen, bestimmte Stressauslöser zu vermeiden bzw. zu minimieren.
Ein Allgemeinrezept gibt es dafür aber nicht, denn wie schon gesagt: Stress ist individuell und Sie sind individuell. Ich betrachte für mich Stressbewältigung als ein Lebenskonzept, ein Konzept mich und mein Leben zu erforschen.
Leben ist Wandel und genauso wandelt sich auch das Verständnis und Gefühl von Stress.
Das, was Sie heute stresst, kann Sie morgen schon wieder beflügeln.
Ein erfolgreiches Stressmanagement besteht darin, die eigenen Stressoren zu erkennen, um diese gezielt zu meiden, auszuschalten, zu reduzieren – kurz gesagt: sie zu umgehen, aber auch die persönlichen Ressourcen zu entdecken, zu nutzen und zu aktivieren. Genauso wichtig ist das Praktizieren von Achtsamkeit, welche Ihnen ein selbstbestimmtes Handeln ermöglicht. Bewegung baut Stress ab, ebenso lässt eine gesunde Ernährung Ihren Stresspegel und die damit verbundenen Folgen effektiv senken. Wichtig ist auch regelmäßige Entspannung. Sie ist Balsam für Körper, Geist und Seele und gibt uns wieder Kraft und Energie. Nicht zu vergessen: die Zeit. Sie spielt eine zentrale Rolle bei dem Thema Stressbewältigung. Ein alltagstaugliches Zeitmanagement ist das A und O für mehr Freiraum im Alltag.
Stress beginnt in der Steinzeit
Stress gibt es bereits seit Jahrtausenden, nur die Qualität hat sich geändert. Stress ist eine Strategie unserer Psyche. Diese soll uns vor lebensbedrohlichen Situationen schützen. Es ist ein automatisch ablaufendes Programm, welches heute noch genauso besteht wie damals, auch wenn sich die Bedrohungen im Laufe der Zeit veränderten. Wir müssen uns heute mit anderen existenzgefährdenden Situationen auseinandersetzen. Doch auch die zeitliche Dimension hat sich verändert. Die kritischen Stresssituationen haben sich heute in eine lang anhaltende permanente Dauerüberlastung gewandelt. Die früheren Bedrohungen von Körper und Leben gingen in andauernde seelische und psychische Belastungen über. Das Programm der Psyche blieb jedoch über Jahrtausende hinweg gleich.
Wenn Sie sich die Entwicklungsgeschichte und das Programm der Psyche genauer anschauen, ist es geradezu paradox, dass Stress krank macht. Er soll uns vor Bedrohungen schützen und das Überleben sichern. Hält jedoch Stress dauerhaft an, dann kippt der Schutz-mechanismus ins Gegenteil. Nun schädigt er uns und wirkt teilweise lebensbedrohlich.
Wie reagiert unser Körper auf Stress? Was passiert in unserem Körper bei Stress?
Stress ist – evolutionär gesehen – ein sehr alter Mechanismus, der auch heute noch wirkt und bei kurzfristiger Belastung aktivierend oder gar überlebenswichtig sein kann. Biologisch gesehen, ist Stress ein sinnvolles Programm unseres Körpers und rettete unseren Vorfahren oft das Leben. Unter Stress wird der gesamte Organismus aktiviert, die Folgen einer Stressaktion sind so umfassend, dass sie kaum einen Bereich des Körpers auslassen.
Sobald eine stressige Situation eintritt, vollziehen Körper und Geist einen Turbostart – in Sekundenschnelle aus der Ruhe in den Kampf oder die Flucht. Somit wird der gesamte Organismus in eine erhöhte Alarm– und Handlungs-bereitschaft versetzt, was sich unter anderem auf die Muskulatur, Atmung und den Kreislauf auswirkt. Aber auch die Verarbeitung von Informationen im Gehirn verändert sich. Die Durchblutung der Verdauungsorgane wird auf ein Minimum reduziert. Der Körper schüttet einen wahren Hormoncocktail aus, der Organismus beginnt verstärkt Energie in Form von Zucker und Fetten zu produzieren, um kurzfristig leistungsfähiger zu sein. Das erklärt unter anderem den Heißhunger nach Süßem und Fettem. Die Bauchspeicheldrüse schüttet verstärkt Insulin aus, um den Zucker in die Zellen zu transportieren. Das kann bei Dauerstress zu Diabetes führen. Des Weiteren steigen Blutdruck und Herzfrequenz an, die Atmung wird schneller, das Blut wird mit mehr Sauerstoff angereichert und zu den Muskeln umgeleitet. Somit wird kurzfristig mehr Energie erzeugt. Sie merken das daran, dass sich Ihre Muskeln anspannen. Bei Dauerstress führt das dann zu Herz- Kreislauf-Erkrankungen und Muskelverspannungen.
Stress hat jedoch auch auf unser Gehirn Einfluss. Zunächst einmal nimmt das Denk- und Erinnerungsvermögen zu, das Schmerzempfinden sinkt. Der Bereich des Lern- und Erinnerungsvermögens wird aktiviert. Tritt jedoch keine Entspannungsphase ein, führt dies zur Minderung der Leistungsfähigkeit und des Denkvermögens bis hin zu Depressionen.
In der Summe entsteht ein Zustand von hoher körperlicher Leistungsfähigkeit, die unseren Vorfahren im Kampf oder in Notsituationen das Überleben möglich machte. War der Angriff bzw. Kampf vorbei, ließ die Anspannung nach, das Erregungspotential ging zurück und der Organismus regenerierte sich und schaltete wieder auf „Normalzustand". Diesem sehr wirkungsvollen Mechanismus können vor allem Berufstätige heute in der Regel nicht mehr vertrauen. Sie sind in Betrieben beschäftigt, gefangen in einem Geflecht aus Stressoren betrieblicher Art, persönlichen Risikofaktoren, aber auch vom eigenen Verhalten. Das natürliche Gleichgewicht von Anspannung und Entspannung ist gestört, da wir auf einem steten und viel zu hohen Erregungspotential quasi sitzen bleiben. Die angestaute Energie macht sich bemerkbar, indem wir uns beispielsweise als Opfer fühlen, den Ausweg aus der Situation nicht finden, an Probleme denken, statt Lösungen zu suchen, oder unsere Gedanken sich im Kreis drehen.
Bereits bei dieser recht kurzen Aufzählung möglicher gesundheitlicher Schäden wird deutlich, dass nichts mehr in unserem Körper so funktioniert, wie es sollte.
Wird Stress also zum Dauerstress, dann führt dies zum „Normalzustand" mit Langzeitfolgen.
Wie oben erwähnt, verengen sich bei Stress die Atemwege, das richtige Atmen fällt uns schwerer. Kurzfristig ist das für den Körper in Ordnung. Sind wir aber in ständiger Anspannung, sind auch die Atemwege permanent verengt. Daraus können langfristig Atemprobleme oder Asthma entstehen. Genauso verhält es sich mit den anderen Körperfunktionen. Es ist also nicht verwunderlich, dass Herz- Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Schlaflosigkeit, geschwächtes Immunsystem, aber auch Rückenschmerzen sowie Muskel-und Gelenkbeschwerden die häufigsten Gesundheitsbeschwerden der Deutschen sind. Alles eine Folge von Dauerstress. Auch wenn Sie immer häufiger unter Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Verdauungsstörungen, Muskelzuckungen, Gewichtszunahme– oder abnahme leiden, kann das die Folge von Stress sein.
Doch neben den körperlichen Gefahren übt Stress auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf den mentalen und emotionalen Zustand aus. Die Art, wie wir denken und fühlen, ändert sich in Abhängigkeit vom Stresslevel.
Jene, die über einen längeren Zeitraum Stress erfahren, werden meist folgende Symptome bei sich feststellen:
Depression
Zweifellos wirken sich Gefühle der Hilflosigkeit und Frustration auf unsere Art zu denken aus. Sehr viele Menschen verlieren so mit der Zeit ihr Selbstvertrauen. Oft ist das ein schleichender Prozess. Es manifestiert sich umso mehr, wenn Erfolge ausbleiben oder wir das Gefühl haben, wieder eine Aufgabe nicht zur vollsten Zufriedenheit geschafft zu haben.
Wut
Stressige Momente lösen Frustration aus, die in vielen Fällen in Wut umschlägt. Lang anhaltender Stress führt häufig dazu, dass wir uns unfair behandelt fühlen oder beginnen, andere Menschen für die eigene Situation verantwortlich zu machen. Wir verlieren den Blick für das Wesentliche und begeben uns in ein Gedankenkarussell, das sich immer unabhängiger und schneller dreht. Wir können nicht mehr klar denken.
Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen
Stressige Situationen, aber auch der bloße Gedanke an solche können ohne Vorwarnung extreme Stimmungsschwankungen und –wechsel auslösen. Wir sind gereizt und fühlen uns ungerecht behandelt. Das löst bei einigen Wut, Ärger oder langfristig Depressionen aus.
Anhaltender Stress beeinflusst aber auch die Lebensfreude. Darüber hinaus kann Dauerstress fast jede Alltagssituation beeinflussen, mit der wir konfrontiert werden. Er kann zu einem grundlegenden Gefühl von Traurigkeit führen. Wir fühlen uns hilflos und gefangen in uns selbst, fühlen uns als Opfer und haben den Blick für das Wesentliche verloren. Wir denken in Problemen und nicht in Lösungen. Weitere Hinweise von zu viel Stress sind der Interessenverlust an Hobby, Familie, Beruf sowie Panikattacken, allgemeine Angst und Besorgnis. Er beeinflusst jeden Bereich Ihrer Gesundheit körperlich, mental und emotional. Ebenso hat er Auswirkungen auf Ihre Mitmenschen und Ihre Umgebung. Stress macht krank und raubt Ihnen die Lebensfreude.
Seien Sie also ehrlich zu sich selbst, hinterfragen Sie Ihr momentanes Leben und analysieren Sie Ihre persönlichen Stressauslöser.