Читать книгу Wunderwerk Zirbeldrüse - Stefan Limmer, Birgitt Täuber-Rusch - Страница 7

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2. DER MENSCH – EINE GROSSARTIGE SCHÖPFUNG

In einer von wissenschaftlichen Dogmen dominierten Zeit mit einem immer noch sehr engen mechanistischen Weltbild vergessen wir allzu oft, dass wir mehr sind als nur Materie. Wir identifizieren uns mit materiellen Dingen, und obwohl jedem durch das eigene Dasein und Erleben klar sein müsste, dass ein Lebewesen mehr ist als eine funktionierende Maschine, schenken wir unseren immateriellen Bereichen wie der Psyche, der Seele oder dem Geist nur sehr wenig Aufmerksamkeit. Schnell wird mit dem Urteil »unwissenschaftlich« oder »esoterisch« jegliche andere Betrachtungsform zur Seite gewischt. Was nicht in das wissenschaftliche Weltbild passt, was nicht bewiesen und belegt werden kann, gilt nach wie vor als nicht existent.

2.1 Die ganzheitliche Sichtweise

Bei unseren Vorfahren und in Teilen der heutigen Menschheit, die in schamanischen Stammeskulturen oder spirituell ausgerichteten Gesellschaften leben, war und ist dies anders: Nicht die materiellen Dinge sind wichtig, sondern genau die immateriellen, nicht wissenschaftlich erfassbaren Phänomene des Lebens.

Wir sind so unglaublich stolz auf die Epoche der Aufklärung, die uns aus dem finsteren Mittelalter herausgeführt hat in eine moderne Welt des Wissens jenseits des Aberglaubens. Phänomene wie Geister, Seele und Seelenwanderung, feinstoffliche Energien usw. werden den Kirchen und Randgruppen überlassen, die aber eher belächelt werden ob ihrer angeblichen Naivität und Rückständigkeit. Der moderne Mensch hält sich an Fakten – und die werden durch die Wissenschaft bestimmt. Erstaunlicherweise leiden jedoch immer mehr Menschen an sogenannten psychisch-seelischen Erkrankungen und Störungen, für die die Wissenschaft weder Ursachen findet noch tragfähige Erklärungsmodelle liefert.

Gleichzeitig nimmt das Interesse an nichtwissenschaftlichen Phänomenen und Anschauungen in westlichen Gesellschaften zu. Immerhin hat Yoga inzwischen den Sprung in den Mainstream geschafft. Akupunktur wird in der Medizin bei einigen Krankheitsbildern als Behandlungsmethode anerkannt, obwohl die alte Lehre von den Energiebahnen nicht wissenschaftlich beweisbar ist. Viele Menschen vertrauen mehr der Naturheilkunde und energetischen oder spirituellen Heilmethoden, bevor sie sich in einen Medizinapparat begeben, der immer öfter als seelenlos erlebt wird, weil der Einzelne mit seinen Nöten und Problemen zu einem Kostenfaktor degradiert wird, der mechanistisch repariert werden kann.

Im gesamten folgenden Text verwenden wir abweichend vom klassischen Körper-Geist-Seele-Schema ein etwas differenzierteres, auf schamanischen Grundlagen beruhendes Modell:

– Der Körper ist das materielle Gefäß, in dem wir uns durch das Leben bewegen.

– Der Geist (höheres Selbst) ist unsere wahre Natur. Er ist in der Unendlichkeit zu Hause und begleitet das ganze Leben aus dieser Perspektive.

– Die Psyche bezeichnet unser ganzes Innenleben, das sich aus dem Denken und Fühlen zusammensetzt.

– Die Seele enthält alles, was wir für unseren Lebensweg benötigen: alle Erfahrungen, die wir jemals gemacht haben, unseren Weisheitsschatz, die Verbindung zu unserem göttlichen Ursprung und zum höheren Selbst.

Wollen wir den Menschen in seiner Ganzheit erfassen, ist zwar der wissenschaftliche Ansatz als Teil des Ganzen wichtig, aber bei Weitem nicht ausreichend. Indem wir die Schnittstellen zwischen Körper, Geist, Psyche und Seele betrachten, betreten wir Bereiche, die mit der Grundmethodik des wissenschaftlichen Ansatzes nicht erklärbar und erfassbar sind, weil der Mensch weit mehr ist als eine nach den immer gleichen Gesetzmäßigkeiten funktionierende »Maschine«.

Wie bereits erwähnt, stoßen wir mit der wissenschaftlichen Methodik bei der Betrachtung der Zirbeldrüse und ihrer Zusammenhänge mit den Chakras und den Phänomenen wie Hellsichtigkeit und Unsterblichkeit schnell an Grenzen. Hierfür gibt es einfach keine funktionierenden Erklärungsmodelle; die wissenschaftliche Vorgehensweise des objektiven, reproduzierbaren »Beweises« greift hier überhaupt nicht. Nichtsdestotrotz gibt es sowohl übersinnliche Phänomene als auch nicht erklärbare Spontanheilungen.

Als Autoren gehen wir deshalb einen anderen Weg. Es ist unser Bestreben, das Thema möglichst ganzheitlich zu erfassen. Bei vielen Aussagen stützen wir uns auf die wissenschaftliche Basis, obwohl es sich immer wieder zeigt, dass viele Studien im Bereich der Zirbeldrüse, der Hirnforschung und des Menschen an sich sehr widersprüchliche, teilweise gänzlich konträre Aussagen treffen. Wir bewegen uns in wissenschaftliche Grenzbereiche und darüber hinaus in philosophische, spirituelle und religiöse Betrachtungen und Erkenntnisse. Daraus zeichnen wir ein Bild, wozu wir Menschen fähig sind, wenn wir uns trauen, über unsere sehr beschränkte Alltagssichtweise hinauszugehen. So eröffnen sich am Horizont unseres Menschseins neue Sichtweisen und Möglichkeiten, wenn wir ihnen nur den Raum geben, sich zu zeigen.

2.2 Homo sapiens

Homo sapiens – aus dem Lateinischen übersetzt: der weise, kluge, vernünftige Mensch. Entwicklungsgeschichtlich gehören wir zu den höheren Säugetieren – genauer: zu den Primaten. Fossile Funde aus Afrika belegen, dass es seit über 300.000 Jahren Menschen gibt. Damit sich der Mensch mit seinen besonderen Eigenschaften, die ihn von anderen Lebewesen unterscheiden, überhaupt entwickeln konnte, war das Zusammenspiel einer Vielzahl genetischer, zerebraler (zum Gehirn gehörender), ökologischer, sozialer und kultureller Faktoren maßgeblich. Aber was unterscheidet uns neben anatomischen Besonderheiten nun von anderen Tieren oder auch von unseren nächsten noch lebenden Verwandten, den Schimpansen? Was macht uns wirklich aus und woher leiten wir im negativen Sinne das zweifelhafte Selbstverständnis und das Recht ab, andere Lebensformen für unsere Zwecke auszubeuten, zu quälen und – ganz allgemein – uns über sie zu erheben?

Die Hand mit der Fähigkeit des Daumens, den anderen Fingern gegenübergestellt zu werden, ist sicherlich eine Besonderheit, die wir allerdings mit den meisten Primaten und einigen anderen Tieren gemeinsam haben. Die Greifhand ermöglicht es uns, Dinge im wahrsten Wortsinn zu »begreifen«, Materie mit unseren Händen zu formen, Werkzeuge und Waffen herzustellen, zu schreiben, handwerkliche Tätigkeiten auszuführen usw.

Aber dies alles ist wiederum nur möglich aufgrund der Besonderheiten unseres Gehirns. Die Anzahl der Nervenzellen ist dabei nicht alleine entscheidend. So hat ein Mensch ca. 80–100 Milliarden Nervenzellen, ein Elefant dagegen ca. 250 Milliarden. Ein Grintwal hat alleine im Neokortex, dem entwicklungsgeschichtlich jüngsten Hirnbereich, ca. 40–45 Milliarden Nervenzellen und damit doppelt so viele wie ein Mensch in dieser Hirnregion.

Am menschlichen Gehirn ist die Großhirnrinde besonders stark ausgeprägt, und hier vor allem die Frontallappen. Dort sind vielerlei Funktionen beheimatet, zum Beispiel Impulskontrolle, emotionale Regulation, Aufmerksamkeitssteuerung, zielgerichtetes Initiieren und Sequenzieren (Bilden einer bestimmten Reihenfolge) von Handlungen, motorische Steuerung, Beobachtung der Handlungsergebnisse und Selbstkorrektur. Ebenso sind beim Menschen die Gehirnareale deutlich vergrößert, die für das Sehen und für die Sprache zuständig sind.1

2.2.1 Was uns Menschen ausmacht

Entwicklungsgeschichtlich können wir feststellen, dass sich das Hirn im Lauf der Evolution den immer neuen Herausforderungen und komplexeren Lebensweisen auch anatomisch angepasst hat: Wie wir aus der modernen Hirnforschung wissen, besteht es aus unterschiedlich alten Abschnitten. Das menschliche Gehirn enthält alle Strukturen vom Reptilienhirn über das Säugetiergehirn bis hin zu jenen Merkmalen, die den Entwicklungssprung zum Menschen mit seiner Fähigkeit, zu reflektieren und sich selbst zu hinterfragen, kennzeichnen.

Eine weitere Besonderheit ist sicherlich die Sprachfertigkeit der Menschen, die dazu beigetragen hat, dass sich differenzierte Sprachen herausgebildet haben und wir trotz deren Unterschieden in der Lage sind, uns zu verständigen. Wir bilden soziale Gemeinschaften, spezialisieren unsere Fähigkeiten, und dank unserer Fantasie sind wir in der Lage, weit über die Grenzen des Möglichen hinaus zu denken und sogar das Unmögliche möglich zu machen. Die entscheidenden Punkte sind unser Bewusstsein »außerhalb der engen Determiniertheit des instinktiven Handelns« sowie die Distanzierung zur Natur, zu der wir außerdem selbst gehören. Wir sind in der Lage, durch unseren Geist eine beobachtende Distanz zu uns selbst herzustellen, uns also selbst zu beobachten, zu analysieren und unser Tun zu reflektieren.

2.3 Kleiner Grundkurs der menschlichen Anatomie und Physiologie

Solange es uns gut geht und wir uns wohlfühlen, machen wir uns selten Gedanken über unseren Körper, aber auch nicht über unsere Psyche und Seele. Erst wenn Beschwerden auftauchen und unser Wohlgefühl gestört wird, beginnen wir zu erahnen, dass das alles gar nicht so selbstverständlich ist, wie wir es normalerweise voraussetzen.

Die gesamte Natur mit ihrer Vielzahl an unterschiedlichen Organismen und Lebensformen ist ein Wunderwerk der Fülle und Vielfalt. Dass dabei alles sinnvoll aufeinander abgestimmt ist und unendlich viele Regelsysteme ineinandergreifen, ist uns selten bewusst. Genauso ist es bei den einzelnen Individuen sowie bei uns Menschen. Ein erwachsener Mensch besteht aus ca. 100 Billionen einzelnen Zellen. 100 Billionen – das ist eine eins mit 14 Nullen dahinter. Würden wir all die winzigen Zellen, die im Durchschnitt nur 1/40 Millimeter groß sind, hintereinander aufreihen, ergäbe dies eine Wegstrecke von 2,5 Millionen Kilometern. Fast alle Zellen unseres Körpers unterliegen einem ständigen Erneuerungsprozess, der je nach Funktion und Gewebeart unterschiedlich schnell abläuft. Jede Sekunde sterben ca. 50 Millionen Zellen und werden durch neue ersetzt. Die Zellen unserer Magenschleimhaut werden zum Beispiel ca. 1 Woche alt, Dünndarmzellen 1–2 Tage, die roten Blutkörperchen 120 Tage und Knochenzellen 10–30 Jahre. Dass all unsere Zellen sinnvolle, praktisch fehlerfreie Strukturen bilden und dieser ständige Erneuerungsprozess von uns unbemerkt und reibungslos abläuft, grenzt an ein Wunder.

Während der Embryonalzeit bilden sich die unterschiedlichen Zellarten aus den Stammzellen, differenzieren sich und tun sich dann zu sinnvollen Zellverbänden zusammen, aus denen die einzelnen Organe entstehen. Damit unsere Organsysteme sinnvoll arbeiten können, ist also eine reibungslose Funktion der einzelnen Zellen notwendig.

2.3.1 Die Zelle – der Grundbaustein aller Lebewesen

Alle Lebewesen sind aus mindestens einer Zelle aufgebaut. Höher entwickelte Lebensformen bestehen aus einer Vielzahl von Zellen. Hinsichtlich ihrer Grundstruktur und ihres Aufbaus ähneln sich die meisten Zellen.

Je höher entwickelt ein Lebewesen ist, desto mehr unterschiedliche Zelltypen finden wir, die sich auf bestimmte Aufgaben spezialisiert haben. Der menschliche Körper ist aus mehreren Hundert Zellarten zusammengesetzt. Gleichartige Zellen mit gleichen Aufgaben arbeiten oft als komplexe Strukturen zusammen, die wir als »Gewebe« bezeichnen. Um nun die höchst vielschichtigen Aufgaben im menschlichen Körper zu erfüllen, wirken unterschiedliche Gewebearten zusammen und bilden Einheiten, die wir »Organe« nennen. Einzelne Organe wiederum organisieren sich weiter zu Organsystemen. Nase, Rachen, Luftröhre und die Lunge mit den Bronchien ergeben zum Beispiel das Atmungssystem. Hochkomplexe lebendige Systeme wie der Mensch sind nur lebensfähig dank dieses intelligenten und sozialen Zusammenwirkens der einzelnen Zellen. Für ihre Arbeit benötigen unsere Zellen neben Sauerstoff, den wir über die Atmung zu uns nehmen, drei grundlegende Stoffe: Kohlenhydrate/Zucker, Fette und Proteine/Eiweiße. Mithilfe von Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen, Enzymen und Botenstoffen ist der Körper in der Lage, all die wichtigen Lebensprozesse zu steuern.


Aufbau der Zelle

Zellkern (Nukleus): Er enthält das Chromatingerüst, das die Erbinformation in Form von DNA beinhaltet, und kontrolliert somit die Struktur und Funktion der Zelle.

Nukleolus: Er ist der Bildungs- und Sammelort der RNS.

Zytoplasma: Flüssige, gelartige Substanz innerhalb der Zellmembran; hier finden sich unterschiedlichste Stoffe wie Ionen, Nährstoffe und Enzyme. Außerdem laufen hier zahlreiche Stoffwechselreaktionen ab.

Mitochondrien: Die Kraftwerke der Zellen; sie dienen der Energiegewinnung.

Endoplasmatisches Retikulum: Gangsystem durch die gesamte Zelle, das eine Erweiterung der Kernmembran darstellt. Die Grundsubstanz ist das glatte Endoplasmatische Retikulum, das für die Fettsäureproduktion, Speicherung von Kalzium und Entgiftung der Zelle zuständig ist. Durch Anlagerung von Ribosomen entsteht das raue Endoplasmatische Retikulum, zu dessen Aufgaben die Protein-Biosynthese zählt.

Ribosomen: Sie erfüllen eine der wichtigsten Funktionen der Zelle – die Protein-Biosynthese – und liegen verstärkt auf der Kernmembran und dem rauen Endoplasmatischen Retikulum.

Golgi-Apparat: Hier werden die vom rauen Endoplasmatischen Retikulum produzierten Proteine und Fette modifiziert, sortiert und durch Vesikel (in der Zelle gelegene Bläschen) in der Zelle verteilt oder ausgeschleust.

Zellmembran: Besteht aus einer Doppelmembran und schließt die Zelle nach außen ab; die Bestandteile sind Proteine und Fette.

Lysosom: Enthält Enzyme, die Fremdstoffe und körpereigene Stoffe abbauen.

Peroxisom: Spielt eine wichtige Rolle bei der Verstoffwechselung von zellulären Abfall- und Zwischenprodukten und ermöglicht die Entgiftung von reaktiven Sauerstoffverbindungen.

2.3.2 Die Symbiose mit den Bakterien

Zusätzlich zu unseren eigenen ca. 50–100 Billionen Zellen lebt jeder von uns in Symbiose mit einer Vielzahl von Bakterien. Dabei übersteigt die Menge der Bakterienzellen bei Weitem die Anzahl unserer eigenen Körperzellen. Grob geschätzt haben die Bakterien ungefähr 150-mal mehr Gene, als wir selbst an menschlichen Genen haben. Der Mensch ist im Prinzip ein Ökosystem; es beheimatet viele verschiedene Bakterien mit unterschiedlichen Aufgaben im Gesamtsystem: Sie spalten unverdauliches Essen auf, bauen Gifte und Medikamente ab, trainieren das Immunsystem und produzieren eine Reihe von unverzichtbaren Stoffen. Dabei hat jeder Mensch seine ureigene Sammlung von Bakterien. Theoretisch wäre es möglich, einen sehr individuellen bakteriellen Fingerabdruck zu nehmen.

Nun stellt sich die Frage, woraus sich dann eigentlich unser »Ich« bildet, wenn wir erst durch so viele körperfremde Zellen als eigenständiger Gesamtorganismus lebensfähig werden und ohne diese Symbiose sofort sterben würden. Hier zeigt sich die unermessliche Intelligenz der Natur und biologischer Systeme: Erst durch Kooperation entsteht die Grundlage für höhere Lebensformen. Gäbe es diese Zusammenschlüsse nicht, die wir überall in der Natur finden, hätte sich das Leben nicht über ein paar primitive Formen hinaus entwickeln können. Wenn wir von der Intelligenz der einzelnen Zellen sprechen, so wie es der Zellbiologe Dr. Bruce Lipton tut, können wir den Menschen und sein »Ich« auch als den intelligenten Zusammenschluss von 50 Billionen einzelnen individuellen Lebensformen betrachten: Die Individuen haben sich zu einem sinnvollen größeren Ganzen zusammengeschlossen.

2.3.3 Die Forschungen von Dr. Bruce Lipton

Der Zellbiologe Bruce Lipton hat bereits vor Jahren das Dogma infrage gestellt, wir würden von unseren Genen bestimmt. Aufgrund seiner eigenen sowie vielerlei anderen Forschungsergebnissen postuliert er, dass es nicht die Genetik ist, die unser Schicksal bestimmt; also sind wir auch nicht die Opfer unserer Gene. Viel wichtiger ist die Zellmembran, das heißt die Wand der Zelle, und dort die Transportmechanismen, die Informationen und Stoffe in die Zelle und aus der Zelle befördern. In der Membran sitzt demnach die eigentliche Intelligenz der einzelnen Zellen.

Bruce Lipton geht noch einen Schritt weiter, indem er sagt, dass wir auf der Grundlage unserer Wahrnehmung der Umwelt die Zelle und unsere Gene steuern – nicht umgekehrt. Anders ausgedrückt sind es unsere eigenen Überzeugungen, die auf unsere Gene einwirken und sie aktivieren, lenken oder hemmen. Genau so, wie wir die Umwelt wahrnehmen, so reagieren unsere Zellen.

Nun tragen wir alle unsere ureigenen Glaubenssysteme und Überzeugungen in uns. Die größte Prägung ist in unseren ersten Lebensjahren erfolgt – durch die Überzeugungen und Glaubenssätze unserer Eltern, durch unser soziales, kulturelles und geografisches Umfeld, durch die Religion usw. Erst später fangen wir an, den Wahrheitsgehalt von Botschaften zu hinterfragen. So entsteht in dieser Phase der Kindheit der Grundstock für unser persönliches Glaubens- und Wertesystem, das wir – glücklicherweise – auch wieder verändern können.

Laut Bruce Lipton haben unsere Gedanken, Gefühle und Überzeugungen den entscheidenden Einfluss auf die Funktion unserer Zellen – und nicht unsere Gene. Wenn das so ist, sind wir nicht länger Opfer unserer genetischen Herkunft. Ganz im Gegenteil, wir selbst sind Schöpfer unserer Realität und können diese Schöpferkraft aktiv und bewusst einsetzen: für unsere Gesundheit, für unser Bewusstsein, für unser Leben, für alles, was wir erreichen wollen. Wir brauchen dazu nur Mittel und Wege, um uns aus unseren alten, krank machenden, beschränkenden Überzeugungen zu lösen und sie durch neue, gesunderhaltende, stärkende, visionäre, grenzüberschreitende Ansichten und Überzeugungen zu ersetzen.

Hier kommt nun auch die Zirbeldrüse ins Spiel: Da wir sie als das Organ auffassen, das uns weit über unsere begrenzte Wahrnehmung und unser eingeschränktes Bewusstsein hinausführen kann, indem sie uns das Tor zu unserer Seele und den Zugang zu unserer Visionskraft öffnet, können wir mit ihrer Hilfe ein neues, erweitertes Bild von uns selbst entwerfen. Ein Bild, das von der Überzeugung getragen wird, dass wir uns aus allen Begrenzungen lösen können und ungeahnte Kräfte in uns bergen, wie die Kraft der Selbstheilung, die Kraft der Visionen, die Fähigkeit zur Hellsichtigkeit und die Fähigkeit, das Tor zum Allbewusstsein zu öffnen.

Zusammengefasst: Gemäß den Erkenntnissen von Bruce Lipton werden wir nur sehr wenig bis überhaupt nicht von unseren Genen bestimmt. Wir können ihnen die Macht geben, indem wir an den überkommenen Dogmen festhalten; damit verzichten wir darauf, unsere Schöpferkraft sinnvoll zu nutzen: Die alten Überzeugungen werden für uns zum Gesetz, und nachdem sich die Dinge oft so manifestieren, wie wir ihnen die Macht verliehen haben, erscheint unser Leben fremdbestimmt oder durch die Gene determiniert.2

2.3.4 Die Organsysteme des Menschen

Aus einzelnen Zellen bilden sich Gewebe, also Zellzusammenschlüsse mit derselben Funktion, aus denen Organe gebildet werden. Organe, die sich zu einer funktionellen Einheit zusammenschließen, bezeichnen wir als »Organsystem« oder »Organapparat«. Dabei gibt es eine Vielzahl von Überschneidungen und Wechselwirkungen zwischen den Organen und Organsystemen. Zum Beispiel gehören zum Verdauungssystem alle Organe, die die Nahrung aufnehmen, zerkleinern, transportieren, aufspalten, resorbieren und ausscheiden. Dazu zählen also die Lippen, die Mundhöhle, die Zähne, die Speiseröhre, der gesamte Magen-Darm-Trakt, die Leber, die Galle, die Bauchspeicheldrüse, das Rektum und der Anus.

Beim Menschen unterscheiden wir folgende Organsysteme:

Nervensystem: Es hat die Aufgabe, äußere und innere Reize und somit Veränderungen in der Außen- und Innenwelt als Signal wahrzunehmen, weiterzuleiten, in den entsprechenden Hirnarealen aufeinander zu beziehen und zu vergleichen sowie einen Bezug herzustellen zu unseren abgespeicherten Erinnerungen, Erfahrungen, Überzeugungen und bisherigen Verhaltensmustern. Daraus muss eine Reizantwort geformt werden, um sinnvolle Reaktionen und eine ständige Anpassung an die äußere und innere Umwelt zu ermöglichen und zu gewährleisten.

Hormonsystem: Es besteht aus Zellen und Drüsen, die Signalstoffe in Form von Hormonen absondern, und reguliert somit Stoffwechselvorgänge und Organfunktionen.

Herz-Kreislauf-System: Es umfasst das Herz als Zentralorgan des Blutkreislaufes sowie alle Blutgefäße. Es sichert das Überleben des gesamten Organismus: Einerseits befördert es alle notwendigen Nährstoffe und Sauerstoff zu den Zellen; andererseits transportiert es Schlacken (→ Kap. 7.3.1), Abfallstoffe und Kohlendioxid zu den entsprechenden Ausscheidungsorganen. Gleichzeitig beinhaltet es einen wichtigen Teil unseres Abwehrsystems.

Atmungssystem: Es sorgt für den notwendigen Gasaustausch im Körper. Grob vereinfacht gesagt, wird damit Sauerstoff aufgenommen, den jede Zelle benötigt, und Kohlendioxid als Abfallstoff der Zellen wird ausgeschieden. Die Atmung wird dabei in eine äußere Atmung (Atemwege, Lunge und Bronchien) und eine innere Atmung (Zellatmung) unterschieden.

Verdauungssystem: Es ermöglicht die Nahrungsaufnahme, den Transport, die Verdauung und die Ausscheidung. Bei der Verdauung werden die in der Nahrung enthaltenen Nährstoffe für den Körper verwertbar gemacht.

Urogenitalsystem: Dazu zählen der Harnapparat, der für die Bildung und Ausscheidung des Urins zuständig ist, sowie die Geschlechtsorgane, die primär der Fortpflanzung und Arterhaltung dienen.

Bewegungsapparat: Er sorgt dafür, dass der Körper in einer festgelegten Form bleibt, aber trotzdem zielgerichtet bewegt werden kann. Dafür ist er aus festen und beweglichen Organen zusammengesetzt.

Immunsystem: Es ist für die biologische Abwehr verantwortlich und verhindert Schädigungen durch Krankheitserreger.

2.3.5 Übergeordnete Steuersysteme

Damit die Milliarden von einzelnen Zellen harmonisch miteinander arbeiten und ihre Aufgaben störungsfrei erfüllen, ist eine übergeordnete, intelligente Steuerinstanz notwendig, die alles koordiniert und strukturiert. Vordergründig könnte man nun das zentrale Nervensystem (ZNS) als diese Instanz lokalisieren – was aus biologischer Sicht auch gemacht wird. Aber wer oder was gibt dem ZNS seine Impulse? Woher weiß es, was zu tun ist? Sind es wirklich nur genetische und evolutionäre Programme, die alles am Laufen halten?

Auch Tiere und Pflanzen folgen anscheinend ihren vorgegebenen, fest installierten Programmen des Werdens und Vergehens. Bisher ging man in der Naturwissenschaft davon aus, dass durch den genetischen Code, den jede einzelne Zelle enthält, genau festgelegt ist, wie die Zelle zu arbeiten hat. Dabei werden all unsere Systeme über das Nerven- und Hormonsystem koordiniert.

Das ganze menschliche System arbeitet mit Kontroll-, Regel- und Rückkopplungssystemen. Treffen von irgendwoher Informationen ein, werden sie geprüft, verarbeitet, weitergeleitet und es erfolgen Reaktionen (Antworten auf die Reize), indem die Regelsysteme für eine optimale Antwort justiert werden.

2.4 Das Wunder des Bewusstseins und der Wahrnehmung

Aus den Informationen und Reizen, die wir auf allen inneren und äußeren Ebenen ununterbrochen wahrnehmen und verarbeiten, formen wir unsere ureigenen Reaktionen und bilden unsere Sichtweise der Welt. Daraus entwickelt sich unser persönliches Bewusstsein von uns selbst und von der Welt. Wie weit oder eng dabei unser Bewusstsein zunächst ist, hängt von vielen Faktoren ab. Letztendlich ist es genau dieses Bewusstsein, das uns als Spezies ausmacht. Wir sind uns unserer selbst bewusst, und aufgrund dieses Selbstbewusstseins sind wir in der Lage, uns in einem Kontext zur Welt wahrzunehmen. Wir können zeitliche und geschichtliche Strukturen erfassen und über uns selbst, über unser Wesen, unsere Motivation, unseren Antrieb, unsere Handlungen und die daraus entstehenden Konsequenzen nachdenken. Wir sind also zur Reflexion und Selbstreflexion fähig. Wir können Gefühle wie Glück, Liebe, Zufriedenheit oder auch das Gegenteil empfinden. Wir können auf unsere Wahrnehmungen und Empfindungen, auf unsere Gedanken, Gefühle, Wünsche und Sehnsüchte reagieren, und wir haben die Freiheit, selbst zu entscheiden, was wir tun und was nicht.

Wir sind mit einem eigenen Willen ausgestattet, der uns wiederum die Verantwortung der Willens- und Entscheidungsfreiheit aufbürdet, und durch unsere Fähigkeit, gemäß unseren inneren und äußeren Wertesystemen zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, sind wir auch verantwortlich für unser Handeln oder für unsere Unterlassungen. Wir erkennen mehr oder weniger bewusst diese Grundpolarität, in der wir uns bewegen – also die Gegensätzlichkeit der gesamten Schöpfung, die sich darin ausdrückt, dass es zu allem immer einen Gegenpol gibt: hell – dunkel; gut – böse; Mann – Frau … Aufgrund dieser Polarität haben wir gelernt, dass wir uns immer für oder gegen etwas entscheiden müssen.

Gleichzeitig sind wir mit einem schier unstillbaren Forschergeist ausgestattet und streben nach Erkenntnis auf allen Ebenen unseres Seins. Wir wissen um unsere Unfähigkeit, mit dem begrenzten Bewusstsein sinnvolle, übergeordnete Zusammenhänge zu erkennen, und leiden an der zunächst nur sehr begrenzten Überschaubarkeit unseres Handelns. Wir wollen die Welt verstehen und wissen, warum wir hier sind. Wir wollen unseren engen Rahmen erweitern und streben nach einem höheren Bewusstsein. Über unser Wertesystem und unser Herz sind wir fähig zu Liebe, Gnade, Hingabe usw.

Gleichzeitig sind wir aber in unseren alten evolutionären Programmen und Trieben gefangen, und der Überlebenstrieb bleibt zunächst die dominierende Triebfeder unseres Seins. Trotzdem wollen wir verstehen und machen uns auf die Sinnsuche. Dabei lassen wir uns immer wieder von unseren Ängsten und Begrenzungen ausbremsen und erliegen nur allzu oft den Verlockungen der Macht. Wir möchten besser sein als die anderen, erschaffen Strukturen der Unterdrückung und Dominanz anstatt natürliche Hierarchien, und wir haben durch unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten die Möglichkeit geschaffen, uns selbst und die ganze Erde zu zerstören.

All das sind Facetten des menschlichen Bewusstseins. Wir möchten ohne Angst in einem sicheren Rahmen leben, wir möchten lieben und geliebt werden, wir suchen und streben nach Sinn, Anerkennung und Erleuchtung.

All diese Fähigkeiten und Anlagen sind durch unsere körpereigenen Informationssysteme möglich. Dank unseres Bewusstseins von uns selbst und der Welt besteht die Möglichkeit, dass sich uns ein tieferer Lebenssinn erschließt, zumindest sind wir in der Lage, eine Sinnfrage zu stellen, über unseren Daseinszweck nachzudenken und zu philosophieren.

Betrachten wir nun aber zunächst den Aufbau des menschlichen Bewusstseins.

2.4.1 Das menschliche Bewusstsein


Ebenenmodell »Das menschliche Bewusstsein«

Aus schamanischen, psychologischen und spirituellen Sichtweisen und Einteilungen der Welt können wir für das menschliche Bewusstsein verschiedene Ebenen ableiten:

Die mittlere Welt: Sie liegt zwischen unterer und oberer Welt und wird unterteilt in die alltägliche und die nicht alltägliche Wirklichkeit. Die alltägliche Wirklichkeit entspricht unserer Alltagsrealität mit allem, was wir darin wahrnehmen können. Die nicht alltägliche Wirklichkeit finden wir auf derselben Ebene – allerdings können wir sie nicht mit unseren fünf Sinnen erfassen. Normalerweise bleibt sie uns verborgen. Hier finden wir zum Beispiel die Chakras, die Aura und die Geistwesen der Natur.

Mit unserem normalen Wachbewusstsein können wir die alltägliche Wirklichkeit wahrnehmen und uns darin bewegen.

Mit einem leicht erweiterten Bewusstsein erlangen wir Zugang zur nicht alltäglichen Wirklichkeit.

Die obere Welt: Hier öffnet sich unser Bewusstsein aus der Begrenzung der alltäglichen, sichtbaren Welt. Im Übergangsbereich liegt unser Überbewusstsein. Hier lösen wir uns aus unserer Beschränktheit und verbinden uns mit unserem höheren Selbst. Mit einem nochmals erweiterten Bewusstsein tauchen wir ein in das Gottesbewusstsein; wir erfahren die göttliche Weisheit, außerdem uns selbst als Schöpfer unserer Realität.

Die untere Welt: Hier öffnet sich ebenfalls unser Bewusstsein aus der Begrenzung der alltäglichen, sichtbaren Welt. Im Übergangsbereich liegt unser Unterbewusstsein. Hier erlangen wir Zugang zu allen in uns abgespeicherten positiven und negativen Glaubenssätzen, die unser Leben maßgeblich beeinflussen, und tauchen ein in die Kollektivebene der menschlichen Archetypen und psychologischen Grundmuster. Mit einem nochmals erweiterten Bewusstsein gehen wir ein in das Land unserer Seele und erleben uns selbst in unserer Seelenlandschaft mit den Archetypen der Seele. Hier erlangen wir Zugang zu den in uns abgespeicherten ursächlichen Grundmustern unserer Krankheiten und zu unserer Seelenführung.

Das Allbewusstsein: Überschreiten wir die Grenzen unseres Bewusstseins, löst sich alles auf – wir erfahren uns als die Einheit, die unbegrenzte Liebe und das Allbewusstsein jenseits von Raum und Zeit.

Dieses Schema umfasst also weit mehr als unser enges, materialistisches Welt- und Menschenbild. Es zeigt, dass die unsichtbaren Welten seit Jahrtausenden bekannt sind und bereist wurden, so wie es im Amazonasgebiet in Zeremonien mithilfe von Ayahuasca immer gemacht wurde und auch noch heute gemacht wird (→ Kap. 4.4.3).

Das Bewusstsein und die Hirnwellen im EEG

Alles Existierende hat eine Eigenschwingung. Die Frequenz gibt an, wie schnell bei einem periodischen Vorgang die Wiederholungen aufeinanderfolgen. Wird zum Bespiel eine Trommel 4-mal pro Sekunde geschlagen, spricht man von einem 4-Hertz-Rhythmus. Genauso ist es bei unseren Hirnwellen: Unser Gehirn erzeugt andauernd ein unterschiedliches Gemisch verschiedener Schwingungen bzw. Wellen, die im EEG sichtbar gemacht werden können. Hier gibt die Frequenz an, wie viele fortlaufende Schwingungen pro Sekunde stattfinden. Durch die Analyse der im EEG gemessenen Spannungskurven können vage Aussagen über den jeweiligen Bewusstseinszustand des Menschen getroffen werden, da unterschiedliche Wachheitsgrade durch ein verändertes Frequenzspektrum begleitet werden.

Unsere Hirnwellen werden nach ihrer Frequenz in fünf Kategorien eingeteilt:

– Gamma-Wellen (ca. 100–35 Hertz): Sie sind bislang wenig erforscht; sie sind kennzeichnend bei starker Konzentration, Lernprozessen oder beim Meditieren. Bei transzendenten Erfahrungen und Zuständen, wie wir sie aus Ayahuasca-Berichten (→ Kap. 4.4.3) oder von der erweckten Kundalini-Energie (→ Kap. 5.4; Ich–Verlust, universelles Wissen, Einheitserlebnisse) kennen, spielen sie ebenfalls eine Rolle. Auch wenn sich verschiedene Hirnareale synchronisieren, treten die Gamma-Wellen auf.

– Beta-Wellen (ca. 34–15 Hertz): Diese sind vorwiegend bei normalem Wachbewusstsein festzustellen, der höhere Frequenzbereich vor allem auch bei Unruhe, Stress oder Angst und der niedere Frequenzbereich bei klarem Denken, bei Zuständen der Wachheit, Aufmerksamkeit und Kreativität.

– Alpha-Wellen (ca. 14–8 Hertz): Sie sind hauptsächlich bei geschlossenen Augen charakteristisch. Der Alpha-Wellenanteil verstärkt sich bei leichter Entspannung. Je gelöster und entspannter die Grundhaltung, desto höher wird der Anteil. Die Alpha-Wellen spielen auch eine wichtige Rolle bei der Meditation, da sie es uns ermöglichen, die Inhalte der Meditation mit in unser Wachbewusstsein zu bringen.

– Theta-Wellen (ca. 7–4 Hertz): Sie sind bei Kleinkindern physiologisch und treten beim Erwachsenen in leichten Schlafphasen und während des Träumens auf. Sie kommen besonders in der Meditation vor und wenn wir unser Unterbewusstsein und unsere seelischen Bereiche betreten. Auch wenn es um kreative und spirituelle Erfahrungen geht, spielen die Theta-Wellen eine Rolle. Ohne gleichzeitig auftretende Alpha-Wellen bleiben alle Bilder und Erfahrungen im Theta-Wellenbereich im Unterbewusstsein, sodass wir uns nicht daran erinnern.

– Delta-Wellen (ca. 3–0,5 Hertz): Sie sind typisch für die meist traumlose Tiefschlafphase, kommen aber auch in Kombination mit anderen Hirnwellen vor, gerade wenn es um unsere Intuition und hier besonders um das Einfühlungsvermögen geht.

2.4.2 Bewusstseinsprägungen

Normalerweise bewegen wir uns mit unserem Bewusstsein in sehr eng gesteckten Grenzen; eine deutliche Erweiterung unseres Bewusstseins findet nicht oder nur selten statt. Im Gegenteil, es zeigt sich allzu oft, dass wir dazu neigen, es uns in unseren selbst geschaffenen Komfortzonen gemütlich zu machen. Damit nutzen wir nicht einmal einen Bruchteil unserer Möglichkeiten, die uns in Wahrheit zur Verfügung stehen.

Bei unserer Geburt haben wir einerseits noch ein sehr weites Allbewusstsein, andererseits scheint sich unser ganzes Streben zunächst auf das Überleben zu konzentrieren. Wir brauchen Nahrung, Wärme, Geborgenheit und Liebe. Unsere Wahrnehmung der Welt ist beschränkt auf die Personen, die in unser Sichtfeld kommen, und wir sind von inneren Impulsen und Überlebenstrieben bestimmt. Je älter wir werden, desto größer wird sowohl in der Außenwelt als auch in uns der Raum, den wir erfassen können. Damit erweitern wir auch unser Bewusstsein.

Allerdings sind wir im Bauch unserer Mutter und vor allem in den ersten Jahren nach der Geburt auf andere Menschen angewiesen; unser Überleben hängt von ihnen ab. Das hat zur Folge, dass wir uns an ihnen orientieren und schnell lernen, was wir tun müssen, damit unsere Bedürfnisse am besten befriedigt werden. Es findet also eine Grundprägung statt, die unser Bewusstsein einerseits in eine bestimmte Richtung lenkt und es andererseits zu Einschränkungen führt. Wir alle erleben eine mehr oder weniger liebevolle Erziehung, die oft geprägt ist von vielen Neins und die in uns ein Wertesystem installiert.

2.4.3 Die Entstehung der Hirnverschaltungen

Nach und nach werden in unseren ersten Lebensjahren die Verschaltungen unseres Gehirns und der einzelnen Nervenzellen untereinander aufgebaut. Es wird entscheidend von unserem Innen- und Außenerleben und unseren Wahrnehmungen bestimmt, wie sich diese Verschaltungen gestalten. Unser Bewusstsein von uns selbst und von der Welt formt sich aufgrund dessen, was wir erleben, erfahren, erleiden, fühlen und was uns vorgelebt wird.

Mit der Pubertät gehen besonders große Umbauprozesse im Gehirn einher. Während wir unsere bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse hinterfragen und uns in mancher Hinsicht davon verabschieden, lösen sich die bis dahin entstandenen Verschaltungen teilweise auf und neue werden gebildet. Allerdings geht dieser Prozess nicht so weit, dass sich daraus ein komplett neues Ich bilden würde. Grundprägungen, vor allem die Prägungen durch traumatische Erlebnisse, bleiben abgespeichert. Im Rahmen dieser Umbauprozesse findet in uns eine Neuorientierung und Neuausrichtung statt, wodurch sich unsere Persönlichkeit gestaltet und wir unser Bewusstsein aus dem direkten Einflussbereich der Eltern oder unseres bisherigen bestimmenden Umfeldes lösen. So entsteht ein individueller Bewusstseinsraum, der sich mit dem Abklingen der Pubertät zunächst wieder verfestigt. Ob wir für neue Erfahrungen offen bleiben, ob wir bereit sind, unsere Persönlichkeit weiterzuentwickeln und unser Bewusstsein ständig den neuen Erfahrungen anzupassen, hängt sehr von unseren bisherigen Erfahrungen ab. Hat sich ein Grundvertrauen in das Leben gebildet, wurden wir eher materiell geprägt oder gab es genügend Raum für eigene Fantasie und für das Erkunden der Welt? Haben sich in uns Ängste festgesetzt oder haben wir Mut und Zuversicht entwickelt? Empfinden wir das Leben und die Welt als einen Ort der Magie und des Zaubers, als einen Ort der unendlichen Möglichkeiten? Oder fühlt sich das Leben eng an, wobei uns die Welt bzw. das Universum als ein kalter, unwirtlicher Ort erscheint, an dem wir uns hauptsächlich vor den Widrigkeiten schützen müssen? Können wir unser Bewusstsein für die Welt öffnen und offen bleiben oder beschränken wir uns und ziehen uns in vermeintlich sichere, geschützte Zonen zurück? Bewegen wir uns in engen Grenzen, die wir oft als Komfortzonen definieren, und richten unser Bewusstsein in diesem kleinen Raum ein oder erkunden wir sowohl in uns als auch im Außen immer wieder neugierig die Welt jenseits unseres persönlichen Horizonts, um permanent unser Bewusstsein zu erweitern? Die Zirbeldrüse ist das Organ, das als Schnittstelle zwischen unserem individuellen Bewusstsein und dem Allbewusstsein fungiert.

2.5 Der Sinn der menschlichen Existenz

Ob es Ihnen sinnvoll erscheint, Ihr Bewusstsein zu erweitern, und in welcher Form Sie das machen wollen, können nur Sie selbst entscheiden. Es gibt keinen allgemeingültigen Sinn, und nur der Mensch, der Abstand zu sich selbst herstellen und sich bei seinem Tun beobachten kann, ist überhaupt dazu in der Lage, sich diese Frage zu stellen. Er muss es aber auch nicht tun. Wohl kein Mensch denkt andauernd über die Sinnhaftigkeit des Daseins und seines persönlichen Handelns nach. Die große Frage nach dem Sinn des Lebens stellt sich uns oft bei wichtigen Entscheidungen, in Übergangssituationen, bei der Geburt eines Kindes, nach dem Tod eines nahestehenden Menschen, in lebensbedrohlichen oder schweren traumatischen Situationen und muss dann individuell beantwortet werden.

Seinen eng begrenzten Bewusstseinsraum zu verlassen und neue Erfahrungen in sein Leben zu integrieren, gelingt jenen Menschen wesentlich besser, die allgemein eine offene Haltung und Vertrauen in das Leben entwickelt haben. Solange wir nicht wissen, wofür es sich zu leben lohnt, fehlt uns ein tieferer Sinn. Am reinen Überleben in der engen Komfortzone, die schnell zu eng und zum unerträglichen Gefängnis werden kann, halten dagegen vor allem Menschen fest, die sich von ihren Ängsten und Zweifeln beherrschen lassen. Die gute Nachricht ist, dass wir alle unabhängig von unserer bisherigen Geschichte und den äußeren Gegebenheiten und Umständen durch körpereigene Systeme die Möglichkeit haben, unsere Zufriedenheit, unser Grundgefühl des Lebensglücks und unser Wohlbefinden zu steigern. Das Hormon Serotonin, das auch als »Glückshormon« bezeichnet wird und das gleichzeitig den wichtigsten Baustein für die Hormonproduktion der Zirbeldrüse darstellt, schenkt uns allen diese Fähigkeit. (Die genauen Zusammenhänge erläutern wir in → Kap. 4.4.)

2.5.1 Die persönliche Sinnfrage

Wissen Sie, warum Sie hier auf dieser Welt sind? Sehen Sie einen Sinn in Ihrem Leben? Erkennen Sie einen tieferen Sinn in all Ihren Begegnungen mit anderen Menschen, mit Situationen und Herausforderungen, die Ihnen das Leben stellt?

Naturvölker und Stämme, die auch heute noch in natürliche Kreisläufe des Daseins eingebunden sind, haben meist durch ihre Überlieferungen, Mythen und Schöpfungsgeschichten eine klare Vorstellung vom Sinn ihrer Existenz. Sie fühlen sich verbunden und eingebunden in die kleinen und großen Rhythmen der Natur und stellen grundlegende Notwendigkeiten nicht infrage. In Anbetracht des Selbstverständnisses der Naturvölker, von Schriften der Religionen einerseits sowie von Problemen, Defiziten und Krankheiten moderner westlicher Gesellschaften mit eher fragwürdigen, zerstörerischen Zielsetzungen andererseits lässt sich ein Bild zeichnen, das den Sinn der Existenz aus einer höheren Ebene darstellt.

Wir alle sind hier, um …

… uns und unsere Seele weiterzuentwickeln;

… unsere persönliche Lebensaufgabe zu meistern;

… unsere überpersönliche Lebensaufgabe zu erfüllen;

… die bedingungslose Liebe in allem zu erkennen und sie aus uns heraus erstrahlen zu lassen;

… aus alldem unsere Lebensvision und Lebensmission zu erkennen und zu leben;

… das Leben zu feiern;

… unser Bewusstsein permanent zu erweitern, bis wir wieder im Allbewusstsein erleuchtet zu Hause sind.

2.5.2 Unsere persönliche Seelenentwicklung und Reinkarnation

Bei unserer Geburt – und schon im Mutterleib – ist unsere Seele kein unbeschriebenes Blatt. Wir alle haben bereits eine Menge an Erfahrungen gesammelt. Wir befinden uns auf einer Wanderung durch Raum und Zeit. Wir inkarnieren uns immer wieder auf der Erde, um uns weiterzuentwickeln, die Facetten des Lebens und des Liebens zu lernen und irgendwann nach Hause zurückzukehren. Nach Hause in die Einheit, in unsere göttliche Heimat, in die reine, pure Liebe, in das Allbewusstsein.

Viele Menschen empfinden das Leben hier auf der Erde eher als Last und Bürde. Sie werden geleitet von Angst, Ablehnung, Vorbehalten, Abgrenzung, Streit, Rechthaberei, Hass, Ohnmacht … Gerade in der heutigen Zeit herrscht zugleich ein grenzenloser Egoismus. Jeder ist sich selbst der Nächste. Rücksichtslos wird der eigene Vorteil zum Maß aller Dinge; andere Menschen, Lebewesen und die ganze Erde werden ausgebeutet, benutzt und zerstört. Von einem Bewusstsein für die Zusammenhänge des Lebens ist oft nicht viel zu spüren.

Nur wenige Menschen gehen dagegen aufrecht in ihrer wahren inneren Größe durchs Leben, dienen dem Leben aus einer Position der Stärke, der Würde und der bedingungslosen Liebe heraus. Wie auch immer man diese Welt und die gesamte Schöpfung sieht – als einen Ort des Mangels, der Kälte, des Verderbens, der Angst und Unsicherheit oder als einen Ort der Schönheit, der Fülle, der Liebe und der Geborgenheit: Unsere Seele trägt den göttlichen Funken aus einer Welt jenseits all dieser beschränkenden Sichtweisen in sich. Tief in uns wissen wir, dass es jenseits der gefühlten Trennung einen Ort gibt, an dem wir wieder verschmelzen, an dem sich alles zu einem großen Ganzen vereint, an dem reine, pure Liebe herrscht. Manchmal taucht im Leben ein Funke davon auf, und wir erinnern uns, dass die Welt und unsere Sichtweise davon nur eine Illusion ist und dass wir gerade jetzt, in diesem Moment, zu Hause sind. Durch die Aktivierung der Zirbeldrüse öffnen wir sanft und dauerhaft das Tor zu dieser Welt des unbegrenzten Lebens.

Die persönliche Lebensaufgabe

Unsere Seele hat viele positive und negative Erfahrungen auf ihrer Wanderung durch die Inkarnationen gemacht. Auf der Basis all dieser Erfahrungen stellen wir uns selbst eine persönliche Lebensaufgabe, die an alle unsere bisherigen Erfahrungen anknüpft.

Die überpersönliche Lebensaufgabe

Wir alle gehören zur Spezies Mensch, und so wie es eine individuelle Lebensaufgabe für jeden Einzelnen gibt, haben alle Menschen auch eine gemeinsame, übergeordnete Aufgabe. Schamanen bezeichnen dies als das »Dasein als Erdenhüterinnen und Erdenhüter«.

Werfen Sie einmal einen Blick nach draußen in die Welt: Wo behüten und beschützen wir die Welt, die Natur, die Schöpfung? Ist es nicht vielmehr so, dass wir in unserem kollektiven grenzenlosen Egoismus die gesamte Schöpfung ausbeuten und sie missbrauchen? Unsere Gier nach immer mehr macht vor nichts und niemandem halt. Und wir alle sind mit unserem persönlichen Verhalten an diesem Wahnsinn beteiligt.

Die Liebe

Versuchen Sie mit Ihrem Herzen zu schauen und nicht mit Ihrem Verstand! Aus echter, tiefer Herzensweisheit und Herzenssicht lösen sich alle Widersprüche und Ungereimtheiten des Lebens auf und verschmelzen wieder zu dem, was sie letztendlich sind: Ausdruck des Lebens und der Liebe, die hinter allem steht und alles durchdringt.

Liebe ist das Grundprinzip der Schöpfung und dieses Universums. Sie ist der Baustoff, aus dem alles gemacht ist. Die Liebe ist die feinstoffliche Energie, aus der dieses Universum gewebt ist. Liebe führt in die innere Freiheit und Weite.

Die Vision und die Mission

Aus der persönlichen und überpersönlichen Lebensaufgabe und der Fähigkeit zur bedingungslosen Liebe erwächst unsere persönliche Lebensvision: Wenn wir uns auf den Weg machen und in uns lauschen, hören wir in uns – in unserem Herzen – eine leise Stimme, die uns die Richtung weist. Folgen wir ihr voller Vertrauen, dann führt sie uns zu unserer Vision. Aus dieser Vision dürfen wir dann unsere persönliche Mission entwickeln und in die Tat umsetzen – das heißt, wir beginnen unsere Vision zu leben. Wir schenken der Welt all das, was wir mitgebracht haben, und bereichern so die Welt, die Menschen, die Schöpfung und uns selbst. Wir werden zu Dienern des Lebens und der Liebe.

Das Leben feiern

Jetzt wird das Leben zu einem Fest. Aus dem tiefen Wissen um unsere Aufgabe, unseren tieferen Sinn und unser Ziel gestalten wir alle Begegnungen und Beziehungen zu einer Feier des Lebens und der Liebe. Wir müssen nicht mehr aus der verletzten Position des Ego heraus taktieren, betrügen, manipulieren und leiden, sondern sind in der Lage, uns ganz dem Leben hinzugeben. Unser altes, verletztes Ego verbrennt im Feuer der Transformation und macht Platz für das, was wir immer schon waren, sind und sein werden: pure Energie – reine, bedingungslose Liebe.

Die Erleuchtung als Ziel

Das Christentum lehrt, dass wir nach unserem Tod bei entsprechender Lebensweise an die Seite Gottes bzw. ins Paradies zurückkehren, wobei dies als ein Ort der Glückseligkeit und des Einsseins beschrieben wird.

Im Buddhismus und im Hinduismus wird die Erleuchtung als das große Ziel des Menschseins angesehen. Dieser Zustand kann bereits zu Lebzeiten erreicht werden und wird als das Eintauchen in das Allbewusstsein beschrieben, in dem sich alle Begrenzungen auflösen und wir uns wieder in der Einheit und unendlichen Liebe erleben. Unser Ich, an das wir uns normalerweise so klammern, löst sich auf, und wir tauchen ein in die Glückseligkeit. Mit der Aktivierung der Zirbeldrüse öffnen wir das Tor, das uns dieses Einheitserleben überhaupt erst ermöglicht. Im Hinduismus wird der Weg als die Aktivierung der Chakras und das Aufsteigen der Kundalini-Energie beschrieben (→ Kap. 5.4), die bei entsprechender Vorbereitung auf die aktive Zirbeldrüse trifft und dann das Tor zur Erleuchtung öffnet. Auch hier wird deutlich, wie wichtig eine funktionsfähige Zirbeldrüse und ein funktionierendes Chakra- und Energiesystem sind.

Bei einem Menschen mit belastetem oder blockiertem Energiesystem und einer nur eingeschränkt einsatzfähigen Zirbeldrüse kann eine unbedachte Aktivierung der Kundalini-Energie zu traumatischen Störungen führen. Anstelle echter Erleuchtungserlebnisse kann es zu massiven psychischen oder körperlichen Schäden kommen. Daher ist es immer ratsam, zuerst sich selbst, seinen Körper und sein ganzes System so weit zu reinigen und zu klären, dass eine echte, uneingeschränkte Bereitschaft besteht, entsprechende Erlebnisse physisch, geistig und psychisch zu verarbeiten.

Wohin jeder Mensch seine Energie im Leben lenkt und was ihm wirklich wichtig ist, bleibt der persönlichen Entscheidung überlassen. Solange wir uns aus der Sicht unserer Seele nur an Unwichtigem orientieren, wie materiellem Reichtum und Erfolg um jeden Preis, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn wir keinen tieferen Lebenssinn erfahren und uns irgendwann leer, ausgebrannt, erschöpft und krank fühlen.

Wenn wir dagegen etwas in unserem Leben kennen, was im Einklang mit unserer Seelenabsicht steht und wofür wir innerlich brennen, dann wissen wir auch, wofür es sich zu leben lohnt, und sind bereit, wirklich alles dafür zu geben.

Bewusstseinserweiterung

Man kann das Leben mit all seinen Beschränkungen und Begrenzungen auch als das Spielfeld sehen, in dem wir permanent aufgefordert werden, unser Bewusstsein auszudehnen. Dies funktioniert sicherlich nicht durch Anhäufung von Wissen, sondern durch Weisheit. Echte Bewusstseinserweiterung ist frei von egoistischen Motiven; sie öffnet dem großen Ganzen den Raum, in dem wir wirklich zu Hause sind: im grenzenlosen Allbewusstsein.

In schamanischen und spirituellen Betrachtungen dient die vor uns liegende Zeit einzig diesem Ziel: alles Trennende und Beschränkende zu überwinden; Frieden zu schließen mit sich selbst und der gesamten Schöpfung; eins zu sein mit allem, was ist, also letztendlich wieder in das grenzenlose Bewusstsein einzutauchen – oder anders ausgedrückt, sein ganzes menschliches Potenzial zu entfalten und erleuchtet nach Hause zu gehen.

2.6 Der Mensch im schamanisch-spirituellen Kontext

Wir Menschen sind Teil des fortdauernden, schöpferischen Prozesses des Universums. Dabei sind wir nicht nur passive Zuschauer, sondern senden durch unsere Gedanken, Gefühle, Worte und Handlungen permanent Energie aus und weben am großen Netz der Schöpfung mit. Daher sind wir gleichzeitig Mitschöpfer des großen Ganzen. Über die »Energiefäden«, die wir dadurch erzeugen und die die gesamte sichtbare und unsichtbare Existenz durchdringen, sind wir mit allem verbunden, was in diesem Universum existiert. Eine Trennung in ein Ich und ein Du, so wie wir sie normalerweise empfinden, gibt es deshalb nicht.

Solange wir uns mit unserem »niederen Selbst« identifizieren, bleiben uns die Zusammenhänge verschlossen. Erweitern wir aber unser Bewusstsein und verbinden uns wieder mit unserem »höheren Selbst«, erkennen wir, dass unser Bewusstsein unabhängig vom menschlichen Gehirn oder Geist existiert. Letztendlich wird über unser Gehirn ein Tor geöffnet, das uns dazu befähigt, aus unserem höheren Selbst heraus uns selbst zu betrachten und uns jenseits unserer ansonsten beschränkten Sichtweise als das zu erkennen, was wir in Wahrheit sind: reines, grenzenloses Bewusstsein. Wir erkennen, was die alten Weisen immer schon sagen: Die Welt ist wie ein Traum, und die ganze Welt eines Traumes besteht aus dem Bewusstsein des Träumenden.

Wir erkennen, dass wir einen Körper und eine Seele haben, aber wir wissen jetzt, dass wir Bewusstsein sind. Vielleicht hat der Körper Probleme und gilt als krank, vielleicht erleben wir emotionale Höhen und Tiefen, Gedanken kommen und gehen, das Leben mag schwierig oder leicht sein. Wir erfahren und wissen, dass all dies das Bewusstsein nicht berührt, denn es war immer, ist immer und wird immer sein.

2.6.1 Die schamanischen Bewusstseins- und Wahrnehmungsebenen

Die unterschiedlichen Areale des Gehirns waren Schamanen früherer Zeiten nicht bekannt, aber die schamanische Trance und ihre Verbindung zu anderen Dimensionen des Seins ermöglichte es ihnen, in verschiedene Bereiche der Realität zu reisen. So fanden sie vier grundlegend unterschiedliche Ebenen der menschlichen Wahrnehmung, die der gesamten evolutionären Entwicklung des Gehirns entsprechen, so wie es der amerikanische Hirnforscher Paul D. MacLean in seinem Modell des dreieinigen Gehirns formuliert hat3 (das älteste, innen liegende Reptilienhirn, das Säugetiergehirn und das außen liegende Großhirn mit dem Neokortex als der Oberfläche des Großhirns und dem präfrontalen Kortex, der sich an der Stirnseite des Hirns befindet). Wir bezeichnen die schamanischen Bewusstseins- und Wahrnehmungsebenen hier in Anlehnung an einen schamanischen Sprachgebrauch als »Schlangenebene«, »Bärenebene«, »Falkenebene« und »Adlerebene«.

Erst in einem harmonischen, sinnvollen Miteinander kann der Mensch nach dieser Betrachtung sein volles Potenzial entfalten. Solange wir von einer Ebene abhängig sind, sind wir weder frei noch bewusste Schöpfer, sondern Abhängige und Gefangene unseres eigenen Systems.

Die Schlangenebene: Das Handeln wird rein von den Urinstinkten bestimmt. Es geht ums pure Überleben, also um Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung, Sex und die grundlegende Entscheidung »Kampf oder Flucht« beim Zusammentreffen mit Feinden. Hier ist kein Platz für weiterführende Gedanken oder Gefühle. Jede Handlung ist lediglich vom Instinkt bestimmt, um das Überleben, die Selbst- und die Arterhaltung zu sichern.

Diese Wahrnehmungsebene ist dem Übergangsbereich zwischen dem Reptilienhirn und dem Säugetiergehirn zugeordnet. Es geht um die Materie, um unseren Körper und die Aufrechterhaltung seiner Funktionen.

Die Bärenebene: Dies ist die Ebene, auf der die Fähigkeit, zu denken und zu fühlen, entsteht. Wir sind nicht mehr rein von den Instinkten gesteuert, die Wahrnehmung wird weiter und differenzierter. Diese Ebene entspricht dem Übergang vom Säugetiergehirn zum Großhirn und ermöglicht es, Pläne zu schmieden, Dinge zu reflektieren, Ereignisse auszuwerten und zu bewerten.

Die Falkenebene: Hier eröffnet sich eine Wahrnehmungsebene, die weit über das reine Denken und Fühlen hinausreicht. Wir sind in der Lage, in Bildern zu träumen und die Zusammenhänge hinter der sichtbaren Realität zu erkennen. Hier ist die Wahrnehmungsebene der Seele, die Ebene der Archetypen.

Dies entspricht dem Neokortex. In diesem Bereich ist unsere Kreativität beheimatet. Es ist das Land der Bilder, Träume und Mythen, der Musik und Dichtung. Auf dieser Ebene kann man durch Visualisierung leichter die Realität verändern. Und hier beginnen wir zu verstehen, dass es mehr gibt als die materielle und logische Ebene; wir ahnen, dass alles einen Sinn hat, dass alles heilig ist.

Die Adlerebene: Auf dieser Ebene herrscht reines Bewusstsein. Es gibt keine Grenzen, keine Trennung mehr, Materie löst sich auf, alles besteht aus reiner Energie. Hier erlangen wir Zugang zur göttlichen Absicht, werden mit dem Spirit sowie mit unserer wahren Berufung und Lebensaufgabe konfrontiert. Wir treten in Kontakt mit dem göttlichen Prinzip. Im Gehirn entspricht diese Wahrnehmungsebene dem präfrontalen Kortex.

Um die ganze Kraft der Wahrnehmungsebenen nutzen zu können, ist es wichtig, dass alle Ebenen aktiviert und verbunden sind und dass keine Ebene dominant ist. Dies erreichen wir, indem wir mit Meditationen und Übungen (→ Kap. 7.8) unsere Wahrnehmung erweitern und von störenden Einflüssen und Blockaden befreien. So stellen wir sicher, dass wir alle Areale unseres Gehirns optimal nutzen und in den jeweiligen Situationen und Herausforderungen entsprechend handeln können. Beim Meditieren auf der Adlerebene wäre es sicherlich sehr störend, wenn wir gleichzeitig permanent an Sex denken würden (Schlangenebene). Ebenso würden wir unsere Lust sicherlich schmälern, wenn wir beim Sex über das zu kochende Mittagessen oder den nächsten Geschäftstermin nachdenken würden.

Die Folgen der Identifikation mit der Materie

Solange wir uns mit der Materie und unserem Körper identifizieren, dominiert der Körper über den Geist; dann haben das Reptilienhirn und das frühe Säugetiergehirn mit seinen Überlebensinstinkten die Kontrolle: »Ich bin ein Opfer der Umstände; ich bin den Zufällen und Widrigkeiten des Lebens hilflos ausgeliefert.«

Sobald wir erkennen, dass wir geistige Wesen sind, können wir beginnen, mit unseren Werkzeugen – dem Verstand usw. – die Materie und unseren Körper entsprechend zu formen. Hier erahnen wir, dass alles möglich ist. Der Geist dominiert über die Materie. Das vom Ego (von allen Ängsten und Blockierungen) befreite Großhirn übernimmt die Kontrolle. Das zentrale Nervensystem (ZNS) ist von der Dominanz des Reptilienhirns befreit.

»Alles hat einen Sinn. Ich forme die Umstände meines Lebens selbst. Ich bin selbst der Schöpfer/die Schöpferin.«

Wenn wir uns von allen Ich-Konzepten befreien und wieder im Allbewusstsein sind, lösen sich alle Grenzen auf und wir erfahren uns als göttliche Wesen jenseits aller Einschränkungen und Hierarchien. Wir kommen in einen Zustand der Transzendenz jenseits von Körper, Geist und Seele. Um dieses Tor zu öffnen, benötigen wir neben dem präfrontalen Kortex die gesunde Zirbeldrüse und die Chakras mit der frei fließenden Kundalini-Energie. (Wir werden dies noch näher erläutern.)

»Ich bin der ich bin. Ich bin weder Opfer noch Täter. Ich bin.«

Wie weit oder eng unser Bewusstsein ist, hängt also immer auch davon ab, welche Hirnareale bei uns die Kontrolle übernehmen bzw. von welchen Hirnarealen aus wir agieren. Insofern ist es sinnvoll, alle Bewusstseinsebenen ohne Dominanz einer Ebene zu aktivieren; alle Ebenen sollten als Werkzeug des Geistes bzw. des höheren Selbst dienen und nicht vom verletzten Ego gesteuert werden, das uns den bewussten Zugriff auf den Neokortex und besonders auf das Allbewusstsein blockiert.

Sehr viele Menschen werden vor allem von den Hirnarealen dominiert, die rein auf das Überleben aus sind und deshalb besonders von der Angst, vom Sexual- und vom Nahrungstrieb bestimmt werden. All diese Triebe sind nichts Schlechtes; richtig eingesetzt ermöglichen sie uns die Grundlage für ein fantastisches Leben – wenn sie ein Werkzeug des höheren Selbst sind, frei und losgelöst aus den Klauen des verwundeten Ego.

Das verletzte Ego strebt nach einer Allmachtstellung, und das ist das genaue Gegenteil vom Allbewusstsein. Durch das Streben nach der Allmacht, um sein Areal, seine Rasse, sein Überleben zu sichern, entstehen gefährliche Ideologien und Überzeugungen, die keinerlei Liebe, Hingabe, Gnade, Demut, Hilfsbereitschaft usw. kennen, sondern nur den persönlichen Vorteil verfolgen. Wenn sich daraus energetische Felder aufbauen und Massenphänomene entwickeln, führt das zu Ausgrenzung, Unterdrückung, Folter, Mord, Krieg usw. anstatt zu einer friedlichen, toleranten und bewussten Welt, in der sich jeder in maximaler Freiheit seinem Wesen gemäß entwickeln kann.

Menschen, bei denen vor allem das Reptiliengehirn und das frühe Säugetiergehirn dominieren, sind sehr leicht beeinflussbar und manipulierbar.

Wir müssen also unser Ego und alle Verletzungen heilen sowie inneren Frieden schließen. Und wir müssen unsere automatisierten, bestimmenden Triebe entkoppeln, sodass wir sie bewusst einsetzen können und sie nur noch in wirklich lebensbedrohlichen Situationen automatisiert aktivieren.

Dazu brauchen wir eine funktionsfähige Zirbeldrüse, da sie als übergeordneter Wächter alle anderen Systeme kontrolliert. Ohne funktionsfähige Zirbeldrüse bleiben wir immer innerhalb unserer Grenzen stecken, die uns die Sicht auf das große Ganze vernebeln und verwehren. Wir kommen nie wirklich an, sondern bleiben immer auf der Suche, oder wir geben auf und begnügen uns mit unserer Kleinheit und Beschränkung, anstatt in unsere wahre Größe und Schöpferkraft zu gehen und unser Leben aus den Impulsen des Allbewusstseins heraus zu gestalten.

Unser menschliches Bewusstsein kennt – zusammengefasst – vier Ebenen:

– Das Überleben: Wir identifizieren uns mit unserem Körper, und unser Bewusstsein ist nur an die Materie gebunden. Unser Körper bestimmt uns.

– Das unbewusste Leben: Unser Bewusstsein erkennt seine Macht über den Körper. Wir bemerken, dass wir in gewissen Grenzen die Materie formen und durch unser Handeln auch Einfluss auf unseren Körper nehmen können.

– Das bewusste, reflektierte Leben: Hier kommt es zu einer Distanzierung und Reflexion. Wir erkennen, dass unser Ich nicht identisch mit dem Körper ist.

– Das Leben aus dem Allbewusstsein: Hier lösen sich alle Konzepte von Ich und Du, von höherem Selbst und Ego, von Körper und Geist auf und verschmelzen im Allbewusstsein.

Wunderwerk Zirbeldrüse

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