Читать книгу Ehe Er Sündigt - Блейк Пирс - Страница 12
KAPITEL SECHS
ОглавлениеSie ging in Richtung Kirche, der blutige Mond warf den Schatten ihres Körpers auf den Bürgersteig, der aussah wie ein ausgestrecktes Insekt – eine Gottesanbeterin oder ein Tausendfüßler vielleicht. Eine Glocke läutet, eine große Glocke über der Kathedrale, die alle ruft zum Verehren und singen und beten.
Aber Mackenzie konnte nicht in die Kirche hineinkommen. Es gab eine Menge an Menschen auf den Vorderstufen, die sich an der Vordertür versammelt hatten. Sie sah Ellington dort, sowie McGrath, Harrison, ihre entfremdete Mutter und Schwester, sogar ihren alten Partner Bryers und einige der Männer, mit denen sie gearbeitet hatte, als sie noch Detektivin in Nebraska war.
“Was macht ihr alle hier?”, fragte sie.
Ellington dreht sich zu ihr um. Seine Augen sind geschlossen. Er ist in einem schönen Anzug gekleidet, unterstrichen von einer blutroten Krawatte. Er lächelt sie an, die Augen noch geschlossen und hält eine Hand an seine Lippen. Neben ihm zeigt ihre Mutter auf die Vordertüren der Kirche.
Ihr Vater ist da. Aufgehängt, gekreuzigt. Er trägt eine Dornenkrone und eine Wunde an seiner Seite lässt etwas auslaufen, was wie Motoröl aussieht. Er sieht sie direkt an, seine Augen weit und wahnsinnig. Er ist verrückt. Sie kann es in seinen Augen und in der Leere seines Grinsen sehen.
“Bist du gekommen, um dich selbst zu retten?”, fragte er sie.
“Nein”, sagte sie.
“Naja, du bist garantiert nicht gekommen, um mich zu retten. Zu spät dafür. Jetzt verbeuge dich. Anbetung. Finde deinen Frieden in mir.”
Und als wenn jemand sie von innen entzweigebrochen hat, kniet Mackenzie sich hin. Sie kniet sich hin, scheuert ihre Knie auf dem Beton. Alle in der Gemeinde um sie herum, beginnen zu singen. Sie öffnet ihren Mund und formlose Wörter kommen heraus, sie singt mit. Sie sieht zurück zu ihrem Vater und ein Feuerring umringt seinen Kopf. Er ist jetzt tot, seine Augen weiß und ausdruckslos und sein Mund zieht eine Blutlache hinter sich her.
Da ist das Klingeln einer Glocke, das sich immer und immer wieder wiederholt.
Es klingelt...
Etwas klingelte. Etwas klingelte.
Ihr Handy. Mit einem Ruck wachte Mackenzie auf. Sie registrierte kaum die Uhr auf ihrem Nachttisch, die 2:10 Uhr anzeigte. Sie beantwortete den Anruf, versuchte die Spuren des Albtraums aus ihrem Kopf zu verbannen.
“Hier ist White”, sagte sie.
“Guten Morgen”, klang Harrisons Stimme. Sie war heimlich enttäuscht. Sie hatte gehofft, von Ellington zu hören. Er war von McGrath für ein paar Aufgaben abgezogen worden, deren Details bestenfalls lückenhaft waren. Er hatte versprochen anzurufen, aber bis jetzt hatte sie nichts von ihm gehört.
Harrison, dachte sie erschöpft. Was zum Teufel will er?
“Es ist zu früh dafür, Harrison”, sagte sie.
“Ich weiß”, sagte Harrison. “Tut mir leid, aber ich rufe im Auftrag von McGrath an. Es gab einen weiteren Mord.”
***
Durch eine Reihe von Texten, sammelte Mackenzie alles zusammen, was sie wissen musste. Ein rebellisches Paar hatte sich in den Schatten eines bekannten Kirchenparkplatzes verzogen, um Sex zu haben. Gerade als die Dinge heiß waren, hatte das Mädchen etwas Merkwürdiges an der Tür gesehen. Es hatte sie genug verängstigt, um ihren geplanten nächtlichen Aktivitäten ein Ende zu machen. Sichtlich angepisst ging der Mann der seines Exhibitionismus beraubt worden war, zur Vordertür und fand einen nackten Körper an die Tür genagelt.
Die fragliche Kirche war eine recht bekannte: die Living Word Gemeinde Kirche, eine der größten in der Stadt. Sie war oft in den Nachrichten zusehen, da der Präsident häufig die Messe dort besucht hatte.
Mackenzie war nie drin gewesen (sie war in keiner Kirche gewesen, seit einem schulderfüllten Wochenende im College) aber die Größe und der Umfang des Ortes überwältigte sie, als sie ihr Auto in die Parklücke fuhr.
Sie war die Erste am Tatort. Das CSI-Team war da und näherte sich dem Haupteingang der Kirche. Eine einzelne Agentin stieg aus dem Auto, anscheinend hatte sie auf sie gewartet. Sie war nicht überrascht zu sehen, dass es Yardley war, die Agentin, die den ersten Fall mit Vater Costas geleitet hatte.
Yardley wartete auf dem Bürgersteig auf sie und führte sie zum Haupteingang. Sie sah müde aus, aber auch aufgeregt, auf eine Art, die nur andere Agenten identifizieren und sich damit verbinden konnten.
“Agentin White”, sagte Yardley. “Vielen Dank, dass Sie so schnell gekommen sind.”
“Natürlich. Waren Sie die Erste am Tatort?”
“War ich. Ich wurde vor fünfzehn Minuten hingeschickt. Harrison hat angerufen und mich geschickt.”
Mackenzie kommentierte das fast, aber ließ es dann. Merkwürdig, dass ich nicht zuerst angerufen wurde, dachte sie. Vielleicht war sie Ersatz für Ellington. Es machte Sinn, da sie die Erste war, die den Costa Tatort betreut hatte.
“Haben Sie die Leiche schon gesehen?”, fragte Mackenzie, als sie zur Vordertür gingen, direkt hinter dem CSI-Team.
“Ja. In ein wenig Entfernung. Es sieht genauso aus wie die anderen.”
Nach wenigen Schritten konnte Mackenzie es selbst sehen. Sie blieb ein wenig zurück, ließ das CSI und die Spurensicherung ihren Job machen. Das Team spürte, dass sie zwei Agentinnen hinter sich hatten, die warteten und so arbeitete das Team schnell aber effektiv und sicherte dabei, den beiden Agentinnen Raum zu lassen, um ihre eigenen Beobachtungen zu machen.
Yardley hatte recht. Der Tatort war derselbe, bis zur länglichen Markierung über der Stirn. Der einzige Unterschied war, dass die Unterwäsche dieses Mannes anscheinend heruntergezogen wurde – oder mit Absicht an seinen Zeh gehängt wurde.
Einer der Männer aus dem CSI-Team sah sie an. Er sah ein wenig verstimmt aus und vielleicht auch ein wenig traurig.
“Der Verstorbene ist Robert Woodall. Er ist der Hauptpfarrer hier.”
“Sind Sie sicher?”, fragte Mackenzie.
“Eindeutig. Meine Familie besucht diese Kirche. Ich habe diesen Mann mindestens fünfzig Mal predigen hören.”
Mackenzie trat näher an die Leiche heran. Die Türen zu Living Word waren nicht verziert und dekorativ wie diejenigen in der presbyterianischen Cornerstone und Blessed Heart Kirche. Diese waren mehr modern, hergestellt aus schwerfälligem Holz, das entworfen wurde, um einer Scheunentür ähnlich zu sein.
Wie die anderen war Pastor Wooddall durch die Hände angenagelt und seine Zehen waren mit Draht angebunden. Sie sah sich seine ausgestellten Genitalien an und fragte sich, ob seine ganze Nacktheit eine Entscheidung des Mörders war, der die Leiche aufgebahrt hatte. Sie konnte nichts Außergewöhnliches sehen und entschied, dass die Unterwäsche selbst heruntergerutscht war, vielleicht wegen dem Gewicht des Blutes, das sich dort gesammelt hatte. Die Wunden die das Blut herausgelassen hatte waren zahlreich. Es gab ein paar Kratzer auf seiner Brust. Und obwohl man seinen Rücken nicht sehen konnte, zeigten die Blutspuren um seine Hüfte und das, was seine Beine heruntergelaufen war, dass es dort ebenfalls ein paar Wunden gab.
Mackenzie sah eine weitere Wunde – eine dünne, die das höllische Bild ihres Albtraums zurückbrachte.
Es gab einen Schlitz an Woodalls rechter Seite. Er war gering, aber klar sichtbar. Da war etwas Präzises daran, schon fast unverdorben. Sie schaute genauer hin und zeigte darauf. “Nach was sieht das für Sie aus”, fragte sie das CSI-Team.
“Das ist mir auch aufgefallen”, sagte der Mann, der Pastor Woodall erkannt hatte. “Sieht aus wie eine Art Einschnitt. Vielleicht eine Art von Schnitzmesser – ein Schablonenmesser oder so etwas.”
“Aber diese anderen Schnitte und Stichwunden”, sagte Mackenzie. “Sie wurden mit einer Standard Klinge gemacht, stimmts? Die Winkel und Kanten…”
“Ja. Sind Sie eine religiöse Frau?”, fragte der Mann.
“Das scheint eine aufkommende Frage seit gestern zu sein”, sagte sie. “Trotz der Antwort verstehe ich die Relevanz eines Schnitts an der Seite. Dort wurde Jesus aufgespießt, während er am Kreuz hing.”
“Ja”, sagte Yeardly hinter ihr. “Aber da war kein Blut, oder?”
“Richtig”, antwortete Mackenzie. “Laut der Schrift kam Wasser aus seiner Wunde.”
Also warum hat der Mörder entschieden, diese Wunde herausstehen zu lassen?, fragte sie sich. Und warum nicht bei den anderen?
Sie hielt sich im Hintergrund und beobachtete die Szene, während Yardley sich mit ein paar CSI und Spurensicherungsmitarbeitern unterhielt. Der Fall entmutigte sie ein wenig, aber diese zufällige Wunde an Woodalls Seite machte ihr Sorgen, dass etwas Schlimmeres vor sich ging. Es gab Symbolik, aber dann gab es noch geschichtete Symbolik.
Der Mörder hatte offensichtlich die Dinge gut überdacht, dachte sie. Er hatte einen Plan und er ging methodisch dabei vor. Noch mehr, der Zusatz dieses ganz genauen Schnitts an der Seite zeigt, dass er nicht nur tötet, um zu töten – er versuchte, auch eine Nachricht zu übermitteln.
“Aber welche Nachricht?”, fragte sie sich leise.
In der dunkelsten Stunde der Nacht stand sie am Eingang zur Living Word Gemeinde Kirche und versuchte die Nachricht zu finden, auf dem Leinentuch der Leiche des Pfarrers.