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KAPITEL VIER

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Chloe öffnete die Akte zum Mord an Jessie Fairchild, sobald sie sich auf dem Revier niedergelassen hatte. Nolan hatte ihnen ein Büro überlassen, welches einst einem stellvertretenden Deputy gehört hatte, der aufgrund von Kürzungen entlassen worden war. Einige Habseligkeiten des ehemaligen stellvertretenden Deputy waren zurückgelassen worden, wodurch Chloe sich fehl am Platz fühlte.

Trotzdem begann sie ihre Arbeit und überflog die Informationen in der Akte. Sie war beeindruckt, wie gut alles zusammengefügt worden war. Anscheinend hatte Deputy Nolan ein Händchen für Organisation und Details.

Abgesehen von dem einfachen Polizeibericht, der alles enthielt, was Nolan ihnen in der Fairchild-Residenz bereits berichtet hatte, gab es mehrere Bilder von Jessie Fairchilds Leiche. Sie lag vollständig angezogen auf dem Bett. Ihr Kopf war zur linken Seite geneigt, ihre geöffneten Augen starrten in die Richtung der Blutlache, die sich um ihren Kopf ausgebreitet hatte. Das auffälligste Merkmal an ihrem Körper war jedoch die unregelmäßige Wunde in der Mitte ihrer Kehle.

Die Bilder mussten innerhalb weniger Stunden nach dem Mord aufgenommen worden sein, da das meiste Blut noch feucht war. Sie konnte sehen, wo es begann, hart zu werden, es war jedoch überwiegend frisch. Der Schnitt selbst war ziemlich brutal. Er war gezackt und grauenvoll, eine gerade Linie, die fast so aussah, als sei sie in das Fleisch gesägt worden. Chloe konnte außerdem leichte Anzeichen dafür erkennen, dass etwas um ihren Hals gewickelt worden war, obwohl dies auf den Fotos schwer zu sehen war. Ohne die Leiche begutachten zu können, würde sie dem Forensik Team Glauben schenken müssen. Aber wenn das, was sie sah, tatsächlich die Stelle war, an der etwas um ihren Hals gewickelt worden war, dann würde es perfekt mit der Fuchsstola zusammenpassen, die sie auf den anderen Bildern sah. Sie sah außerdem ein Foto des Diamantrings, welcher benutzt worden war, um den Schnitt zuzufügen. Er lag auf dem Nachttisch; der Mörder hatte keinen Versuch unternommen, ihn zu säubern oder zu verstecken. Für Chloe war deutlich, dass der Mörder eine Botschaft zu senden schien.

Aber welche Botschaft?

„Der Ring verwirrt mich“, sagte Rhodes. „Wieso legt man ihn genau dort auf den Nachttisch? Gibt er an? Vielleicht versucht er, uns etwas zu sagen?“

„Ich habe mich gerade genau das Gleiche gefragt. Ich frage mich, ob der Ring eine besondere Bedeutung hat. Wieso dieser Ring? Er sieht wie einer dieser Verlobungs-/Ehering Zwei-in-eins-Angebote aus.“

„Er sieht außerdem verdammt teuer aus“, fügte Rhodes hinzu.

„Er muss auf irgendeine Weise symbolisch sein. Man legt nicht einfach einen blutbeschmierten Diamantring auf den Nachttisch, nachdem man ihn benutzt hat, um jemanden zu ermorden.“

„Sie glauben also, dass es der Mörder ist, der uns etwas mitteilen möchte?“

„Das könnte es sein. Es könnte auch …“

Sie wurde durch das Klingeln ihres Telefons unterbrochen. Sie zog es hervor, wobei sie davon ausging, dass es Johnson war, der sicherstellte, dass sie angekommen waren. Als sie jedoch DAD auf dem Bildschirm las, zuckte sie leicht zusammen. Eine Welle der Wut schoss durch sie hindurch und hinterließ eine Spur von Angst.

Sie ignorierte den Anruf und legte ihr Handy verdeckt auf den Schreibtisch. Als sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Akte zuwandte, fiel es ihr schwer, zur Arbeit zurückzukehren.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Rhodes.

„Ja, wieso?“

„Nun, Sie schauen auf Ihr Handy, als habe es sie eine Schlampe oder so etwas in der Art genannt.“

Chloe zuckte mit den Schultern und hasste, wie passiv sich das anfühlte. „Nur persönliches Zeug.“

Rhodes nickte und machte deutlich, dass sie nicht tiefer darauf eingehen wollte. „Ja, persönliches Zeug kann definitiv scheiße sein.“

Als Chloe versuchte, sich wieder auf die Akte zu konzentrieren, klopfte es an der Tür. Die Tür öffnete sich und sie sah Deputy Nolans Gesicht hineinblicken. Als er die Tür weiter öffnete, sah sie einen weiteren Mann hinter ihm. Er sah deutlich älter aus und hatte einen dieser dichten, grauen Schnurrbärte, die Chloe immer an ein Walross erinnerten.

„Agenten“, sagte Nolan, „das ist Chief Clifton“.

Clifton betrat das Büro und schaute sie beide an, wobei er ihnen anerkennend zunickte. Er schaute zu der Akte, die geöffnet auf dem Schreibtisch lag und welche die Fotos des blutigen Schnitts an Jessie Fairchilds Kehle preisgab und wandte schnell seinen Blick ab.

Chloe und Rhodes stellten sich vor, während Nolan hinter Chief Clifton das Büro betrat und die Tür hinter ihnen schloss.

„War Deputy Nolan in der Lage, Ihnen alles zu besorgen, was Sie benötigen?“, fragte Clifton.

„Vollkommen“, antwortete Chloe. „Er war sehr zuvorkommend.“

„Gibt es sonst irgendetwas, das wir für Sie tun können?“

„Nun, angesichts dessen, dass es ein so großes Haus ist, gehe ich davon aus, dass es ein Sicherheitssystem gab. Gibt es dadurch irgendwelche Beweise?“

„Ja, die gibt es tatsächlich“, sagte Nolan. „Der Ehemann hat uns den Code gegeben, damit wir ihn zurücksetzen konnten, sobald wir das Haus verließen.“

„Und er hat keinerlei Warnhinweise bekommen, dass der Alarm ausgelöst wurde?“

„Nein, keine.“

„Können wir einen Bericht darüber bekommen?“, fragte Rhodes.

Nolan und Clifton nickten gleichzeitig.

„Ich werde mich mit der Sicherheitsfirma in Verbindung setzen“, sagte Nolan.

„Außerdem würden wir selbstverständlich gerne mit dem Ehemann sprechen“, sagte Chloe. „Deputy, Sie sagten, er halte sich mit seinem Bruder irgendwo in den Bergen auf? Wissen Sie, wann er zurückkommt?“

„Keine Ahnung. Er hat nichts erwähnt.“

„Ich hätte ihn wirklich gerne hier in der Stadt“, sagte Chloe.

„Verdächtigen Sie ihn?“

„Nicht unbedingt. Aber er ist derjenige, der dem Opfer am nächsten steht.“ Sie verlieh ihrer Stimme keinen beschuldigenden Ton, obwohl sie es für unverantwortlich hielt, dass die Polizei dem Mann einfach erlaubt hatte, zu verreisen.

„Ich werde ihn ans Telefon holen. Er wird vermutlich sehr entgegenkommend sein. Wenn er erfährt, dass das FBI an dem Fall ist und dabei hilft, den Mörder zu fassen, wird er vermutlich schnell zurückkommen.“

„Noch eine Sache“, sagte Chloe. „Ich weiß, dass Sie sagten, die Fairchilds seien neu in der Gegend. Weiß einer von Ihnen zufällig, ob Jessie Fairchild irgendwelche Feinde hatte? Gab es irgendwelche Anrufe oder Beschwerden über ihren Mann oder vielleicht von ihnen über irgendjemand anderen?“

„Nein, nichts dergleichen“, sagte Clifton. „Aber diese Nachbarschaft ... verdammt, diese gesamte Gegend ... sie ist ziemlich verkorkst. Wir bekommen von Zeit zu Zeit Anrufe. Eifersüchtige Ehefrauen, die versuchen, ihre Ehemänner in Affären zu erwischen, die es nicht gibt, hochnäsige Hausbesitzer, die versuchen, ihre Nachbarn in Schwierigkeiten zu bringen, weil deren Hund in ihren Garten kackt. Die Leute in dieser Nachbarschaft halten viel zu viel von sich selbst.“

„Entschuldigen Sie, wenn ich frage, aber wieso erzählen Sie uns das?“, fragte Rhodes.

„Denn, obwohl ich nicht so weit gehen würde, zu sagen, dass Jessie Fairchild Feinde hatte, kann ich Ihnen fast garantieren, dass es Frauen in der Nachbarschaft gab, die zumindest neidisch waren. Es ist eine sehr versnobte Nachbarschaft. Ich weiß, dass es für einen Polizei-Chef nicht gut ist, so etwas zu sagen, aber es ist die traurige Wahrheit.“

„Nun, das könnte bedeuten, dass es eine große Menge potenzieller Spuren gibt“, sagte Chloe. „Wenn dies die Art von Frauen ist, die sie andeuten, dann gibt es sicherlich viel Klatsch und Tratsch. Vielleicht wissen Sie schon einiges und können uns in die richtige Richtung lenken.“

Clifton gluckste leise und zuckte mit den Achseln. „Ich wünsche Ihnen viel Glück dabei.“

Chloe wusste, worauf er sich bezog, war jedoch irritiert über die wenig hilfreiche Art des Kommentars. „Für den Moment hätte ich gerne die Kontaktdetails der Putzfrau, die die Leiche entdeckt hat.“

„Wir haben bereits ausführlich mit ihr gesprochen“, sagte Clifton. „Sie können sich gerne unsere Notizen anschauen.“ Er war nicht unbedingt defensiv, wollte jedoch sicherstellen, dass sie wusste, dass sie nicht völlig unfähig waren. Sie fragte sich, ob dies irgendetwas damit zu tun hatte, dass sie den Ehemann so kurz nach dem Mord nicht hätten die Stadt verlassen lassen dürfen.

„Trotzdem würde ich gerne persönlich mit ihr sprechen.“ Clifton verschränkte seine Arme, nickte jedoch. „Ich werde dafür sorgen, dass Sie die Informationen umgehend erhalten“, sagte er. Er lächelte kurz, bevor er sagte: „Schön Sie kennenzulernen, Agenten.“ Und damit öffnete er die Tür und trat hinaus. Nolan zuckte zusammen und sagte: „Er reagiert manchmal so. Besonders die paar Male, die wir mit den Behörden oder anderen externen Agenturen zusammengearbeitet haben. Kontrollprobleme ... nur zwischen uns dreien.“

Chloe machte eine Reißverschluss-Geste über ihrem Mund. „Ich verstehe es. Nun ... wenn wir die Kontaktdetails der Putzfrau bekommen könnten, wäre das großartig. Ich würde sie gerne treffen, bevor es zu spät wird.“

Stummer Nachbar

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