Читать книгу Wenn Sie Fliehen Würde - Блейк Пирс - Страница 10

KAPITEL VIER

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Als Kate und DeMarco auf der Polizeiwache ankamen, war Sheriff Bannerman schon da. Er winkte sie zu sich in sein Büro. Als er voran ging, fiel Kate auf, dass er sein Bein leicht nachzog. Er hielt beiden die Tür auf und schloss sie sorgsam hinter ihnen.

„Haben Sie etwas herausgefunden?“, fragte er.

„Wir haben mit Mrs. Patterson gesprochen, der Frau, die in dem Haus lebt, das man vom Fenster in Karen Hopkins‘ Arbeitszimmer aus sehen kann“, sagte Kate. „Sie sagt, sie erinnert sich, dass sie an dem Tag, als Karen ermordet wurde, jemanden im Garten beobachtet hat.“

„Sie sagte, dass sie glaubt, dass es am dem Tag gewesen sei“, fügte DeMarco hinzu.

„Sheriff, kennen Sie eine Firma hier aus der Gegend mit einem Logo, das größtenteils weiß ist und die Form eines Sterns hat? Die Angestellten tragen möglicherweise dunkle Anzüge.“

Bannerman dachte einen Augenblick darüber nach und nickte dann langsam. Er tippte etwas auf dem Laptop, der auf seinem Schreibtisch stand, klickte hier und da und drehte dann den Bildschirm so, dass beide ihn sehen konnten. Er hatte Hexco Internet Providers in die Google Suchmaschine eingegeben und das erste Bild geöffnet.

„Hier ist es“, sagte er. „Dies ist das einzige, was mir einfällt.“

Kate und DeMarco betrachteten das Logo eingehend. Es war fast identisch mit der Beschreibung, die Mrs. Patterson gegeben hatte. Es hatte tatsächlich die Form eines Sterns, wobei eine Zacke lang und gebogen war. Sie zog eine Reihe kleiner Sterne sozusagen hinter sich her. Im kleinsten war das Wort Hexco zu erkennen.

Mit der Geschwindigkeit einer Revolverheldin zog DeMarco ihr Handy hervor und gab die Nummer ein, die unter dem Logo stand. „Lass uns mal sehen, ob es am Dienstag vom Haus der Hopkins einen Anruf zu dieser Servicenummer gegeben hat.“

Sie setzte sich wieder und wartete auf das Klingeln. Währenddessen drehte Bannerman den Laptop wieder um und klappte ihn zu. Er blickte Kate an und sagte leise, um DeMarco nicht zu unterbrechen, falls jemand ihren Anruf entgegen nahm: „Was ist Ihr erster Gedanke hierzu?“

„Ich glaube, wir haben es mit einem Killer zu tun, der es auf einen bestimmten Opfertyp abgesehen hat. Sowohl Karen Hopkins als auch Marjorie Hix waren Mitte Fünfzig und allein zuhause. Man kann davon ausgehen, dass der Killer wusste, dass die Ehemänner nicht zuhause waren. Außerdem nehme ich an, dass er die Häuser beobachtet hat, da es keine Anzeichen gewaltsamen Eindringens gab. Also … unser Killer sucht sich bestimmte Opfer aus, und er hat seine Hausaufgaben gemacht. Ansonsten … stecke ich in einer Sackgasse.“

„Ich kann versuchen, dem noch etwas hinzuzufügen“, sagte Bannerman. „Es gibt auch keinerlei Anzeichen für einen Kampf. Der Killer wusste offenbar, wie er ins Haus gelangt, ohne die Alarmanlage auszulösen und er konnte zuschlagen, ohne dass die Opfer etwas ahnten. Was mich zu der Annahme verleitet, dass die Opfer ihren Killer ins Haus ließen. Sie kannten ihn.“

Dies glaubte auch Kate, beschloss aber, Bannerman ausreden zu lassen. Sie hörte ihm gern zu. Sein fortgeschrittenes Alter ließ ihn weise erscheinen, und sie schätzte seine Erfahrung sehr. Generell sah sie die Zusammenarbeit mit den lokalen Polizeidienststellen eher als Hindernis an, doch sie begann, Bannerman zu respektieren.

Als sie zustimmend nickte, beendete DeMarco gerade ihr Gespräch. „Ich habe die Bestätigung, dass Hexco Internet am Dienstag tatsächlich einen Techniker zu den Hopkins geschickt hat. Die Frau, mit der ich gesprochen habe, sagte, dass genau zu dem Zeitpunkt immer wieder von einem zusammenbrechenden Internet in der Nachbarschaft berichtet wurde, und zwar beginnend Montagabend. An dem Tag gingen etwa ein Dutzend weiterer Anfragen für die Wartung der Internetverbindung ein.“

„Nun, das mag weit hergeholt sein, aber als Techniker ist es doch ein Leichtes, sich während eines Zeitraums, da die Internetverbindung unterbrochen ist, zu eigentlich jedem Haus Zutritt zu verschaffen“, meinte Kate.

„Soweit hergeholt ist das gar nicht“, sagte DeMarco. „Ich habe auch gefragt, ob in letzter Zeit ein Hexco-Techniker zum Haus der Hix geschickt wurde. Und wie sich herausgestellt hat, hatte Joseph Hix vor zwei Wochen einen Techniker beauftragt. Beide Male war es derselbe Techniker.“

„Klingt für mich nach einem Verdächtigen“, sagte Kate.

„Das sehe ich auch so“, meinte Bannerman. „Sie sollten allerdings wissen, dass Hexco in Frankfield ein relativ neuer Internet-Provider ist. Eine kleine Firma. Ich würde mich wundern, wenn sie mehr als drei oder vier Techniker haben. Deshalb muss es nicht unbedingt etwas heißen, dass derselbe Techniker bei beiden Adressen war.“

„Trotzdem möchte ich mit dem Techniker sprechen“, sagte Kate. „Hast du seinen Namen?“

„Ja. Die Frau, mit der ich gesprochen habe, hat ihm eine Nachricht geschickt mit der Bitte, mich sofort anzurufen.“

„In der Zwischenzeit möchte ich mich im Haus der Hix umsehen“, sagte Kate. „Ich weiß, dass im Bericht steht, dass der Tatort sauber war, aber ich will ihn mir selbst anschauen.“

„Der Schlüssel liegt bei den Akten“, sagte Bannerman. „Sie können …“

Das Klingeln von DeMarcos Handy unterbrach ihn. Sie nahm den Anruf sofort entgegen und als Kate hörte, wie sie sich vorstellte, war ihr klar, dass es der Techniker von Hexco war, der anrief. Kate hörte mit, daher kannte sie schon die Einzelheiten, bevor DeMarco sie erläuterte.

„Wir treffen uns mit ihm in fünfzehn Minuten“, sagte sie. „Er hat gleich eingewilligt, aber er klang auch ziemlich verängstigt.“

Als Kate die Tür öffnete, erhob sich Bannerman. „Brauchen Sie noch etwas von mir?“

Kate überlegte und sagte dann mit hoffnungsvoller Stimme: „Vielleicht könnten Sie veranlassen, dass der Vernehmungsraum frei ist.“

***

Der Techniker hieß Mike Wallace, war sechsundzwanzig und sah nervös aus, als Kate und DeMarco sich mit ihm in einem Café drei Meilen von der Polizeiwache in Frankfield entfernt trafen. Die Art und Weise, wie er zwischen den Agents hin und her blickte, erinnerte Kate an einen Gecko, der scheinbar versuchte, gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen zu gucken.

Er hatte ein Tablet dabei, das in einer zerkratzten Lederhülle steckte. Vorne drauf prangte das Logo seiner Firma.

„Mike, dies ist nur eine Routinebefragung und es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen“, begann Kate. „Bisher erscheint es uns, als hatten Sie nur etwas Pech, was ihre Aufenthaltsorte und verschiedene Umstände anbelangt.“

„Was genau meinen Sie?“

„Nun ja, während der letzten zwei Wochen sind Sie zu den Häusern zweier Kunden geschickt worden. Bei beiden wurde jeweils die Ehefrau ermordet, zuletzt am vergangenen Dienstag.“

„Am Dienstag war ich bei vielen Kunden. In zwei Nachbarschaften war das Internet ausgefallen.“

„Ihre Wartungseinsätze sind auf dem Tablet verzeichnet, nicht wahr?“, fragte DeMarco und wies auf das Gerät.

„Ja, richtig.“

„Könnten Sie bitte den Eintrag für den Kunden Hopkins am Dienstag heraussuchen?“

„Natürlich“, sagte er und machte sich daran, der Bitte nachzukommen. Schließlich sah er ein Dokument durch und dabei, so stellte Kate fest, zitterte er leicht. Er war offensichtlich nervös. Nun ging es darum, herauszufinden, ob er nervös war, weil er etwas zu verbergen hatte, oder ob es an der Anwesenheit der FBI-Agents lag.

„Hier ist es“, sagte er und schob das Tablet zu ihnen herüber. „Um 10:42 Uhr bin ich dort angekommen und war um 10:46 Uhr wieder weg.“

„Das erscheint mir ziemlich schnell“, meinte Kate. „Ich glaube nicht, dass ich je gehört habe, dass ein Problem so schnell behoben werden kann. Woran lag es, dass es kein Internet gab?“

„In der Nähe von Chicago gab es einen größeren Ausfall. Um den zu reparieren, mussten wie den Internet-Service in anderen Gegenden herunterfahren. In Frankfield war der Service noch nicht wieder auf dem üblichen Stand. Das war einfach zu reparieren. Bei allen Hausbesuchen am Dienstag, abgesehen von einem, ging es nur darum, die Installationskästen manuell zu resetten.“

„Und das dauert nur fünf Minuten?“, hakte Kate nach.

„Eigentlich dauert so ein manueller Reset nicht länger als zwei oder drei Minuten. Aber Hexco verlangt, dass ich mich bei jedem Hausbesuch einlogge und damit den Zeitpunkt festhalte, wann ich ankomme. Wenn ich den Timer gestartet habe, muss ich den Besuch notieren und dann draußen an den Telekommunikations-Kasten. Der Reset selbst dauert nur zwei Minuten. Danach schließe ich ein Testgerät an, um sicher zu gehen, dass alles funktioniert. Das dauert etwa dreißig Sekunden. Dann gehe ich wieder zu meinem Wagen, notiere den Status Report und logge mich aus.“

Er war zappelig und zitterte noch immer, wenn auch kaum merklich. Als er es bemerkte, versuchte er, dem beizukommen, indem er seine Hände ineinander verschränkte und auf die Tischplatte legte.

„Dann haben Sie all das bei den Hopkins zwischen 10:42 Uhr und 10:46 Uhr erledigt?“, hakte Karen nach.

„Ja, Ma’am.“

„Haben Sie mit Karen Hopkins gesprochen?“

„Nein. Hexco hat eine Email und eine SMS an alle Kunden verschickt, dass Techniker ausgesandt würden. In solch einer Situation, wenn der Besuch dem Kunden nicht berechnet wird, gibt es keinen Grund, ihn zu sprechen oder von ihm etwas unterschreiben zu lassen. Ich bezweifele, dass sie überhaupt wusste, dass ich da war.“

Das klang alles sehr plausibel, trotzdem rechnete Kate nach. Vier Minuten reichten bei Weitem aus, um in ein Haus zu gelangen und jemanden zu erwürgen. Die Tatsache, dass sein Report den Reset und den Test bestätigte, ließen die vier Minuten allerdings auf praktisch nichts zusammenschmelzen.

„Können Sie auch den Eintrag vor zwei Wochen für das Haus der Familie Hix finden?“, bat Kate.

„Ja. Kennen Sie den Vornamen?“

„Marjorie. Oder vielleicht Joseph, das ist ihr Ehemann“, antwortete DeMarco.

Mike befasste sich wieder mit seinem Tablet und hatte den Eintrag innerhalb von zwanzig Sekunden gefunden. Wieder schob er das Tablet zu ihnen herüber. Während sie die Daten betrachteten, versuchte er zu erklären.

„Hier … vor genau zwei Wochen. Der Grund für diesen Hausbesuch war eine Beschwerde bezüglich der Geschwindigkeit der Internetverbindung. Sie hatten angerufen, um ein Upgrade der Geschwindigkeit zu bekommen. Aber wenn man es von extern macht, über das Telefon, klappt es manchmal nicht. Deshalb musste ich hinfahren und es selbst machen.“

„Hier steht, dass es etwas fünfzehn Minuten gedauert hat“, sagte Kate.

„Ja, das kleine Gerät, das ich benutze, um die Signalstärke zu testen, hat mir Probleme bereitet. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen gern den Antrag, den ich bei Hexco eingereicht habe, um ein neues Gerät zu bekommen.“

„Das wird nicht nötig sein“, meinte Kate. „Ich kann sehen, dass Marjorie Hicks unterschrieben hat. Haben Sie das Haus betreten?“

„Ja, Ma’am. Ich musste das Modem überprüfen. Ich habe ihr empfohlen, ein neues zu besorgen, denn ihres war schon ziemlich veraltet.“

Zum dritten Mal bemerkte Kate das nervöse Zittern seiner Hand. Es war zu offensichtlich, als dass sie es hätte ignorieren können.

„War ihr Ehemann zuhause?“, fragte sie und verbarg, dass sie seine Nervosität bemerkt hatte.

„Ich glaube nicht.“

Kate betrachtete den Eintrag ein letztes Mal. Anhand der Einträge und seiner Erläuterungen meinte sie, dass alles seine Ordnung hatte. Aber es erschien ihr zu viel des Zufalls. Sie musterte Mike und suchte nach Anzeichen, dass er log, fand jedoch keine.

„Vielen Dank, Mike“, sagte sie schließlich. „Wir sind dann auch fertig. Ich möchte Sie nicht noch länger von Ihrer Arbeit abhalten. Danke für Ihre Hilfe.“

„Keine Ursache“, sagte Mike und griff nach seinem Tablet. „Ich hoffe, Sie kriegen den Kerl.“

„Ja …“, sagte DeMarco, „das hoffen wir auch.“

Gemeinsam verließen die drei das Café. Mike winkte ihnen noch einmal unbeholfen zu, als er in seinen Hexco-Firmenwagen stieg.

„Er scheint die Wahrheit zu sagen“, meinte DeMarco, als sie in ihren eigenen Wagen stiegen.

„Ja, schon … Aber dieser Zufall …“

„Das wurmt dich, nicht wahr?“

„Ja. Das, und die Tatsache, dass er gezittert hat wie eine Hure in der Kirche.“

„Nette Metapher“, sagte DeMarco mit einem Kichern.

Beide beobachteten, wie Mike aus seiner Parklücke zurücksetzte. Keiner von ihnen sagte etwas. Kate griff nach ihrem Handy; sie wollte wissen, ob Melissa ihr eine Nachricht hinterlassen hatte … und wie wütend sie war.

Später, ermahnte sie sich. Die Arbeit hat Priorität.

Doch dieser Gedanke, genau wie die wartende Nachricht, tickte so laut wie eine Zeitbombe an einem längst vergessenen Ort. Tickte und tickte und wartete nur darauf, zu explodieren.

Wenn Sie Fliehen Würde

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