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KAPITEL SIEBEN

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Danielle balancierte auf der sehr feinen Grenze zwischen angeheitert und absolut betrunken, als irgendjemand an ihrer Tür klopfte. Sie hatte getrunken, um diesem Kapitel ihres Lebens ein Ende zu setzen, es verschlossen zu halten, wie eine Schatztruhe, die auf dem Grund des Ozeans begraben war. Auf der Arbeit hatte man ihr letzten Abend keine Schicht zugeteilt, und auch keine für heute Abend. Aber sie würde morgen wieder anfangen, mit der Nachmittags- und der Nachtschicht auf einmal. Sie hatte nie gedacht, dass sie sich freuen würde, den Stripclub wiederzusehen oder den Geruch von verschüttetem Alkohol und billigem Rasierwasser der Männer, die an den Bars saßen, zu riechen.

Doch sie konnte es kaum erwarten, wieder zurück zu sein. Aber zuerst wollte sie in gewissem Sinne einen kleinen Absturz erleben. Es war eine Weile her, dass sie sich alleine betrunken hatte. Sie war sich sicher, dass manche Leute es als traurig und armselig ansehen würden, aber sie hatte es immer als eine Art Befreiung empfunden, die sie nicht ganz einordnen konnte.

Als es an der Tür klopfte, hatte sie bereits drei Margaritas runtergekippt, die sie in ihrem Mixer gemacht hatte – eine perfekte Mixtur, die sie auf der Arbeit gelernt hatte. Als sie zur Tür hinüberging, fragte sie sich, ob es Chloe sein könnte, die gekommen war, um alles noch einmal persönlich zu besprechen. Danielle hoffte beinahe, dass dies der Fall war. Mit einer ausreichenden Menge von Tequila in sich, würde sie ungehemmt die Dinge aussprechen, die eine nüchterne Danielle eher für sich behielt.

Als sie öffnete, fand sie allerdings nicht Chloe auf der anderen Seite der Tür vor. Es war ein Mann, auf eine Art gekleidet, die Danielle immer als „Affen-Anzug“ empfunden hatte. Weil ihre Schwester beim FBI arbeitete, erkannte sie die Klamotten und die viel zu ernste Miene sofort. Er war ein föderaler Agent. Er sah asiatischer Herkunft aus und als er sie anlächelte, erschien ihr sein Lächeln viel zu gestellt.

„Danielle Fine, korrekt?“, sagte der Mann.

„Ich bin’s. Und Sie sind…?“

„Agent Shin, FBI.“ Er zückte seine Dienstmarke und erlaubte ihr diese einen Moment lang zu betrachten, bevor er sie wieder zuklappte und zurück in die Innentasche seiner Jacke steckte. „Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich für einen Moment reinkäme?“

„Bei allem Respekt, wozu?“, fragte Danielle.

„Naja, obwohl ich Ihre Schwester nicht persönlich kenne, habe ich von der Tortur gehört, die sie beide in Texas durchgemacht haben. Es ist eine Geschichte, die beim FBI irgendwie die Runde macht. Ich wurde gebeten vorbeizukommen, und nach Ihnen zu sehen.“

„Von wem?“

„Von meinem Vorgesetzten. Es gibt ein paar lose Enden, was die Ereignisse in Texas angeht, und wir versuchen diese aus der Welt zu schaffen. Natürlich können diese Dinge bei Ihrer Schwester intern geklärt werden. Aber wir brauchen einfach auch einige Versicherungen und Antworten von ihrer Seite.“

Sie sah ihn skeptisch an, machte aber die Tür auf und ließ ihn hinein. Sie erinnerte sich, dass Chloe ihr am Telefon erzählt hatte, dass es eine interne Ermittlung gäbe und dass sie ruhig bleiben sollte, wenn jemand zu ihr käme, um Fragen zu stellen.

Sie trat zur Seite und machte die Tür weit auf, damit Agent Shin reinkommen konnte. Danielle setzte sich an ihren Küchentisch, womit sie ihm auf eine höfliche Art und Weise klar machte, dass sie nicht vorhatte, ihn tiefer in ihre Wohnung vordringen zu lassen. Shin gab nach und lehnte sich an ihre Küchenzeile.

„Zu allererst“, sagte er, „wie geht es Ihnen? Ich weiß, dass sie von der ganzen Sache einige Verletzungen davongetragen haben.“

„Danke der Nachfrage“, sagte sie und gab ihr Bestes ihren Charme dick aufzutragen. „Aber ich scheine in Ordnung zu sein. Ich gehe morgen zurück an die Arbeit und – ich kann es genauso gut auch zugeben – ich habe heute sozusagen gefeiert.“ Sie nickte zum Mixer mit dem blass-grünen Drink herüber.

Shin lächelte und sagte: „Freut mich zu hören. Nun, ich muss sie das irgendwie fragen und es tut mir leid, wenn das zu persönlich ist, aber haben Sie vor, sehr auf der Fahndung nach ihrem Vater zu bestehen?“

„Nein“, sagte sie sofort. „Scheiß auf ihn. Der einzige Moment, in dem ich mich um ihn scheren werde, ist wenn er in DC auftaucht, um mich und Chloe wieder zu bedrohen.“

„Naja, wie Sie wissen, wurde seine Beschreibung an mehrere Feldoffiziere verteilt. Aber wir können es nicht zu einer Priorität machen, außer Sie bestehen darauf.“

Danielle zuckte mit den Schultern und nippte an ihrer derzeitigen Margarita. „Chloe und ich können das noch einmal besprechen, aber ich glaube, wir sind fertig mit ihm.“

Shin nickte, so als würde er sie genau verstehen. Als er nickte, durchfuhr Danielle ein kleiner Funken Angst. Sie dachte daran, wie sie das Loch in einer wahnsinnigen Eile ausgehoben hatten, die Leiche ihres Vaters hineingeworfen und es wieder aufgeschüttet hatten. Hatten sie tief genug gegraben? War irgendein nach Nahrung suchender kleiner Fuchs bereits vorbeigekommen und hatte ihren Vater als Leckerbissen für sich entdeckt?

„Nachvollziehbar“, sagte Shin. „Ich habe einige weitere Fragen zu dem, was vorgefallen ist, wenn Sie nichts dagegen haben.“

„Schon wieder? Wirklich?“

„Ich weiß. Aber da ihre Schwester eine föderale Agentin ist, müssen wir wirklich sichergehen, dass wir alles verstehen.“

„Ja, ich verstehe, denke ich“, sage sie. Ihr war sehr bewusst, dass sie angeheitert war. Ein Ausrutscher oder selbst die geringste Abweichung von der eingeübten Geschichte, und sie würden riesige Probleme bekommen.

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