Читать книгу Larkin - Blueberry Pie - Blossom Rydell - Страница 3
ОглавлениеKapitel 2
Die ›Audition‹ hatte Larkin alles abverlangt. Völlig verschwitzt und mit noch immer gerötetem Gesicht, hatte er gerade erst wenige Schritte aus dem Tanzstudio gemacht, als er auch schon Melinda nach ihm rufen hörte.
»Hey, Larkin! Hier bin ich!«
Er wandte sich um und sah sie auf einer nahegelegenen Steinmauer sitzen, wo sie entspannt an einem Eiskaffee nippte. Als sie heruntersprang und auf ihn zulief, versuchte er sich zu einem Lächeln zu zwingen.
»Und? Erzähl' mal!«, verlangte sie aufgeregt. »Wie ist es bei dir gelaufen? Hast du es ihnen richtig gezeigt?«
Er spürte, wie sein Lächeln infolge ihrer Frage und der Gedanken an die letzte halbe Stunde seines Lebens, direkt wieder verblasste. Obwohl er so gut wie immer getanzt und sein Bestes gegeben hatte, wurde er das unbestimmte Gefühl nicht los, es könnte nicht ausgereicht haben. Natürlich hatte er sich die Jungs ganz genau angesehen, die vor ihm an die Reihe gekommen waren, und auch die lächelnden, anerkennenden Gesichter der Jury gescannt – deren Ausdruck ihm gegenüber eher ernst und missbilligend gewirkt hatte, noch ehe er überhaupt zu seiner Vorführung gekommen war. »Ach, Mel, lass‘ uns das Ganze am besten schnellstens vergessen«, seufzte er niedergeschlagen.
»Aber warum denn?«, erkundigte sich Melinda sanft. »Was ist passiert?«
»Ich bin unsicher, ob ich genau dem entspreche, wonach sie gesucht haben«, murmelte er halblaut und fühlte sich in dieser Sekunde den Tränen nahe.
»Ach, komm‘ schon«, sagte sie sanft und zog ihn in eine enge, herzliche Umarmung. »Ich bin sicher, du hast das großartig gemacht. Du solltest nicht immer so hart zu dir selbst sein und ...«
»Vielleicht«, fiel er ihr ins Wort, »aber du hättest mal die anderen sehen sollen, Mel! … Und sei doch mal ehrlich: Wann hast du das letzte Mal einen so dürren Kerl wie mich gesehen, der als Backgroundtänzer auf einem Popkonzert dabei war?«
Sie zuckte leicht ihre schmalen Schultern, erwiderte aber nichts.
Larkin fühlte, wie seine Laune noch tiefer in den Keller rutschte. »Wie steht's mit dir?«, lenkte er ab und schaute sie fragend an. »Hast du es geschafft?«
»Denke schon«, antwortete sie, begleitet von einem schüchternen Lächeln. »Naja, vielleicht waren es ein wenig die Nerven oder so, … aber ehrlich gesagt, glaube ich, niemals besser getanzt zu haben.«
»Das ist doch großartig«, grinste er. »Ich wusste, dass du sie begeistern würdest.«
»Ich bin sicher, dass du das auch getan hast«, bestärkte sie ihn herzlich.
Aber Larkin wusste, dass sie es nur sagte, damit er sich etwas besser fühlte.
»Was willst du jetzt machen?« Sie schaute ihn lächelnd an, als sie neben ihm auf dem sonnigen Bürgersteig entlangschlenderte.
»Ganz ehrlich, Mel?«, stöhnte er auf. »Ich möchte einfach nur zurück in meine Wohnung, in mein Bett kriechen und so tun, als hätte es diesen Tag nie gegeben.«
»Nun, ich befürchte, dass ich dich genau das auf keinen Fall tun lassen werde«, rief sie aufmunternd. Ihr langes dunkles Haar leuchtete im Sonnenlicht und ihre großen braunen Augen funkelten ihn an. »Wie wäre es stattdessen damit? … Wir gehen jetzt zu mir, bestellen uns etwas beim Chinesen, lassen die Jalousien herunter und ziehen uns trashiges Fernsehprogramm rein, bis wir beide auf der Couch einschlafen?«
»Abgemacht«, stimmte er zu und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Du schaffst es doch immer wieder mich aufzuheitern.« Und obwohl er genau wusste, dass er bei ihr nie eine romantische Chance hatte, fühlte er sich glücklich, sie zur Freundin zu haben …
Kaum waren sie in Melindas Wohnung angekommen, ließ sich Larkin auf die Couch im Wohnzimmer fallen und begann sich durch all die Kanäle zu zappen, während sie sich abschminkte und ihr enganliegendes Sportzeug vom Tanzen gegen eine bequeme weite Jogginghose und ein übergroßes T-Shirt wechselte.
Als sie zu ihm in den Raum schlenderte, kam er nicht umhin zu bemerken, wie anders ihr Gesicht ohne Make-up aussah – immer noch ausgesprochen süß, aber um Einiges knabenhafter und schlichter. Er empfand es als verrückt, welchen Unterschied etwas Grundierung, ein ›Eyeliner‹ und Lippenstift bewirken konnten.
Melinda hatte sich gerade auf die Couch neben ihn gekuschelt, als sie sich in ihre Haare griff und anfing, die Klipse ihrer ›Extensions‹ zu lösen. Dabei seufzte sie erleichtert, als sie die langen, dunklen und samtig glänzenden Locken von ihrem Kopf löste. »Das fühlt sich doch gleich so viel besser an«, murmelte sie.
Larkin drehte sich zu ihr herum und betrachtete sie erneut. Ihr Gesicht war jetzt ganz natürlich, mit einigen, wenigen kleinen Schönheitsfehlern auf den Wangen, und ihr echtes Haar, nichts weiter als ein dunkler, flauschiger Bob – nicht sehr viel länger als sein eigenes, indessen er feststellte, wie sich in seinem Kopf eine völlig neue und ausgesprochen abstruse Idee einzubrennen begann.
»Hey?! … Was hast du denn auf einmal?!«, rief sie, als sie bemerkte, wie er sie mit einem seltsamen Lächeln ansah. »Hab‘ ich irgendetwas im Gesicht?«
»Nein, es ist nur …«, setzte er an, nicht ganz sicher, wie er ihr seine haarsträubende Idee schonend beibringen sollte. »Nun, du weißt doch, Mel, dass es morgen noch eine zweite offene ›Audition‹ gibt, nicht wahr?«
»Ja, sicher? Und?« Sie schaute ihn mit großen Augen an. Es war offensichtlich, dass sie etwas verwirrt war und nicht wusste, worauf er mit seiner Bemerkung hinauswollte.
»Nun, … was wäre, wenn ich noch einmal hingehen und meine Chancen erhöhen würde?«, fuhr er fort, und seine Stimme zitterte leicht, wegen dem, was er jetzt folgen ließ: »Nur, dieses Mal spreche ich als Mädchen vor?!«
Augenblicklich entstand eine längere Pause.
Melinda starrte ihm direkt in die Augen, als würde sie herauszufinden versuchen, ob er sich mit ihr gerade einen Scherz erlaubte oder nicht. Doch als ihr bewusst wurde, dass er es absolut ernst meinte, verzog sich ihr hübsches Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Weiß du was, Larkin? … Ich denke, dass ist eine verdammt gute Idee!«, verkündete sie, ihm zustimmend.