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Ben

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Als wir uns wieder der Halle zuwenden, offenbart sich ein Tor, das uns zuvor entgangen ist. Die Aufschrift auf der Messingtafel neben dem dunklen Eingang erweckt meine Neugier:

Sonderausstellung: Explizite Fotografien – strengstes Jugendverbot. Zutritt ab 18 Jahren

Ich bleibe stehen, werde mir dessen aber erst bewusst, als Yvonne an meinem Arm zieht. „Was heißt explizit?“, frage ich, anstatt ihrer stummen Aufforderung Folge zu leisten. „Porno? Alles andere gibt es doch schon hier zu sehen und jugendfrei ist hier gar nichts.“

„Na, schön“, lenkt Yvonne ein. „Wenn du meinst. Jetzt hast du mich angesteckt mit deiner Neugier.“ Sie setzt sich in Bewegung, ehe ich erwidern kann, dass ich mir keineswegs sicher bin, ob ich wirklich mehr sehen will. „Komm schon“, ermutigt sie mich. „Oder willst du doch noch kneifen?“

Kneifen ist mein Stichwort. Kurz blitzt unsere alte Konkurrenz auf, doch dann lächele ich meine Bedenken in Grund und Boden und folge Yvonne ins Halbdunkel. Das Gemurmel der zahlreichen Gäste bleibt hinter uns zurück, verstummt, als wären wir plötzlich an einem völlig anderen Ort. Die engen, verwinkelten Korridore aus grauen Wänden bilden einen Kontrapunkt zu den hellen weiten Räumen der Hauptausstellung. Die Anordnung erlaubt keinerlei Rückschluss darauf, ob wir hier unter uns sind, oder ob sich noch Jemand in dieses anstößige Anhängsel der lichten Muse wagt. Ich bin allein, schießt es mir durch den Kopf und der Gedanke beunruhigt mich. Unwillkürlich taste ich nach Yvonnes Hand, die meinen Griff erwidert, als sie mich spürt.

Erst nachdem sich meine Augen an das Zwielicht gewöhnt haben, wage ich den Schritt, der mir den Blick in eine Nische mit einer blutroten Seitenwand eröffnet. Ein Bild von zwei mal zwei Meter und zeigt eine Japanerin. Zahllose kunstvoll verknotete Stricke schneiden in ihre nackte Haut, während sie hilflos von der Decke hängt, waagrecht, mit dem Rücken nach oben, die Arme nach hinten und oben verdreht. Als wäre das nicht genug, sitzen Klammern aus blitzendem Edelstahl an den Warzen ihrer streng eingeschnürten Brüste, die zudem mit Metallgewichten beschwert sind. Ihre Knie sind durch die Fesseln so stark angewinkelt, dass die Unterschenkel wieder nach vorne zeigen und die Fersen an ihrem Po liegen, dessen leicht gebräunte Haut ebenso von erstarrten roten Wachstropfen übersät ist, wie die dem Betrachter zugeneigten Fußsohlen. Die junge Frau ist hübsch, doch ihre Miene spiegelt Verzweiflung, zeigt eine Hilflosigkeit gegenüber einem anonymen, unsichtbaren Peiniger, der in scharfem Kontrast zur kühlen Hochglanzästhetik des technisch hervorragend geschossenen Bildes steht.

„Au!“, sagt Yvonne. Erst da bemerke ich, dass ich die Luft angehalten habe und ihre Hand drücke, als hinge mein Leben davon ab. „Entschuldige bitte“, murmle ich und lasse sie los. „Aber das ist ….“ Ich ringe um Worte, während in mir eine Wut hochsteigt, deren unmittelbare Wucht mich aus der Fassung bringt. „Abstoßend und grausam ist das“, mache ich mir Luft. „Wer tut so etwas? Wer kann so etwas als erotisch empfinden? Das ist doch die totale Erniedrigung.“

Etwas in mir erwartet leidenschaftliche Zustimmung, doch Yvonne steht nur da, starrt mit geröteten Wangen und glühend roten Ohren auf das Bild und bemerkt erst nach einigen Augenblicken, dass ich auf eine Reaktion von ihr warte. „Ich weiß nicht“, sagt sie schließlich mit einer Ruhe, für die ich keinerlei Verständnis aufbringen kann. „Ist doch ihre Entscheidung, ob sie sich für so etwas hergibt. Du weißt doch selbst, was die Leute alles tun fürs Geld.“

„Blödsinn“, erwidere ich heftig und sehe sie durchdringend an. „Wahrscheinlich irgendein armes, ausgebeutetes Ding, das keinen anderen Ausweg sieht. Oder sie ist auf Drogen aus, wenn sie nicht gar irgendwohin verschleppt wurde und als Sklavin gehalten wird.“

Yvonne sieht mich verunsichert an. „Glaubst du wirklich? Das wär ja furchtbar.“

„Da kann ich sie beruhigen“, erklingt hinter uns eine tiefe Männerstimme. Ich zucke zusammen und fahre herum, während das Adrenalin in meinen Körper schießt. Fast wäre ich dabei noch gestrauchelt, doch ein fester Griff an meinem Arm verschafft mir den nötigen Halt. „Entschuldigen sie bitte“, fügt er hinzu. „Ich wollte sie nicht erschrecken. Mein Name ist Benedikt, Benedikt Harving.“

„Amanda“, sage ich hastig. „Ich heiße Amanda und das ist meine Freundin Yvonne.“ Ich sehe keinen Grund, einem Wildfremden meine ganzen Namen zu verraten und will Yvonne zuvorkommen, ehe sie zu viel von uns preisgibt.

Benedikts Gesicht ist markant und braungebrannt. Die Lippen, die zu einem einladenden Lächeln geöffnet sind, können vermutlich auch sehr energisch wirken und seine Nase ist ein wenig zu lang, obwohl sie auf den zweiten Blick gut zu seinen restlichen Zügen passt. Das volle blonde Haar, das er in einer ebenso unauffälligen wie schmucken Kurzhaarfrisur trägt, ist nur einen Tick dunkler als meines, doch all das verblasst neben den wasserblauen Augen, deren Blick auf mir ruht, als hätte er soeben ein Einhorn erblickt. Ich versuche sein Alter zu schätzen, komme aber auf keinen grünen Zweig. Er kann ebenso gut dreißig sein wie fünfundvierzig und trägt jene Gelassenheit zur Schau, die allzu oft aufgesetzt wirkt, ihm aber überraschend gut zu Gesicht steht.

„Was sehen sie?“, erkundigt sich Benedikt mit einem Nicken in Richtung des Bildes, das mich so aus der Fassung gebracht hat, und diesmal höre ich einen leichten Akzent aus seinem kultivierten Deutsch, den ich nicht einordnen kann. Erst als ich mich umwende, bemerke ich, dass seine Hand noch auf meinem Arm liegt und im nächsten Moment vermisse ich die warme Berührung, als er sie jäh zurückzieht.

Obwohl sich mein erster Zorn über die unmenschliche Behandlung der armen Frau gelegt hat, weiß ich, dass ich im Recht bin. Außerdem will ich mich nicht von ihm manipulieren lassen und so sehe ich keinen Grund mich zurückzuhalten. „Ich sehe eine Frau, die erniedrigt wird und gequält. Ich kann nicht erkennen, ob die voyeuristische Gier des Betrachters, die perversen Gelüste des unbekannten Täters oder doch die Geldgeilheit des Fotografen im Vordergrund steht, aber es interessiert mich auch nicht.“

Er nickt mit einer wissenden Arroganz, die mich gleich wieder auf die Palme bringt. „Für ein nicht vorhandenes Interesse reagieren sie recht heftig“, merkt er an. „Vielleicht geht es darum, sie emotional zu erreichen, ein Gefühl zu befreien, das sie tief in sich weggeschlossen haben. Sie empfinden Wut, doch entstammt aus dieser heraus nicht auch ihre Kraft?“

„Natürlich bin ich wütend!“, Ich übergehe seine hobbypsychologischen Ambitionen und bringe die Sache auf den Punkt. „So etwas tritt die Rechte der Frauen mit Füßen, als hätten die letzten einhundertfünfzig Jahre nie stattgefunden. Das ist inakzeptabel.“

„Frauenrechte?“ Er legt den Kopf schief und schmunzelt, als wäre ich die Erste und Einzige, die dieses Bild damit in Verbindung brächte. Dann erhellt sich seine Miene, als hätte ich ihm soeben die Erkenntnis des Abends vermittelt. „Interessant. Aber sie haben meine Frage nicht beantwortet.“

„Wieso?“, erkundige ich mich irritiert. „Ich dachte, ich hätte mich klar genug ausgedrückt.“

„Sie haben mir gesagt, was sie mit dem Bild assoziieren und welche Schlüsse sie daraus ziehen, aber meine Frage war, was sie tatsächlich sehen.“ Sein Blick ist eindringlich, als sähe er durch meine Augen in die Tiefen meiner Seele. Ich sollte ihn abkanzeln, das seltsame Gespräch beenden und diesen abartigen Ort verlassen, doch etwas hält mich davon ab.

„Ich weiß nicht, was ich denken soll“, schaltet sich Yvonne ein, die ich im Eifer des Gefechts völlig vergessen habe. „Es liegt unzweifelhaft Schmerz in ihrer Miene, aber auch eine ungewisse Erregung. Ich glaube nicht, dass sie Angst hat und sie zeigt eine Entschlossenheit, als wollte sie etwas durchziehen.“

Unfug, will ich erwidern, entscheide mich aber für einen zweiten Blick auf das Bild. Menschen mit Vorurteilen stoßen mich ab. Ich pflege sie in die Ecke zu drängen, bis sie zugestehen, nicht alles bedacht zu haben, doch diesmal bin vielleicht ich diejenige, die voreilige Schlüsse gezogen hat. Also werde ich sein Spiel mitspielen, bis ich ihm klar machen kann, mit welchen Details ich meine Einschätzung über dieses Machwerk untermauern kann.

Was sehe ich?

Die Augen der Japanerin zeigen tatsächlich eine wilde Entschlossenheit, als könne sie sich nur Kraft ihrer Gedanken über die Allmacht ihres Peinigers hinwegsetzen. Ja es scheint fast, als hielte sie das Heft in der Hand und würde nur darauf warten, was als nächstes geschähe. Die kleinen Brüste quellen zwischen den unnachgiebigen Stricken hervor. Die geklammerten Warzen sind fast weiß, doch die Höfe zeigen deutlich hervortretende Poren, was auf eine erhebliche Erregung schließen lässt, eine Erregung, der ich mich nicht entziehen kann, als ich mir der erotischen Ästhetik des Bildes bewusst werde. Ich bringe gerade noch genügend Selbstbeherrschung auf, nicht zu erschauern, als ich von einem jähen Pulsen zwischen meinen Beinen überrascht werde.

„Sehen sie dieses Zittern im Mundwinkel, fast, als könne die Photographie des Moments mehr als diesen einfangen?“, höre ich Benedikts Stimme. „Hier, diese Fältchen am Auge. Sieht das nach Leid aus?“

Ich will ihm widersprechen, bin aber vollauf beschäftigt, mit den unerklärlichen Reaktionen meines Körpers klar zu kommen.

„Das arme, ausgebeutete Ding hier hat für die Serie zwölftausend Dollar bekommen – und die schärfsten Orgasmen ihres Lebens“, fährt er fort. „Das waren ihre Worte“, fügt er hinzu, als wir ihn mit zweifelnden Blicken bedenken. „Dieses Bild entstand etwa drei Sekunden vor ihrem zweiten Höhepunkt. La Morte Petite, wie die Französinnen sagen, ‚der kleine Tod‘. Leid und Erfüllung als Gegensätze, die sich treffen. Wussten sie, dass diese französische Wendung auch in Japan geläufig ist?“

„Ist sie eine Masochistin?“, flüchte ich mich in ein letztes Klischee.

„Masochistin? Nein.“ Ben ist sichtlich belustigt. „Kuyn ist ein international erfolgreiches, gut bezahltes Modell. Die Bereitschaft, sich auf etwas Unkonventionelles einzulassen, steckt in jedem von uns, doch die wenigsten wagen es ihr nachzugeben. Manche springen lieber ohne Fallschirm aus einem Flugzeug, als sich völlig in die Hand eines anderen zu begeben, aber die Grundidee ist die gleiche.“

„Wow“, platzt Yvonne heraus. „Sie sind der Fotograf. Sie sind Ben Hardworth. Sie waren unartig. Sie haben uns angelogen.“ Sie flirtet den Mann derart ungeniert an, dass ich fast rot werde.

„Ein Pseudonym“, zieht er sich aus der Affäre. „Ein Künstlername. Ich hoffe, mein Geheimnis ist bei Ihnen gut aufgehoben. Sie wissen ja gar nicht, was für einen spontanen Shitstorm die Verbände in den sozialen Medien organisieren können, vor allem die Frauenrechtlerinnen.“ Er grinst mich derartig ungeniert an, dass ich mir ein Mauseloch wünsche, in das ich mich verkriechen kann.

„Sie sind Amerikaner?“, erkundige ich mich um Zeit zu gewinnen – und um Yvonne den Wind aus den Segeln zu nehmen.

„Ich bin in Amerika geboren“, gibt Ben bereitwillig Auskunft. Erst im zweiten Moment, bemerke ich, dass er der Frage nach seiner tatsächlichen Herkunft damit elegant ausweicht.

„Aber wenn sie keine Masochistin ist …?“, zieht Yvonne das Gespräch wieder an sich.

„Das Wichtigste ist absolutes Vertrauen“, antwortet Ben. „In jedem von uns steckt das Bedürfnis nach Abhängigkeit, sowohl im passiven, als auch im aktiven Part. Sobald sie sich uneingeschränkt aufeinander einlassen, entdecken sie die darin verborgene Kraft und es macht Spaß, diese im Sexuellen zu entfesseln. Kuyn ist da keine Ausnahme.“

Seine lässige Art reizt mich, stachelt meinen Widerstand an und jetzt hat er sich zu weit vorgewagt. Ich würde ihn nicht mehr vom Haken lassen. „Sie behaupten also ernsthaft, sie könnten so etwas mit jeder Frau machen?“

„Nicht mit Jeder, nein. Das wäre zu gewagt“, lenkt er scheinbar ein, doch sein Angriff folgt auf dem Fuß: „Aber sie könnte ich damit zum Höhepunkt führen, selbst wenn sie sich dagegen wehren.“

„Ha!“, ist das Einzige, das mir dazu einfällt, doch das hindert ihn keineswegs daran, seine aberwitzige Idee weiterzuspinnen. „Amanda, ich wette mit ihnen um zehntausend Dollar, dass ich sie innerhalb einer Stunde zu einem Höhepunkt führe, dem sie sich nicht verweigern werden.“ Er legt die Hand unter meine Achsel und streicht sanft die Brust entlang, bis zu der erigierten Spitze, die sich unter dem elastischen Gewebe abzeichnet. Ich bin so perplex, dass ich nicht einmal darauf reagiere. „Sehr schön“, sagt er, als begutachte er das Setting für eines seiner Bilder. „Bei ihnen wird das sogar gehen, ohne ihre Liebesknospe zu berühren.“

Obwohl ich gut verdiene, sind zehntausend Dollar eine Menge Geld für mich, doch seine letzte Ansage nimmt mir den letzten Zweifel, dass er nicht die geringste Chance hat. Hochmut kommt vor dem Fall. Robert war der einzige Mann, der mich gegen meinen Willen erregen konnte, und dafür hasse ich ihn heute noch. Das passiert mir sicher kein zweites Mal. Dennoch habe ich Bedenken. „Sie könnten mich so lange quälen, bis ich aufgebe.“

Ben lacht auf, ehe er ganz ernst wird. „Ich bin kein Sadist. Es ist ein Spiel um Lust und Schmerz, nicht mehr. Ich versichere ihnen, dass sie jederzeit abbrechen können, wenn es ihnen zu viel wird. In diesem Fall wäre unsere Wette hinfällig, aber ich verlasse mich darauf, dass sie diese Option nur nutzen, wenn ich ihre Grenzen tatsächlich überschreite.“

Verdammt, denke ich, während ich nach einem Ausweg suche, bei dem ich mein Gesicht wahre. Ich dachte, ich hätte ihn an der Angel und jetzt zapple ich im Netz. Andererseits reizt mich die Gelegenheit, seiner Arroganz einen Dämpfer zu versetzen, und das kann ich nur, wenn ich auf sein Spiel eingehe. „Na schön“, sage ich schnippisch. „Wie hat sich der Herr das denn vorgestellt? Gleich hier, vor allen Leuten, als Teil der Ausstellung?“

Bens Blick wird fast mitleidig. „Wie sieht es am Samstag in zwei Wochen aus? So gegen siebzehn Uhr?“ Er gibt mir eine Karte, auf der nur eine Adresse steht. „Kommen Sie genau so, wie Sie jetzt sind. Sie sehen perfekt aus. Selbstverständlich können Sie ihre Freundin mitbringen, als Rückversicherung, damit ich Ihnen nichts antue.“ Sein Lächeln wird breiter. „Falls Sie es sich noch anders überlegen, kommen Sie einfach nicht. Ich hätte sogar Verständnis dafür, wenn Sie kneifen.“

„Ich werde nicht kneifen“, entfährt es mir, ehe ich begreife, dass ich mir damit auch den letzten Ausweg verbaue. „Du kommst doch mit?“

Yvonne nickt begeistert und erst jetzt fallen mir ihre geröteten Wangen auf. Dass mein eigener Puls schneller geht, ist angesichts der verqueren Begegnung schon irritierend genug, aber etwas an der Vorstellung mich leiden zu sehen gefällt auch ihr. Oder wünscht sie gar, Bens Angebot hätte ihr gegolten?

Beim Gedanken sehe ich mich nach ihm um, doch er ist spurlos verschwunden. Mein Bedauern darüber schiebe ich auf den Umstand, dass ich ihn nun nicht mehr nach Einzelheiten unseres nächsten Treffens fragen kann. Daran, dass ich beim Abschied gerne noch einmal den Druck seiner warmen Hand verspürt hätte, kann es ja nicht liegen.

„Geht’s dir gut?“, erkundigt sich Yvonne, als ich mich nicht von der Stelle rühre.

Nur langsam wird mir bewusst, dass ihre Frage mir gilt und ich schüttle die Benommenheit ab, die sich meiner bemächtigt hat. „Ist das gerade wirklich passiert?“

Sie zeigt auf die Karte in meiner Hand und nickt. „Hätt ich dir echt nicht zugetraut, dich auf sowas einzulassen“, merkt sie mit deutlicher Bewunderung in der Stimme an.

„Ich mir auch nicht“, gebe ich zu. „Soll ich da wirklich hingehen?“

„Deine Entscheidung“, antwortet Yvonne. „Das hat er dir klipp und klar freigestellt.“

Wir verlassen den perversen Bereich fast fluchtartig, obwohl ein kleiner Teil von mir auf die übrigen Bilder neugierig ist, nur um zu sehen worauf ich mich einstellen soll, während der vernunftbegabte Rest meines Ichs nur weg will.

„Ich würd‘s tun“, sagt Yvonne, als wir in den hellen Hauptraum der Ausstellung treten.

„Was?“, frage ich irritiert, während wir die Augen zukneifen, bis sie sich anpassen.

„Na hingehen“, setzt sie nach. „Oder datest du jeden Tag so schnuckelige und zugleich geile Typen wie Ben?“

Ich weiß nicht, was ich ihr antworten soll. Klar hat sie recht, was Ben angeht. Meine Knie werden schon weich, sobald ich nur an den Blick seiner Augen denke, während mein Verstand darauf beharrt, dass ich jetzt völlig durchdrehe.

„Wenn du nicht gehst, dann geh ich“, sagt Yvonne unvermutet, als wir an die große Treppe kommen. „Ich weiß gar nicht, wieso er dich angesprochen hat.“ Ihr Blick gleitet über meine Figur und mein tief ausgeschnittenes Dekolletee, bis zu meinem Minirock, der meine langen sonnengebräunten Beine betont. Dann sieht sie an ihrem konservativ geschnittenen Hosenanzug hinab. „Na vielleicht weiß ich’s doch“, schließt sie ihre Musterung mit einem Anflug von Bedauern ab. „Die Männer sind ja doch alle gleich.“

Gleich ist Ben sicher nicht“, entgegne ich. „Aber genau das macht mir auch Angst.“

Obwohl wir uns bemühen, das eine oder andere Gespräch in Gang zu bringen, landen wir immer wieder bei Ben und seiner unverschämten Wette, doch bald will ich nicht mehr darüber sprechen und so beschließen wir, den Abend zu beenden.

„Wirst du kommen?“, erkundigt sich Yvonne, als wir auf die Straße treten und uns der mittlerweile doch noch eingetretenen Abkühlung erfreuen.

„Ich glaub schon“, antworte ich, während sie in ihr Taxi steigt. „Ich ruf dich an, wenn ich mir sicher bin.“

* * * *

AMANDA

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