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3.

Golf wird Sie fertig machen

Da ich im letzten Kapitel darüber gesprochen habe, wie das Golfspiel einen fertig machen kann, sollte ich vielleicht jetzt etwas klarstellen. Ich liebe alles am Golfspiel: die Herausforderungen, die Schönheit des Spiels, die Freude, die es mir bereitet. Ich liebe es so sehr, dass ich nach einigen Wochen des Reisens nach Haus kommen kann, todmüde von den vielen Stunden, die ich auf Golfplätzen damit verbracht habe, Spielern zu helfen, und dann wache ich am nächsten Morgen auf und frage mich, ob ich nicht doch Zeit für eine Runde Golf habe.

Aber ich kenne nur sehr wenige Spieler, deren Liebesbeziehung zum Golfspiel problemlos verläuft. Golf kann grausam sein. Ein Golfspieler, der den Sport liebt, dessen Traum es ist, wirklich gut zu werden, kann schneller vom Weg abkommen, als ein Tourist in Tokio. Und genau deshalb brauchen Sie einen Trainingsplan für Ihre Psyche. Ohne einen solchen Plan kann Golf Sie tatsächlich fertigmachen, kann Ihr Selbstvertrauen auf Null sinken. Es kann dann passieren, dass Sie auf irgendeinem Abschlag stehen, rechts die Bäume und links das Wasser sehen und sich fragen: „Was mache ich eigentlich hier?“

Das gilt für die Topspieler der PGA ebenso wie für Amateure, bei deren Schwung noch gar nichts stimmt. Eigentlich sind gute Spieler sogar stärker betroffen. Wenn der Durchschnittsspieler mit Handicap 16 akzeptiert, dass das eben sein Spielniveau ist, dann ist er weniger anfällig für die Grausamkeiten des Spiels als ein Golfprofi, der dem unerreichbaren Ziel der Perfektion nachjagt.

Ich weiß das so genau, weil viele der Spieler, mit denen ich arbeite, dieser Kategorie angehören. Ihre technischen Fertigkeiten sind außergewöhnlich. Von ihren Schwüngen, dem kurzen Spiel und den Putts können die meisten Amateure nur träumen. Und doch spielen sie nicht auf der PGA-Tour, obwohl sie es unbedingt möchten. Oder sie spielen auf der Tour, haben aber noch kein Turnier gewonnen. Und natürlich möchten sie gewinnen. Oder sie haben schon ein Turnier auf der PGA-Tour gewonnen, vielleicht auch schon mehrere, aber sie stehen nicht an der Spitze der Rangliste. Und da möchten sie natürlich hin.

Für solche Spieler kann der Prozess der Verbesserung viele Gefahren bergen. Sie haben eine Leidenschaft für das Spiel entwickelt. Sie verstehen, was es bedeutet, sich voll zu engagieren. Aber eines verstehen sie nicht: Wenn man wild entschlossen ist, besser zu werden, muss man sowohl an den technischen als auch den mentalen Aspekten des Spiels arbeiten. Man muss versuchen, besser zu werden, indem man den Blick nicht nur nach außen richtet, sondern auch nach innen.

Manchmal beschließen meine Klienten aus dem Profikreis, besser zu werden, um jemanden zu beeindrucken. Vielleicht haben sie sogar einen neuen Werbevertrag unterzeichnet. Sie erhalten eine nette Summe Geld über einen Zeitraum von mehreren Jahren, nur weil sie Schläger verwenden, die sie sowieso verwendet hätten, auch wenn sie sie selbst hätten kaufen müssen. Oder vielleicht achten sie besonders auf die Stimmen in den Medien: „XY kann nur kleine Turniere gewinnen, ein Major-Turnier hat er noch nie gewonnen.“ „XY kann sein Potenzial nicht voll ausschöpfen.“

Noch öfter kommt der Druck aber von innen. Es gab vielleicht ein paar Jahre, in denen sie wegen Verletzungen die eigenen Erwartungen nicht erfüllen konnten. Oder sie haben ihre Karriere schon zur Hälfte hinter sich, fangen an Bilanz zu ziehen und stellen fest, dass ihnen nur noch eine gewisse Zeitspanne bleibt, um sich die Träume ihrer Kindheit zu erfüllen.

Ein solcher Spieler wird sich meist sofort daran machen, körperlich fitter zu werden und am Schwung zu arbeiten. In der Welt der Golfprofis ist nichts so zermürbend, wie der oft gehörte Satz: „Keiner trainiert härter als Tiger Woods.“ Der Typ Spieler, von dem ich hier spreche, ist sich nicht sicher, ob er Tigers Talent hat. Aber er weiß ganz genau, dass er hart arbeiten kann und will. Er verspricht, stärker zu werden, flexibler und sich bestens um sich selbst zu kümmern, damit keine Verletzungen auftreten. Er verspricht, die eine oder andere Schwachstelle im Schwung zu beseitigen, eine Schwachstelle, die bessere Spieler offensichtlich nicht haben. Sein Rückschwung soll noch näher an der idealen Schwungebene sein. Sein Schwung soll insgesamt etwas kürzer werden, damit er kompakter und effizienter ist. Die Körperhaltung im Treffmoment soll verbessert werden. Und dieser eine Schlag, der ihn schon seit Jahren plagt, soll endlich deutlich besser funktionieren. Vielleicht hat er die Tendenz, den Ball nach rechts zu blocken. Vielleicht stört ihn der gelegentliche Hook. Er wird sich einen Golflehrer suchen, der all diese Fehler ausmerzen kann. Er beschließt, dass er allen beweisen wird, dass er härter arbeitet als jeder andere. Er freut sich, ist motiviert, verfolgt plötzlich eine Mission.

Anfangs genießt er diesen Prozess der Verbesserung. Er kommt erschöpft von den vielen Stunden auf der Driving Range und im Fitness-Studio nach Hause. Er ist fasziniert von den Tipps, die ihm der neue Golflehrer gibt. Er ist erstaunt, dass er nach so vielen Jahren als Golfprofi nicht wusste, dass es mehrere Schwungtheorien gibt. Er wusste auch nicht, dass es andere Möglichkeiten gibt, den Ball anzusprechen und ihn aus einer anderen Position zu spielen. Es war ihm nicht bewusst, dass man sich den Rückschwung und die Bewegungen der Hände, Muskeln und Handgelenke auch anders vorstellen kann, als er es bisher tat. Wenn sein neuer Lehrer neben ihm auf der Driving Range steht, gelingen ihm tatsächlich einige Schläge, die seinem Ideal sehr nahe kommen. Seine Abschläge werden sicher auch noch länger und gerader. Nach einem Monat Diät und Fitnesstraining freut er sich über ein paar neue Golfhosen, weil er Gewicht verloren hat. Sein Lehrer schwärmt ganz enthusiastisch vom unbegrenzten Potenzial, das es zu erschließen gilt.

Und anfangs ist es in Ordnung, dass die Verbesserungen, die er auf der Driving Range spürt, sich im Turnier nicht immer umsetzen lassen. Es ist verständlich, dass er gelegentlich ein Double oder Triple Bogey spielt, auch wenn früher solche Ergebnisse kaum auf seiner Scorecard zu sehen waren. Es ist verständlich, dass die Abschläge auch einmal ganz danebengehen, auch wenn früher so etwas nie passierte. Er ist geduldig.

Er arbeitet jetzt nicht nur an seinem Schwung, sondern hat auch beschlossen, das kurze Spiel umzustellen. Er hat eine neue Technik für das Pitchen und für die Schläge aus dem Bunker. Dadurch wird er um die Grüns herum Optionen haben, die er bisher nicht hatte. Aber diese Umstellung ist eben noch nicht abgeschlossen.

Je mehr Zeit vergeht, desto ungeduldiger wird er. Ja, mit dem neuen Schwung gelingen manchmal Abschläge, auf die er wirklich stolz ist. Sie sind so lange und gerade, wie er es sich immer erträumt hat. Und dieser lästige Schlag, der wilde Hook oder geblockte Fade, ist fast ganz verschwunden. Andererseits hat er früher immer sofort gewusst, was schiefgegangen war. Heute weiß er das nicht. Außerdem misslingen jetzt mehr Schläge, als früher. Früher war es egal, ob er ein Fairway rechts oder links entlang spielte, er wusste, dass der Ball im Spiel bleiben würde. Heute weiß er nicht mehr, wohin er zielen soll. Zweifel beginnen an ihm zu nagen, die auch den Rest des Spiels negativ beeinflussen. Er schafft es nicht mehr, aus kürzerer Distanz in zwei Schlägen einzulochen, obwohl das früher fast immer gelang. Es fallen auch nicht mehr so viele Birdieputts wie zuvor, einerseits weil er nicht mehr so viele Birdiechancen hat, andererseits weil der Ball meist viel zu weit vom Loch entfernt liegt.

Schließlich verpasst er den Cut immer öfter. Die Journalisten und TV-Kommentatoren, die vorher, als alles noch gut lief, immer so freundlich waren, sind auch jetzt noch freundlich. Aber nun fragen sie nach, was denn mit seiner Technik los ist und warum er so schlecht spielt. Erst erzählt er ganz stolz, dass er sehr viel trainiert und gerade einige Dinge umstellt, und alle nicken und notieren eifrig jedes Detail. Nach einigen Monaten machen sich die Reporter aber keine Notizen mehr und sind nicht mehr an den Veränderungen interessiert. Wenn er bei einem Turnier auf der Driving Range steht, spürt er die Blicke der anderen Spieler. Es ist, als würden sich Laserstrahlen in seinen Rücken bohren. Er hört ihr Gemurmel. Er hört, wie die Menschen über ihn reden – andere Spieler, andere Schwungtrainer, Caddies, Vertreter der Ausrüstungsfirmen, der ganze Tour-Zirkus. Sie reden über seine Veränderungen, vielleicht auch darüber, warum sie nicht funktionieren und warum ihm das alles nichts bringt. Sie wollen natürlich nicht, dass er das hört und deshalb sprechen sie besonders leise über ihn. Er glaubt den Ausdruck „armer Hund“ gehört zu haben, und so etwas hat noch nie jemand über ihn gesagt.

Der Spieler ist aber kein Typ, der schnell aufgibt. Er hält durch. Das ist Teil seines Charakters, eine seiner Stärken. Er arbeitet noch härter. Auch sein Trainer arbeitet noch härter. Golflehrer, die mit Golfprofis arbeiten, sind sehr engagiert und intelligent. Sie wissen alles über den Golfschwung. Sie wissen auch, dass ihre Karriere zumindest teilweise vom Erfolg der Spieler abhängt, die sie betreuen. Wenn sie also beginnen, mit einem bekannten Spieler zu arbeiten, besonders mit einem, bei dem das Spiel nicht gut läuft, dann sind sie bereit, so viel Zeit wie nötig darauf zu verwenden, diesen Spieler wieder zurück in die Spur zu bringen.

Sehr bald verbringen Spieler und Trainer noch mehr Zeit miteinander. Der Schwungtrainer geht auf den Übungsrunden neben dem Caddie her. Er steht während der Einspielphase vor jedem Turnier neben dem Spieler. Er sitzt bei jedem Abendessen neben ihm. Immer, wenn der Spieler einen Ball schlägt, steht der Lehrer neben ihm und beurteilt seine Ausrichtung, die Haltung, den Griff, den Rückschwung, etc. Die meisten Golflehrer arbeiten heute nach dem Prinzip, dass sich der Spieler während eines Turniers und kurz davor keine Gedanken über mechanische Abläufe machen, sondern nur an sein Ziel denken sollte und darauf vertraut, dass sein Schwung den Rest von selbst erledigt. Doch wenn so viel auf dem Spiel steht, ist es schwer, sich jeden Versuch einer Beeinflussung zu verkneifen. Es ist besonders schwer, einfach nur mit den Achseln zu zucken und keinen Kommentar abzugeben, wenn der Spieler, der den Trainer ja für dessen Hilfe bezahlt, sich nach einem Schlag umdreht und fragt: „Was habe ich falsch gemacht?“

Und genau das wird passieren. Spieler, die einen Prozess der Veränderung durchlaufen, analysieren jeden Schwung im Detail. Sie werden sehr leicht überkritisch. Sie wollen jeden Schwung zerlegen und bewerten. Diese Denkweise mag ja ganz hilfreich sein, wenn man am Anfang des Verbesserungsprozesses steht und man einige Monate lang keine Turniere spielt, um den Schwung in Ruhe umstellen zu können. Während eines Turniers oder direkt davor ist eine solche Denkweise aber ganz sicher nicht hilfreich. Und doch sehe ich oft Spieler auf der Trainingsrunde vor einem wichtigen Turnier mit ihrem Schwungtrainer im Schlepptau. Und der spricht bei fast jedem Schlag von den mechanischen Abläufen des Schwungs. Ich habe schon Trainer beobachtet, die noch Minuten vor dem ersten Abschlag versucht haben, an der Aufstellung und Ausrichtung eines Spielers zu arbeiten.

Am nächsten Tag beendet der Spieler die erste Runde mit einer 78. Jeder Schwung sieht hölzern aus. Jede Runde scheint ewig zu dauern. Er hat sich ernsthaft bemüht, besser zu werden und ist in Wirklichkeit schlechter geworden. Das ist die Grausamkeit des Golfspiels. Ich will Ihnen dabei helfen, diese Grausamkeit zu vermeiden.

Wenn man das Drumherum des Profi-Zirkus abzieht und die Anzahl der Trainingsstunden um den Faktor fünf oder zehn reduziert, betrifft dieses Syndrom auch Amateure. Vielleicht möchte ein Spieler endlich Ergebnisse unter 80 erzielen, vielleicht möchte er endlich die Clubmeisterschaft gewinnen, nachdem er einige Male gleich in der ersten Runde geschlagen wurde. Soweit es ihm seine Zeit erlaubt, packt der das Problem auf dieselbe Art und Weise an, wie ein Profi. Er nimmt Stunden bei einem Golflehrer. Er sucht sich einen neuen Pro und nimmt auch bei ihm einige Stunden. Vielleicht hat er in einer Zeitschrift etwas über die neuesten Schwungtheorien gelesen und beschließt, seinen Schwung umzustellen und zusätzlich öfter ins Fitness-Studio zu gehen. Anfangs ist er begeistert.

Doch wenn es schon für einen Golfprofi, der viel Talent und ausreichend Zeit hat, schwer ist, seinen Schwung radikal umzustellen, dann ist es für einen Amateur doppelt so schwer. Er hat weniger Zeit für das Training, er muss die Stunden beim Pro in seinem Terminkalender unterbringen, und auf der Runde hat er keinen Golflehrer dabei. Außerdem realisiert der Amateur, der sich verbessern möchte, dass seine Belohnung nicht darin liegt, mit dem Golfspiel Geld zu verdienen. Für ihn ist es der Freizeitwert, der steigt, es sind die Runden, die er mit seinen Freunden samstags immer spielt. Also bleibt er diesen Runden treu, versucht sein Handicap zu spielen, während er gleichzeitig daran arbeitet, den Schwung umzustellen. Seine Freunde lachen vielleicht über seinen neuen Schwung oder geben ihm Tipps und kommentieren (meistens falsch), was er macht.

In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Amateur nicht wirklich vom Profispieler. Man sollte meinen, ein Profi würde es besser wissen und nicht auf jeden Mitspieler hören, der ihm Schwungtipps geben möchte. Aber genau das Gegenteil ist der Fall, besonders wenn es sich um einen Spieler handelt, bei dem es nicht so gut läuft wie früher, oder wie er es gerne hätte. Ich glaube zwar nicht, dass jemals ein Spieler auf dem Flug zum Austragungsort des nächsten Turniers einen Tipp von einer Stewardess angenommen hat, aber ich kenne einige, für die diese Versuchung sicher sehr groß gewesen wäre. Es gibt bei jedem großen Turnier hunderte von Menschen mit Zugang zu den Spielerbereichen. Die meisten von ihnen wissen zumindest ein paar Dinge über den Golfschwung, obwohl nur die wenigsten tatsächlich so viel Ahnung haben, wie sie glauben. Sie haben nur die besten Absichten und beschließen, dem guten alten Joe, bei dem es in letzter Zeit nicht gut läuft, zu sagen, dass er vor einigen Jahren, als er noch auf der Siegerstraße war, einen viel besseren Schwung hatte als heute. Joe sollte dann eigentlich nur nett und freundlich nicken und solche Aussagen sofort vergessen. Doch genau das tut Joe nicht. Erstaunlicherweise geht er wohl davon aus, dass der nette Zeitgenosse, von dem der Tipp kam, nie ein Fairway verpasst und nie einen kurzen Putt danebenschiebt.

Beim Amateur ist alles noch schlimmer. Die samstäglichen Flightpartner haben viel mehr Ahnung von Juristerei oder Betriebswirtschaft, als von den Abläufen beim Golfschwung. Und wenn sie einen Tipp geben, dann geht es meistens um Dinge, die ihnen selbst angeblich geholfen haben. Doch das heißt noch nicht, dass auch der Adressat dieses Tipps davon profitieren könnte. Aber ein Spieler, der mit seinem Spiel kämpft – egal ob Joe auf der Profi-Tour oder Joe im Wochenendflight – hat immer ein offenes Ohr.

Es ist nicht falsch, über die Technik des Golfschwungs zu sprechen. Aber ein Spieler darf nicht vergessen, dass, wenn er nur an der technischen Seite arbeitet, es ist, als würde er beim Gewichtestemmen immer nur das rechte Bein belasten. Wenn er das täte, dann würde er bald humpeln. Wenn Sie beim Golf nur darauf aus sind, technisch perfekt zu werden und nicht gleichzeitig einem mentalen Trainingsplan folgen, der Ihr Selbstbewusstsein fördert, dann hören Sie auch bald auf die falschen Tipps. Und Sie versinken im Chaos.

In einer solchen Situation stellt ein Profi sehr bald fest, dass er nicht mehr so enthusiastisch und optimistisch ist, wie zu Beginn seines Versuchs, besser zu werden. Er sitzt abends im Hotelzimmer und fragt sich, was er da eigentlich tut. Warum ist er ständig auf Reisen und gibt viel Geld aus, nur damit er einen Cut nach dem anderen verpasst und kein Geld mit seinem Spiel verdient? Wenn er – was oft der Fall ist – verheiratet ist und Kinder hat, fragt er sich, warum er nicht mehr Zeit mit seiner Familie verbringt. Er fühlt sich allmählich schuldig, weil er kein guter Vater ist und nicht genügend verdient. Und falls er schon eine Zeit lang Profi ist und er eigentlich genügend Geld hätte, um damit auszukommen, beginnt er sich zu fragen, ob er überhaupt noch spielen will.

Für den Amateur ist die finanzielle Seite nicht wichtig. Aber da ist der Ehepartner oder die Familie, und er fragt sich, ob sein Freizeitvergnügen wirklich die Zeit wert ist, die er investiert.

In dieser Phase greifen die Spieler dann oft zum Telefon und melden sich bei mir.

Ich erhalte Anrufe von Spielern, die regelmäßig an großen Turnieren teilnehmen und in internationalen Teams spielen. Viele Golfprofis und Amateure beneiden sie um ihren Schwung. Aber wenn sie bei mir anrufen, höre ich oft folgende Sätze: „Es ist schrecklich. Ich habe eine Heidenangst. Ich glaube nicht, dass ich diese Woche gut spielen kann.“

Ich habe Klienten, die große Turniere gewonnen haben und mir am Telefon erzählen, dass sie besser abschlagen, als alle Konkurrenten – aber auf dem Grün immer versagen. Die Putts funktionieren im Training sehr gut, und der Trainer bescheinigt ihnen einen sauberen Puttstil. Doch im Turnier haben sie ständig Angst, dass sie den Ball nicht einlochen können. Sie ändern dann die Putt-Technik mitten auf der Runde und probieren auf den letzten Löchern immer etwas Neues aus.

Meine Reaktion auf solche Anrufe gleicht dann meistens der Arbeit eines Arztes auf dem Schlachtfeld. Meine erste Aufgabe ist es, die Blutung zu stoppen. Ich erinnere den Spieler daran, wie gut er ist, egal, was ihm seine Psyche in dem Moment sagt. Ich erinnere ihn daran, wie viele Spieler nur zu gerne seinen Schwung und den Puttstil hätten, der ihm gerade Magengeschwüre verursacht.

Ich erinnere ihn auch daran, dass er noch immer die Fähigkeiten besitzt, die er zum Siegen braucht. Er muss nur die negativen Gedanken stoppen, die ihn davon abhalten.

„Du hast schon als Kind gelernt, wie man hervorragend spielt und gehörst seit vielen Jahren zu den Besten der Welt“, sage ich dann. „Also lass uns nicht so tun, als wüsstest du nicht, wie es geht. Du hast alle Fähigkeiten. Du musst dich vielleicht nur auf ein paar wenige Schläge besser konzentrieren. Vielleicht musst du nur den Fokus ein wenig verändern, dann kommst du auch zum Ziel. Aber die Fähigkeiten hast du allemal.“

Vielleicht spreche ich auch darüber, welche Einstellung er hatte, als er besonders erfolgreich war. Spieler wie er wissen, was es bedeutet, positiv zu denken. In ihrem Streben nach Perfektion haben sie einfach aufgehört, das in die Praxis umzusetzen.

Vielleicht erinnere ich den Spieler auch daran, dass ihm auf dem Höhepunkt seines Erfolgs nur eines wichtig war: sein Ziel. Er konzentrierte sich nur auf den nächsten Schlag und dachte nie an den vorherigen oder den übernächsten. Er dachte einzig und allein daran, wohin er den Ball spielen wollte. Er dachte nie an den „nächsten Putt“ in dem Sinne, dass er sich fragte: „Wo soll der Ball bei diesem Putt liegen bleiben, damit der nächste Putt leichter wird?“ Heute beurteilt er ständig den letzten Schlag und kritisiert seine Technik. Er denkt vor dem nächsten Eisenschlag daran, was er beim nächsten Abschlag alles umstellen und beim nächsten Putt besser machen wird. Oder er denkt nur an ein winziges, technisches Detail, das er beim nächsten Schlag unbedingt in seinen Schwung integrieren will.

Wenn Sie so denken, werden Sie automatisch verkrampfen. Sie verlieren das Ziel aus den Augen, Sie verlieren den Schlag aus den Augen und nichts läuft mehr natürlich ab. Sie wollen den Schwung erzwingen.

Wenn Sie mein Klient wären, würde ich sagen, dass wir beide wissen, dass Sie gewinnen können, wenn nur Ihre Einstellung stimmt. Wir haben bisher noch keinen Beweis dafür, dass Sie besser spielen, wenn Sie versuchen, Ihren Körper in bestimmte Positionen zu zwingen.

„Ich will, dass du nur an das Ziel denkst, an nichts anderes“, würde ich sagen. „Ich will, dass es dir egal ist, ob der Ball auch tatsächlich dorthin geht. Wenn du das kannst, kannst du auch loslassen. Du kannst jeden Schlag ganz entspannt angehen, weil du weißt, dass du letztendlich gut spielen wirst, wenn du nur an das Ziel denkst. Du wirst auf der Runde wieder deinen Seelenfrieden haben.“

Dieser Lösungsansatz wirkt natürlich nur kurzfristig. Oft hilft er aber, besonders wenn es darum geht, einen Spieler dazu zu bringen, wieder zu der mentalen Einstellung zurückzukehren, die er sich schon erarbeitet hatte und an die er auch glaubt. Ich kenne Spieler, die auf der ersten Turnierrunde eine 76 spielten, nach einem langen Gespräch am Donnerstag Abend ihre Einstellung änderten und am Freitag die Runde mit einer 66 beendeten.

Aber so leicht ist es nicht immer. Schlechte mentale Angewohnheiten sind so schwer abzulegen, wie schlechte physische Angewohnheiten. Die Psyche hat keinen Schalter. Man kann positive Gedanken nicht so einfach einschalten wie einen MP3-Player.

Ich fände es viel besser, wenn Golfer gar nicht erst in eine solche Situation kämen – seien es Profis oder Amateure. Aber die meisten tun es doch. Das liegt in der Natur des Golfspiels und in der Natur der guten Spieler. Sie wollen etwas erreichen. Sie sind es gewohnt, hart zu arbeiten und wissen, dass sich das lohnt. Sie vergessen, dass beim Golf harte Arbeit nicht alles ist. Man muss auch smart arbeiten. Man darf nie vergessen, dass das mentale Spiel genauso viel Aufmerksamkeit braucht, wie die Schwungtechnik – und je weiter man in der Rangliste aufsteigt, desto wichtiger wird es, weil dort jeder Spieler eine hervorragende Schwungtechnik hat. Wenn Sie versuchen besser zu werden, dann dürfen Sie nicht vergessen, dass sich smartes Golf ganz mühelos anfühlt.

Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen, smartes Golf zu spielen. Wenn Sie versuchen besser zu werden, und davon gehe ich aus, müssen Sie den technischen und den mentalen Teil Ihres Spiels gleichermaßen verbessern. Ansonsten wird Golf Sie fertigmachen. Sie werden sich mental genauso engagieren müssen, wie Sie es körperlich tun.

Der 15. Schläger

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