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Debbies gebrochenes Herz
ОглавлениеDebbie war bereits seit einem guten Jahr meine Patientin, als sie eines Tages in meine Praxis kam und über Beschwerden klagte, die sie für einen Herzanfall hielt. Sie hatte Brustschmerzen und Atemnot, und ihr linker Arm war vollständig taub, ebenso die linke Gesichtshälfte. Sie gab an, die Beschwerden hätten sich in den letzten 24 Stunden kontinuierlich verschlimmert. Ich bat sie, sich sofort hinzulegen und versetzte meine Assistenten in Alarmbereitschaft, da wir möglicherweise einen Notarzt benötigen würden. Nachdem ich ihre Vitalzeichen überprüft und für normal befunden hatte, testete ich sie, um festzustellen, ob diese Symptome von eingeschlossenen Emotionen verursacht wurden. Ihr Körper gab die Antwort Ja.
Weiteres Testen ergab schnell, dass die zugrunde liegende Emotion in diesem Fall Kummer war. Diese Emotion hatte sich vor drei Jahren in ihrem Körper festgesetzt. Debbie brach in Tränen aus und rief: „Ich dachte, ich hätte all das schon durch meine Therapie hinter mir gelassen. Ich kann kaum glauben, dass es schon wieder auftaucht!“ Sie erklärte, dass ihr damaliger Mann vor drei Jahren eine Affäre gehabt habe. Diese Nachricht war für sie niederschmetternd gewesen. Ihre Ehe war zerstört, und für eine Weile war ihr ganzes Leben ein einziges Desaster. Aber nach und nach hatte sie sich damit abgefunden. Sie hatte viele Tränen geweint, war ein Jahr lang zur Psychotherapie gegangen, hatte erneut geheiratet, und ihr Leben lief weiter – so dachte sie zumindest.
Debbie war sehr überrascht, dass dieser vergangene Kummer sie immer noch belastete, und das auf so dramatische Art und Weise. Wie konnte dies die Ursache für ihre Schmerzen sein, nachdem sie sich schon so sehr bemüht hatte, darüber hinwegzukommen? Sie hatte all das getan, was in solchen Fällen empfohlen wird. Sie hatte ihren Tränen freien Lauf gelassen, ihren Gefühlen Ausdruck verliehen, Trost bei Freunden und Rat von Therapeuten gesucht, war mit ihrem Ex-Mann in Dialog getreten und hatte sich mit der Scheidung ausgesöhnt. Es war nicht immer einfach gewesen, und sie hatte in vieler Hinsicht Fortschritte gemacht. Ihrer Meinung nach hatte sie sich genügend damit befasst und das Ganze hinter sich gelassen.
Was sie nicht sehen konnte, war das, was niemand von uns sehen kann. Es gab da eine physische Auswirkung dieser Ereignisse, die still und unsichtbar blieb, bis sich daraus resultierende Symptome zeigten. Sie hatte ihre Schwierigkeiten bisher in jeder Hinsicht bewältigt, nur nicht in Bezug auf ihre eingeschlossene Emotion, unter der sie litt und die noch nicht gelöst war.
Kaum hatte ich den eingeschlossenen Kummer aus ihrem Körper gelöst, kam innerhalb von Sekunden das Gefühl in ihren Arm und ihr Gesicht zurück. Plötzlich konnte sie wieder frei atmen, der Brustschmerz und das Gefühl der Schwere waren verflogen. Als sie kurz darauf die Praxis verließ, fühlte sie sich rundum wohl.
Der überwältigende Kummer, den sie in den ersten Tagen nach dem Ende ihrer Beziehung verspürt hatte, war buchstäblich in ihrem physischen Körper stecken geblieben. Ich war zutiefst erstaunt über die unmittelbare Besserung ihrer körperlichen Symptome. Das Ganze bewog mich zum Nachdenken über die hier zugrunde liegenden Mechanismen. Wie konnte eine einzige eingeschlossene Emotion solch extreme körperliche Symptome hervorrufen?
Die Geschichte von Debbie ist ein dramatisches Beispiel für körperliche Auswirkungen eingeschlossener Emotionen und dafür, dass herkömmliche Therapien diese nicht entfernen können und es auch gar nicht versuchen. Dennoch hat auch die herkömmliche Therapie ihren Platz. Es ist nicht unbedingt typisch für eingeschlossene Emotionen, dass sie dramatische Symptome solchen Ausmaßes erzeugen. Meist sind sie eher subtil, fast unmerklich, und doch bringen sie Körper und Seele aus dem Gleichgewicht.