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Deutsche Geschichte


Ursprünge

Die Germanen als Völkergruppe mit eigener Sprache und Kultur bilden sich ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. zwischen Elbe und Oder heraus. Vorwiegend handelt es sich um Bauern. Ihr Problem: Der Boden, den sie nutzen, ist nach einer Weile ausgelaugt, die Erträge gehen zurück – daher ziehen sie weiter. Sie erschließen neue Gebiete und errichten Siedlungen. Das führt dazu, dass die Germanen nach Süden vordringen. Und im Süden und Westen der germanischen Siedlungsgebiete leben ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. die Kelten (Gallier). Sie besitzen bereits Kultur- und Handelszentren und pflegen Kontakte zu dem hoch entwickelten Mittelmeerraum. (Übrigens spielen die Abenteuer von Asterix und Obelix, den legendären Comic-Figuren, etwa 50 v. Chr. in einem kleinen Dorf in Gallien.)

Germanen und Römer – zwischen Gefechten und Handel

Um 100 v. Chr. überqueren germanische Stämme – Kimbern und Teutonen – die Alpen und überschreiten römische Grenzen. Nach anfänglichen Schlachterfolgen werden sie von den Römern allerdings vertrieben.

Etwa 50 Jahre später (58–50 v. Chr.) erobern die Römer unter Caesar im Gallischen Krieg die keltischen Gebiete westlich des Rheins – im heutigen Belgien und Frankreich. Die Römer wollen später, unter Augustus, auch die germanischen Gebiete im Osten erobern. Was ihnen aber nicht gelingt. Bei der legendären Varusschlacht, auch Schlacht im Teutoburger Wald oder Hermannsschlacht, im Jahr 9 n. Chr. schlagen germanische Truppen unter dem Cheruskerfürsten Arminius, auch Hermann der Cherusker, das römische Heer zurück. Übrigens hat der siegreiche Arminius vorher lange als Offizier im römischen Heer gedient. Nach dieser Niederlage geben die Römer ihren Plan auf, ganz Germanien zu unterwerfen. So bleibt der größte Teil frei von direkter römischer Herrschaft. Doch gegen Ende des 1. Jahrhunderts entstehen zwei römische Provinzen, die den Namen Germania tragen:

 Germania Inferior (Niedergermanien) schließt Teile der heutigen Niederlande und des nordwestlichen Deutschlands ein. Die Hauptstadt der Provinz ist Colonia Claudia Ara Agrippinensium, also Köln.

 Germania Superior (Obergermanien) mit der Hauptstadt Mainz (Mogontiacum) umfasst Teile der Schweiz, Frankreichs und des südwestlichen Deutschlands.

Rhein und Donau sind natürliche Grenzen. Dazwischen wird der etwa 550 km lange Limes als Grenzwall errichtet. Es entstehen Römerlager, die seiner Sicherung dienen – aus ihnen wiederum erwachsen Römerstädte wie Xanten, Neuss, Bonn und Koblenz.

Zwischen dem freien Germanien oder Germania magna und den beiden römisch besetzten Provinzen Germania wird Handel getrieben. Die Römer erwerben Vieh – für Transport und als Nahrung. Die Germanen wiederum sind zum Beispiel an Schmuck, Metallwaren, Tongefäßen interessiert.

Das Kulturgefälle zwischen Römischem Reich und germanischen Stämmen ist erheblich. Die Schrift der Germanen beschränkt sich auf Runen. Die heutigen Kenntnisse über die Germanen sind hauptsächlich auf Aufzeichnungen antiker römischer und griechischer Autoren zurückzuführen. Und: Die Römer sprechen von den Germanen verächtlich als Barbaren.

Völkerwanderung – Vermischung römischer und germanischer Kultur

Die Völkerwanderung in Europa dauert zwei Jahrhunderte an (375–568). Die Folge ist eine Neuordnung der germanischen und romanischen Bevölkerungsgruppen. Ursachen für die Bewegung können Klimaänderungen, Landnot und Ernährungsprobleme gewesen sein. Weiterhin locken auch gute Lebensbedingungen im Römischen Reich in den Westen Europas. Nicht zuletzt dringen kriegerische Nachbarvölker ein – die ebenfalls neue Siedlungsgebiete suchen.

Das mongolische Reitervolk der Hunnen trifft auf ihrem Zug nach Westeuropa um 375 auf die germanischen Stämme Ost- und Westgoten. Die Hunnen unter ihrem König Attila zerstören das ostgotische Reich und bedrängen auch die Westgoten. Die wollen sich nicht unterwerfen und dringen in das Römische Reich vor. Die Westgoten unter Alarich erobern und plündern Rom. Sie ziehen weiter nach Spanien, und gründen dort das westgotische Reich. Gemeinsam mit den Römern wehren die Westgoten das weitere Vordringen der Hunnen unter Attila ab.

Große Reiche entstehen: das der Wandalen – auch ein germanisches Volk – in Afrika, Sardinien und Korsika, das der Westgoten im spanischen Raum und das der Ostgoten unter Theoderich dem Großen in Italien. Zudem verschmilzt durch die Völkerwanderungen die antike römische Kultur mit der Lebensweise der germanischen Völker – und dem Christentum.

Karl der Große vereint Antike, Christentum und Germanentum

Auf dem Gebiet des Weströmischen Reiches entstehen verschiedene Germanenreiche. Die Franken, ein germanischer Großstamm, knüpft an das Römische Reich an. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts besitzen die fränkischen Fürsten etwa das Gebiet des heutigen Belgien sowie das Mosel- und Rheingebiet.

486 erobert der Frankenkönig Chlodwig – aus dem Geschlecht der Merowinger – mit seinem Sieg über den letzten römischen Statthalter das Gebiet zwischen Loire und Somme. Dabei übernimmt er die bestehende Verwaltungsstruktur. Das Fürstengeschlecht der Merowinger besitzt die oberste militärische und richterliche Gewalt und – wichtig – die Oberhoheit über die Kirche. Im 7. Jahrhundert lösen die Karolinger – so benannt nach Karl dem Großen – die Merowinger ab.

Unter Karl dem Großen, ab 768, entsteht ein westeuropäisches Großreich. Es reicht von der Nordsee bis Mittelitalien, von den Pyrenäen bis an die Elbe und bis an die Grenze des heutigen Ungarn.

DIE EROBERUNGEN KAISER KARLS DES GROSSEN (768-814)(https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Frankenreich_768-811.jpg#file)

 Karl der Große (747–814): Er führt die fränkische Tradition weiter und setzt auf Kirche und Papst. Karl führt erfolgreich Kriege gegen die Langobarden an der Elbe, gegen das arabische Spanien. Unabhängigkeitsbestrebungen in Bayern macht Karl ein Ende. Im Norden und Osten setzt er Markgrafen mit großen Vollmachten ein. Karl ist aber auch sehr aufgeschlossen für Bildung, er selbst spricht Latein und versteht Griechisch. Er fördert das Gelehrtentum. Durch die Neubesinnung auf die Werke der Antike – ein Kennzeichen für die spätere Kulturepoche der Renaissance im 15. und 16. Jahrhundert – nutzt Karl die Kenntnisse der griechischen Gelehrten, und übernimmt ebenfalls den Baustil der Antike. Das alles führt zu einem kulturellen Aufschwung, der auch als karolingische Renaissance bezeichnet wird. Gleichzeitig bewahrt Karl das germanische Volkstum, indem er beispielsweise die alten germanischen Heldenlieder festschreiben lässt. So steht das Reich Karls des Großen auf drei wichtigen Säulen: dem Erbe der Antike, der christlichen Religion und dem germanischen Gedankengut. Im Jahr 800 wird Karl in Rom zum Kaiser gekrönt. Damit greift er die Tradition der römischen Kaiser auf, sieht sich als Schutzherr von Papst und Christenheit sowie als Herrscher im Westen Europas.

Nach dem Tod Karls des Großen zerfällt das Frankenreich. Der Gedanke des Kaisertums lebt allerdings weiter.

Heiliges Römisches Reich – Einheit von geistlicher und weltlicher Macht

911 kommt es zur Bildung eines neuen deutschen Königtums. Beteiligt sind die Herzogtümer Sachsen, Schwaben, Bayern, Franken und Lothringen. Der Begriff deutsch wird erstmals verwendet, er leitet sich ab aus dem germanischen diut für Sprache, Volkssprache. Der sächsische Kaiser Otto I. (936–973) führt das von Karl dem Großen begründete Kaisertum, das Heilige Römische Reich weiter.

 Heiliges Römisches Reich (962–1806): (Ab dem späten 15. Jahrhundert wird gelegentlich auch der Zusatz deutscher Nation verwendet.) Gemeint ist das – bereits besprochene – Herrschaftsgebiet der römisch-deutschen Kaiser. Der Name leitet sich zum einen ab von dem Anspruch, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und zum anderen die Herrschaft als Gottes heiligen Willen zu rechtfertigen, also die enge Verzahnung mit der Kirche.

Und die Kirche wird immer mehr in den Dienst des Reiches gestellt, erhält Verwaltungsaufgaben. Abteien und Bistümer werden an Geistliche vergeben, die am Königshof tätig sind. Äbte und Bischöfe nehmen Aufgaben in Politik und Verwaltung wahr. Dieses Reichskirchensystem ergibt eine immer enger werdende Verflechtung von Reich und Kirche. Das allerdings führt zu einem schweren Konflikt, dem Investiturstreit, der fast 50 Jahre (1076–1122) dauert und zur Trennung von geistlicher und weltlicher Macht führt.

 Investiturstreit: Im Zentrum steht die Frage, wer berechtigt ist, Bischöfe und Äbte in ihre Ämter einzusetzen. Der König beansprucht das für sich, der Papst ist der Ansicht, die Einsetzung, also die Investitur, könne nur mit göttlicher Befugnis erfolgen. Dem uneinsichtigen deutschen König und späteren Kaiser Heinrich IV. gegenüber, der gemeinsam mit den Bischöfen sogar den Papst absetzen will, spricht Papst Gregor VII. nun den Bann aus, droht also mit dem Ausschluss aus der Kirche. Es kommt zu Kämpfen zwischen den zerstrittenen Lagern. Um den Zwist zu beenden, tritt Heinrich IV. seinen berühmten Gang nach Canossa an:„Der König hat keine Alternative. Direkt von Trebur aus bricht er nach Canossa auf, wo sich der Papst zu dieser Zeit aufhält. Ort und Burg Canossa befinden sich in der Region Emilia-Romagna, am Rand des Apennin, rund tausend Kilometer entfernt. Bei seinem bitteren, lebensgefährlichen Marsch begleitet den König nur eine Gruppe von wenigen Getreuen. Weil die meisten Alpenpässe von seinen Gegnern gesperrt sind, bleibt ihnen nur der gefahrvolle Weg über den Mont Cenis in den Westalpen. Der Geschichtsschreiber Lampert von Hersfeld, nicht unbedingt ein Fan des Königs, beschreibt die winterliche Reise hoch-dramatisch: Danach kämpft sich die königliche Familie mit kleinem Gefolge über den Pass des Mont Cenis. Die Männer kriechen auf Händen und Füßen, die Frauen werden auf Rinderhäuten über das Eis gezogen; die meisten Pferde sterben oder werden schwer verletzt.Heinrich kommt also nicht in königlichem Glanz und Gloria in Canossa an. Zu weiterer Demütigung verbringt er drei Tage barfuß im Schnee im Vorhof der Burg, bevor er Gregor VII. weinend und im Büßerhemd um Absolution bittet. Schließlich erkennt der Papst Heinrichs Reue an und spricht den König frei.“ 1

Letztlich wird der Bann, die Exkommunikation des Königs, von Rom aufgehoben. Doch der Streit geht weiter. Es folgen jahrelange militärische und politische Auseinandersetzungen. Die werden erst von Heinrich V., dem Sohn des Kaisers, durch das Wormser Konkordat 1122 beendet. Kaiser Heinrich V. akzeptiert unter anderem den Anspruch der Kirche auf das Recht der umstrittenen Investitur, also der Einsetzung der Kirchenvertreter. Das Königtum verliert zwar seine kirchliche Bedeutung, wird aber in seinen weltlichen Aufgaben und Kompetenzen gestärkt. Geistliche und weltliche Macht stellen nun getrennte Bereiche dar, was ja eines der signifikanten Merkmale moderner Staatsgebilde ist ( Politik / Gesellschaft: S. 57).

Feudalismus und Aufbruch zu den Kreuzzügen

Im Gegensatz zu den zentral verwalteten Monarchien in Frankreich, England oder Spanien besitzt der Kaiser im Deutschen Reich keine höchste Gewalt. Die Reichsfürsten bestimmen mit. Demgegenüber entwickelt sich ein starkes Lehnswesen, auch als Feudalismus bezeichnet. Es ist gekennzeichnet durch eine starke Bindung zwischen Grundherr und Vasall, also Gefolgsmann. Die Könige überlassen ihren Gefolgsleuten für ihre Dienste Land und öffentliche Ämter – leihweise (Leihe = Lehen). Ein Bindung, die zudem geprägt ist von Treue und Gehorsam.

Daneben ruft Papst Urban II. 1095 zum ersten Kreuzzug zur Eroberung Palästinas auf, nachdem das türkische Herrschergeschlecht der Seldschuken große Teile des Byzantinischen Reiches, das östliche Römische Reich, erobert hat. Der Kreuzzug ist zum einen eine bewaffnete Pilgerfahrt von Laien, zum anderen ein Zug von Ritterheeren aus Frankreich und Deutschland. Bei den weiteren Kreuzzügen – bis ins 13. Jahrhundert, treten politische und wirtschaftliche Absichten hinzu. Der Zusammenhalt der römisch-katholischen Kirche im Westen und griechisch-orthodoxen im Osten schwindet allmählich. Byzanz mit der Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) wird später osmanisches Reich.

 Von 1138 bis 1250 stellt das Adelsgeschlecht der Staufer die Könige im Heiligen Römischen Reich. Die Staufer bringen einige schwäbische Herzöge und römisch-deutsche Könige und Kaiser hervor. Der Name Staufer rührt von der Burg Hohenstaufen auf dem bei Göppingen gelegenen Berg Hohenstaufen. Bedeutende Herrscher sind Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI. und Friedrich II. Im Jahre 1250 bricht die staufische Machtstellung zusammen.

Es folgt eine kurze Phase des Machtvakuums. In dieser Zeit steigen die sieben ranghöchsten Fürsten zu Kurfürsten auf. Wobei die Bezeichnung Kurfürst auf das mittelhochdeutsche Wort kur/kure, also Wahl zurückgeht. 1356 wird die Goldene Bulle, ein kaiserliches Gesetzbuch, zu einem Grundgesetz des Heiligen Römischen Reiches. Dieses Gesetzbuch legitimiert die Kurfürsten zur Königswahl; die Goldene Bulle soll die Wahl von Gegenkönigen verhindern. Der Einfluss der deutschen Fürsten wächst, der Föderalismus wird weiter gestärkt. In den folgenden Jahrhunderten bauen die Fürsten in ihren Regionen eigene Staaten auf. Diese Entwicklung bestimmt das heutige föderale Deutschland ( Politik / Gesellschaft: S. 57).

Beginn der Neuzeit

Als Anfang der europäischen Frühen Neuzeit und Ende des Mittelalters wird in der Regel das Jahr 1500 angesehen. Nachdem die Osmanen 1453 Byzanz erobert haben, kommen viele griechische Wissenschaftler und Gelehrte nach Europa. Eine Basis für das Entstehen der Renaissance, in der ja das Interesse an der Antike und an den Wissenschaften wächst ( Bildende Kunst: S. 207 und Literatur: S. 163). Der Mensch im Diesseits rückt in den Fokus. Galilei und Kopernikus entwerfen das heliozentrische Weltbild und erbosen die Kirche, da die Erde nun nicht mehr im Mittelpunkt des Universums stehen soll. Die neuen Ideen sind auch Impuls für Reformation und Aufklärung. Durch die Reformation nimmt der Einfluss der Kirche auf die Politik ab.

Sie beginnt mit den 95 Thesen Martin Luthers (1483–1546), die er am 31. Oktober 1517 an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlägt. Allein die Bibel soll den Glauben bestimmen, die Macht der Kirche im Land lehnt Luther ab. Die rasche Verbreitung seiner Schriften wird befördert durch die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg. Das Resultat: die Kirche spaltet sich in unterschiedliche Konfessionen. Ebenfalls teilen sich die Staaten des Heiligen Römischen Reiches in Protestanten und Katholiken. Gleichzeitig beginnt der Deutsche Bauernkrieg – auch ausgelöst von der Reformation.

Der Deutsche Bauernkrieg – am Ende keine Freiheit für die Bauern

Der Deutsche Bauernkrieg von 1524 bis 1526 gehört in eine lange Reihe europäischer Aufstände, die bereits im Spätmittelalter, also vor 1500, beginnen. An den Aufständen beteiligen sich nicht nur Bauern, sondern auch Städter und Bergleute. Die Aufständischen fordern die Nutzung von Jagd, Weide und Gewässer, die Abschaffung von Hörigkeit, das heißt die Abhängigkeit vom Grundherrn – und Wegfall weltlicher Kirchenherrschaft. Die Bauern begründen ihre Forderungen auch aus der Bibel und beziehen sich auf Luthers Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen mit seiner weltlichen Vorstellung von Gerechtigkeit – und fordern sie ein für ihr diesseitiges Leben. Der Aufstand breitet sich im ganzen Reich bis nach Österreich und die Schweiz aus. Die Bauern zerstören etliche Burgen und Klöster. Nach anfänglichen Siegen – etwa unter dem Feldhauptmann Götz von Berlichingen – unterliegen die Aufständischen schließlich. Unterschiedliche Ziele, schlechte Planung und Führung wirken sich aus.

Die drastische Bilanz des Bauernkriegs: Etwa 100.000 Bauern sind gefallen, die Überlebenden werden grausam bestraft. Sieger sind die Landesfürsten. Für fast 400 Jahre scheidet die Bauernschaft aus dem politischen Leben aus.

Die theologischen Streitigkeiten werden auf dem Augsburger Religionsfrieden 1555 vorübergehend geschlichtet. Später münden erneute Konflikte 1618 in den Dreißigjährigen Krieg ( Dreißigjährige Krieg: S. 16). Die religiöse Spaltung fördert aber vorerst die Macht der Länder und schwächt den Einfluss des Königs.

 Die Entdeckung Amerikas 1492 durch den Spanier Christoph Kolumbus hat weitreichende Folgen. Sie öffnet Europa den Weg nach Amerika. Spanien errichtet in der Folge sein globales Kolonialreich, das sich über Amerika, Afrika, Asien und Ozeanien erstreckt. Dieses größte Reich in der Menschheitsgeschichte besteht vom 15. Jahrhundert bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Gleichstellung von Katholiken und Protestanten

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) wird größtenteils auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs ( Heiliges Römisches Reich: S. 11) ausgetragen. Der Konflikt besteht zum einen zwischen dem katholischen und protestantischen Lager. Gleichzeitig geht es um die Macht im Reich, und zwar zwischen dem Habsburger Kaiser, den Landesfürsten und europäischen Widersachern wie Frankreich, Dänemark und Schweden.

Zur Ausweitung des Konflikts kommt es, als Erzherzog Ferdinand 1617 böhmischer König wird. Er führt harte Maßnahmen zur Rekatholisierung durch und schränkt die Rechte der protestantischen Stände ein. Am 23. Mai 1618 eskaliert die Situation nach einer Versammlung der Protestanten endgültig. 200 ihrer Vertreter ziehen zur Prager Burg. Der Prager Fenstersturz löst den Dreißigjährigen Krieg aus.

Prager Fenstersturz

„Nachdem sie sich Zutritt verschafft hatten, trafen sie dort auf die katholischen Statthalter Wilhelm Slavata und Jaroslav Borsita Graf von Martinitz sowie den Kanzleisekretär Philipp Fabricius. Kurzerhand wurde ein Schauprozess improvisiert und alle Drei mit Gewalt zum Fenster geschleppt und 17 Meter in die Tiefe geworfen.

Mit viel Glück konnten alle drei den gewaltigen Sturz überleben. Gründe hierfür dürften u. a. die nach außen schräge Wand, ihre dicken dämpfenden Mäntel und die Tatsache, dass sie sich teilweise noch festklammern konnten, sein. Eine andere Legende, die besagt, sie seien auf einem Misthaufen gelandet, konnte bis heute nicht belegt werden und gilt als unwahrscheinlich.

Als die Aufrührer schließlich sahen, dass alle noch am Leben waren, versuchten sie mit Schüssen ihr Werk zu vollenden, was jedoch ebenfalls scheiterte und so alle Drei die Flucht ergreifen konnten.“ 2

Nutzen aus dem Krieg ziehen die Fürsten sowie Frankreich und Schweden. Verloren haben der Kaiser, das Haus Habsburg, das Deutsche Reich und das Volk mit sehr vielen Verlusten. Am 24. Oktober 1648 unterzeichnen die Kriegsparteien in Münster den Westfälischen Frieden. Der Friedensvertrag legt die Gleichstellung der christlichen Glaubensrichtungen fest. Die Souveränität des Kaisers wird beschnitten und die Fürsten erhalten mehr Macht. Das Reich wird eher zu einem lockeren Staatenbund, was in der geschichtlichen Entwicklung erneut die Föderation begünstigt ( Politik / Gesellschaft: S. 57). Die Schlachten, Hungersnöte und Seuchen haben ganze Landstriche verwüstet. In Teilen Süddeutschlands überlebt nur ein Drittel der Bevölkerung.

Das Zeitalter der Aufklärung

Renaissance, Humanismus und Reformation lösen die starre christliche Ordnung der mittelalterlichen Gesellschaft auf. Gelehrte hinterfragen den Einfluss der Religion auf das politische und gesellschaftliche Leben. Vernunft, Tugend und Freiheit sind die Forderungen der Zeit. Doch noch sind Staatsmacht, großer Einfluss der Kirche und Ständegesellschaft vorherrschend. Etwa im Ancien Régime in Frankreich.

Aufklärung setzt prunkvoller Hofkultur ein Ende

Mit Ancien Régime wird ursprünglich die Zeit in Frankreich vor der Französischen Revolution ( Französische Revolution: S. 19) bezeichnet. Wird später aber als Bezeichnung auf ganz Europa übertragen. Die Epoche ist geprägt von der feudalen Ständegesellschaft, von Adel und Absolutismus. Bei Letzterem hat der Monarch alle Macht inne. Vor allem der Sonnenkönig Ludwig XIV (1638–1715) in Frankreich gilt als Symbol des Ancien Régime. Seine prunkvolle Hofkultur wird zum Vorbild für Höfe in ganz Europa. Ludwig fördert Kunst und Wissenschaft, was eine Blütezeit der französischen Kultur zur Folge hatte. Französisch wird zur Sprache des europäischen Adels.

Auch gilt das von ihm erbaute Schloss Versailles ( Bildende Kunst: S. 207) als Höhepunkt der europäischen Palastarchitektur. Seine expansive Außenpolitik und mehrere Kriege festigt Frankreichs Stellung als dominierende Großmacht in Europa. Durch die Verschwendung des Hofes und expansive Kriegspolitik leidet das Volk jedoch unter der Steuerlast.

 Um 1700 setzt die Entwicklung ein, die als Aufklärung ( Deutsche Literatur: S. 163) bezeichnet wird. Rationales Denken soll den Fortschritt befördern, neues Wissen eingesetzt werden. Vernunft ist die Instanz, durch die man sich von Althergebrachtem, von starren Vorstellungen und Ideologien befreien will. Das bedeutet eine Hinwendung zu den Naturwissenschaften sowie religiöse Toleranz. Gesellschaftspolitisch zielt die Aufklärung auf mehr persönliche Handlungsfreiheit, Bildung, Bürgerrechte, allgemeine Menschenrechte und das Gemeinwohl als Staatspflicht. Die von Gott legitimierte Herrschaft eines Monarchen, die Ständegesellschaft, überhaupt die Vorrechte von Adel und Klerus werden in Frage gestellt.

Philosophen formulieren Staatsmodelle und Wirtschaftstheorien

Bereits 1688 werden in England die Rechte des Monarchen von der Verfassung eingeschränkt – das Land wird zur konstitutionellen Monarchie. Die politische Macht hat das demokratisch gewählte Parlament.

 Englische Vordenker der Aufklärung sind John Locke (1632–1704) und Thomas Hobbes (1588–1679). Locke konstatiert, dass eine Regierung nur legitim ist, wenn sie die Zustimmung des Volkes besitzt und Naturrechte wie Leben, Freiheit und Eigentum beschützt. Hobbes wird durch sein Hauptwerk Leviathan bekannt – und gilt als Begründer des aufgeklärten Absolutismus. Worunter eine Fürstenherrschaft zu verstehen ist, in die aufklärerische Reformen eingehen. Umgesetzt etwa im Russischen Zarenreich, in Preußen und in der österreichischen Habsburgermonarchie.

Die französischen Philosophen Rousseau und Montesquieu formulieren neue Staatsmodelle und greifen die Prinzipien von Volkssouveränität und Gewaltenteilung ( Politik / Gesellschaft: S. 57) auf. Auch die wirtschaftliche Ordnung wird neu ausgelegt. Dem Merkantilismus ( Wirtschaft: S. 147) des Absolutismus setzt Adam Smith die Theorien des Wirtschaftsliberalismus entgegen. So wird die Staatswirtschaft nach und nach abgelöst und etwa durch Gewerbefreiheit ersetzt. Die Ideen haben eine große Bedeutung für die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung 1776 und Französische Revolution 1789.

Jean-Jaques Rousseau (1712–1778): Der französische Philosoph, Pädagoge, Naturforscher ist ein wichtiger Vordenker, der die Strömungen der Zeit aufgreift, vertieft, in Frage stellt. Sein Werk steht zwischen der Aufklärung des 18. und der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts. Zum einen verteidigt er leidenschaftlich Vernunft und individuelle Rechte, zum anderen stellt er dem rationellen Denken subjektive Erfahrung und Willensfreiheit gegenüber.

In seinem Hauptwerk Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechtes vertritt er die These, dass der Staat auf einem Gesellschaftsvertrag beruht, der von den Bürgern freiwillig eingegangen wird. Er verteidigt den Gemeinwillen – volonté générale – gegenüber dem absolutistischen Staat. Genauer: Rousseau wirft die Frage auf, wie ein freies Individuum seine Freiheit behalten kann, wenn es in die Gesellschaft eintritt. – Seine Erziehungstheorie legt er in dem pädagogischen Werk Émile oder über die Erziehung dar. Er beschreibt darin die fiktive Erziehung eines Jungen, Émile, der von negativen kulturellen Einflüssen ferngehalten wird. Die neue Sichtweise führt in der Folge zu fundierten Methoden der Kindererziehung. Was unter anderem den Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi anregt.

Charles-Louis de Montesquieu (1689–1755): Der französische Schriftsteller, Philosoph und Staatstheoretiker gilt mit seiner Theorie der Gewaltenteilung als Stammvater europäischer Demokratie. Das Konzept der Gewaltenteilung geht allerdings bereits auf Aristoteles zurück. In seinem zentralen Werk Vom Geist der Gesetze schreibt Montesquieu, dass Legislative, Exekutive und Judikative in einem Regierungssystem strikt voneinander zu trennen seien. Der Macht eines Despoten müsse damit Grenzen gesetzt werden.

Französische Revolution

Die reformerischen Theorien stehen im krassen Gegensatz zu der Realität im französischen Staat. Der absolutistische Herrscher ist nicht zu Reformen fähig, Kriege, wie der Siebenjährige Krieg, der Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg verursachen immense Kosten, ebenfalls die verschwenderische Hofhaltung.

 Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) kämpfen alle europäischen Großmächte. Ausgetragen wird er in Mitteleuropa, Portugal, Nordamerika, Indien, der Karibik sowie auf den Weltmeeren. Daher wird er von manchen als Weltkrieg bezeichnet. Während Preußen, Habsburg und Russland vorwiegend um die Vorherrschaft in Mitteleuropa kämpfen, geht es für Großbritannien und Frankreich auch um die Macht in Nordamerika und Indien.

 Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg (1775–1783): Der Krieg wird geführt zwischen den Kolonien in Amerika und der Kolonialmacht, dem englischen Mutterland. Er ist der Höhepunkt der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung und führt nach der Unabhängigkeitserklärung 1776 zur Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika. Der Ausgang des Krieges wird durch das aktive Eingreifen Frankreichs zu Gunsten der Kolonisten entschieden.

In Frankreich brodelt es

Ludwig XVI. lebt verschwenderisch, Arbeitern und Handwerkern in den Städten und Lohnarbeitern auf dem Land hingegen geht es schlecht. Missernten führen zu Wirtschaftkrisen, die Arbeiter revoltieren. 1788 erklärt der Staat seine Zahlungsunfähigkeit. In den französischen Salons hatte man bereits aufmerksam beobachtet, wie die liberalen Ideen der Aufklärung sich in Großbritannien und Amerika durchsetzen.

 Einberufung der Generalstände: Am 1. Mai 1789 beruft König Ludwig XVI. die Generalstände (États généraux) nach Versailles, um sich neue Steuern bewilligen zu lassen. Dabei handelt es sich um eine Ständeversammlung, mit Vertretern aus Klerus, Adel und Drittem Stand, also Bürgern und Bauern. Diese neue Zusammensetzung der Stände kann bereits als Absage an den Absolutismus gesehen werden. Unter den Versammelten gibt es Liberale und Teilnehmer am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, die Frankreich umgestalten wollen. Die Parole heißt Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Der König macht in der Versammlung zwar Konzessionen an den Dritten Stand, doch das reicht den Bürgern nicht aus, sie fordern Gleichheit für den Dritten Stand. Als der König das verweigert, ziehen die Bürger unter Führung von Graf Mirabeau ins Ballspielhaus von Versailles und erklären sich zur Verfassunggebenden Nationalversammlung. Das ist der erste Schritt zur Revolution, den zweiten geht das Volk.

Sturm auf die Bastille

Am 14. Juli 1789 stürmt die Bevölkerung das Waffenarsenal und die Bastille, ein Gefängnis und verhasstes Symbol des Absolutismus. Gleichzeitig erheben sich die Bauern. Das Heer löst sich auf, General La Fayette organisiert eine Bürgermiliz. Der General entwirft zwar die Bürger- und Menschenrechtserklärung nach amerikanischem Vorbild, bleibt aber ein Anhänger der konstitutionellen Monarchie. Nun erklärt die Nationalversammlung die Abschaffung aller Feudalrechte und die Menschenrechte nach dem Vorbild der USA.

Am 5. Oktober 1789 ziehen Tausende Frauen nach Versailles – Zug der Marktweiber – und zwingen die königliche Familie sich unter die Kontrolle des Volkes zu begeben. Der Einfluss des Volkes, der Straße wird immer größer. Im neuen Parlament haben zuerst die gemäßigten Girondisten die Mehrheit, das ändert sich zugunsten der radikalen Bergpartei – La Montagne.

Am 10. August stürmt das Volk die Tuilerien, die Königsfamilie wird inhaftiert, die Republik ausgerufen. Der neu gewählte Nationalkonvent macht dem König den Prozess und lässt ihn hinrichten. Die Verfassung wird außer Kraft gesetzt, die Staatsgewalt geht auf den Wohlfahrtsausschuss über, der von 12 Männern geleitet wird. Radikale, etwa die bekannten Maximilien de Robespierre, Georges Danton, Jean Paul Marat, Louis-Antoine-Léon de Saint-Just übernehmen die Macht.

Schreckensherrschaft – der Verdacht genügt zur Verfolgung

Die Zeit der Schreckensherrschaft – La Terreur – dauert von Juni 1793 bis Juli 1794. Alle Menschen, die verdächtigt werden, Gegner der Revolution zu sein, werden brutal unterdrückt.

 Der Terror führt zu mehr als 16.500 Todesurteilen, vollstreckt durch die Guillotine, davon über 2500 in Paris. Dabei sind die Opfer, die ohne Prozess getötet werden oder in Gefangenschaft sterben, nicht mitgerechnet. Schätzungen liegen zwischen 25.000 und 40.000. Die Guillotine wird zum einzigen Hinrichtungswerkzeug. Zum einen soll die Maschine die vielen Exekutionen rationalisieren, die Hinrichtung soll zum anderen für die Betroffenen aber auch schnell und schmerzfrei sein.In der Vendée – im Westen Frankreichs an der Loire – erhebt sich 1793 die royalistische und katholische Landbevölkerung gegen die Revolutionäre. Ein Bürgerkrieg bricht aus, Aufstand der Vendée, der bis 1796 andauert. Die Folge sind über 300.000 Tote; gezielt vernichten die Truppen der Revolutionäre Siedlungen, Vieh und landwirtschaftliche Flächen.

Der Terror führt zu einer Verödung des politischen Lebens, zum Beispiel in den Sektionen von Paris, die zur kommunalen Selbstverwaltung eingeführt worden sind. Auch die Jakobiner, Anhänger von Robespierre, werden verfolgt und ausgeschaltet, wenn sie von der Linie abweichen. Als Robespierre mehr Säuberungen ankündigt, schließen sich die Abgeordneten gegen die Führungsgruppe zusammen. Sie werden verhaftet und kurz darauf hingerichtet. Das Regime unter Robespierre hat seinen Rückhalt in der Bevölkerung verloren. Der Nationalkonvent wird nun ersetzt durch das Direktorium – die letzte Regierungsform der Französischen Revolution. Die Staatsgewalt liegt nun im Wesentlichen bei einem fünfköpfigen Organ.

Das Zeitalter Napoleons

Bei den Jakobinern hatte ein junger Mann aus einer korsischen Familie Karriere gemacht – Napoleon Bonaparte (1769–1821). Nach dem Sturz von Robespierre scheint auch seine Karriere beendet. Als er aber 1795 das Direktorium vor einem Volksaufstand rettet, wird er zum Brigadegeneral ernannt. – Seit 1792 befindet sich das revolutionäre Frankreich im Krieg gegen mehrere europäische Großmächte, die wechselnde Koalitionen bilden, daher Koalitionskriege genannt werden. Im Ersten Koalitionskrieg verbünden sich Preußen und Österreich, im Zweiten Großbritannien, Österreich, Russland, Portugal, Neapel, das Osmanische Reich und der Kirchenstaat. Anlass für die Kriege ist die Französische Revolution, von deren Umbrüchen sich Europas Monarchien fürchten.

Mit Staatsstreich an die Macht

Nach Ausbruch des Zweiten Koalitionskrieges verlässt Napoleon sein Heer und kehrt nach Paris zurück. Er nutzt die in der Hauptstadt herrschende Furcht vor einer erneuten Schreckensherrschaft und übernimmt durch einen Staatsstreich die Macht. Die Direktorialverfassung wird durch die Konsulatsverfassung ersetzt: Napoleon wird für zehn Jahre Erster Konsul. In der neuen Verfassung (1799) werden die Menschen- und Bürgerrechte nicht verankert. Die zentrale Stellung hat der Erste Konsul. Später lässt sich Napoleon als Konsul auf Lebenszeit bestätigen und 1804 krönt er sich in Notre Dame selbst zum Kaiser ( Karl der Große: S. 9). Das Staatsgebilde ist eine vom Volk legitimierte Diktatur, geprägt vom Aufgreifen antiker römischer Traditionen – wie das Amt des Konsuls und die Einrichtung von Senat und Tribut.

 Innenpolitik: Napoleon will die Errungenschaft der Revolution erhalten, wendet aber Gesetze gegen den Adel nicht an und verbannt die Priester nicht, zudem gestattet er Emigranten die Rückkehr. Er reformiert die Verwaltung. Der Code civil oder Code Napoléon (1804) ist ein Gesetzeswerk, das bereits vom Direktorium vorbereitet worden war. Es stellt sicher, dass das Erbe der Französischen Revolution gewahrt bleibt. Das Werk enthält eine Garantie der persönlichen Freiheit, der Rechtsgleichheit, des Privateigentums, der Wirtschaftsfreiheit, der Unabhängigkeit des Staates und der Zivilehe. Der Code civil ist Grundlage für ein bürgerliches Gesellschaftssystem – und Vorbild für europäische Rechtsordnungen. Die Verwaltung wird weiter zentralisiert, eine Hierarchie aufgebaut. Die Richter ernennt Napoleon selbst; die Polizei ist ein mächtiges Instrumentarium; nicht zuletzt hat der Staat das Schul- und Unterrichtsmonopol.

 Außenpolitik: Napoleon sichert seine Herrschaft durch ständige Kriege, die Koalitionskriege. Dabei zerschlägt er Machtblöcke wie das Heilige Römische Reich ( Heiliges Römisches Reich: S. 11) und schafft überschaubare staatliche Gebilde wie den Rheinbund, in dem deutsche Fürstentümer zusammengeschlossen sind. Gegen England errichtet Napoleon eine Kontinentalsperre, um es vom europäischen Handel zu isolieren. Doch er kann England nicht besiegen, da Russland die Kontinentalsperre durchbricht. Napoleon beginnt 1812 einen Krieg gegen das Zarenreich.

Preußen erleidet gegen Frankreich in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 eine schwere Niederlage. Es zieht sich aus dem Krieg zurück und reformiert seine Innenpolitik. Im Frieden von Tilsit 1807 verliert Preußen die Hälfte seines Territoriums und wird teilweise von französischen Truppen besetzt. In Spanien erhebt Napoleon seinen Bruder Joseph zum König. Es beginnt ein langjähriger spanischer Widerstandskampf, unterstützt von den Briten.

 1812 kommt es zur Wende: Napoleon scheitert bei seinem Russlandfeldzug an den eisigen Temperaturen und muss große Truppenverluste hinnehmen. Er verliert die Macht über Spanien. Weiterhin verbünden sich Preußen, Österreich, Russland, Schweden und Großbritannien nun gegen Frankreich. Ein Symbol für Napoleons Untergang ist die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 – sie führt zum Ende der französischen Vorherrschaft in Europa. Der Rheinbund wird aufgelöst. Napoleon wird zur Abdankung gezwungen und auf die Insel Elba verbannt. Auf seine Rückkehr und Herrschaft der 100 Tage reagieren die Großmächte mit der Schlacht bei Waterloo 1815, die zum Ende der Koalitionskriege führt.Auf dem Wiener Kongress 1814/15 verhandeln Europas Monarchen über einen dauerhaften Frieden und die Wiederherstellung der alten Ordnung.

Preußen reformiert – aus Untertanen werden Bürger

Nach den Ideen der Aufklärung und dem Beispiel Frankreichs reformiert Freiherr von Stein (1757–1831) in Preußen 1807/1808 Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Also bereits vor Ende der französischen Vorherrschaft in Europa. Adelsprivilegien werden beseitigt, die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben, Heer und Justiz neu aufgestellt. Aus Untertanen sollen durch Mitbestimmung und Eigenverantwortung Staatsbürger mit Nationalgefühl werden. Stein legt mit seinen liberalen Reformen die Grundlage für Preusßens politische Erfolge. Es ist die Rede von einer Revolution von oben. Staatskanzler Karl August von Hardenberg setzt Steins Reformen fort, legt dabei aber größeren Wert auf staatliche Autorität als auf individuelle Freiheit. Im Folgenden Beispiele aus den Jahren 1811/1812:

 Einführung der Gewerbefreiheit

 Abschaffung aller Frondienste

 Staatliche Gleichberechtigung für Juden

 Mustergültige Verwaltung

 Staatsbürgerliche Gleichheit

Die Befreiung der Bauern läuft allerdings nicht reibungslos. Denn für die Abschaffung der Leibeigenschaft und Ablösung des Zehnten stehen den Grundherren Entschädigungszahlungen zu. Da die Bauern sie oft nicht aufbringen können, bleiben viele Höfe noch lange dem Grundherrn verpflichtet oder müssen hohe Schulden tragen.

 Seit dem Wiener Kongress 1815 jedoch streben die europäischen Fürsten eine monarchische Ordnung an, wie sie vor der Französischen Revolution bestand, was als Restauration ( Deutsche Literatur: S. 163) bezeichnet wird. Insbesondere Fürst von Metternich steht für das monarchische Prinzip und bekämpft die nationalen und liberalen Bewegungen besonders in Deutschland und Italien. Doch das liberale Bürgertum ist erstarkt und fordert einen deutschen Nationalstaat mit Verfassung.

Deutscher Bund – eine lockere Liaison

Auf dem Wiener Kongress wird auf den deutschsprachigen Raum ein besonderes Augenmerk gerichtet. Napoleons territoriale Veränderungen ( Rheinbund: S. 7) sind nicht mehr rückgängig zu machen. So einigen sich die Fürsten auf die Gründung des Deutschen Bundes. Die deutschen Staaten darin sind unabhängig voneinander, gleichzeitig aber durch ein Band miteinander verknüpft. Der Bund ist demzufolge ein lockerer Staatenbund aus zunächst 34 souveränen Staaten und 4 freien Städten. Auf eine gesamtstaatliche Verfassung und Zentralregierung wird verzichtet.

Das Begehren des Bürgertums nach einem deutschen Nationalstaat und Freiheitsrechten wird nicht berücksichtigt. Als Protest gegen die Restauration gründen Studenten ab 1815 Burschenschaften. Auf dem Wartburgfest 1817 kommt es zur ersten politischen Massenkundgebung. Weitere Meilensteine des nun einsetzenden Vormärz sind das Hambacher Fest, der Frankfurter Wachensturm und der Protest der Göttinger Sieben. Der Begriff Vormärz bezieht sich dabei auf die 1848 folgende Revolution, die auch als Märzrevolution bezeichnet wird. Die Fürsten reagieren auf die liberalen und nationalen Bewegungen mit den Karlsbader Beschlüssen 1819: Durch Erlass von Gesetzen werden die Universitäten streng überwacht, die Burschenschaften verboten.

Deutsche Revolution

Das Bürgertum ist in der Zeit des Vormärz ( Deutsche Literatur: S. 163) trotz Verboten weiter politisch aktiv und fordert die Gründung eines Nationalstaates mit Freiheits- und Grundrechten. Auch untere Gesellschaftsschichten schließen sich zusammen. Denn durch die Industrielle Revolution ( Industrielle Revolution: S. 28) ist eine lohnabhängige Arbeiterschaft entstanden, die soziale Verbesserungen anstrebt. Hinzu kommt: 1846/47 verschlimmert eine Missernte die Situation der Bauern.

Französische Revolution strahlt ab auf Deutschen Bund

Die bürgerlich-demokratische Februarrevolution 1848 in Frankreich beendet die Herrschaft des Bürgerkönigs Louis-Philippe, die Zweite Französische Republik wird ausgerufen. Denn das französische Bürgertum ist zusehends enttäuscht von der Politik des ursprünglich liberalen Königs. Die Arbeiterschaft befindet sich in einer sozial problematischen Lage, Unzufriedenheit macht sich breit, die Stimmung wird revolutionär. Die Unruhen in Frankreich strahlen auf die südwestlichen Staaten des Deutschen Bundes ab. In Baden verfasst die Mannheimer Volksversammlung die Märzforderungen:

 Meinungs- und Pressefreiheit

 Bürgerrechte

 öffentliche Gerichtsverfahren

 höhere Löhne

 Wahlen zu einem gesamtdeutschen Parlament

Danach brechen in allen Staaten Demonstrationen und Aufstände aus: Bei der Märzrevolution 1848 kämpfen die Aufständischen – Bürger, Handwerker, Bauern – gemeinsam. Die Fürsten werden zu politischen Reformen gezwungen. Auch die Großmächte Preußen und Österreich müssen nachgeben und versprechen Erneuerungen.

Am 18. Mai 1848 wird in der Frankfurter Paulskirche die Nationalversammlung eröffnet.

Die Abgeordneten sind meist Akademiker, daher spricht man von einem Professorenparlament. Debattiert wird über die Frage, ob Österreich in einem neuen deutschen Nationalstaat einbezogen werden soll oder nicht. Angesprochen ist die großdeutsche oder kleindeutsche Lösung. Ferner gibt es Meinungsverschiedenheiten über die Staatsform. Zur Debatte stehen die Erbmonarchie (wie bisher), die Wahlmonarchie: der Kaiser wird gewählt, oder die Republik: das Volk wird Souverän, hat also die Staatsmacht inne. Ungeklärt bleibt, ob die Großmächte Preußen und Österreich sowie andere deutsche Fürsten ihre Macht an eine gesamtstaatliche Regierung abtreten würden.

Abgeordnete mit ähnlicher politischer Gesinnung tun sich in Fraktionen zusammen. Daher spricht man von 1848 auch als dem Geburtsjahr deutscher Parteien.

 Auf der linken Seite formieren sich die Demokraten: Sie wollen eine deutsche Republik und fordern politische und soziale Rechte auch für die Unterschichten.

 Die Liberalen setzen dagegen auf die Beibehaltung der Monarchie, die durch ein Parlament kontrolliert werden soll.

 Die Konservativen wollen die alte Ordnung der Herrschaft souveräner Fürsten bewahren.

Die Debatten in der Nationalversammlung ziehen sich über Monate. Im Dezember werden die allgemeinen Grundrechte verabschiedet. Im März 1849 einigt sich eine liberale Mehrheit auf die Paulskirchenverfassung: Man entscheidet sich für die kleindeutsche Lösung und eine konstitutionelle Monarchie – was heißt, dass die Macht des Königs durch die Verfassung eingeschränkt wird. Allerdings: die Entscheidung wird zwar von 28 deutschen Staaten anerkannt, die Verfassung scheitert jedoch am Veto der Großmächte Preußen und Österreich.

Zudem hatte Preußen bereits im Dezember 1848 eine Verfassung erlassen. Darin sind viele geforderte liberale Positionen übernommen worden, etwa die Meinungs- und Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit. Die Gewaltenteilung ist jedoch eingeschränkt: Die Gesetzgebung (Legislative) liegt beim König und den beiden Kammern des Parlaments. Beim König allein liegen die Exekutive, also vollziehende Gewalt und das Bestimmungsrecht über die Judikative: Justiz und Richter.

Monarchen erobern ihr Terrain zurück

Im Vielvölkerstaat Österreich wird es in der Hauptstadt im März 1848 brenzlig: Aufständische stürzen in Wien Staatskanzler Fürst von Metternich, sie setzen Pressefreiheit durch und proklamieren eine Verfassung. Kaiser Franz Ferdinand I. macht die Zugeständnisse, flieht im Oktober aber aus der Hauptstadt und bereitet eine Gegenrevolution vor. Ende Oktober ist Wien wieder vollständig unter kaiserlicher Kontrolle.

 Vielvölkerstaat: Zum Kaisertum Österreich gehören Ungarn, der größte Teil Tschechiens, die Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina. 1867 entsteht die Österreichisch-Ungarische Monarchie. Die Bezeichnung k. und k. ergibt sich aus der Doppelmonarchie, also Kaisertum Österreich und Königtum Ungarn.

Die Rückeroberung Wiens motiviert den preußischen Königshof zur Gegenrevolution. Preußische Truppen marschieren in Berlin ein. Die revolutionären Bürgerwehren werden ohne Widerstand entwaffnet. Im Dezember 1848 löst König Friedrich Wilhelm IV. die preußische Nationalversammlung unter Waffengewalt auf.

Die Revolutionäre verlieren mit den beiden Großmächten ihre wichtigsten Stützen. Ungeachtet dessen tagt die Nationalversammlung in Frankfurt am Main weiter und verhandelt über einen künftigen deutschen Nationalstaat. Ihre Entscheidungen bleiben jedoch ohne Wirkung. Friedrich Wilhelm IV. lehnt 1849 die ihm angebotene Kaiserkrone ab. Damit ist die Revolution gescheitert. Gründe sind neben der Gegenrevolution auch die unvereinbaren Ziele der Revolutionäre.

Industrialisierung

Die Industrielle Revolution verursacht im 19. Jahrhundert eine radikale Änderung der Arbeitswelt. Der Grund sind technische Erfindungen wie Dampfmaschine, Eisenbahn oder Elektromotoren. Die Wirtschaft nimmt einen enormen Entwicklungsschub. Die bestehende Agrargesellschaft wird zur Industriegesellschaft.

 In England startet die Erste Industrielle Revolution bereits 1780. England verfügt über viele Hafenstädte, ein effizientes Kanalsystem und einen florierenden Binnenmarkt. Zudem kann das Land als Kolonialmacht durch den Überseehandel billig Rohstoffe importieren. Die technische Modernisierung der Landwirtschaft und die bessere Bewirtschaftung, etwa durch die Fruchtwechselwirtschaft, sorgen für ein schnelles Bevölkerungswachstum. Dazu tragen auch medizinische Erkenntnisse und die bessere Versorgung der Menschen bei. Dadurch können auch mehr Arbeitskräfte in der wachsenden Industrie eingesetzt werden.Im deutschsprachigen Raum setzt ab 1830 die Zweite Industrielle Revolution ein. Begünstigt durch die Preußischen Reformen ( Preußischen Reformen: S. 29), Bauernbefreiung und Gewerbefreiheit. Der Deutsche Zollverein, gegründet 1834, bewirkt das wirtschaftliche Zusammenwachsen der deutschen Länder. Die Idee ist, die Handelsschranken zu beseitigen und langfristig eine Wirtschaftseinheit zu bilden. Letztlich schließen sich alle deutschen Länder an, außer Österreich. Dabei stellt der Zollverein die Weichen für die kleindeutsche Reichsgründung 1871.Industrielle RevolutionenDie Erste Industrielle Revolution in England rührt von der Erfindung der Dampfmaschine, befördert durch den Kohleabbau. Die Produktivität wächst, mithilfe der Dampfmaschine werden der mechanische Webstuhl und die Spinnmaschine betrieben. Dadurch wird die Textilindustrie zum Motor der englischen Wirtschaft.In der Zweiten Industriellen Revolution steht der Eisenbahnbau im Mittelpunkt. Zum einen beschleunigt die Eisenbahn den Transport von Post, Personen und Gütern, somit den zwischenstaatlichen Handel, zum anderen wächst durch den Bau von Eisenbahnen auch der Bedarf an Kohle und Eisen. Und die Nachfrage nach Stahl und Kohle bewirkt wiederum in Deutschland die Industrialisierung und den Aufschwung der Wirtschaft ab 1830.

Rasch steigt Deutschland zur Industrienation auf. Bereits 1860 übertrifft der Export den Import.

Eine neue Gesellschaftsklasse wächst heran – die Arbeiter

Die Gesellschaftsstruktur verändert sich durch den Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Vor allem Kleinbauern und Landarbeiter ziehen in die Städte, die traditionellen Schranken der Ständegesellschaft sind durch die gesellschaftlich-politische Revolution weggefallen.

Mit der Arbeiterschaft wächst eine neue Gesellschaftsklasse heran. Auf der anderen Seite steigt das Bürgertum, dessen reiche Vertreter über Kapital, Fabriken, Maschinen verfügen, in der Gesellschaftshierarchie auf. Nicht mehr allein die Abstammung zählt, sondern Leistung und Vermögen werden ausschlaggebend für den sozialen Aufstieg.

Leben der Arbeiterschaft: gesünder, länger – aber geballt

Verbesserte Hygiene, zum Beispiel zur Vermeidung des Kindbettfiebers, bahnbrechende Entdeckungen in der Medizin, wie die des Cholera-Erregers oder das Verwenden moderner Anästhesie, bewahrt Menschenleben. Die Ernährung aller Bevölkerungsschichten ist durch Fortschritte in der Landwirtschaft gewährleistet. Die Bevölkerung des Deutschen Reiches steigt von 25 Millionen 1816 auf 65 Millionen 1910. Mitte des 19. Jahrhunderts ist auch die Lebenserwartung stark angestiegen, liegt aber immer noch bei 35 Jahre (Männer), 38 Jahre (Frauen).

Durch das Bevölkerungswachstum kommt es zu Binnenwanderungen etwa aus den östlichen Gebieten in Industriereviere wie das Ruhrgebiet mit seinen Kohlevorkommen. Der Anteil der Lohnarbeiter an der Erwerbsbevölkerung steigt, die Städte wachsen über ihre Grenzen hinaus und werden zu Ballungszentren. Der Bevölkerungsdruck bewirkt auch eine stetige Auswanderungsbewegung nach Übersee. Zwischen 1820 und 1920 brechen 5 Millionen Deutsche in die Neue Welt auf.

 Bildung eines Proletariates: Das Leben der Industriearbeiterschaft in den Städten ist geprägt durch die Trennung von Arbeitsplatz und Haushalt – was auf dem Lande unbekannt ist. Neu ist auch der unerbittliche Arbeitstakt. Die Arbeitszeiten betragen in der Frühphase der Industrialisierung 15 bis 17 Stunden. Soziale Absicherungen wie Krankenversicherung gibt es noch nicht. Auch die Löhne in der Arbeiterschaft sind sehr unterschiedlich zwischen Spezialisten wie Lokführern, Facharbeitern und andererseits ungelernten Arbeitern – Kinder und Frauen sind vorwiegend in der Textilindustrie beschäftigt. Allerdings: Die Industriearbeiter entwickeln ein eigenes Bewusstsein und nennen sich stolz Proletarier. Sie schaffen sich eine eigene Kultur, finden zusammen in Sport,- Gesangs- und Bildungsvereinen.

Von der Sozialen Frage zum Sozialismus

Die Soziale Frage ergibt sich daraus, dass der Pauperismus, also die Verarmung der unteren Gesellschaftsschichten, aus der vorindustriellen Zeit sich fortsetzt. Die Frühsozialisten, vor allem in Frankreich, entwickeln bereits vor Marx und Engels sozialistische Ideen. Die allerdings sind eher utopischer Natur, etwa die Abschaffung des profitorientierten Handels.

Mit seinen revolutionären Theorien beeinflusst Karl Marx (1818–1883) gemeinsam mit Friedrich Engels (1820–1895) die Entwicklung der Gesellschaft bis heute. Die Arbeiterbewegung übernimmt in Teilen seine Ansichten, die Revolutionen in Russland (1917) und Deutschland (1918) sind von den Führern als Umsetzung Marxcher Ideen geplant. Die Staatsgründungen der Sowjetunion, der DDR, die Regime in den ehemaligen Ostblockstaaten, das China Mao Zedongs sind von den Theorien von Marx beeinflusst. Sein Hauptwerk ist das Kapital.

Das Kapital – und die Urgesellschaft

„Die drei Bände des Kapital erscheinen von 1867–1885. Darin vertritt Marx unter anderem die Meinung, dass der Widerspruch zwischen der herrschenden Klasse, die die Produktionsmittel besitzt, und der besitzlosen, unterdrückten Klasse den revolutionären Fortgang der Geschichte einer idealen Urgesellschaft bewirke, einer Urgesellschaft, die durch den Sündenfall der Aneignung von Privateigentum in zwei Klassen geteilt wurde. In einer Stufengesellschaft geht die Geschichte von der Sklavenhaltergesellschaft (Frühe Hochkultur, Antike) zur Feudalgesellschaft des Mittelalters und zur bürgerlichen Gesellschaft über. In dieser ständen sich die Bourgeoisie, die über die Produktivität (Arbeitskraft des Arbeiters, Maschinen) verfügt und die Proletarier gegenüber. Er glaubt, dass die Zahl der Proletarier immer weiter anwachse. Nach dem Bewusstwerden ihrer eigenen Situation würden sich die Arbeiter in einem revolutionären Klassenkampf erheben: Gesetz vom Umschlagen der Quantität in Qualität. Dadurch werde der Gegensatz der Klassen und der Geschichtsprozess endgültig aufgehoben: Gesetz der Negation der Negation, und im Kommunismus eine klassenlose Gesellschaft gebildet.“ 3

Nach und nach verbessern Unternehmer die Situation ihrer Arbeiter. So richtet Alfred Krupp eine Kranken- und Sterbekasse ein, baut Wohnsiedlungen und schafft preiswerte Einkaufsmöglichkeiten. Auf Ernst Abbé, Gründer der optischen Werke in Jena, geht die 1899 eingerichtete Carl-Zeiß-Stiftung zurück; er verkürzt die Arbeitszeit auf acht Stunden, gewährt seinen Arbeitern Urlaub und beteiligt sie mit Fonds am Gewinn des Unternehmens. Beweggründe sind christliche Ethik, aber auch das Zufriedenstellen der Arbeiter zum Fortbestehen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.

Deutsches Kaiserreich

Das heutige Gebiet Deutschlands ist bis 1871 ein lockerer Staatenbund ( Deutscher Bund: S. 25). Auch in der Revolution 1848/49 ( Revolution 1848/49: S. 181) scheitert der Versuch, einen deutschen Nationalstaat mit Verfassung zu schaffen.

Großmacht Preußen mit einem modernen Heer

In den 1860er Jahren entwickelt sich Preußen zur vorherrschenden Großmacht. Allerdings entsteht ein Konflikt zwischen Preußens König und dem Parlament. Wilhelm I. (1797–1888) plant eine umfassende Modernisierung des preußischen Heeres. Seit der Deutschen Revolution hat Preußen allerdings eine Verfassung und der König ist in seiner Macht eingeschränkt. Die Abgeordneten verfügen über das Budget für das Militär. Das Parlament widersetzt sich dem Plan des Königs, da die liberale Mehrheit statt eines Heeres mit adeligen Offizieren ein Volksheer aufstellen will.

Als der preußische König 1862 Otto von Bismarck (1815–1898) zum Ministerpräsidenten beruft, wird der Heereskonflikt zugunsten des Königs entschieden. Bismarck findet in der preußischen Verfassung eine Lücke und setzt die Heeresreform damit ohne Beteiligung des Parlaments durch. Dennoch bleibt die Lage ruhig, da es durch den Zollverein ( Zollverein: S. 29) einen wirtschaftlichen Aufschwung gibt. Preußen entscheidet anschließend die drei Deutschen Einigungskriege (1864-1871) für sich. Der Sieg im Deutsch-Dänischen Krieg, in dem es um Holstein und Schleswig geht, ist ebenfalls ein Erfolg für Preußen.

Preußen und Österreich kämpfen schon lange um die Vorherrschaft im Deutschen Bund, außerdem hat der Deutsch-Dänische Krieg zu Streitigkeiten um die Verwaltung über Holstein und Schleswig geführt. 1866 kommt es zum Krieg zwischen den beiden Großmächten. Preußens Armee ist Österreich deutlich überlegen – der gesamte nördliche Raum Deutschlands ist nun unter preußischer Kontrolle. Preußen löst den Deutschen Bund auf und gründet kurz darauf den Norddeutschen Bund, der als Vorläufer gilt für das 1871 gegründete Kaiserreich.

Sieg über Frankreich und Verkündung des Kaiserreiches in Versailles

1870 kommt es in Spanien zu einem Streit um die Thronfolge. Der französische Kaiser Napoleon III. (1808–1873) lehnt den Kandidaten, den Hohenzoller Prinz Leopold ab. Er will nicht von zwei Seiten von einem Hohenzollern, also einem preußischen Fürsten, eingeengt werden. Bismarck wiederum lehnt die Forderung auf Rückzug des Kandidaten ab; er formuliert und veröffentlicht die Ablehnung als Emser Depesche in der Presse. Die Franzosen empfinden das als demütigend – das führt letztlich zum Deutsch-Französischen Krieg. Preußen stützt sich neben den norddeutschen auch auf die süddeutschen Staaten. Die übrigen europäischen Staaten greifen nicht ein. 1870 unterliegt die französische Armee bei Sedan, Napoleon III. wird gefangen genommen. Preußen zwingt letztlich Frankreich zur Abtretung von Elsass und Lothringen.

Gestärkt von dem Sieg wird am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles das Deutsche Kaiserreich ausgerufen. Durch die Reichsgründung werden alle deutschen Staaten zum Einheitsstaat unter preußischer Führung vereinigt. Kaiser wird Wilhelm I. Und Bismarcks Politik als Reichskanzler ist in den Folgejahren von einem absichernden Bündnissystem geprägt, das Konflikte mit Europas Großmächten verhindern soll.

Der Lotse geht von Bord(Von John Tenniel - Punch, 29. März 1890, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=145093)

 Otto von Bismarck (1815–1898): Als Reichskanzler und Außenminister leitet Bismarck von 1871 bis 1890 das Reich – verantwortlich nur dem Kaiser, nicht dem Parlament. Seine Bündnispolitik prägt die Überzeugung, dass nicht die Expansion, sondern die Sicherung des Erreichten die deutsche Außenpolitik bestimmen muss. Innenpolitisch setzt Bismarck wenig auf die Balance zwischen den gesellschaftlichen Gruppen. Soziale Probleme und das damit verbundene Erstarken der Sozialisten regelt er mit dem Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie von 1878.Auf der anderen Seite versucht er mit einer positiven staatlichen Sozialpolitik die Arbeiter für sich zu gewinnen und will zeigen, dass der Staat mehr zu bieten hat als die politischen Vertreter der Arbeiterschaft. Seine Sozialgesetzgebung mit dem Unfall- und Krankenversicherungsgesetz sowie dem Alters- und Invalidengesetz ist die modernste ihrer Zeit. Mehr noch: Deutschland ist der weltweite Vorreiter eines staatlichen Sozialsystems; Bismarcks Modell wird bald auch von vielen anderen Ländern übernommen. Bis heute ist es die Grundlage für den Sozialstaat ( Politik / Gesellschaft: S. 57).

Kaiser Wilhelm I. lässt Bismarck innen- und außenpolitisch freie Hand.

Mit Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) – Nachfolger des 1888 verstorbenen Kaisers – kommt Bismarck von Beginn an nicht klar, das führt zu immer größeren Meinungsverschiedenheiten. Bismarck reicht 1890 sein Rücktrittsgesuch ein, das von Wilhelm II. forciert worden war. Damit geht außenpolitisch auch die Ära der europäischen Bündnissysteme zu Ende. Systeme, die auf das Vermeiden von Konflikten ausgelegt waren. Auch hatte sich Bismarck gegen den Erwerb von Kolonien ausgesprochen, nicht zuletzt um Spannungen mit den Kolonialmächten England und Frankreich zu vermeiden.

Der Erste Weltkrieg

Wilhelm II. sucht innenpolitisch einen Ausgleich mit der Arbeiterschaft. Außenpoltisch ist die neue Linie bestimmt von imperialistischer Weltmachtpolitik.

Wilhelm II. sucht den Anschluss an die Kolonialmächte

Der Kaiser will die Gleichstellung mit anderen imperialistischen Staaten wie Großbritannien und Frankreich. Dafür vermeidet er langfristige Verpflichtungen durch Bündnisse – Politik der freien Hand –, baut die Flotte aus, tritt oft provokativ und undiplomatisch auf. Kolonien werden im Deutschen Reich zuerst auf Privatinitiative erworben – etwa in Südwestafrika und Ostafrika. Ab 1890 werden Gebiete gepachtet und dann gekauft, 1911 zum Beispiel Neu-Kamerun. Motive sind neben dem Prestigegewinn der gestiegene Bedarf an industriellen Rohstoffen und Nahrungsmitteln.

Imperialismus

„Als Zeitalter des klassischen Imperialismus gilt der Zeitraum zwischen 1880 und 1918.

Damals teilten die Kolonialmächte die Gebiete Afrikas und Asiens, die noch keine Kolonien waren, unter sich auf. Zu den alten europäischen Kolonialmächten kamen jetzt auch Deutschland und Italien sowie die USA und Japan hinzu. Die beherrschten Gebiete dienten den Kolonialmächten als Lieferanten für Rohstoffe. Sie waren zugleich aber auch wichtig als Absatzmärkte für die Produkte, die in den Kolonialstaaten hergestellt wurden.“ 4

Internationale Krisen kommen auf. Österreich-Ungarn hat einige slawische Völker unter seine Vorherrschaft gebracht, demgegenüber unterstützt Russland den Panslawismus, also die Vereinigung aller slawischen Völker. Zu ihnen gehören auch die Südslawen auf dem Balkan. Serbien ist unabhängig und erhält von seiner Schutzmacht Russland Unterstützung. Unterdessen sind die europäischen Großmächte in zwei feindliche Bündnissysteme integriert: der Triple Entente zwischen Frankreich, Russland und Großbritannien und dem Dreibund von Deutschem Reich, Österreich-Ungarn und Italien.

Unabhängigkeitskriege auf dem Balkan – Ausbruch Erster Weltkrieg

Eine entscheidende Rolle für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs spielt das Pulverfass Balkan. Dort verliert das Osmanische Reich Ende des 19. Jahrhunderts seine langjährige Vorherrschaft. Immer mehr Völker streben nach Unabhängigkeit. In Bosnien fordert die Bewegung der Jungtürken Wahlrecht und Gleichberechtigung für alle Untertanen; sie wollen die türkische Souveränität wiederherstellen. Um das zu verhindern, annektiert Österreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina – Serbien protestiert.

Die jungen Balkanstaaten führen untereinander Unabhängigkeitskriege. Gestärkt wird dadurch die Position Serbiens. Auf dem Berliner Kongress 1878 war durch Bismarcks Vermittlung zunächst ein Kompromiss geschlossen worden. Doch 1912/13 brechen erneut Unabhängigkeitskriege aus. Russland und Österreich-Ungarn konkurrieren um das Balkangebiet.

Auslöser für Ersten Weltkrieg

Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo lässt im Juli die langjährigen Konflikte zwischen den europäischen Großmächten ausbrechen und führt zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Für das Attentat von Sarajevo macht Österreich die serbische Regierung verantwortlich. Nach einem kurzen Ultimatum erklärt Österreich Serbien den Krieg. Russland macht sich daraufhin für Serbien stark. Das Deutsche Reich wiederum verspricht seinem Bündnispartner Österreich-Ungarn volle Unterstützung und erklärt Frankreich und Russland den Krieg. Als deutsche Truppen in das neutrale Belgien einmarschieren, erklärt auch England dem Deutschen Reich den Krieg.

Der Kriegsausbruch führt in den beteiligten Ländern zunächst zu einem vehementen Patriotismus. Kaiser Wilhelm II. preist einen Burgfrieden an:

 Mit Burgfrieden ist gemeint, dass Wilhelm II. soziale, politische und religiöse Probleme im Innern beilegen möchte, insbesondere bei der Arbeiterschaft und den Sozialdemokraten, um Zustimmung zu den erforderlichen Kriegskrediten zu erhalten.

Denn mittlerweile sind die Sozialdemokraten die größte Fraktion im Reichstag. Wilhelm spricht von einem notwendigen Präventivkrieg, quasi einem Verteidigungskrieg, um dem drohenden Angriff zuvorzukommen. Er überzeugt damit das Volk. Der Generalstab erarbeitet den Schlieffen-Plan: Die deutschen Truppen sollen schnelle Erfolge an der Westfront erzielen, um daraufhin mehr Soldaten im Osten gegen Russland stellen zu können.

Nach anfänglicher Kriegsbegeisterung schnell Ernüchterung

Die anfängliche Kriegsbegeisterung im Volk schwindet bereits im September 1914. Der Krieg entwickelt sich zu einem Grabenkrieg, das heißt ein Krieg, bei dem die Fronten aus Schützen- und Laufgräben bestehen. Die Opferzahlen sind enorm. 1917 treten die USA in den Weltkrieg ein, nachdem das Deutsche Reich einen uneingeschränkten U-Boot-Krieg entfesselt hat. Im November 1918 verliert das Deutsche Reich den Krieg.

 Der Erste Weltkrieg fordert eine bis dahin nie gekannte Opferzahl. Über 9 Millionen Soldaten sterben auf den Schlachtfeldern. Hinzu kommen ungefähr 7 Millionen Zivilisten. Das Massensterben geht zurück auf die moderne Kriegsführung, das heißt auf den Einsatz von Maschinengewehren, Flammenwerfern, Handgranaten und U-Booten. Dadurch wird aus großer Entfernung angegriffen. Erstmals wird auch Giftgas eingesetzt.

Kriegsverlierer Deutschland – allerhöchste Reparationen

Europa hat sich durch den Krieg verändert. Die alten Monarchien gibt es nicht mehr. Im Deutschen Reich wird in der Novemberrevolution 1918 die Weimarer Republik ausgerufen. Die Novemberrevolution beendet das Deutsche Kaiserreich. Aus Protest gegen den Ersten Weltkrieg sind in zahlreichen Städten Streiks und Demonstrationen ausgebrochen. Kaiser Wilhelm II. muss abdanken. Demokratische Parteien übernehmen die Führung. Die allerdings können sich nicht auf eine neue Regierungsform einigen: ob parlamentarische Demokratie oder sozialistische Räterepublik. Weiterhin übernehmen in Russland nach der Oktoberrevolution 1917 die Bolschewiki, also die Kommunisten die Regierung. Europa muss seine Rolle als Weltmacht an die aufstrebenden USA abgeben.

1918 legt US-Präsident Woodrow Wilson einen 14-Punkte-Plan vor. Darin ist ein Nachkriegseuropa von gleichberechtigten Staaten gelistet sowie ein vermittelnder Völkerbund. Wilsons Vorschlag scheitert an den Siegermächten Großbritannien und Frankreich. Sie hatten sich bereits im Vorfeld über einige Punkte geeinigt und bestehen auf den Versailler Vertrag.

 Versailler Vertrag: Der Friedensvertrag muss im Juni 1919 bedingungslos von der deutschen Regierung unterzeichnet werden. Deutschland wird die alleinige Kriegsschuld zugesprochen. Es muss Gebiete abtreten, zum Beispiel Posen, Teile Oberschlesiens an Polen, Elsass-Lothringen an Frankreich. Das Rheinland wird durch alliierte Truppen besetzt. Die deutsche Armee wird auf 100.000 Mann begrenzt. Die Reparationszahlung beträgt 132 Milliarden Goldmark und jährlich 26 Prozent vom Wert der deutschen Ausfuhr. Was für die damalige Zeit eine ungeheure Summe ist.

Politisch ist Deutschland nun isoliert und gerät durch die hohen Reparationen in eine tiefe Wirtschaftskrise. Diese erreicht mit der Inflation ( Wirtschaft: S. 147) im Jahr 1923 ihren Höhepunkt.

Weimarer Republik

Da im Herbst 1918 der Erste Weltkrieg für das Deutsche Kaiserreich bereits verloren ist, weigern sich am 3. November Kieler Matrosen Angriffsbefehle auszuführen. Aus ihrer Sicht ein sinnloses Opfer.

Deutschland im Revolutionsfieber

Von Kiel aus breiten sich Massenkundgebungen, Streiks und Demonstrationen in viele Städte aus – die Novemberrevolution ist in vollem Gange. Es bilden sich Arbeiter- und Soldatenräte nach Vorbild der Russischen Revolution. Das kaiserliche Militär steht der protestierenden Bevölkerung machtlos gegenüber. Am 9. November verkündet Reichskanzler Max von Baden – ohne sich abzusprechen – die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. Noch am selben Tag wird die Republik ausgerufen. Ein Machtkampf zwischen gemäßigtem und radikalem Lager entsteht. Schließlich wird im Januar 1919 die Republik ausgerufen. Und zwar zwei Mal: Philipp Scheidemann von der Mehrheits-SPD (MSPD) verkündet die parlamentarische Republik, der Marxist Karl Liebknecht die sozialistische Räterepublik. Auf dem Reichsrätekongress – erste ordentliche Zentralversammlung der Arbeiter- und Soldatenräte im Dezember 1918 – entscheidet sich die Mehrheit für die parlamentarische Demokratie.

 Spartakusbund: Anfang 1919 gründen der Spartakusbund, also marxistische Sozialisten und linksradikale Gruppen, die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Der Spartakusaufstand, ein Generalstreik mit bewaffneten Kämpfen in Berlin, wird von Regierungstruppen niedergeschlagen. Rosa Luxemburg (1871–1919) und Karl Liebknecht (1871–1919), beide Führungspersönlichkeiten des Spartakusbundes, werden ermordet.

Weimarer Verfassung – Grundrechte und mächtiger Präsident

Im Juli 1919 verabschiedet die Nationalversammlung die Weimarer Verfassung. Der Name geht auf den Tagungsort der verfassunggebenden Nationalversammlung zurück – die Stadt Weimar. In der Verfassung werden Freiheits- und Grundrechte festgeschrieben. Ihr Kern basiert auf der Revolution 1848/49 ( Revolution 1848/49: S. 181). Friedrich Ebert (1871-1925), Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), wird erster Reichspräsident. Die Verfassung vereinigt das Präsidialprinzip mit Elementen der repräsentativen und direkten Demokratie.

Weimarer Verfassung

Folgende zentrale Verfassungsprinzipien werden beschlossen:

 Volkssouveränität, das heißt die Staatsgewalt geht vom Volk aus

 Gewaltenteilung, also drei Gewalten: Gesetzgebung (Legislative), ausführende Gewalt (Exekutive) und Rechtsprechung (Judikative)

 die Grundrechte, zum Beispiel Schutz der Menschenwürde (Artikel 1)

 freie Entfaltung der Persönlichkeit, Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit, Freiheit der Person (Artikel 2)

 Gleichheit vor dem Gesetz (Artikel 3)

 erstmals die staatsbürgerliche und familienrechtliche Gleichstellung der Frauen

Weiterhin führt die Verfassung Strukturelemente aus deutschen und internationalen demokratischen Traditionen zusammen:

 die repräsentative Demokratie mit einer dem Parlament verantwortlichen Regierung

 die plebiszitäre Demokratie mit Volksabstimmungen (Schweiz)

 die Präsidialdemokratie mit einem starken, direkt gewählten Präsidenten (USA, Frankreich).

Der deutsche Föderalismus bleibt in eingeschränkter Form erhalten:

 die Kompetenzen des Reiches werden erweitert

 das übermächtige Land Preußen bleibt zwar bestehen, aber das Amt des preußischen Ministerpräsidenten wird vom Vorsitz in der Ländervertretung und vom Amt des Reichskanzlers abgekoppelt

 die Bismarcksche Sozialgesetzgebung wird beträchtlich ausgebaut.

Mit dem Präsidialprinzip erhält der Reichspräsident jedoch sehr viel Macht, was sich später verheerend auswirken wird. Er wird direkt vom Volk auf 7 Jahre gewählt. Gegen ein Land, das Gesetze oder die Verfassung ablehnt, kann er gewaltsam vorgehen und Grundrechte außer Kraft setzen. Er darf den Reichstag auflösen. Es ist ihm erlaubt, Kanzler und Minister zu entlassen; nicht zuletzt hat er den Oberbefehl über das Heer – dadurch kann seine Stellung übermächtig und gegenseitige Kontrollen können zunichtegemacht werden, Stichwort Artikel 48: Notverordnungsrecht ( Politik / Gesellschaft: S. 57).

Politische Morde, Hyperinflation – und Goldene Zwanziger Jahre

In den Jahren 1919 und 1923 ist die junge Weimarer Republik ständig in ihrer Existenz bedroht. Eine große Last sind die Friedensbedingungen des Versailler Vertrags ( Versailler Vertrag: S. 38), daher hat die Regierung wenig Geld, muss die Inflation bekämpfen. Links– und rechtsextreme Putschversuche richten sich gegen die Regierung – sie wird von Teilen der Bevölkerung nicht akzeptiert.

Der kommunistische Spartakusaufstand 1919 (Spartakusbund) wird mithilfe von Freikorps blutig niedergeschlagen. 1920 scheitert der von rechtsnationalen Militärs organisierte Kapp-Lüttwitz-Putsch. Politische Morde, zum Beispiel an Matthias Erzberger von der Zentrumspartei und Außenminister Walter Rathenau, überschatten ebenfalls die Republik. 1923 führen die nicht mehr zahlbaren Reparationen und die Ruhrbesetzung – Frankreich und Belgien besetzen 1923 bis 1925 das Ruhrgebiet – zu einer Hyperinflation. Das Geld wird von Tag zu Tag wertloser. Im November 1923 scheitert in München der Hitler-Ludendorff-Putsch: Die Nationalsozialistische Partei Deutschlands (NSDAP) unternimmt einen Putschversuch gegen die bayerische Landesregierung und scheitert.

 Erst die Währungsreform im November 1923 beendet die Inflation: Die Mark wird auf die Rentenmark umgestellt, mit einem Kurs von 1 Billion Mark zu 1 Rentenmark. Zudem stabilisiert der Dawes-Plan die Wirtschaft. Mit dem Plan, initiiert von den Amerikanern, werden die Reparationszahlungen ( Rheinbund 1: S. 7) von der deutschen Wirtschaftskraft abhängig gemacht. Die deutsche Reichsbank erhält dadurch vor allem US-amerikanische Kredite, gerät aber auch unter internationale Kontrolle. Der Plan ist auf Betreiben von Reichskanzler Gustav Stresemann und der USA entstanden. Die Erholung der Wirtschaft ermöglicht ab 1924 eine Phase der relativen Stabilisierung in den Goldenen Zwanziger Jahren.Goldene Zwanziger JahreDie Wirtschaft ist entlastet. Die Gesellschaft löst sich mehr und mehr aus den konservativen Denkmustern des Kaiserreichs. Frauen zeigen sich selbstbewusst in der Öffentlichkeit in Kleidung und Kurzhaarfrisur, etwa mit dem Bubikopf. Die Neue Sachlichkeit ( Bildende Kunst: S. 207) steht im Mittelpunkt der Kunst – die Stilrichtung beginnt unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg mit Hinwendung zu sozialkritischen Themen.Filme werden populär, die Filmindustrie ist im Aufschwung: Schon vor dem Ersten Weltkrieg gab es in Deutschland sehr viele Lichtspielhäuser, in denen Stummfilme gezeigt wurden. Deutschland produziert nun mehr Filme als alle anderen europäischen Staaten zusammen. Der deutsche Film bringt einige große Regisseure hervor, etwa Das Cabinet des Dr. Caligari von Robert Wiene, 1920 oder Metropolis von Fritz Lang, 1927.Gepflegt wird ebenfalls ein von der US-amerikanischen Kultur übernommener freizügiger Lebensstil.

Deutschland wächst in die europäische Staatengemeinschaft

Gustav Stresemann (1878–1929) stimmt eine neue Weise der Außenpolitik an. Er ist Parteivorsitzender der Deutschen Volkspartei (DVP) und von 1923 bis 1929 Außenminister der Weimarer Republik. Zuvor ist er – obwohl auch der Dawes-Plan mit auf ihn zurückgeht – als Reichskanzler gescheitert. Gustav Stresemann versucht Deutschlands internationale Isolierung zu durchbrechen. 1925 verhandelt er mit den europäischen Staatsmännern in Locarno über eine neue internationale Zusammenarbeit. Teilnehmer sind Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen und die Tschechoslowakei. In den Locarno-Verträgen garantieren sich Deutschland, Frankreich und Belgien die Unverletzlichkeit der Westgrenze. Im Falle eines Angriffs sichern Großbritannien und Italien militärische Unterstützung zu.

Des Weiteren einigt sich Deutschland gemeinsam mit Polen und der Tschechoslowakei auf friedliche Dialoge bei Streitigkeiten. Deutschland wird nun als gleichberechtigter Partner in der europäischen Staatengemeinschaft akzeptiert. Es verzichtet somit auf Elsass-Lothringen, während sich Frankreich aus dem Rheinland zurückzieht. Die Verträge von Locarno stehen für friedliche europäische Politik in den 1920er Jahren. 1926 folgt die Aufnahme in den Völkerbund.

 Der Völkerbund, mit Sitz in Genf, nimmt 1920 seine Arbeit auf. Ziel ist es, den Frieden dauerhaft zu sichern – durch schiedsgerichtliche Beilegung internationaler Konflikte, weltweite Abrüstung und ein System der kollektiven Sicherheit. Dem Völkerbund gehören bei Gründung 32 Staaten an, die den Versailler Vertrag ( Versailler Vertrag: S. 38) unterzeichnet hatten, sowie 13 neutrale Staaten. Bis 1937 schließen sich weitere 21 Staaten an, darunter das Deutsche Reich 1926.

Weltwirtschaftskrise – Massenarbeitslosigkeit und poltische Krise

Der wirtschaftliche Aufschwung in der Weimarer Republik erweist sich als nicht wirklich stabil. Das zeigt sich, als die Weltwirtschaftkrise 1929 ausbricht. Eine weitere Zäsur: Politische Persönlichkeiten, die das demokratische System gestärkt hatten, sterben, zum Beispiel Reichspräsident Friedrich Ebert 1925, Gustav Stresemann 1929. Nachfolger von Ebert wird der parteilose Paul von Hindenburg (1847–1934). Der pensionierte 77-Jährige hatte im Ersten Weltkrieg die Oberste Heeresleitung inne. Die Große Koalition zwischen SPD, Zentrum, DDP (Deutsche Demokratische Partei), DVP (Deutsche Volkspartei) und BVP (Bayerische Volkspartei) bricht auseinander.

 Am 25.10.1929 – Schwarzer Freitag – fallen in New York dramatisch die Aktienkurse. Ein anhaltendes Spekulationsfieber hatte bis dahin die Kurse überbewertet. Sparer und Anleger fordern von den Banken ihr Geld zurück. Die wiederum geraten in Liquiditätsschwierigkeiten. Die amerikanischen Banken ziehen nun die kurzfristig vergebenen Kredite aus Europa zurück. Sie beginnen eine Schutzzollpolitik, um den amerikanischen Binnenmarkt zu schützen. 20.000 Güter, zwei Drittel aller Importe, werden von der Einfuhr ausgeschlossen. Die Abschottung des amerikanischen Marktes trifft auch die deutsche Wirtschaft. Das bedeutet das Ende des Aufschwungs, die amerikanischen Absatzmärkte fallen weg, auch Investitionskapital. Die Zahl der Arbeitslosen steigt dramatisch an: an: 1929 auf 1,9 Millionen, 1932 auf fast 6 Millionen. Die Quote von 15,7 % im Jahr 1930 steigt auf 30,8 % im Jahr 1932.

Industrie, Banken und Handel brechen zusammen. Die Massenarbeitslosigkeit führt auch zur politischen Krise. Seit dem Ende der Großen Koalition 1930 lassen sich keine regierungsfähige Mehrheiten mehr bilden. Reichspräsident Hindenburg nutzt das Notverordnungsrecht ( Notverordnungsrecht: S. 43) der Weimarer Verfassung und lässt Präsidialkabinette regieren.

 Mit den Präsidialkabinetten wird die Politik im Reichstag ohne parlamentarische Mehrheit betrieben. Da es keine 5 %-Hürde für kleine Splitterparteien gibt, sind Entscheidungen im Reichstag unmöglich geworden. Gesetzesentwürfe der Reichsregierung benötigen nicht mehr die Zustimmung des Parlaments, sondern werden vom Reichspräsidenten als Notverordnung durchgesetzt. Die Regierung, geführt von Reichskanzler Heinrich Brüning (1885–1970) von der Zentrumspartei, versucht mit einer radikalen Deflationspolitik die wirtschaftlichen Missstände zu beseitigen. Die Politik ist gekennzeichnet von strikten Sparmaßnahmen und staatlich verordneten Lohn- und Preissenkungen.

Niedrige Preise sollen deutsche Produkte auf dem Weltmarkt attraktiv machen und den Export ankurbeln. Das führt zu einer ebenso verheerenden Verwirrung wie zuvor die Hyperinflation. Zudem erhöht sich der Geldwert, die Kaufkraft steigt, wohingegen Sachwerte weniger wert sind. Selbst solide Firmen erscheinen nun als überschuldet und müssen trotz voller Auftragsbücher Insolvenz anmelden.

Weimarer Republik scheitert

Als Reichspräsident Hindenburg dem Kabinett die Unterzeichnung weiterer Notverordnungen verweigert, tritt die Regierung am 30. Mai 1932 zurück. In dieser Phase erzielt die Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (NSDAP) große Wahlerfolge und wird 1932 zur stärksten politischen Kraft. Aufgrund fehlender Alternativen wird Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt. Der Aufstieg des Nationalsozialismus beginnt.

Der verlorene Erste Weltkrieg, der Versailler Vertrag mit den hohen Reparationen und Beschränkungen sowie die Wirtschaftskrise führen zur dauerhaften Instabilität. Die Republik wird von links- und rechtsextremen Putschversuchen bedroht. Demokratie hat sich noch nicht in allen Köpfen manifestiert. Durch das in der Verfassung verankerte Notverordnungsrecht können die Grundrechte leicht ausgesetzt werden. Zudem werden die eigenmächtigen Präsidialkabinette nicht mehr vom Reichstag gestützt. Die von der rechten Propaganda verbreitete Dolchstoßlegende fällt auf fruchtbaren Boden.

 Dolchstoßlegende: Eine Verschwörungstheorie, in der verbreitet wird, dass das deutsche Heer im Ersten Weltkrieg keine Niederlage erlitten hätte. Die Kapitulation hätten oppositionelle vaterlandslose Zivilisten, wie Sozialdemokraten und Sozialisten, im Land, in der Heimat herbeigeführt. Das Land habe quasi einen Dolchstoß von hinten erhalten.

Der Nationalsozialismus

Nachdem Adolf Hitler (1889–1945) 1933 zum Reichskanzler ernannt worden war, baut er mit der NSDAP einen totalitären Führerstaat auf. Antisemitismus und Judenverfolgung gehen in die politische Praxis über. Die nationalsozialistische Ideologie speist sich aus Ideen des 19. Jahrhunderts.

Abstruse Ideologien und aggressiver Nationalismus

Ebenfalls ist die Ideologie eine Abwehr der liberalen und parlamentarischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Der Name Drittes Reich wird seit den 1920er Jahren propagandistisch eingesetzt, um die angestrebte Diktatur in eine Tradition mit dem Heiligen Römischen Reich ( Heiliges Römisches Reich: S. 11) und dem 1871 gegründeten Kaiserreich zu stellen. Ältere Ursprünge des Begriffs liegen im Christentum und sind verknüpft mit einer Heilserwartung. Die nationalsozialistische Propaganda lässt den Begriff wegen seiner christlichen Implikationen schließlich fallen.

 Nationalsozialistische Ideologie: Der Sozialdarwinismus ist eine falsche Schlussfolgerung aus der Theorie von Charles Darwin ( Naturwissenschaft: S. 93) über die Weiterentwicklung der Arten durch Anpassung, anders gesagt durch natürliche Selektion. Die Nazis behaupten, dass sich die jeweils stärkere menschliche Rasse im Kampf durchsetzt. Menschliche Kategorien wie Moral spielen für sie keine Rolle. 1853 stellt Joseph Arthur Gobineau zudem die These auf von der Hierarchie der verschiedenen menschlichen Rassen. Er gilt daher als Begründer des rassistischen Denkens. Houston Stewart Chamberlain stilisiert die Arier, eine indoeuropäische Volksgruppe, zu einem höherwertigen Volk. Sein bekanntestes Werk ist Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts (1899). Es wird zu einem Standardwerk des rassistischen und ideologischen Antisemitismus in Deutschland.Als Arier werden Menschen aus dem indo-iranischen Sprachraum bezeichnet – im heutigen Iran und Nordwesten Indiens. Die dort gesprochene Sprache ist Teil der indogermanischen Sprachfamilie, aus der auch die deutsche Sprache kommt. Die lediglich auf die Sprache bezogene Verwandtz sich die falsche Ansicht, die hellhäutigen Europäer stammen von den Ariern ab, die als Kulturbringer gewirkt hätten.Antijudaismus ist in Europa seit der Spätantike und dem Mittelalter präsent. Der christliche Antijudaismus lehnt Juden vorwiegend aus religiösen Motiven ab, da sie nicht an Jesus Christus glauben. Das setzt sich fort, indem Juden sozial und politisch ausgrenzt werden.Im neuzeitlichen Antisemitismus werden Juden vorwiegend mit biologistischen und pseudowissenschaftlichen Begründungen aus der Gesellschaft ausgrenzt. Im Unterschied zu allgemeiner Fremdenfeindlichkeit wird Antisemitismus mit angeblich unveränderlichen Eigenschaften von Juden begründet. Juden sollen immer Verursacher aller möglichen negativen Fehlentwicklungen und menschengemachten Katastrophen sein.Der Nationalismus der Nationalsozialisten grenzt sich vom marxistischen Internationalismus und vom liberalen Nationalbegriff ab und steigert sich zum Chauvinismus. Das heißt zu einem aggressiven Nationalismus, bei dem sich Angehörige einer Nation gegenüber Menschen anderer Nationen überlegen fühlen und sie abwerten.

All diese Ideologien lenkt der Nationalsozialismus ohne klare Aussage oder Definition in eine aggressive und wirkmächtige Gesinnung.

Aufstieg der Nationalsozialisten mit Schlagtrupps

Adolf Hitler, geboren 1889 in Oberösterreich, kommt nach einem Lazarettaufenthalt 1918 nach München und stößt als Propagandabeauftragter des Heeres auf die Deutsche Arbeiterpartei (DAP). Sie wird später in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannt.

1921 übernimmt Adolf Hitler den Vorsitz der NSDAP. Seine Rhetorik und sein nationaler Radikalismus sprechen ehemalige Soldaten ebenso an wie große Teile der Bevölkerung, die von der Niederlage im Ersten Weltkrieg enttäuscht sind. Mithilfe der von ihm 1921 gegründeten Sturmabteilung (SA) inszeniert Hitler spektakuläre Massenveranstaltungen. Die SA ist eine paramilitärische Kampforganisation und fungiert als Ordnertruppe bei den Versammlungen der Nationalsozialisten. Sie vertreibt politische Gegner mit Gewalt und behindert auf der anderen Seite gegnerische Veranstaltungen.

1923 hat Hitler einen Putschversuch gegen die bayerische Landesregierung in München unternommen, der zwar scheitert, ihn aber weithin bekannt macht. Allerdings schwindet während seiner darauffolgenden Haft die Anhängerschaft der Partei. Was sich nach der Weltwirtschaftkrise ( Weltwirtschaftskrise: S. 42) wieder ändert. Nun erhalten die Pole nationalsozialistische und kommunistische Bewegung starken Zulauf. Die NSDAP erzielt bei der Reichstagswahl 1930 einen bahnbrechenden Wahlerfolg: 18,3 Prozent, mit einem Plus von 15,5. Die Nationalsozialisten sind – nach der SPD mit 24,5 Prozent – zweitstärkste Partei im Reichstag, vor allem erhalten sie immer mehr Zustimmung in der breiten Volksmasse.

1932 unterliegt Hitler bei der Wahl zum Reichspräsidenten dem amtierenden Hindenburg. Bei der darauffolgenden Reichstagswahl allerdings verdoppelt die NSDAP ihre Mandate und wird zur stärksten Fraktion im Reichstag. Eine angetragene Regierungsbeteiligung lehnt Hitler ab. Im November 1932 ist eine weitere Wahl erforderlich, da der Reichstag aufgelöst worden ist. Dieses Mal verliert die NSDAP 2 Millionen Stimmen. Hier hätte es noch eine Wende geben können. Doch es kommt keine parlamentarische Regierung zustande. Auch die Politik des neuen Reichskanzlers Kurt von Schleicher, der nur kurz amtiert, ist glücklos. So wird Hitler von den Konservativen die Ernennung zum Reichskanzler angetragen.

 Anhängerschaft der NSDAP: Vor 1929 gibt es keine homogene Wählerschaft. Das ändert sich nach der Weltwirtschaftkrise ( Weltwirtschaftskrise: S. 42). Anhänger kommen nun auch aus dem mittelständischen Kleinbürgertum – Angestellte, Kaufleute, Handwerker. Nach 1930 schließen sich Arbeiter und Bauern an sowie Industrielle und Aristokraten. Ab 1933 wählen verstärkt Frauen die Nationalsozialisten. Aus der Jugend kommt ebenfalls eine große Anhängerschaft. Denn viele sind misstrauisch gegenüber Demokratie und Parlament.

Hitler gibt vor, dass seine Politik legal, demokratisch sei. Auch in den ersten Jahren der Diktatur hat es den Anschein, als halte er sich an Gesetze, Abkommen und die Verfassung. Doch bereits das Ermächtigungsgesetz 1933 kommt nicht legal zustande, denn die kommunistischen Abgeordneten können an der Abstimmung nicht teilnehmen – sie wurden im Vorfeld verhaftet. Verheerende Folgen hat auch der Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933. Für die Brandstiftung wird der Linksextremist Marinus van der Lubbe verantwortlich gemacht. Den Brand nutzen die Nationalsozialisten, um die Verfolgung politischer Gegner zu legalisieren.

Machtübernahme Hitlers – Bürgerliche bedroht und eingeschüchtert

Dem Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich wird am 23. März 1933 mit einer Zweidrittelmehrheit vom Reichstag zugestimmt. Ausschlaggebend sind die Stimmen des Zentrums und der bürgerlichen Parteien – sie beugen sich der Einschüchterung: Viele Abgeordnete hatten persönliche Drohungen erhalten, die kommunistischen Abgeordneten wurden verhaftet. Im Sitzungssaal marschieren SA- und SS-Männer auf. Durch das Ermächtigungsgesetz entmachtet sich der Reichstag selbst. Gesetze können nun von der Regierung ohne parlamentarische Zustimmung durchgesetzt werden. Auch können sie von der Verfassung abweichen. Die Demokratie ist außer Kraft gesetzt.

 Nun beginnt die nationalsozialistische Gleichschaltung. Alle Bereiche des öffentlichen Lebens werden von der Ideologie durchdrungen. Presse, Film und Literatur streng zensiert, Jugendliche in NS-Massenorganisationen eingegliedert. Für politische Gegner werden Konzentrationslager errichtet. Durch die Gleichschaltung der Länder wird Deutschland zu einem zentralistischen Staatsgebilde.

In der Folgezeit zerschlagen die Nationalsozialisten die Gewerkschaften und verbieten per Gesetz alle anderen Parteien. Innenminister Hermann Göring (1893–1946) legalisiert die Ermordung politischer Gegner und richtet eine Hilfspolizei ein, die aus Anhängern der SS (Schutzstaffel), SA und Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten besteht. Die SS ist schon 1925 von Hitler als persönliche Leib- und Prügelgarde in München gegründet worden. Ab 1934 ist sie verantwortlich für Betrieb und Verwaltung von Konzentrationslagern und ab 1941 von Vernichtungslagern.

Die Polizei ist politisches Instrument der NSDAP. Mit der Einrichtung des Amtes Reichsführer SS – bekleidet von Heinrich Himmler (1900–1945) – und der Gestapo (Geheime Staatspolizei) werden politische Gegner verfolgt. Sondergerichte setzen die Gleichheit vor dem Gesetz außer Kraft. Zu den Massenorganisationen, in die jeder Deutsche eingebunden werden soll, gehören etwa Hitler-Jugend, Bund deutscher Mädel, NS-Frauenschaft und Kraft durch Freude. Lehrpläne werden im Sinne der NS-Ideologie umgeschrieben, verdächtige Lehrer und Professoren aus ihrem Dienst entlassen. Bis Mai 1945 bleibt das Ermächtigungsgesetz rechtliche Grundlage der deutschen Politik.

 Röhm-Putsch: Mitte 1934 haben Hitler und die NSDAP nahezu den kompletten Staatsapparat unter Kontrolle. Es gibt nur einen ernstzunehmenden innenpolitischen Gegner: Ernst Röhm, Führer der SA. Röhm will mehr politischen Einfluss und die SA zur Volksmiliz, also zu einem paramilitärischen Verband ausbauen. Hitler lässt daraufhin die gesamte SA-Führung ermorden.

Nach dem Tod von Reichspräsident Hindenburg 1934 übernimmt Hitler neben dem Amt des Reichskanzlers auch das des Reichspräsidenten und wird zudem Oberbefehlshaber der Reichswehr.

 Der Antisemitismus ( Antisemitismus: S. 49) wird ab 1933 politische Praxis. Juden werden entrechtet, ausgegrenzt und zur Emigration bewegt. Sie werden von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. Die 1935 verabschiedeten Nürnberger Rassengesetze entziehen ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft, Ehen mit Nicht-Juden werden ihnen verboten. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 erreicht die Judenverfolgung eine neue Dimension der Gewalt. Truppen von SA und SS stürmen jüdische Geschäfte und setzen Synagogen in Brand. Vorwand ist die Ermordung eines deutschen Botschafters in Paris durch den Juden Herschel Grynszpan, der gegen die Deportierung polnischer Juden nach Polen protestiert hat.Im Zweiten Weltkrieg organisieren die Nazis die systematische Vernichtung der europäischen Juden – den Holocaust.

Außenpolitik Hitlers – Vertreibung unerwünschter Bevölkerung

Zu Hitlers außenpolitischen Zielen gehören die Revision des Versailler Vertrags ( Versailler Vertrag: S. 38) und die Eroberung von Lebensraum im Osten. Bei Letzterem geht es um die Besiedlung von Gebieten außerhalb Deutschlands, wobei „rassisch unerwünschte“ Bevölkerung aus den eroberten Gebieten vertrieben, germanisiert oder wirtschaftlich ausgebeutet werden soll.

Für seine außenpolitischen Ziele setzt Hitler bestehende Verträge außer Kraft, neben dem Versailler Vertrag auch die Locarno-Verträge ( Locarno-Verträge: S. 41). Er lässt 1935 die Wehrpflicht einführen, was nach dem Versailler Vertrag streng verboten ist, und beginnt mit der geheimen militärischen Aufrüstung. 1936 stellt er das entmilitarisierte Rheinland – das Ruhrgebiet hat große Bedeutung für die Rüstungspolitik – unter deutsche Kontrolle, das verstößt ebenfalls gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrages.

Zwei Jahre später folgt der Anschluss Österreichs. Hitlers Truppen marschieren in Österreich ein und stoßen auf keinen Widerstand. Er verkündet in Wien den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und lässt sich das in einer zweifelhaften Volksabstimmung von der Bevölkerung bestätigen.

 Mit dem Münchner Abkommen gewähren Frankreich und Großbritannien 1938 die Eingliederung des Sudetenlandes. Das Sudetenland ist ein Teil der Tschechoslowakei, dessen Bevölkerung größtenteils deutschsprachig ist. Wobei die britisch-französische Zustimmung eine Beschwichtigungspolitik gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland darstellt. Hitler setzt zunehmend auf Expansion. Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg.

Nationalsozialistische Wirtschaftspolitik – Aufrüstung und Abschottung

Die Ziele der Wirtschaftspolitik sind in erster Linie: Aufrüstung der Wehrmacht, Vollbeschäftigung und wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Ausland. Mittel sind Wirtschaftslenkung, Marktkontrolle und – sogenannte Betriebsgemeinschaften.

Betriebsgemeinschaft umfasst im Nationalsozialismus alle Tätigen in einem Betrieb, einschließlich Führungskräfte und Unternehmer Damit soll das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Gefolgschaft (Belegschaft) und Betriebsführer gestärkt werden. Gesehen wird die Betriebsgemeinschaft auch als Vorstufe der Volksgemeinschaft.

Hitler kann sich auf wichtige Vertreter der Großindustrie stützen. Niedriglöhne werden gezahlt. Staatliche Rüstungsaufträge, aufwendige nationalsozialistische Bauten, die Autobahnen sind sozusagen Konjunkturprogramme. Arbeitsbeschaffungsprogramm ist ebenfalls der Reichsarbeitsdienst – eine Dienstpflicht für alle.

Aus Sicht der Bevölkerung ist die Wirtschaftspolitik erfolgreich. Ab 1937 herrscht Vollbeschäftigung, das Niveau der Reallöhne ( Wirtschaft: S. 147) von 1928 wird 1937 erstmals leicht überschritten. In der Folge allerdings entsteht wirtschaftlicher Aufschwung gerade wegen niedriger Reallöhne. Freizeitprogramme wie Kraft durch Freude, durch zinslose Darlehen geförderte Eheschließungen, Zuschüsse bei Geburten nähren die Legende, Hitler beseitige wirtschaftliche und gesellschaftliche Not.

Propaganda – Vereinheitlichung von Sprache und Kultur

Mithilfe (damals) moderner Kommunikationstechnik wie dem Rundfunk und spektakulären Großveranstaltungen erreichen die Nationalsozialisten die ganze Bevölkerung. 1933 wird das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda etabliert, geleitet von Joseph Goebbels (1897–1945).

Das Ministerium passt das Kulturleben und die Medien an die NS-Ideologie an: Mit täglichen Reichspressekonferenzen und Repressalien gegenüber Kritikern erzwingt Goebbels eine gemeinsame Sprachregelung und die Themen, über die berichtet wird, werden vereinheitlicht. Das gilt auch für die Zeitungen. Alle Bereiche künstlerischen Schaffens werden zusammengeschlossen: Film, Literatur, Musik, Presse, Rundfunk.

Konzentrationslager und Holocaust – fabrikmäßige Vernichtung

Die Konzentrationslager im Nationalsozialismus sind eines der wichtigsten Instrumente, um Gegner auszuschalten und zu vernichten. Auf Basis der Schutzhaft, die ohne richterliche Anordnung verhängt werden kann, werden angebliche Gegner inhaftiert. Das erste Konzentrationslager entsteht 1933 in Dachau. Die Häftlinge werden nach Kategorien unterteilt: neben „Asozialen“ und „Arbeitsscheuen“ werden Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Juden, Sinti und Roma, herkömmliche Straftäter und politische Gegner sowie Menschen aus besetzten Ländern untergebracht. Die Gefangenen werden mit Drill, schlechter Ernährung, Schikane des Personals kleingehalten. Die Nationalsozialisten errichten ein unbegreifliches Terrorsystem, durch unmenschliche Behandlung, willkürliche Ermordung, Exekutionen. Ab 1938 werden die Häftlinge zu Zwangsarbeiten herangezogen, später auch für Rüstungsobjekte. Millionen von Menschen finden ab 1943 in den Vernichtungslagern den Tod, durch Erschießen oder – fabrikmäßig – in Gaskammern.

 Holocaust: Mit Ausbruch des Krieges 1939 fallen die letzten Hemmschwellen im nationalsozialistischen Terrorregime. Zudem beherrschen die Nationalsozialisten große Teile des europäischen Kontinents. Wobei die eroberten Länder nach Juden durchkämmt werden. In Polen errichten die Nazis Ghettos. Hitler hat in einer Rede 1939 gedroht, bei Ausbruch eines Krieges verfolge er „die Vernichtung der jüdischen Rasse“.1941 beginnt Reinhard Heydrich, Stellvertreter Heinrich Himmlers, mit der Planung für die „Gesamtlösung der Judenfrage im deutschen Einflussgebiet in Europa“. Himmler ist zwischenzeitlich zum Reichsinnenminister und Befehlshaber von Teilen des Heeres aufgerückt. Das Giftgas Zyklon B, später eingesetzt für die Vernichtungsmaschinerie, wird an sowjetischen Kriegsgefangenen getestet. Im polnischen Konzentrationslager Chelmno (Kulmhof) hat bereits 1939 die systematische Vernichtung der Juden begonnen.Auf der Wannsee-Konferenz 1942 wird unter der Leitung Heydrichs die „Ausrottung des europäischen Judentums“ vorbereitet. Allein in den Vernichtungslagern Auschwitz, Birkenau, Sobibor, Belzek, Majdanek, Treblinka, Chelmno ermorden die Nationalsozialisten etwa 4 Millionen Juden. Insgesamt sind es fast 6 Millionen. Ein Vernichtungsprogramm, das neben der sofortigen Vergasung als arbeitsunfähig eingestufter Menschen, die „Vernichtung durch Arbeit“, unmenschliche Behandlung und medizinische Versuche beinhaltet. Eine industrielle Tötungsmaschinerie, die in der Geschichte ihresgleichen sucht.

Widerstand im Nationalsozialismus: Intellektuelle, Kirche, Militär

Einen geschlossenen Widerstand gibt es nicht; die Widerstandsbewegung umfasst hingegen unterschiedliche gesellschaftliche Gruppierungen: Jugendliche, Schüler, Studierende, auch Teile der Kirche, Bürgertum, Militär sowie SPD und KPD.

In München bildet sich 1941 ein Kreis von Studierenden: die Weiße Rose. Die Studenten um die Geschwister Hans und Sophie Scholl und Professor Kurt Huber wenden sich gegen Inhumanität und die Kriegspolitik. Die Gruppe sieht sich als Teil der europäischen Zivilisation und greift auf sozialistische Ideen zurück. Beim Verteilen von Flugblättern werden sie entdeckt und zum Tode verurteilt.

In der evangelischen Kirche widersetzen sich Dietrich Bonhoeffer und Martin Niemöller, in der katholischen sind es Augustin Rösch, Theophil Wurm und Clemens Graf von Galen.

Die aufsehenerregendste militärische Aktion ist der Anschlag auf Hitler vom 20. Juli 1944, ausgeführt von Graf Schenk von Stauffenberg (1907–1944), mitgetragen vom Kreisauer Kreis. Der Bombenanschlag misslingt, weitere Umsturzpläne scheitern. Tausende von Verschwörern werden verhaftet und hingerichtet.

Der Zweite Weltkrieg

Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg. Hitler und Josef Stalin (1878–1953), Führer der Sowjetunion, haben einen Nichtangriffspakt geschlossen. Insgeheim ist verabredet worden, Polen zwischen Deutschland und Russland aufzuteilen. Nach außen stellt Hitler den Angriff als Verteidigung dar, gegen eine vorgetäuschte polnische Offensive.

Hitler besetzt im April 1940 Norwegen und Dänemark. Im Mai beginnt die deutsche Wehrmacht einen Blitzkrieg gegen Frankreich. Frankreich kapituliert, der nördliche Teil wird besetzt. Der Süden wird dem Vichy-Regime unterstellt, das heißt der im Süden eingesetzten Regierung, die mit dem Deutschen Reich kooperiert. Im Sommer 1940 setzt die Luftoffensive auf England ein. Die geplante Invasion Großbritanniens scheitert, da die Briten in der Luftschlacht überlegen sind.

Nach der deutschen Expansion in Nordafrika, insbesondere Libyen, und auf dem Balkan startet die Wehrmacht 1941 das Unternehmen Barbarossa.

 Unternehmen Barbarossa: Das ist der Deckname für den Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. Der deutsch-sowjetische Krieg beginnt. Den Angriff auf die Sowjetunion hat Hitler nach dem Sieg über Frankreich 1940 ins Auge gefasst. Das Ziel ist ein rassistischer Vernichtungskrieg zur Zerstörung des „jüdischen Bolschewismus“. Der europäische Teil der Sowjetunion soll erobert, Führungskräfte ermordet und das Gros der Zivilbevölkerung unterworfen werden. Mit dem Hungerplan bei der Belagerung Leningrads wird der Hungertod von Millionen Kriegsgefangener und Zivilisten beabsichtigt. Nach großangelegten Vertreibungen sollen die eroberten Gebiete germanisiert werden.

Im September 1941 beginnt die Belagerung von Leningrad. Die Bevölkerung ist fünf Monate von der Außenwelt abgeschnitten; sie wird ausgehungert. Einen Monat später befiehlt Hitler den Angriff auf Moskau. Dieser Plan scheitert jedoch an widrigem Wetter: Durch die herbstliche Regenzeit bildet sich Schlamm, der den Transport der Fahrzeuge behindert. Der Winter bricht früher als erwartet ein. Ende 1941 wird die Wehrmacht von der Roten Armee in die Defensive gedrängt. Das setzt sich in der Schlacht von Stalingrad 1942/43 fort – sie ist einer der Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs.

 Landung in der Normandie: Im Dezember 1941 erklären die USA ihren Eintritt in den Weltkrieg. Mit Großbritannien und der Sowjetunion vereinbaren sie, die Alliierten, eine Anti-Hitler-Koalition. Im September 1943 kapituliert Italien gegenüber den Alliierten und scheidet als Verbündeter des Deutschen Reiches aus. Am 6. Juni 1944 landen alliierte Streitkräfte in der Normandie. Das Deutsche Reich wird nun von Westen und Osten in die Defensive gedrängt. Auf der Konferenz von Jalta verhandeln Josef Stalin, Franklin D. Roosevelt, Präsident der USA, und Winston Churchill, Premierminister von Großbritannien, über das weitere militärische Vorgehen und die politische Zukunft Deutschlands.

Seit 1942 werden viele deutsche Städte von den alliierten Luftstreitkräften bombardiert. Am 5. März 1945 besetzen die Alliierten das linksrheinische Gebiet und dringen weiter vor. Der Osten wird von der Roten Armee erobert.

Aufgrund der aussichtslosen Lage verübt Adolf Hitler am 30. April 1945 Selbstmord. Am 8. Mai erfolgt die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht. Knapp 65 Millionen Menschen sind dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen.

Deutschland wird nun in vier Besatzungszonen aufgeteilt.

1 https://www.echo-online.de/panorama/leben-und-wissen/gang-nach-canossa_18903490

2 https://www.dreissigjähriger-krieg.de/fenstersturz.html

3 Matthiesen, Wilhelm: Geschichte. Pocket Teacher Abi, Mannheim: Cornelsen Verlag, 2011, Seite 120.

4 https://www.hanisauland.de/lexikon/i/imperialismus.html

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