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Brigitte Hieronimus. Mut zum Lebenswandel
Vorwort
Lebensstufe. Alter: Ansichten, Möglichkeiten. und. Perspektiven. zur. persönlichen. Weiterentwicklung
Grundlagen. der Biografiearbeit
Gebrauchsanweisung. für das Buch
Mut. zum. Lebenswandel
Biografische Lebensmuster. entschlüsseln
Dem Leben. ein neues Gewand. schenken
Kraftquelle. biografisches Schreiben
Freude ist. der beste Dünger
Im Sturzflug flügge
Themen. der verschiedenen. Lebensstufen. und ihre. Bedeutung. für das heutige. Leben. In den Jahren von. der Geburt bis 21 Jahre
Biografische Fragen
In den Jahren. zwischen 22 und 42
Biografische Fragen
In den Jahren
Biografische Fragen
In den Jahren. zwischen 64 und 84
Biografische Fragen
Freudenbiografien. Margret, 72 Jahre
Paul, 77 Jahre
Die Biografie-Parabel
Wir über uns
Danksagung
Quellen
Отрывок из книги
Brigitte Hieronimus
mit Hermann Galle
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Marianne ist Anfang 40, geschieden und hat einen erwachsenen Sohn. Sie bittet um einen Beratungstermin, da sie seit einiger Zeit unter Schlafstörungen und Alpträumen leidet. Die Ärzte können ihr nicht weiterhelfen, wollen ihr deshalb Medikamente verschreiben, was sie aber ablehne, wie sie mir mitteilt. Sie sei daran interessiert, den Grund für ihre Symptome herauszufinden. Als sie zu mir in die Beratungspraxis kommt, wirkt sie stabil und aufgeschlossen; ich frage sie nach ihren derzeitigen Lebensumständen und wann die Alpträume begonnen haben. Sie berichtet, dass sie nach ihrer Scheidung vor einigen Jahren den Entschluss gefasst hat, sich politisch zu engagieren: Erst vor Kurzem sei sie Parteimitglied einer linksausgerichteten Partei geworden. Während der Scheidung steckte ihr Sohn mitten in der Pubertät; das war eine anstrengende Zeit für sie und ihn, da er den Kontakt zum Vater verweigerte. Viele Konflikte musste sie mit ihrem Sohn austragen, denen sie sich aber sehr oft nicht gewachsen fühlte. Dennoch, so betont Marianne, sei es eine wichtige Zeit mit ihm gewesen, zumal sie seine Kämpfernatur zu schätzen gelernt habe. Seit der Sohn eine Ausbildung macht und ausgezogen ist, geht es ihr recht gut, doch sie vermisste die guten Gespräche und politischen Auseinandersetzungen mit ihm. Vor einigen Monaten nun habe sich ihr Sohn nach längerer Abstinenz bei ihr gemeldet mit der Nachricht, dass er Vater wird. Das sei ein Schock für sie gewesen; schließlich sei ihr Sohn erst Anfang Zwanzig und gerade erst mit der Ausbildung fertig. Seitdem schlafe sie keine Nacht mehr durch, träume wirres Zeug und erwache schweißgebadet.
„Wie alt waren Sie, als Sie Mutter wurden?“, frage ich. „Und wie war das Verhältnis zu Ihren Eltern damals?“ Ich erfahre, dass Marianne ebenfalls 20 Jahre alt war und dass die Eltern sich gerade trennten. Die Mutter habe sie immer vor Männern gewarnt und kein gutes Haar an ihnen gelassen. Ich frage Marianne nach dem Jahrgang und der Kindheit ihrer Mutter: Als 10-Jährige war Mariannes Mutter mit ihrer eigenen Mutter und ihren beiden jüngeren Schwestern auf der Flucht. Monatelang fuhren sie eingepfercht in Viehwaggons durch die Lande, ohne zu wissen wohin. Manchmal blieb der Zug einfach stehen, und sie mussten bei bitterer Kälte aussteigen, durften weder miteinander reden, noch ihre Notdurft verrichten. Oft litten sie Hunger. Marianne erinnert sich, dass ihre Mutter ihr häufig erzählte, wie sie sich über die Großmutter habe werfen müssen, wenn Soldaten die Züge durchsuchten. Die Mädchen sollten dann ganz laut schreien, damit die Männer sie in Ruhe ließen. Heute wisse sie, sagt Marianne, dass die Mutter aufgrund dieser traumatischen Erfahrung ein männliches Feindbild aufgebaut habe, das sich durch ihr gesamtes Leben zog. Marianne berichtet weiter, dass ihre Mutter als Kind einen strengen Vater erlebt habe, als dieser aus dem Krieg zurückkam, und Angst vor ihm hatte, wenn er trank. Die Ehe ihrer Eltern, so Marianne, sei von Streit geprägt gewesen. „Ständig warf meine Mutter meinem Vater vor, er würde sie unterdrücken und kleinhalten, unternahm aber nichts, um sich eine Arbeit zu suchen.“ Marianne wurde in den Ehekrieg hineingezogen, indem ihre Mutter von ihr verlangte, zu ihr zu halten. Als Marianne älter wurde, durchschaute sie das Verhalten ihrer Mutter und zog sich emotional zurück.
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