Читать книгу Austreibung des triumphierenden Tieres - Bruno Giordano - Страница 3

Einleitung.

Оглавление

Giordano Bruno ist sowohl in seinen Schicksalen wie in seinen Schriften ein getreues Spiegelbild der unruhigen gärenden Zeit, in die sein Leben fiel: der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. Er ist einer der Hauptvertreter des Kampfes um die Freiheit der Forschung gegen die absoluten Herrschaftsansprüche der Kirche; durch die Standhaftigkeit, mit der er für seine Überzeugung den Feuertod erlitt, hat er ebensoviel wie durch seine wissenschaftlichen Leistungen zur endgiltigen Überwindung der allen Fortschritt hemmenden hierarchischen Tendenzen beigetragen. Von dem Studium der Pythagoreer, der Eleaten, Platons und der Neuplatoniker ausgehend, gelangte er der im Scholastizismus erstarrten aristotelischen Philosophie gegenüber zu selbstständigen Anschauungen, die sich zunächst in seiner Weiterbildung der kopernikanischen Lehre äußerten. Kopernikus hatte nur umwälzend in betreff der Verhältnisse unseres Sonnensystems gewirkt, aber an der Vorstellung des krystallenen Fixsterngewölbes festgehalten. Hier setzte Bruno ein, indem er lehrte (in seinem Lehrgedicht De immenso et innumerabilibus), daß das Weltall unendlich sei und man sich überall in seinem Mittelpunkte befinde; die Fixsterne seien Sonnen, ebenfalls von Planeten umgeben, die aber ihrer Kleinheit und Lichtschwäche wegen nicht sichtbar seien. So schuf Bruno die kopernikanische Lehre vom Sonnensystem zu der vom allgemeinen Weltsystem um, so daß unsere heutige Anschauung von dem Weltall auf ihn zurückgeht.

Philosophisch bildete Bruno seine Lehre weiter dahin aus, daß er in pantheistischem Sinne das Vorhandensein einer einzigen Substanz annahm, die er mit Gott identifizierte und die nach ihm wohl verschiedene Erscheinungsformen annimmt, aber an sich keiner Veränderung unterworfen ist; die Entwickelung vollzieht sich nur in den Einzeldingen; alle Gegensätze lösen sich auf in der Harmonie des Ganzen. So führt die Entwickelung auf Gott als ihren Endzweck zurück, wie sie von ihm als ihrer ersten Ursache ausgeht. – Mit diesen seinen Anschauungen hat Bruno mächtig auf die Nachwelt eingewirkt: Descartes, Spinoza, Leibniz, Berkeley, Hegel, Schelling erinnern in einzelnen Teilen ihrer Lehrgebäude deutlich an Gedanken Giordano Brunos, namentlich aber knüpft der naturwissenschaftliche »Monismus« unserer Tage, dessen Hauptvertreter Haeckel ist, an Brunos Lehre von der einen Substanz an.

Geboren im Jahre 1548 zu Nola, trat Bruno nach einer an Entbehrungen reichen Kindheit 1563 bei den Dominikanern ein, die damals ebenso wie ihre Nebenbuhler, die Franziskaner, gern junge Leute von Begabung zum Eintritt in ihren Orden veranlaßten. Aber bald sollte er Anstoß bei den frommen Patres erregen; er fing an, die kirchlichen Dogmen zu bezweifeln und anzugreifen. Bruno selbst sagt später über diese Zeit seines Lebens: »Nachdem ich mich lange mit der Literatur, der Poesie beschäftigt hatte, wandte ich mich der Philosophie, der freien Forschung zu, und zwar unter der Leitung meiner Obern und Richter selbst. Unter dem beherrschenden Einflusse ihrer Eifersucht, ihrer Unwissenheit, ihrer Bosheit wollten sie mich unter das Joch einer elenden, stumpfsinnigen Heuchelei beugen.«

Die Lehre der Dominikaner stützte sich auf zwei Männer, Aristoteles und Thomas von Aquino. Besonders das Ansehen des letzteren hatte sich in den Kreisen gehoben, die, streng am Katholizismus festhaltend, doch von der Notwendigkeit einer inneren Umkehr und Erneuerung ihrer Kirche durchdrungen waren und die mit seiner Hilfe die Ketzerei am ehesten überwinden zu können hofften. Aber der Zweifel ließ sich nicht mehr bannen, ja er wurde vielleicht durch die Diskussionen verstärkt, da das, was durch Gründe verteidigt werden muß, auch durch Gegengründe widerlegt werden kann. Dazu kam, daß der deutsche protestantische Geist sich auch in Italien verbreitet hatte: italienische Studenten besuchten deutsche Hochschulen, deutsche Landsknechte überschwemmten Italien. Auch hatte sich das Königtum Neapel schon früh der Ketzerei geöffnet; waldensische Familien hatten Aufnahme gefunden, und einheimische Gelehrte waren über den Protestantismus hinausgegangen, indem sie auf den Arianismus zurückgriffen und den Sozinianismus begünstigten, so daß sogar die Wittenberger ganz entsetzt darüber waren und Melanchthon dem Platonismus die Schuld an diesen Verirrungen beimaß.

Bruno stand also unter dem Einfluß einer allgemeinen Geistesströmung, als er seine Angriffe gegen die kirchlichen Lehren unternahm, die ihm mehrfache harte Klosterstrafen zuzogen, bis er endlich im Jahre 1576 die Fesseln seines Standes von sich warf und aus Italien floh. In einem Sonett spricht er von den Ketten und dem Kerker, catene e prigioni, denen er nun glücklich entronnen sei; es ist möglich, daß er darunter nicht nur die Unfreiheit des Mönchslebens, sondern ein wirkliches Gefängnis versteht. Trotzdem wurde ihm der Entschluß schwer.

»Ich gehe,« sagte er selbst, »mit Trauer und Schmerz von hier; aber ich hoffe, daß die Zeit den Haß und Zorn meiner Gegner, dem ich nicht zu trotzen wage, mildern wird. Wie der verlorene Sohn werde ich zurückkommen, ich werde unter das väterliche Dach zurückkehren; ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.«

Zunächst begab er sich nach Genf, das damals die Zuflucht aller Verfolgten war. – Beza nennt die Stadt »Hort und Schutz aller armen Kinder Gottes, die in Frankreich, Italien, Spanien, England oder anderwärts Ungemach erlitten haben,« während sie von katholischer Seite »die Kloake der Gottlosigkeit und Irreligiosität, der Sammelpunkt aller Flüchtlinge und Bösewichte der Christenheit« genannt wurde.

Unter den Genfer Calvinisten herrschte damals dieselbe fanatische Unduldsamkeit wie in der katholischen Kirche, waren doch unter Calvins Regiment allein in den Jahren 1542–1546 58 Personen – 30 Männer, 28 Frauen – wegen »Irrglaubens« hingerichtet, und noch 1553 wurde der berühmte Arzt Michael Servet wegen seiner Angriffe auf die Lehre von der Dreieinigkeit verbrannt – ein Verfahren, das sogar die Billigung des »milden« Melanchthon erhielt – und so fand sich auch Bruno bald vor die Wahl gestellt, entweder zum Calvinismus überzutreten oder die Stadt zu verlassen. Er wählte das letztere, da er, der soeben ein Joch abgeworfen, dieses nicht sofort mit einem anderen ebenso drückenden vertauschen wollte. Er begab sich über Lyon und Toulouse nach Paris. Lyon war der alte Sitz der Waldenser gewesen; die letzten waren 1566 von den Jesuiten vertrieben worden; aber es befand sich hier eine kleine Gesellschaft von Freigeistern, »eine sehr gefährliche Sekte,« sagte Castelnau in seinen Memoiren, »deren Glaube und Lehre nicht gebilligt werden konnten.« In ihr verkehrte wahrscheinlich Bruno, sah sich aber bald genötigt, auch diese Stadt zu verlassen. Er begab sich von hier nach Toulouse, dessen Ruhm damals auf seiner Juristenschule beruhte. Daneben war es der Hauptort der Inquisition in Frankreich und Sitz der erbarmungslosesten Unduldsamkeit. Hier war daher Brunos Bleiben auch nicht, wenn er nicht das Schicksal erleiden wollte, das seinen Gesinnungsgenossen Vanini 37 Jahre später ereilte, daß ihm »die Zunge ausgeschnitten, der Leib in das Feuer und die Seele in die Hölle gestürzt wurde.« Von Toulouse ging er nach Paris. Als er sich der Stadt näherte, bemerkte er mit Schauder die Wirkungen des »gallico furore«‚ der sich im Verlaufe der Religionskriege über das blühende Land verbreitet hatte. Aber auch abgesehen von dem religiösen Zwiespalt waren die wissenschaftlichen Kreise von Paris in sich durch die erbitterten Streitigkeiten gespalten, die hier ebenso wie in Italien die Gemüter in Aufregung versetzten; auch hier lag der Geist des Mittelalters im leidenschaftlichsten Kampfe gegen die neuere Richtung, die das Prinzip der Renaissance, die Befreiung des einzelnen von den Fesseln der Überlieferung, auf ihre Fahne geschrieben hatte. Bald nach seiner Ankunft suchte Bruno um die Erlaubnis nach, an der Universität Vorlesungen über Philosophie halten zu dürfen; sie wurde ihm erteilt, und er wäre sogar unter die ordentlichen Professoren aufgenommen worden, wenn er sich hätte entschließen können, die Messe zu hören. Nichtsdestoweniger wagte man nicht ihn wiederum zu vertreiben, einmal weil die studierende Jugend leidenschaftlich für ihn Partei ergriff und weil er sich andererseits der besonderen Gunst des Königs Heinrich III. zu erfreuen hatte. Doch der Wiederausbruch der religiösen Unruhen trieb Bruno 1583 fort über den Kanal nach London. Der Aufenthalt in England war für Bruno höchst angenehm, da die Königin Elisabeth die Italiener begünstigte, wo sie nur konnte. Auch hier blieb er jedoch nur zwei Jahre, dann ging er wieder nach Frankreich zurück und nach einjährigem Aufenthalt nach Deutschland, und zwar zunächst nach Marburg. Als ihm das Halten von Vorlesungen verboten wurde, begab er sich nach Wittenberg, wo er von 1586–1588 lehrte. Hier herrschte damals noch der milde, duldsame Geist Melanchthons, der auch Bruno eine segensreiche Tätigkeit möglich machte.

»Ihr habt mich nicht nach meinem Glauben gefragt, als ihr mich aufnahmt«, redet er die Professoren der Universität einmal an; »ihr habt mir gestattet, einfach als Freund der Weisheit, als Liebhaber der Musen zu leben; ihr habt mir nicht verwehrt, offen Ansichten auszusprechen, die den euren zuwiderlaufen... Obgleich bei euch die Philosophie weder Zweck noch Mittel ist, obgleich eure strenge, reine, einfache Frömmigkeit euch an der alten Physik und Mathematik festhalten läßt, habe ich doch ein neues System lehren dürfen. Weit entfernt, die Denkfreiheit zu beschränken und euren Ruf der Gastlichkeit zu schmälern, habt ihr den Reisenden, den Fremdling, den Geächteten als Freund, als Mitbürger aufgenommen.«

Bei seinem Abschiede hielt er eine glänzende Lobrede auf Luther, den er mit Herkules vergleicht, da er allein dem Papsttum, »dieser reißenden Bestie«, entgegenzutreten den Mut gehabt habe.

Während der folgenden Jahre treffen wir den ruhelosen Mann in Prag, Helmstedt, Frankfurt a. M., Zürich, überall lehrend‚ nach kurzer Rast aber seinen Wanderstab weitersetzend. 1592 wurde er durch einen reichen und hochgestellten Venezianer, Mocenigo, der sich von ihm in der Magie unterweisen lassen wollte, nach Venedig berufen. Bald entstanden jedoch zwischen Lehrer und Schüler Mißhelligkeiten‚ die in offene Feindseligkeit ausarteten, und das Ende war, daß Mocenigo ihn bei der Inquisition anzeigte. Bruno wurde verhaftet und 1593 nach Rom ausgeliefert, wo er sieben Jahre lang in den unterirdischen Kerkern der Inquisition schmachtete. Am 9. Februar 1600 wurde er wegen Abfalls und hartnäckiger Ketzerei verurteilt, feierlich exkommuniziert, der Priesterwürde entkleidet und sodann der weltlichen Macht übergeben, die »ihn so gelinde wie möglich und ohne Blutvergießen« bestrafen sollte.

Er sprach nur das eine Wort, während er sich stolz aufrichtete: »Ihr sprecht mir vielleicht mit größerer Furcht das Urteil, als ich es empfange (majori cum timore sententiam in me fertis, quam ego accipiam).«

Acht Tage wurden ihm noch bewilligt zur Beichte seiner Sünden. Aber er hatte nichts zu beichten. Am 17. Februar wurde er auf dem Campo dei Fiori verbrannt und seine Asche in alle Winde zerstreut, »damit nichts von ihm auf der Erde zurückbleibe als das Gedächtnis seiner Hinrichtung«. – Am 9. Juli 1889 wurde unter allgemeiner Beteiligung der wissenschaftlichen Kreise Italiens, namentlich der studierenden Jugend, und unter lauten Demonstrationen gegen den Vatikan auf demselben Platze, auf dem er verbrannt worden war, sein Denkmal enthüllt.

*

Die »Vertreibung der triumphierenden Bestie« (Spaccio de la bestia trionfante) ist eine in lukianischem Stil Am nächsten schließt sich das Werk an Lukianos' kleine Schrift Θεῶν ὲχχλησία an, in der Momos eine ähnliche Säuberung des Himmels von unwürdigen Elementen fordert, wie sie bei Bruno von Zeus–Jupiter durchgeführt wird. An Lukianos erinnert auch der Umstand, daß, wie sich dieser in einigen seiner Gespräche mit leichter Namensänderung als Lukios einführt, Bruno selbst in seinen Dialogen als Saulino (nach Savolino, dem Familiennamen seiner Mutter) auftritt. gehaltene Darstellung der Grundsätze, nach denen sich eine sittliche Erneuerung der Menschheit vollziehen muß. An die Stelle der rohen Naturgewalten und ungezügelten Triebe, als deren Vertreter die alten Sternbilder erscheinen, sollen die sittlichen, altruistischen, auf das Wohl des gesamten Menschengeschlechts hinzielenden Kräfte treten. Man hat die Meinung ausgesprochen, unter der »triumphierenden Bestie« sei das Papsttum zu verstehen; aber diese Auffassung ist offenbar viel zu eng. Bei der Stellung, die Bruno gegenüber der Beeinträchtigung der freien Forschung durch Papst und Kirche einnahm, ist es nur selbstverständlich, daß er auch im »Spaccio« den Kampf gegen diese Macht mit aller Schärfe, mit allen Mitteln des Hohnes und Spottes führte – bezeichnet er doch in seiner obenerwähnten Lobrede auf Luther den Papst geradezu als »reißende Bestie« –, aber dies geschieht nur, weil er überhaupt alle Tendenzen bekämpft, die sich dem intellektuellen und sittlichen Fortschritt der Menschheit hemmend in den Weg stellen, darunter auch solche, die mit der katholischen Hierarchie nicht das mindeste zu tun haben, zum Teil sogar in direktem Gegensatz zu ihr stehen, wie die maßlos heftigen Angriffe gegen das protestantische Prinzip von der Erlangung der Seligkeit allein durch den Glauben und die calvinistische Lehre von der Prädestimation beweisen. Das Werk beschäftigt sich mit den sittlichen Gebrechen und Verirrungen der Menschen durchaus im allgemeinsten Sinne, nicht nur in Beziehung auf den geistlichen Stand, dessen tiefe Sittenlosigkeit allerdings in jeder Richtung Gelegenheit genug zu den heftigsten Angriffen bot. Die Wahl des Ausdrucks »bestia trionfante« scheint einer ähnlichen Auffassung entsprungen zu sein, wie sie darwinistisch gesinnte Kreise jetzt hegen, wie sie die Laster und Verbrechen als »Atavismus«, als Abweichung von den »sozialen Instinkten« des Menschen und Rückfall in den tierischen Zustand, betrachtet wissen wollen.

Leipzig–Gautzsch,

1904.

*

Erläuterndes Widmungsschreiben

gerichtet

an den erlauchten, ruhmreichen Ritter

Herrn Philip Sidney

Sir Philip Sidney (1554 bis 1586), einer der frühesten englischen Prosaiker, stand wegen seiner glänzenden Talente an Elisabeths Hofe in großem Ansehen. 1578 zog er sich vom Hofleben zurück und schrieb auf dem Gute seiner Schwester, die mit dem Grafen Pembroke verheiratet war, den Schäferroman »Arcadia«, der aber unvollendet blieb und erst 1590 erschien. Sein nächstes (zugleich sein bestes) Werk ist die »Defence of poesie« (»Apology for poetry«). Unter seinem Oheim Leicester nahm er an den Kämpfen gegen Spanien teil, wurde aber am 22. September 1586 in dem Gefecht bei Zütphen tödlich verwundet und starb am 7. Oktober 1586 zu Arnheim.

von

dem Nolaner.

Blind, wer die Sonne nicht sieht, töricht, wer nichts von ihr weiß, undankbar, wer sie nicht verehrt: so strahlend ist das Licht, das ihr entströmt, so unermeßlich das Gute, das sie verbreitet, so reich die Wohltaten, die sie spendet – sie, die Lehrerin der Sinne, die Mutter der Grundstoffe, die Urheberin des Lebens! Nun wüßte ich nicht, was ich für ein Mensch wäre, edler Herr, wenn ich nicht Eueren Geist schätzte, Eueren Charakter bewunderte, Euere Tugenden rühmte, die sich mir von dem ersten Augenblick an, wo ich den Boden der britischen Insel betrat, die ganze Zeit hindurch, die ich hier verweilte, enthüllt haben. Ihr zeigt sie vielen, je nachdem sich die Gelegenheit hierzu bietet, und laßt sie jedermann sehen, je nachdem Euere wahrhaft heldenmäßige natürliche Beanlagung Euch dazu antreibt. Lassen wir daher jedermann seine Gedanken und vielen ihre Pflichten. Möge es aber das Schicksal nie zugeben, daß ich für mein Teil, der ich mich so oft gegen die lästigen und beschwerlichen Unhöflichkeiten mancher empfindlich gezeigt habe, so mit dem Makel der Undankbarkeit behaftet vor die Augen der Ewigkeit trete, daß ich Euerem schönen, glücklichen und höchst gesitteten Vaterlande den Rücken kehre, ohne Euch nebst dem hochherzigen und hochgebildeten Herrn Fulke Greville Sir Fulke Greville (gest. 1626), der intimste Freund Sidneys, wurde 1603 mit einem Teil der warwikschen Güter belehnt und 1621 zum Lord Brooke ernannt. ein Zeichen meiner Dankbarkeit zu hinterlassen. Wie dieser mit Euch durch die Bande enger, langandauernder Freundschaft verbunden und mit Euch zusammen erzogen, aufgewachsen und groß geworden ist, so gleicht er Euch auch in vielen hohen äußeren und inneren Tugenden. Meinem Urteile nach war er der zweite, der mir nach Euch, meinem ersten Gönner, an zweiter Stelle Wohltaten in Aussicht stellte und anbot, die ich erhalten und er mir sicherlich auch in der Tat erwiesen hätte, wenn die neidische Erinnys nicht das Gift gemeiner, böswilliger und eigennütziger Menschen zwischen uns gestreut hätte. Daher behalte ich mir vor, Eurem edlen Freunde eine andere Schrift zu widmen, und bringe Euch hiermit eine Anzahl von Gesprächen dar, die sicher ganz ebenso gut oder schlecht, gelehrt oder unwissend, hoch oder niedrig, nützlich oder schädlich, fruchtbringend oder leer, ernst oder ausgelassen, religiös oder weltlich sein werden, wie diejenigen, in deren Hände sie gelangen können, die eine oder die andere entgegengesetzte Gesinnung haben. Und da die Zahl der Unverständigen und Schlechten unvergleichlich größer ist als die der Weisen und Gerechten, so kommt es, daß, wenn ich nach Ruhm oder anderen Früchten, die die Stimmenmehrheit verteilen kann, streben wollte, ich soweit entfernt bin, auf einen günstigen Erfolg meiner Studien und Arbeiten zu hoffen, daß ich vielmehr fürchten muß, Anlaß zur Unzufriedenheit zu geben, und es daher vorziehe, lieber zu schweigen als zu sprechen. Setze ich jedoch mein Vertrauen auf das Auge der ewigen Wahrheit, vor dem die Dinge um so wertvoller und wichtiger sind, von je wenigeren sie nicht nur gekannt, erforscht und verstanden werden, sondern je mehr sie sogar geringgeschätzt, herabgewürdigt und verfolgt werden: dann geschieht es, daß ich um so mehr meine Kraft anstrenge, dem Laufe des tosenden Stromes entgegenzuschwimmen, je mehr Stärke ich ihm von der wirbelnden, tiefen, wilden Flut zugeführt sehe.

Lassen wir daher die Menge lachen, scheuen, spotten und sich an den oberflächlichen Leistungen der schauspielerhaften, possenreißerischen und komödiantenhafte Silene ergötzen, unter denen in sicherer Obhut und wohlverborgen der Schatz der Güte und Wahrheit ruht, ebenso wie es im Gegenteil auch nicht an solchen fehlt, die unter strengen Mienen, bescheidenem Auftreten, lang herabwallendem Barte und ernster Professorentracht zum allgemeinen Schaden ebenso tiefe wie anmaßende Unwissenheit, und nicht weniger verderbenbringende als gefeierte Büberei verstecken.

Daher können sich viele, die sich vermöge ihrer Güte und Gelehrsamkeit nicht als gut und gelehrt ausweisen können, doch hervortun und dadurch den Beweis liefern, wie unwissend und lasterhaft wir sind. Aber Gott weiß es – er durchschaut die untrügliche Wahrheit –‚ daß, wie jene Menschengattung töricht, verderbt und verbrecherisch ist, ich in meinen Gedanken, Worten und Taten nur Aufrichtigkeit, Schlichtheit, Wahrheit verfolge und nach nichts anderem strebe. Das Urteil wird dort gesprochen werden, wo heldenhafte Taten und Anstrengungen nicht als wertlose und unnütze Früchte angesehen werden, wo es nicht als Gipfel der Weisheit gilt, alles ohne Unterschied zu glauben, wo man Menschenbetrug von göttlichen Ratschlüssen zu sondern vermag, wo man es nicht als eine gottgefällige und von übermenschlicher Frömmigkeit zeugende Handlung betrachtet, das Naturgesetz zu verfälschen, wo ernstes Studium nicht als Narrheit gilt, wo die Ehre nicht in habsüchtigem Zusammenraffen von Eigentum besteht, der Glanz nicht in Schlemmerei, die Vornehmheit nicht in der Zahl der Diener, wie geartet diese auch sein mögen, die Würde nicht in der Kleiderpracht, die Größe nicht in der Menge der Besitztümer, die Wahrheit nicht in Wundergeschichten, die Klugheit nicht in Arglist, die Freundlichkeit nicht in Verräterei, die Lebensart nicht in Lug und Trug, die Tapferkeit nicht in der Wut, das Gesetz nicht in der Gewalt, die Gerechtigkeit nicht in der Tyrannei, die Rechtspflege nicht in Vergewaltigung und so fort durch alle Beziehungen der Menschen zu Menschen hindurch. Daher spricht Giordano in allgemein verständlichen Ausdrücken, nimmt kein Blatt vor den Mund, gibt allem, dem die Natur das ihm zukommende Sein gegeben hat, den ihm zukommenden Namen, schämt sich nicht, das zu benennen, was die Natur würdig erschaffen hat, verhüllt nichts, was sie offen zur Schau trägt, nennt das Brot Brot, den Wein Wein, den Kopf Kopf, den Fuß Fuß und bezeichnet auch die übrigen Teile mit den ihnen zukommenden Namen; er nennt das Essen Essen, das Schlafen Schlafen, das Trinken Trinken und bezeichnet ebenso die übrigen natürlichen Verrichtungen mit den richtigen Namen. Er hält Wunder für Wunder, Heldentaten und Märchen für Heldentaten und Märchen, Wahrheit für Wahrheit, Gelehrsamkeit für Gelehrsamkeit, Güte und Tugend für Güte und Tugend, Betrügereien für Betrügereien, Täuschung für Täuschung, Dolch und Feuer für Dolch und Feuer, Worte und Träume für Worte und Träume, Frieden für Frieden, Liebe für Liebe. Er betrachtet die Philosophen als Philosophen, die Pedanten als Pedanten, die Mönche als Mönche, die Geistlichen als Geistliche, die Prediger als Prediger, die Blutsauger als Blutsauger, die Marktschreier, Scharlatane, Kleinigkeitskrämer, Betrüger, Komödianten, Schwätzer als das, wofür sie sich ausgeben, als was sie sich erweisen und was sie sind, ebenso hält er die Tätigen, der Menschheit Nützlichen, die Weisen und Helden für das, was sie sind. Drum auf, auf, du Bürger und Bewohner der Welt, Sohn des Vaters Sonnenglanz und der Mutter Erde, weswegen du auch die Welt allzu inbrünstig liebst, laß sehen, wie du von dieser gehaßt, geschmäht, verfolgt und herumgestoßen wirst. Aber bei alledem bleibe nicht mäßig und beschäftige dich angesichts deines Todes, deines Hinüberwallens, deiner Verwandlung nicht mit unwesentlichen Dingen!

Heut bringt Giordano Bruno seinem Gönner Sidney die in gehörige Ordnung gebrachten Grundlagen seiner Moralphilosophie dar, nicht damit sie dieser als etwas neues bewundere, lese, studiere, sondern damit er sie prüfe, betrachte und beurteile, indem er alles billigt, was zu billigen ist, alles entschuldigt, was zu entschuldigen ist, alles verteidigt, was zu verteidigen ist, gegen das Stirnrunzeln der Heuchler, das Nasenrümpfen und Zähnefletschen der Anmaßenden, das Durchhecheln und den Hohn der Pedanten – indem er die ersten daran erinnert, daß Giordano genau mit jener Religion Bescheid weiß, die in der Auferweckung der Toten, der Heilung der Kranken, dem Almosenspenden ihren Anfang, ihre Fortentwickelung und die Mittel zu ihrem Weiterbestande findet, und daß er sich nicht dort zu erwärmen vermag, wo man anderen das ihre raubt, die Gesunden zu Krüppeln macht und die Lebenden tötet, indem er den zweiten den Rat gibt, sie möchten sich zu dem lebendigen Geiste und der Sonne der Vernunft bekehren, und den Nolaner bitten, denen Belehrung zu teil werden zu lassen, die ihrer bedürfen; indem er den dritten erklärt, daß es sich für uns nicht geziemt, Sklaven bestimmter und festgesetzter Worte und Ausdrücke zu sein, sondern daß uns dies dank der Gnade der Götter nicht gestattet ist, und daß wir völlige Freiheit besitzen, uns jener nach unserem Nutzen und Belieben zu bedienen, sie anzuwenden und umzumodeln. So werden die ersten nicht von ihrem schlechten Gewissen bedrückt werden, die zweiten nicht von ihrem blinden Gesichte und die dritten nicht von ihrer übel angebrachten Besorgnis, wenn die ersten nicht der Torheit, des Neides und der Böswilligkeit bezichtigt, die zweiten nicht ihrer Unwissenheit, ihrer Anmaßung und Voreiligkeit wegen getadelt, die dritten nicht der Gemeinheit, Leichtfertigkeit und Eitelkeit beschuldigt werden wollen. Dann werden die ersten von der strengen Kritik unserer Urteile, die zweiten von dem scharfen Tadel unserer Empfindungen und die dritten von der peinlichen Sichtung unserer Worte verschont bleiben!

Um nun meine Absicht, die ich mit den gegenwärtigen Gesprächen verfolge, jedem, der sie verstehen will und kann, zu erläutern, so erkläre ich auf das bestimmteste, daß ich für meine Person das billige, was insgemein von allen Guten und Weisen der Billigung für würdig erachtet wird, und daß ich mit ebendenselben das Gegenteil davon tadele. Daher bitte und beschwöre ich alle, es möge niemand so vermessenen Mutes und so böswilligen Geistes sein, anzunehmen und sich und anderen einzureden, daß das, was in diesem Buche geschrieben steht, meine wahre Meinung darstelle; auch möge niemand glauben, wofern er der Wahrheit Gehör schenken will, daß ich unmittelbar oder mittelbar gegen die Wahrheit ankämpfen oder gegen das Sittliche, Nützliche, Natürliche und folglich auch gegen das Göttliche anzustürmen beabsichtige, sondern jedermann sei fest davon überzeugt, daß ich mit all meinen Kräften gerade das Gegenteil erstrebe, und sollte einmal der Fall eintreten, daß er dies nicht sofort zu erkennen vermag, so möge er sich nicht entscheiden, sondern die Sache in der Schwebe lassen, bis er in den innersten Kern meiner Gedanken eingedrungen ist, und dann erst die Entscheidung treffen. Außerdem möge er bedenken, daß es Dialoge sind, in denen Unterredner vorkommen, die ihre persönliche Meinung äußern und von denen die Gespräche vieler anderer berichtet werden, die ebenfalls ihre eigenen Ansichten kundgeben und mit dem denkbar glühendsten Eifer, der ihrem Charakter angemessen ist, vertreten. Daher möge er sie nur von dem Standpunkte aus betrachten, daß diese drei Dialoge bestimmt sind, einem künftigen Kunstwerk als Stoff und Unterlage zu dienen. Denn da ich beabsichtige, die Moralphilosophie nach dem inneren Lichte, das die göttliche Sonne der Vernunft in mich hineingestrahlt hat und noch hineinstrahlt, zu behandeln, so erscheint es mir angemessen, zuerst einige Präludien nach der Weise der Musiker vorauszuschicken, einige versteckte und verworrene Linien und Schatten anzubringen wie die Maler, einige Fäden zu ordnen und auszuspannen wie die Weber und einige unterirdische, tiefe und nicht bemerkbare Fundamente zu legen wie die großen Baumeister. Dies schien mir nicht besser ausgeführt werden zu können, als wenn ich sämtliche Urformen der Sittlichkeit, das heißt die Haupttugenden und die Hauptlaster, aufzählte und in bestimmte Ordnung brächte, in der Weise, daß ich Euch einen Jupiter vor Augen führe, der es bereut, den Himmel mit soviel Bestien, das heißt ebensovielen Lastern, unter der Gestalt von achtundvierzig berühmten Sternbildern bedeckt zu haben, und der jetzt mit den anderen Göttern Rat hält, auf welche Weise er diese aus dem Himmel, dem Sitze der überschwänglichen Herrlichkeit, verbannen und ihnen größtenteils bestimmte Gegenden auf der Erde anweisen und in die leer gewordenen Räume die schon so lange Zeit verbannten und schmachvoll herumirrenden Tugenden versetzen könne. Wenn Ihr dabei Dinge tadeln hört, die Euch des Tadels unwert erscheinen, Dinge hintansetzen, die Euch der Beachtung wert erscheinen, Dinge erheben, die Tadel verdienen, und umgekehrt, so laßt es Euch gesagt sein, daß dies alles auch von denen, die es aussprechen, unbestimmt gemeint, gleichsam in Zweifel gezogen und zur Diskussion gestellt ist, um geprüft, untersucht und erörtert zu werden, ob die Musik harmonisch sein, das Bild sich gestalten, das Gewebe fest werden, das Dach sich erheben werde. Dabei stellt Sofia Sofia vor, Saulino Saulino, Jupiter Jupiter, Momus, Juno, Venus und andere Griechen oder Ägypter, mögen sie nun ausgelassen oder ernst sein, das, was und wie sie sind; kurz, die auftretenden Personen können sich nach ihren Verhältnissen und ihrem Wesen für das ausgeben, was sie darstellen. Wenn Ihr ernste oder scherzhafte Reden hört, so bedenkt, daß sie alle darauf berechnet sind, nicht durch die gewöhnlichen Augengläser betrachtet zu werden. Endlich haltet nichts für sicher und ausgemacht als die Anordnung und die Anzahl der verschiedenen Punkte der moralischen Betrachtung nebst den Grundlagen einer solchen Philosophie, die Ihr ganz in ihnen dargestellt seht. Im übrigen mag sich jeder aus dieser Untersuchung soviel aneignen, wie seiner Fassungskraft entspricht; denn es gibt nichts so schlechtes, das sich nicht zum Vorteil und Nutzen der Guten verwenden ließe, und nichts so gutes und tüchtiges, daß es nicht den Schlechten Anlaß und Stoff zu Ärgernis gäbe. Alles andere, von dem er keine beachtenswerte Erkenntnisfrucht pflücken kann, möge er als zweifelhaft, ungewiß und fraglich ansehen und als unsere Endabsicht die Darstellung der Anordnung, der Tabulatur, der logischen Aufeinanderfolge, der Untersuchungsmethode, des Baumes und des Schauplatzes der Tugenden und Laster betrachten; sodann müssen wir untersuchen, prüfen, weiterforschen, auf dem richtigen Wege bleiben, uns über die verschiedenen Fragen verbreiten, auf früher erörtertes zurückkommen und uns mit anderen Ansichten auseinandersetzen. Haben wir diese Aufgabe nach bestem Können und Wollen erledigt, so wollen wir dann in weiteren Einzeldialogen den Gesamtaufbau einer derartigen Philosophie vollenden und in bestimmterer Weise darlegen.

Wir haben also hier einen Jupiter, der nicht als gar zu rechtmäßiger und geeigneter Vertreter und Statthalter des Grundprinzips und der allgemeinen Kausalität, sondern als etwas wandelbares, dem Gesetze der Veränderung unterworfenes aufgefaßt wird. Daher erkennt er, daß in der ganzen einen unendlichen Wesenheit und Substanz unendlich viele, zahllose Einzelwesen vorhanden sind, zu denen auch er gehört und die zwar an Substanz, Wesen und Natur einheitlich sind, aber bezüglich der Anzahl, in der sie vorkommen, einem unendlichen Wechsel und unzählig vielen Arten der Bewegung und der Veränderung unterworfen sind. Jedes von diesen Wesen und namentlich Jupiter fühlt sich als ein derartiges Individuum, von einer derartigen Zusammensetzung, derartigen Zufällen und Umständen unterworfen, die wegen der aus den Gegensätzen entspringenden Unterschiede in der Vielzahl vorhanden sind, aber alle auf ein Grund- und Urverhältnis zurückgeführt werden können, das das Urprinzip aller anderen Verhältnisse ist, die wiederum die nächsten Ursachen aller Veränderung und alles Wechsels sind. Durch ihr Wirken entstand später Jupiter aus etwas, was anfänglich nicht Jupiter war, ebenso wie aus dem, was gegenwärtig Jupiter ist, schließlich etwas wird, was nicht Jupiter ist. Jedes erkennt, daß die ewige körperliche Substanz, die weder vermindert noch vernichtet, wohl aber verdünnt, verdichtet, geformt, geordnet, gestaltet werden kann, sich in ihrer Zusammensetzung auflösen, in ihrem Aufbau sich ändern, in ihrer Form wechseln, in ihrem Wesen sich verwandeln, in ihren Schicksalen veränderlich ist, wobei aber stets die Elemente das bleiben, was sie der Substanz nach sind, ebenso das eine materiale Prinzip, das stets beharrt und die wahre ewige Substanz der Dinge ist, die keinen Anfang und kein Ende kennt. Ebenso weiß jedes Individuum sehr wohl, daß von der ewigen unkörperlichen Substanz sich nichts ändert, gestaltet oder auflöst, sondern daß sie stets das bleibt, was keiner Auflösung unterworfen ist, ebenso wie es auch unmöglich ist, daß sie einer Zusammensetzung unterworfen wäre, und daher kann man auch von ihr weder an sich noch in accidentieller Beziehung sagen, sie sterbe; denn der Tod ist nichts anderes als die Trennung verschiedener zu einem ganzen verbundener Teile, wobei aber das ganze substantielle Sein eines jeden bestehen bleibt, das nicht untergehen kann, wenn auch dieses zufällige Konglomerat von Übereinstimmung, Harmonie, Organisation, Einheit und Ordnung geschwunden ist. Es weiß, daß die geistige Substanz trotz ihrer Verwandtschaft mit den Körpern nicht so aufgefaßt werden darf, als ginge sie im wahren Sinnes des Wortes eine Vereinigung oder Mischung mit diesen ein; denn eine solche findet zwischen Körper und Körper, zwischen einem auf eine Art organisierten Teile der Materie und einem auf eine andere Art organisierten Teile der Materie statt, sondern sie ist etwas, ein von innen heraus wirkendes und bildendes Prinzip, durch das, für das und um das herum sich der Organismus aufbaut. Es wirkt genau wie der Steuermann im Schiff, der Familienvater im Hause und ein Künstler, der nicht von außen, sondern im inneren arbeitet und das Gebäude überall in gutem Zustande erhält; es ist die wirkende Kraft in ihm, die die entgegengesetzten Elemente zusammenhält, einander widersprechende Eigenschaften zu bestimmter Harmonie zusammenmischt und dem Organismus eines Lebewesens seinen Fortbestand sichert. Es bohrt den Meißel ein, ordnet das Gewebe, wirkt die Fäden ein, mischt die Farben, stellt die Ordnung fest, verteilt die Lebensgeister, fasert das Fleisch, dehnt die Knorpel aus, härtet die Knochen, verzweigt die Nerven, höhlt die Arterien aus, füllt die Venen, wärmt das Herz, bläst die Lungen auf und versorgt das ganze Innere mit der Lebenswärme und dem Lebenssafte, von denen ein derartiger Organismus zehrt, und so stimmen Gestalt und Antlitz äußerlich überein. Auf diesem Wege bildet sich die Substanz in allen Wesen, die man belebt nennt, vom Zentrum des Herzens oder einem anderen Organe aus, das diesem entspricht, indem sie die Glieder entwickelt und formt, und die entwickelten und geformten erhält; so verläßt sie, genötigt von dem Prinzip der Auflösung, ihre Behausung und verursacht den Einsturz des Gebäudes, indem sie die entgegengesetzten Elemente auseinanderreißt, die Verbindung löst und den organischen Zusammenhang zerstört, weil sie nicht ewig mit denselben Elementen in demselben Organismus zusammenhausen, dieselben Fäden weiterspinnen und ganz dieselbe Ordnung aufrechterhalten kann; daher zieht sie sich von den äußeren Teilen und den Gliedmaßen nach dem Herzen zurück und zeigt, indem sie gleichsam die unsichtbaren Werkzeuge und Instrumente wieder aufnimmt, daß sie zu demselben Tore hinausgeht, durch das es ihr einstmals gefallen hat, einzutreten. Jupiter weiß, daß es weder wahrscheinlich noch möglich ist, daß, wenn die körperliche Materie, die zusammensetzbar‚ teilbar, gestaltbar, zusammenziehbar, beweglich ist und unter der Herrschaft, dem Befehle und der Führung der Seele steht, unzerstörbar ist, sie auch nur in einem Punkte oder Atome zerstörbar sein sollte; sonst müßte die vortrefflichere Natur, die gebietet, herrscht, leitet, bewegt, belebt, ernährt, beseelt, erhält und zusammenhält, weit eher entweder von schlechterer Art oder, wie einige Dummköpfe, sage ich, die sich für Philosophen ausgeben, behaupten, eine Tätigkeit, die aus Harmonie, Symmetrie, Organisation entspringt, und endlich ein Accidens sein, das infolge der Auflösung des zusammengesetzten sich zugleich mit der Zusammensetzung in nichts auflöst, weit eher als das Prinzip und die innere Ursache der Harmonie, Organisation und Symmetrie, die aus diesem Prinzipe entspringt, das ebensogut ohne den Körper bestehen kann wie der Körper, der von ihm bewegt, regiert, durch seine Anwesenheit zusammengehalten und durch seine Abwesenheit aufgelöst wird, ohne dieses bestehen kann. Dieses Prinzip also hält Jupiter für jene Substanz, die in Wahrheit der Mensch ist, und nicht für ein Accidens, das aus der Zusammensetzung entspringt. Dieses ist die Gottheit, der Held, der Dämon, der Einzelgott, der Intellekt, in dem, durch den und für den die verschiedenen Organismen und Körper ebenso gebildet werden und sich bilden, wie das verschiedene Sein in verschiedene Arten, Kategorien und Klassen zerfällt. Weil dieses Prinzip dasjenige ist, was den Körper bezüglich der vernünftigen Handlungen und Antriebe gemäß der Vernunft bewegt und beherrscht, so ist es höher als jenes andere und läßt sich von diesem nicht zwingen und nötigen; infolge der hohen Gerechtigkeit, die über allen Dingen waltet, geschieht es, daß es für die ungeordneten Begierden in demselben oder einem anderen Körper gepeinigt und erniedrigt wird und nicht auf die Regierung und Verwaltung eines besseren Raumes rechnen darf, wenn es sich in der Beherrschung eines anderen schlecht bewährt hat. Wer nun hier zum Beispiel das Leben eines Pferdes oder Schweines geführt hat, wird, wie viele ausgezeichnete Philosophen gemeint haben, und ich glaube, daß, wenn ihnen auch nicht schlankweg Glauben geschenkt werden kann, ihre Ansicht doch sehr beachtenswert ist, von der unerbittlichen Gerechtigkeit dazu verurteilt, daß ein diesem Vergehen oder Verbrechen entsprechender Kerker sowie zu diesen Verrichtungen und Tätigkeiten geeignete Organe und Werkzeuge in seinen Organismus eingefügt werden. Und wenn er zufolge der durch die Schicksalsfügung bedingten ewigen Veränderung immer weitere Stadien durchläuft, so wird er immer weitere schlechtere oder bessere Lebenslagen oder Schicksale durchmachen, je nachdem er sich in der nächstvorhergehenden Lebenslage besser oder schlechter bewährt hat, genau wie wir sehen, daß der Mensch, der seine Gesinnung und seinen Charakter ändert, aus einem guten ein schlechter, aus einem mäßigen ein unmäßiger Mensch wird und umgekehrt, so wird aus dem, der eine Bestie zu sein schien, ein anderes besseres oder schlechteres Wesen kraft bestimmter Linien und Bildungen, die von dem inneren Geiste ausgehend, am Körper zum Vorschein kommen und einen erfahrenen Physiognomiker nie täuschen können. Wie wir daher unter den Menschen viele wahrnehmen, die im Gesicht, im Antlitz, in der Stimme, in Gebärden, Neigungen und Leidenschaften bald Pferden, bald Schweinen, Eseln, Adlern, Ochsen gleichen, so kann man auch annehmen, daß in ihnen ein Lebensprinzip vorwaltet, durch das in Gemäßheit der nächstfrüheren oder der ihnen nächstbevorstehenden Verwandlung des Körpers entweder Schweine, Pferde, Esel, Adler oder etwas anderes, mit dem sie eine Ähnlichkeit aufweisen, gewesen sind oder es demnächst sein werden, wenn sie sich nicht infolge der Gewöhnung an Selbstbeherrschung, an Studien, an philosophische Betrachtungen und andere Tugenden oder Laster ändern und sich nicht zu etwas anderem geschickt machen. Von dieser Meinung oder vielmehr von uns, die wir den Plan zu der gegenwärtigen Schrift entworfen haben, hängt die Handlung der Reue Jupiters ab, der nach der gewöhnlichen Schilderung als ein Gott dargestellt wird, der Tugenden und edle Gesinnungen hatte, aber auch Ausschweifungen und leichtsinnige Handlungen beging und menschlichen Schwächen‚ die oft brutal und bestialisch waren, unterworfen war. In dieser Weise wird er dargestellt, wenn von ihm erzählt wird, er habe sich in jene verschiedenen Gegenstände oder Formen verwandelt; dadurch wird auch zugleich der Wechsel in den Neigungen bezeichnet, dem Jupiter, die Seele, der Mensch unterliegen, da sie sich sämtlich innerhalb dieser hin- und herflutenden Materie befinden. Dieser selbe Jupiter ist aber auch zum Beherrscher und Beweger des Himmels bestellt, wodurch angedeutet werden soll, daß in jedem Menschen, in jedem Individuum eine Welt, ein Universum steckt; denn unter dem Herrscher Jupiter ist das Licht der Vernunft zu verstehen, das in dieser Welt herrscht und regiert, und in diesem bewundernswürdigen Gebäude die Anordnung der Räume und die Plätze der Tugenden und Laster bestimmt.

Diese Welt, aufgefaßt nach der Einbildung törichter Mathematiker und nicht klügerer Physiker, unter denen die Peripatetiker die albernsten sind, die nicht ohne Vorteil für unseren gegenwärtigen Zweck in so viele Sphären eingeteilt und dann in ungefähr achtundvierzig Sternbilder zerlegt wird – unter denen man zunächst einen achten abgeteilten Himmel versteht, der mit den Fixsternen besetzt ist und in der Volkssprache das Firmament heißt – ist die Grundlage und der Gegenstand unserer Schrift. Denn wie Jupiter, der jeden einzelnen von uns darstellt, aus einer Empfängnis geboren worden ist, sich vom Knaben zum Jünglinge und kräftigen Manne entwickelt hat und von da an immer älter und schwächer geworden ist: so wird auch aus einem Unschuldigen und in den Ränken dieser Welt Unbewanderten ein schlechter, geriebener Mensch, ein Bösewicht; mitunter tritt aber auch eine Wendung zum besseren ein: aus einem Unwissenden wird ein Gelehrter, aus einem Trunkenbolde ein nüchterner, enthaltsamer Mensch, aus einem Ausschweifenden ein Keuscher, aus einem Leichtsinnigen ein Ernster, aus einem Ungerechten ein Gerechter – Bekehrungen, zu denen sich die Menschen oft durch die Abnahme ihrer Kraft, und durch die Furcht vor der unerbittlichen Gerechtigkeit des Fatums, das sogar mächtiger ist als die Götter, und dessen Strafen veranlaßt sehen. An dem Tage also, an dem im Himmel das Fest der Gigantomachie gefeiert wird, des Sinnbildes des beständigen und ohne Waffenstillstand fortgeführten Kampfes, den die Seele gegen die Laster und ungeordneten Begierden zu bestehen hat, will der Göttervater das ausführen und ins Werk setzen, was er geraume Zeit vorher beschlossen und bestimmt hatte, wie ein Mensch zur Änderung seiner Lebensweise zuerst durch den Glanz eines Lichtes veranlaßt wird, das von dem Wachtturme, dem Mastkorbe oder dem Steuerruder unserer Seele – von einigen Gewissensangst genannt – ausgeht und hier fast durchgängig in Momus personifiziert erscheint. Er schlägt also den Göttern vor, was zu tun sei, das heißt er übt den Akt der vernünftigen Selbstüberlegung aus, und stellt es zur Beratung; er ruft die Gelübde zusammen, bewaffnet die sittlichen Widerstandskräfte, ermutigt die Vorsätze, nicht nach dem Abendessen, in der Nacht der Unüberlegtheit und ohne die Sonne des Denkens und das Licht der Vernunft, nicht des Morgens bei nüchternem Magen, das heißt ohne Begeisterung und ohne von der Glut aus der Höhe erwärmt zu sein, sondern nach der Mittagsmahlzeit, das heißt nach dem Genuß der Ambrosia des Tugendeifers und des Nektars der göttlichen Liebe, um die Mitte des Tages oder genau zu Mittag, das heißt, wenn der Götterfeind‚ der Irrtum, am wenigsten schaden und die Freundin, die Wahrheit, am meisten nützen kann, in dem Zeitpunkte der höchsten Lichtentfaltung. Dann wird die triumphierende Bestie vertrieben, das heißt die Laster, die die Herrschaft führen und den göttlichen Teil der Seele unter ihre Füße zu treten pflegen, wenn der Geist vom Irrtum befreit wird und sich mit Tugenden schmückt, sowohl aus Liebe zur Schönheit, die in der natürlichen Güte und Gerechtigkeit sichtbar wird, wie aus Sehnsucht nach der aus dem Genusse der Früchte der Schönheit erwachsenden Lust und aus Haß und Furcht vor der entgegengesetzten Häßlichkeit und Unlust.

Dies wird nach unserer Darstellung von allen Göttern insgesamt angenommen und gebilligt, das heißt, die Tugenden und Kräfte der Seele unterstützen die Tätigkeit und Wirksamkeit jenes mächtigen Faktors, der unter der Hülle des gerechten, guten und wahren, jenes hellstrahlende Licht bezeichnet, das dem Gefühle, dem Verstand, der Vernunft, dem Gedächtnis, der Liebe, der Begierde, der Neigung zum Zorne, dem Gewissen, der Willensfreiheit den rechten Weg weist – Seelenkräften, die durch Merkur, Pallas, Diana, Cupido, Venus, Mars, Momus, Jupiter und andere Götter personifiziert werden.

Wo sich also der kleine Bär befunden hatte, dort kommt wegen der Lage des Ortes, der die höchste Stelle des Himmels einnimmt, die Wahrheit hin, die das höchste und würdevollste von allem und zugleich das erste, letzte und mittelste ist und die dadurch den Umkreis des Seins, der Notwendigkeit, der Güte, des Prinzips, des Mittels, des Zwecks, der Vollkommenheit ausfüllt; sie nimmt die philosophischen Gebiete der Metaphysik, Physik, Moral, Logik in Besitz, und mit dem Bären verschwinden die Höflichkeit, Falschheit, Mangelhaftigkeit, Zufälligkeit, Heuchelei, Betrügerei, Verräterei. Der Platz des großen Bären bleibt frei, weil er hier nicht erwähnt wird. Wo sich der Drache krümmt und windet, lagert sich, um der Wahrheit nahe zu sein, die Klugheit mit ihren Hofdamen, der Dialektik und Metaphysik, die als Nachbarinnen zur rechten die Schlauheit, List und Tücke, zur linken die Dummheit, Trägheit, Unklugheit hat. Sie wendet sich dem Beratungsplatze zu. Von diesem Platze entspringen die Zufälligkeit, die Sorglosigkeit, die Schicksalsfügung, die Nachlässigkeit samt ihren Nachbarinnen zur rechten und linken. Von dort, wo Cepheus allein kämpft, sinken die Trugschlüsse und die Unkenntnis schlechter Charaktereigenschaften, das törichte Vertrauen samt ihren Mägden, Dienerinnen und Nachbarinnen herab, und die Weisheit nimmt hier Platz, weil sie eine Gefährtin der Klugheit ist, und zeigt sich auf den Gefilden des göttlichen, natürlichen, moralischen, vernünftigen. Dorthin, wo der Fuhrmann den Wagen beobachtet, steigt das Gesetz, um seiner Mutter, der Weisheit, nahe zu sein, und verkehrt auf den Gefilden des göttlichen und des natürlichen Rechts, des Völker- und Zivilrechts, der Politik, der Wirtschaftslehre und der angewandten Ethik, über die es zu höheren Dingen empor- und zu niedereren herabsteigt, sich zu gleichartigen Dingen ausbreitet und ausdehnt und in sich selbst verharrt. Von da verschwindet die Pflichtvergessenheit, das Verbrechen, die Ausschweifung, die Unmäßigkeit samt ihren Kindern, Dienern und Gefährten. Wo die nördliche Krone, begleitet vom Degen, leuchtet, ist das Gerichtswesen als nächste Wirkung des Gesetzes und des Wirkens der Gerechtigkeit wahrzunehmen. Dieses wird sich auf den fünf Feldern der Untersuchung, der Verteidigung, der Entscheidung, der Urteilsverkündung, der Vollstreckung bewegen, und infolgedessen entweicht von dort die Unbilligkeit samt ihrer ganzen Familie. In der Gegend der Krone, die die ruhige linke hält, läßt sich die Belohnung und Vergeltung nieder, in der Nähe des Schwertes, das die geschäftige rechte schwingt, lagern sich die Strafe und Rache. Wo sich der Alcide mit seiner Keule Raum schafft, dort hinter dem Platze, wo der Reichtum, die Armut, die Habsucht und das Glück samt ihrem Gefolge ihre Kämpfe ausfechten, schlägt die Tapferkeit ihr Lager auf, die sich, wie ihr sehen werdet, auf den Feldern der Bekämpfung, des Widerstandes, der Eroberung, der Behauptung, des Angriffs, der Verteidigung bewegt; ihr zur linken fliehen die Wildheit, die Wut, die Grausamkeit, zur rechten die Schwäche, die Hinfälligkeit, der Kleinmut; in ihrer Nähe bemerkt man die Tollkühnheit, den Mut, die Vermessenheit, den Übermut, das Selbstvertrauen und gegenüber die Feigheit, die Verzagtheit, die Furcht, die Verzweiflung samt ihren Gefährtinnen und Dienerinnen. Sie bewegt sich auf nahezu allen Gebieten. Wo man die mit neun Saiten bezogene Leier erblickt, dorthin steigt die Mutter Muse mit ihren neun Töchtern, der Arithmetik, Geometrie, Musik, Logik, Poesie, Astrologie, Physik, Metaphysik, Ethik, und infolgedessen weichen die Unwissenheit, die Trägheit und Unmenschlichkeit von dannen. Die Mütter haben das Universum als Betätigungsfeld, und jede der Töchter hat ihre besondere Aufgabe. Wo der Schwan die Schwingen ausbreitet, dort nehmen die Reue, die Sühne, der Widerruf, die Besserung, die Buße ihre Sitze ein, und infolgedessen sinken von dort die Selbstliebe, die Unsauberkeit, die Schmutzigkeit, die Schamlosigkeit, die Frevelhaftigkeit samt ihren gesamten Familien herab. Sie verkehren auf dem Felde des Irrtums und der Täuschung sowie in seiner Nähe. Wo sich die auf dem Lehrstuhl thronende Cassiopea samt der Eitelkeit, der Aufgeblasenheit, der Anmaßung, der Prahlerei und ihren anderen Gefährtinnen, die sich auf dem Felde des Ehrgeizes und der Falschheit blicken lassen, breit macht, dorthin steigen die wohlgeregelte Majestät, der Ruhm, der Anstand, die Würde, die Ehre und die anderen Gefährtinnen samt ihrem Gefolge, die sich gewöhnlich auf den Feldern der Einfachheit, der Wahrheit und auf anderen ähnlichen nach ihrer freien Wahl, mitunter auch unter dem Zwange der Notwendigkeit auf dem der Heuchelei und anderen ähnlichen bewegen, die unter Umständen Zufluchtsstätten der Tugend sein können. Wo der wilde Perseus seine Trophäe, das Gorgonenhaupt, schwingt, dorthin steigen die Anstrengung, die Emsigkeit, das Studium, der Eifer, die Unermüdlichkeit, die Geschäftigkeit, die Übung, der Fleiß samt dem Ansporn der Eifersucht und Furcht. Perseus besitzt die Flügelschuhe des nützlichen Denkens und der Verachtung der landläufigen Auffassung vom Glücke samt deren Dienerinnen Beharrlichkeit, Geist, Rührigkeit, Kunstliebe, Forschungstrieb und Fleiß, und durch seine Söhne lernt er die Erfindung und Aneignung kennen, von denen jede drei mit Gütern des Glücks, des Körpers und des Geistes gefüllte Gefäße mit sich führt. Er bewegt sich auf dem Felde der Kraft, der Stärke und der Unüberwindlichkeit; vor ihm entweichen der Stumpfsinn, der Unmut, der Müßiggang, die Trägheit, die Faulheit, die Feigheit, samt ihren sämtlichen Familien von der einen Seite und von der anderen die Unruhe, die törichte Geschäftigkeit, die Eitelkeit, die Neugierde, die Plackerei, die Verwirrung, die von dem Felde der Reizbarkeit, der Hetzerei, des Zwanges, der Herausforderung und anderer an dem Palaste der Reue arbeitender Diener hervorgehen. An die Stelle des Triptolemus tritt die Menschlichkeit mit ihrer Familie, – dem guten Rate, der Hilfsbereitschaft, der Milde, der Gunst, dem Beistande, der Unterstützung, der Rettung, der Erquickung, nebst anderen Gefährten und Geschwistern der Genannten und ihren Dienern und Kindern, die sich auf dem Felde der Menschenliebe bewegen, dem sich der Menschenhaß samt seinem Gefolge, der Neid, die Bosheit, der Zorn, die Mißgunst und andere Geschwister, dieser, die von den Feldern der Unfreundlichkeit und anderer Laster herkommen, nicht zu nähern wagen. Den Platz des Ophiuchus nehmen der Scharfsinn, die Schlauheit, die Vorsicht und andere ähnliche auf dem Felde der Überlegung und Klugheit wohnenden Tugenden ein; es entfliehen von da die Plumpheit, die Dummheit, die Albernheit nebst ihren Dienerinnen, die sämtlich auf dem Felde der Unklugheit und Unüberlegtheit hausen. An Stelle des Pfeils bemerkt man die vernünftige Wahl, die Beobachtung, die Absicht, die sich auf dem Felde des geregelten Studiums, der Aufmerksamkeit, der Strebsamkeit üben; es entweichen von da die Verleumdung, die Herabsetzung, die Verkleinerung und andere Töchter des Hasses und Neides, die sich in den Gärten der Hinterlist, des Spionentums und ähnlicher unedler und gemeiner Gesellen belustigen. Auf dem Platze, auf dem sich der Delphin krümmt, bemerkt man die Liebe, die Freundlichkeit, die Gefälligkeit, die sich samt ihren Gefährtinnen auf dem Felde der Menschenliebe und Vertraulichkeit aufhalten, und es entflieht von da die feindselige und schadenbringende Schar, die sich auf die Felder des Streites, des Duells und der Rache zurückzieht. Dort, von wo der Adler mit dem Ehrgeize, der Anmaßung, der Frevelhaftigkeit, der Tyrannei, der Bedrückung und anderer geschäftigen Gefährtinnen auf das Feld der Räuberei und Vergewaltigung entweicht, lassen sich die Hochherzigkeit, die Seelengröße, die Großmut, die rechtmäßige Herrschaft nieder, die sich auf den Feldern der Würde, Macht, Autorität bewegen. Wo sich der Pegasus befunden hatte, dort weilen nunmehr der göttliche Wahnsinn, die Begeisterung, der Schwung, die Weissagung, die Prophezeiung, die sich auf dem Gefilde der Inspiration aufhalten, in weite Ferne entfliehen der tierische Wahnsinn, die Raserei, der unvernünftige Trieb, die Geisteszerrüttung, die Verwüstung des Gemütes, die sich auf dem Felde der der Geistesverwirrung Einlaß gewährenden finden. Wo Andromeda nebst der Hartnäckigkeit, der Verkehrtheit und der törichten Überredung weicht, die sich gut auf dem Felde der völligen Unwissenheit breit machen, dort nehmen die Freundlichkeit, die Hoffnung, die Erwartung Platz, die sich auf dem Felde der richtigen Erziehung zeigen. Wo sich das Dreieck erhebt, dort schlägt die auch als Treue bezeichnete Zuverlässigkeit, die auf dem Felde der Gediegenheit, Liebe, Aufrichtigkeit, Schlichtheit, Wahrheit und anderer Tugenden verweilt, von denen die Felder des Betrugs, der Täuschung, des Wankelmuts durchaus gemieden werden, ihren Sitz auf. In die Burg des Widders werden die geistliche und weltliche Herrschaft, die Musterhaftigkeit, die Bekanntmachung, die Beratung, der Verordnung verlegt, die sich auf dem Gefilde der Folgsamkeit, des Gehorsams, der Eintracht, des tugendhaften Wetteifers, der Nachahmung wohl fühlen; von da entweichen das schlechte Beispiel, das Ärgernis, die Entfremdung, die auf dem Felde der Zwietracht, Bestürzung, des Abfalls, des Schismas, der Ketzerei gekreuzigt werden. Der Stier stellt sich als ein Abbild der Geduld, Ausdauer und Beharrlichkeit, geregelten und gerechten Zornes dar – Eigenschaften, die sich auf dem Felde der Regierung, der Verwaltung, des Dienstverhältnisses, der Anstrengung, der Arbeit, des Gehorsams usw. bewähren. Mit ihm verschwinden der ungeregelte Zorn, der Ärger, die Verachtung, der Unmut, die Gereiztheit, die Ungeduld, das Klagen, die Wut, die sich auf fast denselben Gebieten zeigen. Wo sich die Plejaden befunden hatten, dorthin steigen die Vereinigung, die Zivilisation, der Zusammenschluß, das Volk, der Staat, die Kirche empor, die sich auf dem Felde des Zusammenlebens, der Eintracht, der Gemeinsamkeit aufhalten, wo die geregelte Liebe den Vorsitz führt und mit denen das Monopol, der Pöbel, die Sekte, das Triumvirat, die Partei, die Faktion, der Anhang herabgestürzt werden, die auf den Gebieten der ungeordneten Zuneigung, des ungerechten Vorhabens, des Aufruhrs, der Verschwörung, an deren Spitze der verkehrte Rat nebst seiner ganzen Familie steht, ein unsicheres Dasein führen. Wo die Zwillinge Platz machen, dort steigen die Sinnbilder der Liebe, der Freundschaft, der Verträglichkeit, die sich auf den ihnen zugewiesenen Feldern freudig bewegen, und jene Verbannten führen die unwürdige Parteilichkeit mit sich hinweg, die das Feld des unbilligen und verkehrten Verlangens hartnäckig behaupten will. Der Krebs entführt mit sich die gewalttätige Unterdrückung, den ungerechten Anspruch, das niedrige Verbrechen, das allzustraffe Anziehen der Zügel, das Aufgeben lobenswerter Pläne und Absichten, das Auftrennen des Gewebes der Penelope und andere ähnliche Genossen und Gefährten, die sich auf dem Felde der Unbeständigkeit, des Kleinmutes, der Geistesarmut, der Unwissenheit und anderer Eigenschaften bewegen und aufhalten, und zu den Gestirnen steigen empor die sittliche Besserung, die Zurückdrängung der Bosheit, die Verdrängung der Falschheit und Ungerechtigkeit samt ihren Dienern, die auf dem Felde der ehrenvollen Furcht, der geordneten Liebe, der guten Absicht, der lobenswerten Reue und anderer dem sittlichen Rückschritt, der Weiterwucherung des bösen, der gewinnsüchtigen Habgier entgegengesetzten Gefährten ein geregeltes Dasein führen. Der Löwe führt mit sich den Donner, den Schrecken, das Entsetzen und die Furcht vor der Tyrannei, die gefahrvolle und verhaßte Herrschaft, den Stolz auf die Anmaßung und das Vergnügen daran, lieber gefürchtet als geliebt zu werden. Diese bewegen sich auf dem Felde der Härte, der Grausamkeit, der Gewalttätigkeit, der Unterdrückung, die hier von den Schatten der Furcht und des Argwohns gequält werden, und in die himmlischen Räume steigen empor die Hochherzigkeit, die Großmut, der Ruhm, der Seelenadel, die Vortrefflichkeit, die auf dem Felde der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit, der gerechten Kriegführung, der würdigen Belohnung ihres Amtes walten, die sich mehr bemühen, geliebt als gefürchtet zu werden, und sich hier mit der Sicherheit, der Seelenruhe und deren Angehörigen trösten. Mit der Jungfrau streben sich die Enthaltsamkeit, Züchtigkeit, Keuschheit, Bescheidenheit, Schamhaftigkeit, Ehrbarkeit zu vereinigen, die auf dem von der Schamlosigkeit, Unenthaltsamkeit und anderen Müttern feindlicher Familien gemiedenen Felde der Reinheit und Ehre triumphieren. Die Wage ist das Sinnbild der Billigkeit, Gerechtigkeit, Dankbarkeit, Erkenntlichkeit, Achtung und anderer Gefährten, Beamten und Gefolgsleute, die sich auf dem dreifachen Felde der Verteilung, des Tausches und Rücktausches bewegen, auf das die Ungerechtigkeit, der Undank, die Unerkenntlichkeit, die Anmaßung und andere ihrer Gefährtinnen, Töchter und Dienerinnen keinen Fuß setzen.

Wo der Skorpion seinen gebogenen Schwanz krümmte und seine Scheren ausstreckte, erscheinen jetzt nicht mehr der Betrug, der ungerechte Beifall, die erheuchelte Liebe, die Täuschung, der Verrat, sondern die entgegengesetzten Tugenden, die Töchter der Redlichkeit, Aufrichtigkeit, Wahrheit, die auf den Gefilden ihrer Mütter verweilen. Wir wissen, daß der Schütze das Sinnbild der Betrachtung, des Studiums, des guten Vorsatzes und ihrer Gefolgsleute und Diener war, die sich das Feld des wahren und guten zum Schauplatz ihrer Tätigkeit gewählt haben, um den Verstand und Willen zu bilden und die eitle Unwissenheit und die verächtliche Nachlässigkeit weit weg zu verbannen. Dort, wo noch jetzt der Steinbock haust, habe ich die Einsamkeit, die Ungestörtheit, die Sammlung und andere Mütter, Gefährtinnen und Mägde gesehen, die sich auf das Feld der Unabhängigkeit und Freiheit zurückziehen, auf das sich die Unterhaltung, die Verabredung, die Gerichtsverhandlung, die Geselligkeit nebst anderen ihrer Angehörigen, Kindern, Gefährten und Dienern nicht hingetrauen. Auf dem Platze des feuchten und unmäßigen Wassermanns habe ich die Mäßigkeit erblickt, die Mutter vieler und unzähliger Tugenden, die sich namentlich hier zeigt, samt der Bildung und Höflichkeit, ihren Töchtern, aus deren Gebiete die maßlose Leidenschaft nebst dem ungesitteten, rauhen Benehmen und der Barbarei entweicht. Dorthin, von wo zusamt dem unwürdigen Schweigen, dem Neid gegen die Weisheit, der Vorenthaltung der Wissenschaft, die sich auf dem Felde des Menschenhasses und der Geistesarmut breit machen, die Fische verdrängt worden sind, sind das würdige Schweigen und die Zurückhaltung versetzt worden, die sich auf dem Felde der Klugheit, Verschlossenheit, Geduld, Mäßigung und anderer Tugenden bewegen, und vor denen die Gesprächigkeit, Vielrednerei, Schwatzhaftigkeit, Albernheit, Possenreißerei, Schauspielerei, Leichtfertigkeit, Sinnlosigkeit, Klatschsucht, Prozeßsucht, Verleumdung entfliehen. Wo sich der Walfisch im trocknen befand, ist nunmehr die Seelenruhe anzutreffen, die auf dem Felde des Friedens ein ungestörtes Dasein führt, nachdem von dort der Zorn, die Verwirrung, der Kummer, Unruhe und andere ihrer Genossen und Geschwister vertrieben worden sind. Dorthin, von wo der göttliche und wunderbare Orion samt der Betrügerei, der Ränkesucht, der zwecklosen Höflichkeit, der leeren Wundersucht, der Gaukelei, Taschenspielerei und Gaunerei winkt, die als Führer, Leiter und Pförtner der Prahlerei, der Ruhmredigkeit, der widerrechtlichen Besitzergreifung, der Räuberei, der Fälschung und vielen anderen Lasten dienen, auf deren Gebieten sie sich bewegen, wird der Kriegsdienst gegen die ungerechten – sichtbaren wie unsichtbaren – Mächte erhoben, der sich auf dem Felde der Seelengröße, Tapferkeit, Vaterlandsliebe, Wahrheit und zahlloser anderer Tugenden abmüht. Wo sich noch jetzt das Phantasiegebilde des Flusses Eridanus zeigt, ist etwas hohes, edles anzutreffen, von dem wir bei anderen Gelegenheiten sprechen wollen, da der erhabene Gegenstand nicht in unsere jetzige Untersuchung hineinpaßt. Dort, von wo der flüchtige Hase mit der grundlosen Furcht, der Feigherzigkeit, dem Schrecken, dem Mißtrauen, der Verzweiflung, dem falschen Verdachte und anderen Söhnen und Töchtern der Zaghaftigkeit und Unwissenheit, bemerkt man die Scheu, die Tochter der Klugheit und der Überlegung, die Dienerin des Ruhms und der wahren Ehre, die sich auf allen Gebieten der Tugend bewähren können. Dorthin, wo, im begriff, dem Hasen nachzurennen, der große Hund seine Glieder hingestreckt hat, steigt die Wachsamkeit, die Sorgfalt, die Vaterlandsliebe, die Beaufsichtigung der häuslichen Geschäfte, der Tyrannenmord, der Eifer, die heilsame Predigt, die sich auf dem Felde der natürlichen Klugheit und Gerechtigkeit aufhalten, und mit dem Hunde steigen die Jagd und andere rohe und brutale Beschäftigungen herab, die nach Jupiters Willen für heroisch gelten sollen, obgleich sie sich auf dem Felde der Schurkerei, Brutalität und Schlächterei bewegen. Der kleine Hund nimmt die Liebedienerei, die Schmeichelei und den knechtischen Gehorsam samt ihren Gefährten mit sich nach unten, und dafür steigen die Verträglichkeit, die Vertraulichkeit, die Freundlichkeit, die Liebenswürdigkeit empor, die auf dem Felde der Dankbarkeit und Treue verweilen. Von wo das Schiff zusamt der niedrigen Habsucht, dem betrügerischen Handel, dem schmutzigen Gewinn, der auf dem Meere herumschweifenden Seeräuberei und anderer schändlichen und meistenteils tadelnswürdigen Genossen ins Meer zurückkehrt, dort lassen sich die Freiheit, die dienstfertige Gemeinschaft, die rechtzeitige Fürsorge, der nützliche Vertrag, das Reisen zu würdigen Zwecken, die einträgliche Güterbeförderung samt ihren Brüdern, Begleitern, Steuerleuten, Ruderern, Soldaten, Wachen und anderen Dienern, die sich auf dem Felde des Glückes hemmtummeln, nieder. Wo die südliche Schlange, Hydra genannt, sich dehnt und streckt, dort lassen sich die behutsame Vorsicht, die verständige Beurteilung, die kräftige Männlichkeit blicken; dafür sinken herab die Erstarrung und das Kindischwerden des Alters, nebst der Hinterlist, dem Neide, der Zwietracht, der Verleumdung und anderen ihrer Gefährten. Wo der Rabe mit seinem schwarzen Gefieder, seinem heiseren Krächzen, seiner schändlichen, zigeunerhaften Neigung zum Diebstahle, seiner lästigen Streitsucht, seiner blinden Geringschätzung, seiner Nachlässigkeit im Dienste, der Hintansetzung seiner Pflichten und seiner gierigen Gefräßigkeit verschwunden ist, dort tritt an seine Stelle die göttliche Magie nebst ihrer Tochter, der Weissagung, und ihren Dienerinnen und Mägden, unter denen die Auslegung der Vorbedeutungen die erste und oberste Stelle einnimmt und die sich auf dem Felde der Kriegskunst, der Gesetzgebung der Religion und des Priestertums mit gutem Erfolge zu bewähren pflegen. Wo sich mit der Schlemmerei und Trunksucht der Becher zeigte, samt jener Menge von Dienerinnen, Gefährtinnen und Angehörigen, dort erblickt man die Enthaltsamkeit, dort die Nüchternheit und Mäßigkeit der Lebensweise samt ihrer Regelmäßigkeit und ihren Bedingungen. Wo der halbgöttliche Centaur verweilt und in seinem Heiligtum thront, stellen sich das göttliche Gleichnis, das heilige Geheimnis, die moralische Erzählung, das göttliche, heilige Priestertum ein; es sinken herab und werden verbannt die nichtige und unsittliche Erzählung, samt ihren törichten Vergleichungen, ihren leeren Analogien, ihren geheimnisvollen Andeutungen, ihrer albernen Bibelerklärung und nichtssagenden Bildersprache, mit ihren trügerischen Versammlungen, ihren schmutzigen Zusammenkünften, ihren aufrührerischen Sekten, unklaren Graden, angeordneten Orden, verschlechternden Reformen, unsauberen Reinigungen, säuischen Läuterungen und den niederträchtigsten Betrügereien, die sich auf dem Felde der Habsucht, der Anmaßung und des Ehrgeizes bewegen, auf denen die scheel blickende Bosheit die Herrschaft führt, und blinde, krasse Unwissenheit gepflegt wird.

Bei dem Altare befindet sich die Religion, die Frömmigkeit und der Glaube; auf seinem östlichen Flügel sinken die Grausamkeit mit all ihren Torheiten und der Aberglaube mit all den zugehörigen Dingen, Dingelchen und Sächelchen herab, auf dem westlichen Flügel stürzen der gottlose Unglaube und der wahnwitzige Atheismus in den Abgrund. Wo die südliche Krone funkelt, dort weilen die Belohnung, die Ehre und der Ruhm, die nicht die Früchte anstrengungsreicher Tugenden und tugendhafter Anstrengungen sind, sondern die von der Gunst der genannten himmlischen Mächte abhängt. Wo der südliche Fisch verschwindet, dort herrscht der Genuß der schon genannten ehren- und ruhmvollen Früchte, dort die Freude, dort flutet der Strom der Wonne, die Woge der Lust, dort wird Erquickung gewonnen, dort

»Nährt sich die Seele von so edler Speise,

Daß sie den Göttern nicht den Nektar neidet.«

Hier ist das Ende der stürmischen Meerfahrt, hier das weiche Lager, hier der erquickende Schlummer, hier die sichere Ruhe.

*

Erster Dialog.

Unterredner:

Sofia. Saulino. Siehe Einleitung, Fußnote im letzten Abschnitt. Mercurio.

Sofia. Wenn also die Körper, die Materie und das Seiende nicht der Veränderung, der Mannigfaltigkeit und dem Wechsel unterworfen wären, so würde es nichts schickliches‚ nichts gutes, nichts angenehmes geben.

Saulino. Du hast dies sehr gut bewiesen, Sofia.

Sofia. Jeder Genuß besteht, wie wir sehen, aus nichts anderem als aus einem gewissen Übergang, einer Umwandlung, einer Bewegung. Denn der Zustand des Hungers ist lästig und peinlich, unangenehm und niederdrückend der Zustand des Sattseins, aber das, was angenehm ist, ist der Übergang von einem Zustande zum anderen. Der Zustand der Liebesleidenschaft ist quälend, der Zustand nach Stillung der Begierde ist niederdrückend, aber das, was Genuß verschafft, ist der Übergang von einem Zustande zum anderen. In keinem gegenwärtigen Zustande empfindet man Vergnügen, wenn der vorhergehende nicht in Unlust vorübergegangen ist. Die Anstrengung gefällt nur zu Anfang nach der Ruhe, und umgekehrt liegt auch in der Ruhe nur anfangs nach der Anstrengung Genuß.

Saulino. Du hast dies gut bewiesen, Sofia.

Saulino. Wenn dem so ist, so gibt es keinen Genuß ohne Beimischung von Unlust, da in der Bewegung zugleich befriedigendes und nicht befriedigendes liegt.

Sofia. Du hast recht. Außerdem füge ich noch hinzu, daß Jupiter manchmal, wenn er es überdrüssig ist, Jupiter zu sein, sich damit belustigt, sich als Ackermann, als Jäger oder Krieger zu erholen, dasselbe ist bei den Göttern, bei den Menschen und bei den Tieren der Fall. Die Dorfbewohner suchen ihr Vergnügen und ihre Kurzweil in den Städten; die Städter verbringen ihre Erholungs-‚ Ferien- und Mußezeit auf dem Lande. Wer gesessen oder gelegen hat, findet Vergnügen und Genuß am Gehen, und wer auf seinen Füßen eine weite Strecke zurückgelegt hat, erholt sich im Sitzen von seiner Anstrengung. Wer allzulange in seinem Hause geweilt hat, findet in der freien Luft Erquickung, und wer des Aufenthalts im Freien satt ist, rühmt das Zimmer. Der häufige Genuß einer noch so wohlschmeckenden Speise erzeugt am Ende Widerwillen, so daß der Umschlag des einen Extrems ins andere für die Zwischenstufen zwischen beiden, die Bewegung von einem Gegensatz zum anderen für die Zwischenstadien genußreich ist. Kurz, wir bemerken zwischen zwei Gegensätzen eine solche Verwandtschaft, daß der eine mehr mit dem anderen übereinstimmt als das ähnliche mit dem ähnlichen. Dieser Gedanke stammt von Platon; vgl. Philebos 44 E, Phaidon 60 B.

Saulino. So erscheint es auch mir, denn die Gerechtigkeit betätigt sich nur dort, wo eine Verfehlung vorhanden ist, die Eintracht nur dort, wo Gegensätze herrschen; das runde ruht nicht auf dem runden, weil sich zwei Kugeln nur in einem Punkte berühren, sondern das konkave findet seinen Halt im konvexen. In sittlicher Beziehung kann der Stolze nicht mit dem Stolzen, der Arme mit dem Armen, der Geizige mit dem Geizigen auskommen, sondern der eine findet seine Freude am Bescheidenen, der andere am Reichen, der dritte am Freigebigen. Mag man daher die Sache vom physiko-mathematischen oder vom moralischen Standpunkte aus betrachten, so sieht man, daß der Philosoph, der zu der Erkenntnis der Übereinstimmung der Gegensätze gelangt ist, eine sehr wichtige Wahrheit gefunden hat und daß der Weise, der diese Übereinstimmung zu suchen weiß, wo sie vorhanden ist, kein ungeschickter Praktiker ist. Alles daher, was ihr vorgebracht habt, ist buchstäblich wahr. Aber ich möchte wissen, Sofia, zu welchem Zwecke und in welcher Absicht ihr dies sagt.

Sofia. Was ich damit klarmachen will, ist, daß der Anfang, das Mittel und das Ende, der Ursprung, das Wachstum und die Vollendung alles dessen, was wir sehen, von Gegensätzen ausgehen, sich durch Gegensätze vollziehen, sich in Gegensätzen bewegen und zu Gegensätzen hinführen und daß, wo Gegensätzlichkeit vorhanden ist, Wirkung und Gegenwirkung, Bewegung, Verschiedenheit, Vielheit, Ordnung, Abstufung und Aufeinanderfolge vorhanden sind. Daher wird sich niemand, der es sich wohl überlegt, jemals wegen seiner gegenwärtigen Lage den Mut sinken lassen oder sich überheben, so sehr sie ihm auch im Vergleich zu anderen Verhältnissen und Geschicken gut oder schlecht, schlechter oder besser erscheinen mag. So habe auch ich, die ich mit meinem göttlichen Zwecke, der Wahrheit so lange flüchtig umhergeirrt, verborgen, niedergehalten und unterdrückt worden bin, auf Befehl des Schicksals diesen Zeitpunkt als Beginn meiner Rückkehr, Wiedererscheinung, Erhebung und Herrlichkeit bestimmt, die um so größer sein wird, je mächtiger die mir feindlichen Gewalten geworden sind.

Saulino. Daher kommt es auch, daß derjenige, der kräftig von der Erde in die Höhe schwingen will, sich zuvor niederducken muß, und daß derjenige, der sich bemüht, einen Graben erfolgreich zu überspringen, seinen Zweck erreicht, wenn er sich acht bis zehn Schritte zurückzieht.

Sofia. Ich hoffe also im Vertrauen auf die Gunst des Schicksals auf um so größeren Erfolg in der Zukunft, je schlechter es mir bisher ergangen ist.

Saulino.

.... Je gedrückter,

Je weiter unten liegt der Mensch am Rade,

Um desto näher ist er jenem Punkte,

Der sich nach oben wieder muß bewegen.

So mancher neigte schon das Haupt zum Blocke,

Der andern Tags der Welt Gesetze gab.

Aber ich bitte dich, Sofia, fahre fort, dich deutlicher zu erklären!

Sofia. Nachdem der Donnerer Jupiter so lange Jahre als Jüngling gelebt, sich der Liederlichkeit ergeben und mit Waffentaten und Liebesabenteuern beschäftigt hat, beginnt er jetzt, von der Zeit gebändigt, sich von den Ausschweifungen und Lastern und jener Lebensweise abzuwenden, die das Mannesalter und die Jugend mit sich bringen.

Saulino. So haben in der Tat die Dichter, aber nie die Philosophen die Götter geschildert. So altern also auch Jupiter und die übrigen Götter? So ist es also nicht unmöglich, daß auch sie die Ufer des Acheron überschreiten müssen?

Sofia. Schweig, unterbrich mich nicht, Saulino. Laß mich bis zu Ende sprechen!

Saulino. Sprich nur, ich werde dir aufmerksam zuhören, denn ich bin überzeugt, daß aus deinem Munde nur hohe und schwerwiegende Gedanken strömen; ich fürchte aber, mein Kopf kann sie nicht fassen und behalten.

Sofia. Fürchte nichts! Jupiter beginnt, sage ich, verständig zu werden und läßt nur solche Personen zu seinem Rate zu, die auf dem Haupte Schnee, auf der Stirn Furchen, auf der Nase eine Brille, am Kinn einen weißen Bart, in den Händen den Stab, an den Füßen Blei haben; das heißt im Kopfe die geregelte Phantasie, das sorgfältige Nachdenken, das festhaltende Gedächtnis, auf der Stirn den besonnenen Ernst, in den Augen die Klugheit, auf der Nase den Scharfsinn, auf der Zunge die Wahrheit, in der Brust die Aufrichtigkeit, im Herzen die geordneten Triebe, auf den Schultern die Geduld, auf dem Rücken das Vergessen der Beleidigungen, im Magen die Mäßigkeit, im Unterleibe die Nüchternheit, im Schoße die Keuschheit, in den Beinen die Festigkeit, in den Füßen die Rechtlichkeit, in der Linken den Pentateuch der Gesetze, in der Rechten die Vernunft der Rede, die aufklärende Wissenschaft, die ausgleichende Gerechtigkeit, die befehlende Herrschergewalt und die ausführende Macht.

Saulino. Eine vortreffliche Ausrüstung! Aber zuvor müssen sie sauber gewaschen und gereinigt sein.

Sofia. Nun gibt es keine Tiere mehr, in die er sich verwandelt: keine Europa, die ihm die Hörner eines Stieres verleiht, keine Danae, der zuliebe er den bleichen Glanz des Geldes annimmt, keine Leda, die ihn in Schwanengefieder hüllt, keine Nymphe Asteria und keine phrygischen Knaben, die ihn zu einem Adler mit scharfem Schnabel umwandeln, keine Dolis, die ihn zu einer Schlange macht, keine Mnemosyne, die ihn zu einem Hirten erniedrigt, keine Antiope, die ihn zu einem Halbtiere‚ einem Satyr, herabwürdigt, keine Alkmene, die ihn in Amphitryon verwandelte; denn das Steuer, das jenes Schiff der Verwandlungen lenkte und richtete, ist so schwach geworden, daß es dem Ansturm der Wogen kaum Widerstand leisten kann und es möglich ist, daß die Wellen es in die Tiefe ziehen. Die Segel sind derart zerfetzt und zerrissen, daß der Wind sie nicht mehr blähen kann. Die Ruder, die den ungünstigen Winden und dem stürmischen Wetter zum Trotz das Fahrzeug vorwärts zu bringen pflegen, wird der Bootsmann, sei die Luft auch noch so ruhig und das Gebiet des Neptuns noch so glatt, vergebens nach rechts oder links, nach rückwärts oder vorwärts in Gang zu bringen suchen, weil die Ruderer wie gelähmt sind.

Saulino. Welches Unglück!

Sofia. So kommt es, daß man Jupiter in Mythen und Sagen nicht mehr als sinnlich und wollüstig schildert, denn der gute Vater hat sich dem geistlichen Leben zugewandt.

Saulino. Wie, der, der so viele Frauen, so viele Mägde von Frauen, und so viele Konkubinen gehabt hat, ist am Ende übersättigt, des Genusses überdrüssig und müde geworden wie jener, der da sagte: »Eitelkeit, Eitelkeit, alles ist eitel!«

Sofia. Er denkt an den Tag des Gerichtes, denn das Ende der etwa oder genau sechsunddreißigtausend Jahre ist, wie verkündet, ganz nahe, wo die Wende des Weltjahrs Weltjahr (auch großes oder platonisches Jahr) wird die Periode genannt, innerhalb deren die verlängert gedachte Erdachse einen Umlauf um den Pol der Ekliptik beendet. Gegenwärtig wird sie nur auf 26000 Jahre berechnet. droht und ein anderer Celeus die Herrschaft übernehmen wird, und er fürchtet, infolge der Veränderung, die die Bewegung des Zitterns mit sich bringt, und infolge der mannigfaltigen Beziehungen und Gewohnheiten der Planeten, von denen man zuvor nie etwas gesehen oder gehört hat, das Schicksal möchte bestimmen, daß die Erbfolge nicht dieselbe sei, wie in der vorhergehenden großen Weltenwende, sondern ganz davon verschieden, und wenn die das Prognostikon stellenden Astrologen und andere Wahrsager auch noch so schrieen.

Saulino. Er fürchtet also, es möchte irgend ein vorsichtigerer Celeus kommen, der nach dem Vorbilde des Priesters Johannes Der Priester (Presbyter) Johannes ist ein sagenhafter Priesterkönig des Orients, von dem die erste Kunde um die Mitte des 12. Jahrhunderts in Europa. Sein Reich wurde teils nach Indien, teils nach China, teils nach Abessinien verlegt; letzteres Land blieb bis ins 17. Jahrhundert als regnum presbyteri Joannis bekannt. Auch im »Parzival« Wolframs von Eschenbach kommt der Priester Johannes vor; hier ist er der Sohn des Feirefiz und der Repanse de Schoie., um etwaigen künftigen Unzuträglichkeiten vorzubeugen, seine Söhne nicht in die Verließe des Berges Amarat und andere verbannte, und aus Furcht, irgend ein Saturn möchte ihn entmannen, es niemals unterließe, sich eiserne Unterkleider anzuziehen und sich niemals entschlösse, ohne diamantene Beinkleider zu schlafen? Wenn daher nicht dieselbe Wirkung eintritt wie vorher, wird allen anderen Folgen Tür und Tor versperrt werden, und vergebens wird man den Geburtstag der cyprischen Göttin, den Sturz des lahmen Saturn und die Thronbesteigung Jupiters, die Vermehrung der Söhne und Söhnessöhne, der Enkel und Enkelsenkel bis zu der Generation, in der wir jetzt leben, und möglicherweise bis zu dem zukünftigen vorherbestimmten Zeitpunkte erwarten.

Nec iterum ad Trojam magnus mittetur Achilles. Nicht wird wieder nach Troja gesandt der große Achilleus.

Sofia. Bei dieser Lage der Dinge, und da Jupiter in dem unbequemen Memoriale der starkknochigen Gewalt und entnervten Jugend liest, daß sein Tod nahe bevorstehe, so tut er täglich glühende Gelübde und richtet heiße Gebete an das Schicksal, daß in den künftigen Jahrhunderten die Dinge zu seinen gunsten geordnet werden möchten.

Saulino. Du sagst mir da Wunderdinge, Sofia. Behauptet ihr, daß Jupiter nicht das Wesen des Schicksals kenne, das nach dem ihm zukommenden und nur allzubekannten Epitheton das unerbittliche genannt wird? Es ist jedoch wahrscheinlich, daß er in seinen Mußestunden, falls das Schicksal ihm solche gestattet, sich dazu bequemt, irgend einen Dichter zu lesen, und es ist sehr leicht möglich, daß ihm der Tragiker Seneca in die Hände gefallen ist, der ihm folgende Lehre erteilt:

Das Fatum führt, und wir gehorchen ihm;

Denn was für Fäden spinnt die Schicksalsspindel,

Wir können sie mit allen Müh'n nicht ändern.

Und was wir tun und dulden, kommt von oben

Und ist vorausbestimmt seit ewgen Zeiten.

Die grause Schwester

Zieht, was sie einmal spann, nie mehr zurück;

Die Parzen handeln nach bestimmtem Plane,

Doch von uns geht jeder

Ins Ungewisse dem Geschick entgegen. Oedipus 1001–1011. Im lateinischen lautet die Stelle:

Fatis agimur: cedite fatis,

non solicitae possunt curae

mutare rati stamina fusi.

Quicquid patimur mortale genus,

quicquid facimus, venit ex alto

servatque suae decreta colus

Lachesis dura revoluta manu.

Omnia recto tramite vadunt

primusque dies dedit extremum;

non illa deo vertisse licet

quae nexa suis currunt causis.

Brunos Übersetzung dieses Chorliedes hat im Italienischen folgenden Wortlaut (nach der Ausgabe von Lagarde):

Fate ne guida, et noi cedemo al fato;

E i' rati stami del contorto fuso;

Solleciti pensier mutar non ponno.

Ciò che facciamo, et comportiamo, d' alto

Et prefisso decreto il tutto pende;

Et la dura sorella

Il torto filo non ritorce à dietro.

rentre ciascun ti noi

Va incerto ad incontrar glifati suoi.

Sofia. Auch das Schicksal will, daß, obgleich Jupiter selbst weiß, daß es unabwendbar sei und nicht anders sein könne, als es müsse und sein werde, er nicht unterlasse, durch derartige Mittel sein Geschick zu erfüllen. Das Schicksal hat die Bitten angeordnet, die teils etwas erreichen, teils erfolglos bleiben, und um die hinübergewanderten Seelen nicht gar zu sehr zu belasten, reicht sie ihnen durch das Mittel der Veränderungen den Trank aus dem Letheflusse, damit infolge des Vergessens sich jedermann eifrigst bemühe, sich in seinem gegenwärtigen Zustande zu erhalten. Daher sehnen sich die Jünglinge nicht nach dem Zustand der Kindheit, und die Kinder wünschen nicht, in den Mutterleib zurückzukehren, und niemand wünscht sich den Zustand jenes Lebens zurück, das er lebte, bevor er in diese Körperlichkeit eintrat. Das Schwein will nicht sterben, weil es dann nicht mehr Schwein wäre; das Pferd fürchtet sich am meisten davor, nicht mehr Pferd zu sein. Jupiter fürchtet sich dieser Naturnotwendigkeit zufolge am meisten davor, nicht mehr Jupiter zu sein. Aber die Gnade und Gunst des Schicksals wird seinen Zustand nicht ändern, ohne ihn mit dem Wasser aus jenem Flusse getränkt zu haben.

Saulino. So muß also auch dieser Gott, Sofia – unerhörte Tatsache! – Gebete an eine höhere Macht richten? So befällt auch ihn die Furcht vor gerechter Wiedervergeltung? Ich wunderte mich, warum die Götter sich so fürchten, bei dem stygischen Sumpfe einen Meineid zu leisten; jetzt weiß ich, daß dies von der Strafe herrührt, die auch ihnen droht.

Sofia. So ist es. Er hat seinem Schmiede Vulkan verboten, an Feiertagen zu arbeiten; er hat Bacchus untersagt, seinen Hofstaat erscheinen zu lassen, und gestattet dessen Begleitern auch nicht das Herumschwärmen außerhalb der Zeit des Karnevals und an den Hauptfesten des Jahres erst nach dem Abendessen kurz vor Untergang der Sonne und nicht ohne seine besondere und ausdrückliche Erlaubnis. Momus, der die Götter getadelt und ihnen nach ihrer Meinung ihre Vergehen allzuscharf vorgehalten hatte und deswegen von ihren Beratungen und der Unterhaltung mit ihnen ausgeschlossen worden war, der sich an der Spitze des Schweifes der Kallisto befindet, ohne die Möglichkeit, den Ort dieser Himmelsbreite verlassen zu können, unter der das Kaukasusgebirge liegt und wo der arme Gott von Kälte und Hunger abgezehrt war, wurde jetzt zurückberufen, gerechtfertigt, in seine frühere Stellung wieder eingesetzt und als ordentlicher und außerordentlicher Herold angestellt mit der weitest gehenden Vollmacht, die Laster tadeln zu dürfen, ohne Rücksicht auf den Titel und Rang irgend jemandes. Er hat Cupido verboten, unter den Menschen, Heroen und Göttern fernerhin so entblößt umherzustreifen, wie er es gewöhnt ist, und ihm aufgetragen, die Blicke der Himmelsbewohner nicht mehr dadurch zu beleidigen, daß er ihnen auf der Milchstraße und im olympischen Senat sein Gesäß zeigt, sondern wenigstens vom Gürtel abwärts bekleidet erscheint, ihm auch den strengsten Befehl erteilt, er solle sich nicht unterstehen, seine Pfeile anders als zu natürlichem Zwecke abzuschießen, und solle die Liebe der Menschen der der Tiere gleichmachen, indem er ihnen bestimmte und feststehende Jahreszeiten zum Verlieben anwiese; wie für die Katzen der März, für die Esel der Mai Regel, so sollten den Menschen jene Tage zugewiesen werden, in denen sich Petrarca in Laura, Dante in Beatrice verliebte. Dies wurde in Form eines Interims bis zur nächsten Ratsversammlung beschlossen, wenn die Sonne in den zehnten Grad der Wage eintritt, der durch den Kopf des Flusses Eridanus gelegt ist, dort, wo sich die Einbiegung des Knies des Orion befindet. Hier soll jenes natürliche Gesetz wiederhergestellt werden, das jedem Manne gestattet, so viele Frauen zu haben, wie er ernähren und befruchten kann. Denn es ist überflüssig und ungerecht und widerspricht in der Tat der natürlichen Ordnung, daß in eine bereits befruchtete und schwangere Frau oder in andere verworfene Geschöpfe wie illegitime Geliebten, die aus Furcht vor Schande den Abortus bewirken, jener menschenbildende Same eingestreut wird, der Heroen schaffen und die leeren Sitze des Empyreums füllen könnte.

Saulino. Eine vortreffliche Maßregel, wie mir scheint. Was weiter?

Sofia. Jener Ganymed, der der eifersüchtigen Juno zum Trotz bei ihm in so hoher Gunst stand und dem es allein gestattet war, sich an seine Seite zu schmiegen und ihm die dreizackigen Blitze zu reichen, während sich die anderen Götter ehrfurchtsvoll in weiter Entfernung hielten, wird, wie ich gegenwärtig glaube, wenn er keinen anderen Vorzug besitzt als jenen, der beinahe verblaßt ist, noch möglicherweise froh sein müssen, wenn er, anstatt bei Jupiter Page zu bleiben, sich bei Mars als Schildknappe verdingen kann.

Saulino. Woher kommt dieser Umschwung?

Sofia. Sowohl von der schon erwähnten Änderung Jupiters wie daher, daß der neidische Saturn in früherer Zeit in erheuchelter Liebkosung ihm mit seiner rauhen Hand das Kinn und die rosigen Wangen streichelte, so daß sich ihm von dieser Berührung das Antlitz mit Haaren bedeckte und allmählich jene Anmut verschwand, vermöge deren er es einst vermochte, Jupiter aus dem Himmel zu locken und sich von Jupiter in den Himmel entführen zu lassen, wodurch also der Sohn eines Menschen zum Gotte erhoben und der Vater der Götter in einen Vogel verwandelt wurde.

Saulino. Zu wunderbare Dinge! Fahre fort!

Sofia. Er hat allen Göttern untersagt, Pagen oder Kammerdiener unter fünfundzwanzig Jahren zu halten.

Saulino. Haha! Was tut oder sagt nun aber Apollo betreffs seines teueren Hyacinthus?

Sofia. O, wüßtest du, wie mißvergnügt er ist!

Saulino. Ich glaube sicher, daß seine Traurigkeit dieses trübe Wetter verursacht, das nun schon seit mehr als acht Tagen herrscht; sein schwerer Atem erzeugt so viele Wolken, seine Seufzer so stürmische Winde und seine Tränen so reichliche Regengüsse.

Sofia. Du hast es erraten.

Saulino. Was wird nun aus dem armen Knaben?

Sofia. Er hat sich entschlossen, ihn die Humaniora auf irgend einer Universität oder in einem reformierten Kollegium studieren zu lassen und ihn der Zuchtrute eines Schulmeisters zu unterstellen.

Saulino. O unsicheres Glück, O trügerisches Schicksal! Dir scheint dies ein Bissen für einen Schulmeister zu sein! Wäre es nicht besser gewesen, ihn unter die Obhut eines Dichters zu stellen, ihn in die Hand eines Redners zu geben oder ihn an die Last des Kreuzes zu gewöhnen? Wäre es nicht besser gewesen, ihn unter die Aufsicht eines –

Sofia. Genug! Was sein muß, wird sein; was sein mußte, ist. Um nun Ganymeds Geschichte zu vollenden, so reichte ihm dieser in Erwartung der gewohnten Liebkosungen mit seinem üblichen kindlichen Lächeln den Becher mit Nektar. Jupiter aber ließ seine trüben Augen auf seinem Gesichte ruhen und sagte endlich: »Schämst du dich nicht, Sohn des Tros? Glaubst du, noch ein Kind zu sein? Vielleicht kommt dir mit den Jahren das Anstandsgefühl und die Vernunft? Siehst du nicht, daß die Zeit vorüber ist, wo du mir fortwährend die Ohren mit deinem Geschwätz erfülltest und wenn wir uns ins Freie begaben, Silenus, Faunus, der aus Lampsakus Priapus. und andere sich glücklich schätzten, wenn sie dir in die Wange kneifen oder wenigstens deine Kleider berühren und in Erinnerung an diese Berührung sich nicht die Hände wuschen, bevor sie zu Tisch gingen, und andere Dinge taten, die ihnen ihre ausschweifende Phantasie eingab. Nun entschließe dich und bedenke, daß du dir vielleicht einen anderen Beruf wirst suchen müssen. Ich entlasse dich, denn ich will keine dummen Jungen mehr um mich haben.« Wer die Veränderung in den Zügen des armen Knaben oder Jünglings gesehen hätte, von dem weiß ich nicht, ob Mitleid oder Lachen oder der Widerstreit beider Empfindungen die Oberhand gewonnen hätte.

Saulino. Diesmal, glaube ich, risit Apollo.

Sofia. Höre, denn was ich dir bis jetzt erzählt habe, ist nur die Einleitung.

Saulino. Sprich nur!

Sofia. Gestern, als das Fest zur Erinnerung an den Sieg der Götter über die Giganten gefeiert wurde, unmittelbar nach Aufhebung der Tafel hatte jene, die allein das Wesen der Dinge regiert und durch die sich alles freut, was sich unter dem Himmel freut,

Die schöne Mutter beider Liebesgötter,

Beherrscherin der Götter und der Menschen,

Durch die jedwedes lebende Geschöpf

Ins sonnenhelle Dasein ward gerufen,

Vor der die Winde und die Stürme fliehen,

Wenn sie erscheint am lichten Morgenhimmel;

Ihr lächelt zu das glatte Meer; die Erde

Hüllt sich von neuem in den schönen Mantel

Und reicht ihr durch die Hände der Najaden

Das Horn des Flusses Achelous dar,

Gefüllt mit Laub, mit Blumen und mit Früchten –

einen Ball angeordnet, eröffnete ihn mit jener Anmut, die selbst den grämlichen Charon ergötzen und bezaubern würde, und reichte, wie es ihre herkömmliche Pflicht war, zuerst Jupiter die Hand. Statt daß dieser nun, wie es seine Gewohnheit war, sie mit dem linken Arm umschlang, Brust an Brust gedrückt, mit den beiden ersten Fingern der rechten Hand ihre Unterlippe erfaßt, Mund auf Mund, Zähne auf Zähne, Zunge auf Zunge gepreßt hätte – lüsternere Liebkosungen, als sich für einen Vater seiner Tochter gegenüber schicken – und so mit ihr zum Tanze angetreten wäre, legte er ihr gestern seine rechte Hand auf die Brust und hielt sie von sich entfernt, als wollte er sagen: »Noli me tangere«, und sprach zu ihr mit mitleidigem Blicke und einem von Frömmigkeit strahlenden Antlitze: »Ach, Venus, Venus, ist es möglich, daß du auch nicht ein einzigesmal unsere Stellung und namentlich deine bedenkst? Glaubst du denn, es sei wahr, was sich die Menschen von uns erzählen, daß, wer alt ist, immer alt, wer jung ist, immer jung und wer Kind ist, immer Kind bleibe und so in alle Ewigkeit fort, wie wir damals waren, als wir von der Erde zum Himmel emporstiegen, und daß, wie dort unten unsere Bildnisse und Statuen immer dieselben bleiben, so auch unsere Körperkonstitution sich nicht fortwährend verändere? Heute am Feste kommt mir die Erinnerung an jene Stärke, deren ich mich damals erfreute, als ich jene stolzen Giganten niederblitzte und bezwang, die es wagten, den Ossa über den Pelion und den Olymp über den Ossa zu türmen, als ich imstande war, den wilden Briareus, dem seine Mutter, die Erde, hundert Arme und hundert Hände gegeben hatte, damit er mit dem Ungestüm von hundert gegen die Götter geschleuderten Felsen den Himmel erstürmen könne, in die schwarzen Höhlen des abgrundtiefen Orkus zu schmettern; als ich den übermütigen Typhoeus dorthin verbannte, wo sich das Tyrrhenische Meer mit dem Ionischen vereint, indem ich ihn unter die Insel Trinacria stieß, um ihn hier lebend auf immer zu begraben. Daher singt ein Dichter:

Hier drückt dem kühnen, mutigen Typhoeus,

Der unter dem Gewicht Trinacrias seufzt,

Die rechte Hand der Berg Pelorus nieder,

Die linke preßt das Vorgebirg' Pachynus,

Den mächt'gen, breiten Rücken, der vom Drucke

Schon Schwielen hat, belastet Lilybaeum.

Das Haupt beschwert der schauerliche Ätna,

In dem der binkende Vulkan die Blitze

Mit seinem großen Hammer rüstig schmiedet. Übersetzung von Ovid‚ Metamorphosen V, 346–353:

Vasta giganteis ingesta est insula membris

Trinacris, et magnis subiectum molibus urget

Aetherias ausum sperare Typhoëa sedes.

Nititur ille quidem, pugnatque resurgere saepe:

Dextra sed Ausonio manus est subiecta Peloro,

Laeva, Pachyne, tibi: Liliybaeo crura premuntur:

Degravat Aetna caput. sub qua resupinus arenas

Eiactat, flammamque fero vomit ore Typhoëus.

Ich, der ich auf jenen anderen die Insel Prahyta geschleudert habe, ich, der ich die Frechheit Lycaons bestraft und zu Deucalions Zeiten die gegen den Himmel aufsässige Erde überschwemmt und mich durch so viele andere deutliche Kundgebungen meiner Herrschergewalt würdig erwiesen habe, besitze jetzt nicht mehr den Mut, Durchschnittsmenschen entgegenzutreten, und muß zu meinem großen Verdrusse die Welt dem Zufall und dem Ungefähr überlassen; wer dem Glücke näher auf den Fersen bleibt, erreicht es, und wer es bezwingt, genießt es. Jetzt bin ich jenem alten Löwen bei Äsop gleich geworden, dem der Esel ungestraft Fußtritte versetzt und den der Affe verspottet, und fast reibt sich an mir das Schwein wie an einem fühllosen Baumstamme seinen schmutzigen Wanst. Dort, wo ich die berühmtesten Orakelstätten, Tempel und Altäre gehabt habe, sind diese jetzt eingestürzt und auf das schmählichste entweiht, und an ihrer Stelle sind Altäre und Statuen anderer errichtet worden, die ich mich zu nennen schäme, weil sie tiefer stehen als unsere Satyrn und Faune und anderen Halbtiere, ja noch viel geringer sind als die Krokodile Ägyptens. Denn diese letzteren zeigten, wenn sie auch durch Zauberei geleitet waren, doch eine Spur von Göttlichkeit; jene aber sind in der Tat nichts als Kot und Mist. Dies ist aber alles infolge der Feindschaft unserer Widersacherin Fortuna geschehen, die jene auserwählt und erhoben hat nicht sowohl um sie zu ehren wie um uns herabzuwürdigen, zu beschimpfen und zu beleidigen. Die Gesetze, die ich gegeben, die Verordnungen, die ich erlassen, die Kulte, die Opfer und Feiern, die ich angeordnet habe, sind aufgehoben und außer Kraft gesetzt, und an ihrer Stelle bestehen die schmutzigsten unwürdigsten Albernheiten, die sich dieses blinde Frauenzimmer jemals ausdenken konnte, damit, wie durch uns die Menschen zu Heroen wurden, sie jetzt schlimmer werden als Tiere. Nicht mehr dringt Bratengeruch zu uns empor und steigt von den Altären uns zur Ehre auf; sondern wenn uns das Verlangen danach ankommt, müssen wir wie die Tellerreiniger in die Küche laufen, um uns diesen Genuß zu verschaffen. Und obgleich noch einige Altäre vom Brandopfer rauchen, quod dat avara manus Das eine geizige Hand darbringt., so fürchte ich doch, daß sich nach und nach dieser Rauch in Rauch auflöst, damit keine Spur mehr von unseren geheiligten Einrichtungen übrigbleibe. Diese Tatsachen zeigen uns, daß die Welt einem mutigen Rosse gleicht, daß es sehr wohl erkennt, wenn es von jemand bestiegen wird, der es nicht versteht, es fest zu zügeln, ihn nicht ertragen will und versucht, ihn abzuwerfen, und wenn es ihn zur Erde geschleudert hat, ihn mit den Hufen bearbeitet.

Sieh, mir vertrocknet der Körper, und das Gehirn wird mir weich. Die Nägel wachsen mir, und die Zähne fallen mir aus; das Fleisch wird mir gelb und das Haar weiß; die Augenlider werden weit, und die Sehkraft nimmt ab; der Atem wird schwach und der Husten stärker; der Puls zittert, und die Rippen werden steif; ich bleibe fest sitzen und zittere beim Gehen; die Glieder werden dünn und die Gelenke dick, und schließlich, was mich am meisten kränkt, ist der Umstand, daß mir die Fersen hart und die Sehnen schlaff werden, daß die Knochen hervortreten und das Fleisch schwindet.

Meine Juno ist nicht länger eifersüchtig,

Meine Juno kümmert sich um mich nicht mehr.

Und von deinem Vulkan, um die anderen Götter beiseite zulassen, möchte ich, daß du dieselbe Meinung hegst. Er, der mit solcher Kraft den festen Amboß zu bewegen pflegte, daß auf das Krachen und Toben, das aus dem feuerspeienden Ätna bis zum Horizonte dringt, Echo aus den Höhlen des campanischen Vesuv und des steinigen Taburnus antwortete – wo ist jetzt die Kraft meines Schmiedes und deines Gatten? Ist sie nicht erloschen? Hat er vielleicht noch die Kraft, die Blasebälge zu treten, um das Feuer anzufachen? Hat er vielleicht noch die Kraft, den schweren Hammer zu schwingen, um das glühende Metall zu schmieden? Auch du, liebe Schwester, wenn du keinem anderen glaubst, so befrage deinen Spiegel und sieh, wie du wegen der Runzeln, die du bekommen hast, und der Furchen, die der Pflug der Zeit dir ins Antlitz gegraben hat, es dem Maler von Tag zu Tag schwieriger machst, dich nach der Natur abzukonterfeien, wenn er nicht lügen will. Auf deinen Wangen, wo sich beim Lachen jene reizenden Grübchen bildeten, Zentren, Punkte inmitten der so lieblichen Vertiefungen, während dein Lachen, das die ganze Welt erheiterte, deinem Antlitz noch zehnmal mehr Anmut verlieh, so daß aus ihm ebenso wie aus deinen Augen Amor scherzend seine spitzen, glühenden Pfeile entsandte, beginnt sich jetzt, von den Mundwinkeln angefangen bis zu dem eben erwähnten Teile, von einem Ende bis zum anderen die Form von vier Parenthesen hinzuziehen, die vereinigt den Anschein erwecken, als zögen sie dir den Mund zusammen und verhinderten dich, durch jene kreisförmigen Bogen, die zwischen den Zähnen und Ohren sichtbar werden, am Lachen, so daß du einem Krokodile gleichst. Warum weinst du, Venus? Warum lachst du, Momus?« unterbrach er sich, als er sah, wie dieser seinen Mund zum Lachen verzerrte und jene Tränen vergoß. »Auch Momus erinnert sich des Abends«, fuhr er fort, »an dem einer jener Schalksnarren‚ von denen jeder dem Fürsten mehr Wahrheiten über sein Verhalten zu hören gibt als der ganze übrige Hof zusammengenommen, und durch die meistens jene, die nicht selbst zu sprechen wagen, unter der Maske des Scherzes sprechen und Vorschläge machen lassen und machen, sagte, Äskulap habe dir ein Pulver von Hirschfleisch und Korallen gegeben, nachdem er dir zwei verfaulte Mondkälber in solcher Heimlichkeit herausgenommen hat, daß es jetzt kein Steinchen im Himmel gibt, das es nicht wüßte. Du siehst also, liebe Schwester, wie die verräterische Zeit uns bezwingt, wie wir alle dem Wechsel unterworfen sind, und was uns dabei am meisten kränkt ist der Umstand, daß wir keinerlei Gewißheit oder Hoffnung haben, dasselbe Dasein zu genießen, dessen wir uns heute erfreuen. Wir gehen dahin und kehren nicht mehr als dieselben zurück, und wie wir keine Erinnerung an das haben, was wir waren, bevor wir in dieses Dasein eintraten, so können wir auch keine Kunde von dem haben, was wir dereinst sein werden. So schwinden die Scheu vor uns, die Frömmigkeit und Religion, die Anbetung, die Ehrfurcht und die Liebe dahin, und mit ihnen die Macht, die Vorsehung, die Tugend, Würde, Majestät und Schönheit, die genau so vergehen wie der Schatten zugleich mit dem Körper. Die Wahrheit allein nebst der absoluten Tugend ist unwandelbar und unsterblich, und wenn sie sich auch mitunter verbirgt und in Vergessenheit gerät, so kehrt sie doch mit Notwendigkeit zu ihrer Zeit zurück, wobei ihre Dienerin Sofia ihr den Arm reicht. Hüten wir uns daher, dies göttliche Fatum zu beleidigen und jener Doppelgottheit, die von ihr so begünstigt und beschützt wird, ein Unrecht zuzufügen. Denken wir an unser nächstkommendes Dasein und verfehlen wir nicht, als ob wir uns wenig um die allgemeine Gottheit kümmerten, unser Herz und unseren Sinn zu jener Spenderin alles Guten und Verteilerin aller anderen Lose zu erheben! Wir wollen sie anflehen, daß sie uns bei unserer Umwandlung oder Verpflanzung oder Metempsychose zu seligen Geistern mache, da, so unerbittlich sie auch sein mag, wir doch erwarten können, daß wir durch die Ablegung von Gelübden entweder in unserem gegenwärtigen Dasein erhalten werden oder in ein anderes übergehen, das besser, gleich gut oder wenig schlechter sein wird. Ich spreche nicht davon, daß freundliche Gesinnung gegen die höchste Gottheit gleichsam ein Unterpfand künftiger Gnadenerweisungen von ihrer Seite ist; wie es für den, dem es bestimmt ist, Mensch zu werden, notwendig und unerläßlich ist, daß ihn das Schicksal durch den Mutterleib geleite, und der Geist, der das Schicksal trifft, sich in einem Fisch zu verkörpern, zuvor ins Wasser tauchen muß, so geziemt es sich auch für den, der von den Göttern begünstigt werden wird, den Weg frommer Gelübde und guter Wege zu betreten.«

*

Austreibung des triumphierenden Tieres

Подняться наверх