Читать книгу Die Wiese - Бруно П. Кремер - Страница 12

|22|3 Der Wald kehrt zurück

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|23|Wohl ist alles in der Natur Wechsel, aber hinter dem Wechsel steht ein Ewiges.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

Schon in den meist recht lange andauernden Interglazialen des Pleistozäns folgte auf das stabile Ende eines Glazials eine alsbald einsetzende Wiederbewaldung – jedoch nur durch solche Gehölzarten, die bei ihren Ausweichmanövern in klimatisch günstigere Rückzugsräume (vor allem östlich und westlich des Alpenbogens) aus ökologischen Gründen nicht auf der Strecke geblieben waren. Dies gelang tatsächlich nur relativ wenigen Arten.

Folglich hat jede längere pleistozäne Vereisungsperiode in Mitteleuropa bedeutende Streckenverluste bzw. Artensterben verursacht.

Solche Verluste lassen sich bereits aus dem direkten heutigen Vergleich folgern: Eigentlich ist es doch sehr erstaunlich, dass in Mitteleuropa von Natur aus nicht einmal 50 verschiedene Baumarten vorkommen. Ihnen stehen zwar mehr als 100 heimische Straucharten an der Seite, doch ist der einheimische Gehölzartenbestand damit vergleichsweise recht bescheiden. In diesen Defiziten zeigen sich eben die direkten Folgen der verschiedenen Eiszeiten der letzten Jahrhunderttausende. In Nordamerika und ebenso in Ostasien ist in heute klimatisch weitgehend vergleichbaren Gebieten ein ungleich umfangreicheres Artenspektrum zu erleben.

Diese Unterschiede haben einen einfachen Grund, und der liegt in der Geologie bzw. Landschaftsmorphologie: Viele Artengruppen haben in Europa die eiszeitliche Klimaverschlechterung deswegen nicht überleben können, weil ihnen hier die ziemlich geradlinig ostwestlich verlaufenden und erst im Tertiär aufgefalteten Hochgebirge (Karpaten, Alpen und Pyrenäen) ein erfolgreiches Entkommen in weiter südlicher gelegene Ausweichquartiere schlicht versperrten. In Nordamerika und ebenso in Ostasien verlaufen die großen jungen Faltengebirge dagegen allesamt in Nord-Süd-Richtung. Hier konnten die wärmebedürftigen Arten nach der Klimaverschlechterung in ihren nördlichen Arealteilen viel eher geeignete und weiter südlich gelegene Ausweichgebiete erreichen, dort auch tatsächlich überleben und in den jeweiligen Postglazialen auch wieder nordwärts zurückwandern. Für Mitteleuropa brachten die Eiszeiten daher eine gewaltige Artenverarmung, was sich, im Vergleich zu anderen Gebietsfloren, beispielhaft auch in konkrete Zahlen fassen lässt: In Mitteleuropa sind heute von Natur aus nur noch vier Ahorn-Arten heimisch, im klimatisch vergleichbaren Nordamerika gleicher Breitenlage dagegen mehr als zwei Dutzend. Die in Europa waldbildenden Gehölze verteilen sich gar nur auf knapp zwei Dutzend verschiedene Arten. In Nordamerika oder Ostasien kommen im gleichen Klimagebiet jedoch mehrere hundert Gehölzarten vor. Wie die heimische Gehölzflora vor der Würm-/Weichsel-Eiszeit auch bei uns ausgesehen hat, zeigt ein Blick in große Arboreten und Parkanlagen: Sie bestehen zu großen Anteilen aus Anleihen von anderen Kontinenten und haben gleichsam zur Kompensation der eiszeitlichen Verluste in unseren Parks und Gärten eine neue Heimat gefunden, womit die ursprünglich erlebbare Gehölzvielfalt zumindest in Umrissen wieder aufgestockt ist.

Die Wiese

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