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Kristian springt nach Eurone.

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Die Tore der Atlanter.

Buch:2 von 4 Folgen 350 Seiten

Kristian und Jessika kamen von einem Besuch auf dem Heimatplaneten der Alien zurück. Dort hatte Kristian Eurone, eine Wissenschaftlerin, und ein Mischwesen der Alien, kennengelernt.

Zuhause erwartete sie eine Überraschung. Als sie so plötzlich in der Halle erschienen, kam ihnen Aron bellend entgegen. »Was ist denn jetzt schon wieder los«? fragte eine Stimme. Kristian und Jessika schauten sich an.

»Mutter«, stellte Jessika fest.

»Mama, wir sind zuhause.«

»Das gibt auch langsam Zeit. Wir kamen nicht mal in unser eigenes Haus. Das Monster von Hund hat uns nicht hereingelassen.«

»Braver Hund«, sagte Kristian leise und erntete einen bösen Blick von Jessika.

»Das Schönste war, Großvater stand hinter den Sträuchern und hatte seinen Spaß.« Mama kam aus der Küche.

»Hallo Kristian.«

»Guten Tag Frau Sanders.«

»Wo ist Papa«? fragte Jessika. »Der schaut sich mal um.« Kristian suchte Blickkontakt mit Maria, sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. Sie waren also noch ahnungslos.

»Hier hat sich ja einiges geändert.«

»Ja Mama, Kristian schläft bei mir.«

»So, kann mir mal einer sagen, warum Großvater immer vor sich her grinst?«

»Das ist uns noch gar nicht aufgefallen Mama.«

»Papa.« Jessika nahm ihren Vater stürmisch in den Arm.

»Hallo Kristian.«

»Guten Tag Herr Sanders.«

»Was sollte die Buddelei im Turm?«

»Wir haben einen Tunnel freigelegt.«

»Und was ist damit?«

»Erführt in die Halle.«

»In die Halle, was soll der Quatsch?«

»Wir zeigen ihn euch später.«

»Wie seid ihr darauf gekommen?«

»Ein Freund gab uns den Tipp«, dabei mussten sie lachen. »Wolltet ihr nach dem Rechten sehen, oder warum seid ihr gekommen«? fragte Jessika.

»Man fühlt sich seines Lebens nicht mehr sicher, überall hört man von UFOs und Alien.«

»Hast ja so recht Mama«, lachte Jessika.

»Du brauchst deine Mutter gar nicht auslachen.«

»Wo kommt eigentlich die zweite Rüstung her«? fragte Papa. Jessika schaute Kristian an, dieser zog seine Schultern hoch. »Ja, das ist eine von vielen Sachen, die wir euch noch erklären müssen.«

»Kind, was ist mit dir passiert, ich habe dich ganz anders in Erinnerung und dich auch Kristian.«

»Da sind bestimmt die UFOs dran schuld«, sagte Jessika lachend. »Mach dich nur über deine Mutter lustig.«

»Hallo Kinder«, Großvater kam von draußen herein.

»Wie geht es Graf Falkenhorst?«

»Wir waren nicht auf Falkenhorst.«

»Ihr ward mit, wie heißt er noch mal?«

»Cyro, Großvater.«

»Also mit Cyro unterwegs?«

»Ja.«

»Was redet ihr für einen Unsinn daher«? fragte Jessikas Vater. »Papa, habt ihr im Urlaub eigentlich keine Zeitung gelesen?«

»Ja sicher, ich konnte es nicht mehr hören und sehen, Burg Falkenhorst im Mittelalter, so ein Quatsch, für wie dumm halten uns die Leute eigentlich.«

»Der Wildbratenspieß auf Burg Falkenhorst war nicht zu verachten«, sagte Großvater vergnügt, »und der Waffenmeister kann einiges vertragen.«

»Sind denn hier alle verrückt geworden?«

»Du musst es deinen Eltern sagen«, sagte Kristian, »wir zeigen ihnen die Burg.«

»Wir wissen, wie die Burg aussieht, schließlich wohnen wir schon lange hier«, meinte die Mutter.

»Kommt trotzdem mit, es ist ja nicht weit.«

»Das will ich sehen«, freute sich Großvater.

»Kommt gar nicht infrage«, sagte Jessikas Mutter. Der Vater hielt sich zurück, vielleicht ahnte er langsam das Ausmaß der Geschichte.

»Fasst euch an und lasst auf keinen Fall los«, sagte Kristian. »Kinder, was macht ihr mit uns«, jammerte Mama, »ich habe Angst.« Der erste Sprung brachte sie vor die Burgruine. Dass sie so schnell vor der Burgruine standen, war der Mutter weit weniger wichtig, als die Tatsache, dass sie recht hatte und die Burg das war, was sie schon seit Jahrhunderten war, eine Ruine. Die Ruine noch vor Augen, änderte sich das Bild plötzlich. Sie standen jetzt vor der Vorburg, die Hauptburg im Hintergrund.

»Kinder, was macht ihr mit uns?«

»Es stimmt, was die Zeitungen schreiben«? fragte der Vater. Kristian nickte.

»Und was habt ihr damit zu tun?«

»Kristian hat ein Tor ins Mittelalter gefunden.«

»Und da seid ihr durchgegangen?«

»Mich hatte er anfangs nicht eingeweiht, aber Großvater wusste Bescheid.

»Und ich weiß jetzt auch, wo das Tor ist«, sagte Jessika stolz. »Die Familie Falkenhorst sind unsere Freunde, und die Tochter wohnt in unserem Haus.«

Das war zu viel für die Mutter, »Kinder, ich will nach Hause.« Kaum ausgesprochen standen sie wieder in der Halle.

»Ich muss mich auf den Schrecken ausruhen«, sagte Mama.

Sie saßen dann in der Küche zusammen.

»Maria, du weißt von alledem Bescheid?«

»Ja Herr Sanders.«

»War das alles oder gibt es noch mehr, dass ich wissen muss?« Jessika nickte Kristian zu.

»Da wäre noch die Sache mit den UFOs.«

»Was ist damit, Kristian?«

»Daran sind wir auch beteiligt.«

»Ihr meint, ihr wisst wer die Alien sind?« Kristian nickte. Jessika holte eine Zeitung, in der das UFO im Stadion abgebildet war. »Hier, dieser Alien ist Kristian.«

»Wie kann denn Kristian ein Alien sein?«

»Er kann seine Gestalt verändern.«

»Wieso kann er seine Gestalt verändern?«

»Weil er dem Elfenkönig das Leben gerettet hat.«

»Dem Elfenkönig, ich verstehe.« Dass das nicht der Fall war, sah man ihm an.

»Wenn sie wollen, führe ich es vor, darf ich?« Er schaute Jessikas Vater an und nickte Jessika zu, die sich darauf hinter ihren Vater stellte, ihre Hände auf dessen Schulter legte und nickte. Es erschreckte ihn sehr, sein Gesicht wurde blass. Kristian wechselte schnell in seine Gestalt zurück. Der Vater stand auf, »ich gehe zu Mutter.«

»Ich besuche Lena«, sagte Kristian und verschwand. Sie war noch in der Redaktion. »Huch«, sagte sie erschrocken. »Mensch Kristian, du sollst mich nicht immer so erschrecken. Warum kommst du nicht ganz einfach hinten durch die Tür?«

Er stellte den Behälter mit dem Heilmittel von den Alien vor ihr hin. »Ich möchte, dass du das hier in kleine Portionen packst und an möglichst viele Kliniken schickst. Dazu eine Auflistung der Bestandteile, damit keiner das große Geld damit macht.« Er war sich nicht sicher, ob die Übersetzung der Liste ohne Probleme hinhauen würde. Fragend schaute sie ihn an? »Das ist ein Wundermittel, es schließt Wunden ohne Narben.«

»Wo du es herhast, brauche ich wohl nicht zu fragen, aber warum geben sie es dir?«

»Weil sie meine Freunde sind und wir bei ihnen eingeladen waren.«

»Wie eingeladen?«

»Wir waren auf ihrem Planeten.«

»Du weißt auf welchen?«

»Nein, weiß ich nicht und will es auch gar nicht wissen.«

»Wenn du meinst.

Ich kümmere mich um die Verteilung«, versprach sie. »Es spricht nichts dagegen, wenn du die Liste veröffentlichst.«

»Das Neuste weist du noch nicht, Jessikas Eltern sind zurück. Wir haben sie vorsichtig eingeweiht.«

»Kristian, die letzte Geschichte mit den Astronauten, kannst du mir darüber nicht mehr erzählen?« Er erzählte von der Nachricht im Radio bis zur Rettung, und auch was Cyro dazu gesagt hatte, dass sie die Menschen zwar beobachten, aber nicht eingreifen.

»Dann hätten sie ohne dich die Besatzung nicht gerettet?«

»Ich fürchte nein.«

»Darf ich darüber berichten?« »Sicher. Worüber du nicht berichten darfst, ist, dass ich dort eine Frau kennengelernt habe, ein Mischwesen und eine schöne Frau.«

»Du planst nicht zufällig irgendwas Neues?«

»Daran gedacht habe ich schon.«

»Und an was?«

»Ich möchte gerne den kleinen Ritter besuchen.« Er wartete und sagte dann, »deine Abenteuerlust ist auch nicht mehr das, was es einmal war.« Fragend schaute sie ihn an.

»Vor nicht allzu langer Zeit hättest du mich sofort gefragt, ob ich dich mitnehme.«

»Hast recht, im Moment kommt alles auf einmal. Wann reisen wir?« Jetzt war sie wieder die Alte.

»Ich sage dir Bescheid.« Ehe sie antworten konnte, war er weg.

In der Morgenausgabe stand Lenas Bericht auf der ersten Seite.

Jessikas Vater und Mutter saßen schon am Frühstückstisch, als sie sich dazu setzten. »Habt ihr schon die Zeitung gelesen?«

»Nein Mama.«

»Diese Lena Müller scheint einen heißen Draht zu den UFO-Leuten zu haben.« Sie schauten sich an und lachten.

»Was gibt es da zu lachen?«

»Lena ist eingeweiht, Kristian hat ihr das erzählt.«

»Ich gehe nach Falkenhorst«, sagte Kristian und sah, dass Jessika ihn gerne begleitet hätte.

»Es dauert nicht lange, ich will mich nur nach dem Weg zu Ritter Bernhard erkundigen. Er hat uns damals nach dem Turnier eingeladen. Lena will uns begleiten.« Jessikas Eltern verstanden nicht, wovon sie redeten. »Jessika sollte es ihnen erklären«, schlug er vor.

»Bis gleich.« Hanna und der Graf freuten sich, ihn wiederzusehen. Kristian hatte ein paar gute Tropfen mitgebracht. Es hätte nicht viel gefehlt und Hanna hätte in seinen Armen zu weinen angefangen. Es gab viel zu erzählen. Das Thema Entführung vermieden sie. »Weswegen ich hier bin, ich habe noch eine Einladung von Ritter Bernhard offen, könnt ihr mir den Weg beschreiben? Einfacher wäre es, wenn Johannes mitkommt, dann könnt ihr ihm den Weg erklären.«

»Johannes wird sich bestimmt freuen«, sagte der Graf.

»Ist der Weg gefährlich?« »Nein, eigentlich nicht.«

»Und was heißt eigentlich?«

»Streunendes Gesindel kann überall auftauchen. Ihr werdet zwei Tage unterwegs sein.« Kristian dachte daran, es in einen Tag zu schaffen.

»Wenn es so weit ist, sage ich Bescheid.« Der Graf hatte schon sehr tief in den Becher geschaut, als Kristian sich mittags verabschiedete. Wieder zuhause merkte er sofort den Stimmungswandel von Jessikas Mutter. »Hallo Kristian, ab heute sagen wir du zueinander.«

»Ist mir recht.«

»Hanna hat sich bestimmt gefreut«? fragte Jessika.

»Ja, wir nehmen noch Johannes als Führer mit.

»Hast du Lust, morgen mit in die Stadt zu fahren, um ein paar Geschenke für Ritter Bernhard zu kaufen?«

»Ja, sicher komme ich mit.«

»Kristian, Jessika hat mir von Ritter Bernhard erzählt, pass ja auf meine Tochter auf.«

»Wir ziehen doch nicht in eine Schlacht.«

»Nachdem was ich so alles gehört habe, herrschen dort raue Sitten.«

»Das stimmt.«

»Kristian würdest du meinem Vater unseren Schatz zeigen?«

»Wo ist dein Vater?« »Draußen bei Großvater.«

»Holst du ihn, wir müssen ja nicht alles hervorholen.« Er wartete bis Jessikas Vater da war und er sehen konnte, wie er die Geheimtür öffnete. Er wollte schon ein paar Teile herausholen, als ihm rechtzeitig einfiel, dass es auch einfacher ging. Er berührte die Truhe und sprang damit in die Halle. Der Vater, der hinter ihm in den Gang gekrochen war, sah sich plötzlich alleingelassen.

»Papa, Kristian ist schon hier.« »Kristian«, sagte der Vater, »du wirst mir immer unheimlicher.«

»Daran wirst du dich gewöhnen.« Nachdem er alles begutachtet hatte, brachte Kristian alles zurück. Den Rest des Tages saßen sie zusammen. »Bei dieser Gelegenheit«, sagte Jessika, »ich soll dich von Major Brenningen grüßen.«

Im ersten Moment war Kristian erschrocken.

»Was hast du mit dem Major zu schaffen?«

»Wir haben ihn besucht.«

»Was heißt wir?«

»Silke und ich.« Er hatte es geahnt. »Zu Dela habe ich noch gesagt, dass Hera nicht weiß was er da tut, als er dir das Medaillon gab.«

»Was Dela mit dir gemacht hat, wirst du uns sicher gleich erzählen.«

»Ist ja schon gut.«

Am anderen Morgen fuhren sie in die Stadt.

»Kann Lena überhaupt reiten«? fragte Jessika.

»Ich hab sie noch nicht gefragt.«

»Dann frage sie.« Jessika gab ihm ihr Handy.

»Hallo Lena, du kannst doch reiten?«

»Warum muss ich reiten können?«

»Weil wir anders nicht ans Ziel kommen.«

»Als Kind habe ich mal auf einem Schaukelpferd gesessen.«

»Dann ist ja alles gut, bis dann.«

Aus dem Stoffladen gingen sie schwer bepackt zu ihrem Auto. Über den Nähkasten würde sich Bernhards Frau sicher freuen. Er wusste nicht, ob sie Kinder hatten. Für alle Fälle kauften sie reichlich Süßigkeiten ein. Und da er wusste, wie beliebt sein Schweizer Messer war, kaufte er noch eins, dazu Verpflegung für einen Tag.

»Fehlt noch was«? fragte er. Sicher hätten sie noch mehr einkaufen können, aber wo hätten sie aufhören und alles unterbringen sollen?

»Wir nehmen unsere eigenen Pferde. Lena bekommt einen Rittersattel, aus dem sie nicht so leicht herausfällt. Dann könnten wir morgen losreiten.«

Er rief Lena an und sagte ihr, dass er sie morgen Früh abholen würde. »Jetzt müssen wir nur noch Johannes Bescheid sagen.« »Lässt du mich rüber springen«, bat Jessika. Er reichte ihr sein Medaillon. Sie saßen noch im Auto, er fuhr.

»Nun spring schon.« So sehr sie sich auch anstrengte, es ging nicht. »Vielleicht hat Cyro von deinen Streifzügen gehört?«

»Schade«, meinte Jessika und gab ihm das Medaillon zurück.

»Macht doch nichts, ich nehme dich mit, wenn ich rüber springe.« Er sagte es ihr nicht, war aber froh, dass sie das Medaillon nicht mehr benutzen konnte. Jessikas Mutter staunte nicht schlecht, als sie sah, was sie eingekauft hatten. »Zucker rief er, wir haben Zucker vergessen.«

Sogleich fiel ihm ein, dass der Nachschub zur Falkenhorstburg, schon seit einiger Zeit überfällig war. Er kaufte noch eine Kiste Zucker. »Du musst unbedingt mit Hanna eine Liste machen, über das, was dort fehlt«, sagte er.

»Ich habe mir das so gedacht. Wir lassen alle Sachen zunächst hier. Warum sollen wir uns damit belasten. Wenn wir angekommen sind, hole ich die Sachen hier ab. Ebenso das Pferd von Graf Rudolf Rabenfels.«

»Was ist damit?«

»Ich will es Bernhard schenken. Einzig die Verpflegung müssen wir mitnehmen. Die passt in zwei Satteltaschen.« Damit war alles geregelt. Es war jetzt Mittag, sie saßen um den Küchentisch. »Kinder, wollt ihr nicht lieber hier bleiben, es ist ja so gefährlich.«

»Mama, weist du was wir machen, wenn es gefährlich wird? Wir verschwinden einfach.« Kristian hatte Jessika berührt. Schwupp, und sie waren unsichtbar. Das Geschrei der Mutter in den Ohren ließ sie schnell wieder sichtbar werden. Großvater fand das wunderbar. »Vater«, sagte die Mutter zu ihrem Mann, das wird mir auf Dauer zu viel.«

»Ihr wollt schon abreisen«? fragte Jessika. »Euch darf aber nicht der Fehler unterlaufen, dass ihr was ausplaudert. Dann sind wir echt in Gefahr.«

»Ich pass schon auf Mutter auf«, sagte Jessikas Vater.

»Wir springen gleich zur Burg Falkenhorst, um dort Bescheid zu sagen, dass die Reise morgen losgeht«, sagte Jessika nach dem Essen zu ihren Eltern.

»Macht, was ihr wollt.«

»Kristian würdest du noch mal zum Bäcker springen und Kuchen holen, und wenn du schon mal da bist, auch Kaffee«? Sie sprangen danach in die Burg. Jessika hielt den Kuchen, er den Zucker und Kaffee. Sie stiegen die Treppe hoch. Um sie auf ihr Kommen vorzubereiten, rief Jessika vorher schon, »wer will frischen Kuchen und Kaffee, keiner zuhause?«

Die Tür wurde aufgerissen. Johannes stand in der Tür, »wir sind hier.«

»Schade, ich wollte den Kuchen schon alleine essen«, sagte Jessika. Albert der Sohn des Grafen, war auch da.

»Was habt ihr da verpackt«? fragte Johannes.

»Das magst du bestimmt nicht, gebratene Frösche, isst man gerne bei uns.« Johannes verzog sein Gesicht.

»Hanna lässt du Wasser für den Kaffee bringen?«

»Mein Vater hat erzählt, was ihr vorhabt«, sagte Albert, »seht euch vor, der Weg ist nicht sicher.«

»Was kann uns schon passieren, wo wir doch Johannes als Beschützer bei uns haben.« Alle mussten lachen.

Johannes wollte unbedingt das Papier um den Kuchen auseinanderziehen und bekam von Hanna eins auf die Finger. Dann kam endlich das heiße Wasser. Es wurde auf den löslichen Kaffee geschüttet.

»Bedient euch, der Zucker dürfte eine Weile reichen.«

»Wir haben schon eine Weile keinen Zucker mehr«, sagte Hanna, »ich mochte euch das nicht sagen.«

»Wenn wir zurück sind, schreibt Jessika auf, was euch fehlt.« »Johannes, nun packe schon die Frösche aus.« So ganz sicher war er sich nicht, als er vorsichtig das Papier auseinanderzog. Beim Anblick des Kuchens leuchteten seine Augen auf.

»Kristian«, sagte der Graf, »ihr seid uns ein guter Freund, meint ihr nicht, dass wir euch auch mal einen Gefallen erweisen sollten?«

»Graf, für mich ist es hundertmal leichter euch einen Gefallen zu tun, als umgekehrt. Ich freue mich, wenn ihr euch freut.«

Johannes war das egal, er schaufelte sich den Kuchen rein. Es war spät Nachmittag. »Johannes, morgen Früh sobald es hell wird, sind wir da.« »Richtet Bernhard unsere Grüße aus«, sagte der Graf.

Wieder zuhause interessierten sich Vater und Mutter plötzlich dafür, was im Mittelalter geschah, wie sie lebten und was sie aßen. »Schade, dass wir schon so alt sind, jetzt tut sich so viel auf der Welt. UFOs werden akzeptiert. Lasst nicht zu, dass Andere von dem Tor erfahren.«

»Den Schlüssel hat nur Kristian und ich«, sagte Jessika.

»Was, ihr habt einen Schlüssel?«

»Nein, das war nur symbolisch gemeint.«

»Und verdammt fix öffnet sie das Tor«, meinte Großvater.

»Das letzte Mal, als ich sie hinbrachte, sah ich nur noch, wie sich das Tor schon wieder schloss.«

»Nun übertreib mal nicht, du konntest mir nur nicht so schnell folgen.« Eine Weile später sagte Jessika, »ich gehe jetzt schlafen.« Kristian folgte ihr.

Früh am nächsten Morgen, hielt sie nichts mehr im Bett. Es wurde schon hell. In aller Ruhe frühstückten sie. Danach sprang er nach Lena, die schon ungeduldig wartete.

»Kann es sein, dass du nervös bist«? fragte er.

»Ja sicher bin ich nervös.«

»Dann komm.« Jessika hatte ihre beiden Pferde schon gesattelt und die Satteltaschen befestigt.

»Und wo ist mein Pferd«? fragte Lena. »Wir haben ein Pferd verkauft.« Wir dachten du könntest nicht reiten?«

»Das heißt doch nicht, dass ich zu Fuß gehen will.« Ihm fiel ein, dass sie für Lena auch das Pferd von Graf Rudolf nehmen konnten, dann wäre es schon da und sie brauchten es später nicht holen.

»Du bekommst das Pferd von Rudolf, heute nur eine Kamera?«

»Muss reichen, ich reise mit leichtem Gepäck.« Lena hatte sich am Sattel festgehalten, als sie in der Vorburg ankamen. Im Burghof sattelte Johannes gerade sein Pferd. »He, du bist ja schon fertig, würdest du für Lena Rudolfs Pferd satteln?« Sein Blick sprach Bände.

»Wenn du willst, kannst du auch mit Lena das Pferd tauschen.« »Ja, das macht mir nichts aus, sagte er großzügig. Kristian verstand ihn. Sein Pferd kam nicht annähernd an das Pferd von Rudolf dem Raubritter ran. Da das Satteln nicht lautlos vor sich ging, hatten sie bald Zuschauer. Hanna schaute durch ein Fenster. Sie winkten. Rudolfs Pferd war unruhig. Es hatte sicher nicht genügend Auslauf gehabt.

Sie verließen die Vorburg. Die Straße war nicht so breit, dass sie alle nebeneinander reiten konnten. Johannes und Kristian übernahmen die Spitze. Es war so, wie er sich das gedacht hatte, die Straßen waren so kurvenreich und unübersichtlich, dass das Springen zu gefährlich war.

»Dann stellt euch mal auf eine Übernachtung ein.« Sobald sie auf einen Hügel standen, konnten sie die Straße bis zum nächsten Hügel übersehen und springen. Trotzdem würden sie nicht vor Abend bei Bernhard zu sein. Sie passierten einige Dörfer sowie eine Stadt. In der Stadt hätten sie übernachten können, aber es war einfach noch zu früh. Sie ritten also weiter. Als es begann dunkel zu werden, hielt Kristian an.

»Wir müssen uns einen Schlafplatz suchen«, sagte er. Den Frauen gefiel ein Schlafplatz im Freien besser, als in einer Schenke. Vom nächsten Hügel aus, sahen sie im Tal parallel zur Straße eine Lichtung.

Kapitel:1. »Dort werden wir übernachten.«

Unten angekommen, bahnten sie sich einen Weg durch das Dickicht bis zur Lichtung. Ein Bach floss träge hindurch. »Absatteln und die Pferde eine halbe Stunde lang fressen lassen, anschließend lassen wir sie aus dem Bach trinken.« Danach konnten sie an sich denken. Die Sättel im Rücken, machten sie es sich bequem so weit das möglich war. Von ihrer Verpflegung blieb nur ein kümmerlicher Rest übrig. »Dann gute Nacht.« Schlaf zu finden schien ihnen allen nicht schwerzufallen. »Kristian wach auf, es droht Gefahr.« Erschrocken fuhr er hoch. Es war ruhig, alle schliefen. Ich habe nur geträumt, dachte er. »Kristian es droht Gefahr.« Wieder fuhr er hoch.

»Wer ist da?«

»Ich bin es.« Kristian war noch nicht richtig wach, als er überlegte, wer ich bin es, war.

»Dein Begleiter«, half sie ihm auf die Sprünge.

»Ich habe dich nicht gerufen.«

»Ich weiß, es droht euch Gefahr, der Feind hat eure Fährte aufgenommen.«

»Können wir auf die Straße zurück?«

»Nein, dort wartet der Feind.«

»Ich danke dir.«

»Alles aufstehen«, sagte er leise und musste alle anstoßen, ehe sie Anstalten machten, aufzuwachen.

»Hört zu, auf der Straße warten Wegelagerer auf uns, sie werden gleich hier sein, sattelt die Pferde.«

Johannes half Lena.

»Wir können nicht zur Straße zurück.«

»Woher weist du das«? »Später.« Sie sprangen 300 Meter die Straße hoch. Plötzlich wieherte ein Pferd, eins der ihren erwiderte den Ruf. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wären mit ihnen zusammengestoßen. Da deren Schrecken größer war wie ihrer, schafften sie den nächsten Sprung. Kristian fragte sich, wieso sie von ihnen wussten. Hatten sie auf dem Hügel gestanden und sie in der Lichtung gesehen? Sie mussten an ihnen vorbei, wenn sie den Weg nicht zurückreiten wollten. »Versteckt euch hier, ich schaue mir das mal an.«

»Sei vorsichtig«, sagte Jessika. Unsichtbar ritt er den Weg zurück, den sie gerade gekommen waren. Dann sah er sie. Ihre Pferde blockierten die Straße.

»Sie sind nicht mehr da«, sagte einer und kam aus dem Dickicht.

»Das kann nicht sein, ihre Spur endet dort.«

»Vielleicht sind sie geflogen.« Einige lachten.

»Ihre Pferde hätten uns einen guten Gewinn gebracht. Sie müssen noch hier irgendwo sein.«

»Wisst ihr eigentlich, wen ihr hier ausrauben wolltet?« Erschrocken drehten sie sich im Sattel in Kristians Richtung, ohne ihn zu sehen. »Wir sind Freunde der Elfen. Wisst ihr, was die Elfen mit euch machen? Sie martern euch zu Tode und stecken glühende Eisen durch eure Glieder.« Kristian drängte sein Pferd durch die Gruppe. Mit beiden Füßen trat er um sich in die Seiten der Pferde. Diese machten Sätze zur Seite. Nicht darauf gefasst konnten sich zwei Reiter nicht im Sattel halten und landeten auf den Boden. Beide Pferde rannten in Bernhards Richtung. Die anderen zwei hatten Mühe, im Sattel zu bleiben. »Steigt ab und lasst eure Pferde stehen oder ihr seid des Todes.«

»Zeige dich, damit wir dich sehen können.«

»Wenn ich mich euch zeige, muss ich euch töten.«

»Mein Leben ist mir lieber«, sagte einer und sprang von seinem Pferd.

»Und was ist mit dir?« fragte er den anderen, »ehe du dich versiehst, stoße ich dir mein Schwert in den Bauch.« Wie kam er auf Schwert, er hatte doch keines. Hastig stieg auch der Letzte von seinem Pferd. »So, nun lauft um euer Leben, ehe ich es mir anders überlege.« Kristian ließ sein Pferd einen Satz nach vorne machen gegen einen der Männer. Dieser stolperte und fiel hin. Einem anderen trat er ins Kreuz.

»Lauft um euer Leben«, schrie er. Das gab ihnen den Rest und sie rannten so schnell sie konnten. Eine Weile trieb er sie vor sich her und ließ sie seine Füße spüren. Er trieb sie den Hügel hoch und wieder herunter. »Ihr könnt kommen«, schickte er seine Gedanken zu seinen Gefährten rüber.

»Was war los«? fragte Lena, »hast du sie erst überreden müssen?« »Ja, als Dank haben sie uns die Pferde hier gelassen. Wir nehmen sie mit.« Johannes und er, führten je ein Pferd neben sich. Zum Glück war es nicht stockdunkel, sodass sie die Straße vor sich sahen. Nicht weit, lasen sie auch die zwei anderen Pferde am Wegrand auf.

Sie banden sie an die anderen und setzten ihren Weg fort. Im letzten Dorf fragten sie nach dem Weg, der zu Bernhard führte. Ein wenig enttäuscht waren sie, hatten sie doch eine richtige Burg erwartet. Auf einem Hügel stand ein Bergfried. Daran angelehnt ein Wohnhaus. Ein halbrunder Mauerkreis verband beide Teile. In der Mitte der Mauer ein Tor aus dicken Bohlen. Kristian stieg ab und ließ den Ring, der am Tor befestigt war, gegen die Bohlen knallen. Ein Guckloch in der Tür wurde geöffnet. »Was wollt ihr«? wurde gefragt.

»Sagt Bernhard, Freunde aus Falkenhorst begehren Einlass.« Das Guckloch wurde geschlossen. Kurze Zeit später schaute Bernhard durch das Guckloch. »Kristian, ihr seid es.« Das Tor öffnete sich und wurde sogleich hinter ihnen wieder geschlossen. »Welch eine Freude, euch zu sehen«, sagte Bernhard. Sie stiegen ab, zwei Männer kümmerten sich um ihre Pferde. In der Zwischenzeit kam seine Frau aus dem Haus. Bernhard stellte sie ihnen vor. Scheu sah sie sie an. Kristian konnte sie verstehen, so fremdartig, wie sie aussahen, abgesehen von Johannes.

»Ihr habt euch Ersatzpferde mitgebracht?«

»Die haben wir Wegelagerern abgenommen. Sie wollten uns unsere Pferde abnehmen, jetzt sind sie selber ohne Pferde.«

»Kommt rein, ihr seid doch bestimmt hungrig?«

»Wenn ich ehrlich bin, wir haben heute noch nichts gegessen.« Er ging voraus. Ein großer Raum, eine Treppe, die nach oben führte. Ein Herdfeuer mitten im Raum, der Rauch zog durch einen Kamin ab. Auf der einen Seite ein großer Tisch mit Bänken auf jeder Seite, auf den Stirnseiten Stühle mit Armlehnen. Die Frau schürte das Feuer. »Wir können euch nicht viel anbieten«, entschuldigte sich Bernhard.

»Macht euch keine Gedanken, ein Brot reicht uns.« Die Frau schnitt das Brot und holte eine Speckseite, die unter der Decke hing. Dazu gab es einen Becher Bier. Erst wenn man hungrig ist, weiß man, ein Brot zu schätzen. Als sie alle saßen, versuchte Jessika mit der Gastgeberin ins Gespräch zu kommen. Außer ja und nein, sagte sie nichts. Wenn sie erst mal ihre Geschenke erhielt, würde sie sicher schon auftauen.

»Zurück zu den Pferden, Johannes möchtest du eins?«

»Ja, ich weis auch schon welches.«

»Bernhard, ihr könnt die anderen haben, ebenso den schwarzen Hengst, den ihr sicher erkannt habt?«

»Ihr meint ihr wollt sie mir schenken?«

»Ja sicher.« »Dann stehe ich in eure Schuld.«

»Das sollte euch keine Sorgen machen.«

»In ein paar Tagen ist Pferdemarkt, ich könnte sie dort verkaufen.«

»Wie war die Ernte«? fragte Kristian.

»Weniger gut. Ein Unwetter hat einen Teil der Ernte zerstört. Viel Pacht kann ich dieses Jahr nicht erwarten. Alle haben zu leiden.«

Ihr Hunger war gestillt. Lena stand auf und machte Fotos im Haus und im Hof. »Auf der Hochzeit ward ihr plötzlich verschwunden«? fragte Bernhard, »keiner wusste, wo ihr ward.« »Rudolf konnte seine Niederlage nicht verkraften, er ließ mich entführen und in seinen Turm werfen. Wie ihr seht, konnte er mich nicht für immer festhalten.«

»Ihr habt keine Kinder«? fragte Kristian.

»Nein, wir wünschen uns sehr welche.« Kristian fiel das Messer ein.

»Ich habe euch noch etwas mitgebracht.« Er legte das Taschenmesser auf den Tisch.

»Für mich?«

»Ja.« Bernhard nahm es in die Hand und konnte so recht nichts damit anfangen. Nacheinander klappte Kristian die Werkzeuge heraus. Bernhard kam aus dem Staunen nicht heraus.

»Kristian, nun hole schon endlich die Geschenke«, sagte Jessika. Er nickte.

»Ich muss euch kurz verlassen, bin gleich wieder da. Und erschrickt nicht, die Macht der Elfen ist mit uns.« Bernhards erschrockenes Gesicht sah er nicht mehr. Zuhause lief ihm Jessikas Mutter über den Weg. »Ich bin gleich wieder weg und wir sind heil angekommen.« Die Mutter kam nicht dazu, noch etwas zu sagen. Mit den Geschenken sprang er zurück. »Das ist für euch«, sagte er und sah Bernhards Frau dabei an. Er legte die Stoffballen auf den Tisch, ebenso den Nähkasten. Ungläubige Gesichter sahen ihn an. »Macht den Kasten auf«, sagte Jessika. Den Mechanismus nicht erkennend, wusste sie ihn nicht zu öffnen. Jessika half. Staunend sah sie in den Koffer und wagte nicht hineinzugreifen.

Als Jessika ihr die funkelnde Schere in die Hand legte, zuckte sie zusammen. Schau dir alles an, es ist deins, ebenso der Stoff. Das Gesicht von Bernhards Frau glühte vor Aufregung. Zweifelnd blickte sie ihren Mann an, der ebenso sprachlos dastand. Das Glas mit den Süßigkeiten stand noch unberührt da. Kristian nahm ein Bonbon und steckte es sich in den Mund und lutschte darauf. Auffordernd blickte er beide an.

»Lass mich mal«, sagte Johannes und griff in das Glas. Daraufhin griff auch Bernhard, dann seine Frau zu.

»Zurück zu eurer Ernte, was fehlt euch?« Seine Frau anschauend, wagte er nicht seine Wünsche zu äußern. Ein Blick in seine Gedanken und Kristian sah 12 Säcke Hafer und 5 Säcke Weizen, an die er dachte.

»Ihr könnt es mir ruhig sagen.«

»Ihr habt recht«, sagte er, »zwölf Säcke Hafer und 5 Säcke Weizen fehlen mir. Wenn ich diese hätte, könnte ich meinen Pächtern die Pacht erlassen. Sie haben selber nicht viel.«

»Gut, ich werde noch 5 Säcke dazu legen für eure Leute.«

»So viel könnt ihr nicht kaufen, die Ernte ist überall schlecht.«

»Ihr werdet die Säcke bekommen.« Derweilen war Bernhards Frau mit Jessikas Hilfe dabei, das unterste des Koffers zu erkunden. Lena saß auf einer Truhe und beobachtete das Treiben. Es machte sie nervös, hier untätig herumzusitzen. »Ich gehe nach draußen«, Johannes folgte ihr.

»Bernhard, wir wollen uns verabschieden. Ich komme wieder, wenn ich das Getreide bringe.« Sie gingen in den Hof.

»Lena machst du ein Foto von Bernhard und seine Frau?« Sie stellten sich in Positur. Und dann stellten sie sich dazu.

»Lass davon bitte Vergrößerungen machen, und rahme sie ein.« Johannes saß auf sein Beutepferd, Lena auf Johannes Pferd. Als Bernhard das Tor schloss, drängten sie sich zusammen und sprangen in den Burghof von Falkenhorst. Johannes hatte es eilig, er wollte den anderen sein neues Pferd zeigen. Und natürlich wollten die Grafen hören, was sie erlebt hatten.

»Bernhard hatte eine schlechte Ernte«, sagte Kristian.

»Ich werde ihm helfen.«

»Das ist gut«, sagte der Graf.

»Wir werden euch jetzt verlassen, wir müssen noch Schlaf nachholen.« Lena hielt sich an seinen Sattelgurt fest, als sie sprangen. Aron war der Erste, der sie bemerkte. Bellend sprang er an ihnen hoch. Lena machte einen Bogen um ihn.

»Da seid ihr ja wieder«, empfing sie Jessikas Mutter.

»Wir haben mächtigen Hunger.«

»Wir haben mit euch nicht gerechnet, es ist nichts mehr da, Aron hat das Letzte gefressen«, sagte die Mutter.

»Macht nichts, wenn ich Lena zuhause absetze, bringe ich etwas zu essen mit. Lena denke dran, das gemeinsame Foto mit uns alle darf niemand sehen.« Er setzte sie in ihrer Wohnung ab und kaufte in der Pommesbude ein. Als er zurückkam, war Jessika schon dabei, allen ihr Abenteuer zu erzählen. »Die Ritter haben es auch nicht leicht gehabt«, stellte Jessikas Mutter fest. »Kristian bringt ihm Weizen und Hafer«, sagte Jessika.

»Kristian kannst du dir das denn leisten? Jessika sagt, du hast deine Arbeitsstelle gekündigt?«

»Lena verkauft die Fotos an Zeitungen und an jeden, der dafür zahlt, ich bin daran beteiligt.«

»Damit kommst du aus«? fragte die Mutter. »Mutter, gute Fotos bringen ein paar Tausend, und gehen in die ganze Welt«, »oh, das habe ich nicht gewusst.«

»Kristian ist eine gute Partie«, meinte Großvater schmunzelnd. »Heißt das«? hakte Mutter nach, »nein, das heißt es nicht«, stellte Jessika richtig. Maria kochte schon Kaffee und stellte ihre selbst gebackenen Plätzchen auf den Tisch. Jessika und Kristian aßen ihre Pommes. Danach ging er kurz in seine Wohnung, um Geld holen und kaufte dann das Getreide, natürlich in einer anderen Gestalt. Er kaufte 12 Sack Hafer und 10 Sack Weizen und ließ es auf zwei Paletten stapeln, bezahlte bar und wartete dann, bis alle im Haus waren. Ein Sprung brachte das Korn zu Jessika in den Hof.

»Du bist schon wieder da«? fragte Jessikas Mutter, »haben sie kein Korn gehabt?«

»Doch, es liegt im Hof.«

»Du meinst bei uns?«

»Ja.«

Schon eine Weile ging ihm Jessikas Geburtstag in vierzehn Tagen durch den Kopf. Bisher hatte noch keiner den Geburtstag erwähnt. Er hatte überlegt, diesen auf Falkenhorst zu feiern. Darüber musste er noch mit Hanna reden. Er wollte alle Personen, zumindest die Guten, denen sie in letzter Zeit begegnet waren, dazu einladen. Da wäre David der jüdische Händler, der mit Kristian im Verlies festsaß, dann Bernhard der kleine Ritter, Silke die Schreinerin, Lena die Reporterin, und Hera, Bruder der Elfenkönigin. Bei Cyro und Systra war er sich nicht sicher. Ebenso wenig was mit Jessikas Eltern war. Alle wollte er zum Kaffee einladen.

Er rief bei Lena an und fragte, ob die zwei Bilder für Bernhard morgen fertig waren. Sie sagte ja.

Am anderen Morgen sagte er zu Jessika, dass er das Korn zu Bernhard bringen wollte. »Du solltest Kuchen mitnehmen, du hast doch gesehen, wie wenig sie haben.« Im Dorf kaufte er eine Torte, Brote und Plätzchen und legte alles auf die Säcke. Ein Sprung brachte ihn nach Lena.

Sie war dabei, die Bilder in einen Rahmen zu stecken.

»Lena, in vierzehn Tagen hat Jessika Geburtstag und ich möchte ihn auf Falkenhorst feiern und dazu alte Bekannte einladen, bist du dabei?«

»Keine Frage ja.« Lena verpackte die Bilder und gab sie ihm. Wieder zurück, standen alle im Hof, um zu sehen, wie sich alles in Luft auflöste. »Jessika«, sagte die Mutter, »wir werden euch wieder verlassen, uns ist das zu aufregend hier.«

»Das tut mir aber Leid«, sagte Jessika.

»Das macht ja nichts, wir waren mal wieder hier, mehr wollten wir nicht.«

Kristian war mit seiner Ladung bei Bernhard im Hof gelandet. Man hatte ihn noch nicht bemerkt. Die Bilder und den Kuchen vor sich hertragend, klopfte er an die Wohnungstür. Bernhard öffnete die Tür und war erstaunt, ihn zu sehen. Ein Blick zum Tor, es war zu, dann fiel sein Blick auf das Getreide. Sprachlos blickte er Kristian an.

»Darf ich reinkommen?« Bernhard trat zurück.

»Ich habe euch doch gesagt, dass ich euch das Korn bringe.«

»Aber so schnell.« Den Kuchen und das Brot legte er auf den Tisch ab. »Und hier ein Geschenk.« Er nickte Bernhards Frau zu. »Packt es aus.« Vorsichtig, damit das Papier nicht zerriss, packte sie die Bilder aus. Zum ersten Mal in ihrem Leben sahen sie, wie sie aussahen.

»Das ist Zauberei«, murmelte Bernhard vor sich hin.

»Nein, das ist keine Zauberei, schaut unter das andere Papier.« Torte war für sie auch etwas Neues.

»Bernhard, wie wäre es mit drei Teller, Löffel und ein Messer?«

Seine Frau beeilte sich, die Sachen zu bringen.

Kristian zerteilte den Kuchen und legte auf jeden Teller ein Stück. Zögernd ließen sie den Kuchen im Mund zergehen und spürten, wie wunderbar er schmeckte.

»Damit ihr versteht, wieso ich so schnell wieder hier bin, muss ich euch meine Geschichte erzählen.«

Er erzählte, wie er den Elfenkönig gerettet hatte.

»Als Dank gab er mir die Möglichkeit, große Entfernungen in einem Augenblick zu überwinden.« Wehrend er erzählte, schoben beide Stück um Stück Kuchen in ihren Mund.

»Bernhard, in vierzehn Tagen hat Jessika Geburtstag, ich möchte euch beide dazu einladen. Die Reise braucht euch nicht zu schrecken, sie geht genauso schnell, wie ich das Getreide herbrachte. Könnt ihr euer Haus alleine lassen?«

»Ich denke schon, auf meine Leute ist Verlass. Ja, wir kommen gerne.«

»Gut, ich werde euch dann abholen.

Er wäre jetzt gerne nach David gesprungen. Da er noch nicht bei ihm gewesen war, kannte er den Weg und das Ziel nicht. Johannes würde ihm helfen müssen.

Sein nächster Sprung galt Hera. Er hatte nicht erwartet, Hera anzutreffen. »Du bist ja da«, sagte er erstaunt.

»Du warst bei Eurone«? fragte Hera.

»Woher weist du das schon wieder?« Kristian sah, wie er grinste. »Weist du noch mehr?«

»Ich weiß alles.«

»Hoffentlich nicht. Wenn du alles weißt, dann weißt du sicher, warum ich hier bin?«

»Nun, alles weis ich natürlich nicht.«

»Jessika hat in vierzehn Tagen Geburtstag. Ich will sie überraschen und habe schon ein paar Leute eingeladen. Du darfst auch gerne Heli, Dela und Vila mitbringen.«

Er grinste wieder.

»Wenn ich denen das sage, werden sie mir keine Ruhe mehr lassen.«

»Du sagst es ihnen doch?«

»Mal sehen.«

»Ich weiß nicht, was ich mit Cyro und Systra machen soll? Meinst du, sie würden kommen?«

»Ich werde sie fragen. Möchtest du etwas zu trinken, ich weiß, was dir schmeckt.«

»Ja danke.« Kristian wusste nicht, wie er das gemacht hatte, kurz darauf kam Heli mit zwei Getränken.

»Hallo Kristian, dir geht es gut?«

»Ja doch, mir geht es gut.« Er beobachtete Hera. Dieser machte keine Anstalten Heli zu erzählen, warum er hier war.

»Darf ich«? fragte Kristian. Er nickte.

»Ich wollte euch zu Jessikas Geburtstag auf der Burg Falkenhorst einladen.«

»Ist das wahr«? fragte sie mit Blick auf Hera.

»Ja sicher.«

»Das muss ich sofort Vila und Dela erzählen«, weg war sie. »Bisher gab es nie einen Grund, auch für mich nicht, in eure Lebensbereiche vorzudringen«, sagte Hera.

»Du meinst, durch mich hat sich alles geändert? Du bereust es doch nicht?«

»Nein, natürlich nicht. Auch für Cyro und seine Leute hat sich einiges verändert. Die Menschen haben sich damit abgefunden, dass es sie gibt, zumindest die meisten, hoffe ich.« »Meinst du, dass es die Alien davon abhält, weiter ihre Experimente zu machen?«

»Wahrscheinlich nicht.«

»Du wusstest, dass ich bei Eurone war, was weist du sonst noch?«

Er grinste, »du weist doch sicher selber, was du mit Eurone gemacht hast.«

»Heißt das, jeder weis es?«

»Ja. Du hast deine Gedanken offen herumgetragen, sie haben darin gelesen wie in ein aufgeschlagenes Buch.«

»Ich hatte gedacht, dass dieses nur Eurone und mich was angeht.« Was soll's, Hauptsache Jessika würde es nicht erfahren. »Du weißt jetzt Bescheid, in genau vierzehn Tagen nachmittags.«

»Wir werden da sein«, versprach er.

Als Nächstes sprang er nach Silke. Sie erschrak, als er so plötzlich in ihrer Werkstatt neben ihr stand. Zum Glück waren ihre Angestellten gerade nicht da. »Musst du mich so erschrecken?« Er machte es kurz. »Jessika hat in 14 Tagen Geburtstag. Ich will sie überraschen. Die Feier ist auf Falkenhorst. Du kommst doch?«

»Ja gerne.«

»Ich komme um vierzehn Uhr und hole dich ab, bis bald.«

Er wollte Hanna nicht erschrecken und kam von unten die Treppe hoch. Hanna hatte gehört, dass jemand kam, und war nicht weiter erstaunt, als sie ihn sah. Es war sonst keiner da, er erzählte ihr, was er vorhatte.

»Das ist schön, ich freue mich.«

»Falls Jessika vorher noch nach hier kommen sollte, lasst es euch nicht anmerken.« Er verabschiedete sich.

Wieder zuhause erfuhr er, dass Jessikas Eltern zu Jessikas Geburtstag nicht mehr da sein würden. Damit Großvater nicht aus Versehen schon vorher über Jessikas Geburtstag redete, musste Kristian auch ihn einweihen. Das war nicht leicht, da Jessikas Vater bei ihm stand. Stattdessen suchte Kristian im privaten Telefonbuch nach Kurts Telefonnummer.

Dieser nahm erst nach dem vierten Ruf das Gespräch an. »Kristian«, sagte er erstaunt, »ist bei euch etwas passiert?«

»Nun ja, deine Eltern sind hier und reisen bald wieder ab. Es war zu viel für sie, nachdem wir sie eingeweiht hatten. Weißt du, was in vierzehn Tagen ist?«

»Nein, nicht dass ich wüsste.«

»Du hättest also Jessikas Geburtstag vergessen?«

»Wenn du mich so fragst, ja, ich hätte nicht daran gedacht.« »Also, in vierzehn Tagen findet im Falkenhorst Jessikas Geburtstagsfeier statt. Kannst du kommen?«

»Ja, ich glaube schon.«

»Damit Jessika dich nicht vorher sieht, musst du um vierzehn Uhr bei Silke sein. Dort hole ich euch dann ab.« Als er auflegte, kam Großvater von draußen herein. Damit keiner mitbekam, was er Großvater zu erzählen hatte, berührte er ihn und sprang ein Stück des Weges zurück, der zum Haus führte. »Was ist los«? fragte Großvater.

»Ich konnte im Haus nicht frei reden.« Er erzählte ihm das Gleiche wie Kurt.

»Lass dir also nichts anmerken.« Er nickte und sie gingen den Weg zurück.

»Seit wann macht ihr beide zusammen einen Spaziergang«? fragte Jessika.

»Seit heute, Männergespräche.«

»Und ihr wollt mir auch nicht sagen, worum es geht?«

»Nein, wollen wir nicht.«

»Dann lasst es bleiben«, sie ging ins Haus.

»Was meinst du, wir müssen auch Maria einweihen, sie denkt bestimmt an Jessikas Geburtstag.«

»Lass mich das mal machen«, sagte Großvater. Maria lächelte, als sie von Großvater auf Jessikas Geburtstag angesprochen wurde. »Jessika hat mir Ähnliches erzählt. Sie will Kristian testen, ob er an ihren Geburtstag denkt.«

»Ja, dann läuft ja alles bestens.«

Am nächsten Tag fuhren sie in die Stadt und hatten nichts bestimmtes vor. Kristian erinnerte Jessika daran, dass sie für Falkenhorst noch einkaufen wollte.

»Ja, du kannst mich bei Gelegenheit mal rüberbringen.«

Sie bummelten durch die Straßen. Aus der Ferne hörten sie eine Polizeisirene. Dann eine aus einer anderen Richtung. Der Lärm kam auf sie zu und verstummte dann. Sie gingen weiter und sahen dann, wie eine Straße abgesperrt wurde.

»Dort ist die Bank, auf der Lena meinen Anteil einzahlt. Bestimmt hat es jemand auf mein Geld abgesehen.« Etliche Autos hatten vor der Bank gehalten und die Polizisten gingen dahinter in Deckung.

»Dort die Frau, das ist Kommissarin Heike Kramer.«

»Kennst du sie näher«? fragte Jessika. »So nahe, wie du denkst sicher nicht.« Er sah, wie Heike eine Nummer in ihr Handy eintippte.

»Bleib du hier, ich schaue mich mal um.« In der Bank zählte er zwölf Personen, die auf dem Boden lagen und drei Bankräuber mit vermummten Gesichtern. Einer von ihnen zielte mit seiner Pistole auf die Menschen, die am Boden lagen. Er war noch jung und man sah ihm an, dass er sich den Überfall so nicht vorgestellt hatte. Er konnte seine Pistole nicht ruhig halten.

»Ich habe dir gesagt, dass das nicht klappt, aber du weist natürlich alles besser.«

»Halt deine Klappe, wir kommen hier schon wieder raus.«

Nur zur Straßenseite gab es eine Fensterfront. Durch die Lamellenrollos schauten die beiden anderen Bankräuber auf die Straße. Plötzlich klingelte ein Telefon. Gebannt ruhten drei Augenpaare auf das Telefon. »Nimm ab«, schrie einer, der am Fenster stand den anderen an.

»Wieso ich, du hast uns das hier eingebrockt.« Der so Angesprochene ging zum Telefon, und nahm den Hörer ab. Er sagte nichts und wartete darauf, dass die Gegenseite den ersten Zug machte.

»Hier spricht Kommissarin Kramer, was wollen sie?«

»Wir wollen ein vollgetanktes Auto.« Vom Fenster aus sah Kristian, wie sie telefonierte. Er konnte sehen, wie sie zusammenzuckte, als er ihr ein Bild vom Inneren der Bank schickte.

»Edra, wo bist du«? dachte sie. »In der Bank wo sonst. Du lässt mich aus dem Spiel, dann helfe ich dir.« Er zeigte ihr ein Bild der Bankräuber. Der Bankräuber, der noch mit Heike verbunden war, wurde ungeduldig.

»Was ist, haben sie mich verstanden?«

»Entschuldigung, ich muss das mit meinen Leuten besprechen.« »Scheiße«, schrie der Bankräuber und schmiss den Hörer auf die Gabel.

»Ich muss das mit meinen Leuten besprechen«, äffte er Heike nach.

»Also«, sagte Heike zu ihren Männern, »es sind drei Männer und keiner ist von der harten Sorte.« Als sie die skeptischen Blicke ihrer Leute sah, fuhr sie fort, »und zwölf Personen liegen auf dem Boden.«

»Hat der ihnen das alles erzählt«? fragte einer? Heike ging darauf nicht ein.

»Für alle Fälle bereitet ihr schon mal ein Fluchtauto vor.« Heike lies ihren Blick hinter die Absperrung gleiten in der Hoffnung etwas zu finden, was auf Edra schließen ließ. Sie wusste selber, dass es jeder sein konnte. Sie wählte wieder die Nummer der Bank. »Hört gut zu«, sagte sie, »wenn ihr jetzt aufgebt, wird sich das auf euer Strafmaß auswirken. Wenn erst mal ein Schuss gefallen ist, oder ihr versucht mit dem Fluchtwagen und Geißeln zu entkommen, bedeutet das für euch ein paar Jahre mehr.«

»Wir werden darüber nachdenken«, sagte der Bankräuber und unterbrach das Gespräch.

»Glaubt ihr, dass uns die Flucht gelingt«? fragte er seine Kumpane. Kopfschütteln war die Antwort.

»Sie geben auf«, schickte Kristian Heike die Nachricht.

»Hört zu«, sagte diese zu ihren Leuten, »sie geben auf, es wird nicht geschossen.«

Schon bald öffnete sich die Tür der Bank und hintereinander kamen die Bankräuber mit erhobenen Armen heraus. Auch die Kunden der Bank strömten nach draußen.

»Frau Kramer«, sagte ihr Chef, der froh war, dass man keine Entscheidung von ihm verlangt hatte, »darüber müssen wir noch reden, woher wussten sie so gut Bescheid?«

»Das waren meine übersinnlichen Kräfte.«

»Frau Kramer, ich mag ihre Späße nicht.«

»Siehst du«, schickte Kristian ihr zu, »dein Chef mag deine Späße nicht.«

»Wo bist du«? fragte diese. »Ich stehe hinter dir.« Erschrocken drehte sie sich um.

»War nur Spaß«, dachte er, »ich gehe jetzt, bis ein andermal.« »Hast du der Polizistin geholfen«? fragte Jessika.

»Ich habe ihr gesagt, wie es im Bankraum aussieht.«

»Wieso ist Lena nicht hier?«

»Das möchte ich auch gerne wissen.« Später erzählte Lena, dass sie in ihrer Dunkelkammer Filme entwickelt hatte. Die Absperrungen wurden beseitigt, sodass sie ihren Spaziergang fortsetzen konnten. Ohne etwas gekauft zu haben, fuhren sie dann nach Hause zurück.

Für ihn galt es jetzt, vierzehn Tage zu überbrücken, was sicher nicht leicht werden würde. An einen dieser Tage kaufte er für Jessika eine Armbanduhr als Geburtstagsgeschenk. Jessika bekam auch nicht mit, wie er Johannes besuchte. Dieser kannte den Weg nach David. Kristian ließ sich von ihm den Weg nach David beschreiben. Seinen Gedanken entnahm er das Ziel, sodass er nach David springen konnte.

Dieser war in seinem Laden und freute sich, Kristian zu sehen. »Kristian, mein Freund. Sogleich rief er nach seiner Frau und Tochter. Er stellte sie ihm vor.

»Kristian, du bist doch nicht ohne Grund gekommen?«

»Ich möchte euch einladen zu Jessikas Geburtstag auf der Burg Falkenhorst. »Kristian, der Weg ist lang, solange kann ich mein Geschäft nicht alleine lassen.«

»David, es ist nur für ein paar Stunden, die du auf Falkenhorst verweilst. Den Weg hin und zurück schaffen wir mit der Elfenkraft. David sah auf seine Tochter, die nickte.

»Also gut, die paar Stunden kann ich das Geschäft zumachen.« Kristian nannte ihm das Datum und die Zeit, wann er sie abholen würde.

Drei Tage vor dem Ereignis bestellte er den Kuchen. Außerdem mehrere Bleche Bienenstich und Streuselkuchen, auch eine mehrstöckige Torte. Ebenso Pappteller, Löffel, Becher und Saft.

Dann war es so weit, sie hatten sich alle nichts anmerken lassen. »Was hältst du davon, wenn wir nach dem Mittag Hanna besuchen«? fragte Kristian. »Wenn du meinst.«

»Viel Lust scheinst du nicht zu haben«, fragte er.

»Schon gut, ich komme ja mit.«

Gegen Mittag holte er mit Jessikas Auto den Kuchen ab. Es war nicht leicht so zu tun, als wenn er den Kuchen ins Auto brachte, in Wirklichkeit diesen aber gleich nach Hanna brachte. Er fuhr wieder nach Hause. Jessika hatte gesehen, wie er zurückkam, sagte aber nichts. Er ging betont langsam in den Garten. Nicht mehr in ihrem Blickfeld, sprang er zu Lena, dann nach Silke und Kurt und lieferte sie bei Hanna ab. Von dort nach David und Bernhard. Er hatte sich bei keinem lange aufgehalten und hoffte, dass Hanna sie miteinander bekannt machen würde.

»Wegen meiner können wir«, sagte er, wieder bei Jessika. Als sie darauf wartete, dass er sie rüber brachte, kamen Großvater und Maria, beide fein herausgeputzt, und stellten sich dazu. »Kann es sein, dass ich was verpasst habe«? fragte Jessika.

»Warte ab, du wirst es schon sehen.« Es war herrliches Wetter und die Tische deshalb in der Vorburg aufgebaut. Als sie ankamen, schrien alle herzlichen Glückwunsch.

Das war zu viel für Jessika. Schlecht gelaunt, weil sie dachte, dass man ihren Geburtstag vergessen hatte, traf sie die Überraschung jetzt umso härter.

Sie fiel Kristian um den Hals und weinte. Nachdem sie sich gefasst hatte, sah sie, wer alles da war. Alle wollten persönlich gratulieren und ein kleines Geschenk überreichen.

Kristian dachte an Hera, als dieser plötzlich mit seinen Frauen auftauchte. Für diese war es eine völlig neue Erfahrung, sodass sie sich erst einmal umsahen. »Hera, schön, dass ihr gekommen seid«, empfing Jessika sie

»Ein Geschenk von uns vier.« Es war ein funkelnder Stein mit Anhänger von enormen Ausmaßen, sodass er wegen der Größe schon wieder unecht wirkte.

»Ich danke euch, die Überraschung ist euch gelungen.« Heras flotte Bienen gingen auf Entdeckungstour.

Die Sonne begann, an der Torte zu nagen.

»Wir müssen die Torte anschneiden sonst löst sie sich auf.« Kristian zerteilte die Torte, Hanna reichte sie auf Teller weiter. Die meisten kannten so etwas nicht, weshalb das erste Stück auch mit Andacht gekostet wurde. Danach gab es kein Zögern mehr. Bernhards Frau erkannte man nicht wieder, vorher still und schweigsam, kroch sie jetzt langsam aus ihrem Schneckenhaus und lachte mit den anderen. »Es sind noch nicht alle da«, sagte Hera. Kristian schaute sich um,

»Wen meinst du?«

»Warte es ab.« Es konnte nur jemand sein, der den Weg alleine nach hier schaffte.

»Du meinst Cyro?« Plötzlich wurde es still. Cyro, Systra, in der Mitte Eurone. Diese Fremdartigkeit hatte den Anwesenden die Sprache verschlagen.

»Es ist schön, dass ihr gekommen seid«, sagte Jessika, und begrüßte sie auf Alienart. Kristian schloss sich ihr an. Die anderen verzichteten. »Wir wollten uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen«, sagte Eurone. »Wir wünschen euch ein langes Leben«, sagte sie und überreichte dabei ein kleines Geschenk.

»Wollt ihr unsere Torte probieren«? fragte Kristian. Cyro und Systra schauten sich an und nickten dann. Eurone schaute ihn an. »Ist was«? dachte er.

»Du kommst mit den Leuten aus dieser anderen Welt klar?«

»Ja sicher, sie sind alle unsere Freunde.«

»Sind sie nicht ein wenig rückständig?«

»Ja sicher, aber sie haben den Weg bereitet, für unser Heute.« Kurt sah zu ihnen rüber, er sah, dass zwischen ihnen ein Austausch stattfand. Kurt senkte den Blick und erschauerte, als Eurone ihn anschaute.

Eurone hielt immer noch ihren Teller mit der Torte in der Hand. Sie sah das Cyro und Systra kleine Häppchen in ihren Mund schoben.

Kristian versuchte, Eurones Gedanken zu ergründen, was sie augenblicklich merkte.

»Was versuchst du zu erfahren«? fragte sie.

»Ich möchte wissen, wie du über uns denkst.«

»Wir beobachten die Erdbewohner schon tausende von Jahren. »Einige haben gedacht, sie wären Gott und ihre Welt ist trotzdem untergegangen. Manchmal war es nötig, dass wir zum Wohle der Erdbewohner eingreifen mussten.«

»Wenn ihr uns schon so lange beobachtet, dann müsstet ihr doch alles über uns wissen. Warum missbraucht ihr uns immer noch für eure Experimente?«

»Auch wir entwickeln uns weiter, genau so wie ihr.«

»Was bedeutet dir dieses Ereignis«? fragte er.

»Die Menschen zu studieren ist etwas anderes, als sie zu erleben, und ich bin dir dankbar für diese Gelegenheit.« Endlich probierte sie den Kuchen.

»Das esst ihr doch nicht jeden Tag?«

»Nein, nur bei besonderen Anlässen, so wie heute. Im Stützpunkt habe ich das Essen von Cyro probiert. Es hat mir geschmeckt, bei uns bekommen die kleinen Kinder ähnliches Essen. Darf ich dich alleine lassen, ich muss mich bei den anderen Gästen mal sehenlassen.«

»Geh nur.«

Kurt nahm die Gelegenheit wahr und fragte, »woher kennst du diese Frau?«

»Ich war mit Jessika auf ihrem Planeten.«

Trotz der Aussichtslosigkeit machte Albert Silke weiter den Hof. Großvater unterhielt sich mit den Grafen, Ludwig und Hanna. Lena machte Fotos, die sie noch nicht veröffentlichen durfte. Bernhard langte nach ein Stück Bienenstich.

»Kristian, ich bin dir ewig dankbar für diesen leckeren Kuchen.« »Habt ihr einen guten Preis für eure Pferde bekommen?«

»Ich möchte euch an meinem Verdienst teilhaben lassen«, sagte er.

»Das ist nicht nötig, ich habe es euch mit Freuden gegeben.« David hatte Wort gehalten und den drei Elfen ein Goldkettchen um den Hals gehängt. Kristian sah, dass alle ohne ihn auskamen, und ging wieder zu Eurone, die das Treiben beobachtete. Cyro und Systra standen bei ihr.

»Wie ist das bei euch, feiert ihr auch euren Geburtstag?«

»Nein, dafür sind wir nicht genug Mensch«, sagte Eurone.

»Cyro und Systra haben sich doch auch gefunden, keine Feier, nichts?« »Wenn bei uns zwei zueinanderfinden, gehen sie zu einer Meldestelle und lassen sich als Lebensgemeinschaft eintragen. Bei einer Trennung regelt die Meldestelle alles Weitere. Wir werden euch jetzt verlassen«, sagte Eurone, »du könntest mich mal wieder besuchen.« Unwillkürlich dachte Kristian an ihr letztes Beisammensein.

»Daran habe ich nicht gedacht«, sagte Eurone lächelnd. Cyro und Systra ließen sich nichts anmerken. Sicher hatten auch sie seine Gedanken gelesen.

»Du sagtest, ich könnte aus eigener Kraft zu euch kommen?«

»Das stimmt, Cyro wird es dich lehren. Ich danke dir noch mal für die Einladung.« Sie hielt ihm ihre Handfläche entgegen, er erwiderte den Gruß.

»Bis bald«, und sie verschwanden.

Warum wollte Eurone, dass er sie besuchte? Ihr gemeinsames Kind wegen? Egal, es wird sich zeigen. In der Zwischenzeit war der Berg Kuchen merklich zusammengeschrumpft. »Kristian«, Hanna fiel ihm um den Hals, er schaute zum Grafen, der unterhielt sich mit Großvater, »es ist eine schöne Geburtstagsfeier«, sagte sie, »wir danken dir.«

Gemeinsam gingen sie zu Jessika.

Ich werde mir erst mal ein Stück Kuchen holen. Ein Stück Kuchen auf dem Teller, sah er, wie die Frau, die für heißes Kaffeewasser zuständig war, zu ihm rüberblickte. Er ging zu ihr, sie schaute auf seinen Teller.

»Hier nimm, ich hole mir ein neues Stück.«

Zögernd blickte sie rüber zum Grafen.

»Nimm, der Graf hat nichts dagegen.« Er nahm ihr den Krug ab, holte sich ein neues Stück Kuchen und setzte sich zu Jessika. Endlich hatte er die Gelegenheit, ihr sein Geschenk zu geben. »Sie packte es aus uns küsste ihn vor allen Augen.

»Danke, hat Eurone noch etwas gesagt?«

»Sie hat sich nur für die Einladung bedankt«.« Der Abend nahte. Kristian erhob sich. »Meine Freunde, wenn ihr nichts dagegen habt, beenden wir die Feier. Wer möchte, kann noch den restlichen Kuchen mitnehmen.« Sein Angebot wurde angenommen, sodass bald nur noch Kuchenkrümel übrig waren.

Johannes hatte seinen Teller bis zum Rand gefüllt. David und Familie verabschiedeten sich von allen, Bernhard und Frau schlossen sich an. Da Zeit keine Rolle spielte, brachte er erst David nach Hause. Bernhard war der Nächste. Sie kamen in seinem Hof an. Kristian schien, dass Bernhard aufatmete, als er sein Heim unbeschädigt vorfand. »Sehen wir uns wieder«? fragte Bernhard. »Ja sicher«, beruhigte Kristian ihn und sprang.

Hera und seine flotten Bienchen hatten sich schon verabschiedet. Die noch Verbliebenen saßen jetzt alle zusammen. »Kristian«, sagte der Graf, »solch eine Feier sollten wir mal wiederholen.«

»Der Ansicht bin ich auch, es wird sich sicher ein Anlass finden«, antwortete er und stand auf. Fasst automatisch gruppierten sich seine Mitreisenden um ihn.

»Bis zum nächsten Mal.« Zuhause angekommen, fragte Silke Jessika, was sie von der Alienfrau bekommen hatte.

»Es wird ein Duftwasser sein«, meinte Jessika.

»Lass mich mal riechen.» Es machte plopp, als Jessika den Stöpsel abzog.

»Hm, riecht ganz anständig.« Silke sog den Duft tief in sich hinein. »Mir wird ganz anders, wenn ich schon daran gerochen hätte, als ich mit Albert zusammen war, hätte er alles mit mir machen können.«

»Lass mich mal«, Lena drängte sich vor und machte einen tiefen Zug. »Tatsächlich, ich spüre etwas.«

»Ehe ihr über mich herfallt, bringe ich euch nach Hause«, sagte Kristian. Gesagt getan. Zurück, spannte Kurt den Bogen weiter und überlegte laut, »damit kriegst du jede rum.«

»Es ist wohl besser, wenn ich es wegschließe«, sagte Jessika. »Musst du wieder weg«? fragte Kristian Kurt.

»Ja, morgen, du könntest mich dann zu meinem Auto bei Heike bringen.«

»Wisst ihr was, mir reicht es für heute, ich gehe schlafen«, sagte Kristian.

»Sag mir, wie es gewirkt hat«, sagte Kurt grinsend und deutete auf das Gefäß in Jessikas Hand. In Erwartung, dass ihnen ungeheuerliches bevorstand, sprang Kristian unter die Dusche und dann ins Bett. »Warum grinst du«? fragte Jessika.

»Nur so.« Sie ließ sich Zeit, ehe sie aus dem Badezimmer kam. Sie wollte es auch wissen, trug sie doch das Fläschchen wie eine hohe Priesterin vor sich her.

Was in den nächsten Minuten folgte, war nicht zu beschreiben. Nach dem sie den Duft eingeatmet hatten, erlebten sie nie zuvor erlebte Gefühle. Die Vorstellungskraft erfüllte jeden Wunsch. Von elfengleichen Geschöpfen umgeben, schloss Kristian seine Augen und überließ sich ganz den zarten liebkosenden Händen, oder gehörten sie zu Jessika? Er wusste nicht, wie lange es gedauert hatte, plötzlich hörte er Jessikas Stimme. »Man war das stark, ich bin total erschöpft. Ich muss noch mal unter die Dusche.« Kristian folgte ihr.

»Wie sehe ich aus«? fragte sie ihn am anderen Morgen.

»Habe ich Ringe unter den Augen?«

»Noch nicht, aber wenn das so weiter geht, bestimmt.«

Großvater saß schon am Frühstückstisch, als sie kamen. Kristian war froh, dass er nicht nach der Wirkung des Geschenkes fragte. Kristian brachte Kurt zu seinen Wagen.

Die folgende Woche verlief ohne besondere Ereignisse. Kristian saß gerade am Frühstückstisch und las in der Zeitung. Da vernahm er leise, wie jemand seinen Namen rief. Er schaute sich um, und sah niemand, der etwas von ihm wollte.

»Ist was fragte Jessika?«

»Nein, ich glaube nicht.« Wieder rief jemand nach ihm.

»“Rede lauter, wenn du was von mir willst“«, dachte er.

Endlich vernahm er Cyro`s Botschaft. »Warum sagt mir keiner, dass du mich über so eine große Entfernung erreichen kannst?« »Ich nahm an, du wüstest es.«

»Du kannst den Empfang durch die Vorstellung lauter stellen.« Kristian wusste schon, dass das neu implantierte Gerät besser war wie sein Medaillon, nicht aber, dass es um so viel besser war.

»Bist du für mich auch erreichbar«? fragte er.

»Das gilt für beide Seiten.«

»Weswegen hast du mich gerufen?« »Eurone möchte, dass ich dich zu ihr bringe und dir gleichzeitig den Weg zeige.«

Weg ist gut, wohl eher eine Straße ins All. Warum ruft sie mich nicht selber?«

»Weil der Weg zu dir zu weit wäre.«

»Wann soll ich kommen?«

»Wenn es geht, sofort.« Jetzt erst sah Kristian, dass Jessika und Großvater ihn beobachteten Cyro ruft, Eurone möchte mich sprechen.«

»Ich habe nichts gehört«, meinte Jessika.

»Kannst du auch nicht, das neue Gerät macht es möglich.«

»Wann gehst du?«

»Jetzt gleich. Bleibt sauber«, sagte er zu beiden, sprang und kam im Stützpunkt an. Lyra sagte ihm, dass Cyro und Systra im Raumschiff warteten. Beide waren abflugbereit. Hinter ihm schloss sich die Rampe.

»Ist es eilig«? fragte er.

»Eilig nicht, wir müssen, nachdem wir dich zu Eurone gebracht haben, zu unseren verbündeten Amerikanern.« Kristian wäre gerne mitgeflogen. Der Flug dauerte nicht lange, als er merkte, dass sie keine Fahrt mehr machten.

»Was ist«? fragte er.

»Schau nach draußen und sage mir, ob du etwas siehst?« Er schaute raus, sah aber nichts Besonderes.

»Konzentrier dich«, sagte Cyro. Bald sah er ein waberndes Gebilde. Er konnte hindurchsehen, es hatte keine festen Wände. »Ich sehe etwas«, sagte er.

»Das ist der erste Knotenpunkt, du kannst dich dort nicht aufhalten, es ist nur ein Sprungbrett zum nächsten Knotenpunkt.« Etwas mulmig wurde ihm, als er daran dachte, dass er den Knotenpunkt verfehlen konnte und er verloren im All herumtrieb. Er war sich sicher, dass seine Vorstellungskraft ihn sicher wieder nach hier bringen würde. Der Flug ging weiter, zweimal noch hielt Cyro an, um ihm die nächsten Knotenpunkte zu zeigen.

Dann waren sie da, die Schleuse öffnete, und schloss sich wieder. Er war kaum dem Raumschiff entstiegen, als Eurone schon vor ihm stand.

»Willkommen.« Er hatte gerade noch so viel Zeit, dass er sich bei Cyro und Systra bedanken konnte, als Eurone ihn mit zu sich nahm.

»Hat euch mein Geschenk gefallen?«

»Ja, danke.« »Für wen habt ihr das geschaffen?«

»Wir brauchen es für die Forschung.«

»Du meinst, ihr macht damit entführte Menschen willig für eure Experimente?« In keinster Weise beleidigt sagte sie, »ja, du hast es treffend ausgedrückt.«

»Weswegen wolltest du, dass ich komme?«

»Du hast uns sehr geholfen, z. B. hast du unsere verlorenen Kinder zurückgeführt. Obwohl inzwischen ein Freund, bist du gleichzeitig ein Studierobjekt. Du solltest dich nicht als solches fühlen und brauchst auch nicht zu fürchten, dass wir an dir Experimente durchführen. Als einzigster Erdbewohner, außer deiner Frau, bist du bis hier vorgedrungen und hast Sachen gesehen, wie kein anderer vor dir. Ich möchte dich heute vertraut machen mit der Gabe des Heilens, wie es nur wenige Menschen beherrschen. Das Wissen schlummert in dir, ich werde es nur erwecken. Bist du damit einverstanden?«

Er nickte.

»Dann setze dich.« Eurone trat hinter ihn und legte ihre Hände auf seinen Kopf. Immer deutlicher spürte er Wärme in sich hochsteigen. Er schloss die Augen, die Wärme erreichte alle Körperteile. Er musste wohl eingeschlafen sein. Mit einem Ruck wurde er wach. Eurone saß jetzt vor ihm und schaute ihn an. »Habe ich lange geschlafen?«

»Nein.«

»Und hast du es erweckt?«

»Ja.«

»Was muss ich jetzt machen?«

»Nichts, du musst nur an deine Kraft glauben.«

»Wenn du willst, zeige ich dir meine Arbeit.«

Sie standen plötzlich in eine Art Labor. Unzählige Glasbehälter in Reihe und Glied, in ihnen Fötus in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Menschliche wie auch ihm Fremde.

Eine Tür weiter erblickte er eine Schar Kinder. Überwiegend menschenähnlich, aber auch welche mit reinen Genen der Alien. Ein etwa zwölf Jahre altes Mädchen kam auf ihn zu. Ihr Aussehen entsprach etwa dem von Eurone.

»Wer bist du«? empfing er ihre Signale.

»Ein Freund.«

»Von der Erde?«

»Ja.« »Du bist nicht so wie wir?«

»Nein, ich bin ein normaler Erdbewohner.«

Sie nahm seine Hand und blickte ihn an.

»Wirst du wiederkommen?«

»Ich glaube ja.«

»Ich freue mich.« Ihre Spielkameraden starrten sie an, ohne dass er ein Signal von Ihnen empfing. »Nimmst du mich mal mit zur Erde?« Kristian schaute Eurone an.

»Wir werden darüber nachdenken«, sagte sie. »Lana, lass Kristian los, wir wollen gehen.« Er wusste nicht, ob man Liebe spüren kann, aber von Lana kam so viel Liebe und Zuneigung rüber, dass er sie spüren konnte. Auch Eurone hatte sie gespürt und schien davon überrascht.

»Ich werde dich besuchen, wenn ich das nächste Mal wiederkomme.« Widerstrebend, mit Blick auf Eurone, ließ Lana seine Hand los. Eurone machte dem ein Ende und sprang mit ihm in ihren Wohnraum. »So viel Zuneigung hat sie noch keinem gezeigt«, erklärte Eurone.

»Was hältst du davon, wenn ich ihr die Erde zeige, den Ursprung ihrer Gene? Ich zeige ihr unsere Lebensweise.« Trotzdem hatte er Bedenken, Eurone sah sie, denn sie beruhigte ihn, »sie kann ihr Äußeres anpassen.« Kristian freute sich auf das Gesicht von Jessika.

»Was ist mit ihrer Verpflegung?«

»Sie wird sie von hier mitnehmen.«

»Ist es schädlich für sie, wenn sie unser Essen probiert?«

»Nein.«

»Dann hole sie.« Er wusste nicht wie, aber plötzlich stand Lana vor ihm und ergriff seine Hand.

»Ich danke dir«, sagte sie.

»Ich werde euch zurückbringen lassen«, sagte Eurone, »und pass auf meine Tochter auf.« Sie standen vor einem Raumschiff, ähnlich dem von Cyro. »Geht hinein, es wird euch zu unserem gemeinsamen Stützpunkt bringen.« Vom Stützpunkt aus sprangen sie direkt zu Jessika. Hier war die Überraschung groß. »Darf ich vorstellen, Lana die Tochter von Eurone.« Er machte sie mit allen bekannt. »Du hast Schmerzen«, sagte sie zu Großvater. »Ja.«

»Darf ich dir helfen?«

»Wenn du das kannst?« Lana trat hinter ihn.

»Du musst aufstehen.« Folgsam stand Großvater auf. Lana legte eine Hand in seinen Nacken die andere in die Höhe des Steißbeins. »Ich spüre Wärme«, sagte Großvater, nachdem Lana zurückgetreten war. Großvater reckte sich und versuchte den alten Schmerz zu provozieren. »Nichts, ich habe keine Schmerzen mehr.« Der überraschten Lana drückte er einen Kuss auf die Wange.

»Warum macht er das«? fragte Lana. »Das ist ein Zeichen der Zuneigung, wenn man sich bedankt oder liebt.« Sie stellte sich darauf vor Kristian auf die Zehenspitze und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

»Wofür war denn der«? fragte er überrascht.

»Weil ich dich liebe.« Ihm wurde es langsam peinlich, als ihn alle so seltsam ansahen.

»Draußen ist noch jemand, der zu unsere Familie gehört, komm.« Als Aron das fremde Mädchen sah, stutzte er und ging eher unterwürfig winselnd auf sie zu. Sie streichelte seinen Kopf. »Wir haben noch mehr Mitglieder, die etwas größer sind.« Fragend schaute sie ihn an.

»Komm,« sagte Jessika und nahm sie bei der Hand. Als Jessika die Stalltür aufmachte, sah Kristian, wie Lanas Nasenflügel bebten.

»Das ist aber ein seltsamer Geruch«, sagte sie. Sie lachten. »Es sind Pferde, wir setzen uns auf sie und lassen uns von ihnen tragen.« Beim Zurückgehen sagte er zu Lana, »wir müssen noch über etwas reden. Du wirst festgestellt haben, dass wir anders aussehen, es wäre gut, wenn du dein Äußeres dem unserem anpasst, wenn wir unser Haus verlassen.« Lana schaute Jessika an und hatte plötzlich ein Gesicht, dass Ähnlichkeit mit Jessikas Gesichtszüge hatte. »Kommt, wir gehen ins Haus.«

»Ich möchte mit Lana zu Silke fahren«, sagte Jessika.

»Wegen meiner.« »Silke ist eine Freundin«, erklärte Jessika.

»Ich weiß«, erwiderte Lana. »Du kennst sicher kein Auto, gegen eure Technik ist es ein wenig rückständig.«

»Ich weiß.« »Komm.« Lana sah Kristian an. »Gehe nur«, sagte er, worauf sie sich umdrehte und Jessika folgte. Während der Fahrt schaute sie sich interessiert die Umgebung an.

»Ich habe nicht gewusst, dass es bei euch so schön ist.« Jessika fuhr auf den Hof von Silke. Diese hatte das Auto gehört und kam nach draußen. »Jessika«, sagte sie erstaunt.

»Ich möchte dir Lana vorstellen.«

»Ich habe nicht gewusst, dass du Verwandtschaft hast?«

»Wieso, ach du meinst, weil Lana mir ähnlich sieht?«

»Nein, so ist es nicht, sie ist die Tochter von Eurone.«

»Du machst Witze?«

»Lana, wenn es dir nichts ausmacht, zeige dein wahres Gesicht.« Silke erschrak trotzdem als Lana ihr Gesicht zeigte. »Kristian hat sie mitgebracht.«

Plötzlich war Lana nicht mehr da. Jessika ahnte, wo sie war. »Sie ist in Kristian verliebt«, erklärte Jessika.

»Ich fahr wohl besser nach Hause. Silke, bis zum nächsten Mal.« Lana und Kristian standen am Tor, als Jessika zurückkam. Jessika wollte kein Spielverderber sein und lachte.

»Ich glaube, Lana fand es nicht lustig, vorgeführt zu werden. Kommt, lasst uns rein gehen.« Es war Mittag.

»Lana, du wirst unser Essen nicht vertragen.«

»Ich weiß«, sie griff hinter sich und hielt ein Päckchen in der Hand. Sie öffnete es so, dass Kristian hineinschauen konnte. Lana erklärte ihm, was es enthielt. Es war Nahrungskonzentrat und sie gedachte, es mit Wasser zu verdünnen.

»Vielleicht könnte Maria einen Vanillepudding für dich machen.« Er stellte ihn sich vor, sodass Lana in etwa wusste, was er meinte. Jessika folgte ihrer lautlosen Unterhaltung mehr angespannt als gespannt.

»Es wäre wirklich nett, wenn ihr mich an eurer Unterhaltung teilhaben lasst.« »Entschuldige, ich habe Lana vorgeschlagen, unseren Vanillepudding zu probieren.« Zu Lana sagte er laut, »ich zeige dir, wo unser Porzellan steht.« Er nahm eine Tasse und füllte sie mit heißem Wasser. Lana sagte nichts. Als er die Tasse vor sie hinstellte, nahm sie einen Würfel und ließ ihn in die Tasse fallen. Die Flüssigkeit verwandelte sich in einen Brei. Er gab ihr einen kleinen Löffel und wusste nicht, ob es Lana was ausmachte, wenn man ihr beim Essen zuschaute? Deshalb gab er Jessika ein Zeichen, worauf diese Maria half, den Tisch zu decken. Maria trug das Essen auf.

»Lana, was hältst du davon, wenn wir dir nachher unsere Stadt zeigen?« »Ja, ich freue mich.« Lustlos aß sie ihren Brei. »Lässt du mich mal probieren?« fragte er. Sie hielt ihm ihren Löffel hin. Fasst geruchlos, ähnlich schmeckte es.

»Da gefällt mir das Essen von Cyro aber besser.«

»Mir auch«, sagte Lana.

»Warum springst du zum Essen nicht zum Stützpunkt?«

»Das könnte ich machen. Was die „Reinen“ essen, vertrage ich auch.«

»Mit „Reine“ meinst du Cyro?«

»Ja.« Um Jessika nicht das Gefühl zu geben, dass sich jetzt alles nur um Lana drehte, setzte er sich zu ihr und küsste sie. »Du liebst Jessika«? fragte Lana.

»Ja, sieht man das denn nicht?«

»Jessika ist nicht froh darüber, dass ich hier bin.«

»Meinst du wirklich«? fragte er laut. Jessika schaute fragend. »Stimmt es, dass du nicht froh darüber bist, dass Lana hier ist?«

»Wer sagt das?«

»Lana. Ich kann dich ja verstehen«, sagte er zu ihr, »du bekommst immer nur die Hälfte mit.« Zu Lana sagte er,

»Jessika möchte mithören, wenn wir uns etwas zu sagen haben, das Gleiche gilt für Großvater und Maria.«

»Wenn du es so willst.«

»Dann wäre ja alles geklärt und wir können fahren.« Lana mit neutralem Aussehen, stiegen sie in der Stadt aus dem Auto. So viele Fußgänger und lärmende Kinder. Immer wieder blieb sie stehen. »Kommt, wir gehen Eis essen, das wird dir auch schmecken«, sagte er zu Lana. Erwartungsvoll folgte sie ihnen. Er bestellte zwei Fruchtbecher und zwei Bällchen Vanilleeis. Lana sah ihnen zu, wie sie das Eis aßen. Erst roch sie an ihr Eis und steckte sich dann einen Löffel voll in den Mund.

»Das schmeckt mir, wieso hat euer Eis eine andere Farbe?«

»Das ist aus Früchten, dessen Farbe das Eis dann annimmt.«

»Darf ich von eurem Eis probieren?«

»Ja, nimm nur, was du willst.« Nacheinander probierte sie die Vielfalt der Geschmacksrichtungen.

»Das wird mir fehlen, wenn ich wieder zurück muss.«

»Ich könnte dir ab und zu Eis rüberbringen, wenn du es willst.«

»Ich glaube nicht, dass das meine Mutter erlaubt.«

»Sei nicht traurig, du bist ja gerade erst hier.« Sie nahmen sie zwischen sich und gingen in den Stadtpark.

»Schaut mal das Mädchen«, sagte Lana. Sie wussten nicht, was sie meinte. »Dort auf der Bank mit ihrer Mutter.« Jetzt sahen sie, wen sie meinte.

»Das Mädchen ist krank und muss bald sterben.« Kristian dachte an seine erweckten Heilungskräfte und schaute sich das Mädchen noch genauer an. Um ihren Körper sah er einen Strahlenkranz, der ihren Konturen folgte. Den Tod sah er nicht. Lana bemerkte seine Bemühungen.

»Sieh genauer hin, die Strahlen die du siehst, hängen nach unten.« Bewusst hatte er noch nie Strahlen an einem Menschen wahrgenommen. Er schaute auf Jessika, die plötzlich auch von einem Strahlenkranz umgeben war. Ihre Strahlen hingegen hingen nicht herab. Ihm fiel ein, dass er schon von den Strahlen gelesen hatte, man nannte sie Aura. Anscheinend hatte Eurone auch sein Gedächtnis erweckt.

Ein Zeitungsartikel erschien vor seinen Augen. Bei der Aura sprach man von der Gesundheitsaura mit den Gesundheitsstrahlen. Diese gaben Auskunft über den Gesundheitszustand. Bei dem Mädchen hingen die Gesundheitsstrahlen herab. Es musste ihr sehr schlecht gehen. »Kommt, wir wollen nicht stören«, sagte er und versuchte, Lana wegzuziehen. »Aber ich kann helfen«, protestierte sie.

»Du meinst sie heilen?« Sie fielen schon auf, die Mutter schaute zu ihnen herüber. »Kommt, wir gehen zu ihr. Entschuldigung, wir wissen um euer Leid.« Das Mädchen hatte eine Mütze auf, kein Haar war zu sehen. Sie war vielleicht zehn Jahre alt. »Mama meint, ich sollte noch einmal die Sonnenstrahlen spüren. Ich werde bald sterben.« Die Mutter schluchzte. Zu dem Mädchen sagte Kristian, »wenn du so genau über deine Krankheit Bescheid weist, dann hast du sicher nichts dagegen, wenn Lana versucht, dir zu helfen?«

Die Mutter schaute auf. Zu viele Hoffnungen waren zerschlagen worden. Der Tod ihrer Tochter war eine unabwendbare Tatsache. »Wie wollt ihr meiner Tochter helfen?«

»Lana sagt, sie hat heilende Kräfte, die eurer Tochter helfen können.«

Die Mutter schaute Lana an. Was soll's dachte sie, schaden konnte sie ihrer Tochter nicht mehr zufügen. Die Mutter nickte. »Wir haben eine Bitte, sie dürfen keinem von uns erzählen. Können sie das versprechen, auch im Namen ihrer Tochter?« Ein Nicken war die Antwort. Er gab Lana ein Zeichen, die sich darauf hinter das Mädchen stellte. Zum Glück war der Park nicht gut besucht. Lana legte ihre Hände beidseitig an den Kopf des Mädchens und schloss ihre Augen.

Jessika und er schauten sich an. Falls sie etwas Spektakuläres erwartet hatten, so wurden sie enttäuscht. Anscheinend erging es der Mutter ähnlich. Lana trat hinter der Bank hervor. »Ich muss es noch einmal machen, morgen?«

Er übersetzte. Die Mutter nickte. »Wir kommen morgen um die gleiche Zeit wieder.« Als sie außer Hörweite waren, fragte er Lana, »was hast du gemacht?«

»Ich habe den Heilungsprozess eingeleitet und die Lebenskraft gesteigert. Morgen kann ich sie endgültig heilen.«

»Du scheinst dir deiner Sache sehr sicher zu sein. Nach den Worten von Eurone sollte ich so etwas auch können«, sagte er.

»Du wirst es können«, sagte Lana.

»Habe ich gerade etwas verpasst«? fragte Jessika.

»Lana sagt, dass ich das auch kann.« Auf Jessikas fragenden Blick hin sagte er, »Eurone hat meine Heilungskräfte geweckt, ich weiß, ich hätte es dir schon noch gesagt.«

Die Stimmung war irgendwie dahin.

»Fahren wir nach Hause?« Keine Antwort.

»Dann kommt.« Zuhause herrschte eine trübe Stimmung.

»Was ist passiert«? fragte Großvater?

»Lena will ein todkrankes Mädchen heilen, und Kristian sagt, er würde das auch können.« Maria kam und stellte eine Schüssel mit noch warmem Vanillepudding auf den Tisch. »Für Lana«, sagte sie und stellte noch ein Schüsselchen Erdbeersoße dazu. Froh über die Ablenkung, setzte Kristian sich an den Tisch. Lana sah zu, wie er Pudding in ihr Schüsselchen füllte. Gespannt warteten sie auf ihre Reaktion. Zuerst roch sie, dann nahm sie einen Löffel voll in den Mund. Sie sagte nichts.

»Was ist«, fragte er?«

»Das schmeckt wunderbar, ich esse die ganze Schüssel leer.«

»Die große oder die kleine Schüssel?«

»Beide.« Die Anspannung war vorbei, sie mussten alle lachen. »Dann probier mal diese Soße.« Ehe er danach greifen konnte, hatte Maria schon Erdbeersoße über ihren Pudding verteilt. Wieder warteten sie gespannt.

»Das schmeckt auch gut.«

»Dann brauch ich wohl nicht mit dir zur Station?«

»Nein.« »Übertreibe nicht, du musst dich erst an unser Essen gewöhnen.« Sie schien bald satt zu sein.

»Komm, ich zeige dir dein Zimmer«, sagte Jessika und nahm sie bei der Hand.

»Darf ich mal dein Zimmer sehen?«

»Wenn du möchtest.« Auch hier schaute sie sich um.

»Kristian schläft auch hier?«

»Ja.« Zu Jessika gewand sagte sie, »ich will mich nicht zwischen euch drängen, und schon bald muss ich zurück.«

»Komm her«, Jessika nahm Lana in den Arm. Lana schien das zu gefallen, denn sie schmiegte sich bei Jessika an. Wieder in der Küche, setzte Lana sich zu Großvater vor den Fernseher. Eine Weile schaute sie zu und ging dann schlafen.

Später am Abend. »Was unternehmen wir morgen mit ihr«? fragte Jessika, als sie im Bett lagen.

»Was meinst du, wie lange Eurone Lana hier lässt?«

»Wir haben nicht darüber gesprochen. Wir könnten ihr zeigen, wo Lena arbeitet.«

»Ist gut.«

Lana saß schon mit Großvater und Maria am Frühstückstisch, als sie am nächsten Morgen kamen. »Lana, wir wollen heute eine Freundin besuchen, sie arbeitet bei einer Zeitung.«

»Zeitung«, sagte Großvater und klopfte auf seine Zeitung.

»Da stehen alle Neuigkeiten des Vortages drin. Unsere Freundin Lena spürt Neues auf und berichtet darüber. Sie hat auch über Cyro und Systra berichtet. Kannst du unsere Zeitung lesen?« »Nein, ich war darauf nicht vorbereitet, aber ich werde es nachholen.«

»Reicht dir der Pudding als Frühstück«? fragte er.

»Ich habe das Gefühl, das meine Mutter mich bald sehen will, solange esse ich Pudding.«

Es war zehn Uhr, als sie aufbrachen. Lena war überrascht, als sie bei ihr auftauchten. »Ich habe nicht gewusst, dass du eine Schwester hast«? sagte Lena zu Jessika.

»Keine Schwester, Lana ist ein Kind von Eurone.«

»Ihr nehmt mich auf den Arm?«

»Nein, bestimmt nicht. Zeige ihr, wer du bist«, sagte er. Obwohl Lana ihr Äußeres nicht veränderte, sah Lena das wahre Gesicht von Lana vor ihren Augen.

»Ich darf darüber nicht berichten?« »Du sagst es.«

»Würdest du uns zeigen, wie eine Zeitung gedruckt wird?« Lena führte sie in die Druckerei. Hier standen die Maschinen still, der Druck begann erst abends. Lena war eine gute Führerin, sie konnten sich auch so vorstellen, wie alles funktionierte. Zurück in Lenas Büro fragte Lena ganz wieder Reporterin, »Lana, wie gefällt es dir bei uns?«

»Bis vor ein paar Zeiteinheiten habe ich die Menschen für dumm und primitiv gehalten. Hier ist das Leben so frei und bunt und ich hoffe, dass ihr mich besuchen kommt.«

»Ja, das würde ich gerne machen«, sagte Lena.

Jessika und er mussten lachen.

»Warum lacht ihr«? fragte Lana. »Jetzt weist du, wie eine Reporterin denkt. Sie erfährt Neues und möchte sofort darüber berichten.« Immer noch fragend blickte Lana sie an. »Lena möchte auch die Gelegenheit bekommen, dich zu besuchen.«

»Aha, jetzt verstehe ich.«

»Lena, wir wollen dich nicht länger von deiner Arbeit abhalten, wir gehen jetzt wieder.«

»Was machen wir jetzt«? fragte Jessika, als sie draußen standen. Ich möchte ein buntes Kleid.«

»Ja, das lässt sich machen.« Sie hatten auch schnell ein Kindermodegeschäft gefunden. Einfach war es nicht, da Lana ein langes Kleid haben wollte. Trotzdem fand er, dass sie einen guten Geschmack hatte, wo sie doch nur dunkle Kleidung kannte. »Du darfst dir ruhig noch ein Kleid aussuchen«, sagte er.

»Für meine Mutter auch?«

»Ja sicher.« Er hätte gerne Lanas wirkliches Gesicht gesehen, nur um zu sehen, wie sich Freude auf ihre Gesichtszüge auswirkte. Für Eurone mussten sie in ein anderes Geschäft. Hier war Jessikas Geschmack gefragt. Allzu bunt sollte es nicht sein. Was schließlich dabei herauskam, war schon eher ein schlichtes Abendkleid. Um die Hände freizuhaben, brachten sie die Einkäufe zum Auto.

»Bevor wir in den Park gehen, sollten wir etwas essen.«

»Und was soll Lana essen«? fragte Jessika?

»Ich könnte zur Station springen während ihr hier esst.«

»Nein, wenn, dann springen wir alle.« Sie gingen in eine Seitengasse und sprangen. Lyra begrüßte sie und bedachte Lana mit einem langen Blick. Fünf oder sechs Tische waren mit Alien besetzt. Ihr Interesse galt hauptsächlich Lana, die wieder ihre ursprüngliche Gestalt angenommen hatte.

»Was darf ich euch bringen«? fragte Lyra. »Hast du was für Lana?«

»Von Lanas Art kommen nicht oft welche vorbei. Ich habe nur das, was Cyro isst.«

»Ja, das ist gut und für uns bringe das, was du mir schon einmal gebracht hast.« Sie mussten nicht lange warten und Lyra brachte für sie ein dickes Stück Fleisch und Pilze. Lana bekam die Schnabeltasse mit Brei.

»Du bist öfter hier«? fragte Lana.

»Es geht, nur wenn ich Cyro oder die Elfen besuche.«

»Die Elfe mag dich«, sagte Lana mit Blick auf Lyra.

»Ja, ich mag sie auch.«

»Hera«, rief Jessika erfreut, »kommst du zum Essen?«

»Nein, Cyro hat mir gesagt, dass Lana zurückkommen soll.«

»Im Moment geht es nicht, wir müssen noch was zu Ende führen.«

»Wie ihr meint. Du bist viel herumgekommen«, stellte er fest. »Ja, hat sich so ergeben. Und was tut sich so bei dir?« »Repräsentationspflichten«, grinste er.

»Ja, du hast es schon schwer. Falls sich Cyro noch mal meldet, wir kommen heute Abend wieder hierher. Wenn keiner hier ist, bringe ich sie selber zurück.«

»Du«? fragte er. »Ja ich. Es wäre allerdings das erste Mal und ich möchte Lana keiner Gefahr aussetzen.«

»Du alleine traust dir den Sprung zu?«

»Ja, warum nicht?« »Ich muss gehen«, sagte Hera,

»Grüße an das Königspaar«, wünschte er. Nach dem ihre Teller leer waren, sprangen sie wieder in die Seitengasse.

»Kommt, es ist Zeit.« Sie sahen schon von Weitem, dass die Bank im Park nicht besetzt war.

»Lana weißt du, was passiert sein kann?«

»Vielleicht denken sie, dass sie meine Hilfe nicht mehr benötigen.«

»Dort drüben ist das Krankenhaus«, sagte er, »lass uns dort suchen.« Sie kannten nicht mal ihren Namen und wussten deshalb nicht, wo sie anfangen sollten zu suchen. Er fragte nach der Station für Krebskranke.

Durch Zufall ging eine Tür auf und ein Arzt kam heraus. Im Hintergrund blickte ihnen die Frau von gestern entgegen. Bevor sie etwas sagen konnte, winkte Kristian ab. Sie kam ihnen aus dem Zimmer entgegen, ihre roten Augen ließen Schlimmes erahnen. »Was ist passiert«? fragte er.

»Die Schwester hat heute Morgen gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Seit dem zweifeln sie ihre eigenen Untersuchungsergebnisse an.« Das konnte ja nur bedeuten, dass es dem Mädchen besser ging.

»Die Heilung ist noch nicht abgeschlossen, Lana muss noch mal zu ihrer Tochter. Falls jemand fragt, sagen sie, sie ist eine Freundin.« Er nickte ihr zu, Lana ging hinter ihr her ins Zimmer. Das Mädchen schaute ihr entgegen.

»Ich muss noch einmal deine Lebensenergie stärken.« Das Mädchen nickte, wunderte sich nicht, dass sie die stumme Botschaft verstanden hatte. Lana setzte sich auf den Rand des Bettes und legte ihre Hände auf die Schultern des Mädchens und die Übertragung begann. Lana zuckte nur kurz zusammen, als jemand von draußen versuchte, ins Zimmer zu kommen. Die Tür war schon einen Spalt weit auf, als die Tür mit großer Wucht wieder zuknallte. Sie sahen vom Flur aus, wie der Arzt an seinen Kopf packte und vergeblich versuchte, ins Zimmer zu kommen.

Eine Ärztin stand in der Tür zum Schwesternzimmer und schaute von den vergeblichen Versuchen des Arztes zu ihnen. Kristian wusste nicht, was der Arzt vermutete, auf jeden Fall schrie er laut, »macht die Tür auf.« Lana verließ das Bett.

»Ihr habt versprochen, nichts zu sagen?« Die Mutter nickte und war erschrocken, weil sie nicht sah, dass sich Lanas Mund bewegt hatte.

»Alles wird gut.« Sie verschwand, die Tür ließ sich öffnen und der Arzt stolperte herein. Lana stand plötzlich wieder bei ihnen. Kristian blickte zu der Ärztin rüber. Man sah ihr nicht an, ob sie was mitbekommen hatte. So etwas gibt es nicht, las er in ihren Gedanken. Die Tür stand auf und man sah, dass die Mutter einen Schock erlitten hatte. Wie kann sich ein Mensch so plötzlich in Luft auflösen? Dann sah sie Lana und Kristian, dieses Mal schickte er ihr lautlos „alles wird gut“, rüber. Lana hob ihre Hand und wartete, bis die Mutter diesen Gruß zögernd erwiderte. Die Ärztin kam, sah von ihnen in das Krankenzimmer, wo die Mutter noch erstarrt stand.

»Was geht hier vor«? fragte sie Kristian? Er wollte es eigentlich nicht, trotzdem sagte er lautlos „alles wird gut“ zu ihr. Das schien sie hart getroffen zu haben, leichenblass starrte sie ihn an. Vielleicht wurde sie daran erinnert, was geschah, als Isabel,die Tochter des Grafen, hier im Krankenhaus lag. Sie gingen zum Ausgang und wären fasst mit Lena zusammengestoßen.

»Ist jemand krank«? fragte sie. »Wir haben nur einen Besuch gemacht. Und was machst du hier?«

»Autounfall mit Fahrerflucht.«

»Dann lass dich nicht aufhalten«, sagte er. Ehe sie weiter fragen konnte, gingen sie durch den Ausgang. Kristian blickte sich noch mal um und sah, dass Lena ihnen nachblickte.

»Meinst du, dass die Mutter was sagt«? fragte Jessika.

»Ich weiß es nicht. Lana wie fühlst du dich?« »Ich habe einen Menschen vor dem Tod bewahrt, ich möchte das öfter tun.«

»Da wirst du nicht mehr viel Gelegenheit zu haben, du musst heute zurück.«

»Ich weiß.« Ihm ging die Ärztin nicht aus dem Kopf. Sie war ihnen bis zum Ausgang gefolgt. Sicher hatte sie Verdacht geschöpft und gesehen, wie sie mit Lena gesprochen hatten. Sie brauchte Lena nur nach ihnen zu fragen.

»Hast du dein Handy dabei«? fragte er Jessika. Sie reichte es ihm und er tippte Lenas Nummer ein.

»Lena Müller«, sagte sie.

»Kristian, hat sich jemand nach uns erkundigt?«

»Woher weißt du das?«

»Also ja oder nein?«

»Eine Ärztin hat sich nach euch erkundigt.«

»Und du hast ihr unsere Adresse gegeben?«

»Ja, sollte ich nicht?« Er sah ein, dass es seine Schuld war, wenn er Lena sofort eingeweiht hätte, wäre es so weit erst gar nicht gekommen.

»Lana hat ein Mädchen geheilt, erklärte er, »und die Ärztin hat wohl Verdacht geschöpft.«

»Das konnte ich nicht wissen.«

»Schon gut, es ist passiert. Bis dann. Lasst uns nach Hause fahren. Lana wirst du dein neues Kleid anziehen, wenn du mit Cyro zu deiner Mutter fliegst?«

»Ja, sicher.« Zuhause angekommen rannte Lana auf ihr Zimmer und zog sich um. Als sie zurückkam, schritt sie mit erhobenem Kopf durch die Tür. »Potzblitz«, sagte Großvater, »wer ist denn dieses schöne Mädchen.« Lana strahlte.

»Lana, wir müssen gehen«, erinnerte Kristian sie.

»Ja, ich weiß.«

Zu Großvater sagte sie, »wenn du wieder Schmerzen hast, sage es Kristian, er wird dir helfen. Ihr kommt mich doch besuchen?« »Ja, bestimmt«, versprach Jessika.

Kristian nahm ihre Hand und sprang. Lyra sah sie und kam zu ihnen. »Cyro sagt, er kommt gleich.« Ungeniert musterte sie Lana. Kristian wollte gerade etwas bestellen, da kam Cyro durch die Tür. Die Hand zum Gruß erhoben, grüßte Kristian zurück.

»Grüße deine Mutter von uns, ich komme euch besuchen.« Lana zog ihn zu sich herunter und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Lyra verschlug es die Sprache. Ihr Päckchen unter den Arm, folgte Lana Cyro nach draußen. »Hast du schon wieder ein Herz gebrochen«? fragte Lyra.

»Wessen Herz habe ich denn noch gebrochen?«

»Na meins«, sagte sie lachend.

»Das habe ich nicht gewusst.« Ehe sie reagieren konnte, gab er ihr einen Kuss auf den Mund und sprang nach Hause.

Er nahm sich vor, morgen zum Krankenhaus zu fahren, um zu sehen, ob es dem Mädchen besser ging.

Gleich morgens um zehn Uhr, war er im Krankenhaus. Er ging geradewegs auf das Zimmer zu und erschrak, als die Ärztin ihm entgegen kam. Ihre Blicke trafen sich, keiner sagte etwas. Kristian blickte hinter ihr her und sah, wie sie in ein anderes Krankenzimmer verschwand. Er klopfte an die Krankenzimmertür des Mädchens und ging hinein. Mutter und Tochter sahen ihn an. »Ich wollte nur sehen, wie es ihrer Tochter geht.« Dass es dem Mädchen besser ging, konnte er an ihren Gesichtern ablesen.

»Ich weiß gar nicht, wie ich ihnen danken soll«, sagte die Mutter.

»Die Werte werden von Stunde zu Stunde besser. Keiner kann es glauben, es ist wie ein Wunder. Wo ist ihr Mädchen, ich will auch ihr danken?«

»Das ist nicht nötig. Gute Besserung.« Er ging zur Tür und beim Öffnen stieß er mit der Ärztin zusammen. »Entschuldigung, ich wollte gerade gehen«, sagte er. Die Ärztin schaute über seine Schulter, versuchte, sich ein Bild zu machen, was hier vorgefallen sein könnte.

Kristian ging durch die Tür, die Ärztin folgte ihm. »Entschuldigung, haben sie etwas Zeit für mich«? fragte sie. Er blickte sie an und sah, dass sie verunsichert nach Worten suchte.

»Was möchten sie wissen?«

»Darf ich sie zu einem Kaffee einladen?«

Warum nicht, dachte er.

»Ja gerne.« Schweigend gingen sie den Flur entlang, bis sie vor dem Ärztezimmer stehen blieb. Sie schaute erst in das Zimmer, ob es leer war, und deutete dann auf eine Sitzgruppe. Er setzte sich und sie füllte zwei Tassen mit Kaffee. »Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll«, fing sie an, »vielleicht spinne ich auch, aber ich fühle, dass sie etwas mit der Heilung des Mädchens zu tun haben.«

»Wie kommen sie darauf?«

»Sie sind da, obwohl die Mutter sagt, dass sie sie nicht kennt. Jetzt sind sie wieder da, als müssten sie sich vom Heilungsprozess überzeugen.« Er sah in ihren Gedanken, dass sie selber nicht von ihren Worten überzeugt war. Sie hielt einen Kugelschreiber in der Hand, den sie auf und zu schraubte. Als sie sah, wie er darauf schaute, legte sie ihn aus der Hand.

»Ich kann ihnen versichern, dass ich bisher noch keinen Menschen geheilt habe.« Sie schaute ihn verzweifelt, nach Worten ringend, an.

»Helfen sie mir, ich weiß, dass es utopisch klingt, aber sie haben mit der Genesung zu tun, ich fühle es.«

»Was ist, wenn ich jetzt aufstehe und gehe, werden sie ihre Geschichte an die große Glocke hängen?«

»Nein, aber ich könnte sagen, was die Mutter über ihre Begleiterin gesagt hat, »plötzlich war sie weg.«

»Und was schließen sie daraus?« »Es gab hier schon einmal einen Fall, wo Menschen einfach verschwunden sind.«

»Das hört sich an wie eine Erpressung.« Sie antwortete nicht, er merkte, dass sie es ernst meinte.

»Ich kenne ihre Adresse«, sagte sie.

»Ich weiß, die Reporterin hat sie ihnen gesagt.«

»Das wissen sie?«

»Ich weiß noch mehr, und dass sie die ganze Zeit an einen kleinen Jungen denken. Sie wollen, dass ich ihn mir ansehe.« Erleichtert atmete sie aus.

»Ich hatte recht, sie sind anders.«

»Kann ich mich auf ihr Schweigen verlassen«? fragte er. Sie strahlte, als hätte er schon zugestimmt und nickte.

»Ich verlasse mich darauf, kommen sie.« Er ging neben ihr den Gang runter in ein Zimmer, in dem ein kleiner Junge lag.

»Wie ernst ist es«? fragte er. »Sehr ernst.« Der Junge sah sie, blieb aber apathisch liegen. »Es stimmt was ich vorhin gesagt habe, ich habe noch nie jemand geheilt.«

»Versuchen sie es wenigstens.« Der Junge sah Kristian an, »darf ich?« Er nickte. Kristian legte ihm beide Hände auf die Schulter und schickte so lange helle leuchtende Energie in seinen Körper, bis sie die graue Energie aus dem Körper herausgetrieben hatte. Der Junge hatte seine Augen geschlossen, er war eingeschlafen.

Die Tore der Atlanter 2. Buch

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