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III

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Mein lieber Wormwood, ich bin sehr erfreut über das, was du mir über die Beziehung dieses Mannes zu seiner Mutter berichtest. Aber du musst deinen Vorteil zu nutzen wissen. Der Feind wird von der Mitte her nach außen arbeiten und nach und nach immer mehr Verhaltensweisen des Patienten unter den neuen Maßstab bringen, und er könnte jeden Moment sein Benehmen gegenüber der alten Dame in Angriff nehmen. Dem musst du zuvorkommen.

Halte engen Kontakt mit unserem Kollegen Glubose, der die Mutter betreut. Sorgt gemeinsam in jenem Haus für eine gute, eingespielte Gewohnheit gegenseitiger Ärgernisse, täglicher Nadelstiche. Die folgenden Methoden werden dir von Nutzen sein.

1. Fessele sein Denken an sein Innenleben. Er glaubt, seine Bekehrung sei etwas in seinem Innern. Deshalb ist seine Aufmerksamkeit im Moment auf seine eigenen Geisteszustände gerichtet – oder besser auf eine stark bereinigte Version seiner Geisteszustände, denn mehr solltest du ihn nicht zu Gesicht bekommen lassen. Bestärke ihn darin. Halte ihn von den elementaren Pflichten fern, indem du seinen Blick auf die hohen und hochgeistlichen lenkst. Verstärke jene höchst nützliche menschliche Eigenschaft, das Offensichtliche zu verabscheuen und zu vernachlässigen.

Du musst ihn in einen Zustand versetzen, in dem er sich eine Stunde lang der Selbstprüfung unterziehen kann, ohne auch nur eine jener Tatsachen über sich selbst zu entdecken, die für jeden, der je mit ihm unter einem Dach gewohnt oder im selben Büro gearbeitet hat, völlig offensichtlich sind.

2. Es ist zweifellos unmöglich, zu verhindern, dass er für seine Mutter betet, aber wir haben Mittel und Wege, um diese Gebete unschädlich zu machen. Sorge dafür, dass sie immer sehr »geistlich« sind, dass sie sich stets um den Zustand ihrer Seele und niemals um ihren Rheumatismus drehen. Das bringt zwei Vorteile mit sich.

Erstens wird dadurch seine Aufmerksamkeit an das gebunden, was er als ihre Sünden betrachtet, womit er mit ein wenig Anleitung von dir leicht alle Dinge meinen wird, die für ihn selbst unbequem oder ärgerlich sind. So kannst du, noch während er auf den Knien liegt, etwas Salz in die Wunden des Tages reiben. Diese Operation ist gar nicht schwierig, und du wirst sie sehr unterhaltsam finden.

Zweitens wird er, da seine Vorstellung von ihrer Seele sehr unklar und oft falsch sein wird, bis zu einem gewissen Grad für eine imaginäre Person beten. Deine Aufgabe wird es sein, diese imaginäre Person der wirklichen Mutter – jener scharfzüngigen alten Dame am Frühstückstisch – mit jedem Tag unähnlicher werden zu lassen.

Mit der Zeit kannst du diese Kluft so verbreitern, dass kein Gedanke oder Gefühl aus seinen Gebeten für die eingebildete Mutter jemals Auswirkungen darauf hat, wie er sich der wirklichen gegenüber verhält. Meine eigenen Patienten hatte ich zum Teil so gut in der Hand, dass sie von einem Moment zum anderen vom leidenschaftlichen Gebet für die »Seele« ihrer Frau oder ihres Sohnes dazu gebracht werden konnten, die wirkliche Frau oder den wirklichen Sohn ohne Gewissensbisse zu schlagen oder zu beschimpfen.

3. Wenn zwei Menschen seit vielen Jahren zusammenleben, ist es gewöhnlich so, dass jeder Tonfälle oder Gesichtsausdrücke an sich hat, die dem anderen nahezu unerträglich auf die Nerven gehen. Mach dir das zunutze.

Bringe deinem Patienten jene charakteristische Hebung der Augenbraue seiner Mutter, die er schon als kleines Kind zu verabscheuen lernte, zu vollem Bewusstsein, und lass ihn darüber nachdenken, wie sehr er sie verabscheut. Lass ihn annehmen, sie wüsste, wie sehr es ihn ärgert, und täte es nur, um ihn zu ärgern – wenn du dein Handwerk verstehst, wird er nicht bemerken, wie grenzenlos unwahrscheinlich diese Annahme ist. Und natürlich darfst du nicht zulassen, dass ihm dämmert, er selbst könnte Tonfälle und Gesichtsausdrücke an sich haben, die für sie ebenso ärgerlich sind. Da er sich selbst nicht sehen oder hören kann, lässt sich das leicht bewerkstelligen.

4. Im zivilisierten Leben drückt sich häuslicher Hass normalerweise dadurch aus, dass man Dinge sagt, die auf Papier ganz harmlos wirken würden (die Worte an sich sind nicht anstößig), aber sie in einem solchen Tonfall oder in einem solchen Augenblick sagt, dass sie kaum weniger schmerzen als ein Schlag ins Gesicht.

Um dieses Spiel in Gang zu halten, müssen Glubose und du dafür sorgen, dass jeder dieser beiden Dummköpfe eine Art Doppelmoral anwendet. Dein Patient muss verlangen, dass all seine eigenen Äußerungen für bare Münze genommen und lediglich nach ihrer tatsächlichen Formulierung beurteilt werden, während er gleichzeitig alle Äußerungen seiner Mutter unter gründlichster und überempfindlichster Deutung des Tonfalls, des Zusammenhangs und der vermuteten Absicht beurteilt. Indessen muss sie darin bestärkt werden, es umgekehrt genauso zu machen.

So können beide überzeugt – oder nahezu überzeugt – von ihrer völligen Schuldlosigkeit aus jedem Streit hervorgehen. Du weißt, was ich meine: »Ich frage sie lediglich, um welche Uhrzeit wir essen wollen, und sie bekommt einen Wutanfall.« Wenn sich diese Gewohnheit erst einmal eingespielt hat, hast du die köstliche Situation, dass ein Mensch Dinge sagt mit der ausdrücklichen Absicht, zu beleidigen, und sich dann beschwert, wenn der andere beleidigt ist.

Übrigens, ich wüsste gerne mehr über die religiöse Einstellung der alten Dame. Empfindet sie vielleicht eine gewisse Eifersucht über den neuen Faktor im Leben ihres Sohnes? Ist sie pikiert darüber, dass er von anderen, und erst so spät, gelernt hat, was er ihrer Meinung nach schon als Kind von ihr selbst viel besser hätte lernen können? Meint sie, er mache zu viel »Wirbel« darum – oder ihm werde der Zugang allzu leicht gemacht? Erinnere dich an den älteren Bruder in jener Geschichte des Feindes.

Herzlichst,

Dein Onkel Screwtape

Dienstanweisung für einen Unterteufel

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