Читать книгу Der erfolgreiche Einstieg in die Bodenarbeit mit Pferden: Pferde am Boden verstehen und trainieren (mit Bildern und Grafiken) - Carina Dieskamp - Страница 5

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Die Bodenarbeit

Grundlagen und Voraussetzungen

Was ist Bodenarbeit und warum ist sie so wichtig?

Bodenarbeit ist ein allumfassender Begriff, der weitschichtig alle Maßnahmen und Tätigkeiten mit dem Pferd, vom Boden ausgehend, beschreibt - zum Beispiel Longieren, Langzügelarbeit, Natural Horsemanship oder das Spielen mit einem Pferd.

Bodenarbeit gilt als Ausbildungsbasis und dient vorwiegend der Vorbereitung für die Arbeit unter dem Sattel. Sie ist der wichtigste Baustein für die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd und ist somit die Grundvoraussetzung für eine gute Beziehung.

Die Bodenarbeit, wird von vielen Reitern als notwendiges Übel gesehen, die beim Anreiten eines Jungpferdes Anwendung findet. Zuweilen gilt sie auch als bequeme Alternative, um ein Pferd „schnell mal“ etwas zu bewegen. Bei richtiger Anwendung und intensiver Beschäftigung ist sie jedoch eine hervorragende Trainingsmöglichkeit innerhalb der gesamten Arbeit mit Pferden.

Die klassische Bodenarbeit unterteilt sich in drei Abschnitte der Ausbildung:

1. Gewöhnungsphase

2. Entwicklung der Schubkraft

3. Entwicklung der Tragkraft

Alle drei Phasen gehen fließend ineinander über und stellen den Grundstock für die Ausbildung eines Reitpferdes dar. Zusammengefasst sind diese Abschnitte in der Skala der Ausbildung. Hier ist die Ausbildung des Pferdes in einer grundlegenden Übersicht dargestellt; festgelegt durch die deutsche Reiterliche Vereinigung.

Die Ausbildung erfolgt in sechs Schritten:

1. Takt

2. Losgelassenheit

3. Anlehnung

4. Schwung

5. Geraderichten

6. Versammlung

Das Ziel der klassischen Bodenarbeit sollen letzten Endes die Durchlässigkeit und der entspannte Umgang im Training sein.

Die Grundausbildung eines Pferdes beginnt meist im Alter von drei Jahren. Wichtig ist es, ein solides Ausbildungsumfeld zu schaffen, um so die Basis für das notwendige Vertrauen zwischen Mensch und Pferd zu erlangen. Diese setzt die Sicherheit und somit auch den Spaß am Umgang mit dem Tier voraus. Nur auf ein gutes Fundament kann man weitere Lektionen aufbauen. Es ist wichtig, bereits im Fohlenalter mit grundsätzlichen Dingen wie Führen an Halfter und Führstrick zu beginnen. Dies ist bereits eine erste Art der Bodenarbeit. Erweitert werden diese ersten Schritte durch das Erlernen von Kommandos wie Halt, Komm und Zurück. Eine wichtige Komponente ist es, den Abstand zwischen Mensch und Pferd so zu variieren, dass die richtige Dosis zwischen Druck und nachgeben entsteht. Auf die gleiche Art findet dies auch in der Herde statt. Ein Pferd kann nur verstehen, was es aus dem natürlichen Herdenverhalten kennt. Alle Trainingsweisen, die auf dem natürlichen Verhalten basieren, sollten einfühlsam geschehen und von ruhiger Hand durchgeführt werden.

Die Bodenarbeit ist aber nicht nur für die Ausbildung junger Pferde bestimmt. Sie bedeutet auch Bewegung ohne Reitergewicht, Muskelaufbau, Kopfarbeit und Gymnastizieren, um so die Beweglichkeit und die Balance des Pferdes zu verbessern.

Bei ängstlichen, traumatisierten und verhaltensgestörten Pferden ist die Arbeit am Boden das Bindeglied zur Kontaktaufnahme. „Natural Horsemanship“ ist zum Beispiel eine gängige Methode, um mit einem „schwierigen Pferd“ in Kommunikation zu treten. Die wichtigste Botschaft eines „Pferdeflüsterers“ sollte lauten:

„Erlerne die Fähigkeit, das Verhalten und die Körpersprache deines Pferdes zu verstehen und richtig anzuwenden.“

Voraussetzungen für erfolgreiche Bodenarbeit sind:

a) eine gute Beobachtungsgabe,

b) die sachliche Analyse,

c) Ruhe und Gelassenheit beim Ausbilder und

d) Einfühlungsvermögen in die Situation.

Es ist wichtig, dass ein Pferd ab einem bestimmten Alter die grundlegenden Umgangsformen mit dem Menschen beherrscht. Wie bei den Menschen sind manche Pferde eher dazu bereit als andere. Dies ist individuell zu berücksichtigen. Der Zeitpunkt, um das Fundament für ein spannungsfreies Miteinander zu bilden, darf nicht verpasst werden. Ein Pferd sollte sich mühelos von der Koppel holen lassen, in den Hänger steigen (ohne dass Gefahrenpotential von ihm ausgeht) und akzeptieren, wenn seine Box von einem Menschen betreten wird. Ist das nicht der Fall, kann der Umgang gefährlich werden oder frustrierend sein. Es gibt also viele gute Motive mit einem Pferd vom Boden aus zu arbeiten. Im Grunde dient jede Art von Bodenarbeit dem Zweck, dass das Pferd positiv und ohne Widerstand mit dem Menschen agiert.


Fazit

Die richtige Kommunikation zwischen Menschen und Pferd ist der Grundbaustein für ein gemeinsames Miteinander. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Bodenarbeit. Was aber alle Umgangsformen gemeinsam haben, ist die Verbesserung der Zusammenarbeit und des Vertrauens. Deshalb sollte man stets bemüht sein, im Einklang mit dem Pferd zu arbeiten.

Voraussetzungen beim Pferd

Um Spaß und Sicherheit mit einem Pferd gewährleisten zu können, ist es ratsam folgende Dinge vorab zu klären:

1. In welcher gesundheitlichen Verfassung befindet sich das Pferd, mit dem gearbeitet werden soll? Kann es, bezogen auf die Erwartungen, die in der Bodenarbeit gestellt werden, diese erfüllen?

2. Ist das Pferd in einem ausbildungsreifen Alter? Kann es bereits umsetzen, was von ihm erwartet wird?

3. Befindet sich das Pferd noch in einem ausbildungsgerechten Alter?

4. Wird die Bodenarbeit mit einem kooperativen Pferd, das bereits Erfahrung hat und gerne arbeitet, umgesetzt, oder hat man es mit einem Problempferd zu tun?

5. Kann die Bodenarbeit mit dem Tier eventuell die Sicherheit gefährden?

Bevor man mit der Bodenarbeit beginnt, ist zu klären, ob sich das Pferd in einem arbeitsgerechten Zustand befindet. Krankheiten wie Hufrehe, Arthrose, starke Verspannungen oder Wirbelblockaden können die Arbeit erheblich beeinflussen. Unter Schmerzen ist ein Pferd kaum gewillt zu kooperieren und Aufgaben zu lösen.

Wann ein Pferd bereit für die Ausbildung ist und ab wann damit begonnen werden kann, ihm Aufgaben zu stellen, ist individuell unterschiedlich. Dabei kommt es im Wesentlichen auch auf Kriterien wie den Charakter, das Temperament und die Vorgeschichte an. Geistig sind Jungpferde meist ab 1,5 Jahren in der Lage, grundlegende Übungen der Bodenarbeit umzusetzen. Sicherlich ist wichtig, noch nicht zu viel zu erwarten. Einiges können Pferde auch schon in diesem Alter erlernen. Pferde unter 1,5 Jahren befinden sich mitten in der Kinderstube. Der Umgang mit Gleichaltrigen prägt das Tier nachhaltig und ist Voraussetzung für ein gesundes, soziales Herdenverhalten. Diese natürliche „Vorschulzeit“ erleichtert die weitere Ausbildung in der Bodenarbeit immens.

Die Arbeit an der Hand ist die ideale Form, um ein Pferd zu gymnastizieren und zu bewegen. Ist das Pferd allerdings schon sehr alt und hat es bereits viele (womöglich schwere) Jahre unter dem Sattel hinter sich, ist zu überlegen, ob man es nicht besser in den wohlverdienten Ruhestand auf eine „Rentnerweide“ gibt. Leichte Formen der Bodenarbeit sind jedoch in jedem Fall zum Wohle des Tieres sinnvoll einsetzbar. Auch in die Jahre gekommene Pferde finden Freude daran, täglich bewegt und beschäftigt zu werden.

Vor Beginn der Bodenarbeit sollte ein Pferd genau betrachtet und beobachtet werden, um sich so einen Eindruck über das zu erwartende Verhalten zu verschaffen. Wichtig ist zu wissen, welchen Charakter das Pferd hat, mit dem man arbeiten möchte. Ist es eher bockig, sträubt es sich zuweilen (vor allem in bestimmten Situationen) oder ist es zum Beispiel sehr temperamentvoll? So individuell wie die Menschen sind auch die Pferde. Als Ausbilder stellt man sich vorab auf das Pferd und die Situation ein. Die Trainingseinheit sollte möglichst genau vorbereitet werden.

Wenn der Umgang unter Umständen gefährlich werden könnte, weil das Tier stark verängstigt, angespannt oder einfach überhaupt nicht an den Menschen gewöhnt ist, empfiehlt es sich, einen Fachmann zurate zu ziehen. In keinem Fall sollte man unüberlegt handeln! Dies kann zu irreparablen Vertrauensschäden führen, im schlimmsten Fall sogar zu schweren Verletzungen bei Mensch und Tier.


Fazit

Bevor man an die Bodenarbeit herantritt, ist es wichtig sich einen Überblick zu verschaffen, welche Grundvoraussetzungen Mensch und Pferd mit sich bringen. Dies kann einem bereits einen Einblick geben, welche Möglichkeiten man hat und ob es gegebenenfalls notwendig ist, mit einem Fachmann zusammenzuarbeiten.

Anforderungen an den Ausbilder

Wer erst seit kurzem den Umgang mit Pferden für sich entdeckt hat, sollte zuallererst, bevor er sich an Trainingsformen wie die Freiheitsdressur oder die Ausbildung eines Jungpferdes wagt, gewillt sein, das eigene Fachwissen zu vertiefen.

Folgende Grundlagen sollte jeder neue Pferdefreund beherrschen und die sichere Handhabung der Vorgänge verinnerlicht haben:

1) das Aufhalftern,

2) das Führen,

3) wissen, wie man sich einem Pferd nähert und die

4) artgerechte Versorgung

...sind von grundlegender Bedeutung.

Durch die pferdeeigene Körpersprache erfahren wir, was das Pferd möchte, aber auch was es vorhat. Durch diese Information kann eingeschätzt und beurteilt werden, wann ein Pferd nervös ist und sich womöglich auf die Flucht vorbereitet oder zum Beispiel die Ohren anlegt, um seinem Gegenüber zu vermitteln, dass ihm etwas nicht gefällt.

Im Laufe der Zeit sammelt man Erfahrung im direkten Umgang. Es empfiehlt sich trotz aller Praxis, sich im Vorhinein durch Fachliteratur kundig zu machen.

Neben der Erfahrung mit Pferden sollte auch der Mensch charakterliche Voraussetzungen erfüllen. Wichtig sind eine möglichst ruhige, einfühlsame Hand, der Wille mit und nicht gegen das Pferd zu arbeiten und vor allem der gewaltfreie Umgang.

Außerdem ist ein Pferd dankbar, wenn der Mensch, der mit ihm arbeitet, Souveränität und Ruhe ausstrahlt. Dies bestärkt das Sicherheitsgefühl und macht die gemeinsame Beschäftigung für beide Seiten angenehm.


Fazit

Selbstreflexion in der Arbeit mit dem Pferd ist unumgänglich. Eine wichtige Hilfestellung hierfür ist es zum Beispiel, die Trainingseinheiten zu filmen und im Anschluss zu beurteilen. Dies hat eine ausschlaggebende Wirkung auf die Zusammenarbeit. Eine feine Hand und eine einfühlsame Art dem Pferd gegenüber sind die besten Voraussetzungen.

Kauf des richtigen Pferdes ist Grundvoraussetzung

Warum der Pferdekauf in diesem Ratgeber aufgegriffen wird, hat einen überaus wichtigen Hintergrund. Am Anfang des gemeinsamen Weges von Mensch und Pferd steht Vertrauen aufbauen, um den richtigen Umgang miteinander zu finden. Hierfür ist die Bodenarbeit zwingend notwendig. Die Entscheidung, welches Pferd das richtige ist und wie ich mit dem Tier die Ausbildung gestalten kann, ist ein wichtiger Punkt für das weitere Miteinander.

Nicht das erste Gefallen und die spontane Sympathie sollen ausschlaggebend für einen Pferdekauf sein. Doch gerade im Freizeitsport werden zuweilen Emotionen über die Sachlichkeit gestellt. Dies führt womöglich dazu, dass ein unpassendes Pferd oder Pony gekauft wird, mit dem man nicht zurechtkommt, bzw. dem man nicht „Herr“ wird. Viele Pferdebesitzer legen Wert darauf, sich ein „unverbrauchtes“, junges Tier anzuschaffen und trauen sich zu, dieses selbst auszubilden. Das kann von Vorteil sein, aber auch einige Probleme nach sich ziehen. Auch ein junges Pferd kann bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben, zu temperamentvoll sein oder einfach an vieles noch nicht gewöhnt sein. Ist man ein fundierter Pferdeausbilder, ist der Umgang mit nicht ausgebildeten Pferden kein Problem. Leuten mit wenig Erfahrung und fehlendem Grundwissen ist anzuraten, sich an einen sehr guten Ausbilder in einem qualifizierten Ausbildungsstall zu wenden. Hier sollte mit Sorgfalt und dem nötigen Wissen der zweckmäßige Umgang erarbeitet werden. Ist man nicht gewillt oder in der Lage, mit Geduld und Sorgfalt die Ausbildung eines unerfahrenen Pferdes auf sich zu nehmen, ist die bestimmt bessere Wahl, ein Pferd mit solider und fundierter Grundausbildung zu erwerben, um Spaß im Training und im täglichen Umgang zu haben. Die Sympathie sollte natürlich nicht gänzlich untergehen und ist als nächster wichtiger Punkt ausschlaggebend für den Pferdekauf.

Bevor man ein Pferd kauft, ist es sinnvoll, sich selbst ein paar wichtige Fragen zu stellen und diese für sich selbst kritisch zu beantworten:

1. Habe ich mich genug mit dem Thema Pferd beschäftigt oder ist es eine spontane Idee?

2. Kenne ich mich nur mit dem Reiten aus oder habe ich mich auch mit den Bedürfnissen und Ansprüchen eines Pferdes auseinandergesetzt, wie zum Beispiel Haltung, Gesundheitsvorsorge, Hufschmied und Pflege?

3. Habe ich die Möglichkeit das Tier artgerecht, möglichst in Herdenhaltung und mit viel Freigang unterzubringen?

4. Ist es mir finanziell möglich, ein Pferd ohne Probleme zu halten? Ein Pferd beansprucht nicht nur viel Zeit, sondern verursacht auch größere, oft unerwartete Kosten. Der finanzielle Aufwand wird oft unterschätzt. Vor allem wenn es um die Gesundheit des Pferdes geht, entstehen unvorhergesehene Kosten. Wichtig ist zu wissen, dass bei aller Liebe und Begeisterung für den Pferdesport nicht nur der Kaufpreis aufgebracht werden muss, sondern dass weitere Haltungskosten anfallen.

Ist der Kostenaufwand geklärt, sind weitere Überlegungen anzustellen:

• was soll das Tier können

• auf welchem Ausbildungsstand befindet es sich

• auf welchem Ausbildungsstand bin ich

• was will ich gemeinsam mit dem Pferd erreichen

• welchen zeitlichen Aufwand will, bzw. kann ich erbringen?

Ist die Entscheidung für einen Pferdekauf gefallen, dann ist es wichtig, vor Ort auf Folgendes zu achten:

1. Wie verhält sich das Pferd? Ist es ausgeglichen und ruhig oder eventuell zu temperamentvoll? Lässt es sich problemlos von der Koppel holen? Ist es möglich, das Tier ohne Bedrängnis aus der Box zu führen?

Es ist nicht unhöflich, den derzeitigen Pferdebesitzer zu bitten, das Tier erst im Beisein von der Koppel oder aus der Box zu holen. Schwierige Pferde, die eventuell Probleme mit der Rangordnung haben oder aus der Koppel fliehen, werden gerne bereits am Putzplatz vorgestellt, um diesen Punkt zu umgehen.

2. Wie gesund ist das Tier?

• ist es gut bemuskelt?

• kann es das Gleichgewicht halten?

• gibt es Ungleichheiten?

• ist der Blick klar?

• sind die Nüstern sauber?

• ist das Gebiss gesund und entspricht es dem Alter des Pferdes?

3. Ist der angegebene Verkäufer auch der tatsächliche Besitzer des Pferdes?

4. Eine möglichst umfangreiche Ankaufsuntersuchung sollte vor jedem Pferdekauf durchgeführt werden; es sei denn, man kennt den Züchter oder den Besitzer so gut, dass großes Vertrauen vorhanden ist und somit keine Bedenken bestehen. Bei der großen AKU werden die Beine und Hufe geröntgt, das Röhrbein vermessen und beurteilt und außerdem wird Blut abgenommen und auf mögliche Krankheiten untersucht.

Des Weiteren ist es wichtig, den Kauf immer mit einem schriftlichen Kaufvertrag abzuschließen!


Fazit

Nur Sympathie für ein Pferd zu haben ist keine ausreichende Begründung für den Kauf eines Pferdes. Es gibt durchaus Vorrangiges, wie zum Beispiel die finanziellen Mittel, der Ausbildungsstand von Mensch und Tier und die Möglichkeit, das Pferd artgerecht unterzubringen.

Die Körpersprache des Pferdes verstehen


Für die erfolgreiche Bodenarbeit ist es wichtig, die Körpersprache des Pferdes richtig zu deuten. Wer in der Lage ist, sich ein genaues Bild zu machen und erkennen kann, in welcher Stimmung sich das Tier gerade befindet, kann sich die gewonnenen Erkenntnisse für die gemeinsame Arbeit zunutze machen. Folgende Punkte sind maßgeblich:

Gesichtsausdruck

Normaler ZustandEs stimmt etwas nicht
• entspannter Gesichtsausdruck• normal geformte, entspannte Nüstern• ruhiger Atem• entspannte Maulpartie• angespannter Gesichtsausdruck• hervortretendes Schläfenbein• erweiterte Nüstern• Kaumuskel gut sichtbar• eckige Maulpartie

Ohren

Die Ohren verraten besonders viel über den aktuellen Gemütszustand. In der Grundhaltung sind die Pferdeohren aufgerichtet nach oben. Das bedeutet, das Tier ist konzentriert und aufmerksam. Zeigen die Ohren in unterschiedliche Richtungen, deutet das darauf hin, dass es versucht, verschiedene Geräusche wahrzunehmen. Bei Müdigkeit oder Tiefenentspannung kommt es vor, dass die Ohren seitwärts fallen. Die Ohrmuschel zeigt dann zum Boden.

Angelegte Ohren deuten womöglich darauf hin, dass dem Pferd die aktuelle Situation missfällt. Hierbei empfiehlt sich eine vorsichtige Kontaktaufnahme. Diese Ohrenhaltung kann aber auch signalisieren, dass das Tier Schmerzen hat. Im Zweifel sollte dem in jedem Fall nachgegangen werden.

Körperhaltung

Ein Pferd, das aufrecht steht, die Nüstern bläht, schnaubt und den Schweif von sich streckt, ist in einem aufgeregten Zustand. Dies kann den Grund darin haben, dass es sich fürchtet und flüchten möchte, oder dass es sich in einer Situation befindet, die es nicht einschätzen kann.

Hingegen bedeutet eine gesenkte Kopfhaltung, ein angewinkeltes Hinterbein und eine hängende Unterlippe vollkommene Entspannung und Vertrauen.

Schweif


Hebt das Pferd den Schweif leicht an, trägt ihn mittig und lässt ihn gleichmäßig pendeln, dann kann man davon ausgehen, dass es dem Tier gut geht und die Lage entspannt ist.

Wird dagegen heftig mit dem Schweif geschlagen und unter Umständen sogar mit dem Huf auf den Boden getreten, sagt uns das Pferd, dass es sich nicht wohl fühlt und tut so sein Unbehagen kund. Störend können zum Beispiel lästige Fliegen oder andere Insekten, unbekannte Geräusche oder Schmerzen sein.

Möchte sich ein Pferd bewegen und seine Kameraden auf der Weide zum Spielen auffordern, ist der Schweif meist gehoben und oft zur Seite geneigt. Diese Haltung ist häufig bei jungen und / oder temperamentvollen Pferden zu sehen.


Fazit

Es ist ausgesprochen bedeutsam für die erfolgreiche Kommunikation mit dem Pferd, die grundlegende Körpersprache dieser zu beherrschen und einschätzen zu können.

Ort der Bodenarbeit - Halle, Platz, Roundpen, freie Natur

Der Ort, an dem die Bodenarbeit stattfindet, spielt eine genauso große Rolle wie die Frage, welche Art von Bodenarbeit ausgeführt werden soll.

Für die Longierarbeit eignet sich am besten ein Longierplatz oder eine Longierhalle. Da die meisten Reithallen und Reitplätze stark frequentiert sind, kann das Longieren aus Sicherheitsgründen an bestimmte Regeln gebunden sein. In einigen Reitställen ist das Longieren in der Halle und auf dem Platz sogar strikt verboten.

Trainingsarten, wie die akademische Bodenarbeit, die Langzügelarbeit oder die Freiheitsdressur sind am besten in der Reithalle durchzuführen. Ob und inwieweit akademische Bodenarbeit, Langzügelarbeit etc. durchgeführt werden kann, ist individuell mit dem Trainingsstall abzuklären. Am Anfang ist es wünschenswert und sinnvoll, über eine gerade Bande als Orientierung und Anlehnung für das Pferd zu verfügen. Es erleichtert beiden Seiten den Einstieg.

Für Natural Horsemanship eignet sich zum Beispiel zunächst ideal das Roundpen. Dieses erzeugt am Anfang der Ausbildung erst einmal Druck auf das Pferd. Das Pferd findet keine Ecke, in die es flüchten kann. Außerdem bietet das Roundpen dem Pferd aufgrund der eingrenzenden Maße nur relativ wenig Bewegungsspielraum. Dieses Eingrenzen ist wichtig, weil ein Pferd viel schneller ist als ein Mensch und dieser in freier Natur keine Chance hätte, zu Fuß mitzuhalten. Im Roundpen hat das Pferd keine Gelegenheit „auszubrechen“. Um klar zu definieren, wer der Herdenführer ist, sind die Erfahrungen aus dieser eingegrenzten Situation für das Pferd, aber auch für den Ausbilder sehr hilfreich.

In der freien Natur ist es gleichermaßen möglich, Bodenarbeit zu gestalten. So können zum Beispiel tolle Übungen auf der Koppel trainiert, oder bei einem Spaziergang verschiedene Vertrauensübungen spielerisch umgesetzt werden. Natürlich kommt es auf die Harmonie zwischen Mensch und Pferd an. Mit einem unerfahrenen oder sehr nervösen Pferd ist es ratsam, keine Experimente im Gelände auszuprobieren. Hier ist es sinnvoll, erst einmal die Vertrauensbasis zu stärken und vorab andere Möglichkeiten der Bodenarbeit zu nutzen.

Der mentale Einstieg in die Bodenarbeit

Egal vor welchen Herausforderungen man im Leben steht, am besten meistert man sie mit mentaler Stärke. So ist es auch in der Reitkunst, bzw. in der Bodenarbeit. Ein Ziel ist es, den sich ergebenden Herausforderungen zuversichtlich und gelassen zu begegnen. Es ist von Vorteil zu wissen, welche Stärken, Talente, Fähigkeiten und auch Schwächen man selbst hat. In gleichem Maß muss man beim Pferd Stärken und Schwächen erkennen, um mit diesen Erkenntnissen, verbunden mit fachlichem Wissen, in die Bodenarbeit einzusteigen. Wer an sein eigenes Potential und an das seines Pferdes glaubt, wird souverän seinen Weg zum Ziel finden.

In manchen Situationen geraten Erfolge mit dem Pferd im Routinealltag am Stall in Vergessenheit, oder man erkennt sie nicht, weil es vielleicht nur kleine Schritte sind, die letztlich zum Erfolg führen. Kleine Schritte führen auch zum Ziel! Das sollte man sich im Training mit Pferden immer vergegenwärtigen. Es ist wichtig, Freude zu erleben, bei dem was man gemeinsam tut, gute Stimmung zu haben und kreativ zu sein. Dies ist der Kern aller Arbeit mit Pferden. Außerdem ist Teamwork gefragt. Der Mensch sollte nicht auf der Position des Einzelkämpfers verharren, sondern gemeinsam mit dem Pferd arbeiten. Viele negative Situationen im Training geschehen nicht deshalb, weil das Pferd einfach „nur“ seinen Willen durchsetzen möchte, sondern auf Grund von Fehlern, die wir Menschen machen.

Wenn man die Sprache der Pferde verstanden hat und die Rangordnung klar definiert ist, werden sich einige Probleme in der Zusammenarbeit von selbst lösen.

Des Weiteren ist es wichtig, das passende Umfeld zu schaffen. Die richtigen Trainer an der Seite des Bodenführers und fachorientierte Kurse, können sehr viel Positives schaffen. Indem man offen für gute Ratschläge und gute Zusammenarbeit ist, befindet man sich auf dem richtigen Weg, um erfolgreich zusammenzuwachsen. Eine Aufgabe in der Bodenarbeit besteht darin, die Partnerschaft zwischen Mensch und Tier nachhaltig zu festigen und den Umgang zu genießen.

Was benötige ich an Zubehör für die Bodenarbeit?

In vielen Bereichen der hier vorgestellten Bodenarbeit ähnelt sich das Arbeitswerkzeug. Die aufgeführten Materialien sind keine Pflicht und werden von unterschiedlichen Lehrmeistern auch unterschiedlich genutzt. Es liegt immer im eigenen Ermessen und den Grundvoraussetzungen des Pferdes, mit welchen Möglichkeiten gearbeitet wird. Grundsätzlich ist immer die schonendste Form des Zubehörs anzuwenden, um das Vertrauensverhältnis zum Pferd nicht durch Hinzufügen von Schmerzen zu gefährden.

Arbeiten an der Longe• Longe• Longierpeitsche• Kappzaum• Trense• Longiergurt• ggf. Ausbinder
Klassische Bodenarbeit• Stallhalfter oder Kappzaum• Führkette• Handschuhe• eventuell eine Longe• Bodenarbeitsgerte
Bodenarbeit als Vorbereitung auf den Fahrsport• Reithalfter/Trense• Doppellonge• Longiergurt• Umlenkrolle• Fahrpeitsche• Handschuhe
Akademische Bodenarbeit• Kappzaum• Akademische Handarbeitszügel• Bodenarbeitsgerte• Handschuhe
Natural Horsemanship• Knotenhalfter• Bodenseil• Horsemanship Stick• eventuell einen Halsring• Handschuhe
Gelassenheitstraining• Halfter und Führstrick, Trense oder Kappzaum• Handschuhe• sämtliche Gegenstände wie zum Beispiel: eine Plane, Flattervorhang, Luftballons, Pylonen, Staubwedel, Regenschirm, Kinderwagen (ohne Kind!)
Lernspiele• ggf. Halfter• Verkehrshütchen• großer Spielball• Hula-Hoop-Reifen• ausrollbarer Teppich• Karton• Wasserbehälter: z.B. Planschbecken• stabiles Podest.
Zirzensik• Reithalfter, normales Halfter, Trense oder Knotenhalfter• Führstrick oder Zügel• Gerte
Clickern• Clicker• Target Stick• Leckerli, Karotten etc.• Ggf. Bauchtasche
Dual-Aktivierung• gelbe Fahne• gelbe und blaue Pylonen• gelbe und blaue Schaumstoffbalken• Halfter und Führstrick, Kappzaum, Knotenhalfter oder Trense• Gerte• Handschuhe
Langzügelarbeit• Reithalfter/Trense• Langzügel• Gerte• Handschuhe
FreiheitsdressurLonge mit SchnellverschlussHalsringTouchiergerteGgf. KnotenhalfterHandschuhe

Loben und Belohnen - ein wichtiges Hilfsmittel


Belohnung und Lob steigert die Motivation. So gestaltet es sich bei einem Menschen und auch bei den Pferden.

Sein Pferd zu belohnen sollte nicht bedeuten, ihm fortlaufend Leckerbissen ins Maul zu schieben. Dies kann schnell dazu führen, dass das Pferd aufdringlich und respektlos wird und somit die Konzentration auf die eigentliche Aufgabe verloren geht. Deshalb ist es wichtig, die Belohnung zum richtigen Zeitpunkt und angemessen einzusetzen. Besser als ständig Leckerlis zu verabreichen, ist es, nach einer Situation, in der Druck erzeugt oder bei einer bestimmten Aufgabe Leistungsbereitschaft abverlangt wurde, dies mit dem Lösen des Drucks bzw. mit einer Ruhepause zu belohnen. Pausen bedeuten Erleichterung, dienen der Entspannung und dem Ausgleich und schaffen so die Möglichkeit, sich aufs Neue zu konzentrieren.

Menschen, die ihr Pferd in der richtigen Form loben, haben später weniger Probleme im Umgang. Dies belegt eine Studie der Pferdewissenschaftlerin Emily Hancock. Die Tiere ziehen laut dieser Studie allerdings das ruhige Kraulen am Widerrist dem bekannten Abklopfen am Hals vor.

Um ihr Pferd schnell belohnen zu können, empfiehlt es sich, eine Bauchtasche zum Einsatz zu bringen. Am besten wird diese mit den Lieblingsleckerlies gefüllt und so angebracht, dass jederzeit schnell ein Leckerbissen hervorzuholen ist. Umso wertvoller die Belohnung für ihr Pferd ist, desto gewillter wird es sein, etwas dafür zu tun.

Damit das Tier eine freudige Erwartungshaltung entwickelt, kann vor jeder Gabe eines Leckerlis ein Signalwort verwendet werden. Dies ist von großem Vorteil, wenn sich das Pferd außerhalb der Reichweite (weiter als eine Armlänge) vom Bodenführer befindet. Mit dem Signalwort wird das Tier sofort belohnt und weiß, dass es im nächsten Schritt ein Leckerli erhält. Genauso verhält es sich mit dem Clicker, den man hervorragend als Belohnungssignal einsetzen kann. Mehr Informationen zum Clicker findest du im Kapitel „Clicker – Ausbildung mit positiver Verstärkung“.


Fazit

Loben und belohnen ist wichtig! Das mit Leckerlis zu tun, kann in verschiedenen Situationen die richtige Verhaltensvariante darstellen. Allerdings sollte man das Lob durch die Stimme und die Belohnung durch Ausgleich des Drucks und durch Kraulen bevorzugen.

Die Biomechanik – wie funktioniert der Pferdekörper?


Die Muskeln des Pferdes sind für die korrekte Bewegung verantwortlich. Sie stehen im direkten Zusammenhang mit den Sehnen und Bändern. Während sich ein Muskel zusammenzieht, entspannt sich der entgegengesetzte Muskel. Um ein gesundes Training zu gewährleisten und somit ein gesundes, gut bemuskeltes Pferd auszubilden, ist die Symmetrie der Muskeln sehr wichtig. Jedes Pferd besitzt für die Beugung, die Streckung, die Dehnung und für die Entspannung entsprechende Muskelpartien. Gut ausgebildete Muskeln sind zudem für das Abspreizen einiger Gliedmaßen vom Körper sowie zum Heranführen an den Körper (etwa bei der seitlichen Biegung oder der Rotation) grundlegend.

Die Vorderbeine

Bei Pferden besteht zwischen Schulter und Rumpf keine knöcherne Verbindung. Das bedeutet, Schulter und Rumpf sind über die Muskeln miteinander verbunden und werden dadurch stabilisiert. Das Pferd besitzt zahlreiche Muskeln, die die Vorderbeine bewegen. Diese dienen zum Heranziehen an die Körperachse und zur Bewegung von der Körperachse weg - die sogenannte Adduktion und Abduktion.

Die Hinterbeine

In den Hinterbeinen befinden sich fünf große Muskelgruppen. Diese lassen es zu, die Hinterbeine in unterschiedliche Richtungen zu bewegen.

• Die Achillessehnen führen zur Bewegung nach hinten

• die Oberschenkelmuskeln führen zur Bewegung nach vorne

• die Gesäßmuskulatur erlaubt die Bewegung weg von der Körperachse

• die Adduktoren und Abduktoren lassen das Heranziehen bzw. das Wegspreitzen der Beine zu

• die Rückenmuskulatur nennt sich „Musculus iliopsoas“ und zählt zu den wichtigsten Muskelpartien in der Bewegung eines Pferdes. Diese Muskeln sind für die Beugung der lumbosakralen und sacro-iliakalen Gelenke zuständig.

Hals/Nacken, Rücken und Bauchbereich

Die Muskeln im Hals-, Nacken- und Rückenbereich verlängern den Rücken. Durch sie ist es dem Pferd möglich, den schweren Pferdekopf und den Nacken anzuheben. Die Bauchmuskulatur hilft den Rücken zu biegen. Hier befinden sich auch die Muskeln, die für die seitliche Beugung im Rücken und Nacken zuständig sind. Das bedeutet, wenn sich die rechten Muskeln entspannen, spannen sich die linken Muskeln an. Die Muskeln in unmittelbarer Nähe der Wirbelsäule sind äußerst wichtig für die Stabilisierung.

Das Nackenrückenband

Beim Betrachten eines grasenden Pferdes wird in der Theorie durch den gesenkten Hals das Nackenband gespannt und zieht über den Widerrist hinweg zur Sattellage nach oben. Das Nackenrückenband besteht aus zwei Teilen, dem Nackenstrang (funiculus nuchae) und der Nackenplatte (lamina nuchae).

Der Nackenstrang verläuft vom Hinterhaupt, über den Widerrist bis zum Kreuzbein.

Die Nackenplatte des Pferdes sieht aus wie ein Fächer und verläuft vom zweiten Halswirbel bis zu siebten.

Das Nackenband dient in der natürlichen Haltung dafür, Energie zu sparen und erleichtert das Tragen des Kopfes. Zudem entlastet es die Muskulatur der Brustwirbelsäule beim Fressen.

Kaumuskulatur

Die Kaumuskulatur ist der große sichtbare Muskel, der über die Wange des Pferdes reicht. Dieser Muskel ist für das Öffnen, das Kauen und für das seitliche Bewegen des Kiefers zuständig. Die Aufgabe der Schläfenmuskeln besteht darin, den Unterkiefer anzuheben und den Mund zu schließen. Der seitliche Flügelmuskel ist ebenfalls für die seitliche Bewegung verantwortlich. Verspannungen in diesen Muskelbereichen können einen Trainingserfolg verhindern.

Die Hanken

Als Hanken werden die großen Gelenke der Hinterhand, Hüft-, Knie- und Sprunggelenke, bezeichnet. Als Hankenbeugung wird das Untersetzen der Hinterhand unter den Pferdekörper beschrieben. Die Hankenbewegung verkürzt sich, abhängig davon, wie versammelt ein Pferd läuft. Die Hinterhand des Pferdes tritt unter den Rumpf, die Kruppe senkt sich und die Vorhand ist aufgerichtet. Es sieht so aus, als ob das Pferd vorne höher ist als hinten.

Die Hanken werden oft als „Motor“ des Pferdes charakterisiert. Es ist wichtig darauf zu achten, dass man nur mit einem gut ausbalancierten Pferd vernünftig arbeiten kann. Die meisten Pferde haben eine sehr schwungvolle Hinterhand. Wenn aber zu viel Schwung aus der Hinterhand kommt, landet das Pferd hart auf den Vorderbeinen. Das bedeutet, dass ein schlecht ausbalanciertes Pferd vor allem mit gemäßigter Geschwindigkeit trainiert werden sollte, um diese Problematik zu vermeiden.


Fazit

Eine wichtige Voraussetzung beim Pferdetraining, vor allem in der Bodenarbeit, ist das Basiswissen über die Biomechanik. Das Zusammenspiel der Muskeln und das Wissen darum, wie der Ablauf der Bewegungen im Pferdekörper funktioniert, ist ausschlaggebend für einen erfolgreichen Trainingsverlauf.

Der erfolgreiche Einstieg in die Bodenarbeit mit Pferden: Pferde am Boden verstehen und trainieren (mit Bildern und Grafiken)

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