Читать книгу Jan und die Leopardenmenschen - Carlo Andersen - Страница 4

Zweites kapitel

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In den folgenden Tagen unternahmen die Kameraden alles, um Jan aufzumuntern und ihm über den Verlust des treuen Tieres hinwegzuhelfen. Sie sagten nicht etwa bloß: «Kopf hoch, Jan» oder «Nun sei nicht traurig». Solche wohlgemeinten Worte sind meist wirkungslos, wenn jemand echte Trauer fühlt. Statt dessen versuchten die Jungen, Jan zu überreden, sie auf ihren Streifzügen durch die Stadt zu begleiten, wo ihn neue und interessante Eindrücke ablenken sollten, und sie nahmen ihn mit an den Strand zum Schwimmen. Über Boys Tod wurde überhaupt nicht mehr gesprochen, und nach einer Weile wurde Jan auch wieder munterer. Erling, der ihn von allen am besten kannte, wußte jedoch mit Bestimmtheit, daß Jans Trauer noch nicht verflogen war und daß es noch eines ganz außergewöhnlichen Ereignisses bedurfte, bevor Jan wieder der alte fröhliche Kamerad werden würde. Aber was sollte sich wohl ereignen? Darüber dachte Erling viel nach, nicht nur während die ‹Flying Star› in Funchal lag, sondern auch später, als sie schon wieder auf dem Atlantik schwammen und auf die Kanarischen Inseln zuhielten.

Ja, was mußte wohl geschehen, damit Jan wieder der alte wurde?

Der treue Erling ging sogar so weit, daß er sich ein spannendes und strapaziöses Abenteuer herbeiwünschte. Er war sonst gar nicht so sehr darauf aus – im Gegenteil –, aber jetzt war er so weit, daß er gern seine Nachtruhe geopfert hätte, sogar aufs Essen würde er verzichtet und die geliebte Bequemlichkeit aufgegeben haben, wenn er nur dem Freund hätte helfen können. Mutmaßlich hätte der Dicke nicht gar so sehr ein Abenteuer herbeigesehnt, wenn er geahnt hätte, was ihm noch alles bevorstand. – Aber glücklicherweise kann ja kein Mensch in die Zukunft sehen!

Die Strecke von Madeira nach Las Palmas auf den Kanarischen Inseln betrug nur 300 Seemeilen. Unterwegs dorthin erzählte Ingenieur Smith: «Wenn ihr die Namen dieser Inseln hört, dann denkt ihr wohl zunächst nur an Kanarienvögel. Die Inseln sind auch die eigentliche Heimat dieser Vögel, aber es gibt noch einiges, was euch vielleicht zu wissen interessiert. In alter Zeit hießen sie die ‹Glücklichen Inseln›, aber der römische Schriftsteller Plinius gab ihnen den Namen Canaria, denn es gab damals sehr viele Hunde dort, und das lateinische Wort canis bedeutet Hund. Die Ureinwohner waren die Guantschen, die sprachlich den Berbern verwandt waren, aber nach und nach mischten sich Spanier, Mauren, Flamen und Normannen darunter ...»

«Wie bitte?» staunte Erling. «Normannen auch?»

Der Ingenieur mußte über Erling lachen. «Daß dich noch irgend etwas in dieser Richtung erstaunen kann, Erling! Ich hielt dich immer für ein wandelndes Lexikon. Doch, die Einwohner dieser Inseln haben teilweise normannisches Blut. Bekanntlich stammen die Normannen aus Norwegen und Dänemark, und es ist ja ganz amüsant, wenn man sich vergegenwärtigt, daß dieses nordische Blut sich nun so weit im Süden des Atlantischen Ozeans mit dem anderer Völker vermischte ...» Scherzhaft fügte er hinzu: «Daß die Bevölkerung nun so erfreulich tüchtig und fleißig ist, können wir wohl kaum mehr dem dänischen Einschlag zuschreiben. Die Einwohner sind auch weithin bekannt für ihre große Gastfreundschaft, und die haben sie ja mit den Jüten gemeinsam ...»

«Haha! Da sprach ein Jüte», lachte Erling.

«Ja», meinte Ingenieur Smith und nickte vergnügt, «man muß die Gelegenheit doch wahrnehmen, wenn sie sich bietet. – Weiter müßt ihr wissen, daß die Inseln vulkanisch und gebirgig sind. Es gibt heute aber nur noch einen einzigen tätigen Vulkan ...»

«O nein!» entfuhr es dem entsetzten Jesper, der ganz blaß um die Nase geworden war. «So einer, der Feuer und Lava und all solches Zeug speit?»

Erling klopfte ihm beschwichtigend auf die Schulter. «Nur ruhig Blut, kleiner Krümel. Mach dir bloß keine unnötigen Sorgen. Mach es, wie ich es dir immer schon geraten habe. Halte dich einfach hinter dem breiten Rücken deines Onkels Erling, und der böse Vulkan tut dir nichts!»

«Halt den Mund, du dickes Kamel!»

Ingenieur Smith lachte schallend. «Was Dromedare angeht, so kann ich euch glaubwürdig versichern, daß solche auf den Inseln verschiedentlich als Haus- und Nutztiere gehalten werden. Das gibt dem Bild ein entschieden afrikanisches Gepräge. Sonst aber sind die Inseln ziemlich mit der Zeit gegangen; man muß freilich leider sagen, daß sich die spanische und portugiesische Herrschaft eher hemmend auf die Entwicklung der Einwohner ausgewirkt hat. Die Kanarischen Inseln gehören, wie ihr sicher wißt, zu Spanien.»

«Es gibt sicher wenig Regen auf diesen Inseln?» wollte Jack Morton wissen.

«Von November bis März ist Regenzeit, aber das Erstaunliche ist, daß die Inseln manchmal auch mitten in der Regenzeit unter Wassermangel leiden. Die Erde ist außerordentlich fruchtbar. Man baut Korn an, Südfrüchte, Wein, und auch Seide gibt es dort. Und dann gibt es den sogenannten Kanariensekt ...»

«Kanaljensekt, wie wir in Dänemark sagen», meinte Erling.

Smith nickte. «Richtig. – Abschließend sei noch gesagt, daß die Einwohner sich hauptsächlich von der Landwirtschaft ernähren und Viehzucht und Schifffahrt betreiben. Industrie gibt es nicht viel, und der Handel ist hauptsächlich in englischer Hand. Las Palmas selber ist eine Stadt mit etwa einhunderttausend Einwohnern, aber recht viel mehr kann ich euch darüber nicht sagen. Nun, vielleicht noch, daß sie einen sehr schönen Dom besitzt und einen Hafen, der Puerto de la Luz heißt und sechs Kilometer von der Stadt entfernt liegt ...»

«Sechs Kilometer?» stöhnte Erling. «Soll das heißen, daß wir bei der Hitze so weit laufen müssen?»

«Nein, keine Angst, du wirst dich nicht überanstrengen müssen», gab Smith trocken zur Antwort. «Zwischen dem Hafen und der Stadt gibt es eine regelmäßige Bahnverbindung.»

«Welch ein Glück!» seufzte Erling befriedigt.

«Dummes Kamel!» murmelte Jesper.

«Du meinst Dromedar, lieber Krümel», berichtigte Erling ihn freundschaftlich.

Der Aufenthalt in Las Palmas dauerte nur drei Tage und brachte keine Überraschungen irgendwelcher Art. Genauso ereignislos war auch die Weiterreise nach Dakar, der Hauptstadt Französisch-Westafrikas (jetzt Senegal), wo die ‹Flying Star› Brennstoff aufnehmen sollte. Ingenieur Smith hatte in Dakar sonst nichts zu erledigen, aber die Jungen bekamen doch einen recht guten Überblick auf den Hafen, der im Zweiten Weltkrieg sehr umkämpft war.

Nun wurde es täglich etwas wärmer, und es konnte kein Zweifel darüber bestehen, daß es langsam dem Äquator zuging. Sogar draußen auf dem Atlantik war die Hitze spürbar, und als sich die Jungen eines Nachmittags im Schatten der großen Kajüte versammelt hatten, schnaufte Erling: «Puh! Ich komme mir vor wie in einem römischen Dampfbad!»

Jesper hatte immerhin noch genug Energie zu sagen: «Es tut dir nur gut, Dicker, wenn du ein paar Kilo abnimmst. Wenn wir wieder einmal nach Dänemark zurückkommen, dann wirst du so schlank sein, daß dich keiner mehr kennt.»

Erling war zu schlapp, um sich auf eine Diskussion einzulassen. Müde fächelte er sich mit seinem weißen Tropenhelm Luft zu, während ihm der Schweiß über Stirn und Wangen lief. Schon auf den Kanarischen Inseln war den Jungen klar geworden, daß nun die Zeit gekommen war, ihre Tropenkleidung auszupakken. Sie trugen nur noch leichte Schuhe, weiße Shorts, offene weiße Hemden mit Leinenjacken darüber und Tropenhelme. Ingenieur Smith hatte in Las Palmas auch einige Moskitonetze gekauft, aber die hatten sie bisher glücklicherweise noch nicht benutzen müssen. Nach Meinung der Jungen war die Hitze an sich schon schlimm genug. Auch wenn es natürlich draußen auf dem Meer etwas frischer war, merkte man doch die Nähe Afrikas. Der riesige Kontinent strahlte eine Hitze aus, die man noch einige hundert Kilometer weit draußen deutlich spürte. Nachdem sich Ingenieur Smith mit den beiden Seeleuten besprochen hatte, entschloß er sich, den Golf von Guinea zu durchqueren, anstatt der Küste zu folgen. Dies bedeutete eine große Zeitersparnis, und das Wetter sah nicht aus, als würde es bald umschlagen und unangenehme Überraschungen bereithalten. Im übrigen hatte die ‹Flying Star› ja bewiesen, daß sie sich sehr gut in einem Orkan behaupten konnte.

Der an Weltgeschichte interessierte Erling war ein wenig enttuscht über diese Entscheidung, denn er hätte gern Ghana näher kennengelernt, wo sich einst dänische Kolonien befanden. Lächelnd meinte Ingenieur Smith dazu: «Darüber solltest du keine Träne verlieren, Erling. Das Klima der Goldküste ist nicht sehr einladend ... besonders an der Küste. Du hast ja in Dakar schon so unter der Hitze gelitten.»

«Na, immerhin haben eine Menge Dänen es dort auch ausgehalten.»

«Sicher, aber sie sind auch wie Fliegen dabei gestorben. Was weißt du eigentlich über die einstigen dänischen Kolonien?»

«Die bekanntesten Festungen waren Kongesteen, Prinsensteen und Christiansborg, wo die englischen Gouverneure jetzt residieren. Dänisch-Guinea wurde im Jahre 1657 von Frederik dem Dritten gegründet. Er schickte eine Flotte hier herunter, um die schwedischen Festungen zu erobern, die bereits früher gebaut worden waren. Und nach dem Frieden von Kopenhagen im Jahre 1660 behielten wir die Kolonien ...»

«Wie lange?»

«Bis 1850, als wir sie den Engländern verkauften. Eigentlich war es unsere eigene Schuld, daß es so ausging ...»

«Wieso?»

«Ja, weil wir bekanntlich das erste Land der Welt waren, das den Sklavenhandel verbot. Erst viel später folgten andere Länder dem Beispiel Dänemarks. Und der Sklavenhandel war die größte Einnahmequelle Dänisch-Guineas. Danach begann es mit der Wirtschaft des Landes bergab zu gehen. Schließlich gab es nur noch einen einzigen Ausweg, nämlich an England zu verkaufen. Aber viele der jetzigen Einwohner haben heute noch typisch dänische Namen, sie heißen Jensen, Hansen und Petersen. Jetzt ist die Rede davon, daß diese ehemaligen Kolonien unabhängig werden sollen. Ich glaube, England trifft bereits die Vorbereitungen dazu.»

Smith nickte. «Ja, schon seit mehreren Jahren wird darüber verhandelt. England gibt damit ein gutes und nachahmenswertes Beispiel. Sicher werden nun nach und nach viele Kolonien ihre Unabhängigkeit erlangen. Es bleibt nur zu hoffen, daß die Eingeborenen die dafür erforderliche Reife erlangt haben, um sich selber regieren zu können. Der Schritt Englands ist wirklich anerkennenswert, aber er ist auch riskantb. In künftigen Geographiebüchern werden die Schüler nicht mehr von der ‹Goldküste› oder ‹Englisch-Guinea› lesen, sondern nur noch vom freien Negerstaat Ghana.»

Erling seufzte bekümmert. «Es wäre sicher interessant gewesen, sich diese Städte etwas näher anzusehen, besonders Christiansborg, das sich bestimmt seit der dänischen Zeit nicht viel verändert hat. Nun, elektrischen Strom und solche modernen Einrichtungen werden sie ja inzwischen haben, aber Zentralheizung werden sie wohl kaum brauchen.»

«Ja», lachte Ingenieur Smith, «für die notwendige Wärme sorgt die Natur hier selbst.» Er stöhnte dabei ein wenig und wischte sich mit dem Handtuch über die verschwitzte Stirn. «Es ist ja wirklich traurig, daß du die Goldküste nicht sehen wirst, Erling. Aber wie gesagt, es wäre kein erfrischendes Erlebnis geworden.»

Erling hob die Schultern und machte eine etwas matte Handbewegung. «Vergessen wir es. Wenn wir uns die Goldküste verkneifen, kommen wir dafür um so schneller zum Kongo ... und da werden wir uns bestimmt nicht langweilen. Stimmt’s?»

«Kaum», räumte der Ingenieur ein. «Im Kongo finden wir etwas für jeden Geschmack ... hm ... außer Kühle natürlich.»

«Puh», stöhnten die Jungen im Chor.

Die Reise wurde fortgesetzt ...

Am südlichsten Punkt Liberias nahm die ‹Flying Star› Abschied von der afrikanischen Küste, die man bis dahin deutlich am Horizont sehen konnte. Hier begann sie ihre Fahrt quer durch den riesigen Golf von Guinea. Kein Windhauch regte sich über dem Wasser, und manchmal wünschten sich die Jungen fast einen kleinen Orkan, der zumindest ein wenig Erfrischung gebracht hätte. Die Planken glühten in der Sonne und brannten wie Feuer unter den Füßen, wenn man über Deck ging. Die meiste Zeit verbrachten sie in dem bißchen Schatten, den sie auf dem Schiff finden konnten. Auch der Appetit der Mannschaft ließ zu wünschen übrig. Selbst der dem Essen sonst nie abgeneigte Peter Nielsen begnügte sich mit Eiswasser und Zitronensaft. Jesper hatte Auftrag, dieses Getränk zu brauen; er stellte ungeahnte Mengen davon her.

Erling versuchte Jan immer wieder von seinen traurigen Gedanken abzulenken und begann ihm ausführlich von der abenteuerlichen Reise zu erzählen, die Ingenieur Smith seinerzeit in diese Gewässer geführt hatte. Hier hatte Smith auch seine jetzige Frau kennengelernt. Jan hörte scheinbar interessiert zu, aber Erling war sich darüber im klaren, daß es nach wie vor eines außergewöhnlichen Ereignisses bedurfte, um den Freund so abzulenken, daß er wieder ganz der heitere Kamerad wurde, der er sonst immer war.

Eines Abends sagte Ingenieur Smith: «Wenn wir diese Geschwindigkeit beibehalten und nichts Unvorhergesehenes passiert, werden wir morgen früh gegen fünf Uhr den Äquator passieren. Wir müssen zu diesem Zweck natürlich einiges arrangieren. Die große Gummibadewanne werden wir auf Deck aufstellen, damit wir alle Grünschnäbel, die noch nie in dieser Gegend waren, richtiggehend taufen können. Wie viele Täuflinge haben wir denn eigentlich?»

Es stellte sich heraus, daß fünf Täuflinge die Zeremonie über sich ergehen lassen mußten. Jan, Erling, Jesper, Jack und der kleine Yan Loo waren noch nie über die ‹Linie› gefahren, wie es in der Seemannssprache heißt. Peter Nielsen grinste verschmitzt, als er sagte: «Na, ihr fünf, dann sollt ihr es mal zu spüren bekommen!»

«Was zu spüren bekommen?» stammelte Jesper und machte ein betroffenes Gesicht. «Was passiert denn eigentlich?»

Peter zog die Schultern ein wenig hoch. «Tja, was soll da passieren? Immer wenn man über den Äquator fährt, stellt sich heraus, ob man richtige Männer an Bord hat. Deshalb unterzieht man sie einer Probe. Zuerst werden sie in einem Becken ‹getauft›. Dabei drückt man ihnen den Kopf unters Wasser, bis sie ohnmächtig werden ...»

«Oh», stöhnte Jesper entsetzt.

Peter grinste durchtrieben. «Nun, das ist also die erste und natürlich auch leichteste Prüfung. Meist kommt der Ohnmächtige ziemlich schnell wieder zu sich ... in der Regel sterben höchstens zehn Prozent dabei ... aber es wird gleich etwas schwerer, wenn er auf der Planke gehen muß.»

«Auf der Planke gehen?» murmelte Jesper und begann am ganzen Körper zu zittern. «Was ist denn das?»

«Tja, das ist eigentlich ein alter Seeräuberbrauch, mit dem man sich schon seit Jahrhunderten vergnügt. Über die Reling wird eine dicke Planke gelegt, und dann muß das Opfer mit verbundenen Augen über die Planke gehen, bis es hinunterfällt ...»

Der kleine Jesper wurde leichenblaß. Er zuckte auf seinem Stuhl zusammen und begann vor lauter Angst zu stottern. «Ja ... aber, ja ... aber das Meer ist doch voller Haie!»

Der unverbesserliche Peter nickte. «Das ist ja gerade das Spannende daran. Du brauchst nicht so zu erschrecken, Krümelchen, die meisten Opfer kommen ganz gut dabei weg.»

«Nicht alle?»

«Nee, so genau weiß ich das jetzt nicht, dafür müßte ich mir extra Unterlagen kommen lassen, aber ich glaube, man rechnet mit einer Sterblichkeit von etwa fünfundzwanzig Prozent ... und das ist doch schon ganz nett. Wenn du den Rettungsring erwischst, den wir dir nachwerfen werden, dann sollte die Gefahr für dich nicht allzu groß sein.»

Während alle anderen sich bemühten, nicht laut zu lachen, saß Jesper steif vor Angst auf seinem Stuhl. Er war gewiß kein Dummer, aber anfangs glaubte er alle Geschichten, die ihm aufgetischt wurden. Erst wenn er genauer darüber nachdachte, kam er dahinter und konnte sich dann mit seinen Freunden köstlich darüber amüsieren.

Erling begann zu protestieren. «Das Ganze klingt ja sehr lustig, und sicher macht es Spaß, aber muß es denn ausgerechnet um fünf Uhr morgens sein? Können wir nicht etwas langsamer fahren?»

«Nein, aber wir könnten ja den Äquator ein wenig verlegen», meinte Peter Nielsen grinsend. «Das wäre natürlich das Richtige für die Schlafmützen, die sich gern drücken möchten.»

Erling seufzte tief. «Na schön. Jaja, ich werde schon pünktlich sein. Und Frühstück werdet ihr auch haben wollen, bevor der Spaß beginnt?»

«Nein, nein, auf gar keinen Fall, das ist sehr unpraktisch, Erling. Wenn du mit dem Frühstück bis nach der Taufe wartest, hast du es unter Umständen viel einfacher.»

«Wieso das?»

«Na, falls einige es nicht schaffen, dann brauchst du weniger Portionen anzurichten. Und wenn du selbst ...»

Erling nickte zustimmend und blieb ganz ernst. «Freilich, Peter, da hast du ganz recht. Du denkst aber auch an alles. Man muß immer darauf bedacht sein, daß man sich Arbeit spart, dann kommt man hier im Leben voran.»

«Ja», entgegnete Peter Nielsen düster, «oder man kommt gar nicht erst mit dem Leben davon. – Aber jetzt wird es Zeit, Jungen, daß ihr die Badewanne bringt, sonst habt ihr morgen früh zu viel zu tun. Die Taufe findet pünktlich um fünf Uhr statt.»

Die Jungen hatten ihre Mühe mit der zusammenlegbaren Wanne, die zwischen den beiden Kajüten aufgestellt und mit Hilfe der elektrischen Pumpe mit Meerwasser gefüllt werden mußte.

Inzwischen war Peter Nielsen damit beschäftigt, treibenden Tang aus dem Wasser zu fischen. Er hatte es sich als passendes Attribut für seine Rolle als Neptun vorgestellt; den getrockneten Tang wollte er als rauschenden Bart benutzen. Hie und da schielte Jesper zu ihm herüber, und anschließend ließ er seine Blicke über das Meer schweifen, um festzustellen, ob Haifischfinnen zu sehen seien.

Und tatsächlich, er entdeckte welche. Aber da geschah etwas Merkwürdiges: der kleine Jesper wandte sich ab, so daß die anderen es nicht sehen konnten. Ein breites Schelmenlachen breitete sich auf seinem Gesicht aus!

Jan und die Leopardenmenschen

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