Читать книгу Wieder zu Hause - Carmen Sommer - Страница 5

Travis und seine Freunde

Оглавление

An einem großen Tisch entdeckte sie Steve und Selena.

„Hey. Du bist wirklich gekommen. Travis dachte schon, dass du nicht auftauchen würdest.“

Steve lächelte sie an.

„Wo sind die anderen?“

„Sie werden gleich kommen. Wir sind extra etwas früher erschienen“, meinte Steve.

„Dann wirst du heute auch den Rest der Mannschaft kennenlernen“, fügte Selena hinzu.

„Wieso? Kenne ich noch nicht alle?“

„Nein. Da sind noch einige, die aus dem Urlaub zurück sind“, schüttelte Steve den Kopf.

„Wie viel seid ihr denn? Und was macht ihr alle? Kennt ihr euch von früher?“, staunte Leslie.

„Teils, teils. Aus der Schule, von der Uni, von der Arbeit. Aber glücklicherweise haben wir uns nie aus den Augen verloren und sind bis heute ein unzertrennliches Team“, dabei nahm er Selena in den Arm.

„Das stimmt. Mich haben sie gleich in ihre Gruppe aufgenommen. Das gleiche werden sie auch mit dir tun“, nickte Selena.

Na, dass musste nicht unbedingt sein. Sie wollte ja nicht ständig mit ihnen zusammenhängen. Es war ja schön, dass sie einige von ihnen kannte, aber mehr wollte sie gar nicht. Nach und nach trudelten alle ein. William stellte ihr Lisa, und Colin seine Freundin Jasmin vor. Nach einer Weile erschienen auch Travis, Scott, Emily, Cassie, Sam und Barry und begrüßten sie freundlich.

„Jetzt musst du noch Bob kennenlernen. Ich werde ihn mal rufen.“

Colin stand auf und holte Bob an den Tisch.

„Das ist Bob und das ist Leslie. Wir haben dir schon von ihr erzählt.“

„Ja, stimmt. Freut mich sehr.“

Scott schaute Leslie nachdenklich an, bis er sie fragte.

„Kennen wir uns nicht? Warst du nicht zwei Klassen unter mir? Wir haben die gleiche Schule besucht.“

„Ich kann mich nicht an dich erinnern“, schüttelte Leslie den Kopf.

„Aber ich. Du warst mit Diana, Pieter, Don und, wie hießen die anderen noch, zusammen. Du bist mir damals schon aufgefallen. Doch irgendwann habe ich dich aus den Augen verloren.“

„Wirklich? Das stimmt, wir waren die besten Freunde. Da waren noch Cheryl, Karen, Carolyn, Mathew und Nick. Das du dich daran noch erinnern kannst. Wie gesagt, ich habe dich nie bemerkt“, schüttelte Leslie den Kopf.

„Das kann ich gut verstehen. Du hattest auch nur Augen für Mathew. So kam es mir auf jeden Fall vor. Ward ihr nicht mal zusammen?“

„Nur kurz. Wir waren ja noch sehr jung. Aber als ich dann weg ging, habe ich ihn nicht wieder gesehen. Was wohl aus ihm geworden ist“, sagte sie nachdenklich.

„Ich weiß gar nicht, ob er noch hier lebt. Auch die anderen sah ich nur selten noch. Aber in letzter Zeit gar nicht mehr.“

„Du bist ja auch viel unterwegs“, mischte sich Colin ein.

„Stimmt. Da bin ich froh, wenn ich meine Freunde noch erkenne“, lachte Scott.

„Seid ihr alle im selben Alter?“, wollte jetzt Leslie wissen.

„Oh, nein. Manche sind etwas jünger und die anderen etwas älter. Ich und Travis sind im gleichen Alter“, schüttelte William den Kopf.

Super, dachte sie, jetzt weiß ich so viel wie vorher.

„Aber erzähl du mal, was hast du so gemacht, die letzten Jahre?“, fragte Scott nach.

„Nichts besonders. Habe in einem Verlag gearbeitet und mich um meinen Sohn gekümmert.“

Mehr wollte sie nicht preisgeben.

„Du hast einen Sohn? Wie alt ist er?“

Scott wollte mehr über sie wissen. Als sie noch die Schule besuchten, gefiel sie ihm schon und sie sah immer noch fantastisch aus, dass musste er zugeben.

„Ja. Philipp. Einige haben ihn schon kennengelernt. Er ist jetzt neun.“

„Wow. Wie die Zeit vergeht. Eins muss ich dir lassen, du siehst einfach immer noch toll aus. Du musst mir unbedingt erzählen, wo du die ganzen Jahre warst. Schade, dass wir uns damals nicht kennengelernt hatten“, lächelte er sie an.

„So, jetzt aber genug. Lass sie mal in Ruhe. Sie denkt ja, wir wollten sie ausfragen.“

Travis hatte etwas die Geduld verloren. Er kannte Scott. Wenn ihm eine Frau gefiel, wollte er alles über sie wissen und ließ so schnell nicht locker. Und es sah gerade so aus, als wolle er das nachholen, was er vor Jahren versäumt hatte. Das ihm Leslie gefiel, konnte man sofort bemerken.

„Entschuldige bitte, Leslie. Ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen. Es ist nur so erstaunlich, dass wir uns gerade hier, bei meinen Freunden, wiedertreffen. Nach so vielen Jahren.“

„Ist schon in Ordnung. Nur, wie gesagt, ich kann mich einfach nicht an dich erinnern.“

Damit war das Thema endgültig erledigt. Leslie war froh, dass Travis eingegriffen hatte. Sie wollte nicht über die Vergangenheit reden, schon gar nicht hier und heute. Der Abend wurde aber trotzdem noch schön. Sie erfuhr etwas mehr über einige der Anwesenden. Aber nichts über Travis und die Gruppe, die ihr beim Streichen geholfen hatte. Leslie schaute auf die Uhr.

„Es ist schon spät. Ich werde mal nach Hause fahren. Ich wünsche euch allen noch einen schönen Abend.“

„Du willst wirklich schon gehen?“, fragte Selena.

„Ja. Ich will morgen mit Philipp an den Strand. Da will ich ausgeruht sein. Also machts gut. Gute Nacht.“

Leslie verließ das Lokal.

Kaum war sie weg, ging schon das Gerede und die Fragerei los.

„Was ist mit dem Vater?“, wollte Scott wissen.

„Ist sie überhaupt verheiratet? Wo ist ihr Ehemann?“, fragte Sam.

„Keine Ahnung. Sie redet nicht viel über sich und die Vergangenheit. Wir sollten sie auch damit in Ruhe lassen“, meinte Travis.

„Willst du sie nicht auch näher kennenlernen?“, schaute Cassie ihn an.

„Nein? Warum sollte ich. So wie es jetzt ist, ist es in Ordnung. Ich denke, mehr will sie auch nicht. Außerdem ist sie erst hierher gezogen. Musste sich mit ihren Eltern versöhnen und ist gerade dabei ihre Freunde von damals wieder ausfindig zu machen. Also lassen wir ihr Zeit“, schüttelte er den Kopf.

Alle schauten sich untereinander fragend an.

„Was ist los mit euch? Warum soll ich sie ausfragen? Sie weiß über uns doch auch kaum etwas.“

Travis konnte seine Freunde gerade nicht verstehen.

„Ist ja schon gut. Also lassen wir es dabei. Übrigens wird sie eine Einweihungsparty machen. Da werden wir auch ihre Eltern und Freunde kennenlernen“, erzählte Rick.

Damit war das Thema Leslie vom Tisch.

Früh fuhr Leslie zu ihren Eltern, um Philipp abzuholen. Sie hatte schon einige leckere Sachen eingepackt. Philipp wartete schon auf sie. Gemeinsam wollten sie seine Freunde abholen. Leslie staunte nicht schlecht, als sie vor dem Haus von Lucas hielt.

„Na, dass ist mal ein tolles Haus. Das muss ein Vermögen gekostet haben“, meinte sie zu Philipp.

Lucas stand schon mit Kristen vor der Tür und winkte, als er sie sah. Gleich kam auch die Mutter von Lucas und begrüßte Leslie und stellte sich vor.

„Guten Morgen. Endlich lernen wir uns mal kennen. Ich bin Terry. Unsere Kinder verstehen sich ja prima. Das freut mich sehr.“

„Guten Morgen. Ich bin Leslie. Es ist schön, dass Philipp so schnell Anschluss gefunden hat.“

„Lass uns fahren Mama. Ich will ins Meer.“

Philipp konnte es kaum erwarten.

„Ich bringe beide rechtzeitig zurück“, verabschiedete sich Leslie.

„Viel Spaß.“

„Wow, Mama. So einen großen Strand habe ich noch nie gesehen. Es ist herrlich hier“, staunte Philipp.

„Wir waren schon oft hier“, meinte Lucas und Kristen nickte dazu.

„Meine Mama auch. Sie lebte früher hier“, erzählte Philipp seinen Freunden.

Es war richtig heiß. Leslie baute für sich und die Kinder einen Sonnenschutz auf. Dann cremte sie alle ein.

„Können wir ins Wasser, Mama?“

„Natürlich, aber nicht zu weit raus. Ich habe euch im Auge.“

Die drei liefen zum Wasser und spritzten und plantschten lachend herum.

„Es ist wunderbar warm. Willst du nicht auch mal rein?“, rief Philipp ihr zu.

„Später“, winkte sie.

Leslie nahm ein Buch zur Hand und las. Aber ständig schaute sie nach den Kindern. Mittlerweile spielten sie mit dem Ball im Sand. Leslie legte das Buch zur Seite und schloss für einen Moment die Augen.

„Schläfst du?“, fragte eine Kinderstimme.

„Nein. Ich denke nach“, öffnete sie die Augen und sah in das Gesicht einen kleinen Mädchens.

„Bist du etwa allein hier?“, fragte Leslie erstaunt.

„Nein. Mein Papi kommt da drüben“, zeigte sie in eine Richtung.

„Was hast du gedacht?“, wollte die Kleine wissen.

Leslie drehte sich um und hörte auch schon, wie jemand nach der Kleinen rief.

„Kimberly, wo läufst du denn hin. Bitte, komm her. Du sollst doch nicht einfach jemanden ansprechen.“

„Travis? Das ist deine Tochter?“, staunte Leslie.

„Ja. Entschuldige, ich wollte nicht, dass sie dich stört.“

Travis nahm seine Tochter an der Hand und wollte mit ihr davon gehen.

„Sie stört mich nicht.“

„Hey, Travis“, winkte Philipp herüber.

„Hey, Philipp. Alles gut?“

„Ja. Ist es nicht wunderschön hier?“, rief er noch.

„Das ist es.“

„Komm, Kimberly, wir wollen weiter gehen.“

„Wollt ihr nicht hier bleiben. Die Kleine könnte mit den anderen spielen und Essen habe ich genug. Setz dich.“

Travis war überrascht. Sie war so freundlich. So kannte er sie gar nicht.

„Bitte, Papa. Kann ich zu den Kindern gehen?“

„Also gut. Ein paar Minuten.“

Travis setzte sich neben Leslie in den Sand.

„Du musst nicht im Sand sitzen. Hier komm auf die Decke“, lud sie ihn ein.

„Was ist los mit dir?“

„Wieso? Weil ich nett zu dir bin?“

„Ja. Du bist heute mal nicht kratzbürstig zu mir. Du willst doch keinen Kontakt. Gestern hat es dir wohl gereicht, denke ich. Scott war etwas ...“

„Neugierig?“

„Nicht nur das. Wenn ihn jemand interessiert, kann er einem ganz schön auf die Nerven gehen“, verdrehte Travis die Augen.

„Du meinst, er interessiert sich für mich?“

„Klar. Das habe ich sofort bemerkt. Da er dich von früher kennt und anscheinend mehr wollte, versucht er es jetzt.“

„Oh, da mach dir mal keinen Kopf. Ich habe kein Interesse an ihm. Überhaupt hat sich das Thema Männer für mich schon lange erledigt.“

Dabei schaute sie traurig den wenigen Wolken nach, die vom Meer über den Strand zogen. Travis bemerkte es sofort.

„Wie alt ist deine Tochter, Travis? Hatte ihre Mutter keine Zeit, mitzukommen?“

„Jetzt bist du neugierig“, lächelte er.

„Stimmt. Entschuldige“

„Kimberly ist sechs. Vor ein paar Tagen hatte sie Geburtstag.“ Travis schaute seine Tochter glücklich und melancholisch an.

„Dann habt ihr bestimmt ein großes Geburtstagsfest gefeiert.“

„Nein, nur ein kleines. Ich bin froh, dass sie mit den Kindern spielt. Lange Zeit hatte sie das nicht getan.“

„Warum nicht? War sie krank?“

„Nein. Wir müssen jetzt wieder gehen. Kimberly, kommst du, bitte.“

„Ja, Papi. Es war schön, mit euch zu spielen.“

„Du gehst schon? Ich habe genug zu Essen dabei. Kimberly könnte noch mit Philipp und den anderen spielen?“

Travis schaute Leslie eigenartig an.

„Ich denke, es ist besser, wenn wir jetzt gehen.“

Leslie runzelte die Stirn und schaute den beiden nach.

Beide entfernten sich wieder vom Strand. Was war mit Kimberly? Leslie dachte lange über sie nach.

Es war Zeit, die Kinder hatten genug Sonne getankt. Sie machten sich auf den Rückweg. Leslie setzte Lucas zu Hause ab und fuhr dann Kristen heim.

„Es war ein herrlicher Tag, Mama. Wir müssen öfter zum Strand gehen.“

„Das werden wir, Philipp.“

„Mama, ich bin froh, dass wir jetzt hier wohnen. Es gefällt mir viel besser, als in der großen Stadt. Sogar die Schule ist schöner“, lächelte er.

„Ich bin froh, dass es dir gefällt. Hatte schon Angst, dass du dich hier nicht wohlfühlst. Wenn es mir jetzt noch auf meiner Arbeit gefällt, bin ich zufrieden.“

Es war soweit. Heute musste Leslie zu ihrer Arbeitsstelle. Sie stand mit Herzklopfen vor dem Gebäude. Auf dem Schild las sie

Ingenieurbüro Gebr. Johnson. Hier war also ihr neues Büro. Sie ging hinein. Am Empfang saß eine junge Frau.

Wieder zu Hause

Подняться наверх