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Für immer verloren

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Für immer verloren

Die großen Ferien waren zu Ende. Für manche aber immer noch zu kurz. Andere wiederum freuten sich, dass das letzte Schuljahr, vor dem Abi begonnen hatte. Sie wollten endlich die Schulzeit hinter sich lassen.

Es war laut in der Klasse. Alle hatten sich viel zu erzählen. Deshalb bemerkten sie gar nicht, dass Frau Simmer mit einem jungen Mann die Klasse betrat.

„Ruhe. Ich denke, ihr habt euch jetzt alle begrüßt. Eure Erlebnisse könnt ihr in der Pause austauschen.“, dabei klopfte sie auf den Tisch.

Die ganze Klasse drehte sich um und begrüßten ihre Lehrerin.

„Setzt euch. Wenn jetzt Ruhe eingekehrt ist und ihr mir euer Gehör schenkt, möchte ich euch einen neuen Mitschüler vorstellen.“

Alle setzten sich und schauten neugierig auf den Neuen.

„Das ist Luis, seit heute euer Mitschüler. Jannis, er kommt zu dir und Felix an den Tisch. Ich hoffe, dass ist in Ordnung. Ihr werdet ihn nett behandeln, denke ich.“

Dabei schaute sie die Beiden mahnend an.

„Luis, setz dich. Wir beginnen sofort mit dem Stoff.“

Frau Simmer verlor keine Zeit und begann gleich mit dem Unterricht. Luis, Felix und Jannis betrachteten sich ganz genau. Nur ein „Hey“ kam über ihre Lippen. Dann folgten sie dem Unterricht.

In der Pause wurde Luis ausgefragt.

„Woher kommst du?“, wollte Felix wissen.

„Wo warst du vorher?“, fragte Jannis

Luis berichtete, auf welcher Schule er vorher war und aus welcher Stadt er kam.

„Wow, und jetzt bist du hier in unsere Schule gekommen? Warum?“, staunte Felix, als er hörte, dass Luis vorher in London gelebt hatte.

„Meine Eltern haben sich getrennt. Ich lebe jetzt bei meiner Mutter. Sie hat sich hier selbstständig gemacht.“

Eigentlich wollte Luis gar nicht so viel von sich preisgeben. Aber Felix und Jannis ließen nicht locker. Zum Glück war die Pause zu Ende und er musste keine Fragen mehr beantworten. Mehr, hätte er auch nicht erzählt.

Die beiden schienen ganz in Ordnung zu sein. Das hatte ihn beruhigt. Denn er wollte auf keinen Fall irgendwelchen Stress mit Mitschülern haben. Das hatte er alles hinter sich. Damals wurde sein bester Freund von ein paar Idioten verprügelt und dabei so schwer verletzt. Er verstarb ein paar Tage später an den Folgen. Er konnte ihm nicht helfen, denn sie hatten ihn festgehalten und er musste das Schreckliche mitansehen. Auch Luis wurde dabei schwer verletzt. Luis und sein Freund waren damals in der Stadt unterwegs, als eine Gruppe auf sie zukam. Sie hatten keine Chance. Zwei konnten festgenommen werden. Es stellte sich dabei heraus, dass sie von außerhalb kamen. Daran wollte Luis nicht mehr denken, aber er konnte die Bilder nicht aus seinem Kopf bekommen. Er träumte oft von seinem Freund und wachte dann schweißgebadet auf.

Luis hatte noch gar nicht alle Mitschüler in Augenschein genommen. Dafür war die Zeit zu kurz. In den nächsten Tagen würde er sie bestimmt noch kennenlernen. Doch eine Person war ihm aufgefallen. Sie saß ziemlich hinten, bei einer Gruppe Mädchen am Tisch.

Als er die Klasse verließ, war sie schon gegangen. Er sah sie nicht mehr, auch nicht, als er das Schulgebäude verließ. Wie wohl ihr Name war?

Auf dem Nachhauseweg, kreisten seine Gedanken um sie. Er wollte sie gerne näher kennenlernen. Aber, ob sie das auch wollte. Vielleicht hat sie gar kein Interesse an ihm. Sie hatte bestimmt einen Freund.

„Hallo, Mom.“, begrüßte er seine Mutter, als er nach Hause kam.

„Hey, Luis. Wie war dein erster Tag?“

„Ganz ok. Meine Mitschüler scheinen in Ordnung zu sein.“

„Das freut mich. Möchtest du was essen?“

„Ja, gerne. Wie war dein Tag, Mom?“

„Lief gut. Hab schon den zweiten Klienten. Langsam geht es aufwärts.“

„Hast du was von Papa gehört?“, erkundigte sich Luis.

„Nein. Möchte auch nichts mehr von ihm hören. Tut mir leid Luis. Aber er hat mich sehr verletzt.“

„Ich weiß. Hätte ja sein können, dass er seinen Fehler eingesehen hat.“

„Das ist zu spät, Luis. Ich kann ihm nicht mehr verzeihen. Es war ja nicht das erst mal, dass er mich betrogen hat.“

Luis nahm seine Mutter in den Arm. Dann setzte er sich an den Tisch und aß mit ihr zusammen. Er liebte sie über alles. Aber er liebte auch seinen Vater, konnte ihm aber nicht verzeihen, was er seiner Mutter angetan hat. Deshalb hatte er sich auch für sie entschieden. Obwohl er gerne in London geblieben wäre. Dort hatte er

viele Freunde zurückgelassen. Sobald es ihm möglich war, würde sie auch wieder besuchen.

Nach dem Abi hatte er vor, ein paar Wochen in London zu verbringen, bis er sein Studium beginnen wollte. Er hatte vor, Medizin zu studieren, wie sein Vater. Deshalb war ihm das letzte Jahr sehr wichtig. Es gab für ihn nur eins. Lernen, lernen, lernen.

Am nächsten Morgen betrat Luis die Klasse und sah sie schon an ihrem Platz sitzen. Sie sah ihn an, als würde sie ihn zum ersten mal sehen. Ihre Blicke trafen sich kurz. Es war, als hätte ihn ein Blitz getroffen. Luis ging zu seinem Platz. Er musste sich zusammenreißen und konzentrieren, um dem Unterricht zu folgen. Sie hatte ihn angeschaut, dachte er die ganze Zeit. Sie war wunderschön.

„Luis?“

Felix bemerkte, dass er abwesend war.

„Ja. Was ist?“, schaute dieser Felix an.

„Wo bist du mit deinen Gedanken? Frau Simmer beobachtet dich schon ein paar Minuten.“

„Ok. Werde wieder aufpassen.“, lächelte er Felix an.

„Sie wird sauer, wenn man nicht zuhört.“, meinte Jannis leise.

Nach dem Unterricht wollten Felix und Jannis sich mit Luis verabreden, denn sie fanden ihn nett und wollten ihn näher kennenlernen.

„Ein andermal gern. Ich hab noch was zu erledigen.“

„Ok. Dann demnächst. Wir wollen dir unsere Stadt zeigen.“, erklärte ihm Jannis.

„Das ist nett. Ich sag euch Bescheid. Ok?“

„Alles klar.“, nickte Felix.

Luis sah sich um. Sie war wieder verschwunden. Also musste er auf den nächsten Tag warten. Er wollte sie endlich kennenlernen. Vielleicht hätte er doch Felix und Jannis nach ihrem Namen fragen sollen. Doch es sollte niemand wissen, dass er sich für sie interessierte. Jeden Ärger wollte er vermeiden, denn er wusste nicht, ob sie einen Freund hatte. So ging Luis nach Hause. In Gedanken an sie.

„Hey, Luis. Alles in Ordnung mit dir?“, schaute seine Mutter ihn an.

„Mhm.“

„Machen deine Mitschüler Ärger? Du siehst so nachdenklich aus.“

Sie machte sich Sorgen um ihn, denn sie wollte auf keinen Fall, dass wieder so etwas wie damals passiert.

„Die sind ok. Bis jetzt kenne ich ja nur Felix und Jannis. Die anderen sind mir noch fremd.“

„Was ist dann? Rück schon raus mit der Sprache.“

Sie setzte sich zu ihm an den Tisch.

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