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Die ewige Frage: „Wann ist ein Mann ein Mann?“
ОглавлениеVor genau 30 Jahren, als Herbert Grönemeyer noch einen Popperschnitt hatte und aus Ärger darüber, dass er nicht Herr über seinen viel zu langen Pony wurde, immer wieder wutentbrannt ins Mikro geschrien und dabei versucht hat, durch unkoordinierte Tanzbewegungen und Hin- und Herwerfen des Kopfes sein weich fliegendes Haupthaar (ich vermute: zu viel Spülung!) aus den Augen zu kriegen, um zumindest ab und zu mal was zu sehen – zum Beispiel die modischen Karottenhosen seiner Fans – war dieser Song der Radiodauerbrenner, und für Grönemeyer der große Durchbruch. Mit diesem Titel hatte er den Nerv der Zeit auf den wunden Punkt getroffen hatte. Und das alles mit einer eigentlich so simplen Frage.
Auch wenn einige Frauen sich ebenfalls schon mal Gedanken zum Thema Männer gemacht haben: „Neue Männer braucht das Land!“, forderte Ina Deter bereits 1982 – und viele Jahre vorher (1963, man glaubt es kaum!) wusste Gitte Haenning, die damals einfach nur „Gitte“ hieß, schon, dass es für sie unbedingt ein Cowboy sein musste! Ist aber auch nur ein frommer Wunsch gewesen… Soweit ich weiß, hat man sie nie mit einem solchen Exemplar davonreiten sehen – nicht mal in einen billigen Sonnenuntergang!
Das war der Stand der Dinge – Anno Domini 1984.
Schöne alte Welt …
Aber hat sich seitdem irgendetwas Gravierendes geändert? Außer, dass Herbie jetzt Texte schreibt, die zur völligen Interpretation freigegeben sind? Wo früher noch über verklemmte Männer gesungen wurde, heißt es jetzt hochkünstlerisch: „Das Wetter klemmt!“ – AHA… Das klingt nach Weiterentwicklung. Man beachte auch den bewussteren Umgang mit der Zeit, der in der bahnbrechenden Erkenntnis mündet, dass es irgendwie DAUERND JETZT ist… Nicht zu glauben!
Aber zurück zu der Männlichkeit.
Also, was nun? Gilt der „Männer“-Text noch, 30 Jahre nach Entstehung? Oder lesen wir hier etwas, das bestenfalls zur Erinnerung an „früher“ dient? Sind wir tatsächlich schon sooo alt, dass wir von „früher“ reden müssen?
Hören wir im Inneren also das alte Lied, jeder von Ihnen dürfte es vermutlich AUSWENDIG können... (spontane Abwandlungen und Kommentare meiner Wenigkeit werden Sie umgehend enttarnen):
Männer sollen umarmen?
(Soll weiterhin vereinzelt vorkommen)
Geborgenheit geben?
(Die einen sagen so, die anderen so)
Heimlich Rotz und Wasser heulen?
(Das hat nun keiner mehr nötig – sogar Obama macht’s vor aller Welt)
Wer braucht denn viel Zärtlichkeit?
(WER NICHT?)
Und ist angeblich ja sooo verletzlich...
(Voll die Mimösjen…)
Beziehungsweise: auf dieser Welt einfach unersetzlich?
(Korrekte Aussage – wer sollte diesen Job auch übernehmen?)
Männer erwerben Frauen noch immer käuflich?
(Das ist schlimm genug, wird sich vermutlich aber nicht allzu schnell ändern)
Männer stehen voll unter Strom - und zwar ständig...
(Danach sehnt sich so mancher Arbeitgeber…)
Männer baggern stets spät noch am Baggerloch
(Eindeutiges Relikt aus den 80er-Jahren, heute wird nur noch angemailt oder angesimst oder gewartet, bis die Frau eindeutige Signale gibt)
Männer lügen mithilfe moderner Gerätschaften
(Ist beim Skypen gar nicht mal so einfach…)
Oh Männer sind allzeit und zu allem bereit
(Da wären nicht wenige Frauen sicher vollauf begeistert)
Männer beeindrucken durch ihr Kohle und Lässigkeit
(Kommt objektiv betrachtet doch eher selten vor)
Männer haben's echt schwer und nehmen nix leicht,
(Erfunden bis zum Anschlag, musste sich halt reimen)
außen kein bisschen hart und innen auch nicht ganz weich
(Inakzeptable Pauschalisierung!)
werd'n als Kind schon auf HARTEN KERL geeicht
(Heute werden die armen Jungs schon zum Barbie-Spielen genötigt!!!)
Wann ist ein Mann schon ein echter Mann?
(Das habe ich mich auch schon oft gefragt)
Wann ist so ein Mann schon ein wirklicher Mann?
(Nicht mal Dr. Phil hat’s gewusst)
Wann ist so ein Mann schon ein wirklicher Mann?
(Ich denke, ich sollte ein Buch darüber schreiben…)
Männer haben kaum noch Muskeln
(Heißt neuerdings Sixpack – aber nicht jeder hat’s – die meisten nur in Kartonform)
Männer sind angeblich sogar furchtbar stark
(Das vermisst so manche Frau beim Wasserkisten schleppen)
Männer können im Prinzip fast alles
(Das Gerücht hält sich weiterhin hartnäckig)
Männer kriegen häufig nen Herzinfarkt
(Herzinfarkt bei Männern ist total out, nur Burn-Out ist wirklich hip! Dafür haben die Frauen beim Herzinfarkt schwer aufgeholt, war aber aus emanzipatorischer Sicht kein Erfolg)
Oh Männer sind einsame Reiter
(Das haben sie mit jeder Menge alleinerziehender Frauen gemein)
müssen mit ihrem Kopp durch jede Wand, immer weiter und weiter
(Wer will schon kapitulieren?)
Männer können Kriege
(Maggie konnt’s auch…)
Und sind machmal schon als Baby voll blau angelaufen
(Das kann nur Sauerstoffmangel sein…)
Männer rauchen bedeutungsschwanger ihre Pfeife
(Endlich mal was Sinnvolles, was gut riecht)
Und sind demzufolge furchtbar schlau
(Egal, ob Rom oder Madrid – Hauptsache Italien!)
Männer bauen perfekte Bomben und Raketen
(Aber die Uschi ordnet’s an!)
Männer machen alles ganz genau - oder wenigstens fast
(Wunschvorstellungen auf den Punkt gebracht)
Wann ist so ein Mann schon ein wirklicher Mann?
(Die Frage ist noch immer offen)
Wann ist so ein Mann schon ein wirklicher Mann?
(Wir kommen der Sache aber Schritt für Schritt näher…)
Männer kriegen aber immer noch keine Kinder
(Das würden sie wahrscheinlich auch gar nicht überleben)
Dafür aber dünnes Haar
(Bei schwerem Leidensdruck in Kombination mit gut gefülltem Konto empfiehlt sich die „Kloppo-Methode“)
Männer sind wissenschaftlich betrachtet auch nur Menschen
(Hat sich inzwischen rumgesprochen)
Aber trotzdem etwas sonderbar
(Frauen aber auch)
Männer sind ja sooooo verletzlich
(Besonders, wenn die Bayern verlieren)
Und auf dieser Welt vermutlich unersetzlich
(Da würde sich vermutlich auch kein Ersatz finden…)
Wann ist ein Mann schon ein echter Mann?
Ich befürchte, niemand wird je wirklich dahinterkommen…
Ersetzt man im Original-Liedtext „Männer“ durch „Frauen“, kann man (oder Mann) schnell erkennen, dass sich seit 1984 doch eine Menge gewandelt hat.
Vielleicht sind ja die Frauen heute die besseren Männer? Heute versuchen nämlich schon Frauen, bloß nicht vor anderen – schon gar nicht vor ihrem Chef oder, schlimmer noch, ihrer Chefin (!!!) – in Tränen auszubrechen. Schwäche zeigen kann für Frauen böse nach hinten losgehen. Da heißt es schnell: Heulsuse, nicht belastbar, hysterisch, hat sich nicht im Griff, wahrscheinlich hormonell bedingt - oder schon die Wechseljahre?
Bei Männern finden das jetzt alle toll. Bruce Darnell, zum Beispiel, der heult bei jedem zweiten Supertalentanwärter. Der US-amerikanische Präsident sowieso, Fußballer schlucken schon mal schwer bei einer Niederlage und faseln dann meisten irgendetwas mit „sehr emotional“… Gerade kürzlich erschien eine Studie, die besagte, dass Männer, die bei Verhandlungen in Tränen ausbrechen, eher ihr Verhandlungsziel erreichen, als diejenigen, die auf Mut und positive Stimmung setzten. Schade, dass die beiden Sirtaki-Tänzer Alexis Tsipras und Gianis Varoufakis die Studie nicht gelesen hatten, bevor sie in die Verhandlungen mit den Euro-Finanzministern gingen… Das haben sie nun davon, dass sie immerzu gegrinst haben. Sowas kann nicht gut gehen. Aber in Griechenland besteht ja generell die Gefahr, dass die Kühlkette hier und da mal unterbrochen wird. Auch die geistige…
Aber weiter im Text:
Frauen kriegen keine Kinder? Stimmt auch in weiten Teilen. Immer mehr entscheiden sich dagegen oder finden keinen passenden Alpha-Mann, auch kein geeignetes Softie-Weichei. In Zukunft werden Frauen ihre Familienpläne vermutlich immer öfter schockfrosten, Karriere machen und mit Vierzig(+) feststellen, dass sich kein Mann unter 65 oder mit Pflegestufe II findet, der mit einer Frau, die kurz vor den Wechseljahren steht, noch Kinder in die Welt setzen will. Die Zukunft lautet also doch: Frauen kriegen keine Kinder. Dafür haben sie jetzt immer häufiger dünnes Haar und neigen zu hormonell bedingtem Haarausfall. Fast könnte man sagen: Es gibt nicht mehr allzu viele Unterschiede. Aber wollen wir diese sogenannte TRANSGENDER-NEUTRALITÄT wirklich?
Sind Sie, lieber Leser, vielleicht schon auf dem besten Weg dazu, als Mann zukünftig die „bessere Frau“ zu spielen? Weiterentwicklung sollte generell positiv bewertet werden, aber mir fällt keine Frau ein, die darüber begeistert wäre, wenn ihr Mann mehr Antifaltencremes als sie im Bad stehen hätte und öfter zur Kosmetikerin ging als sie selbst. Auch mögen die meisten Frauen es nicht, wenn ihnen ihre besseren Hälften im Haushalt sagen, wie dies oder das denn eigentlich „richtig geht“ – oder statt zum Stammtisch zum Häkelabend mit Freunden gehen. Spätestens dann sollte der Mann damit rechnen, dass seine „Gabi“ mit wehenden Fahnen auf’s Pferd steigt, wenn irgendein ein „Putin-Verschnitt“ mit freiem Oberkörper und Fuchspelzmütze angaloppiert kommt.
Zuviel Softie und zuviel Weichei geht vermutlich in den meisten Fällen genauso in die Hose wie ein goldkettchentragender, dauertelefonierender Alpha-Mann im Businessdress, der im Zweifelsfalle nicht mal weiß, wie man Wasser zum Kochen bringt.
Egal, ob Sie nun der „Ober-Macker“ oder der „Hardcore-Softie“ sind, es wäre vielleicht eine Überlegung wert, diese oder jene überschäumende Eigenschaft ein klein wenig auszugleichen.
Alles eine Frage der richtigen Dosierung…
DIE MISCHUNG MACHT’S oder, wie Dr. Phil es ausdrücken würde:
Ein moderner Mann ist wie ein gut gemixter COCKTAIL…
Es muss alles stimmen, mengenlehretechnisch – oder wie der multilinguale Fremdsprachler sagt:
„Mischen is possible!“
Man muss es nur können… Denn, mixt man an sich gute Zutaten wahllos miteinander, kommt meist nix Gescheites dabei heraus. Jeder von Ihnen weiß, dass ein bisschen zuviel Zuckerlösung oder ein bisschen zu wenig Wodka einem den ganzen schönen Drink versauen kann.
Die größte Weisheit, die ein Barkeeper wie Dr. Phil Pro-Mill in seinem Leben erlangen konnte, ist die Erkenntnis, dass die richtige Dosis der fast immer der ausschlaggebende Punkt ist. Und diese banale, aber höchst wichtige Wahrheit kann auf fast alle Bereiche des Lebens bezogen werden. Und man kann sie auch 1 zu 1 auf Sie als angehenden Alpha-Softie anwenden.
Lassen Sie uns die Spiele also beginnen!