Читать книгу Untreue in der Ehe! - Caroline Milf - Страница 4
2
ОглавлениеAls Leon Eisenburg die Haustür öffnete, brannte in der großen, repräsentativen Halle Licht. Er durchquerte sie und betrat das Wohnzimmer. Laura, seine Ehefrau, saß im Lichtkreis einer Tischlampe und rauchte eine Zigarette.
Leon zog die Tür hinter sich ins Schloss. Er fand, dass Laura seltsam fremd wirkte, unnahbar und wunderschön, wie eine Besucherin.
„Wo kommst du her?“, fragte sie ihn.
Er ließ sich in einen Sessel fallen und streckte beide Beine von sich. „Was geht dich das an?“
„Du warst bei Anna.“
„Hast du mit ihr gesprochen?“, fragte er und bemühte sich, kühl und unbeteiligt zu wirken.
„Nein, aber ich bin gerade angerufen worden. Jemand hat dich beim Verlassen ihrer Wohnung gesehen.“
„Lässt du mich bespitzeln?“
Laura lachte lustvoll. Das tizianrot gefärbte Haar umfloss in weichen Wellen ihr makellos attraktives Gesicht. Sie hatte die gleichen, graugrünen Augen wie ihre jüngere Schwester Anna, sie besaß auch die großen Brüste und schlanke, langbeinige Figur, wirkte aber alles in allem um ein paar Nuancen lebhafter, verruchter und geheimnisvoller. Der lüsterne Zug um ihren Mund, die Art, wie sie sprach und lachte, genügte meist bereits, um den Männern eine Erektion zu bescheren.
Laura war ein geiles Luder, Anna eine verträumte Prinzessin.
„Dich bespitzeln?“, erwiderte Laura mit einem ironischen Ausdruck um ihre wundervollen Lippen. „Was bringt dich auf einen solchen Gedanken? Glaubst du, ich habe nichts Besseres zu tun?“
„Ich frage ja nur.“
„Und ich fragte, was du bei meiner Schwester gemacht hast.“
„Ich schulde dir keine Rechenschaft.“
„Du kannst tun und lassen, was du willst, aber ich werde es nicht dulden, dass du dich bei Anna ausweinst.“
„Was meinst du damit?“
„Ich kenne dich doch. Du möchtest doch meine jüngere Schwester ficken, dies bereits seit unserer Hochzeit...“, sagte sie und stoppte mitten im Satz. Sie blickte Leon forschend ins Gesicht. „Oder ist es bereits geschehen?“
„Ich weigere mich, auf dieser billigen Ebene mit dir zu diskutieren“, antwortete er schroff.
Laura lächelte erneut ironisch. „Du siehst aus, wie ein Kind, das man beim Stehlen erwischt hat. Dein männlicher Stolz gibt mir zu denken. Der wird von Männern immer dann bemüht, wenn sie ein schlechtes Gewissen haben. Ich werde mit Anna sprechen.“
„Bitte, gern“, sagte er. „Auf dem Tisch liegt dein Handy, nur zu.“
„Ich werde dir nicht den Gefallen tun und meine Schwester anrufen, wenn du dabei bist und zuhören kannst. Übrigens haben wir Besuch.“
„Wieder einmal“, seufzte er. „Wer ist es diesmal?“
„Isabell“, antwortete sie. „Isabell Wangenheim. Du wirst dich sicher an sie erinnern. Sie war meine Trauzeugin. Du erinnerst dich doch noch an unsere Hochzeit, oder?“
„Ja, natürlich“, erwiderte er grimmig. Aber an eine Isabell konnte er sich nicht erinnern. Am Tag der Hochzeit hatte er nur Laura gesehen, seine schöne und so reiche Braut. Die mehr als fünfhundert Hochzeitsgäste waren in seiner Erinnerung zu einer grauen, gesichtslosen Masse geworden.
„Es ist unmöglich, dass du dich nicht an Isabell erinnerst. Kein Mann, der sie gesehen hat, könnte sie wieder vergessen“, sagte Laura.
„Schon okay. Was will sie hier?“
„Sie ist eine sehr gute Freundin von mir“, antwortete seine Frau. „Ich habe sie eingeladen.“
„Dann wirst du dich auch um sie kümmern“, meinte er. „Ich habe keine Lust ihr meine Zeit zu widmen.“
„Mal sehen“, lächelte Laura. „Vielleicht wirst du deine Meinung schnell ändern.“
Er schaute auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht.
„Ich gehe jetzt schlafen“, verkündete er.
„Du musst zuerst unseren Gast begrüßen.“
„Wo ist sie?“
„Sie ist im Bad und macht sich schön.“
„Für mich etwa?“, fragte er sarkastisch.
„Dummkopf. Natürlich nicht, dazu bist du zu uninteressant. Wir gehen noch einmal weg. Isabell liebt das Nachtleben. Sie möchte München unsicher machen“, sagte Laura und grinste ironisch.
„Wie schön für euch.“
Es klopfte. Die Tür öffnete sich. Eine hochgewachsene, brünette junge Frau betrat das Wohnzimmer. Als sie sich lächelnd dem Hausherrn näherte, der sich höflich erhoben hatte, sah man deutlich ihre großen, schwingenden Brüste unter dem Kleid zittern und beben. Sie reichte ihm die Hand.
„Hallo, Leon“, sagte sie mit samtiger, angenehmer Stimme. „Du hast dich nicht verändert.“
„Du dich auch nicht“, meinte er mechanisch.
Ja, jetzt erinnerte er sich. Sie war wirklich eine ungewöhnlich schöne junge Frau. Ihre bernsteinfarbenen Augen leuchteten unter dichten, seidigen Wimpern hervor. Sie hatte einen weichen, vollen Mund, der die gleiche, sinnliche Kurve zeigte, die ihn schon immer so sehr erregte.
Er ließ ihre Hand los. „Wie ich höre, wollt ihr noch München unsicher machen. Kann ich euch noch einen Drink servieren?“
„Ja, sehr gerne“, meinte Isabell und setzte sich neben Laura. „Ich nehme einen Wodka mit Red Bull, bitte.“
„Für mich das Übliche“, bat Laura und wandte sich an Isabell. „Findest du wirklich, dass er sich nicht verändert hat? Ich meine, er hat an Gewicht zugelegt.“
„Ich meinte es so, wie ich es gesagt habe.“
„Das glaubt er selber nicht.“
„Ich meine das Äußere...“
„Darin gebe ich dir Recht“, entgegnete Laura. „Er sieht immer noch gut aus. Ein wenig wie Adam Levine, nur etwas kräftiger. Findest du nicht auch?“
„Ja, könnte sein.“
„Aber vielleicht etwas schmaler im Gesicht.“ Sie lachte. „Schmaler in jeder Hinsicht.“
„Laura hält sich für eine Meisterin im Austeilen kleiner und großer Spitzen“, meinte Leon. „Tatsächlich kenne ich nur wenige Menschen, die es dabei in Fragen der Quantität mit ihr aufnehmen können. Hinsichtlich der Qualität muss sie allerdings noch viel lernen.“
„Was ist los?“, fragte Isabell. „Hattet ihr Streit? Was bringt euch dazu, diesen Austausch von Liebenswürdigkeiten zu inszenieren?“
„Er war bei Anna“, sagte Laura.
„Bei deiner jüngeren Schwester?“
„Ja. Bis vor einer halben Stunde. Er war bei ihr allein. In Annas Wohnung. Wie findest du das?“
„Warum fragst du mich? Das sind Familienangelegenheiten. Da mische ich mich lieber nicht ein.“
„Du bist meine liebste Freundin und gehörst daher praktisch zur Familie“, erklärte Laura.
„Das ist Unsinn!“, meinte Isabell. „Ich habe keine Lust, den Schiedsrichter zu spielen.“
„Das ist auch nicht nötig“, sagte Laura langsam und nahm das Glas entgegen, das Leon ihr in die Hand drückte. „Ich zerreiße meinen lieben Ehemann in der Lust, wenn sich herausstellen sollte, dass er seine lüsternen Pranken nicht von meiner Schwester gelassen hat.“
Leon überreicht Isabell ein Glas und setzte sich dann mit dem Cognac, den er sich eingeschenkt hatte, den beiden jungen Frauen gegenüber.
„Laura“, begann er, „ist der Ansicht, dass die reiche Familie Ravensberg Sonderrechte hat. Sie können sich praktisch alles herausnehmen, während die Ehepartner nach ihrer Pfeife zu tanzen haben. Aus irgendeinem Grunde kann und will sie nicht begreifen, dass ich nicht ihr Sklave bin und keine Lust habe, mich ihrer seltsamen Lebensanschauung unterzuordnen. Bist du verheiratet, Isabell?“
„Ja.“
„Glücklich?“
Isabell Wangenheim lächelte hintergründig. „Wenn das zuträfe, wäre Paul sicherlich mit mir nach München gekommen. Aber so, wie die Dinge nun mal liegen, ist er heilfroh, für ein paar Tage allein in Hamburg zu sein.“
„Er spielt doch Fußball, oder?“
„Ja, in der Bundesliga für Hamburg. Kennst du Paul?“
„Nur aus den Fernsehübertragungen. Er ist ein attraktiver Mann.“
„Paul ist in Ordnung, ich mag ihn“, sagte Laura.
„Sicher!“, höhnte Leon. „Alle attraktiven Männer findest du in Ordnung. Nur den eigenen Ehemann nicht, stimmt´s?“
„Da bin ich ja wirklich in eine reizende Situation hineingeschlittert“, stellte Isabell fest. „Könnt ihr den Streit nicht fortsetzen, wenn ich wieder abgereist bin?“
„Mach dir nichts daraus“, meinte Laura. „Ich bin diese Szenen gewohnt. Sie überraschen mich nicht. Streit ist die Würze unserer Ehe. Ich kann mich an bessere Zeiten erinnern“, setzte sie mit einem Seufzer hinzu. „Damals bestimmte noch Liebe und Sexualität unser Leben. Ach, waren das schöne Zeiten.“
„Es ist nicht meine Schuld, wenn es heute anders aussieht“, verteidigte sich Leon.
„Meine etwa?“
„Ja, natürlich. Deine!“, erklärte Leon.
„Da siehst du es“, meinte Laura klagend und blickte die Freundin an. „Diese typische männlich-kindliche Verhalten, dass immer alle anderen die Schuld tragen. Was soll man dagegen machen?“
Isabell lachte. Sie schien sich entschlossen zu haben, die Auseinandersetzung leicht zu nehmen.
„Warum lasst ihr euch nicht scheiden, wenn ihr so unzufrieden mit eurer Ehe seid?“, fragte sie.
„Darüber sollte ich wirklich mal nachdenken“, meinte Laura.
„Du kannst die Scheidung jederzeit haben“, sagte Leon und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
„Wovon willst du leben, wenn ich dich verlasse, mein lieber Gatte?“, fragte Laura eiskalt.
„Ich verdiene selbst genug Geld.“
„Nicht genug, um deinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren, mein schlechter Kaufmann.“
„Ich pfeife auf einen Lebensstil, der mich zu solchen Konzessionen zwingt.“
„Von welchen Konzessionen sprichst du?“
„Das weißt du ganz genau. Ich hasse es, ständig betrogen zu werden!“
„Du guter Leon“, lachte Laura leise. „Er ist so schrecklich sensibel.“
Leon erhob sich. „Gute Nacht“, sagte er, stellte sein Glas auf den Tisch und verließ das Wohnzimmer.
Als er am nächsten Morgen – einem Sonntag – zum Frühstück erschien, saß nur Isabell am gedeckten Tisch. Sie trug eine weiße, am Hals offenstehende Bluse und eine modisch geschnittene Hose.
„Guten Morgen, Leon“, begrüßte sie ihn. „Ausgeschlafen?“
„Danke, ich wünsche dir auch einen guten Morgen, und danke, ja, ich fühle mich frisch und munter“, antwortete er und nahm am Tisch Platz. „Es ist ja gleich zehn Uhr. Schläft meine reizende Ehefrau noch?“
„Nein“, erwiderte Isabell zögernd. „Sie ist noch gar nicht zu Hause.“
Er blickte sie nachdenklich an. „Noch nicht zu Hause?“
Isabell wich seinem Blick aus und bestrich sich eine Semmel mit Butter.
„Wir sind ein bisschen versackt. In verschiedenen Bars in Schwabing. Zuletzt waren wir eine ganze Gruppe. Als wir in einer Disko waren, habe ich Laura aus den Augen verloren. Ich habe mir ein Taxi genommen, bin zurückgefahren und habe mich sofort im Gästezimmer schlafen gelegt. Vorhin, als ich in Lauras Zimmer ging und sie wecken wollte, war Bett noch unberührt. Ich habe es an ihrem Handy versucht, aber ging nicht hin. Auf meine SMS hat sie bisher nicht geantwortet. Ehrlich gesagt, mache ich mit etwas Sorgen.“
Leon legte die Stirn in Falten. „Dazu besteht kein Grund“, entschied er nach kurzem Nachdenken. „Sie wird bei einem jungen Mann im Bett liegen und sich befriedigen lassen. Diese Kapriolen treibt sich häufig, sie schein eheliche Untreue zu mögen.“
„Warst du ihr denn immer treu?“, fragte die hübsche Brünette.
„Ich war ihr noch treu, als sie schon längst begonnen hatte, sich ständig wechselnde Liebhaber zu gönnen.“
„Das klingt sehr bitter. Woran liegt es, dass du nicht verstanden hast, sie zu halten.“
„Das liegt an Laura, nehme ich an. Sie hat einen nymphomanen Charakterzug.“
„Machst du es dir mit dieser Erklärung nicht zu einfach?“, fragte ihn Isabell.
Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Ich will nicht behaupten, dass nur Laura an allem schuld ist... aber es steht fest, dass sie mir niemals eine richtige Chance gegeben hat. Manchmal frage ich mich, warum sie überhaupt geheiratet hat.“
„Du bist ein sehr attraktiver Mann. Wäre das kein passender Grund?“, meinte Isabell grinsend.
„Danke“, sagte er mürrisch.
Nach dem Frühstück setzten sie sich auf die Terrasse. Die herabgelassene Markise gewährte ihnen Schutz gegen die warme Sonne.
„Ich bin trotzdem in Sorge“, sagte Isabell. „Sie müsste doch längst zu Hause sein.“
„Vielleicht“, erwiderte Leon bitter, „hat sie einen besonders ausdauernden Liebhaber gefunden.“
„Bist du das denn nicht?“
Er grinste. „Ich denke schon. Natürlich hängt das auch von der Partnerin ab.“
„Ich könnte mir vorstellen, dass Laura sehr leidenschaftlich ist.“
„Leidenschaftlich? Gewiss. Und beinahe unersättlich. Ich habe trotzdem keine Mühe gehabt, sie zu befriedigen. Unsere Entfremdung hat, glaube ich, nicht im Bett begonnen.“
„Es tut mir leid um eure Ehe.“
„Vergiss es“, winkte er ab. „Ich habe längst aufgehört, mir darüber den Kopf zu zerbrechen.“
„Das ist kein guter Standpunkt“, tadelte ihn Isabell. „Warum kämpfst du nicht um Laura?“
„Ich habe es versucht. Es führt zu nichts. Ich mache mich dabei nur lächerlich.“
Im Wohnzimmer klingelte das Handy von Leon. Er erhob sich und nahm das Gespräch entgegen.
„Ja?“, fragte er.
„Ich bin´s, Laura. Ich bin bei meiner Schwester.“
Er straffte sich. „Und?“
„Ich habe bei ihr übernachtet.“
„Isabell ist deinetwegen in Sorge gewesen.“
„Ist sie heute Nacht gut nach Hause gekommen?“
„Ja. Weshalb rufst du an?“
„Ich hatte mit Anna eine Aussprache. Deinetwegen.“
„Wie interessant. Was ich dabei herausgekommen?“
„Ich werde dich umbringen“, sagte Laura langsam, leise und gefährlich. „Du hast mit ihr geschlafen!“
Er beendete die Verbindung, ohne noch ein weiteres Wort zu sagen.
Isabell blickte ihn neugierig von der Terrasse an.
„Wo ist Laura?“, fragte sie.
„Bei Anna.“
„Oh, dann ist ja alles gut.“
„Ja“, sagte er und blickte mit wie versteinert wirkendem Gesicht in den Garten. „Jetzt ist alles gut.“