Читать книгу La façon - Das Elixier der Begierde | Erotischer SM-Roman - Caroline Powell - Страница 5

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Villa ZeRen

Noch ein letzter Blick in den Spiegel und ich greife zufrieden nach meiner neuen Clutch, die mich ein kleines Vermögen gekostet hat.

»Ich sag’ nur ›Pretty Woman‹ «, flüstere ich meinem Spiegelbild zu, bevor ich die Wohnung verlasse und die Treppen nach unten springe, wo mich bereits die Limousine mit dem Chauffeur erwartet. Ohne ein Wort an mich zu richten, öffnet er galant die hintere Tür, sodass ich mich schrankenlos auf das weiche Leder der Rückbank fallen lassen kann, wo mich ein betörender Moschusduft empfängt, der die feinen Härchen meines Körpers aufrichtet wie ein gehauchter Kuss in den Nacken. Für einen Moment bin ich atemlos und fühle mich wie in einem Kokon, während die Räder unter mir leise über den Asphalt gleiten und mein Blick sich an das flüchtende Tageslicht haftet, bis ich, aus meinen Gedanken gerissen, zu frieren beginne.

»Ich habe ganz vergessen, dass die Abende schon recht kühl sind«, wende ich mich an den Fahrer, der wortlos meine Augen im Rückspiegel betrachtet, als wollte er mich durchbohren.

»Könnten Sie vielleicht die Heizung ein wenig aufdrehen?«, rufe ich ihm dennoch etwas mutiger zu, um die Stille zu durchbrechen. Aber auch jetzt erhalte ich keine Antwort und beginne mich zu ärgern, bis ich auf einmal bemerke, wie das Leder unter meinem Hintern eine angenehme Wärme verbreitet. Glücklich über meinen Erfolg lehne ich mich zufrieden zurück und genieße die Zeit, die schwebend an mir vorbeifliegt, bis selbst das monotone Geräusch verstummt…»Darf ich bitten?«, dringt plötzlich eine näselnde Stimme in mein Ohr, die mich zwingt, meine Augen zu öffnen und auf eine Hand zu blicken, die mit einem weißen Handschuh bekleidet ist. Für einen Moment glaube ich zu träumen und doch rutsche ich ihr entgegen, bis meine Absätze den Boden vor der Limousine berühren und ich vor mir eine Villa erkenne, die im Schein unzähliger Fackeln Schatten in den nahe gelegenen See wirft, als wollte sie die Dunkelheit ertränken.

»Da bist du ja endlich«, höre ich eine Stimme und erkenne Adrian, der aus dem Halbschatten heraustritt, um mit seinem Zeigefinger auf die Perle meines Schmuckstücks am Hals zu klopfen, als wollte er sie justieren wie einen Kompass. Ich habe das Gefühl, zu wanken und bin froh, als er meine Hand nimmt, um mich zu halten.

»Komm, ich führe dich herum!«, wendet er sich erneut an mich, sodass wir beide Richtung Steintreppe laufen. Federleicht und moschusgetränkt folge ich ihm die Stufen hinauf, die, immer schmaler werdend, vor einer Flügeltür enden.

»Aufwendig restauriert«, kommentiere ich ohne jede Kenntnis, in der Hoffnung, die Lähmung aus meinem Kopf zu vertreiben, die mich neben den hohen Messingklinken plötzlich schrumpfen lässt und mir vorgaukelt, ich würde vor einer unüberwindbaren Mauer stehen. Doch für Adrian ist es ein Kinderspiel, und noch bevor ich etwas sagen kann, öffnet er die Tür, um mich im Schatten seines Rückens über eine Schwelle zu ziehen, wo meine Augen auf eine junge Frau mit einer schneeweißen Dienstbotenschürze fallen, die im krassen Gegensatz zu ihren nackten Brüsten steht, deren harte Nippel zwischen bissigen Klemmen stecken und die mithilfe einer laufenden Kette an ihrem Halsband aufgehängt sind, um sie stehen zu lassen, wie kleine Speere. Ein Anblick, der mir den Atem raubt und mich glauben lässt, ihren Schmerz zu fühlen, den sie so stolz in ihren schimmernden Augen trägt, während sie ein Tablett mit einem Dutzend Champagnergläser balanciert, wie eine Heldin.

»Was…Was ist das alles hier?«, bringe ich stotternd hervor, doch statt einer Antwort zieht mich Adrian erneut mit sich, wie ein ungehorsames Kind. Das ist das Speisezimmer, meine ich zu hören und bin mir nicht mehr sicher, ob die Worte lediglich in meinem Kopf abliefen, da die visuellen Reize einer riesigen Tischtafel mich immer weiter vorwärtsziehen. Immer weiter, bis in den Kreis ihrer hohen Kerzenleuchter, die ihre unruhigen Flammen verführerisch über bizarre leiterähnliche Stühle werfen, wie eine Tarnung, als wollten sie suggerieren, dass die im Nackenverlauf nach hinten ragenden Bretter unschuldig sind, wie die Fußtritte einer Kirchenbank. Ein Vergleich, von dem ich nicht einmal ahne, woher er kommt und dennoch ziehe ich in Erwägung, mich von der Hand, die mich hält, zu trennen. Doch dann wird mir klar, dass ich mich längst von Adrian entfernt habe und inmitten einer Menschtraube stehe, die sich wispernd an mir vorbeidrückt, um sich, nach Geschlechtern getrennt, Frauen rechts, Männer links, gegenüber der Tischreihe aufzustellen. Ich komme mir vor wie in einem Bühnenstück, dessen Hauptdarsteller sich theatralisch mit ausladenden Schritten aus der Menge entfernt, um die Rückenlehnen zweier Stühle zu umklammern, bis seine Knöchel weiß hervortreten, und er die bislang verdeckten Sitzflächen unter dem Tisch hervorzieht. Ein Akt, der mich laut aufschreien lässt, als mein Blick auf einen schwarzen, riesigen Latexdildo fällt, der fixiert auf der Sitzfläche hin und her wankt wie ein gekrümmter Finger, der den Schoß einer willigen Frau penetrieren will, um ihren G-Punkt zu stimulieren.

»Ein Hirngespinst, ein Schattenspiel«, flüstere ich erschrocken und doch werde ich Zeuge, wie eine Frau nach der anderen ihr Kleid bis zum Oberschenkel anhebt, der, bestrapst mit dünnen Strümpfen, die Stoffe der Kleider leise rascheln lässt, während sie sich breitbeinig darüber stellen, um ihn wie ein gefräßiges Ungeheuer in die Mitte ihrer Gier zu treiben, bis ihre Wangen sich röten und sie alle ein Bild völliger Unschuld ergeben.

»Zeig deinem Herrn, was deine Sklavenmundfotze kann!«

Überrascht von diesen Worten neige ich meinen Kopf und blicke in das Gesicht des Hauptdarstellers, dessen starke Finger den Körper einer jungen Frau beugen, bis ihre sinnlichen Lippen den schwarzen Prügel berühren und er immer tiefer in ihre Kehle hineinrutscht. Für einen Moment befürchte ich, sie würde ersticken, doch der Speichel in ihrem Mund wirkt wie ein Schmiermittel, das sabbernd und Fäden ziehend aus ihr herausläuft, um selbst die Sitzfläche ihres Stuhls zu befeuchten. Einem Gefühl von Panik folgend, drehe ich eine Pirouette und renne Richtung Flügeltüren, ohne den Blick zu heben, bis ich abrupt vom Boden gezogen werde, ohne zu begreifen, was gerade geschieht.

»Was soll das?«, beginne ich keifend um mich zu schlagen und presse meinen Körper gegen die Arme, die mich gefangen halten wie in einem Schraubstock.

»Wo willst du denn hin?«

Als hätte mich gerade ein Betäubungspfeil getroffen, ergebe ich mich der vertrauten Stimme, die verführerisch sanft in mein Ohr sickert, während meine Augen auf das vor meine Nase gehaltene Abbild meines Halsschmucks starren.

»Luca?«

Erstaunt, ihn hier tatsächlich zu sehen, lasse ich mich scheinbar willenlos zurück auf den Boden stellen, sodass ich mich vom sicheren Stand aus mit meinen Fäusten wehren kann.

»DAS HIER IST NICHTS FÜR MICH. BITTE, BRING MICH FORT!«, höre ich mich brüllen. Doch ich habe nicht mit der Macht dieser übergreifenden Ausdünstungen gerechnet. Ein Gemisch verschwörerischer Lust und animalischer Geilheit, das wie eine Epidemie auf alle übergreift. Ein Raum, gefüllt mit sexuellen Gerüchen, die wie Nebelschwaden über unsere Köpfe fliegen, um unsere Gedanken zu manipulieren. Für Sekunden bereue ich meine Widerspenstigkeit, denn tief im Inneren hoffte ich darauf, von Luca gepflückt zu werden, wie eine Blume. Doch jetzt, da ich seine aufsteigende Lust beim Anheben meines Körpers fühle, ertönt ein Warnsignal in meinem Kopf, während er mich grinsend anblickt, als wüsste er bereits von meiner Niederlage. Ich kann spüren, wie seine Stimme meinen Verstand aushebelt, um mich in den See meiner Gefühle zu stürzen. Wir alle sind erwachsen, scheint eine Stimme in mir zu rufen, lauf nicht wieder weg! Narkotisiert vom Duft seines Körpers und dem aufkeimenden Wunsch, ihn zu fühlen, taste ich willenlos nach seiner Hand, die mich zurückführt zu dem einzigen Stuhl, der noch unberührt darauf wartet, besetzt zu werden.

»Das…das…ist unmöglich«, stammele ich in einem letzten Versuch, in der Hoffnung, meine unschuldige Miene würde ihm imponieren. Doch statt einer Antwort spüre ich seine Lippen und seine Zunge, die sich küssend in meinen Mund schiebt. Überwältigt von dieser unerwarteten Wendung fließe ich wie zu warm gewordener Zuckerguss in seine Arme. Ein Kuss, der meine Sinne überrennt und mein Gehirn penetriert. Träumerisch versinke ich in einer Stille, die nur hin und wieder von meinem eigenen Stöhnen durchbrochen wird, als seine Finger durch meine Haare fahren, um gleichzeitig mit der anderen nach unten zu wandern, um meinen bestrapsten Hintern zu entblößen. Hinter meinen fest geschlossenen Augen umhüllt mich die Dunkelheit und lässt mein Becken wiegend gegen seinen Körper drücken. Seiner Führung vertrauend, folge ich jedem seiner Schritte, wie bei einem Tango. Ein Tanz, der meine Kniekehlen beugt, bis der Latexschwanz schmatzend in meiner Lustspalte versinkt und mich an Ort und Stelle pfählt. Außer Atem und nach Luft schnappend, versuche ich, seinen sich lösenden Kuss zu halten. Doch seine Lippen sind fort und mir wird fröstelnd bewusst, worauf ich sitze, sodass ein Kampf in mir entfacht, der von Wut und Scham befeuert wird. Dennoch umspanne ich gierig das Ding in mir, während meine Kontraktionen ihn quetschen, als könnte ich ihn melken. Innerlich zerrissen verändere ich meine Position auf der Sitzfläche und rücke ein Stück nach vorn. Zu viel, stöhnt es in meinem Kopf, denn die gekrümmte Eichel trifft den Punkt meiner ungestillten Geilheit. Zischend sauge ich die Luft ein und fühle, wie eine leuchtende Rötung meine Gesichtshaut überzieht. Als Luca mir gegenüber Platz nimmt, spiegeln seine Augen etwas Unergründliches wider.

»Möchtest du zum Buffet?«, wendet er sich fast ungerührt an mich und zeigt auf den dunklen Holztisch, der aufgrund seiner breiten Schultern ein wenig verdeckt wird. Doch als ich meinen Kopf zur Seite neige, entdecke ich einen riesigen Tisch, ein Kunstwerk, mit gedrechselten Tischbeinen, die jeweils exakt einem Frauenbein nachempfunden sind und deren detailgetreue Nachbildungen in offenen High Heels stecken. Ein Bild, das mir zum wiederholten Male die Sprache verschlägt, obwohl das Hauptmenü eindeutig eine nackte Frau ist, die mit allerlei Speisen garniert und mit gespreizten Armen und Beinen gefesselt darauf liegt. Selbst aus der Ferne kann ich erkennen, dass ihr Venushügel mit einem üppigen Sahneberg bedeckt ist, dessen Spitze bei jedem ihrer Atemzüge gefährlich ins Wanken gerät.

»Möchtest du kosten?«, wendet sich Luca erneut an mich, als seine Augen meinen Blick zu den schwarzen, leeren Monitoren führen, die überall um uns herum an den Wänden hängen, bis ein Aufflackern sie erhellt, um sie mit dem Bild der jungen Frau zu füllen. Als läge sie plötzlich unter einer Lupe, kann nun jeder im Raum sie von Weitem betrachten. Jedes noch so kleine Härchen, das sich aufstellt, während sich ein Tropfen der Schlagsahne löst, um sich züngelnd davonzustehlen.

»Würdest du ihm nicht gern mit deiner Zunge folgen und ihre salzige Haut kosten?«

»Natürlich nicht!«, schießt es eindeutig zu schnell aus mir heraus, während meine Wangen beginnen, fiebrig zu leuchten. Dennoch fühle ich mich ertappt, als hätte er geradewegs in meinen Kopf geblickt. Zum Glück erwartet er keine Antwort und legt stattdessen seinen Finger auf die Lippen, um ein verschwörerisches »Pst« zu entlassen. Ich habe keine Ahnung, was das nun wieder zu bedeuten hat und beschließe, es zu ignorieren. Doch da ist etwas anderes, etwas, das sich anfühlt wie ein Brennen im Nacken. Als würde jemand heiße Blicke auf mich werfen, die sich wie Pfeile in meine überreizte Haut bohren. Intuitiv wende ich den Kopf und erkenne ein exotisch wirkendes Paar, deren Münder unentwegt miteinander tuscheln, während ihre glänzenden Augen ungeniert an mir haften. Ihre Gesichter sind mir fremd, und doch glaube ich, sie schon einmal gesehen zu haben. Angestrengt versuche ich einzelne Buchstaben ihrer Konversation herauszupicken wie ein Huhn. Doch es ist zwecklos, ihr Flüstern wird von allen anderen Geräuschen überrollt. Dennoch trotze ich ihren taxierenden Blicken mit Gegenwehr, was angesichts des Dildos, der tief in mir steckt, lächerlich ist. Verbunden durch dieses seltsame Band zwischen mir und der Fremden wirkt ihr langes, bläulich schimmerndes Haar plötzlich wie Tentakel, die nach mir greifen. Oder ist es ihr Näherkommen, das mir plötzlich die Luft zum Atmen nimmt, während ihr seidiger Kimono bei jeder Bewegung leise knistert, als würde sie elektrische Blitze aussenden? Sie kommt mir vor wie eine surreale Figur, die einem Bild entstiegen ist und in die der Maler all seine Magie gesteckt hat. Das ist es, schießt es mir polternd in den Sinn, als hätte ich mich gerade selbst gekniffen. Sie und ihr Begleiter sind auf dem Porträt neben der Eingangstür zu sehen. Ich wollte Adrian bereits danach fragen, doch ich wurde von der sanften Sklavin mit den Champagnergläsern abgelenkt.

»Das sind Akito und Anzu, unsere Gastgeber«, flüstert Luca zu mir herüber, nachdem er scheinbar meinen Blicken gefolgt ist.

»Ihr wisst, wir sind keine Freunde langer Reden«, beginnt sich Anzu plötzlich mit fester Stimme an ihre Gäste zu wenden, die mit ihrer Ausstrahlung und Dominanz ein ungeahntes Wohlgefühl in mir entfacht.

»Darum möchten wir das Buffet eröffnen und euch allen, und uns, eine kulinarisch lustvolle Nacht wünschen!«

Selbst nachdem sie schweigt, hallen ihre Worte noch in mir nach, obwohl sie sich längst mit einer katzenhaften Bewegung von mir abgewendet hat, um in Richtung Buffet zu gehen. Dennoch scheint auch sie meine Anwesenheit zu spüren, denn sie hebt ihren Blick in die Kamera, der mich über den Monitor mitten in mein Innerstes trifft. Den Dildo in mir vergessend, zucke ich ertappt zurück und stoße durch das Kippen von meinem Becken hart gegen meinen G-Punkt, sodass ich laut aufstöhne. Als wäre dies sein Stichwort, steht Luca plötzlich hinter mir und legt seine Hände um meinen Hals. Ein Gefühl von aufkommender Ohnmacht erwacht in mir, und doch wage ich es nicht, mich zu wehren. Im Gegenteil, dieses Gefühl der Hilflosigkeit lässt meinen Pulsschlag vor Lust und Neugier rasen, während meine Augen wie gebannt auf den Monitor starren, wo Anzu ihre schmale Hand, die so weiß ist wie die Sahne selbst, in das rosarote, feuchte Fleisch der geöffneten Schamlippen der Fremden taucht, bis nur noch ihre Handwurzel zu sehen ist. Erregt von diesem Schauspiel ringe ich weiterhin um Luft, und doch fühle ich das Blut lebendig in meinen Adern pochen, um meinen Verstand zu nähren. Anzu hat die Macht, flüstert es in mir, während ihre Hand zu stoßen beginnt. Die Fremde hat keine Chance, ihr zu entkommen, scheint ein Fieber in mir zu schreien, denn längst wurde sie mit starken Lederbändern an den Tischbeinen fixiert. Selbst ihre Augen sind verbunden, sodass sie nicht einmal weiß, wer sie so gnadenlos zum Höhepunkt foltert. Zitternd flieht mein Körper in einen Strudel wachsender Geilheit, der mich ebenso packt wie Lucas Hände um meinen Hals. Ich lasse es geschehen, willenlos, und ergebe mich dem Spiel meiner Sinne. Ich kann nicht mehr sagen, wie oft ich um Luft gerungen habe, und wie viele Male Anzu ihre Hand in die Möse gestoßen hat, doch dann blickt sie erneut in die Kamera. Es ist wie ein Peitschenhieb, der mich zwingt, meine Augen zu schließen, um die heftige Wollust, die ihr Ausdruck hervorbringt, mit dem kommenden Atemzug stöhnend hinauszuschreien. Ich kann spüren, wie eine meterhohe Welle der Befriedigung in mir aufsteigt, während Luca plötzlich von mir ablässt, um mich meiner eigenen Atmung zu überlassen. Entsetzt, oder enttäuscht, ich kann den Unterschied nicht erkennen, reiße ich meine Augen auf und sehe Luca vor mir sitzen. Habe ich das alles nur geträumt?

»Das kann nicht sein«, höre ich meine rasselnde Stimme stattdessen als Antwort, während Anzu noch immer die Vulva der Fremden malträtiert. Zitternd blicke ich mich um und erkenne eine Frau, die verkehrt herum auf ihrem Stuhl sitzt. Ihre Rosette ist stark geweitet, von dem Dildo, der ihre hintere Pforte geöffnet hat. Jemand hat ihr Kleid zerrissen und ihre riesigen Brüste durch die Stuhlstreben gezwängt, sodass sie fixiert und mit kleinen Gewichten an den Nippeln baumelnd nach unten gezogen werden. Ihr Kopf, oder besser gesagt ihr Kinn, ruht sanft auf dem obersten Büßerbrett, während ihre Zunge, mit einem Gewicht bestückt, heraushängt. Leise aufstöhnend betrachte ich dieses bizarre Bild vor meinen Augen. In mir tobt ein Kampf mit dem Dildo, während in meinen Schläfen das Blut ebenso pocht wie in meinem Unterleib. Eine süße Qual, eine Folter, hervorgerufen durch mich selbst! Doch mein Verstand rüttelt mich wach, und ich höre mich leise wimmern.

»Nein, ich will das nicht! Ich habe genug!«, sprudelt es vehement aus mir heraus, als ich versuche, meinen feuchten Hintern vom Sitz zu heben. Doch Lucas Augen haben längst den Abgrund gesehen, in den auch ich gerade ansatzweise geblickt habe. Rasch greift er über den Tisch, als hätte er damit gerechnet.

»Steh nicht auf, lass es zu!«

Ich kann nicht sagen, warum, doch ich schiebe mein Becken zurück und füge mich in meine alte Position.

»Füttere deine Augen, lass sie deinen Kopf ficken. Beweg dein Becken und bring deine Vulva dazu, den Schwanz in dir zu pressen. Schwimm auf der Welle deiner Lust und lass dich treiben, bis es dir kommt. Verbrenn deine anerzogenen Fesseln in der Gier, die in dir lodert. Tu es, jetzt! Tu es für mich.«

Seine Worte sind verführerisch, wie sanfte Küsse, die sich in meine Ohrmuschel schmiegen, um meinen Gleichgewichtssinn zu betören, sodass ich in den Fluss meiner bislang unterdrückten Instinkte falle. Folgsam, und neugierig zugleich, schließe ich meine Augen, um den gedämpften Geräuschen zu lauschen, die wellenartig in meinen Kopf dringen, als würden sie mich penetrieren. Meine Nasenlöcher wittern klebrige Luft, die, durchtränkt von den aufgewirbelten Schweißpartikeln, hinter meine geschlossenen Lider dringt, um ein Bild von zuckenden, kopulierenden Geschlechtern zu formen. Mein Kopf ist heiß und brodelt wie bei einem Dampfkessel, der die überschüssige Hitze heraus speien will, während mein Becken einen eigenen Tanz vollführt. Vor und zurück, hin und her, bis die Latexeichel endlich den Punkt erwischt, der mich wie ein Stromschlag trifft. Ein Schlag, der mich spritzend entleert und den Stuhl, auf dem ich sitze, flutet. Warm und feucht rinnt mein Saft an den Schenkeln hinunter, um meine Füße in einer Pfütze zu baden. Glücklich, und gleichzeitig peinlich berührt, presse ich meine Schenkel zusammen, als könnte ich dadurch alles vertuschen. Doch da gibt es nichts mehr zu verstecken. Meine exzessive Geilheit, mein Loslassen ist deutlich erkennbar, für jeden hier in diesem Raum. Aber es scheint niemanden zu interessieren. Es ist lediglich ein weiteres, berauschendes Aphrodisiakum. Verstört schaue ich zu Luca, um mich zu entschuldigen. Doch sein Blick signalisiert mir, zu schweigen, zu genießen, wie er selbst.

»Komm, wir werden von Anzu erwartet«, flüstert er fast zärtlich, nachdem ich mich ein wenig erholt habe. Nur widerwillig bewege ich meine Beine, um der mittlerweile kalt gewordenen Nässe zu entgehen. Verschämt blicke ich mich um. Zurück bleibt ein glänzender Dildo, hoch aufgerichtet, wie ein leuchtendes Signal. Ich sollte ihn reinigen, schießt es mir kurz durch den Kopf, doch Luca packt mein Handgelenk und zerrt mich mit sich. Gemeinsam lassen wir das Buffet hinter uns, an dem sich nun weitere Gäste lustvoll vergnügen.

»Anzu, was für ein Name«, wende ich mich laut an Luca.

»Er bedeutet Aprikose, aber das kann sie dir gleich selbst erzählen, falls sie es wünscht.«

Nachdem wir das Speisezimmer verlassen haben, folgen wir stumm dem langen Flur bis zu einer weiteren Tür. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich womöglich gleich der Frau gegenüberstehe, die mir gerade solch ein bislang unbekanntes, ambivalentes Gefühl verschafft hat, ohne es zu ahnen.

»Wir lernen sie kennen?«

»DU, denn ich kenne sie bereits!«

Noch bevor ich etwas erwidern kann, betreten wir einen abgedunkelten Raum ohne Möbel. Als sich die Tür hinter mir schließt, unterdrücke ich einen leisen Schrei. Ich habe keine Orientierung mehr und fühle mich plötzlich wie in einem Eisfach. Panisch reiße ich die Augen auf, als könnte ich somit die Dunkelheit verdrängen. Langsam geht das Schwarz in ein Grau über und lässt zwei von der Decke baumelnde Seile erkennen. Zunächst weiß mein Verstand nichts damit anzufangen, bis er begreift, dass es sich um eine Liebesschaukel handelt. Ihre Umrisse sind nun deutlich zu erkennen und ihr Material versprüht einen animalischen Geruch. Für einen Moment schließe ich die Augen, um ihn in mich hineinzusaugen. Der Duft von Leder wirkt wie ein Aphrodisiakum, das meine Sinne einwebt, um mich trunken zu machen. Doch plötzlich reißt mich ein hölzernes Geräusch aus meinen Gedanken. Vor meinen Füßen wiegt sich ein dreibeiniger Schemel hin und her, den ich scheinbar mit meinem Fuß umgestoßen habe. Eine Entschuldigung murmelnd, stelle ich ihn wieder auf. Als ich mich erneut aufrichte, bemerke ich einen Schatten, dessen Konturen sich geschmeidig vorwärtsbewegen wie ein Raubtier. Trotz des fehlenden Lichtes erkenne ich sie sofort. Ihre Art ist faszinierend. Und nun entpuppt sich die Dunkelheit als mein Verbündeter, der meine aufsteigende Röte im Gesicht und die Unsicherheit in meinen Augen nicht verrät. Anzu! Sie ist vollkommen nackt und ihre blendend weiße Haut wirkt fast gespenstisch.

»Ich habe auf dich gewartet«, flüstern ihre Lippen. Fieberhaft suche ich nach den passenden Worten, doch mein Kopf ist leer, wie ein unbeschriebenes Blatt Papier.

»Etwas an dir hat meine Lust gesteigert«, fährt sie fort, während mein Herz kleine Sprünge macht.

»Ich habe dich beobachtet, vorhin, und ich sah ein Flackern in deinen Augen, das ich nur zu gut kenne«, vernehme ich ihre Stimme, die plötzlich so zärtlich klingt, wie ein Streicheln sich anfühlt.

»Ich gestatte es dir, mich zu lecken. Dies war doch dein Wunsch? Sollte ich mich täuschen, so darfst du selbstverständlich den Raum verlassen. Sollte ich jedoch recht haben, dann wirst du dich auf diesen Hocker setzen.«

Mit ihrem kleinen, zarten Finger deutet sie auf das Ding unter der Liebesschaukel. Ich habe noch immer keine Worte für sie, spüre mich jedoch zaghaft nicken. Scheinbar hat Anzu nichts anderes erwartet, und noch bevor ich begreife, was weiter geschieht, steigt sie leicht wie eine Feder in den ledernen Sitz, um bequem schaukelnd ihre Beine zu spreizen. Gebannt starre ich auf ihr Lustzentrum, das nun einen Kontrast zu ihrer hellen Porzellanhaut bildet.

»Allerdings wird dir mein Mann jedes Mal, wenn du meiner Ansicht nach einen Fehler begehst, einen Stromschlag versetzen, und zwar auf deine wunderschönen Brüste.«

Im selben Augenblick fällt ein Lichtkegel in das Zimmer, dessen Spitze bei der Schaukel endet.

»Akito«, flüstere ich, ohne auf das einzugehen, was sie gerade gesagt hat. In Wahrheit vermute ich nur, dass es sich um Akito handelt, denn sein Gesicht bleibt weiterhin im Verborgenen. Doch das Ding in seiner Hand sieht aus wie ein Trafo, den ich noch aus meiner Kindheit kenne, als mein Bruder und ich mit der elektrischen Eisenbahn spielten. Allerdings unterscheidet er sich, denn der Kasten in seiner Hand ist mit einem Kabel verbunden, an dessen Ende sich eine Art Stab befindet. An seiner Spitze stehen feine, aufgefächerte Alufäden, die im Lichtkegel schimmern, als wären sie gefroren und bereit, bissige Stromspitzen zu entlassen.

»Auf meine Brüste?«, bringe ich überraschend fest über meine Lippen, während mein Verstand nach einem Ausweg sucht und gleichzeitig auf Hilfe von Luca hofft. Doch er ist von den Rändern des Zimmers in die Dunkelheit gezogen worden, sodass nur wir drei vom Lichtkegel erfasst werden. Du hättest wissen müssen, dass du geködert wurdest, warnt mein Verstand. Dennoch wage ich einen weiteren Schritt nach vorn und setze mich auf das wacklige Dreibein. Anzus Name bedeutet übersetzt »Aprikose«, höre ich noch immer Lucas geflüsterte Worte in meinem Kopf, und ich will wissen, ob sie auch so schmeckt, entgegne ich der Stimme in meinem Kopf. Kaum habe ich Platz genommen, legt sich ein eisiger Sprühnebel auf meine Brüste, die Akito mit einer einzigen Handbewegung freigelegt hat. Sofort ereilt mich ein erster Stromblitz, der mich ungeschickt nach vorn kippen lässt. Aufschreiend lasse ich meine Zunge hervorschnellen, um ihre Schamlippen, die nun direkt vor meiner Nase auf mich warten, zu teilen.

»Langsamer!«, höre ich sie reagieren, als mich auch schon ein weiterer Stromschlag trifft. Brennend verbreitet sich der dadurch hervorgerufene Schmerz und lässt meine Nippel hervortreten wie Soldaten. Immer und immer wieder. Doch ihr Nektar ist süßer als ein klebriges Bonbon, sodass ich meinen Kopf tiefer zwischen ihre Beine presse, während die Haut ihrer Schenkel meine Wange streichelt. Wie eine Ertrinkende ringe ich um Luft und sauge schmatzend an ihrer nach Vanille schmeckenden, duftenden Perle.

»Härter, fick meinen Kitzler mit deiner Zunge«, höre ich sie stoßweise keuchen, während die Elektrizität mich vorwärtspeitscht. Ihre Nässe fließt langsam in meine Nasenlöcher und zwingt mich, durch den Mund zu atmen. Fiebrig geworden, trinke ich ihre Lust, und trotzdem kann ich meinen Durst nicht löschen. Gemeinsam gleiten wir davon, bis sich ihr Körper aufbäumt, meiner Zunge entgegen, um in der Welle ihres zuckenden Orgasmus unterzugehen. Mein Mund ist gefüllt mit ihrem Saft, den ich gierig schlucke. Enttäuscht, dass es schon vorbei ist, blicke ich über ihren sich sanft wölbenden Bauch nach oben. Noch immer zitternd und schamhaft erregt kann ich kaum fassen, was gerade geschehen ist.

»Beug dich über den Halteriemen der Schaukel«, flüstert ihre Stimme, als sie an meinem Gesicht vorbeirutscht, um aus der Liebesschaukel zu steigen. Ohne Widerstand folge ich ihrem Wunsch und strecke meinen Hintern, so weit es möglich ist, heraus. Kurz darauf spüre ich ihre Finger über meine feuchten Lippen gleiten, um warm und fordernd in mich einzudringen, immer tiefer, bis der Daumensattel ihrer schmalen Hand sie stoppt und der stoßende Druck mich aufschreien lässt, sodass meine malträtierten Brüste vor und zurück schaukeln. Dennoch weicht dieser Schmerz einer nie zuvor gespürten Hitze, die sich lustvoll züngelnd ausbreitet und alles in mir entflammt. Ich kann spüren, wie sie auch dieses Hindernis überwindet, wie ein Pflock, der mich pfählt, bis das immer wiederkehrende Gefühl von Enge und Druck eine Welle ungebändigter Gier hervorruft und ich einen zweiten Orgasmus erleide, der mich zusammensacken lässt, wie eine Marionette ohne Fäden. Es ist bereits früh am Morgen, als wir uns von den Gastgebern und Adrian verabschieden, der mit ein paar anderen Gästen im Raucherzimmer verweilt. Ich bin zu müde, um zu begreifen, dass es längst besprochene Sache ist, von Luca begleitet zu werden. Lediglich der feuchte Kuss von Adrian auf meiner Stirn lässt mich spüren, noch wach zu sein, bis Anzu mir ihre Hand reicht und der Duft meiner eigenen Begierde in meine Nase steigt, der noch immer auf ihrer Haut liegt. Überrascht blicke ich sie an und entdecke dieses funkelnde Leuchten in ihren Augen, das wie ein Energiestoß in meinen Kopf schießt, als wollte sie meine Gedanken bündeln. Ein merkwürdiges Gefühl, das mich während der gesamten, schweigsamen Fahrt über nicht mehr loslässt, bis Luca vor meiner Tür zum Halten kommt und ich mir wünsche, einfach immer weiterzufahren.

»Ich melde mich bei dir!«, wendet er sich herum, als er seinen Haltegurt aufschnappen lässt.

»Eigentlich hatte ich gehofft, wir würden uns vielleicht heute Abend sehen«, sprudelt es plappernd aus mir heraus, obwohl ich mir plötzlich gar nicht mehr so sicher bin, auch weil sein Blick mir einen Schauer über den Rücken jagt, der mich frösteln lässt. Doch dann ändert sich sein Gesichtsausdruck, eine Wandlung, die mich all die roten Signale vergessen lässt, vor allem, als seine Lippen mich zärtlich küssen. Ein Kuss zum Versinken, bis seine Zähne sich in meine Unterlippe bohren.

»Au!«, stoße ich ihn erschrocken weg.

»Du bist mir ein Rätsel, Luca«, bringe ich nur noch müde hervor, während ich mich wütend aus seiner Umarmung befreie.

»Nun, dann löse das Rätsel«, antwortet er lächelnd, als seine Hand über mich hinweg greift, um mich, ohne mit der Wimper zu zucken, hinauszuwerfen.

»Wie gesagt, ich melde mich!«, höre ich ihn gerade noch rufen, als die Tür bereits geschlossen ist und er quietschend davonrast. Als ich auf der Straße stehe, fühle ich mich mehr als elendig und bezweifle, jemals einen Anruf von ihm zu erhalten.

»Mistkerl!!«, rufe ich ihm noch nach, als er es längst nicht mehr hören kann. Warum nur fühle ich mich von solchen Männern immer angezogen, tobt es in meinem Kopf, während ich verzweifelt nach meinem Schlüssel suche.

***

Schweißgebadet richte ich mich auf und schaue mich um. Erleichtert stelle ich fest, dass es nur ein Traum gewesen ist. Wieder einmal! Ich betrete einen super-teuren Laden für Handtaschen und im selben Augenblick drehen sich sowohl die Angestellten als auch die Kunden nach mir um. Sie beginnen zu tuscheln, was ich zunächst genieße. Ich fühle mich wohl und schön in meinem weißen Sommerkleid. Doch dann plötzlich kippt meine Stimmung. Vor mir befindet sich ein Spiegel und ich erkenne, wie durchsichtig der Stoff im Schein der Strahler ist, die überall hängen. Peinlich berührt versuche ich mich zu verbergen und beginne zu schwitzen, so sehr, dass die Schweißperlen meinen darunterliegenden, nackten Körper fluten und der Stoff meines Kleides die Feuchtigkeit aufsaugt, bis meine gesamte Nacktheit zum Vorschein kommt. Alle sehen es und beginnen auf Kommando zu lachen, so laut, dass es in meinen Ohren schmerzt und ich Hals über Kopf zurück auf die Straße laufe. Verletzt blicke ich mich um und erkenne in jedem Gesicht mein eigenes. Dann wache ich jedes Mal schweißgebadet auf. Ich weiß nicht, was dieser Traum zu bedeuten hat und eigentlich nehme ich ihn auch nicht wirklich ernst. Eine Freundin sagte einmal, sie glaubt fest daran, dass er mir etwas zeigen will. Vielleicht, dass viele Menschen eine Maske tragen, um etwas zu verbergen. Und sie äußerte auch, dass sie ruhig lachen sollen, denn wir alle haben unsere Geheimnisse, die irgendwann sichtbar werden. Oder er will mir sagen, dass ich einfach nicht mehr weglaufen soll. Vielleicht muss ich stehen bleiben und die Augen aufmachen! Manchmal macht mich dieser Traum traurig, doch dann wiederum fühle ich so etwas wie eine Tür, ein Fenster, das sich für einen Moment für mich geöffnet hat.

»Egal, ich brauche jetzt erst einmal eine Dusche«, versuche ich mich aufzumuntern. Leicht fröstelnd springe ich in die separate Duschkabine und lasse den dampfenden Strom des Wassers über meine malträtierten Brüste rinnen. Für einen Moment genieße ich die plätschernde Ruhe, während meine Gedanken aufwachen und zu dem alten Schuhkarton im Schlafzimmer wandern, der gefüllt mit diversen Erinnerungen vor sich hin schlummert.

»Der Brief!«, schießt es mir plötzlich in den Sinn. Ohne zu zögern, greife ich nach dem Baumwollhandtuch über der Heizung und laufe zurück in mein Schlafzimmer.

»Wo ist dieser verdammte Karton?«, schreie ich auf, als ich einen Stapel Bettwäsche hochhebe und ihn nicht finde. Dieser Brief hat mich so wütend, traurig, aber auch betroffen gemacht, vielleicht weil ich genau wusste, wie recht Adrian hatte. Nach Adrian kamen nur noch Männer, die entweder absolute Weicheier waren, oder Typen, die lediglich für eine kurze Affäre taugten. Das hatte den Vorteil, dass niemand in meine Seele blicken konnte.

»Ah, da bist du ja«, rufe ich aus, als ich den Karton unter einem Stapel Handtücher hervorziehe.

Meine Liebe,

ich glaube, deine Grundeinstellung, dein Empfinden und deine Begierden zu verstehen. Doch deine eigenen Mauern, und vor allem deine Zerrissenheit, bringen dich zum Erliegen. Du musst lernen, zu verstehen, was in dir steckt. Tust du es nicht, wird dich das auf Dauer einsam machen. Steh endlich zu deinen Abgründen, tauch hinein, und deine Ängste werden sich auflösen. Folge deinen Begierden, tue es, und deine Albträume verschwinden. Ich frage mich gerade, ob ich dich mit meiner »Nettigkeit« vom Weg gebracht habe? Hätte ich härter durchgreifen sollen, besonders was Alano betraf? Fragst du dich manchmal, was geschehen wäre, wenn du die Dinge zugelassen hättest, bis zum Ende? Deine Schüchternheit mag andere täuschen, doch mich nicht. Ich lese es in deinen Augen! Wenn du den Weg weiterhin mit mir gehen willst, werden Dinge geschehen, die dich seelisch aufwühlen, aber auch erfüllen. Dazu musst du mir jedoch vertrauen. Ich hoffe, dass du in Ruhe darüber nachdenken wirst, denn glaub mir, dunkle Abgründe sind weitaus weniger erschreckend, wenn man wagt, hineinzublicken.

In Freundschaft, dein Adrian

Immer und immer wieder fliegen meine Augen über den mit Adrians schöner Handschrift geschriebenen Brief. Ihn hatte ich ebenso verdrängt wie die Erlebnisse mit Alano. Ja, ich hatte mich oft gefragt. Nächtelang habe ich wegen meiner Dummheit, meinem Davonlaufen geheult. Doch ich schaffte den Weg der Verdrängung. Obwohl diese Dachgeschosswohnung von Alano wirklich etwas ganz Besonderes in meinem Leben darstellt. Na ja, eigentlich war es mehr ein großer Raum unter dem Dachgiebel, mit Dachluken, die nach außen aufgeklappt, einen herrlichen Blick über die Stadt freigeben. Wann immer wir bei Alano waren, las er uns aus einem Buch von Carlos Ruiz Zafón vor. Er schaffte es immer, uns mit auf eine Reise zu nehmen. Da war mal wieder einer dieser Abende, doch die Luft war stickiger als gewöhnlich. Draußen war es schwül und unter dem Dach herrschten gefühlte 30 Grad. Als er uns mit dem Buch in der Hand die Tür öffnete, standen alle Dachluken wie Flügel offen, sodass der zusätzliche Luftzug ein Pfeifen verursachte und ich mir den Titel dieses Werkes besonders einprägte. Der Schatten des Windes.

Wie passend, man spürte förmlich ein Gewitter heraufziehen, was eine zusätzliche, bleierne Stimmung verursachte, zumindest bei mir, da mich Blitz und Donner immer sensibel machen. Adrian liebte es, diese Laune in mir zu kitzeln. Ich konnte nie wissen, was er dann gerade vorhatte. Und an diesem Tag fing er plötzlich an, sich auszuziehen, völlig hüllenlos, einfach so, ohne ein Wort. Er ging nackt zum Kühlschrank und holte eine Schale mit Eiswürfeln heraus. Ich blickte auf Alano, der sich ebenfalls entkleidete, und dann fingen sie an, mich zu necken und das eisige Nass in meinen Ausschnitt zu stecken, bis die Stimmung pulsierte und meine harten Nippel hervorsprangen. Ein Moment, den Adrian nutzte, um sie kraftvoll packend zu zwirbeln. Ich stöhnte auf und warf meinen Kopf in den Nacken wie eine Stute, woraufhin Alano sie zärtlich küsste. Noch nie zuvor war er mir so nah gekommen. Er war immer zurückhaltend, doch jetzt, durch Adrians Ermunterung, wagte er mehr und ich ließ es geschehen. Ich streifte mein Kleid ab und unsere verschwitzten Körper rieben sich aneinander, und ich spürte ihre hart werdenden Luststäbe, die sich pochend zwischen meine Schenkel drückten. Ich ließ mich treiben und genoss die sanften Berührungen, bis ein heller Blitz den Himmel erhellte und der darauf folgende Donner meinen Kopf wieder einschaltete. Ich fing an zu schreien und kratzte Alano am Rücken. Dann griff ich mir mein Kleid und rannte aus der Wohnung, durch den einsetzenden Regen, bis nach Hause. Es war albern und dumm von mir, dennoch war es geschehen. Hat mich Adrian deshalb mit Luca verkuppelt, damit ich endlich in meine dunklen Abgründe blicke? Oder wollte er mich verletzen? Nein, das ist es ganz sicher nicht, pocht es hinter meinen Schläfen, während ich in mich hineinhorche und noch immer die kleinen Stromstöße auf meiner Haut spüre. Dieses Mal laufe ich nicht davon.

»Ich will nicht zurück in die Normalität«, begehre ich auf.

»Ich war sogar stolz, ein Objekt der Begierde zu sein.«

Als plötzlich das Telefon schrillt, werde ich aus meinem Zwiespalt gerissen. In der Hoffnung, Luca zu hören, renne ich, mein Handtuch verlierend, zum Hörer.

»Ja«, versuche ich, ruhig und verführerisch zu klingen.

»Hallo, hier ist Jenny, entschuldige bitte, dass ich dich störe, aber ich habe mein Handy im Büro liegen lassen, und da ich erst am Mittwoch wieder zur Arbeit komme, würde ich es bis dahin sehr vermissen. Und du hast doch einen Schlüssel, richtig? Ich weiß, es ist Sonntagabend, aber könntest du dich bitte dort mit mir treffen, damit ich es holen kann? Ich könnte mir auch deinen Schlüssel holen und allein ins Büro fahren, dann brauchst du heute nicht mehr raus«, plappert sie praktisch ohne Punkt und Komma, während ich nur denken kann…Zum Glück kommt sie erst am Mittwoch wieder ins Büro, dann kann sie mir wenigstens nicht auf die Nerven gehen!

»Schon gut«, höre ich mich dennoch liebenswert antworten.

»Hol mich in einer halben Stunde ab, ich war gerade unter der Dusche und muss mich erst fertig machen. Nachher könntest du mich dann einfach in der Stadt absetzen.«

»Danke, du bist echt lieb«, säuselt sie ins Telefon, bevor ich wortlos den Hörer auflege. Von wegen lieb, tobt es durch meinen Kopf. Ich brauche dringend etwas zu essen, denn vor lauter Vorfreude auf die Einladung in die Villa hatte ich ganz vergessen, einzukaufen. Ich brauche jetzt dringend eine Pizza, etwas für Leib und Seele. Außerdem ist es ganz gut, dass ich nochmals an die frische Luft komme, vielleicht pustet der Wind meine schrägen Gedanken aus dem Kopf. Ich bin echt froh, dass »Chef Walter«, wie ich ihn gerne nenne, auf Dienstreise oder was auch immer ist, so kann ich ganz allein, und vor allem ohne Jenny, meiner Arbeit nachgehen. Rasch ziehe ich wahllos irgendein Kleid aus dem Schrank und renne zurück zum Badezimmer, das mittlerweile einer Sauna gleicht.

»So ein Mist«, fluche ich genervt und schiebe meinen Arm durch den Wasserstrahl, um den Hahn zu schließen. Dennoch bleibt der Spiegel im Dunst verhangen, sodass es eine Weile dauert, bis ich ein halbwegs anständiges Make-up zaubern kann. Schließlich braucht Jenny nicht zu sehen, dass ich vollkommen fertig bin. Nachdem ich endlich bereit zum Aufbruch bin, höre ich es draußen hupen.

»Da bist du ja«, rufe ich laut aus und blicke sicherheitshalber noch einmal aus dem Fenster, um zu bemerken, dass sich scheinbar eine Regenfront aufbaut. Nur kurz überlege ich, meinen Schirm zu packen, vertraue jedoch auf mein Glück und entscheide mich, ohne ihn nach unten zu laufen.

»So, wir können«, begrüße ich Jenny mit einem Kopfnicken, als ich die Wagentür hinter mir schließe und meine Gedanken noch einmal zu meinem Anrufbeantworter schweben, den ich beim Verlassen der Wohnung eingeschaltet habe…»Du bist echt nett, eine echte Freundin«, dringt ihr Geplapper monoton in meine Ohren, während ich mich frage, ob ihr eigentlich bewusst ist, dass ich, seit ich in ihren Wagen gestiegen bin, kein einziges Wort mit ihr gewechselt habe.

»Bitte park hier vor dem Grünstreifen«, unterbreche ich ihren Redeschwall, als wir ankommen, und deute mit dem Finger auf die rechte Seite.

»Am besten du wartest hier, und ich hole dein Handy«, vervollständige ich meinen Satz, weil ich befürchte, sie könnte mich begleiten wollen. Ruhe, pocht es in meinem Kopf, als ich die Treppen nach oben steige, bis die Stille durch das Piepen meines Handys unterbrochen wird. Nervös zucke ich zusammen und denke sofort an Jenny. Doch dann wird mir klar, dass ihr Telefon ja im Büro liegt. Plötzlich aufgekratzt beginne ich in meiner Tasche zu kramen, weil der Gedanke an Luca sofort aufflammt. Doch als mein Blick auf den Absender der Nachricht fällt, schwindet das Feuer wie eine ausgeblasene Kerzenflamme.

»Bin für 1 Woche in Deutschland. Was meinst du, morgen 19.00 Uhr beim Spanier? Besito, Alano.«

Mein lieber Alano, wie ich deine Küsschen liebe, aber irgendwie kommen sie immer im denkbar schlechtesten Augenblick.

»Ich weiß, du bist immer für mich da«, murmele ich laut vor mich hin, »doch jetzt sind meine Gedanken einfach woanders.«

Eigentlich kann ich dich jetzt gerade nicht in meiner Nähe ertragen, flüstere ich still in meinem Kopf, dein süßer Dackelblick würde mich nur aggressiv und noch launischer machen. Was tust du überhaupt in Deutschland, frage ich mich weiter, als ich Jenny vom Fenster aus beobachte, die noch immer mit laufendem Motor vor dem Grünstreifen parkt. Mittlerweile regnet es Bindfäden, sodass ich mir überlege, mich von ihr wieder nach Hause fahren zu lassen. Angesäuert, weil Luca nichts von sich hören lässt, werfe ich mein Handy zurück in die Tasche und greife nach dem von Jenny, bevor ich wieder nach unten und zurück zum Auto laufe.

»Da bist du ja«, wirft sie mir sofort entgegen.

»Das hat aber lange gedauert, ich hatte schon befürchtet, es würde nicht dort sein.«

»Nein, nein, es ist alles in Ordnung. Doch sei bitte so nett und fahr mich zurück nach Hause. Ich wollte eigentlich zum Italiener, aber bei dem Regen habe ich absolut keine Lust, von dort aus nach Hause zu laufen.«

»Oh, Italiener«, kreischt sie verzückt.

»Wenn du magst, dann können wir gemeinsam dorthin. Ich habe auch Hunger und anschließend bringe ich dich zurück. Was meinst du?«

Und dann blickt sie mich mit demselben Dackelgesicht an, wie Alano es tun würde, sodass ich einfach nicht Nein sagen kann.

»Ja, klar, das können wir machen«, antworte ich leise.

»Dann fahr los, ich bin schon halb verhungert!«

Als sie mich am späten Abend zurückbringt, begrüßt mich das blinkende Lämpchen des Anrufbeantworters hektisch. Doch der Rotwein hat meine Nerven ein wenig gezügelt, und so gelingt mir eine Gelassenheit von fast 10 Minuten, bis mein Zeigefinger deutlich zu zucken beginnt, und ich gespannt den Wiedergabeknopf drücke.

»Hola querida, ich bin es, Alano. Hatte dir schon eine Nachricht auf dein Handy geschickt. Bin morgen in deiner Nähe. Wenn du Zeit hast, würde ich dich gerne treffen. Ansonsten vielleicht beim nächsten Mal. Spätestens im August. Ich hoffe, es geht dir gut, Guapa. Ruf mich an oder schick mir eine SMS.«

Für einen Moment greife ich den Gedanken auf, ihn sofort zurückzurufen, doch um diese Zeit liegt er bestimmt bereits im Bett. Und dahin gehöre ich jetzt auch, verordne ich mir selbst.

***

Am nächsten Morgen fühle ich mich komplett gerädert, denn die Pizza lag wie ein Stein in meinem Magen und meine Gedanken kreisten so lange um die Villa, bis mir schwindelig wurde. Reiß dich zusammen, souffliert mein innerer Teufel, du machst heute in aller Ruhe dein Ding, und dann werden wir weitersehen. Ich muss lächeln, es ist wirklich eine dumme Angewohnheit geworden, ständig mit mir selbst zu reden. Wer mich beobachtet, erklärt mich eines Tages für verrückt. Doch dann fällt mein Blick auf das leere Display meines Handys und mein Lächeln verpufft wie eine Seifenblase.

»Vergiss es einfach«, brumme ich vor mich hin, während ich aus dem Bett krieche, um mich im Bad frisch zu machen.

»Ich bin mir sicher, DER meldet sich sowieso nicht mehr.«

Plötzlich fällt mir wieder ein, dass ich Alano heute unbedingt eine Antwort senden muss und beschließe, es später vom Büro aus zu tun. Als ich das Radio anstelle, kündigt der Moderator gerade den Beginn der 8.30 Uhr Nachrichten an.

» So ein Mist«, rufe ich laut aus und renne zurück ins Schlafzimmer.

»Mistding«, fluche ich wie ein Rohrspatz und lasse meinen Wecker mit einer Handbewegung vom Schrank kippen.

»Deine Stunden sind jetzt endgültig gezählt«, beschließe ich und lasse ihn hilflos verkehrt herum daliegen. Gehetzt blicke ich aus dem Fenster und stelle fest, dass es wenigstens aufgehört hat zu regnen.

»Gut«, versuche ich mich zu beruhigen und ziehe sofort die Möglichkeit in Betracht, mit dem Fahrrad zu fahren, um die fehlende Zeit aufzuholen. Ohne Frühstück und Kaffee mache ich mich angesäuert auf den Weg. Als ich in die Kirchstraße biege, schlägt die Kirchturmglocke gerade 9.00 Uhr. Innerlich triumphierend renne ich die Stufen nach oben und fühle mich wie ein Marathonläufer vor der Ziellinie, hinter dem ein Telefon läutet. Komplett außer Atem schaffe ich es noch rechtzeitig, nach dem Hörer zu greifen, aus dem mir jedoch nur ein schrilles Piepen entgegenpfeift.

»Zum Henker«, fauche ich in die Telefonmuschel und drücke den Startbutton für das ankommende Fax, das wahrscheinlich wie jeden Morgen von der Kanzlei Bringmeyer & Sohn kommt. Schon seit Jahren versuche ich, Walter davon zu überzeugen, endlich eine modernere Telefonanlage zu installieren. Aber er will kein unnötiges Geld für unnötige Dinge ausgeben. Nur bekommt er ja auch nicht dieses fiese Piepen zu hören. Dennoch fühle ich mich langsam wieder geerdet und beschließe, mich um meinen morgendlichen Kaffee zu kümmern. Mit dem duftenden Gebräu in der Hand kehre ich zurück zum Schreibtisch, wo mich urplötzlich ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend trifft. Bereits auf dem Kopf stehend, erkenne ich die Überschrift des Dokuments. Villa ZeRen…»Was ist das denn?«, frage ich mich, während ich meinen Arm ausstrecke, um nach der Seite zu greifen.

Villa ZeRen

Ich gehe davon aus, dass deine Finger gerade zittern, während du diese Zeilen liest. Vielleicht aus Furcht, ertappt zu werden. Aber sicher auch vor Freude, von mir zu lesen. Du hast befürchtet, ich werde mich nicht melden. Ehrlich gesagt ist mir das nicht in den Sinn gekommen. Mich traf eher der Gedanke, dich zu bestrafen, weil deine Lippen mir etwas nicht Passendes hinterhergeworfen hatten. Sicher erinnerst du dich? Meine Augen sind sehr gut, musst du wissen, und können selbst im Rückspiegel einiges deuten.

Doch genug davon!

Ich weiß, dass jetzt, wo du meine Zeilen liest, dein Höschen bereits feucht ist, und dies nicht vom Schweiß herrührt, der dir gerade den Nacken herunterrinnt.

Ich habe dich sehr genau beobachtet, dort in der Villa. Du hast meine Sinne gefüttert und meinen Augen Lust bereitet. Vor allem aber konnte ich deine aufbrechende Gier riechen und mein Vergnügen aus deinem Schmerz ziehen.

Dein Leid ist meine Befriedigung. Deine Zuckungen sind meine Wollust.

Dich zu ficken, ist nicht meine Priorität! Nein, doch dich mir zu unterwerfen, zu binden, zu knebeln, zu quälen und vielleicht dann zu ficken, das schon!

Ich gebe dir die Gelegenheit, über meine Worte nachzudenken und etwas für dich zu entscheiden. Ich will, dass du festlegst, ob du solche Tage und auch Nächte wie in der Villa erneut erleben willst. Oder ob du darauf verzichten möchtest.

Falls du allem eher entsagen möchtest, habe ich mich womöglich in dir getäuscht. Dann danke ich dir für diese eine Nacht.

Entscheidest du dich jedoch dafür, dann wirst du mir über Grenzen hinaus folgen müssen!

Überdenke alles in deinem süßen Köpfchen!

Hierfür offeriere ich dir eine Antwortmöglichkeit. Ich werde dich in 11 Tagen, also am Freitag in einer Woche, anrufen, und dann will ich ein klares und deutliches ›Ja, Meister Luca‹, hören.

Erreiche ich dich aus irgendwelchen Gründen nicht, deute ich dies als ein Nein! Und komm nicht auf die Idee, einen Anrufbeantworter zwischenzuschalten. Ich habe nicht die Absicht, darauf zu sprechen!

So, und nun geh an deine Arbeit und fühl dich geküsst.

PS: Und ich hoffe, du trägst die Kette, wenn du mir am Telefon dein ›Ja‹ übermittelst.

Luca

Zuckend greife ich an meinen Hals, als hätte mich gerade ein Peitschenhieb erwischt. Die Kette? Die halbe Nacht waren meine Gedanken um sie gekreist, bis sie immer enger und schwerer wurde wie ein Stück Eisen. Irgendwann habe ich den Verschluss geöffnet und sie auf den Teppich neben dem Bett geworfen.

»Dieser Kerl muss verrückt sein, wenn er ein Fax in mein Büro schickt. Was, wenn es jemand anderer gelesen hätte?«

Für den Bruchteil einer Sekunde beiße ich mir auf die Unterlippe, bis der Schmerz zu groß wird. Ein Moment, der mir klarmacht, dass niemand sonst etwas von der Villa weiß und somit auch keine Gefahr für mich bestanden hat. Dennoch, was geht nur in seinem Kopf vor, frage ich mich zum wiederholten Male. Und wie stellt er sich das vor, soll ich den ganzen Tag über auf Stand-by bleiben, um seinen Anruf nicht zu verpassen? Eine ungefähre Uhrzeit wäre ja zumindest angemessen gewesen. Er behandelt mich wie eine Leibeigene, dieser Mistkerl! Und plötzlich begreife ich, dass Luca eben dies von mir wünscht. Er hat mich als seine Sklavin ausgesucht, seine Dienerin der Lust. Geschüttelt von einem aufkommenden Gefühl von Übelkeit wanke ich zur Toilette. Doch so plötzlich dieses Rumoren aufkochte, so schnell ist es verflogen. Fragen stellend starre ich in mein Spiegelbild, als könnte mir mein zurückgeworfenes Gesicht Antworten präsentieren. Doch es bleibt still in meinem Kopf, bis ich dem Drang meiner Blase folge, der so plötzlich auftaucht wie eine nervende Mücke. Rasch wende ich mich um und ziehe mein Höschen gerade noch rechtzeitig herunter, wodurch sich ein paar eindeutig verräterische Fäden der Erregung an den Rand meiner Innenschenkel kleben wie Spinnweben.

»Schlampe«, beschimpfe ich mich selbst flüsternd, während ich vorsichtig über meine Schamlippen streiche, um von meiner eigenen Nässe zu kosten. Als ich zurück zu meinem Schreibtisch gehe, kann ich es immer noch nicht fassen, dass ein einziger Kerl es schafft, mich derartig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich sollte jetzt einfach meiner Arbeit nachgehen, befehle ich mir stumm und versenke meinen Blick in dem Stapel Papiere, der ganz sicher meine Aufmerksamkeit bis zum frühen Nachmittag binden wird. Als ich endlich das letzte Dokument beiseitelege, fühle ich mich steif und ungelenk im Nacken. Tatsächlich hätte ich längst Feierabend gehabt, aber ich nutze gerne die Zeit, wenn ich allein im Büro bin. Nachdem ich alle Dokumente zur Sicherheit in den Safe gelegt habe, mache ich mich zum zweiten Mal auf den Weg zur Kaffeemaschine, in der mittlerweile eine schwarze Brühe schwimmt, die nur noch für den Ausguss taugt. Ich bin froh, dass es schon etwas länger hell ist am Abend, denn ich hasse es, im Dunkeln nach Hause zu kommen.

***

Nachdem ich die Tür geöffnet habe, ist mein erster Weg der Gang zum Fernseher, wo mein Blick auf diese herrlich einfache Seifenoper fällt, die meine Gedanken so schön fliegen lässt. Die Hauptdarstellerin ähnelt Jenny. Hübsch, naiv und wissbegierig. Jenny erzählte mir beim Pizzaessen von ihrem Traumpartner. Er sollte möglichst groß und nett sein. Ein Kerl und kein Ritter auf einem Gaul. Wenn er am Abend nach Hause käme, würde sie für ihn kochen und natürlich würde er den beiden Kindern eine Gutenachtgeschichte vorlesen. Und sie würden immer gemeinsam auf dem Sofa kuscheln. Mir wurde fast schlecht von ihrem Geschwafel, und ich fragte mich, was sie wohl dazu sagen würde, wenn sie von meinen sexuellen Aktivitäten wüsste. Seit meinem Besuch in der Villa kamen immer mehr Gedanken in mir hoch, die durch mich hindurchflatterten wie Schatten im Wind. So, als hätten sie nur darauf gewartet, endlich freigelassen zu werden.

La façon - Das Elixier der Begierde | Erotischer SM-Roman

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