Читать книгу AugenblickeWortlos - Carsten Nichte - Страница 74

Nachtrag

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In diesen letzten Wochen sind wir Kunden der mobilen Krankenpflege. Unser Kühlschrank ist voll mit Beuteln der künstlichen Ernährung. Es stehen Kisten mit Kochsalzlösung und Nahrungsergänzungspräparaten herum. Spritzen, Kanülen, sterile Tücher, Portnadeln, Ventile, Morphiumpflaster, Morphin- und Cortison-Ampullen, ein Haufen Medikamente, und so weiter und so weiter. Ich bin sehr oft Kunde in diversen Apotheken in Bergisch Gladbach, um Nachschub an allem Möglichen zu besorgen. Oft zu unmöglichen Zeiten. Irgendwann habe ich das Spritzen des Morphiums übernommen und plage mich damit herum, entscheiden zu müssen, in welche Stelle von Claudias Oberschenkeln ich noch nicht gestochen habe. Ich habe Angst, ihr weh zu tun, was ich des Öfteren auch mache, weil ich einen Nerv oder ein Blutgefäß treffe. Zuerst hatten wir mit dem Spritzen einen Rhythmus von 12 Stunden. Das konnten wir dann so drehen, dass ich einmal gegen Mitternacht gespritzt habe, und dann am frühen Morgen. Später verkürzte sich der Rhythmus auf 6 Stunden, wobei es immer eine Karenzzeit von ca. 2 Stunden gab. Ich haue mir mit Claudia so einige Nächte um die Ohren. Da ich Urlaub habe, ist das erträglich. Ich bin froh, dass ich etwas tun kann.

Es gab nicht mehr viel zu bereden zwischen uns. Alles war gesagt. Als ich in den letzten Wochen – mal wieder – anfing, ihr mein Leid über all das Elend zu klagen, hat sie zu mir gesagt: »Ach Carsten, was soll das! Das haben wir doch schon alles beredet«. Dann hat sie sich in der Küche an mich gelehnt, ihren Kopf an meine Schulter gelegt, und eng an mich geschmiegt. So haben wir dann endlos lange dagestanden und geschwiegen.

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