Читать книгу Weiß, Rot und Dunkel - Carsten Wolff - Страница 4
Einleitung
ОглавлениеWenn es dunkel wird, fangen die Gedanken an verrückt zu spielen. Wilde Fantasien beschleichen mich, krabbeln wie Raupen langsam in mir hoch und fressen sich durch meine weiche Gehirnmasse, die sich immer wieder krampfartig unter den bohrenden Einwirkungen zusammenzieht und Ereignisse wie Blitze in mein Bewusstsein schleudert. Ich habe Angst! Ich bekomme Panik! Die Kehle schnürt sich zu, sodass ich schlagartig keine Luft mehr bekomme. Der Raum um mich ist zu klein geworden. Ich laufe auf die Straße hinunter, versuche, tief Luft zu holen und ruhig durchzuatmen. Dazu klammere ich mich mit beiden Händen an die Hauswand. Mein Herz rast! Augenblicklich sacke ich zusammen und …
Schweißgebadet erwache ich und ertaste meine Umgebung. Wo bin ich? Ich liege auf der Couch, mein Kopf ist in den Nacken gefallen, die Beine halte ich angewinkelt. Die Hände, die zuvor das Buch gehalten haben, nehmen jetzt eine andere Stellung ein. Während der linke Arm nahezu ausgestreckt auf der Couch ruht, ist der rechte von den Oberschenkeln gerutscht und hängt jetzt ohne Spannung rechts neben der Couch. Das Buch, in dem ich gerade noch gelesen habe, liegt aufgeklappt auf meinem Bauch und gleitet jetzt, als ich es mit der rechten wieder zu greifen versuche, polternd und mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Ich zucke zusammen. Sofort bin ich hellwach. Erst jetzt spüre ich das wilde Schwirren im Kopf. Eigentlich ist es eher mit einem heftigen Treiben von Bienen zu vergleichen, die sich um den Stockeingang bemühen, drängend hinein oder hinaus wollen und dabei die Lautstärke wie ein großes Orchester auslösen und jede meiner Gehirnzellen schmerzvoll vibrieren lässt.
Ich hebe das Buch vom Boden auf, wobei mein Blick auf die letzten Zeilen fällt:
Wenn es dunkel wird, fangen die Gedanken an verrückt zu spielen. Wilde Fantasien beschleichen meinen Kopf, krabbeln wie Raupen langsam in mir hoch und fressen sich …