Читать книгу Allison - Kuschelschlampe - Chiara Labelle - Страница 4

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»Und sie musste nicht fragen,

ob dies richtig war.

Niemand musste es ihr sagen,

denn es hätte nicht richtiger

oder perfekter sein können.«

Patricia Highsmith,

aus ›Salz und sein Preis


Kapitel 1

Es hatte Allison nicht viel ausgemacht, als sie merkte, dass sie mehr an Mädchen als an irgendwelchen Jungen interessiert war. Persönlich kannte sie nicht viele Lesben, aber sie ging davon aus, dass es davon auch in ihrem Umfeld reichlich gab – und für sie war nie etwas falsch daran gewesen, sich für Mädchen zu begeistern. Es gab nur einen Punkt, der sie daran störte. Nämlich die Erkenntnis, dass es eigentlich nur ein einziges Mädchen gab, mit dem sie nur zu gern zusammen gewesen wäre. Eines, dass sie immer schon unauffällig beobachtet hatte, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab. Es war eines, mit dem sie ungewollt alle anderen weiblichen Wesen verglich, und das sie alle um Längen aus dem Feld warf. Von all den ungeahnten Möglichkeiten, musste sie sich ausgerechnet in ihre große, wunderschöne Adoptivschwester Morena verlieben.

Aber in gewisser Weise war es für sie verständlich. Schließlich waren sie schon immer gut miteinander ausgekommen und Morena hatte eine Menge attraktiver Qualitäten. Auch sprach sie immer aus einer unvoreingenommenen Perspektive, mit der sie gut umgehen konnte. Schon während ihrer Kindheit hatte sie sich an einigen Aktivitäten ausprobiert – hauptsächlich Schwimmen und Tanzen. Dennoch war ihre Schwester nie davon besessen gewesen, eine bestimmte Figur zu halten, wie viele der ernsthafteren Tänzerinnen, die Allison kannte. Und obwohl sie einigermaßen schlank war, hatte sie noch viele feminine Kurven, die sie so an ihr liebte und um keinen Preis der Welt an ihr vermissen wollte.

Eine ihrer besten Eigenschaften aber war nach Allisons Meinung, dass Morena gerne kochte. Nicht nur, weil es bedeutete, dass sie ihr dabei oft helfen durfte und es immer fantastisch schmeckte, sondern weil sie sie dabei beobachten konnte, wie sie sich bewegte. Sie schaffte es nie, die Bewegungen und Körpersprache ihrer Schwester richtig zu beschreiben, aber es kam ihr so vor, als würde Morena dann immer ganz in ihrem Element sein.

Es gab eben viele kleine Dinge, die Allison dazu brachten, ihre große Schwester sehr viel mehr zu mögen als jedes andere Mädchen, das sie in ihrem Umfeld traf. Sie wusste, dass Morena ihre Gefühle mit ziemlicher Sicherheit niemals erwidern würde, aber damit musste sie leben. Zumindest hatte sie als einzige kleine Schwester immer noch eine besondere Beziehung zu ihr, die sie sich zu keinem anderen Mädchen vorstellen konnte. Und genau das half ihr, sich manchmal aufzumuntern, wenn sie die quälende Situation wieder einmal zutiefst deprimierte.

Mit achtzehn war Morena ausgezogen und hatte sich eine eigene Wohnung genommen. Ein Umstand, der Allison zunächst verstimmt hatte, weil sie von nun an nicht mehr so häufig um sie sein würde. Aber mit der Zeit stellte sie fest, dass es nicht ganz so schlimm war, wie sie ursprünglich gedacht hatte. Denn die Wohnung war nur wenige Gehminuten von ihrer Schule entfernt und so machte sie ihr, fast schon regelmäßig, überraschend ihre Aufwartung. Allison hatte das Gefühl, dass es Morena nie etwas ausmachte – zumindest zeigte sie es ihr nicht wirklich. Allison wusste nur zu gut, dass sie ihr manchmal lästig wurde, aber letztlich hatte sich Morena in all den Jahren daran gewöhnt.


Eines Tages, als Allison nach der Schule wieder einmal ihre Schwester besuchte, war diese gerade dabei Kekse zu machen – und sie empfand es als das perfekte ›Timing‹. Sie ließ ihre Schultasche direkt neben der Haustür auf den Boden fallen, ehe sie in die Küche lief, um ihr bei der Arbeit zuzuschauen und sie zu betrachten.

Morena nahm kaum Notiz von ihr, als Allison auf einen der verfügbaren Stühle sprang und sich mit den Ellbogen auf dem Tisch vorbeugte, das Kinn in die Handflächen gestützt.

Für Allison war es etwas völlig Normales, einfach vorbeizukommen und sich bei ihr auszubreiten, sodass ihre Schwester schon mehrfach gescherzt hatte, dass sie wie ein struppiger Streuner aus der Nachbarschaft sei, dessen Nase Witterung aufnahm, sobald er ahnte, dass ihn jemand füttern würde und anschließend nicht mehr zu vertreiben war. Und sie hatte sich eingestehen müssen, dass darin durchaus etwas Wahres steckte. »Was für Kekse machst du für mich?«, fragte sie auch sofort.

»Dir auch ein fröhliches Hallo, mein kleines, süßes Schwesterherz«, erwiderte Morena, mit einem mahnenden Unterton in der Stimme. »Mein Tag war sehr gut, danke der Nachfrage.«

»Warum bist du eigentlich gerade so sarkastisch? Ich bin ja noch nicht einmal lange genug hier, um dir schon auf die Nerven gegangen zu sein.«

»Welcher Sarkasmus?« Morena schmunzelte. »Ich helfe dir doch nur in Fragen der grundlegenden sozialen Protokolle .... Schließlich habe ich die stille Hoffnung bislang nicht aufgegeben, dass du den Dreh eines Tages vielleicht doch noch rausbekommst.«

Allison streckte ihr darauf grinsend frech die Zunge heraus.

Morena lachte darüber. Sie hatte sich durch die Ankunft ihrer Schwester nicht aus der Ruhe bringen lassen und weiter die erforderlichen Zutaten in die Rührschüssel gegeben.

Die Küche war klein, wie auch die ganze Wohnung, aber sie hatte bereits über eine Einbauküche mit allen nötigen E-Geräten verfügt, sodass Morena die Kosten für deren Anschaffung hatte einsparen können.

Nicht zum ersten Mal wunderte sich Allison, wie geschickt ihre große Schwester in Küchendingen war. Jedes Mal, wenn sie versuchte, Kekse zu machen, dauerte es doppelt so lange wie bei ihr, und zumeist waren sie am Ende verbrannt oder unzureichend durchgebacken, gingen nicht auf oder es mangelte ihnen an Zucker oder an anderen Zutaten. Immer wieder hatte Morena herauszufinden versucht, warum sie beim Backen so viele Fehler machte, aber Allison hatte es nie gewagt ihr einzugestehen, dass es nur darauf zurückzuführen war, dass sie immerzu ihre erotischen Fantasien ankurbelte und ablenkte, wenn sie ihr zu helfen versuchte.

»Ernsthaft«, versuchte Allison es noch einmal. »Was für welche machst du?«

»Das kann dir völlig gleichgültig sein, oder?«, antwortete Morena und schüttelte missbilligend leicht mit dem Kopf als sie hinzufügte: »Die sind nämlich nicht für dich! Ich nehme sie mit zur Arbeit.« Sie wandte sich ihrer Schwester zu und zeigte mit anklagendem Finger auf sie. »Und das bedeutet: Finger weg von den Keksen, kleine Naschkatze! Verstanden?!«

»Aber das würde ich doch niemals tun«, protestierte Allison. Sie versuchte, ein unschuldiges Gesicht zu machen und scheiterte kläglich. Sie wusste nur zu gut, dass sie von den Keksen probieren würde, wenn sie diese in die Hände bekam – denn sie waren einfach viel zu lecker, als dass man sie einfach hätte ignorieren können.

»Oh doch, würdest du!«, erwiderte Morena. »Zwei Augen hat man als Schmuck, eins ist genug zum Sehen … Also denk‘ immer dran, dass ich dich im Blick habe!«

Allison wartete geduldig ab, bis ihre Schwester das erste Backblech gefüllt hatte und es in den Ofen schob, ehe Bewegung in ihren Körper kam. Wie ein Ninja schoss sie auf Zehenspitzen auf die Rührschüssel zu, mopste sich mit dem Zeigerfinger ein wenig vom dem Teig und schleckte ihn genüsslich ab. Er war genauso lecker wie sie es erwartet hatte.

»Damit hat es sich dann aber auch!«, bemerkte Morena, ohne sich herumzudrehen.

»Ich hab‘ doch gar nichts gemacht«, entgegnete Allison mit gespitzten Lippen, derweil sie direkt noch einmal den Finger in die Schüssel steckte.

Morena wandte sich jetzt sehr viel schneller um, als Allison es erwartet hatte und griff nach einem der Holzspatel auf dem Küchenblock, wobei sie fast noch deren Finger erwischte, ehe ihre Schwester zur Seite springen konnte und richtete ihre provisorische Waffe auf sie. »Ich meinte es ernst, du Aas!«, knurrte sie. »Das nächste Mal wird Konsequenzen nach sich ziehen!«

»Ja, ja …«, griente Allison keck.

Morena behielt ihre Schwester jetzt besser im Auge. Sie wusste, dass diese sehr geduldig sein konnte, wenn es ihr in den Kram passte.

Allison verharrte genau an der Stelle, an der sie gerade war, bis das erste Blech mit den Süßwaren durchgebacken war und Morena es herausnahm, um es zum Abkühlen beiseite zu stellen. Doch kaum hatte sich ihre Schwester wieder abgewandt, machte sie einen Ausfallschritt nach vorne und stibitzte sich direkt einen der Kekse.

»Na, sag‘ mal!« Morena hatte es erst bemerkt, als sich Allison den vom Blech gemopsten Keks bereits einverleibt und sich gleichzeitig aus ihrer Reichweite zu bringen versuchte.

Allison freute sich einen ersten Sieg errungen zu haben, wenngleich sie sich bei ihrem Vorstoß die Zunge verbrannt hatte. Aber damit war es in dem Moment vorbei, als sie von ihr unvermittelt gegen die Wand gedrückt wurde.

»Du miese, kleine Göre!«, fauchte Morena, schon mehr resignierend, als wirklich ernsthaft bedrohlich. »Dich kann man auch nicht für eine Sekunde aus den Augen lassen, oder?«

Allison schüttelte den Kopf. »Kann ich etwas zu trinken haben? Ich hab‘ mir die Zunge verbrannt.«

»Hah! … Ich habe dir doch gesagt, dass es Konsequenzen nach sich ziehen würde, oder?« Morena zog sie zum Stuhl zurück und griff nach einem Geschirrtuch, um ihrer Schwester die Hände hinter dessen Lehne zusammenzubinden.

Allison kämpfte dagegen an, konnte sich aber nicht befreien.

Doch dann zeigte Morena tatsächlich etwas Mitleid. Sie goss Milch in ein Glas und hielt es ihr an die Lippen, damit sie trinken konnte.

»Mhmmm, … tut mir leid«, murmelte Allison. Sie spürte, dass die Milch nicht wirklich half und das Brennen nicht wirklich weniger wurde.

»Nein, tut es nicht. Nicht einmal ein bisschen«, brummte Morena und zog ihr leicht an den Haaren. »Du meinst, es reicht ein wenig zu schmollen und süß rüberzukommen, um dich aus deiner Lage zu befreien!«

»Und? … Funktioniert es?«, grinste Allison sie frech an.

»Nein!«

»Du machst mich nicht wieder los?«

»Nein! … Erst wenn ich mit den Keksen fertig bin. So hab‘ ich dich wenigstens im Auge und werde nicht laufend abgelenkt.«


Allison blieb nichts anderes übrig als hilflos zuzuschauen, bis Morena mit dem Backen fertig war. Sie unternahm noch ein paar Versuche, sich irgendwie zu befreien, aber es war vergebens. Alles was sie damit erreichte, war, dass ihr die Handgelenke schmerzten. Dabei dachte sie daran, dass es sogar irgendwie geil war, von ihrer Schwester gefesselt worden zu sein, wenn diese wenigstens irgendetwas erregendes mit ihr dabei gemacht hätte. Tatenlos musste sie mit ansehen, wie Morena vorgab sie zu ignorieren, und wie sie einen ihrer frischen Kekse grausam langsam und genüsslich vor ihren Augen knabberte – sie dabei aus den Augenwinkeln spöttisch betrachtend.

Erst als alle Kekse gebacken und sich abgekühlt hatten, band Morena ihre Schwester wieder los, um sie an der Hand ins Wohnzimmer zu geleiten. Dort drückte sie Allison auf die Couch, ehe sie sich selbst zu ihr setzte.

»Fesselst du deine anderen Besucher eigentlich auch immer so?«, wagte Allison zu fragen. Ein schelmisches Grinsen lag in ihren Augen. »Ich könnte mir vorstellen, dass es einige von ihnen sogar sehr mögen.«

»Nein, nur dich!«, versicherte Morena ihr. »Und auch nur dann, wenn du es verdienst. Ich bekomme hier nicht allzu oft Besuch, und ich glaub‘ auch nicht, dass ich einen der Jungs so süß gefunden hätte, es auszuprobieren.«

Allison wand sich unbehaglich bei der beiläufigen Erinnerung daran, dass ihre Schwester Jungs bevorzugte – und hoffte, dass diese es nicht bemerkt hatte. Immerhin war es ja nicht so, als ob sie Morenas sexuelle Orientierung nicht gekannt hätte, da sie ja zumindest bereits zwei Freunde gehabt hatte, von denen sie wusste. Doch in der letzten Zeit hatte es da niemand mehr in ihrem Leben gegeben – es sei denn, sie hätte ihr etwas verheimlicht.

»Heißt das, du denkst, ich bin süß?«, fragte sie, anstatt andere Nachforschungen zu betreiben.

»Sicher bist du das«, lächelte Morena. »Aber du benimmst dich wie ein freches Gör, was dich ernsthaft daran hindert, einen guten Freund zu finden. Verstehst du?«

Wieder empfand Allison das gleiche Unbehagen. Sie hatte sich noch nie jemandem anvertraut und zugegeben, dass sie Mädchen bevorzugte, geschweige denn, welches im Besonderen. Sie hätte sich ihr gegenüber nur zu gern geöffnet, aber sie hatte Angst, dass sich ihr Verhältnis dadurch in eine Richtung verändern würde, die sie auch keinen Fall wollte. Sie steckte in einer Zwickmühle fest, weil es genau ihre Schwester war, zu der sie eine Beziehung, auch sexueller Natur, suchte. »Wie auch immer … ich hab‘ nicht das Gefühl einen zu brauchen.«

»Das ist wohl wahr. Man braucht Jungs nicht unbedingt, aber manchmal kann man schon seinen Spaß mit ihnen haben … Aber dann müsstest du nicht immerzu allein abhängen.«

»Ich mag es, mit dir abzuhängen«, murmelte Allison. Sie rutschte näher an ihrer Schwester heran und rollte sie neben ihr ein, um es ihr zu beweisen. »Es macht genauso viel Spaß, mit dir zu kuscheln wie mit irgendeinem Jungen.«

»Das weiß ich nicht«, Morena legte ihren Arm um Allison und neigte sich ihr ein wenig zu, »aber ich denke, du hast schon immer gerne mit mir gekuschelt, nicht wahr?«

»Mhmmm«, seufzte Allison. »Du bist so warm, weich, liebevoll … und manchmal echt Scheiße!«

»Das klang sehr schön, … bis auf den Schluss!«

Allison kicherte …

… und Morena stieß ihr mit einem Finger neckend in die Seite, was ihre Schwester zusammenzucken ließ.


Sie hatten sich aneinander gekuschelt und sich eine Weile über alles Mögliche unterhalten. Sie hatten kein spezielles Thema und sprachen über alles, was ihnen gerade in den Sinn kam …

… und Allison war erleichtert, dass das Thema Jungs vom Tisch war.

Zwischen ihren ernsthafteren und weniger ernsthaften Diskussionen machten sie eine Essenspause und erledigten einige Kleinigkeiten im Haushalt. Allison überredete Morena sogar, ihr die Haare zu flechten, wobei sie immer vorgab, wie sehr es ihr gefallen würde, mal wieder eine neue Frisur auszuprobieren. Doch insgeheim ging es ihr nur darum, zu fühlen, wie Morenas Finger sanft durch ihre Haare fuhren.

Mit der Zeit wurde es spät. Morena fuhr sie manchmal nach Hause, oder sie ließ sich von ihrer Mutter abholen – und wenn beides nicht ging, dann lief sie zu Fuß. Das dauerte aber fast eine Stunde, sodass es, insbesondere wenn es schon dunkel war, nur selten dazu kam.

»Komm schon, Kleines. Es ist an der Zeit, dich nach Hause zu bringen«, sagte Morena.

»Och, nö!«, seufzte Allison und machte auf schmollend. »Ich will nicht.«

»Zu schade. Aber du hast morgen Schule, und ich selbst muss auch ziemlich früh aufstehen.«

»Kann ich nicht einfach hier schlafen und dann zur Schule gehen?«

Morena kräuselte die Stirn und dachte über den Vorschlag ihrer Schwester nach. Allison war schon öfter einmal über Nacht geblieben und sie hatte ihr am nächsten Morgen ein Outfit von sich geliehen. Sie hatte fast exakt die gleiche Konfektionsgröße, wenngleich ihr eigener Körper bereits etwas weiterentwickelt war. Sie musste lächeln, als sie daran dachte, dass Allison einmal angemerkt hatte, dass ihr aufgefallen sei, dass sie ihre Busengröße fast eingeholt hätte. »Aber ich will morgen früh kein Jammern von dir hören, wenn du aufstehen musst«, warnte sie, ihrem Drängen nachgebend.

»Versprochen«, grinste Allison und umarmte sie kurz. Sie war zu verängstigt sie länger zu umarmen als sie wollte, ohne wirklich zu wissen warum. Es war ein seltsames Gefühl, weil sie sonst problemlos über Stunden mit ihr kuscheln konnte, wenn sie Gelegenheit dazu bekam.

Wie immer bekam Allison die Couch, während Morena in ihrem Bett schlief, und sie hatte sich ein paar Mal gefragt, ob es ihre Art war, sie davon abzubringen, länger zu bleiben, wenn sie dazu verdonnert wurde auf einem Möbel zu schlafen, das schon zum Sitzen nicht gerade wirklich geeignet war.

Allison löste ihre Zöpfe, ehe sie ins Bett ging und zog alles bis auf Unterhemd und Höschen aus. Sie war gerade dabei ihren BH auszuziehen, als Morena auf sie zukam. Aber sie hatten sich oft genug beim Ausziehen und Umkleiden zugesehen, als dass es eine von ihnen beunruhigte. Und sie hatte diese Tatsache einige Male dazu missbraucht ihre Adoptivschwester genau zu studieren, derweil diese sich dabei nichts Arges dachte.


Als alle Lichter ausgegangen waren und sie sich auf der Couch zusammengerollt hatte, auf der sie sich nicht ausstrecken konnte, bereute sie ihre Entscheidung, nicht gegangen zu sein. Es war eine Entscheidung, die sie jedes Mal bereut hatte, wenn sie auf dem Sofa ihrer Adoptivschwester schlafen musste. Vermutlich muss ich diese Lektion noch lernen, dachte sie still und erinnerte sich daran, wie oft sie dann später auf den Boden ausgewichen war.

Doch diese Nacht war anders. Allison war sich nicht sicher, woran das lag, aber nachdem sie über eine Stunde auf der Couch gelegen und ständig ihre Position gewechselt hatte, um eine zu finden, in der sie schlafen konnte, entschied sie, etwas Anderes zu versuchen.

Sie wusste, dass Morena ihre Schlafzimmertür nie verschloss, weil es dafür keinen Grund gab. Oft zog sie nicht einmal die Tür richtig zu. Aber genau dieser Umstand machte es ihr leicht, sich unentdeckt in ihr Zimmer zu schleichen, während sie bereits schlief. Der weitaus schwierigere Teil dagegen war es, sich zu ihr unter die Decke zu schieben, ohne sie aufzuwecken. Etwas, das sie ein wenig verunsicherte, weil sie sich nicht sicher war, wie Morena darauf reagieren würde. Aber letztlich würde sie sie nur wieder auf die Couch verweisen.

Doch zu ihrem Glück wachte sie nicht auf. Nicht einmal ihre Atmung veränderte sich, ja, sie zuckte nicht einmal, während sich Allison neben ihr niederließ. Dabei stieß sie sie sogar einige Male mit dem Ellbogen etwas an, weil der Platz begrenzt war. Da es keinerlei Anzeichen dafür gab, dass sie ihre Adoptivschwester gestört hatte, beschloss sie, ihr Glück herauszufordern und sich direkt an deren Rücken zu kuscheln. Sie schlang einen Arm um ihre Seite und schob einen Teil ihres Haares mit der anderen beiseite, ehe sie ihre richtige Lage gefunden hatte. Dabei löffelte sie ihre große Schwester, ohne dass diese auch nur das Geringste davon mitbekam.

Allison wünschte sich, sie könnte ganz offiziell so bei und mit ihr schlafen, ohne derart ›hinterhältig‹ zu sein. Doch selbst wenn sie ihre Karten richtig ausspielen würde und sie davon überzeugt hätte es zuzulassen, wäre es immer noch nicht ideal gewesen. Was sie sich wünschte war, dass Morena sie aus eigenem Antrieb in ihr Bett ließ, dass sie sie in ihrem Bett haben wollte. Aber genau das schien wenig wahrscheinlich. Vorerst war ihr das aber egal, denn zumindest für diese Nacht konnte sie sich an ihre weiche Wärme kuscheln – und das war besser als nichts.


Allison - Kuschelschlampe

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