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Vorwort von Daniel Goleman

Daniel Goleman ist Psychologe und Kognitionswissenschaftler und in Deutschland vor allem durch seinen Bestseller Emotionale Intelligenz (1996) bekannt geworden. Er lehrte als klinischer Psychologe an der Harvard-Universität und gab die Zeitschrift Psychology Today heraus. Auf Deutsch sind von ihm außerdem erschienen: Lebenslügen (1993) und Meditation – Wege nach innen (1994).

Zeit: Das Jahr 1975. Ort: Ein Restaurant in Cambridge, Massachusetts. Chögyam Trungpa Rinpoche hatte mich zum Essen eingeladen, um mir von seinen Plänen für eine neue Bildungseinrichtung zu erzählen, das Naropa-Institut, das er gerade ins Leben rief. Irgendwann im Laufe des Gesprächs beugte er sich mit Verschwörermiene über den Tisch, schaute mir tief in die Augen und sagte mit Nachdruck: „Der Buddhismus wird im Westen als Psychologie Fuß fassen.“

Diese These leuchtete mir sofort ein. Ich hatte vor kurzem in Psychologie promoviert und war nach einem Jahr weiterführender Studien in Sri Lanka und Indien als Gastdozent nach Harvard zurückgekehrt. Mein Thema war das Abhidharma, eine alte buddhistische Theorie des Geistes, die seit mindestens 1500 Jahren als praktische Psychologie Anwendung findet.

Natürlich hatte ich von diesem System in keinem meiner akademischen Seminare je etwas gehört. Die unausgesprochene Lehrmeinung (kulturell geprägt und von einer gewissen Arroganz) war die, dass psychologische Forschung erst ein Jahrhundert zuvor begonnen hatte, und zwar in Europa und Amerika – keiner meiner Psychologie-Professoren hatte je etwas von Abhidharma gehört. Ich verstand Rinpoches Bemerkung so, dass westliche Psychologiestudenten sehr bald von Abhidharma hören und dadurch zu eingehenderen buddhistischen Studien angeregt werden würden. Er selbst reicherte ja seine Vorträge mit Perlen aus diesem üppigen psychologischen Schatz an und sparte nicht mit praktischen Tipps zu allen möglichen Fragen, ob es nun um die innere Einstellung beim Windelnwechseln oder das Transformieren von Aggression ging. Trungpa Rinpoche war einer der Ersten, die einem westlichen Publikum solche Einblicke vermittelten; mal ließ er sie locker in eine Diskussion einfließen, mal referierte er sie ausführlich.

Dieses Buch ist für all jene im Westen gedacht, die verstehen wollen, wie die buddhistische Psychologie die Situation des Menschen sieht, versammelt es doch lebenslange Einsichten von einem ihrer beredtesten Fürsprecher. Wie das westliche Denken umfasst auch der Buddhismus verschiedenste philosophische und psychologische Schulen. Davon sind mehrere hier vertreten, aber für die Leser, die auf den Geschmack gekommen sind, gibt es natürlich noch mehr zu erforschen. Chögyam Trungpa hat ein reichhaltiges Festmahl für uns angerichtet, das viele verlockende, faszinierende, köstliche Einblicke bietet, wie der Buddhismus unseren Geist und unser Leben betrachtet.

Achtsamkeit, Meditation & Psychotherapie

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