Читать книгу Lese - Kost - Proben - Christa Helling - Страница 5

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Vorwort

Meine Seele entrümpelt und das sehr tränenreich habe ich 2018. Es hat so vieles hochgespült, Dinge, die ich nie jemanden erzählen wollte, Dinge, für die ich mich auch schäme. In diesem Jahr folgte dann "Weißt du noch ...?" mit den Erinnerungen, die lockerer angegangen sind. Auch zwei Freundinnen schrieben vereinzelt einige Erinnerungen mit hinein.

Jetzt aber kommt es noch einmal dicke. Den Titel "Das Leben macht aua" hätte ich auch nehmen können. Denn das tut es eindeutig. Wenn ich mal an der Himmelstüre klopfen sollte, dann dürften nicht mehr all zu viele Sünden von mir bereinigt werden müssen, denn ich habe die Bumerangs ziemlich zügig wieder zurück bekommen.

Man spricht immer vom Zug des Lebens. Unsere Erinnerungen sind demnach Haltestellen, die uns, so wie man nach einem Urlaub die gemachten Fotos betrachtet, einen neuen Blickwinkel auf jene Zeiten geben. Dann liegt es an einem selbst, diese Erinnerungen für sich zu analysieren.

So offen, wie ich es für mich vertreten kann, habe ich jetzt diese Erinnerungen freigegeben. Sie sind nach wie vor nicht chronologisch, sondern bunt zusammengewürfelt, denn nur so kann man zwischendurch mal Luft holen.

Alles hier Aufgeschriebene ist natürlich nur aus meiner Sicht betrachtet, aus meinem Erleben. Ich kann für andere Beteiligte nicht das Wort ergreifen, nicht deren Gefühle bestimmen.

Christa Helling

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Bovenden

Liebeskummer - und dann kam Alexander

Familie die man an geheiratet hat

Wahlhelferin

Kinder und Schule

Frösche & Nashornkäfer

Kirchenaustritt

Persönliche schmerzhafte Erinnerungen

Das Leben macht Aua

Jobs

Persönliche Erinnerungen

Urlaub

Geburtstags – Erinnerung

Ich weiß, es kommt auf die Geste an …

Pscht … sag jetzt bloß nichts oder

Verlegenheits Momente nicht nur dank Kindermund

Post

Zeitmesser

Erlebnisse und Gedanken zum Mauerfall

Nachwort

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Aufgewachsen bin ich im Niemetal - genauer gesagt in Varlosen (Niemetal 4) Bovenden, war meine Station vor Berlin

Meine erste eigene Wohnung im Flecken Bovenden war eine Einzimmerwohnung direkt unter dem Dach. An sich war es ein Zweifamilienhaus. Aber hier war das ganze Haus in Wohnungen aufgeteilt, unten im Keller wohnte der ehemalige Gesangspartner von Dieter Bohlens erstem Duo mit Frau. Er hatte mir sogar bei meinem Auszug dann noch eine Aufnahme unter einem Pseudonym überlassen, sie ist aber irgendwie verloren gegangen. Holiday auf Wolke 7 hieß der Song, ist sogar auf Youtube zu finden. Parterre war geteilt in zwei Wohnungseinheiten, einmal wohnte dort eine ältere Frau, die habe ich nicht so bewusst wahrgenommen und eine junge Frau, von der kann ich auch nichts berichten. In der ersten Etage wohnte, als ich einzog, ein Anwalt mit Familie, dann gab es einen Wechsel und wieder zog ein Anwalt ein mit Frau, die ausgesprochen nett waren. Kinder bekamen sie, bevor ich auszog, ein Zwillingspärchen.

Oben war das Dach auch zweigeteilt, einmal meine Einzimmerwohnung und dann Peter der Jurastudent mit einer Zweizimmerwohnung. Der kam ursprünglich aus Kassel. Nun war ich doch sehr bemüht, erst mal alles richtig zu machen und putzte wie vorgegeben auch den kleinen Flur unter dem Dach und die Treppe runter bis zur ersten Etage. Ich weiß noch, als Peter dann bei mir klingelte und meinte, das wäre eine blöde Idee von mir gewesen, denn das würde ihn dadurch in Zugzwang bringen, in der nächsten Woche zu putzen. Wir sollten es doch so handhaben, das man nur putzt, wenn es nötig erscheint, also wirklich schmutzig ist. Das klang gut, wir praktizierten es dann auch so.

Peter verschwand Freitag nachmittags immer nach Kassel und kam Sonntagabend zurück. Seine Eltern hatten dort eine Fleischerei und da arbeitete er, um sich ein bisschen was dazu zuverdienen, am Wochenende immer. Kam dann aber auch mit sehr guten Sachen zurück. Da entwickelte sich sicher meine Vorliebe für Bündner Fleisch und Filet vom Rind und Schwein. Wir kochten abwechselnd und luden einander ein. Sexuell lief nichts zwischen uns, er war nicht mein Typ, aber ein netter Nachbar. Von ihm lernte ich auch das Schachspiel und der Anwalt eins tiefer, kam dazu auch oft hoch, um ein gutes Spiel zu haben. Der spielte sogar so, dass er dem Spielfeld den Rücken zudrehte und dann nur sagte:" Den Läufer von Position soundso auf Position hierhin ziehen". Wow. Ich passte gut auf.

Einmal saßen Jörn, Peter und ich bei mir, wir hatten zusammen gegessen, etwas getrunken und spielten Karten . Peter kippelte mit dem Stuhl, was ich nicht leiden konnte und ich sprach ihn darauf an. Er setzte sich wieder richtig hin, kurze Zeit später ging das Kippeln aber wieder los. Ich war sauer. Meinte:" Da kannst du ganz schön hinfallen." Im nächsten Moment passierte genau das, RUMMS, der Stuhl samt Peter fiel um. Jörn und ich sprangen auf, ich meinte noch:" Siehst du, ich habe dich gewarnt." Aber er stand nicht wieder auf. Stattdessen bildete sich unter seinem Kopf eine Blutlache, die in meinen schönen türkisen Teppich sickerte. Oh Mann !Ich habe den Krankenwagen angerufen. Bis die allerdings kamen, hatte er sich mit einem Mal auf gerappelt und ging mit wackligen Beinen in seine Wohnung.

Jörn und ich total waren verstört. Kurze Zeit später kam der Notarzt ..".Wo ist denn der Verletzte?" " Der ist in seine Wohnung zurück. Aber sehen Sie hier, er hat einen sehr großen Blutfleck hinterlassen, es war eine Kopfwunde." Er klingelte bei Peter, der machte nicht auf. Inzwischen waren auch zwei Träger nach oben gekommen, aber Peter machte nicht auf. Auf Grund der Blutmenge rief der Notarzt die Polizei dazu. Er versuchte es wieder :"Seien sie doch vernünftig und öffnen Sie die Tür, ich werde mir das mal ansehen und dann entscheiden, wie wir weiter vorgehen". Peter reagierte nicht.

Jetzt waren zwei Polizisten vor Ort, ließen sich über den Sachverhalt aufklären und klingelten ihrerseits. Peter öffnete seine Tür. Er sah sehr bleich aus, schien aber wieder guter Dinge zu sein, denn er wollte wissen, was das Aufgebot vor seiner Tür bedeutete. Der Notarzt meinte, dass ich ihn angerufen habe und der Blutfleck in meiner Wohnung sei schon Anlass genug, dass man sich seine Wunde mal ansehe. Denn es könnte auch dazu kommen, dass er einfach in seiner Wohnung umkippe und dann sei ja anscheinend nicht gewährleistet, dass er augenblicklich Hilfe bekäme. Peter reagierte darauf gar nicht, es war als ob der Notarzt in die Luft redete." Ich werde sie jetzt mitnehmen," setzte der Notarzt hinzu. Wies darauf hin die beiden Helfer an, ihn in die Mitte zu nehmen, woraufhin sich Peter wehrte.

Wenn Verdacht auf Lebensgefahr bestehe, wurde er aufgeklärt, seien sie berechtigt ihn mit zu nehmen, erklärte der Notarzt noch. Peter weigerte sich weiterhin. Ihm gehe es gut und er komme nicht mit. Da griff die Polizei ein und erklärte ihm, nach niedersächsischem Recht dürfen sie das. Er drehte sich um und wollte die Tür wieder schließen und warf über die Schulter allen hin, er sei Hesse, daher würde für ihn das Gesetz nicht gelten.

Ein Polizist war schneller, hatte den Fuß in der Tür, bevor er sie schließen konnte und meinte lapidar, dass er sich derzeit in Niedersachsen befinde, dann griffen sie zu, er wurde festgebunden die Treppe hinuntergeführt. Mir fiel dann noch ein, dass er zwei Katzen habe ... man die Wohnung jetzt also nicht abschließen könnte. Die Polizei, Jörn und ich gingen in die Wohnung und da kam die nächste Überraschung ans Tageslicht.

Die Katzen wurden nicht gefunden, aber ... im Bad, in der Dusche waren Berge von leeren Wodka- und Aquavit Flaschen. Unter der Couch, wo die Polizisten nach den Katzen suchten, dasselbe. Um den Wäschekorb in seinem Schlafzimmer, wo ich nie drin war, Flaschen und drum herum drei Flaschenstapel bis hin zum Bett und darunter ebenfalls. Die Polizei öffnete den Kleiderschrank, leere Flaschen purzelten ihnen entgegen.

Man hat ihm nichts angemerkt, keine Fahne nichts. Ich war fassungslos. Und ich kam damit nicht zurecht. Klar ich hatte auch meine Blackouts gehabt, bei Partys und ich will nicht wissen, was dabei passiert ist. Aber die waren übersichtlich und an einer Hand abzählbar. Aber womit ich hier konfrontiert wurde ... das war unvorstellbar für mich. Jörn war ebenso überrascht. Es hat wohl drei Tage gedauert, bis sie ihn untersuchen konnten im Krankenhaus, da der recht hohe Alkoholspiegel erst einmal gesenkt werden musste. Seine Eltern, die ich danach anrief, fielen aus allen Wolken. Es stellte sich außerdem heraus, dass er schon seit drei Jahren exmatrikuliert war und den Studenten nur der Form halber noch vorspielte.

Etwa ein halbes Jahr später ging ich nach Berlin. Das gute Verhältnis, was wir zuvor hatten, bekamen wir nicht mehr hin. Ich konnte irgendwie auch nicht ins Krankenhaus gehen, um ihn zu besuchen. Da war eine Blockade in mir, die das verhinderte.

- In meiner Familie, so sehr ich auch immer über diese lästerte, war Alkohol kein Thema gewesen. Meinen Vater habe ich, wenn es hoch kam, dreimal betrunken erlebt, aber da war er nur lustig und ging ein bisschen mit Wellengang, aber sonst… Weder Opa noch Oma väterlicherseits hatten das praktiziert, auch wenn Oma immer von ihrem Klosterfrau Melissengeist oder später dann von ihrem Chantre zum Schlafengehen ein Gläschen trank, es war kein Thema, es war dafür auch kein Geld da, dass man dem Alkohol in einem solchen Maße frönen konnte. Mein Großvater mütterlicherseits hat allerdings mit seinem Bruder viel Geld in dem Gasthaus nebenan gelassen. Das bekamen wir aber nur so am Rande mit, da wir ihn recht selten zu Gesicht bekamen.-

Jörn und auch meine Schwester, die ihn mal kennengelernt hatte, haben Peter jedoch besucht. Beide haben mir auch einen Vorwurf daraus gemacht, dass ich es nicht tat. Trotzdem, es ging nicht. Dann erzählte mir meine Schwester irgendwann, dass er gestorben sei, etwa anderthalb Jahre nach meinen Wegzug. Auch der Anwalt, der unter uns gewohnt hatte, war inzwischen ausgezogen. Ich habe vor ein paar Jahren mal mit ihm telefoniert und wir sprachen über Peter. Auch er bestätigte, dass er gestorben sei .Ich fragte mich damals immer wieder, warum habe ich das nicht gemerkt. Ich hatte, wenn ich gekocht habe, immer Wein zum Essen ausgeschenkt, er ihn auch getrunken, aber nicht so viel, dass es das auslösen konnte, was dann passierte. Er ist ja sogar noch Auto gefahren . Es war alles unbegreiflich.

Probleme, die ich mit meiner eigenen Familie, also meinem Elternhaus hatte, habe ich bereits in meinem Buch "Seele entrümpeln" geschildert, aber auch nette Erinnerungen in meinem DEZEMBER Buch.

Duo Monza (Dieter Bohlen und Holger Garbode)

https://www.youtube.com/watch?v=SpJczcyrgdA

Andreas Cramer alias Holger Garbode

https://www.youtube.com/watch?v=M0isAcUL7jc


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Erinnerung aus dem Arbeitsleben

Einmal Samstag war die Baustoffabteilung zu knapp besetzt, das hieß, einer von uns musste den einen oder anderen Lieferschein schreiben. Da wollte jemand Spielsand haben, fragte telefonisch nach. Ich:" Ja, kein Problem". "Können sie den heute noch liefern?"" Klar," meinte ich," es sind auch heute Fahrer da, ich werde das gleich persönlich klären, 14:00 Uhr. das dürfte gehen."

Ich schrieb den Lieferschein, begab mich ins Lager, um einen Fahrer ausfindig zu machen, der guckte auf den Schein, guckte mich an." Samstags wird der Kipper nicht eingesetzt." Ich: "Und was heißt das jetzt?" Er: "Abschaufeln, und ganz ehrlich meine Liebe, dazu habe ich heute keine Lust, das musst du dann machen, ich fahr dich hin, du schaufelst das ab und ich bring dich dann noch zu Hause vorbei.

"ICH???? ich schaute ihn überrascht an." Kein Kipper," sagte er," und zwei Kubikmeter sind schon mal eine Ansage." Ich schluckte. Er meinte das wirklich ernst. Er hat mich nach meinem Feierabend zum Kunden gefahren, ich in meinen High Heels auf den Wagen, Schaufel wurde mir hoch gereicht. Da stand ich nun vor diesem Berg Sand.

Vorher hatte ich überhaupt keine Vorstellung davon gehabt, wie viel zwei Kubikmeter sind. Der Nachmittag war gelaufen. Die Pläne, die ich hatte, konnte ich alle fallen lasse, ich war fertig. Fix und fertig. Der Fahrer saß da locker auf einem Stuhl, rauchte und ich lud ab. Schaufel um Schaufel.

Nach einiger Zeit meinte er dann gnädig, dass er jetzt weitermacht. Ich könnte aufhören. Er wollte mir nur mal eine Lektion erteilen, dass ich so etwas nicht wieder verspreche. Habe ich auch nicht wieder gemacht. Aber ich habe mir auch nicht helfen lassen. Ich habe alles abgeladen. Allein. Das hat mir viel Hochachtung bei den Lagerleuten gebracht. Denn klar, dass diese Geschichte ihre Runde machte.

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Revanche

Ich hatte genau ausgerechnet, wenn der Bus pünktlich war, wann ich an der Bushaltestelle stehen müsste, um pünktlich in der Firma zu sein. Der Bus hielt schließlich davor. Vor allem, dass ich natürlich auch noch ein bisschen Luft hatte, und nicht auf den allerletzten Drücker, etwas was ich hasse wie die Pest, eintreffe.

Da musste ich aber den einen Morgen noch zur Post, gut die lag auf dem Weg. Meine Uhr zeigte 8:30 Uhr an. Die in der Post 8:29Uhr. Der Typ dahinter machte nicht auf. Andere, die ebenfalls warteten, murrten. Seine Uhr schien noch eine andere Zeit anzuzeigen, als die, die bei der Post hing. Er öffnete nicht. Ich kochte. Als meine Uhr 8:35 Uhr anzeigte, öffnete er. Ehrlich ich war danach ein bisschen zickig, ich gebe es ja zu.

Bekam aber, weil ich danach flitzen musste, den Bus noch - war daher pünktlich. Die Revanche kam bald darauf. Ein Samstag. Die Kollegen ließen sich Zeit mit dem Kommen. Ich war zeitig dagewesen, saß an meinem Platz, überprüfte noch ein paar Aufträge. Da klopfte jemand auf den Verkaufstresen. Mein Blick ging hoch und siehe da, den kannte ich doch. Der Mann, dessen Uhr nicht richtig ging, der Mann von der Poststelle. Ich ignorierte ihn also.

Das Klopfen auf den Tresen wurde lauter und er sprach mich jetzt auch an, er brauche ... Ich schaute hoch, sah ihn an und erklärte ihm, meine Arbeitszeit beginne um 9:00 Uhr, jetzt sei es 8:45 Uhr. Er müsse daher noch warten. Wie sie wollen mich ... jetzt wirklich hier eine Viertelstunde warten lassen." Ja," entgegnete ich." Will ich. Wie gesagt, meine Arbeitszeit beginnt um 9:00 Uhr." Sie sind aber doch schon hier und er brauche dringend ...

Er schaute sich um, die anderen Kollegen waren noch nicht da, ich war wirklich auf weiter Flur allein. Solche Momente muss man einfach auskosten. Normalerweise, wenn da ein anderer gestanden hätte, hätte ich diesen bedient. Keine Frage, nur hier, das war mein spezieller Fall, der sollte seine Lektion bekommen. Er versuchte es wieder und wieder. Ich blieb stur. Punkt 9:00 Uhr nach meiner Uhrzeit trat ich an den Tresen und fragte, was er denn wollte. Konnte es mir aber nicht verkneifen ihm zu erklären, warum ich so gehandelt habe. Als er die Treppe dann runter ging, kamen die Kollegen auch so langsam zum Dienst.

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Fettnäpfchen

Fachlich war ich in dieser Baustoffhandlung gut. Ich hatte mir alles selbst angeeignet. Ich musste nur als Kontrast zu dem vorigen, Teppichboden verteufeln und Fliesen lobend als Bodenbelag verkaufen. Beratung war etwas, was mir sehr lag. Für Trends hatte ich damals nicht nur modisch ein Händchen, sondern auch für die Dinge, die für die Innenraumgestaltung angesagt waren. Nach relativ kurzer Zeit hatte sich mein älterer Kollege, der lieber die Listen kontrollierte, statt zu verkaufen, weil er dabei auch seine geliebten Landser Heftchen lesen konnte, angewöhnt, wenn jemand mit einer Fliesenscherbe kam, ihn zu mir zu schicken.

Alle deutschen Fliesenwerke haben unterschiedliche Merkmale, so dass man da schon den ersten Schritt zur Bestimmung machen konnte. Wenn dann jemand kam, der eben noch einmal ein paar Fliesen brauchte, die er vor zehn oder mehr Jahren gekauft hatte, die der Kollege eigentlich noch kennen könnte, die habe ich meistens irgendwo aufgetrieben. Schnell hatte ich mir unter den Vertretern und den Mitarbeitern, bei denen wir die Fliesen bestellten, ein kleines Netzwerk aufgebaut, so dass man da gezielter nachfragen konnte.

Wir führten die Bestellung damals noch mit einem Telex aus ...huch ja, das gibt es auch schon lange nicht mehr. Lochstreifen .... ich tickerte das am liebsten so durch, ohne den Lochstreifen. Mein Gedächtnis war um jene Zeit so gut, dass ich wirklich alle Telex - Nummern, mit denen wir zu tun hatten, nach vier Wochen auswendig kannte. Das waren lange Nummern.

Heute funktioniert das nur mit vierstelligen PIN Nummern, drauf gucken, wenn keine vier dabei ist, ist die danach im Kopf und ich kann den Zettel wegwerfen. Ist eine vier dazwischen, dauert es vier Wochen, bis ich die Nummer dann sattelfest verankert habe.

Oder ich telefonierte, telefonieren tat ich überhaupt gern. Denn telefonieren war persönlicher, wenn man dort in den Außenstellen der Firmen mit den Mitarbeitern persönlich sprach und bei gelegentlichen Besuchen dort, wenn neue Fliesen vorgestellt wurden und wir uns die neue Kollektion ansehen konnten, diese dann eben auch zu Gesicht bekamen. Die Musterwände bei uns im Fliesenbereich betreute ich gewissenhaft.

Also hier war ich sicher, konnte mich daher auch mal etwas weiter aus dem Fenster lehnen. Selbst Baupläne ausrechnen, kein Problem. Aber dann dieser eine Tag. Ich musste rüber zum Chef mit ein paar Papieren, das war das Haus nebenan, ein Altbau. Birgit hatte draußen Kunden. Mit den Ordnern auf den Armen, betrat ich die Ausstellung. Birgit hatte vor einer Musterfliesenwand ein kleines Musterwaschbecken stehen und war einen Schritt zurückgetreten, um den Kunden nicht zu verunsichern.

Ich dachte noch so, als ich die Zusammenstellung sah. Oh Gott, das darf doch nicht wahr sein, ging weiter. Da sprach mich die Frau an:" Sagen Sie mal, wie gefällt ihnen die Zusammenstellung?" Und mir rutschte heraus:" Beschissen." Biss mir dann auf die Lippen, erhaschte noch kurz den Blick von Birgit, die wie versteinert wirkte und machte, dass ich davon kam. Ihh, verflixt, das war so ein Moment, wo ich mir gewünscht hätte, wieder so schüchtern wie einst zu sein, weil mir das dann nicht so raus geplatzt wäre. Klar dass ich mich kaum wieder zurück traute. Birgit würde mich sicher in Stücke zerreißen, dachte ich noch so. Birgit, die in dieser Firma schon gelernt hatte, die aber auch tatsächlich lieber Schriftliches machte. Mein Chef, nun trödeln sie nicht, rüber mit Ihnen. Ich verzögerte es wirklich. Hielt noch in der Baustoffabteilung an und in der Holzabteilung, um ein Schwätzchen mit den Kollegen zu halten, aber irgendwann musste ich dann doch zurück.

Niemand zu sehen. Puh. Birgit wieder im Großraumbüro. Ich setzte mich also beruhigt an meinen Platz hinter den Fliesenverkaufstresen. Da tauchte aus den Tiefen der Ausstellung dieses Pärchen wieder auf. Sie wandte sich sofort an mich und fragte, ob ich jetzt Zeit hätte, sie weiter zu beraten."

Meine Kollegin.".. fragte ich nach ...Rot geworden". Die ist im Büro verschwunden," sagte der Mann. Wieder biss ich mir auf die Lippen:" Es tut mir leid," meinte ich dann," ich wollte das nicht so sagen."" Sie haben ja Recht gehabt," schaltete sich die Frau wieder ein. "Uns fehlten nur selbst die Worte, um es zu beschreiben. Sie haben es dagegen mit einem Blick darauf über die Schulter auf den Punkt gebracht." Eine fatale Situation.

Mit Birgit würde ich es hinterher klären müssen, das war klar, aber jetzt mussten die beiden beraten werden. Ich holte tief Luft und meinte dann:" Packen wir es an". Innerhalb ganz kurzer Zeit hatten wir das Richtige gefunden. Die beiden strahlten und das war die Hauptsache." So passt es", sagte sie," und sehen Sie, diesmal fehlen uns nicht die Worte." Nach dieser Beratung marschierte ich dann ins Großraumbüro, schrieb dort die Rechnung, damit sie unten an der Kasse zahlen konnten und um ihre Fliesen dann hinten im Lager abzuholen.

Anschließend ging ich noch mal ins Büro, baute mich vor Birgits Schreibtisch auf und sagte:" Entschuldigung, dass mir das vorhin so raus gerutscht ist. Das wollte ich so nicht." Birgit guckte zu mir hoch:" Haben sie denn was gefunden?"" Ja," sagte ich," die Rechnung habe ich gerade geschrieben, sie holen sie sich gleich noch im Lager ab."" Na dann ist' s ja gut, wenn sie was gefunden haben," meinte sie." Birgit" ... ich druckste noch herum." Lass es gut sein, Christa, alles in Ordnung. "

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Telekom

Telekom. Ich bin selbst nach wie vor überzeugter Kunde von denen. Aber da gab es noch zu Hause, also dort wo ich mit meinem Ex-Mann wohnte, eine nette kleine Episode. Er hatte einen analogen Anschluss und ich selbst einen mit ISDN aus beruflichen Gründen irgendwann. Da er noch ein Modem nutzte, um ins Internet zu gehen, hatte er oft das Problem, nicht telefonieren zu können oder das Fax streikte, also überredete ich ihn zu dem Call & Surf Comfort- Tarif. Internet und Telefonflatrate.

Hatte er auch tatsächlich gemacht, wobei er nicht alles dazu verstanden hat. Machte nichts, bis ja, bis ich an einem Samstag vom Wochenendeinkauf zurückkam und er in der geöffneten Wohnungstür stand, ihm gegenüber eine Frau im Mini, schick und jung und die dabei war, ihm offensichtlich ein Haustürgeschäft anzudrehen. Er sah mich, fauchte mich an ...er müsse jetzt auf der Stelle wissen, was er für einen Tarif habe, denn ihm sei hier ein sensationelles Angebot gemacht worden.

Ich stellte die schweren Taschen ab, holte tiefe Luft und fragte," ernsthaft?"" Ja ich kann einhundertzwanzig Minuten im Monat kostenlos telefonieren und kann Internet dann so nutzen, dass ich auch telefonieren kann"." Ach," meinte ich," interessant." Ja und ... er war ungeduldig:" Was habe ich denn für einen Tarif und wie lange gilt der noch, wo steht das denn."

Ich wandte mich an diese ...Tele2 vermute ich mal. Sie nickte. Zu ihm mich hinwendend sagte ich:" Du hast den Tarif seit drei Monaten, der Vertrag gilt für zwei Jahre".

Dann wandte ich mich wieder an die Schöne und sagte:" Was Sie und ihresgleichen so an der Haustür verkaufen, das müssen meine Kollegin und ich, Tag für Tag den Kunden dann erklären, was sie da unterschrieben haben. Weil sie nicht begreifen, dass sie ab jetzt doppelt zahlen müssen. Haben Sie ihm denn erklärt, dass ihr Tarif auf seinen aufgeschaltet wird?" Sie schwieg." Wie was," fragte Hans. Ich dann:" Klar, dass dich ihr Aussehen anmacht. Männer denken ja nicht weiter. Es ist nur so, dass wenn ich jetzt nicht dazwischen gekommen wäre, du wahrscheinlich unterschrieben hättest. Nur hättest du dann deine Telefonflatrate, die dir das unbegrenzte Telefonieren im deutschen Telefonfestnetz ermöglicht, gegen einhundertzwanzig Minuten eingetauscht. Hättest aber den Betrag trotzdem weiter zahlen dürfen, weil du einen Zweijahresvertrag hast."

Griff dann wieder nach meinen Taschen und bin durch die Gasse, die die beiden dann machten, in die Wohnung rein. Über die Schulter ihr noch hinwerfend, dass ich für die Telekom arbeite und dummerweise daher Bescheid wüsste, was diese Dinge beträfe. Die Lady klingelte beim nächsten Nachbarn.

Hans kam wieder in die Wohnung rein und begann doch allen Ernstes mir Vorwürfe zu machen, betreffs meines Auftretens vor der Tür, so von wegen, wie habe ich ihn denn hingestellt." Weißt du," fuhr ich herum," ich ärgere mich jetzt auch darüber. Das Beste wäre gewesen, ich hätte nichts gesagt und dich dadurch auflaufen lassen. Denn du hast dich von Blondlöckchen und Mini einwickeln lassen. Dann hättest du eben doppelt bezahlt. Ich hatte dir alles zu deinem Tarif erklärt. Du hast nicht zugehört und die Auftragsbestätigung einfach weg geheftet." Er fuchtelte mit den Papieren ...du, du, du..." Ja ich," erklärte ich ihm," habe davon im Gegensatz zu dir Ahnung".

Abends an seinem Stammtisch sprach er das natürlich an und natürlich meinen Auftritt dazu. Diesmal wurde er jedoch ausgebremst, denn eine ehemaligen Telekombeamtin saß mit ihrem Mann auch an diesem Stammtisch und die bestätigte wohl, was ich gesagt hatte. Soviel dann noch einmal zu dem Geisterfahrersyndrom, was mein lieber Schwager per Ferndiagnose bezüglich meiner Wenigkeit festgestellt hatte.

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Verlegenheitsmomente

Ein anderes Erleben, im Sommer, Hans und ich hatten uns überraschenderweise in einem seiner üblichen Treffpunkte getroffen. Eine lockere Stimmung war da und kurze Zeit später tauchte Sybille auf. Ich wusste, er hatte ihr ein paar Tage zuvor Pflanzen und Erde für Ihren Balkon in den vierten Stock ohne Fahrstuhl hochgebracht. Sie war auch jene, die er mit einem Kuss begrüßte, als ich über Verschwundenes (Buch: Weißt du noch ...? ) erzählte, von meinem Erlebnis mit den Scherben im Essen.

Sybille und ich kannten uns seit einer Zeit, als der damals noch existierende Suppenkasper hier in der Motzstraße war. Sie arbeitete in einem Unternehmen, bei dem rund vierhundert Mitarbeiter fast ausschließlich männlichen Geschlechts arbeiteten, als deren Vorgesetzte. Das war sicher nicht immer ganz einfach. Jedenfalls bekam ich von Hans, der damals ja mit bekam, wie sie und ich uns anfreundeten, zu hören, das ist eine Alkoholikerin, gib dich mit so einer nicht ab.

Als ich schwanger wurde, war ich nicht mehr mit in den Bistros oder Kneipen. Die Rauch geschwängerte Luft tat ich mir nicht an. Das war dann jene Zeit, als Hans die Freundschaft mit Sybille übernahm. Jetzt war sie unter dem Gesichtspunkt taffe Frau vermerkt. Sie gab öfter einen aus, also war sie auch keine Alkoholikerin. Tja .... Die Zeiten änderten sich. Sie gehörte zu seiner Stammtischtruppe.

An diesem Tag waren wir jedoch alle recht relaxt. Unterhielten uns gut. Irgendwann tauchte Timo auf und setzte sich zwischen uns. Sie hatte mir zu seiner Geburt ein Tragetuch geschenkt, ich wollte damals keinen Kinderwagen. Das hat auch Andrea noch genießen können. Timo hörte eine Weile zu, dann meinte er plötzlich:" Papa sagt immer zu Mama, dass du eine Alkoholikerin bist."

Man hätte meinen können, die Welt steht einen Augenblick still. Tat sie aber nicht. Hans sah seine Felle wegschwimmen, was Freibierrunden ausmachte, und versuchte in seiner typischen Art die Situation zu retten." Was erzählst du denn da für einen Blödsinn," fuhr er Timo an. Sybille saß immer noch wie erstarrt da. Ich hatte mein Ginger Ale Glas an den Lippen und war neugierig, wie es weiterging".

Hast du gesagt", antwortete Timo ruhig." Mama kann das bestätigen."" Ich weiß nicht," versuchte es Hans wieder," was er da erzählt. So etwas habe ich nie gesagt."" Lass man stecken," sagte Sybille da," Kindermund tut Wahrheit kund.

"Stimmt," warf ich jetzt ein. Wollte Timo damit unterstützen." Weißt du Sybille, das hat er schon zu mir gesagt als wir beide uns kennenlernten und gut verstanden, das legte sich erst, als ich dank der Schwangerschaft mit ihm," ich zeigte auf Timo," nicht mehr mit euch herum saß. Da wurdest du von ihm als taffe Frau deklariert, wenn ich jetzt jedoch mal nach dir frage, dann kommt schon mal wieder von ihm, dass du Alkoholikerin bist. Da nehmt ihr euch sicher beide nicht viel in dem Punkt. Und ich denke mal, dass du in deinem Job sicher gelegentlich mal einen Ausgleich brauchst, um runterzukommen."

Hans schaute mich an ..".Wie blöd bist du eigentlich." Dann schaute er Sybille an ... "Das habe ich nie gesagt, ich meine ich bin es doch, Hans, der dir die Erde und Pflanzen hoch gebracht hat. Du glaubst doch nicht …

Sybille stand auf, bezahlte die komplette Getränkerechnung, streichelte mich beim Rausgehen am Arm und ging. Hans fegte hinterher. Tagelang versuchte er sie anzurufen, versuchte zu ihr vorzudringen. Nichts. Er beschwerte sich bei seiner Schwester über mich, über Timo.

Ich traf Sybille irgendwann mal auf dem Viktoria – Luise- Platz, wir sprachen ganz friedlich miteinander. Sie meinte so, sie weiß, dass sie viel zu viel trinkt. Diese Heuchelei hätte sie mehr getroffen als die offenen Worte von Timo. Dass ich mich hingegen auf seine Seite gestellte habe, fand sie stark." Ich werde wieder hin gehen", sagte sie," auch wieder am Stammtisch sitzen, auch wieder ein Bier ausgeben. Jetzt weiß ich zumindest woran ich bin. " Sie ließ ihn, Hans, noch eine Weile zappeln, dann tauchte sie dort wieder auf und alles schien vergessen zu sein.

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Unverständnis

I ch bin, bevor ich nach Berlin ging, zu dem Konkurrenz Unternehmen gegangen, nachdem die Baustoffhandlung, wo ich zuvor arbeitete, geschlossen wurde. Viele Kollegen sind gefolgt. Und dann stand dort eine firmeneigene Weihnachtsfeier an. Der ganze obere Bereich oberhalb der Fliesenabteilung wurde leer geräumt. So im Laufe eines Jahres war da immer alles hingeräumt worden und jetzt wurde es leer geräumt, diesen Part übernahm das hauseigene Putzgeschwader.

Die sorgen auch für Dekoration und Tische aufstellen und Weihnachtsbaum und Essen und Redner Tribüne. Viele Tischreihen.

Was ich nicht wusste war, dass diese nach Hierarchien aufgestellt wurden. Wer kommt denn auf so etwas. Ich ging von einem zwanglosen Abend aus. Aber nein. Ich saß an einem Tisch, wo ich noch mit Herrn Mautner zusammen saß und wollte ihn noch etwas fragen.

Da kam dann Herr Raupe auf mich zu, der auch hier mit her gewechselt war und sprach mich an, ich säße am falschen Tisch. Die Fliesenabteilung säße da vorn. Wie da vorn, ich war irritiert." Nun," so erklärte mir Herr Raupe," die erste Tischreihe, das ist die Reihe der Firmeneigentümers samt Familie, dann kommt die Lohnbuchhaltung samt Buchhaltung, dann die Fliesenabteilung, dann die Baustoffabteilung, die Holzabteilung und so weiter" Ich säße hier bei den Lagerarbeitern und Fahrern, also am falschen Platz.

Nach diesem kam übrigens noch der Tisch mit dem Putzgeschwader, die das alles hier hergerichtet haben. Ich schaute Herrn Raupe an, dann Herrn Mautner, musste daran denken, wie jener sich jetzt wohl fühlte, denn die beiden fuhren in einer Fahrgemeinschaft. Die beiden hatten schon in Hardegsen zusammengearbeitet, wo Herr Raupe auch mal als Lehrling unter Herrn Mautner angefangen hatte. Ganz ruhig meinte ich," ich sitze schon richtig". Und ich blieb da wirklich sitzen. Wir hörten die Rede gemeinsam an, aßen etwas und verzogen uns gegen zweiundzwanzig Uhr, um nach Hause zu fahren, jeder für sich. Das war die einzige Weihnachtsfeier, die ich dort mitmachte, bei der nächsten sah ich zu, dass ich krank war.

Immerhin war Herr Mautner all die Jahre, die ich in der anderen Baustoffhandlung war, immer nett und hilfsbereit gewesen. Zum Beispiel, hat er die Beteiligten zwischendurch abgefüllt mit diesem Lumumba .. .also Kakao mit Rum, immer dann, wenn wir an unsere klammen Fingern verzweifelten, wenn der Kugelschreiber nicht schrieb, weil es eben arschkalt war und wir draußen Inventur machten. Ziegel zählen, Rohre zählen und was sonst noch so draußen stand. Dann selbst in der Fliesenhalle, die nicht geheizt war, die einzelnen Fliesen zählen, wenn die Kartons schon geöffnet waren.

Schlimm wurde es für mich, wenn ich auf eine Palette musste, die mit dem Gabelstapler immer höher gehoben wurde, so dass ich eben auch in der fünften Reihe, also ganz oben, in das Regal krabbeln musste, um zu zählen. Das bei meiner Höhenangst. Herr Mautner suchte eben auch nach einzelnen Fliesen einer bestimmten Farbcharge, wenn man ihn darum bat. Deswegen war es für mich selbstverständlich, keinen Unterschied zwischen ihm, den Fahrern und meinen anderen Kollegen in der Baustoffhandlung zu machen. Ich sah alle immer als gleichberechtigt an. Machte keine Unterschiede.

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In diesem hier beschriebenen Job habe ich die erste Erfahrung mit dem Gewerbeaufsichtsamt gemacht und mit Harald Glööckler,

Jobs ... Die Erinnerungen sind nicht chronologisch, sondern so wie sie mir gerade eingefallen sind - ich weiß …

Die Kinder waren aus dem Gröbsten raus, da zog es mich doch wieder in die Arbeitswelt zurück. In meine alten Jobs kam ich nicht mehr, also hieß es umzudenken. Zuerst nahm ich die Möglichkeit der Post an, in der Verteilung zu arbeiten, bei einem Postamt in der Nähe. Verteilung heißt, die Briefe vor zu sortieren in die entsprechenden Straßen und Postleitzahlbezirke, sowie Postfächer und jene, die nicht ins System fallen. Das ging so von November bis Ende Januar. Dafür brauchte ich ein polizeiliches Führungszeugnis. Es begann früh. Früh hieß, von fünf bis neun, manchmal auch bis neun Uhr dreißig. Wurde sehr gut bezahlt. Mit dem frühen Aufstehen hatte ich nie Probleme.

Danach suchte eine Bäckerei in der Güntzelstraße für drei Tage in der Woche jemanden. Der Laden war so klein, dass nicht einmal eine Toilette dort war. Wir, die Kollegin und ich mussten, wenn der Bedarf da war, den Laden kurz abschließen und dann bei der Eduscho Filiale die gleich nebenan war, auf die Toilette gehen. Die Damen dort wussten Bescheid. Das heißt, an sich hatten wir auch keinen Frühstücksraum, denn der klitzekleine Raum reichte gerade um unsere Garderobe abzulegen, ansonsten war da nur ein Kühlschrank. Und ein Tisch, auf dem die belegten Brötchen zurecht gemacht wurden.

Einmal bekam ich an einem Tag, an dem ich keinen Dienst hatte, einen Anruf von der Kollegin, die sagte:" Du musst kommen, wir müssen den Laden tipp topp saubermachen, auch den ganzen Tresen. Das Gewerbeaufsichtsamt hat sich angekündigt vorbei zu kommen und zu kontrollieren. "

Fragezeichen in der Luft. Oh ja, die hatte ich auch. Ich musste zu Hause einiges umorganisieren, dann bin ich dahin. War ein sehr langer Tag geworden, denn so gründlich, wie wir da saubergemacht haben, muss das lange nicht passiert sein. Bis dahin dachte ich immer, das Gewerbeaufsichtsamt kommt einfach so vorbei und kontrolliert, nicht das es sich anmeldet für eine bestimmte Zeit. Das geht an sich nicht. Das nenne ich echt eine Farce.

Vor allem wenn man bedenkt, dass der Bereich, wo unsere Garderobe hing, nur so breit war wie ein Kühlschrank, also links und rechts je ein Kühlschrank und ein schmales Regal, auf dem die Brötchen für den Ladenbereich zubereitet wurden. Und eben die Toilette im Nachbargeschäft, dass das alles nicht moniert wurde, das ist so unglaublich.

Dann tauchte eines Tages ein merkwürdiger Typ da auf. Also er stand mit einem Mann vor dem Tresen. Grüßte nicht, sprach nicht. Zeigte nur auf die Dinge, die er haben wollte, dabei ließ er den Zeigefinger extra kreisen, um dann wie gestochen auf das Teil, das er auserkoren hatte, zu weisen und ließ den Mann, der zwei Schritte hinter ihm stand, bezahlen. Dieser andere trug ähnlich wie ein Kleiderständer, über den angewinkelten Arm eine zusammengelegte Jacke.

Nahm dann das Kuchenpaket und schritt wieder zwei Schritte hinter diesem anderen merkwürdigen Typen hinaus. Eine Stammkundin, die kurze Zeit später ihren täglichen Kaffee hier trank, fragte ich nach diesem Kunden." Wie, Sie kennen ihn nicht?" fragte sie überrascht. Ich:" Nein, sollte ich?" " Das ist Harald Glööckler," erklärte sie, ein etwas exzentrischer Modeschöpfer. Achten sie mal drauf, wenn er hier flaniert, manchmal ganz in Silber oder in Gold mit Umhang." Also so ein Typ wäre mir sicher aufgefallen, aber bis dato hatte ich ihn echt noch nie gesehen.

Da habe ich etwa ein Jahr gearbeitet, bis eben viele Filialen geschlossen wurden.

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Friseur - Kosten

Mir ist da zu guter Letzt noch eine Sache eingefallen. Etwas, worüber ich mich immer wieder ärgere. Nämlich, dass es diese Preisunterschiede zwischen Männer- und Frauenhaarschnitten gibt.

War beim Friseur, den es mittlerweile nicht mehr gibt, sitze da und werde vom Gesellen bedient, während der Meister sich um den Herrn kümmert, der neben mir Platz genommen hat. Der Typ, ich habe kurz rüber geguckt, hat genauso lange Haare wie ich, nämlich schulterlang. Und der lässt sich wie ich die Spitzen schneiden und sonst die Stufen nachschneiden. Wir bekamen beide eine Haarwäsche mit Spülung.

Ich fragte den, der mich bearbeitete:" Warum muss ich als Frau mehr bezahlen für die gleiche Leistung?" Bekam wirklich eine unglaubliche Antwort, nämlich: " Frauen wollen unterhalten werden." Ich war sprachlos, aber nur einen Moment, dann wollte ich eine der Zeitschriften für den Rest der Behandlung an meinem Kopf. Der Typ neben mir unterhielt sich mit dem Meister. Meine Rechnung war trotzdem 20€ höher. Ich gab an dem Tag kein Trinkgeld, so wütend war ich. Bei nächster Gelegenheit sprach ich das aber bei dem Meister an." Es ist so," sagte er, er kann da nichts machen.

Grrr. Gleichberechtigung sieht anderes aus. Frauen verdienen immer noch weniger als Männer, aber beim Friseur dürfen sie mehr zahlen. Das passt nicht.

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Nachwörter sind immer ein wenig melancholisch

Mich gibt es eben nicht am Stück, sondern eher Portions- oder Häppchenweise.

Dürfte auch bekömmlicher sein ;-)

Erinnerungen sind gut weg gepackt in einem Gedankenkoffer, manchmal öffnet man diesen und schaut mal drüber hinweg oder kramt nach verschiedenen Sachen ..

Diese vorangegangenen Sätze stammen von meiner persönlichen Website: https://christa-helling.de/

Und ja, es ist so. Erinnerungen sind manchmal so etwas wie Klötze am Bein, die es einem schwerer machen, weiter zu kommen.

Manche ziehen einen runter, bei manchen erwacht der alte Trotz wieder. Andere lösen Schamgefühle aus, Unverständnis auch über das eigene Verhalten. Warum, warum habe ich nicht anders reagiert? Warum bin ich nicht eher gegangen? Ausreden gibt es immer, da mache ich mir heute nichts mehr vor. Irgendwie hätte ich es schon geschafft. Aber dieses Biest, dieser innere Schweinehund, der war nicht zu bezwingen, nicht zu jener Zeit.

Nicht zu vergessen, es gibt auch noch eine Seite, von der ich noch nichts erzählt habe und die hat es auch noch einmal in sich. Nur für diese ist die Zeit noch nicht reif. Diese Seite hat weniger mit Schmerz zu tun, wie ich ihn gerade versuche los zu werden, sondern mit allzu menschlichem Fehlverhalten. Den Weg, diese Zeit nicht zu beschönigen, den versuche ich gerade noch zu finden. Es kann ein Weilchen dauern ... und wie eingangs schon gesagt, es ist besser, mich Portions- oder Häppchenweise serviert zu bekommen.

Es heißt so oft, alles im Leben hat seine Zeit. Schön und gut, aber Zeit kann so schmerzhaft sein. Wie viel erträgt man, wie viel verschweigt man? Verschweigt um wen zu schützen? Tue ich mir einen Gefallen, wenn ich vieles von dem Erlebten in mir verschließe. Oder ist das Verschweigen auch ein Schutzschild für mich, damit ich für das Erlebte nicht an den öffentlichen Pranger gestellt werde.

Kinder untereinander können grausam sein, die Öffentlichkeit ist es auch. Sich der Öffentlichkeit preisgeben, kann auch bedeuten, dass du selbst zur Zielscheibe wirst. Zu dem, was man erlebt hat, was eben heute Erinnerungen sind, muss man nicht noch unbedingt von anderen dafür verurteilt werden.

Jeder trägt seinen Rucksack voll Schicksal mit sich herum und keiner möchte, auch nicht ansatzweise, seinen gegen einen anderen tauschen, man weiß ja nicht, was in diesem steckt. Nicht jede Entscheidung die man im Leben trifft, ist eine gute Entscheidung, nur das offenbart sich erst später, nicht immer in dem Moment wo sie fällig ist.

Daher bitte ich die Lesenden daran zu denken, nicht die sprichwörtliche Lanze über mein Leben zu brechen.

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Rückentext

Man kann sicher viele Dinge, die in meinem Leben passiert sind, nicht verstehen. Kann ich auch nicht, wenn ich so zurückblicke. Nur es ist geschehen und ich muss damit leben. Das Steuer herum reißen, die Zeit zurückdrehen, all das ist unmöglich.

Rückblicke geben uns eine andere, eine neutralere Sichtweise auf das Geschehene. Konfrontieren uns durch die Erinnerungen von Zeit zu Zeit mit der eigenen Vergangenheit, mit unseren Unzulänglichkeiten.

Vieles aus meiner Kindheit wollte ich nicht so weitergeben, wie es bei uns an der Tagesordnung war: Dass man vor den Leuten runter gemacht, ausgeschimpft wurde, schien diese nicht zu stören. Auch die sofort eingesetzten Ohrfeigen waren an der Tagesordnung, ebenso wie das übers Knie legen oder wie mein Vater es ausdrückte, wir beide fahren jetzt eine Runde Schlitten. Bei den schönen, verschneiten Wintern war das an sich eine schöne Idee, von den Eltern beim Sonntagsspaziergang gezogen zu werden, das hatte im Gegensatz zu seiner Aussage wirklich Spaß gemacht. Seine Schlittenfahrt war jedoch immer nur mit mir verknüpft.

Das Leben macht aua, aber so was von... Kontaktabbruch. Letztens las ich in der Lisa von einem ähnlichen Fall. Es passiert also nicht nur mir. Ich habe wie beschrieben auch immer große Abstände zu meinen Eltern gehalten, kann das daher teilweise nachvollziehen. Aber so gar nichts zu erfahren, das ist schon hart. So ganz ausgeschlossen zu sein aus einem Leben, dass man jemandem geschenkt hat, auf das man sich gefreut hat und dem man alle Liebe der Welt gegeben hat, sogar die schlaflosen Nächte und dem so viele Ängste, Sorgen vorangegangen sind. Seine Entscheidung.

Beim Auszug meiner Tochter habe ich das Gefühl gehabt, innerlich zu verbluten und gleichzeitig zu erstarren, wir haben sporadischen Kontakt. Nach Timos Entscheidung sind es stille Blutgerinnsel, sowie ein wehes Ziehen.

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Christa Helling

Erinnerungen So fern und doch so nah

ISBN: 9783750250178

272 Seiten

12,50 €

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Über die ISBN Nummer kann es in jedem Buchladen bestellt werden. Ist dann auch innerhalb von 2 Tagen erhältlich und spart den überflüssigen Papiermüll.

https://www.amazon.de/Erinnerungen-So-fern-doch-nah/dp/3750250170/ref=sr_1_3?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&keywords=christa+Helling&qid=1578420739&sr=8-3

Erinnerungen .. .hm, beginnen meist mit den Worten

Weißt du noch ….?

Lese - Kost - Proben

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