Читать книгу Mentale Überhitzungen - Christa Schyboll - Страница 4

Sprüche zum Hinter-die-Ohren-schreiben

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Handschellen fesseln die Hände; Maulschellen aber nicht das Maul.

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Die Theorie des Humanismus ist der Praxis des menschlichen Handelns seit Jahrtausenden voraus.

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Auf dem Glatteis des Lebens rutscht nur der ohne Brüche, der ein Korsett trägt mit Stäben aus geistiger Frische.

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Mäßigen Sie bitte Ihre Intelligenz! Sie wollen es doch noch zu etwas bringen – oder?

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Wahrheit unterliegt keinem Verfallsdatum!

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Revolutionäre Forderungen haben in Zeiten friedlicher Gestimmtheit die Kraft einer Fehlzündung.

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Das Endziel zwischenmenschlicher Kommunikation wird sein, keine Nachricht mehr zu versenden, sondern selbst die Nachricht zu sein, ohne sich dafür noch in irgendeiner Weise auf den Weg machen zu müssen.

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Manchmal muss man gehen, um sich nicht zu entfernen.

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Ist das Schicksal im Spiel, braucht man niemanden und nichts zu suchen, sondern wird gefunden.

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Viele Menschen sind unentwegt damit beschäftigt, die Bilder der Vergangenheit den Perspektiven der Gegenwart anzupassen, statt mit den inneren Bildern schon einmal die Zukunft im Jetzt zu verändern.

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Versteht man einen Witz nicht, muss es nicht immer der Witz sein, der dabei der Dumme ist.

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Die Tatsache, das Wichtige vom Montag am Mittwoch für nichtig zu erklären, deutet nicht zwangsläufig auf eine sprunghafte Natur, sondern unter Umständen auf die geniale Fähigkeit schneller Erkenntnis, die spontan Prioritäten verschieben lässt.

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Sterben will genauso gekonnt sein wie Leben.

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Für einen verstellten Blick braucht man kein Augenleiden.

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Das Niveau der Kritik spricht sich auch über das Niveau des Kritikers aus.

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Die Tragik einer jeden wahren Lichtgestalt ist es, dass sie sich nicht im Schatten verbergen kann.

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Die lokale Bösartigkeit im einzelnen Menschen hat die innewohnende Tendenz, zur globalen Feindseligkeit auszuufern.

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Der beste Master-Abschluss garantiert noch lange keinen Karrieresprung, sofern eine Barriere aus fataler mentaler Trägheit im Vorstellungsgespräch dominant hervorprescht.

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Es gibt keine Dummheit, die nicht von einem Menschen bedient wird.

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Sind besondere »Momente« jene Augenblicke, die Kürze suggerieren und Ewigkeiten meinen?

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Die Dekadenz schlendert im Gewand einer gierigen Lust durch die Straßen der Illusion, derweil ein innerer Ernst im Weltenwerden sich schüchtern nur durch Nebengassen drückt.

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Tiefsinnige Gedanken sollte man klugerweise so positionieren, dass sie nicht durch das löchrige Gitter der allgemeinen (Un-)Aufmerksamkeit des zerstreuten Vorgesetzten fallen.

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Wollen dich die Pechsträhnen nicht verlassen, dann dreh den Spieß um und verlass selbst die Pechsträhnen.

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Moralische Festigkeit gehört zu den Stiefkindern im Repertoire der bisherigen menschlichen Entwicklung.

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Wer die kleinen Freiräume des Alltags noch verteidigen muss, mag sich zwar in kleinen Räumen befinden, die jedoch nie wirklich frei waren.

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Wer bei seinem Vorstellungsgespräch die falsche Art von Intelligenz zur richtigen Zeit platziert, kann von Glück sagen, wenn der Personalchef dann im rechten Augenblick mit der Interpretation des Gehörten vollkommen daneben liegt.

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Die konsequente Nichtbeachtung von Regeln und Vorschriften führt relativ schnell zu ihrer Abschaffung, weil die konsequente Verfolgung ihrer Nichtbeachtung zu teuer würde.

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Wenn sich die Leere im Kopf auf die Jagd nach der Nachdenklichkeit macht, sollte man sich auch von zaudernden Chefs nicht aufhalten lassen.

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Während das Eis der Gletscher mehr und mehr schmilzt, türmt sich der Eisberg des knallharten Ressourcenpokers der Großmächte immer höher auf.

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Die Wahrheit ist ein Grundpfeiler unserer menschlichen Spezies, die auch für unsere geistige Evolution unverzichtbar ist.

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Scheinbar Unmögliches erreicht man nur dann, wenn man es paradoxerweise mit der gegebenen Realität weise zu verknüpfen weiß.

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Das lüsterne Spiel mit der Macht ist besonders fein gewürzt, je genauer man weiß, was alle anderen nicht wissen.

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Zündende Ideen verbrennen nicht.

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Schlimme Ereignisse sollten uns nicht verführen zu denken, es könne nicht noch viel schlimmer kommen.

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In den Stunden des nackten Entsetzens tropfen die Sekunden wie langsam fließender Honig in die Gegenwart.

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Wer das versteht, was eigentlich nicht gemeint war, meint am Ende, das Richtige falsch verstanden zu haben, sofern er keine Bestätigung über die Richtigkeit seines Denkumweges erhält.

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Wenn du dich am sicheren Ufer fühlst, kann es sein, dass der Strom sein Bett schon wieder verändert hat.

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Legenden überleben deshalb so lange, weil sich ihre Inhalte durch ungenaue Übertragung flexibel verändern.

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Mit stürmischem Elan werden die letzten Tabus gebrochen. Die Erde zittert dabei in ihren Festen und gibt dabei zum Besten, wie sie zurückschlägt und lässt dabei Stürme toben, Eisberge schmelzen und Vulkane kochen.

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Die Existenzberechtigung eines kühl kalkulierenden rationalen Denktypus ergibt sich aus der Notwendigkeit, dass jemand da sein muss, der im Falle einer spontanen Massenhysterie ganz sachlich und klar den Urin aus dem Schuh der schier Verzweifelten schüttet.

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Frühzeitig angelegten, nicht unerheblichen Vorrat an Ärger und Wut sollte man dann erst geballt herauslassen, wenn man dabei weder die Figur des Helden noch die des Schwachkopfes anvisiert, sondern lediglich die eigene Authentizität.

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Zwanghafte Menschen stehen oft unter dem Zwang, jenen Zwang auf keinen Fall verlieren zu dürfen, damit sie sich nicht zwanghaft einen neuen Zwang aufzwingen müssen, zu dem sie zwar keiner zwingt, aber mit dem sie zwanghaft verbunden sind.

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Neunmalkluge Menschen sind vor allem für eine besondere Intelligenzleistung zu loben: Wenn sie es schaffen, irgendwie bis zu ihrer eigenen Verwirrung vorzudringen.

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Viele Menschen sind allein unter anderen Menschen einsamer als mit sich selbst.

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Mit entsetzter Faszination liest du in den News der Welt, dass diese sich dem Untergang verschrieben hat und diesen Crash bilateral auf Konferenzen bürokratisch zu den Akten legt.

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Die Wissenschaft von der Naivität der Mitmenschen hat ihr dreigeteiltes Headquarter in der Psychologie, der Werbewirtschaft und Religion zugleich aufgeschlagen.

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Das Empfindlichste aller Etwasse ist die Zukunft, die sich einfach noch nicht entschieden hat, welche der vielen Möglichkeiten sie in der Gegenwart als Realität wahrzunehmen gedenkt.

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Man sollte Kritiker mit ihrer Kritik an einem Werk exakt auf dem gleichen Niveau kritisieren, das sie selbst als Maßstab für ihre Kritik einsetzten.

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Sachkompetente und faire Kritik ist herzlich willkommen, sofern sich der Kritiker nicht damit nur selbst will besonnen.

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Kritik mit einem zersetzenden Charakter ist nur sinnvoll dort, wo ein wahrhaft schlechtes Werk endlich seinen letzten Todesstoß braucht.

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Aufbauende oder zerstörerische Kritik ist auch eine Frage von eigener Kompetenz und moralischer Verantwortung.

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Die Kontraste zwischen Kritik, Urteil und Meinung erfordern einen scharf denkenden Geist für feinstes Unterscheidungsvermögen.

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Nichts ist peinlicher als die Kritik eines Kritikers, der den von ihm kritisierten Sach-Zusammenhängen nicht einmal selbst intellektuell gewachsen ist.

Mentale Überhitzungen

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